21.05.2021

Flüchtlinge als Spielball   Berlin und Brüssel dringen auf verstärkte Migrationsabwehr in Kooperation mit Marokko. Das Land ist für brutales Vorgehen gegen Flüchtlinge berüchtigt.   

german-foereign-policy.com, 21. Mai 2021

BERLIN/MADRID/RABAT (Eigener Bericht) - Nach dem vorläufigen Ende der Massenflucht aus Marokko in die spanische Exklave Ceuta dringen Berlin und die EU auf intensivere Kooperation mit Rabat bei der Flüchtlingsabwehr. Marokko müsse "weiter unterstützt werden", erklärt eine Sprecherin der Bundesregierung. Margaritis Schinas, Vizepräsident der EU-Kommission, fordert eine rasche Umsetzung des im Herbst vorgelegten EU-"Migrationspakts". Marokko hatte zu Wochenbeginn für zwei Tage seine Kontrollen an der Grenze zu Ceuta faktisch eingestellt und so die Abhängigkeit der EU von seinen Handlangerdiensten bei der Flüchtlingsabwehr offengelegt - um den Druck auf Brüssel zu erhöhen. Modell waren entsprechende Aktivitäten der Türkei Anfang 2020. Rabat verlangt Rückendeckung für seine Position im Westsahara-Konflikt und mutmaßlich auch mehr Geld. Die Tatsache, dass die EU alles daran setzt, die Einwanderung unerwünschter Migranten zu vermeiden, macht einmal mehr Flüchtlinge zum Spielball machtpolitischer Rangeleien. Menschenrechtsorganisationen und Kirchen protestieren.


Gewalt und Rechtsbrüche

Menschenrechtsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen die spanischen Grenzbehörden wegen ihres Vorgehens gegen Flüchtlinge in der Exklave Ceuta. Dort waren zwischen Montag und Mittwoch mehr als 8.000 Migranten eingetroffen - zum größten Teil schwimmend, zu einem geringen Teil auf dem Landweg. Wie Amnesty International festhält, wurden Flüchtlinge bei der Ankunft von spanischen Grenzbeamten geschlagen; auf Videos ist dokumentiert, wie Migranten von Felsen ins Meer gestürzt wurden. Hinzu kommt, dass mittlerweile rund 6.000 von ihnen über die Grenze nach Marokko abgeschoben wurden - ohne auch nur die geringste Gelegenheit, ein etwaiges Asylgesuch vorzubringen. Dies widerspricht dem völkerrechtlich verpflichtenden Non-refoulement-Gebot. Mindestens eine Person kam beim Versuch, nach Ceuta zu gelangen, um; Spanien setzte schließlich sogar Militär gegen die Flüchtlinge ein. Amnesty International verlangt nun, Madrid solle "eine gründliche Untersuchung" zum teils brutalen Vorgehen der Behörden einleiten.[1] Bei Human Rights Watch heißt es, auch die plötzliche Ankunft einer so hohen Anzahl an Menschen rechtfertige es nicht, sie ohne jede Rücksicht auf etwaige asylrechtliche Ansprüche unmittelbar nach Marokko abzuschieben.[2]


Die Solidarität der EU

In Reaktion auf die Geschehnisse in Ceuta haben Berlin und die EU klar Position bezogen - nicht zugunsten der Flüchtlinge, sondern auf Seiten der spanischen Grenzbehörden. Schon am Mittwoch ließ die Bundesregierung mitteilen, sie "begrüße" die "Maßnahmen der spanischen Regierung".[3] EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte: "Die EU steht in Solidarität mit Ceuta und Spanien."[4] Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bestätigte die "volle Solidarität" der Union mit Madrid: Sie müsse "das Notwendige tun, um Spanien in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen".[5] Mit Blick auf die Reaktionen in Brüssel urteilte eine Sprecherin von Amnesty International, weil führende Politiker der EU "so schnell damit waren, Spanien zu unterstützen und zu erklären, die spanischen Grenzen seien EU-Grenzen", müsse man nun "nach derselben Logik spanische Übergriffe auch als EU-Übergriffe" einstufen.[6] Solidarität mit den Migranten dagegen bekunden außer Menschenrechtsorganisationen vor allem kirchliche Kreise; so nahm die spanische Bischofskonferenz das Geschehen in Ceuta nicht zum Anlass, die spanischen Grenzbehörden zu loben, sondern dafür, auf "die Verzweiflung und die Verarmung" der Flüchtlinge hinzuweisen und den Schutz ihrer Rechte einzufordern.[7]


Kampf um die Westsahara

Der Hintergrund der Ereignisse in Ceuta hat dabei zunächst überhaupt nichts mit Flüchtlingen zu tun, sondern mit der Westsahara. Das Territorium, ein rund 1.000 Kilometer langer Wüstenstreifen am Atlantik mit großen Phosphatvorkommen, unterstand bis 1975 spanischer Kolonialherrschaft; gegenwärtig wird es zu rund zwei Dritteln von Marokko kontrolliert. Gegen die marokkanische Herrschaft kämpft - bis heute - die sahrawische Unabhängigkeitsbewegung mit ihrer bewaffneten Organisation Polisario (Frente Popular de Liberación de Saguía el Hamra y Río de Oro). Zur Lösung des Konflikts ist bereits seit drei Jahrzehnten eigentlich ein Referendum unter UN-Ägide vorgesehen; über dessen Modalitäten gibt es allerdings keine Einigkeit. Im Dezember 2020 hat der damalige US-Präsident Donald Trump die Lage weiter zugespitzt, indem er erklärte, Washington erkenne als erster Staat weltweit Marokkos Souveränität über die Westsahara an - im Gegenzug zu Rabats Entscheidung, seinerseits Israel anzuerkennen.[8] Marokko erhöht seitdem den Druck auf die Staaten der EU, es den Vereinigten Staaten gleichzutun. So hat Rabat angeordnet, die Kontakte zur deutschen Botschaft und anderen deutschen Organisationen einzustellen, und kürzlich seine Botschafterin aus Berlin zu Konsultationen zurückgerufen.[9] Der Streit dauert an.


Vorbild Türkei

Um seine Position weiter zu stärken, macht sich Rabat nun die Tatsache zunutze, dass die EU alles daran setzt, die Einwanderung unerwünschter Migranten zu vermeiden. Vorbild ist offenkundig die Türkei. In Marokko herrscht bereits seit Jahren Unmut darüber, dass die EU Ankara für seine Dienste bei der Flüchtlingsabwehr mit inzwischen gut sechs Milliarden Euro belohnt hat, Marokko hingegen lediglich mit 238 Millionen Euro.[10] Zudem ist Rabat erzürnt, dass Polisario-Anführer Brahim Ghali zur Zeit in einem spanischen Krankenhaus wegen Covid-19 behandelt wird. Ganz ähnlich wie die Türkei Anfang 2020 hat nun auch Marokko zu Wochenbeginn die Grenzkontrollen faktisch eingestellt; Videoaufnahmen zeigen, wie ein marokkanischer Grenzbeamter Migranten an einem Grenzposten nach Ceuta durchwinkt, und ein Flüchtling wird mit der Aussage zitiert: "Sie sagten uns, dass sie uns nicht aufhalten würden, die Grenze sei offen."[11] Zwei Tage lang setzte Rabat seine Handlangerdienste als bereitwilliger Flüchtlingsabwehrhelfer der EU faktisch aus - mit der Folge, dass mehr als 8.000 Migranten nach Ceuta gelangen konnten. Der Schritt hat mit einem Schlag aufgezeigt, wie sehr Brüssel mit seinem Bestreben, die Flüchtlingsabwehr so weit wie möglich auszulagern, in Abhängigkeit von Drittstaaten auch in Nordafrika gerät.


Der European Way of Life

Die EU reagiert mit Drohungen - und neuen Verhandlungsangeboten. Man werde sich in puncto Einwanderung "von niemandem einschüchtern lassen", sagt Margaritis Schinas, Vizepräsident der EU-Kommission mit Zuständigkeit für die "Förderung des European Way of Life" sowie für Migration.[12] Niemand könne "die Europäische Union erpressen"; Staaten, von denen Migration ausgehe, müssten wissen, dass die Thematik "ein zentraler Teil unserer Partnerschaften, unserer internationalen Beziehungen" sei. Brüssel habe im September einen neuen "Migrationspakt" präsentiert (german-foreign-policy.com berichtete [13]); es sei nun Zeit, ihn zu verwirklichen. Bei seiner Realisierung ist Brüssel auf die Kooperation mit Staaten wie etwa Marokko angewiesen.


In die Wüste

An Marokkos Umgang mit Flüchtlingen wiederum üben Menschenrechtsorganisationen schon seit Jahren scharfe Kritik. Im Sommer 2018 etwa führten die marokkanischen Repressionsapparate mehrere Monate lang großangelegte Razzien in Gebieten unweit der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla durch, griffen von Juli bis Anfang September rund 5.000 Flüchtlinge auf, zwangen sie in Busse und setzten sie in abgelegenen Wüstengebieten an der Grenze zu Algerien oder im Süden des Landes aus. Proteste von Menschenrechtsorganisationen verhallten ungehört. Derlei Razzien werden bis heute immer wieder durchgeführt - zwar in deutlich kleinerem Maßstab, dafür aber regelmäßig, wie die Association Marocaine des Droits Humains (AMDH) bestätigt.[14] Ein Hinderungsgrund für die Flüchtlingsabwehrkooperation ist das für die EU nicht.

 

Mehr zum Thema: Deutschlands operative Mittelmeer-Initiative, Der permanente Völkerrechtsbruch und Die Verlängerung des Flüchtlingsabwehrpakts sowie unsere Video-Kolumne EU - eine Werteunion?

 

[1] Spain/Morocco: People 'being used as pawns' as political games turn violent. amnesty.org 19.05.2021.

[2] Deirdre Tynan: Summary Deportations in Ceuta Criticised by Human Rights Group. euroweeklynews.com 20.05.2021.

[3] Regierungspressekonferenz vom 19. Mai 2021.

[4] Emma Wallis: Reactions to Ceuta migrant arrivals: 'It's a huge crisis for Spain and whole of Europe'. infomigrants.net 19.05.2021.

