Die Sorgen der Transatlantiker - CDU/CSU und Bündnis 90/Die Grünen bemühen sich um Sympathiewerbung für die USA.
German Foreign Policy, 07. September 2020
BERLIN/WASHINGTON (Eigener Bericht) - Deutsche Transatlantiker starten neue Maßnahmen zur Sympathiewerbung für die USA. Der Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert, man müsse "die Brücke über den Atlantik wieder stärken". Dazu sollten ein deutsch-amerikanisches Jugendwerk initiiert sowie ein "Tag der deutsch-amerikanischen Freundschaft" ausgerufen werden; geeignet sei der 6. Oktober, Gründungstag der ersten deutschen Siedlung in Nordamerika im Jahr 1683 ("Germantown").
Zitat: Die Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen) warnt in einer Publikation vor Schäden in den transatlantischen Beziehungen und beteuert, milieuspezifisch unter Verweis auf ökologische, feministische und antirassistische Bewegungen in den Vereinigten Staaten: "Die USA sind anders, als wir oftmals denken!" In derselben Publikation werben führende Grünen-Außenpolitiker für einen engen transatlantischen Schulterschluss in der NATO sowie im Machtkampf gegen China.
Zitat: Neue Anstrengungen in Sachen Sympathiewerbung für die USA unternimmt auch die Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen); sie hat dem Anliegen die aktuelle Ausgabe ihres Magazins "Böll.Thema" gewidmet. "In den vergangenen siebzig Jahren waren die Vereinigten Staaten von Amerika und Europa engste Verbündete", heißt es in dem Blatt; "heute" jedoch stehe "die Zukunft dieser Beziehung ... auf dem Spiel".[7] Ursache ist demnach insbesondere die Politik der Trump-Administration, die vor allem auch in Grünen-Milieus als untragbare Zumutung empfunden wird. Die transatlantischen Beziehungen seien "stark genug, um vier Jahre Belastung zu überstehen", heißt es in "Böll.Thema"; "doch wenn es auf unbestimmte Zeit so weitergeht", dann "werden sie irgendwann nicht mehr zu retten sein": "Das darf nicht geschehen."
Zitat: Dass die Bemühungen, ökologisch-progressive Milieus transatlantisch fest einzubinden, vor allem außenpolitisch motiviert sind, zeigen die Beiträge in "Böll.Thema", die sich den Beziehungen zu China widmen oder die Bedeutung der NATO streifen. Letztere galt in früheren friedensbewegten Grünen-Milieus lange Zeit als rotes Tuch.
Zitat: Zur NATO erklärt Omid Nouripour, außenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, man dürfe "nicht unterschätzen, was für eine stabilisierende Wirkung" das Militärbündnis "auch für den Zusammenhalt Europas" habe; es gelte die "Ängste" der baltischen Staaten vor Russland zu "verstehen" - und ihre Ansicht, "dass nur die NATO sie schützen kann".[8]
Zitat: Zum Verhältnis zu China äußert sich im Magazin der Böll-Stiftung der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer, der gemeinsam mit Hardlinern der US-Republikaner und einem ehemaligen CIA-Spezialisten zu den maßgeblichen Gründern der Inter-Parliamentary Alliance on China (IPAC) gehört, einem Parlamentarierbündnis aus derzeit 16 Staaten, das internationale Politkampagnen gegen die Volksrepublik orchestriert (german-foreign-policy.com berichtete [9]).
Zitat: "Trotz der negativen Erfahrungen" mit US-Präsident Trump stehe "die US-Demokratie ... uns immer noch unendlich viel näher als Chinas totalitäres System", erklärt Bütikofer, der hervorhebt, die EU betrachte die Volksrepublik mittlerweile "auch als systemischen Rivalen". Nouripour und Bütikofer gehören beide sowohl dem Vorstand der Atlantik-Brücke als auch dem Vorstand der Deutschen Atlantischen Gesellschaft an.
Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8375
Kommentar: Unerträglich ist hier, dass
aus Sicht der Grünen Partei und ihrer parteinahen Böll-Stiftung die lange
guten transatlantischen Beziehungen erst durch die Politik der
Trump-Administration Schaden genommen haben sollen, die vor
allem auch in Grünen-Milieus als untragbare Zumutung empfunden
werde! Wie bitte, - was ist denn z. B. mit den völkerrechtswidrigen Kriegen1999 im Kosovo und dem 2003 im Irak??
