tagesschau.de, Stand: 15.05.2020 21:11 Uhr
100 Millionen Inder haben sich freiwillig eine Corona-App heruntergeladen. Das reicht der Regierung nicht: Wer "Aarogya Setu" nicht nutzt, kann bald nicht mehr reisen - oder verliert seine Arbeit.
Zitat: Im Netz, in Zeitungen, im Radio: Im ganzen Land schaltet die indische Regierung Werbung für ihre App "Aarogya Setu", was übersetzt bedeutet: Brücke zur Gesundheit. Auch Bollywood-Schauspieler preisen die App an, als persönlichen Bodyguard.
Zitat: Es wäre gut, wenn fast alle diese App nutzen würden. / Davon ist Indien aber noch weit entfernt. Zwar haben hier bereits mehr als 100 Millionen Menschen die Corona-App runtergeladen, aber das macht nicht einmal zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Und nicht alle von ihnen haben das ganz freiwillig getan. Denn wer bei einer privaten Firma oder im Staatsdienst angestellt ist, ist verpflichtet, die App auf sein Smartphone zu laden. Den Firmenchefs könnten sonst Strafen drohen, Geldbußen oder sogar Freiheitsentzug.
Info: https://www.tagesschau.de/ausland/indien-app-101.html
Kommentar: Das was da gerade in Indien, mit rund 1400 Millionen Einwohnern seinen Anfang nimmt und z. B. in China womöglich bereits weiter vorangeschritten ist, bildet die reale, wenn auch schon sehr düster anmutende "orwellsche Zukunftsperspektive" für uns selbst ab.
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tagesschau.de, Stand: 07.05.2020 07:53 Uhr
Pekinger dürfen wieder reisen - wenn Gesundheits-Apps keine Corona-Infektion nachweisen. Kritiker fürchten die Einführung einer flächendeckenden Kontrolle durch Chinas Staats- und Parteiführung durch die Hintertür.
Zitat: Der Gesundheits-Code der Pekinger Stadtregierung wurde in das soziale Netzwerk WeChat und auch in die App von Bezahldienstanbieter Alibaba integriert. Nicht die einzige Anwendung, die im chinesischen Alltag derzeit nötig ist: Auch der Staatsrat - die zentrale Volksregierung - hat eine eigene App entwickeln lassen, die in vielen Alltagssituationen gescannt werden muss. Sie erstellt ein individuelles Bewegungsprofil, auf das die Polizei zugreifen kann.
Zitat: Für den Kritiker Murong Xuecun, der eigentlich Hao Qun heißt und als Autor unter Pseudonym schreibt, nutzt China die aktuelle Post-Corona-Situation, um Tracing-Apps im Namen der Pandemie-Bekämpfung flächendeckend einzusetzen. "Regierung und Partei versuchen immer ihr Bestes, um den zivilen Freiraum der Bürger zu verringern und mehr Macht und Ressourcen zu bekommen. Das funktioniert auch mithilfe der Gesundheitscodes. In Zukunft werden sie vermutlich in Chinas Sozialpunkte-System eingeordnet." Mit diesem Punktesystem könne die Regierung anhand persönlicher Informationen umfänglich kontrollieren und sanktionieren.
Info: https://www.tagesschau.de/ausland/coronavirus-china-gesundheitsapp-101.html
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tagesschau.de, Stand: 08.05.2020 16:10 Uhr
Daran hakt es bei der Corona-App
Zitat: Die Bundesregierung hofft, mit der nun beschlossenen dezentralen Ausrichtung eine breite Akzeptanz zu erreichen. "Die Neuorientierung erhöht ganz klar die Chancen der Umsetzung", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Unionsfraktionsvize Thorsten Frei schlägt gar einen finanziellen Anreiz vor. Nutzer der App sollten einen Steuerbonus bekommen, sagte Frei in mehreren Zeitungsinterviews.
Zitat: Zu den Vorreitern gehört Singapur, das schon seit mehreren Wochen auf die App "Trace Together" setzt. Dabei weiß die Regierung, wem die erfassten Mobiltelefone gehören. Wer in Quarantäne ist, der muss beispielsweise durch spontan abgefragte Handy-Fotos seiner Umgebung nachweisen, dass er sich auch tatsächlich in seiner Wohnung aufhält. Auf ähnliche Art wird auch in Taiwan die Quarantäne überwacht. In Südkorea und Indien wird sogar die Nachbarschaft informiert, sobald jemand infiziert ist.
Info: https://www.tagesschau.de/inland/corona-tracing-app-101.html