[5] Juan Sanhermelando: Borrell: "La UE hará lo necesario para apoyar a España en estos momentos dificíles". elespanol.com 18.05.2021.

[6] Spain/Morocco: People 'being used as pawns' as political games turn violent. amnesty.org 19.05.2021.

[7] Spanische Bischöfe zu Situation in Ceuta: Rechte der Migranten schützen. vaticannews.va 19.05.2021.

[8] Tonja Klausmann: Schlechte Aussichten: Der lange Kampf für eine unabhängige Westsahara. dgvn.de 11.03.2021.

[9] Hans-Christian Rößler: "Deutschland hat feindliche Handlungen vervielfacht". Frankfurter Allgemeine Zeitung 08.05.2021.

[10] Hans-Christian Rößler: Ansturm auf Ceuta. Frankfurter Allgemeine Zeitung 19.05.2021.

[11] Hans-Christian Rößler: Plötzliche Ruhe am Strand von Ceuta. 20.05.2021.

[12] Marina Adami: EU's Schinas to Morocco: 'Europe won't be intimidated' after migrant influx. politico.eu 19.05.2021.

[13] S. dazu Ein Pakt der Entrechtung.

[14] Morocco: Relentless crackdown on thousands of sub-Saharan migrants and refugees is unlawful. amnesty.org 07.09.2018. Djamel Belayachi: 'Where are Salif and Moussa?': The arrest and disappearance of Morocco's illegal migrants. observers.france24.com 18.02.2021.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8605

20.05.2021

Geimpfte COVID-19-Tote und geheime PCR-Tests?     RKI schweigt auf Presseanfragen

de.rt.com, 20 Mai 2021 06:45 Uhr, von Susan Bonath

Die Regierenden stützen ihre sämtlichen Corona-Maßnahmen auf die Expertise des Robert Koch-Instituts (RKI). Doch auf welcher Grundlage bewertet dieses Bundesinstitut überhaupt die aktuelle Lage? Das RKI gibt sich wenig auskunftsfreudig, wie seine "Kommunikation" mit der Autorin zeigt. 


Zitat:  So versuchte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher zunächst mit dem Verweis auf eine "anstehende Veröffentlichung", die gestellten Fragen zu COVID-19-Infektionen nach Erst- und Zweitimpfungen abzuwehren. Denn davon gab es laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mehr als 57.000 Fälle. Über 6.000 Geimpfte mussten wegen COVID-19 in einer Klinik behandelt werden, gut 2.700 starben.


Über Ergebnisse mehrerer Ringversuche zur Qualitätssicherung der PCR-Tests sei das RKI zudem gar nicht informiert, weil es dem zuständigen Laborverein "INSTAND e.V." nicht angehöre, so behauptete Glasmacher zumindest. Dies allein wäre allerdings bereits ein Skandal, denn mit diesen PCR-Tests "ermittelt" das Institut schließlich sämtliche Positivfälle und "Sieben-Tage-Inzidenzen", an welche die Bundesregierung die Grundrechtseinschränkungen knüpft.


Allerdings liegen der Autorin nicht veröffentlichte Dokumente zu Versuchsergebnissen vom Sommer 2020 vor, die eine Privatperson über das Verwaltungsgericht Berlin von der Bundesrepublik Deutschland einklagte – und daher vom RKI übermittelt bekam. Der Laborverein "INSTAND e.V." selbst reagierte bislang nicht auf Anfragen der Autorin.


Im Folgenden dokumentiert RT DE die Fragen der Autorin und die zugehörigen Antworten des RKI vom 18. Mai 2021:

 

COVID-19-Fälle und -Todesfälle nach Erst- und Zweitimpfungen

Das BMG, dem Ihre Behörde unterstellt ist, antwortete vergangene Woche dem Journalisten Boris Reitschuster mit folgender Formulierung (inzwischen haben auch Leitmedien darüber berichtet):

"Zu Ihrer gestrigen Frage, ob es Erhebungen darüber gibt, wie viele Prozent der positiv Getesteten, der in Krankenhäuser Eingelieferten und der an COVID-19 Verstorbenen geimpft sind, folgende Nachreichung:


Nach über 36 Mio. verabreichten Impfdosen wurden laut RKI insgesamt 57.146 (0,016 Prozent) geimpfte COVID-19 Fälle gemeldet, davon waren 44.059 (77 Prozent) 1x geimpft und 13.087 (23 Prozent) 2x geimpft. Zu den 2x Geimpften kann aufgrund der Kürze der Beantwortungszeit nicht angegeben werden, ob die Erkrankung 15 Tage nach 2. Impfung (Beginn Zeitpunkt des anzunehmenden vollständigen Immunschutzes durch die Impfung) auftrat und damit als Impfdurchbruch zu werten ist.


Von den 1x Geimpften (n=44.059) wurde bei 28.270 (64 Prozent) Personen ein Erkrankungsbeginn übermittelt für 4.562 (10 Prozent) wurde eine Hospitalisierung angegeben und bei 2.045 (4,6 Prozent) Personen angegeben, dass diese verstorben seien.


Von den 2x Geimpften (n=13.087) wurde bei 4.999 (38 Prozent) Personen ein Erkrankungsbeginn übermittelt,  für 1.659 (13 Prozent) wurde eine Hospitalisierung angegeben und bei 662 (5,1 Prozent) Personen angegeben, dass diese verstorben seien. Angaben zum Anteil mit intensivmedizinischer Behandlung liegen bei beiden Gruppen nicht vor."

 

Die Daten zusammengefasst:

36 Millionen Impfdosen (da es um Zweifachimpfungen geht, geht die genaue Zahl der Probanden nicht aus der Angabe hervor) wurden verabreicht.


Es gibt 57.146 positiv getestete Geimpfte, davon 44.059 einmal und 13.087 zweimal Geimpfte.

Von 44.059 einmal geimpften und positiv Getesteten waren 28.270 (64,2 Prozent) erkrankt, 4.562 (10,4 Prozent) hospitalisiert und 2.045 (4,64 Prozent) verstorben.

Von 13.087 zweimal geimpften und positiv Getesteten waren 4.999 (38,2 Prozent) erkrankt, 1.659 (12,7 Prozent) hospitalisiert und 662 (5,1 Prozent) verstorben.


Zunächst ist ein simpler Rechenfehler in dieser Darstellung anzumerken. Das BMG schreibt von "0,016 Prozent geimpften COVID-19-Fällen" und bezieht dies auf "über 36 Millionen Impfdosen". Allerdings sind 57.146 positiv Getestete, bezogen auf 36 Millionen, aber nicht 0,016 sondern 0,16 Prozent, also 16 Positive auf 10.000 Impfdosen oder 1.600 positive auf eine Million Impfdosen. 


Aber auch das ist verwirrend, denn 36 Millionen Impfdosen beziehen sich nicht auf 36 Millionen Geimpfte, da einige der Menschen zweimal geimpft wurden.


Auffällig ist die erstaunlich hohe Hospitalisierungsrate von 10,4 Prozent bei einmal bzw. 12,7 Prozent bei zweimal Geimpften. Eine echte Bezugsgröße zu Klinikaufenthalten von Corona-Positiven gibt es leider nicht, da die Hospitalisierungsraten in den Altersgruppen sehr unterschiedlich sind. Festgestellt werden kann aber, dass sie bei Erwachsenen, die nicht in Pflegeheimen leben, laut RKI bei zwei bis drei, bei Älteren bei etwa bis zu fünf Prozent liegt. Diese Rate erscheint bei Geimpften also mindestens doppelt so hoch anzuwachsen.


Auffällig ist außerdem auch die hohe Sterberate bei positiv getesteten Geimpften. Unabhängig von einer Impfung verstarben bisher insgesamt "an oder mit Corona" rund 2,4 Prozent der insgesamt positiv Getesteten. (Quelle: RKI-Lagebericht vom Sonntag, 16.5.2021). Bei positiv getesteten Geimpften beträgt diese Sterberate indes 4,64 Prozent (einmal geimpft) und 5,1 Prozent (zweimal geimpft). Sie ist also ebenfalls etwa doppelt so hoch.


Aufgrund dieser Angaben könnte man vermuten, dass im Fall einer Ansteckung nach der ersten oder zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 die Erkrankung nicht seltener, sondern noch häufiger schwer verläuft als ohne Impfung. Klar geht aus den Angaben zumindest hervor, dass auch eine Ansteckung weiterhin möglich ist.

 

Fragen:

1. Welche Schlussfolgerungen zieht das RKI aus diesen Daten für die Wirksamkeit der Impfungen gegen eine SARS-CoV-2-Infektion und wie wird es diese kommunizieren?

2. Hat das RKI Daten dazu erhoben, wie häufig welcher Impfstoff bei den hernach positiv Getesteten angewendet wurde? Wenn ja, bitte ich um Übermittlung. Wenn nein: Warum nicht?

3. Sieht das RKI anhand dieser (und ggf. weiterer) Daten Anhaltspunkte dazu, dass es im Fall einer Infektion nach einer Impfung zu mehr schweren und schwereren Verläufen kommen kann, als ohne Impfung? Bitte mit Begründung.

4. Wie erklärt sich das RKI die auffällig hohen Hospitalisierungs- und Sterberaten (im Vergleich zu den positiv Getesteten) im Fall einer Infektion nach einer Impfung?

 

RKI-Antworten:

1. Die Daten zum Impfstatus von Erkrankten und die Schlussfolgerungen werden voraussichtlich diese oder nächste Woche veröffentlicht.

2. Siehe Antwort zu 1.

3. Es gibt dafür keine Anhaltspunkte. Zur Begründung siehe anstehende Veröffentlichung.

4. Die Schlussfolgerung teilen wir nicht und verweisen auf die anstehende Veröffentlichung.

 

Zweites Thema: Ringversuche

Die Daten für die Bewertung der Pandemie-Notlage in Deutschland fußen grundlegend auf der PCR-Diagnostik. Aus diesem Grund ist die Sicherheit dieser Testmethode von enormem gesellschaftlichem Interesse. Der Laborverbund INSTAND e. V. führt regelmäßig Ringversuche durch, um die Qualität und Sicherheit der PCR-Diagnostika einschätzen zu können.