Das Ergebnis dieser transatlantischen Unterwanderung hatte n.m.E. bei den Grünen schon vor zwanzig Jahren das Maß der Erträglichkeit überschritten. Die einst propagierten grünen Grundwerte "basisdemokratisch - sozial- ökologisch - gewaltfrei" waren schon in der Satzung dieser Partei nicht wirklich geschützt. Thomas Bauer
W e i t e r e s :
German Foreign Policy, 8. September 2020
Berlin: Im Untergrundkrieg gegen Russland und China, Kommentar von Hans-Rüdiger Minow
Giftanschläge, Entführungen und politisch motivierte Serienmorde sind in Deutschland nicht neu. Sie gehörten zum Alltag der Nachkriegszeit: Terrorunternehmen gegen die Infrastruktur der DDR, gesteuert von einer sozialdemokratisch verkleideten Untergrundorganisation ("Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit") mit Sitz im amerikanischen Sektor von Berlin kalkulierten Todesopfer ein; mit Kidnapping in den Reihen der antikommunistischen Organisatoren und Auftragsmorden in der BRD schlugen östliche Geheimdienste zurück - bis in die 1980er Jahre.
Zitat: Deutschland, insbesondere Berlin, war Drehscheibe im Untergrundkrieg eines mörderischen Systemkampfes.
Diesen Status hat es wiedererlangt - nicht mehr im Auftrag der Konkurrenten von einst, die sich im Westen des BND bedienten (samt seines früheren NS-Personals).
Das vereinigte Deutschland ist kein Subunternehmer.
Es ist aus eigenem Recht selbst Konkurrent im eskalierenden Krieg um Weltherrschaftsziele - der BND an fast jeglichem Brennpunkt deutscher Machtexpansion mit tausenden V-Leuten und Agenten.
Rückfluss und Siebung dieses Spionageertrags im politischen Zentrum des EU-Hegemons, in der Hauptstadt Berlin, zieht Konkurrenzdienste an. An der Beute wollen sie teilhaben - mit Abhöranlagen, installiert auf den Dächern ihrer Botschaftsgebäude, um den berechtigten Schutz von Verfassungsorganen des Gastgeberlandes rabiat zu durchbrechen: USA gegen Deutschland, NSA gegen BND. Andere Dienste gehen sorgsamer vor. Unter Chefdiplomaten der EU-Führungsmacht forscht der Bundesanwalt nach Geheimnisverrätern - gesprächigen Kennern deutscher Asien-Politik: BRD gegen China.
Zitat: Es öffnet den Luftraum für Wirtschaftsverbrecher, die nach Feuergefechten montenegrinischer Politkrimineller in Chartermaschinen Deutschland anfliegen und bei ersten Adressen staatliche deutsche Krankenversorgung mit Polizeischutz genießen (so in der Medizinischen Hochschule Hannover, Februar 2020). Exquisite Behandlung dürfen in Deutschland auch Personen erwarten, die bei Aufstandsversuchen und Terrorangriffen - wenn sie Vormachtansprüchen deutscher Weltpolitik nicht abträglich waren - verletzt überlebten (so wie die Verletzten der Umsturzmassaker in der Ukraine, versorgt u.a. in der Berliner Charité, die die Behandlungskosten übernahm, März 2013).
Wer bei solchen Ereignissen als Führungsfigur den Umsturz vorantrieb, kann damit rechnen, als persönlicher Gast der deutschen Regierung die besondere Betreuung eines Chefärzteteams der Charité zu erfahren (so die ukrainische Politikerin Timoschenko, die unter der Ägide des Verwaltungsdirektors auch dem Bundeskriminalamt sowie dem BND unterstand, April 2012 bis März 2014).
Zitat: Als eine russische Feministengruppe in Moskau auftrat und vor dem Altar des Zentralheiligtums der russischen Christen blasphemisch skandierte ("Gottesscheiße", "Meinungsfreiheit"), empörten sich die deutschen Bundestagsparteien - da die Gruppe mit dem Eigennamen "Pussy Riot" ("Muschi-Aufruhr") zur Rechenschaft gezogen wurde (Februar 2012). Das Verfahren, das mit strengen Strafen endete, verurteilte die damalige Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, als "Schauprozess", die Parteivorsitzende der Linken, Katja Kipping, sprach von "Putins Gesinnungsjustiz". Auch ein damals noch wenig beachteter Politiker der russischen Opposition meldete sich zu Wort: Alexej Nawalny. Er kritisierte die "demonstrative Vernichtung der Justiz".
Zitat: Beim Kampf gegen China ist die Angebotslage weniger günstig. Kulturelle Attacken wurden versucht, aber blieben erfoglos, ja schadeten eher, als Nutzen zu bringen wie im Fall "Pussy Riot".
Zwar ließ sich der Künstler und Dissident Ai Weiwei auf eine Gastprofessur und andere Ehren deutscher Staatsträger ein, wobei er gemeinsam mit der russischen Gruppe sowie dem Stiftungsbetrieb für "Frieden und Freiheit" bei Galas auftrat (November 2015); doch nach kritischen Worten über die Folgen der NS-Diktatur im Alltag der Deutschen und ihre Xenophobie war er als Zeuge politischen Unrechts in seinem Heimatland China neutralisiert und damit wertlos geworden. Er verließ Berlin Richtung Cambridge.
Setdem sieht Berlin keinen anderen Zugang, als mit härteren Mitteln für "Frieden und Freiheit" in China zu wirken: mit Eurozentrismus und Kolonialpolitik.
Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8373