Leider wurden bis heute nur für den ersten Versuch im April 2020 Ergebnisse veröffentlicht. Für alle weiteren scheint eine Geheimhaltung angeordnet zu sein. Jedenfalls bekam ich bisher weder vom RKI noch von den Versuchsleitern und dem Verband INSTAND e.V. eine Antwort auf entsprechende Anfragen. Das RKI gehört meines Wissens nach dem Verband an und dürfte über die Ergebnisse Kenntnis haben.

 

Fragen:

5. Ich bitte Sie um Übermittlung der vollständigen Ergebnisse für die Ringversuche vom Juni/Juli 2020 und November 2020.

6. Ist das RKI Mitglied im Fachverband INSTAND e.V.?

7. Unterliegen die Ergebnisse der Ringversuche der Geheimhaltung? Wenn ja: Warum? Wenn nein: Bitte übermitteln Sie mir diese.

 

RKI-Antworten:

5. Die Ringversuche werden durch INSTAND durchgeführt, das auch die Ergebnisse veröffentlicht. Dem RKI sind keine anderen Berichte bekannt als diejenigen, die auf der INSTAND-Internetseite veröffentlicht sind.

6. Nein.

7. Siehe Antwort bei 5.

Haben Sie sonst noch Fragen?


Video dazu https://youtu.be/-VoE-LXBASU  Dauer 2:11 Min. 



Mehr zum Thema - Freier Zugang für Alle: Unternehmen wollen keine Diskriminierung von nicht geimpften Kunden


Info:  https://de.rt.com/meinung/117756-geimpfte-covid-19-tote-und-geheime-pcr-tests 

20.05.2021

Während die Gewalt in Israel eskaliert, wird Parents Circle zu einem Katalysator für Veränderung

pressenza.com,  vom 19.05.2021 - Jackie Abramian - Pressenza Berlin

Sie reichen sich immer wieder die Hände für Frieden und Versöhnung. So hat die gemischte israelisch-palästinensische Organisation Parents Circle-Families Forum (PCFF), am 10. Mai eine Mahnwache gegen die überbordende Gewalt abgehalten, die zu Beginn des Ramadan in Jerusalem entbrannt ist und nun weiter eskaliert. PCFF Mitglieder sind über 600 israelische und palästinensische Familien, die ein nahes Familienmitglied im anhaltenden Konflikt in Israel verloren haben.


Zitat: “Je nachdem, wie sich dieser Zyklus der Gewalt entwickelt, erwägen wir neben der Mahnwache, unser Friedenszelt wieder aufzustellen, wie wir es 2014 während des Gaza-Krieges getan haben. Wir werden unsere Dialogtreffen via Zoom fortsetzen und keines unserer laufenden Projekte aufgeben, erklärt Robi Damelin, die internationale Sprecherin, deren Sohn von einem palästinensischen Sniper getötet wurde. Da die Mehrzahl der Demonstrierenden in der jüngsten Zeit in Jerusalem zwischen 15 und 16 Jahren alt sind, hat PCFF spezielle Zoom-Treffen mit jungen Mitgliedern des Parents Circle organisiert, um in Zukunft verschiedene Aktionen gemeinsam zu planen.


Unterstützung 

Robi Damelin, internationale Sprecherin von PCFF.

Während die Gewalt in Israel eskaliert, wird Parents Circle zu einem Katalysator für Veränderung


Im April kam es in Jerusalem zu Spannungen, als das Damaskustor verbarrikadiert wurde und palästinensische Jugendliche zu Beginn des heiligen Monats Ramadan keinen Platz mehr hatten, um sich zu versammeln. Die Zusammenstöße zwischen palästinensischen Jugendlichen und der Polizei eskalierten, als anti-arabische “ultra-rechte Demonstrierende” durch die Straßen von Jerusalem zogen und Parolen skandierten, die die „Verbrennung von Arabern“ forderten und Schilder in hebräischer Sprache trugen, auf denen „Kahane hat Recht“ zu lesen war, eine Anspielung auf den verstorbenen extremistischen Rabbiner.


Die israelische Polizei stürmte die al-Aqsa-Moschee – drinnen wehrten sich Gläubige gegen das Eindringen israelischer Siedler, die entschlossen sind, die Häuser von Palästinenser*innen zu besetzen. Etwa 300 Palästinenser*innen und 21 israelische Sicherheitskräfte wurden verwundet. Hamas schlug darauf mit dem Abschuss von Hunderten von Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel zurück, während das israelische Militär mit 130 Luftschlägen gegen Gaza antwortete, wobei 26 Palästinenser*innen, einschließlich 9 Kinder und 2 Israelis getötet wurden.


“Rechte Gruppen” machen unsere Arbeit kaputt und drohen mit Gegenreaktionen”, sagt Damelin. „Sie demonstrieren manchmal auch ziemlich gewaltbereit gegen das Forum, wenn wir die gemeinsame Trauerzeremonie abhalten“.


Gegründet 1995 von Yitzhak Frankenthal und einigen israelischen Familien, fand 1998 das erste Treffen von PCFF zwischen Hinterbliebenen Palästinenser*innen aus Gaza und israelischen Familien statt. In der Überzeugung, dass der Prozess der Versöhnung zwischen den Nationen eine „Voraussetzung für das Erreichen eines dauerhaften Friedens“ ist, verbreitet der PCFF seine heilende Botschaft durch verschiedene hochkarätige israelisch-palästinensische Veranstaltungen und Zusammenkünfte.


Während PCFF keiner Partei angehört, glaubt Damelin, dass jede gewaltfreie Gruppe, die an der Versöhnung arbeitet in dem geteilten Staat Israel auch als politisch eingeordnet werden könnte.

“In der Vergangenheit haben wir uns dafür stark gemacht, dass ein Versöhnungsprozess in Gang kommt, der die Grundlage für jedes politischer Friedensabkommen bilden muss. Darauf arbeiten wir langfristig hin. Wir haben einen gewissen Rückhalt in beiden Gemeinschaften. Fast alle unsere männlichen palästinensischen Mitglieder waren während der Aufstände im Gefängnis und haben Familienmitglieder verloren. An ihren Motiven, Mitglied bei PCFF zu sein, besteht kein Zweifel“, sagte Damelin.

Im Laufe der Jahre hat PCFF Tausende von Alumni gefördert mit ihrem parallelen Erzählprozess, in dem sie persönliche und nationale Narrative miteinander teilten und von einander über den/die jeweils „Anderen“ lernten. Sie sind auch in Schulen gegangen, haben einige Dokumentarfilme ihrer Mitglieder produziert, die ihre eigene Geschichte des Verlustes thematisierten um einen „emotionalen Durchbruch“ zu erreichen. Die Filme waren weltweit auf der Leinwand zu sehen. Ihre gemeinsame Trauerzeremonie wurde 2020 online übertragen und wurde von 250.000 Menschen gesehen.


„Auch die verhärmtesten Herzen könnten nur schwer unsere Botschaft ignorieren”, sagt Damelin. Sie kommt ursprünglich aus Südafrika, lebt jetzt in Jaffa und hat ihr Leben der Botschaft von Versöhnung und Gewaltfreiheit beim PCFF gewidmet.


Damelin hat den Women’s Peace Maker–Preis der Joan Kroc Schule für Peace Studies in San Diego erhalten. Sie ist die Hauptdarstellerin des preisgekrönten Dokumentarfilms “One Day After Peace” unter der Regie von Erez Laufer. Sie reiste nach Südafrika, um sich mit Tätern und Opfern zu treffen und die Bedeutung des Verzeihens zu erforschen. Obwohl es viele Lehren aus Südafrika und der Wahrheits- und Versöhnungskommission zu ziehen gibt, glaubt Damelin, dass der israelisch-palästinensische Fall anders liegt.


“Wir glauben an eine Zwei-Staaten-Lösung und dass die Besatzung beendet werden muss. Sie zerstört jede Hoffnung auf eine friedliche Zukunft und sie zerstört in vielfältiger Weise den moralischen Kompass von Israel“. Damelin erklärt wie alle Aktivitäten von PCFF vor Ort auf die Vorbereitung eines Versöhnungsprozesses ausgerichtet sind.

„Wir sind davon überzeugt, dass es einen Rahmen für einen Versöhnungsprozess geben muss, der ein integraler Bestandteil jedes zukünftigen politischen Friedensprozesses sein muss. Ansonsten können wir bestenfalls einen Waffenstillstand bis zum nächsten Mal erwarten.“

Unter der Führung israelischer und palästinensischer Frauen

Während die Gewalt in Israel eskaliert, wird Parents Circle zu einem Katalysator für Veränderung Anfang 2020, begannen 20 Frauen von PCFF mit einem Lernprozess zu Friedensaktivismus und Führungsaufgaben.


Zahlreiche Studien haben belegt, dass Frieden nachhaltiger ist, wenn Frauen in Friedensprozessen engagiert sind und am Verhandlungstisch Platz finden. Da die Mehrzahl der Angestellten bei PCFF israelische und palästinensische Frauen sind, sagt Damelin „übernehmen die Frauen im Parents Circle die Führung“. PCFF führt viele Trainings für Frauen in Führungsaufgaben durch und sie glaubt, „es ist Zeit, dass die Frauen an die Verhandlungstische kommen.“


Während des Gazakriegs 2014, baute PCFF sein erstes Friedenszelt in Tel Aviv Cinematheque Platz auf, als Ort für Gespräche und Dialog. In einer 70-tägigen Mahnwache luden sie Passant*innen, Unterstützer*innen und Gegner*innen ein, dort ihre persönlichen Geschichten zu erzählen, ihre Ideen für “Versöhnung statt Rache” zu teilen. Auch palästinensische Mitglieder erzählten ihre eigenen Geschichten und Erfahrungen mit dem Krieg.


PCFF-Treffen werden sowohl in Israel als auch Palästina veranstaltet. Vergangenes Jahr haben sie während des Ramadans ein gemeinsames Fastenbrechen, das Iftar organisiert – das nach Sonnenuntergang den Ramadan täglich beendet.


Während der Pandemie hielt PCFF Hunderte von Zoom-Treffen ab, für die palästinensische Mitglieder keine Einreisegenehmigung für Israel beantragen mussten. „Keine Genehmigung nötig für Zoom”, sagte Damelin.


Globalisierung der Friedensbotschaft Am Internationalen Friedenstag 2011 organisierte PCFF “Blutsbande”– eine israelisch-palästinensische Blutspendenaktion im Tel Aviv Cinematheque in Zusammenarbeit mit der globalen Werbeagentur Saatchi & Saatchi und ihrem israelischen Vertreter Baumann Ber Rivnay. Die Aktion stellte eine grundlegende Frage:

Würden Sie eine Person verletzen, durch deren Adern ihr Blut fließt?

Mit Hunderten von israelischen und palästinensischen Teilnehmer*innen war die Veranstaltung Teil des globalen Wettbewerbs „the impossible brief„, der Kreative weltweit aufforderte eine Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt anzubieten.


Eine weitere globale Kampagne, die die PCFF-Botschaft der Versöhnung verstärkte, war „Taking Steps for Peace“ (ein Schritt für den Frieden). Hier zeigte man ein gesticktes Vogelmotiv auf Turnschuhen, hergestellt von palästinensischen „Tatreez“-Stickern. In Zusammenarbeit mit dem Shenkar College und Partnern des Royal British College wurde das Vogelmotiv in einem Programm mit dem Titel „Go Global“ auch für andere Produkte verwendet und Prominente wie Barbara Streisand, Meryl Streep, Helen Mirren, Cate Blanchett und andere kauften die bestickten Schuhe. Saatchi & Saatchi hielt die globale Reichweite der Kampagne in einer Videodokumentation fest, die im Europäischen Parlament, im Deutschen Bundestag und im US-Kongress gezeigt wurde. Sie trug ausserdem dazu bei, Einkommen für die palästinensischen Stickerinnen zu generieren.


Angesichts der eskalierenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern wird die Arbeit und Mission des PCFF immer wichtiger und sie könnte vielleicht zu einer Deeskalation des Konflikts beitragen.

„Ich wünschte, wir hätten Einfluss auf die israelische Armee und Polizei. Wir halten von Zeit zu Zeit Dialogtreffen mit der Armee ab und arbeiten natürlich auch in Schulen mit Kindern, bevor sie zur Armee gehen“, sagt Damelin. „Wir können nur auf eine Zukunft hoffen, in der Israelis und Palästinenser die Menschlichkeit im jeweils Anderen erkennen und die Unantastbarkeit von Menschenleben anerkennen.“

Der Artikel von Jackie Abramian erschien unter dem Titel „As Violence Escalates In Israel, Parents Circle Becomes A Catalyst For Change“ auf Forbes und ist von Heidi Meinzolt aus dem Englischen übersetzt worden.

Wir danken der Jackie Abramian für die Zustimmung zur Veröffentlichung des Beitrags auf Pressenza.


Info: https://www.pressenza.com/de/2021/05/waehrend-die-gewalt-in-israel-eskaliert-wird-parents-circle-zu-einem-katalysator-fuer-veraenderung
20.05.2021

Die Militarisierung der Arktis    Die NATO-Staaten bauen ihre Manöver und ihre Militärstützpunkte in der  in der Arktis aus  -  gegen Russland. Auch die Bundeswehr ist beteiligt.

german-foreign-policy.com, 20. Mai 2021

BERLIN/REYKJAVÍK/OSLO (Eigener Bericht) - Wachsende militärische Spannungen in der Arktis überschatten das heutige Ministertreffen des Arktischen Rats. Die Arktis ist in den vergangenen Jahren immer stärker zum Schauplatz globaler Rivalitäten geworden: Das Abschmelzen des Polareises vereinfacht den Zugriff auf Rohstofflagerstätten und lässt neue Seehandelsrouten frei werden; das verschärft die dortige Staatenkonkurrenz. Darüber hinaus verliert die russische Nordküste zunehmend den bisherigen Schutz durch Eis und extreme Kälte und wird angreifbar; Moskau sieht sich genötigt, sie stärker als bislang zu verteidigen, und hat in seinen arktischen Gebieten neue Militärstützpunkte errichtet. Während Berliner Regierungsberater einräumen, Moskau gehe dabei "prinzipiell defensiv" vor, heißt es bei der NATO, Russland sei heute eine "Bedrohung" für die gesamte Region. Mit aktiver Mithilfe Berlins wie auch der Bundeswehr forciert das Kriegsbündnis die Militarisierung des Polarmeers; das NATO-Mitglied Norwegen kündigt für 2022 das größte Manöver in der Arktis seit dem Ende des Kalten Kriegs an.


Arktische Rivalitäten

Die Arktis rückt seit Jahren immer stärker ins Visier auch der deutschen Außenpolitik, weil der Klimawandel die Polarkappen abschmelzen lässt und das Polarmeer zunehmend für die Schifffahrt öffnet. Damit wird es nicht nur einfacher, arktische Rohstoffe abzubauen: Der U.S. Geological Survey schätzt, dass beispielsweise 30 Prozent der noch nicht erkundeten Erdgas- und 13 Prozent der noch nicht erkundeten Erdölvorräte nördlich des Polarkreises lagern. Es werden zudem neue Routen für den Seehandel frei; bekanntestes Beispiel ist die Nordostpassage nörlich des russischen Festlandes, die Europa und Ostasien verbindet und kürzer als die Route durch den Suezkanal und den Indischen Ozean ist. Ist das arktische Eis einmal so weit abgeschmolzen, dass sie gut befahren werden kann, könnte sie sich zur echten Alternative zu den südlichen Seewegen entwickeln - ein Umstand, auf den zuletzt hingewiesen wurde, als der Containerfrachter "Ever Given" im März den Suezkanal blockierte.[1] Entsprechend der zunehmenden ökonomischen Bedeutung der Arktis publizieren immer mehr Staaten eigene Arktisstrategien - Deutschland, Frankreich und Kanada im Jahr 2019, Schweden, Norwegen und Polen im Jahr 2020. Dabei werden in wachsendem Maß militärische Überlegungen angestellt.[2]



"Prinzipiell defensiv ausgerichtet"

Besondere Aufmerksamkeit wird in der westlichen Debatte seit geraumer Zeit der russischen Arktisstrategie gewidmet, die im Oktober 2020 in Kraft getreten ist. "Russlands strategische Ziele in der Region", heißt es in einer aktuellen Analyse der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), sind "prinzipiell defensiv ausgerichtet".[3] Im Kern geht es darum, die russische Arktis, unter deren Boden sich etwa ein Großteil der russischen Erdgasvorräte befindet, infrastrukturell auszubauen - um die Wirtschaft zu fördern, nicht zuletzt auch, um den Bevölkerungsschwund zu stoppen. Hinzu kommt, dass der Klimawandel Russlands Nordküste, die bisher durch Eis und extreme Kälte tendenziell vor Angriffen geschützt war, freilegt: "Russland erhält gewissermaßen neue Außengrenzen, die es vor einem potentiellen Aggressor zu schützen gilt", heißt es bei der SWP.[4] Moskau habe deshalb "viele der seit 1990 geschlossenen Stützpunkte aus Sowjetzeiten ... reaktiviert und neue Basen errichtet", so etwa Tiefwasserhäfen, Flugplätze sowie Radar- und Seenotrettungsstationen. Russland zeige "ein defensives Verständnis der Arktis", sei allerdings für den Konfliktfall "auf eine rasche Eskalation vorbereitet, die zur Verteidigung" auch "offensive Operationen ... umfassen kann".


"Die Dominanz zurückgewinnen"

Genährt werden die russischen Sorgen um die Verwundbarkeit der russischen Nordküste nicht zuletzt durch militärische Aktivitäten der Vereinigten Staaten, die inzwischen sogar mehrere Arktisstrategien vorgelegt haben - eigene Strategiepapiere etwa des Pentagon, der Marine, der Luftwaffe, ein gemeinsames Papier von Navy und Marine Corps sowie ein Papier des Heeres. Hinzu kommen spürbar verstärkte US-Kriegsübungen in der Arktis; so kreuzte im Oktober 2018 erstmals seit dem Ende der Sowjetunion ein US-Flugzeugträger mit seinen Begleitschiffen, die Harry S. Truman Carrier Strike Group, in arktischen Gewässern - und zwar im Europäischen Nordmeer, einem potenziellen Ausgangspunkt für Angriffe auf Russland von Norden her.[5] Seit dieser Übungsfahrt haben die US-Streitkräfte ihre Manöver im Hohen Norden ausgeweitet. Sie dürfen zudem - das sieht ein am 16. April geschlossenes Abkommen mit Norwegen vor - auf insgesamt vier norwegischen Militärstützpunkten eigene Einrichtungen aufbauen, darunter eine Marine- sowie eine Luftwaffenbasis im äußersten Norden des Landes.[6] Die Arktisstrategie des US-Heeres wiederum, die am 19. Januar 2021 verabschiedet wurde, ist unter dem Motto "Die Dominanz in der Arktis zurückgewinnen" veröffentlicht worden.[7]


"Die entscheidende Rolle"

Vor dem heutigen Treffen des Arktischen Rats [8] in Reykjavík hat sich die Diskussion um die Militarisierung der Polarregion zugespitzt. Am Montag hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow im Hinblick auf westliche Beschwerden über russische Militäraktivitäten in der Arktis erklärt, diese seien nötig, um Russlands "arktische Küste zu sichern": "Das ist unser Territorium", man werde es schützen; "offensiv" gehe im Polarmeer hingegen die NATO vor.[9] Lawrow drang zum wiederholten Mal darauf, zwecks Reduzierung der Spannungen direkte Gespräche zwischen den Generalstabschefs der Mitglieder des Arktischen Rats wieder aufzunehmen. Bei der NATO heißt es hingegen, Russlands militärische Maßnahmen zum Schutz seiner Nordgrenze seien eine "Bedrohung" für die Region; das westliche Kriegsbündnis werde sich dagegen positionieren. Das genauere Vorgehen werde man auf dem NATO-Gipfel am 14. Juni in Brüssel besprechen.[10] Ebenfalls am Montag hatte Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen bei einem Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Kopenhagen erklärt, man wolle durchsetzen, "dass das dänische Königreich, die Vereinigten Staaten und die Nato die entscheidende Rolle in der Arktis spielen - und nicht andere".[11]


600 Kilometer bis zur russischen Nordflotte

Die westlichen Dominanzansprüche werden durch zunehmende militärische Aktivitäten bekräftigt, an denen sich auch die Bundeswehr aktiv beteiligt - schon seit Jahren (german-foreign-policy.com berichtete [12]). Zuletzt nahm die deutsche Marine an einem Flugkörperschießen vor der Insel Andøya im äußersten Norden Norwegens teil; die Kriegsübung, für die ein Seegebiet in der Größe der russischen Halbinsel Kola gesperrt wurde, fand vom 7. bis zum 9. Mai statt und damit am Jahrestag des Sieges über Nazideutschland, der in Russland ein bedeutender Feiertag ist.[13] Im kommenden Jahr wird Norwegen mit "Cold Response 2022" das größte Manöver in der Arktis seit dem Ende des Kalten Kriegs abhalten - mit rund 40.000 Soldaten. Es soll in der Region Ofoten stattfinden - dort, wo die norwegischen Streitkräfte regelmäßig mit Truppen anderer Staaten trainieren, neben der Bundeswehr zum Beispiel mit Einheiten aus Großbritannien sowie den USA, und wo die Vereinigten Staaten Einrichtungen auf norwegischen Militärstützpunkten etablieren dürfen. Die Bundeswehr nahm im März 2020 bereits an "Cold Response 2020" teil - dies trotz der damals beginnenden Covid-19-Pandemie. Das Übungsgebiet für das Manöver "Cold Response 2022", an dem die Bundeswehr mutmaßlich ebenfalls teilnehmen wird, ist 600 Kilometer von der Halbinsel Kola entfernt, wo Russlands Nordflotte mit ihren Atom-U-Booten stationiert ist.[14]

 

[1] Salvatore R. Mercogliano: Lessons From the Ship That Nearly Destroyed 12 Percent of World Trade. maritime-executive.com 09.05.2021.

[2], [3] Michael Paul: Die neue Arktistrategie der EU. SWP-Aktuell Nr. 14. Berlin, Februar 2021.

[4] Janis Kluge, Michael Paul: Russlands Arktis-Strategie bis 2035. SWP-Aktuell Nr. 89. Berlin, November 2020.

[5] Megan Eckstein: Truman Carrier Strike Group Operating North of Arctic Circle; First Time for US Navy Since 1991. news.usni.org 19.10.2018.

[6] Chad Garland: US can build military facilities in Norway under new defense cooperation pact. stripes.com 16.04.2021.

19.05.2021

Israel und Palästina














Bild: HAZ, 19.05.2021; Gemeinsam gegen Gewalt: Oberbürgermeister Belit Onay (Mitte) mit Yazid Shammout (von links), Emine Oguz, Recep Bilgen und Michael Fürst.Foto: Rainer Dröse


Wie der Nahost-Konflikt in Niedersachsen gesehen wird

Wie wird der Konflikt bei uns in Niedersachsen gesehen und diskutiert? Darüber spricht der Hörfunkchef von NDR1 Niedersachsen, Ludger Vielemeier, eine Stunde lang mit Yazid Shammout, dem Vorsitzenden der palästinensischen Gemeinde in Hannover und mit Michael Fürst, dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. 


Moderation: Ludger Vielemeier
Mitwirkende: Michael Fürst und Yazid Shammout

Termin: Donnerstag, 20. Mai 2021, 19:00 bis 20:00 Uhr, NDR 1 Den Link finden Sie hier: https://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/epg/Unser-Thema-Wie-der-Nahost-Konflikt-in-Niedersachsen-gesehen-wird,sendung1167106.html

19.05.2021

*"Judentum, Zionismus und Israel sind verschiedene Kategorien"   

heise.de, 19.5.2021

Der deutsch-israelische Soziologe Moshe Zuckermann über die Ursachen der Eskalation in Nahost, die israelische Innenpolitik und die Antisemitismusdebatte

 

Zitat: /Ramon Schack:/*/Herr Zuckermann, die linksliberale israelische Tageszeitung Ha'aretz schrieb unlängst, man habe in Jerusalem am Montagvergangener Woche mitunter den Eindruck gewinnen können, "als würde der israelisch-palästinensische Konflikt auf beiden Seiten der geteilten Stadt von Jugendlichen ausgetragen". Ist das die Ursache für die aktuelle Gewaltspirale?


/*Moshe Zuckermann:* Man kann diesen Tag als Metapher nehmen, aber dieseArgumentation führt am eigentlichen Problem vorbei. Derisraelisch-palästinensische Konflikt hat viele Dimensionen, aber er ist in erster Linie als ein Territorialkonflikt zu begreifen. Jerusalem ist dabei einer der Faktoren, aber nicht der zentrale.Das Hauptproblem liegt in der von Israel seit einem halben Jahrhundertbetriebenen Siedlungspolitik, die nicht nur die Palästinenser im Westjordanland fortwährend ihres Landes beraubt, sondern mutatis mutandis die ehemals anvisierte Zweistaatenlösung verunmöglicht hat.


*/RS:/*/Während die westliche Staatengemeinschaft Israel angesichts derRaketenangriffe aus  dem Gazastreifen ein Recht auf Selbstverteidigung einräumt, dabei aber die Frage umschifft, ob nach dieser Logik die syrische Armee Israel auch beschießen darf, denn von dort werden

regelmäßig Militärschläge auf Syrien vollzogen, erklärte das russische Außenministerium, dass die zunehmenden Spannungen durch die Vertreibung arabischer Bewohner aus ihrem angestammten Wohnort – dem Gebiet Sheikh Jarrah –, durch die Förderung von Plänen zum Bau von  540 Häusern in der Siedlung Har Choma und durch die Tötung von zwei Palästinensern an einem Kontrollpunkt in der Nähe der Stadt Jenin angeheizt worden sind. Welcher Sichtweise würden Sie eher zustimmen?


/*Moshe Zuckermann:* Der russischen Sichtweise. Dabei muss man aber noch eines mitbedenken. Die Gewalteskalation war nicht das Resultat ideologischer Scheinpostulate wie des Rechts auf Selbstverteidigung. Sie war Ergebnis einer wohlorchestrierten Provokationskette vonseiten der Israelis: Polizei am Tempelberg, Absperrung der Zugänge nach Jerusalem für Araber, Sheikh Jarrah und einiges mehr. Die Hamas sollte reagieren, damit es zwangsläufig zur Gewalteskalation kommt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der wegen seines Prozesses (wegen Korruptionsvorwürfen, d. A.) und der Unfähigkeit, eine Koalition zu bilden, in Bedrängnis geraten ist, hat diese Eskalation im Eigeninteresse gebraucht – und hat auch sein Ziel erreicht: Das

gegnerische Lager ist in Auflösung begriffen. Es könnte zu einem fünften Wahlgang kommen, diesmal mit Direktwahl des Premiers, die Netanjahu gewinnen dürfte. Dass auch die Hamas die

Gewalteskalation bedient, weil sie sich gegenüber der PLO zu profilieren trachtet, ändert daran nichts.


*/RS:/*/Die Ursachen für die aktuelle Gewaltspirale zwischen der Hamas und Israel liegen auch in den Ereignissen der letzten Wochen begründet. In Ost-Jerusalem hatten die Spannungen Mitte April zugenommen. Am 7. Mai kam es zu Zusammenstößen zwischen der israelischen Grenzpolizei und Palästinensern in der Nähe des Tempelbergs. Inwieweit ist der seit Jahren voranschreitende Rechtsruck der israelischen Gesellschaft mitverantwortlich für das aktuelle Blutvergießen?


/*Moshe Zuckermann:* Das ist eine fast rhetorische Frage. Der Rechtsruck ist zweifelsohne für die aktuelle Lage verantwortlich. Man muss allerdings verstehen, dass dieser Rechtsruck kein Nebenaspekt ist: Etwa 80 Prozent des israelischen Parlaments ist als rechts bzw. rechtsradikal

einzustufen. Politiker wie Avigdor Lieberman, Naftali Bennett oder Gideon Saar sind ideologisch noch radikaler rechts als Netanjahu eingestellt. Obwohl sie sich im Anti-Netanjahu-Lager zusammengefunden haben, das gerade allerdings wieder in Auflösung begriffen ist, stehen sie ideologisch ganz fraglos an der Seite Netanjahus bzw. der Rechten, ja radikalen Rechten Israels.


*/RS:/*/Sie sagten kürzlich, Israel brauche die Hamas und die Hamas brauche Netanjahu. Was heißt das konkret?


/*Moshe Zuckermann:* Die Entstehung der Hamas vor rund vierzig Jahren wurde von Israel mitinitiiert und befördert, weil Israel einen Keil zwischen den palästinensischen Lagern treiben wollte und dabei die islamistische Hamas gegen die säkulare PLO unter Arafat stark machen

wollte. Die Hamas war von Anbeginn für Israel eine Garantin für die palästinensische Spaltung.

Die Hamas ihrerseits braucht Israel, weil es ihre Raison d'etre perpetuiert. Es ist kein Zufall, dass Israel bei allen Gaza-Kriegen stets darauf aus war, die Hamas zu schwächen, aber ja nicht endgültig zu zerschlagen. Israel lässt auch zu, dass Katar die Hamas finanziert.


*/RS:/*/Noch Ende März, nach den jüngsten Wahlen in Israel, sah es danach aus, als würden die arabischen Parteien so etwas wie ein Zünglein an der Waage bilden. Mansour Abbas, dem Vorsitzende der konservativen arabischen Raam-Partei, kam die Rolle des potenziellen Königsmachers zu, heftig umworben von Premierminister Netanjahu. Welche Auswirkungen wird der aktuelle Konflikt auf die Regierungsbildung und die politische Landschaft haben?


/*Moshe Zuckermann:* Ob Mansour Abbas noch das Zünglein an der Waage ist, wird sich herausstellen müssen. Die Gewalteskalation hat ihn in Zugzwang gebracht: Er kann sich nicht mehr einfach mit den rechten antiarabischen Parteien verbünden, weil sein Wahlvolk es nicht mehr ohne Weiteres hinnehmen kann. Sein jüngster Besuch in einer von Arabern in Brand gesetzten Synagoge hat ihm einige Schelte vonseiten seiner eigenen Leute eingebracht. Er scheint im Moment geschwächter als zuvor. Der jüngste Konflikt wird sich entscheidend auf die Regierungsbildung auswirken, wie ich oben dargelegt habe. Aber das größere Problem ist in seiner Wirkung auf die innerisraelische Beziehung zwischen Juden und Arabern zu sehen - die zivilgesellschaftliche Koexistenz ist vermutlich heftig beschädigt. Es wird lange dauern, bis sie sich wieder "normalisieren" wird.


*/RS:/*/In Israel selbst kam es an vielen Orten zu schweren Zusammenstößen zwischen Angehörigen der arabischen Minderheit und den Sicherheitskräften. Welche Folgen wird dieses für den Zusammenhalt der Gesellschaft haben, die ja ohnehin schon tief gespalten ist, selbst innerhalb der jüdischen Bevölkerung?


/*Moshe Zuckermann:* Es waren nicht nur die Zusammenstöße zwischen den Arabern und den Sicherheitskräften, sondern die zwischen den Arabern und den Juden, die die Bevölkerung in Schock versetzt haben. Es wurde offenkundig, welche Hass- und damit einhergehende Gewaltpotenziale sich in der Gesellschaft angestaut haben. Das kam nicht von ungefähr, denn abgesehen von schierem Vandalismus bildete sich in diesen Exzessen der Frust und der Zorn großer Teile der arabischen Minderheit ab, die in Israel seit Jahrzehnten ein Leben als Bürger zweiter Klasse fristen müssen. Vielleicht werden die Ausbrüche während der Krise als Alarmzeichen wahrgenommen werden. Ausgemacht ist dies aber nicht.


*/RS:/*/In Deutschland wird dieser Tage viel über Antisemitismus berichtet, vor allem mit Blick auf propalästinensische Demonstrationen. Sie selbst, als israelischer Staatsbürger und Jude, wurden schon in Deutschland von Deutschen des Antisemitismus beschuldigt. Werden die Begriffe "Juden", "Zionismus", "Israel" und "Antisemitismus" in der deutschen Öffentlichkeit verwechselt oder gar falsch verwendet?


/*Moshe Zuckermann:* Ja, der Meinung bin ich und habe dies auch schon oft genug theoretisch wie empirisch in Deutschland dargelegt. Allerdings vergeblich, wie es scheint, und wie sich angesichts der gegenwärtigen Krise wieder herausstellt. Es muss ein für alle Mal verstanden werden: Judentum, Zionismus und Israel sind drei verschiedene Kategorien und entsprechend auch Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik. Das zeigt sich schon daran, dass nicht alle Juden Zionisten, nicht alle Zionisten Israelis und nicht alle Israelis Juden sind. Es ist klar, warum diese Kategorien in Deutschland allzu häufig gleichgesetzt werden. Das bedient deutsche Befindlichkeiten und Bedürfnisse der Schuldabtragung. Aber nicht nur ist diese Gleichsetzung an sich falsch, sondern sie bedient objektiv auch die Interessen der israelischen Propaganda.


Info: https://www.heise.de/tp/features/Judentum-Zionismus-und-Israel-sind-verschiedene-Kategorien-6048958.html



Weiteres:



Über den Applaus deutscher Politiker für Bomben auf Gaza

unsere-zeit.de, | |  Solidarität mit Besatzern

Zitat: Wem gehört Israel? Auf diese Frage hat die Knesset, das israelische Parlament, mit einem Nationalstaatsgesetz eine verbindliche Antwort geliefert: dem jüdischen Volk, und zwar nur dem jüdischen Volk.“ Das schrieb „Die Zeit“ vor drei Jahren. Mit dem Nationalstaatsgesetz wurden die arabischen Bürger Israels auch offiziell zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Mehr Arbeitslosigkeit, schlechtere medizinische Versorgung und weniger Sicherheit zeichnet die Gebiete mit mehrheitlich arabischer Bevölkerung in Israel aus. Selbst Arabisch ist keine zweite Amtssprache mehr. Alle diese Probleme potenzieren sich in den besetzten Gebieten und in Gaza, dem größten Freiluftgefängnis der Welt. Es sind soziale Probleme, die den Kampf um Palästina befeuern. Es ist die Besatzungspolitik. Es ist das israelische Apartheidsystem mit seinen drei Stufen, das die israelische Menschenrechtsorganisation B‘Tselem beschrieb. 

Die Unterdrückung arabischer Proteste in Israel durch Polizei, Grenzschutz – zum Teil gemeinsam mit bewaffneten rechtsradikalen Zivilisten – bedroht tatsächlich die Stabilität Israels. Ein System von Besatzung und Apartheid kann keine stabile und friedliche Entwicklung gestalten. „Solange es die Besatzungspolitik gibt, so lange gibt es Widerstand“, erklärte der Knesset-Abgeordnete Ayman Odeh von der Chadasch, einem Bündnis linker Parteien in Israel, darunter die KP Israels. 

Die USA und Europa fordern Solidarität mit Israel. Der rechte österreichische Bundeskanzler Kurz zeigt seine Solidarität mit der rechten Politik Netanjahus, indem er die israelische Fahne über dem Bundeskanzleramt in Wien hissen lässt. Die Bundesregierung „verurteilt die fortdauernden Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Städte auf das Schärfste“. Außenminister Heiko Maas (SPD) bezeichnet die massiven israelischen Luftangriffe als Selbstverteidigung, während Annalena Baerbock von den Grünen erklärt: „Wir stehen in diesen schwierigen Stunden an der Seite der Israelinnen und Israelis.“ Sie alle ignorieren das Schicksal der Palästinenserinnen und Palästinenser, die in Gaza noch nicht einmal die Möglichkeit zur Flucht haben. 

Mittlerweile legt die israelische Luftwaffe Gaza in Schutt und Asche in einer Orgie der Gewalt, die Ausdruck eines institutionellen Rassismus ist. „Nur die Starken überleben“ war das Motto der Wahlspots von Benny Gantz, in denen er 2019 die Zerstörungen in Gaza durch die israelische Luftwaffe in einem früheren Krieg pries. Als Kriegsminister arbeitet er jetzt daran, weitere Teile von Gaza „in die Steinzeit zu bomben“. Mit ihren Aufrufen zur Solidarität mit Apartheid und Besatzungspolitik, die nur dürftig von der Solidarität mit einzelnen Opfern von Raketenangriffen in Israel überdeckt werden, zeigen die Politiker von Kurz bis Baerbock, dass sie nicht aus der Vergangenheit gelernt haben. 

Und die Demonstranten, die ein Ende von Besatzungspolitik und Apartheid und ein Ende der Kämpfe fordern, werden als israelfeindlich, wenn nicht gar als antisemitisch gebrandmarkt. Ihre Demonstrationen werden unter dem Vorwand des fehlenden Infektionsschutzes bedrängt, verboten, aufgelöst. 

Gestützt auf die Macht des Militärs versuchte Israel, den Frieden für seine jüdischen Bürger zu gewährleisten. Dieses Projekt ist gescheitert. Frieden gibt es nur für alle, ohne Besatzung und ohne Apartheid – oder gar nicht. In Tel Aviv, Jerusalem, Haifa gab es Demonstrationen gegen die militärische Eskalation und für die Zusammenarbeit von Palästinensern und jüdischen Israelis. Eine der Parolen war: „Palestinian lives matter!“ – auch die Leben von Palästinensern zählen.

Info:  https://www.unsere-zeit.de/solidaritaet-mit-besatzern-146902  

19.05.2021

Streit um die Schuldenbremse           
Berlin diskutiert, ab wann die fiskalpolitischen Daumenschrauben in Deutschland und der EU wieder angezogen werden sollen.

german-foreign-policy.com,  19. Mai 2021

BERLIN (Eigener Bericht) - In den deutschen Funktionseliten toben Auseinandersetzungen über die Zukunft der "Schuldenbremse" in Deutschland wie auch in der EU. Führende Think-Tanks warnen, setze man die Schuldenbremse, die im Kampf gegen die Pandemie vorläufig aufgehoben wurde, allzu rasch wieder in Kraft, dann werde dies europaweit den "Aufschwung abwürgen". Zudem seien in diesem Fall neue Auseinandersetzungen mit den Vereinigten Staaten zu erwarten - wegen der stetigen deutschen Handelsüberschüsse. Berliner Regierungspolitiker sprechen mittlerweile davon, die klare Beschränkung der zulässigen Staatsschulden frühestens 2023 oder 2024 wieder einzuführen. Auch unternehmernahe Wirtschaftsinstitute signalisieren Zustimmung zu einer möglichen Lockerung der Schuldenbremse, um Steuererhöhungen zu vermeiden. Gleichzeitig warnen jedoch mehrere einstige Bundesfinanzminister davor, die Schuldenbremsen EU-weit zu lockern: Dies werde dazu führen, dass Deutschland über seine Bonität für die Schulden anderer Staaten in Mithaftung gezogen werde, heißt es; dann brächen "in Europa alle Dämme". 

Zitat: "Europäische und deutsche Fiskalregeln"

Innerhalb der deutschen Funktionseliten toben vermehrt Auseinandersetzungen über den weiteren haushaltspolitischen Kurs in der Bundesrepublik und der EU. Im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen die sogenannten Schuldenbremsen - oftmals in Verfassungen aufgenommene Haushaltsgesetze, die die Staatsverschuldung unter einem bestimmten Niveau in Relation zur Wirtschaftsleistung halten sollen. Berlin hat es nach dem Ausbruch der Eurokrise ab 2009 vermocht, vielen kriselnden Eurostaaten Schuldenbremsen zu oktroyieren; doch mussten diese nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie ausgesetzt werden. Führende deutsche Denkfabriken wie die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) argumentieren nun, eine frühzeitige Wiedereinführung von "europäischen und deutschen Fiskalregeln" drohe etliche negative außenpolitische Folgen nach sich zu ziehen.[1] Eine übereilte Wiedereinführung der Schuldenbremse, wie sie schon für 2022 vorgesehen ist, werde europaweit den "Aufschwung abwürgen" sowie die "Erneuerung der transatlantischen Beziehungen in den Bereichen Handel und makroökonomische Zusammenarbeit" unterminieren. Faktisch werde eine Rückkehr zur Haushaltskonsolidierung die Spannungen zwischen Berlin und den USA erhöhen, da die Biden-Administration - wie die Vorgängerregierung unter Donald Trump - Berlin zur Reduzierung der deutschen Handelsüberschüsse drängt.


"30 Prozent der Eurozonen-Wirtschaftsleistung"

Die ursprünglichen Berliner Planungen zum Ausstieg aus den kreditfinanzierten Krisenmaßnahmen, die eine Reduzierung des strukturellen deutschen Defizits um zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im kommenden Jahr vorsehen, könnten laut Schätzung der DGAP in der Eurozone zu einer starken Verminderung des Wirtschaftswachstums führen, da die Nachfrage ausbliebe. Insgesamt müsste demnach der EU-Währungsraum mit negativen finanzpolitischen Impulsen "in einer Größenordnung von 0,6 Prozent des BIP" fertig werden: Deutschland trage bereits "30 Prozent zur Wirtschaftsleistung im Euro-Währungsgebiet bei"; überdies gäben Berlins "finanzpolitische Entscheidungen den Ton für den gesamten Euro-Raum" vor. In Washington wiederum sei man nur bereit, auf eine "massive Androhung von Zöllen" zu verzichten, wenn die Eurozone nicht nur "einseitig von der US-Nachfrage" profitiere, sondern ihrerseits "eigene fiskalpolitische Stützungsmaßnahmen zugunsten einer weltweiten Konjunkturerholung" durchführe. Ein "strenger fiskalpolitischer Kurs Europas" werde nicht nur die "weltweite Erholung" der Wirtschaft unterminieren; er stehe auch "im klaren Gegensatz zur US-Fiskalpolitik". Der Think-Tank schlägt folglich vor, eine ganze Reihe alternativer Maßnahmen zu erwägen - darunter die Verlängerung der Aussetzung der Schuldenbremse, ihre nur schrittweise Wiedereinführung, ihre "unerlässliche" Reform sowie die Nutzung finanzieller Rücklagen.


Schuldenbremse ab 2023 oder 2024

Diese Einschätzung regierungsnaher Denkfabriken schlägt sich längst im öffentlichen Diskurs nieder. Mitte Mai erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), die Schuldenbremse könne "ab 2023" wieder eingehalten werden.[2] Die "finanzielle Unterstützung" für die Wirtschaft und sonstige Krisenmaßnahmen hätten zu einem Schuldenberg von 450 Milliarden Euro geführt, wozu die Aussetzung der Schuldenbremse nötig gewesen sei. Die gute aktuelle Konjunkturentwicklung werde jedoch perspektivisch eine Haushaltskonsolidierung zulassen: "Wir werden aus den Schulden herauswachsen genau wie nach der Finanzkrise", erklärte Scholz. Die Konjunkturprognosen des Bundeswirtschaftsministeriums für die Bundesrepublik wurden zuletzt von plus drei auf plus 3,5 Prozent angehoben; die pandemiebedingten Steuerausfälle, die Schätzungen zufolge in diesem Jahr bei 20 Milliarden Euro liegen sollten, konnten um 3,4 Milliarden verringert werden. Laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wird die Wiedereinführung der Schuldenbremse womöglich sogar auf 2024 verschoben. Altmaier verwies darauf, dass die verschärften Bestimmungen des Klimaschutzgesetzes wohl zu zusätzlichen finanziellen Belastungen führen. Zugleich lehnte Altmaier Steuererhöhungen für reiche Erben zur Senkung des Haushaltsdefizits, wie sie in der SPD diskutiert werden, ab.


Reform oder Lockerung?

Für eine Reform der Schuldenbremse [3] sprechen sich Politiker von Bündnis 90/Die Grünen sowie Ökonomen des unternehmernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW)[4] aus. Man benötige generell "größeren Spielraum des Staates", um Schulden aufnehmen zu können, erklärte kürzlich Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. Angesichts niedriger Zinsen sei es geboten, jetzt massiv in die Modernisierung sowohl der "digitalen als auch ... der Verkehrsinfrastruktur" zu investieren. Auch mit Blick auf den schlechten Zustand so mancher Eisenbahnbrücke und auf die Klimakrise sei es wichtig, dass "wir künftigen Generationen kein ruiniertes Klima und keine marode Infrastruktur hinterlassen". IW-Direktor Michael Hüther wiederum betonte, eine Lockerung der Schuldenbremse solle vor allem dazu führen, Steuererhöhungen zu vermeiden. Man könne über eine Erhöhung der strukturellen jährlichen "Verschuldung in der Schuldenbremse von 0,35 Prozent auf 0,5 Prozent" des BIP reden, erklärt Hüther. Zudem könne ein "Deutschland-Fonds" zur infrastrukturellen Sanierung der Bundesrepublik eingerichtet werden, dessen Schulden in den kommenden Jahrzehnten abgezahlt würden.


"Alle Dämme brechen"

Die verbreitete Bereitschaft zur Lockerung der Schuldenbremse in der Bundesrepublik kontrastiert allerdings mit Stimmen, die vor einer expansiven Finanzpolitik auf EU-Ebene warnen.[5] So fordern in einem aktuellen Positionspapier Edmund Stoiber und Peer Steinbrück, ehemalige Kanzlerkandidaten von CDU/CSU und SPD, eine Ende der Staatsverschuldung in der EU. An der Ausarbeitung des Papiers waren auch Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesbankpräsident Jens Weidmann beteiligt. Nach Ansicht der Autoren führt die Finanzpolitik der EZB zu rasch ansteigender Inflation, die "sozialen Sprengstoff" berge. Zahlreiche Eurostaaten hätten zur Bewältigung der aktuellen Krise kreditfinanzierte Konjunkturprogramme aufgelegt, die kurzfristig stabilisierend wirkten; doch bestehe die Gefahr, dass dies zu einer dauerhaften Einrichtung werde. "Einige Mitgliedstaaten" sähen demnach nun die Chance, "ihre bei Beginn der Währungsunion nicht durchsetzbaren Forderungen" zu realisieren und den von Berlin geformten, "für Notsituationen geschaffenen Europäischen Stabilitätsmechanismus zu übergehen". Der Stabilitätsmechanismus (ESM) gewährt Kredite nur im Gegenzug zu harten Austeritätsmaßnahmen. Die nächste Bundesregierung müsse schnellstmöglich eine "zukunftsfähige Finanz- und Geldpolitik für Deutschland und Europa" schaffen, fordern Stoiber und Steinbrück. In ähnlicher Weise warnten mehrere deutsche Ökonomen schon Anfang 2021, die Angriffe auf die Schuldenbremse in der EU seien "brandgefährlich", da sie zu ungehemmter Verschuldung führten: "Wenn wir die Schuldenbremse lockern, brechen in Europa alle Dämme".[6]


"Fatales Signal"

Die EU sende mit ihrer Abkehr von den gemeinsamen Schuldenregeln, die auf dem Höhepunkt der Eurokrise maßgeblich vom damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble durchgesetzt wurden, ein "fatales Signal", heißt es in Kommentaren konservativer Medien.[7] " Punkt für Punkt" seien die Regeln des Stabilitätspaktes in Europa ausgehebelt worden; auf den deutschen Steuerzahler kämen nun immer neue Risiken zu, die den europäischen Zusammenhalt gefährdeten. Länder wie Italien, die eine Schuldenquote von mehr als 150 Prozent aufwiesen, könnten die Vorgaben des Stabilitätspaktes von höchstens 60 Prozent Staatsverschuldung "mittelfristig nicht erreichen". Deshalb gebe es in der EU Überlegungen, "mit jedem Land individuell realistische Ziele für eine Gesamtverschuldung innerhalb eines festgelegten Zeitraums" zu vereinbaren. Dies müsse für deutsche Steuerzahler "wie Hohn klingen", da sie über die "Bonität ihres Landes" in Mithaftung gezogen würden, heißt es in der Springer-Tageszeitung "Die Welt". Tatsächlich liegt die Staatsverschuldung der Bundesrepublik - dank jahrelanger Exportüberschüsse, die sich als Defizite auch anderer Eurostaaten manifestierten - weit unter dem Niveau der Eurozone.[8] Deutschlands Staatsschuld stieg pandemiebedingt zwischen dem 3. Quartal 2019 und dem 3. Quartal 2020 von 61 Prozent des BIP auf 70 Prozent. Die gesamte Eurozone hingegen erreichte im dritten Quartal des vergangenen Jahres eine Schuldenquote von 90 Prozent. Neben Italien wiesen beispielsweise Portugal (130 Prozent des BIP) und Griechenland (199 Prozent) eine besonders hohe Verschuldung auf. Bis Ende 2020 stieg die Schuldenlast der Eurozone bereits auf 100 Prozent der Wirtschaftsleistung; in Frankreich waren es 118 Prozent, in Spanien 123 Prozent, in Italien 161 Prozent.[9]


[1] Die Schuldenbremse und der europäische Fiskalkurs nach Covid-19. dgap.org 05.05.2021.

[2] Scholz will Schuldenbremse ab 2023 einhalten. tagesschau.de 12.05.2021.

[3] Grüne fordern Reform der Schuldenbremse. oldenburger-onlinezeitung.de 20.04.2021.

[4] Institut der deutschen Wirtschaft: Reform der Schuldenbremse unumgänglich. pnp.de 13.05.2021.

[5] Stoiber und Steinbrück fordern Stopp der Staatsverschuldung. t-online.de 11.05.2021.

[6] "Wenn wir die Schuldenbremse lockern, brechen in Europa alle Dämme". welt.de 06.02.2021.

[7] Mit der Abkehr von gemeinsamen Schuldenregeln sendet die EU ein fatales Signal. welt.de 02.05.2021.

[8] Wer bezahlt die Corona-Schulden in Europa? dw.com 15.04.2021.

[9] Schuldenschnitte sind ein Spiel mit dem Feuer. wiwo.de 22.02.2021.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8602 

19.05.2021

Stellungnahme der KoPI-Sprecher zur Eskalation der Gewalt in Israel und den besetzten Gebieten   

kopi-online.de, Veröffentlicht am 19. Mai 2021, Deutscher Koordinationskreis Palästina Israel

Die Spirale der Gewalt im Nahen Osten durchbrechen!


Zitat: Bei der Beurteilung der Eskalation der Gewalt in Israel, der West-Bank, Gaza und Ost-Jerusalem wird oft vorschnell die Hamas als der Schuldige ausgemacht, aber die Ursache der Gewalt nicht benannt. Dass es in Abständen von wenigen Jahren immer wieder zu Raketenangriffen auf Israel und Bombardierungen von Gaza kommt, zeigt doch nur, dass sich an den Ursachen des Konflikts nichts geändert hat.


Die Situation gleicht einem Dampfkessel, dessen Druck seit Beginn der israelischen Besatzung 1967 kontinuierlich steigt und täglich durch die Zwangsräumungen, Vertreibungen, Hauszerstörungen, Schikanen an Checkpoints etc. erhöht wird. Obwohl die PLO sich schon 1993 (im Rahmen der „Oslo-Verhandlungen“) mit 22% des ehemaligen Palästina zufrieden gegeben hat, ist Israel nicht bereit, die völkerrechtswidrige Besatzung aufzugeben, sondern hat im Gegenteil eine Annexion weiter Teile der Westbank angekündigt und mit dem Nationalstaatsgesetz von 2018 untermauert, dass Palästinenser auch in Israel keine gleichwertigen Bürger sind. Die israelische Regierung torpediert die Gründung eines lebensfähigen Staates in dem besetzten Gebieten von 1967, lehnt aber auch einen demokratischen Staat für beide Völker vehement ab.


Dies vergrößert die Hoffnungslosigkeit der Palästinenser, denen Selbstbestimmungsrecht und wirtschaftliche Entwicklung vorenthalten wird. All dies ist auch eine Form von Gewalt, die zuletzt in der Zwangsvertreibung von Familien in Sheikh Jarrah zum Ausdruck kommt oder in den Zugangsbeschränkungen zur Al-Aksa Moschee für Gläubige. Das brachte den Dampfkessel zum Überkochen.


Die Hamas nahm diese jüngsten israelischen Maßnahmen zum Anlass, Israel ein Ultimatum zu stellen und begann dann mit Raketenangriffen.


Wir verurteilen die allnächtlichen, offenkundig unverhältnismäßigen Bombardierungen des Gazastreifens durch das israelische Militär, bei denen Zivilisten, Frauen und viele Kinder getötet, verletzt und auf Lebenszeit traumatisiert werden. Wir verurteilen ebenso die Raketenangriffe der Hamas auf israelische Städte, die zivile Opfer in Kauf nehmen.


Deutschland, die EU und die USA tragen eine Mitverantwortung an der Gewalt im Nahen Osten, weil sie Israels Besatzung und die damit einhergehende tägliche Verletzung der Menschenrechte seit vielen Jahren tolerieren. „Uneingeschränkte Solidarität mit Israel“ bedeutet Unterstützung eines Regimes, das für Landnahme, Siedlungsbau und Vertreibung verantwortlich ist und das Human Rights Watch und B’Tselem einen Apartheidstaat nennen.


Die Spirale der Gewalt kann nur durchbrochen werden, wenn Deutschland und die Weltgemeinschaft Druck auf Israel ausüben, damit die Besatzung beendet wird.


Wir fordern die Bundesregierung auf, auf Israel einzuwirken folgendem Ziel:

  • Beendigung der Bombardierung des Gazastreifens.

  • Ende der Zwangsvertreibungen und des Landraubs (wie in Sheikh Jarrah und in der Westbank)

  • Aufhebung der Blockade des Gazastreifens

  • Ende der israelischen Besatzung der Westbank, Gazas, Ost-Jerusalem und der Golanhöhen.

  • Einhaltung völkerrechtlicher Verpflichtungen


Amnesty International hat eine Petition an die amerikanische Regierung (Außenminister Blinken) verfasst, die die gleiche Intention hat.


Info:  https://www.kopi-online.de/wordpress/?p=5089 

19.05.2021

Sterblichkeit - Fallzahlen nach Monaten für Deutschland 2016 - 2021


                       Rohdaten Statistisches Bundesamt, aktueller Stand: 18. Mai 2021


   Jan.
   Feb.   März   April   Mai  Juni  Juli   Aug.  Sept.   Okt.   Nov.   Dez.
2021 106193  81568
   81079
  80976







2020   85421  80070   87517  83885  75823 72177
 73822  78711 74089  79672  86083 108726
2019   85105  81009   86739  77410  75669 
 73483
 76926  73444 
 71022  77006  78378   83329
2018   84973  85799 107104  79539  74648 69328 75605  78370 69708  74039  74762   80999
2017   96033  90649   82934  73204
  75683 69644 71411  71488 69391  75229  74987   81610
2016   81742  76619
   83668  75315  74525 69186 72122  71295 69037  76001  77050   84339

Gesamtsterblichkeit: 2021 bis Apr. = 349 816 ; 2020 = 985 996 ; 2019 = 939 520 ; 2018 = 954 874 ; 2017 = 932 263 ; 2016 = 910 899


Info: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle-pdf.pdf?


                     V.i.S.d.P.: Initiative: "Kein Militär mehr", Leinaustraße 3, D-30451 Hannover
19.05.2021

"Aktives Programm im ganzen Land" – USA betreiben in Russland ein illegales Aktivisten-Netz   

https://de.rt.com/international/117638-aktives-programm-im-ganzen-land-usa-betreibt-illegales-aktivisten-netz-russland

19.5.2021, aus E-Mail von Doris Pumphrey
*Mit geheimdienstlichen Methoden fördert der Verein National Endowment for Democracy (NED) weltweit oppositionelle Gruppen, die im US-Interesse agieren – darunter auch Alexei Nawalny und Swetlana Tichanowskaja. Der langjährige NED-Chef hat das bei einem Prankster-Anruf aus Russland eingestanden.
Der US-Kongress schuf die "gemeinnützige" Organisation National Endowment for Democracy im Jahre 1983 als halbstaatlichen Arm der US-Außenpolitik. Gegründet wurde die "Denkfabrik" vom Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA William J. Casey. Für dessen Ziel der weltweiten Förderung der "liberalen Demokratie" bekommt sie seitdem jährlich ihre Finanzierung aus dem US-Bundeshaushalt, in den letzten Jahren im dreistelligen Millionenbereich.
Von Anfang an stand NED im Verruf <https://www.freitag.de/autoren/sebastianus/das-wesen-der-intervention>, Umsturzversuche weltweit zu organisieren und finanziell zu unterstützen – zunächst in Lateinamerika, später in Osteuropa und im arabischen <https://www.nytimes.com/2011/04/15/world/15aid.html>  Raum. "Vieles von dem, was wir heute tun, wurde vor 25 Jahren von der CIA im Geheimen gemacht",  sagte <https://de.rt.com/international/117638-aktives-programm-im-ganzen-land-usa-betreibt-illegales-aktivisten-netz-russland/Allen%20Weinstein>  der Vordenker und Mitbegründer des NED Allen Weinstein noch im Jahre 1991.
Damals – zur Zeit der Wende, als prosowjetische Regierungen in Ostmitteleuropa und die Sowjet Union selbst zusammenbrachen – wurde ernsthaft diskutiert <https://www.washingtonpost.com/archive/opinions/1991/09/22/innocence-abroad-the-new-world-of-spyless-coups/92bb989a-de6e-4bb8-99b9-462c76b59a16/>, ob die Geheimdienste in ihrem üblichen Sinne überhaupt noch nötig seien. Es hieß, Stiftungen wie jene des Finanzspekulanten George Soros würden für das Erreichen der gleichen Ziele wie jener der Geheimdienste ausreichen.
Doch sowohl NATO als auch die Geheimdienste blieben nach dem Ende des Kalten Krieges nicht weniger einflussreich. Im Gegenteil, sie wuchsen weiter. Genauso wie NED und ähnliche Organisationen – wie USAID, Freedom House oder Open Society. Wegen ihrer Beteiligung bei den "farbenfrohen" Revolutionen werden sie in vielen Ländern inzwischen als "unerwünscht" eingestuft, so auch in Russland. Für die Zusammenarbeit mit einer unerwünschten Organisation drohen in Russland kleinere Geldstrafen, in Falle einer aktiven Teilnahme kann jedoch ein Strafverfahren eingeleitet werden.
Obwohl es NED untersagt ist, eigene Büros in Russland zu betreiben, sei der Status einer "verbotenen" Organisation für den US-Fonds kein Problem. Er könne trotzdem ein ausgedehntes Netzwerk von Aktivisten, oppositionellen Gruppen und Medien in Russland finanziell unterstützen und zusammenführen, welches tief in die Regionen hineinreiche. Dazu zähle auch das Nawalny-Netzwerk. Das sagten kein Geringerer als der NED-President Carl Gershman <https://www.ned.org/experts/carl-gershman/>  und seine Stellvertreterin für Politik und Strategie Barbara Haig <https://www.ned.org/experts/barbara-haig/>  in einer Video-Konferenz. Bei dem Anruf waren sie im Glauben, mit der weißrussischen Ex-Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja und ihrem Stabschef zu sprechen.
/Hier weiterlesen:/https://de.rt.com/international/117638-aktives-programm-im-ganzen-land-usa-betreibt-illegales-aktivisten-netz-russland  
18.05.2021

Lehren aus der Reaktorkatastrophe    -    35 Jahre Tschernobyl

untergrund-blättle.ch, 14. Mai 2021
35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl erinnert Matthias Eickhoff an die damaligen Geschehnisse und zieht eine Bilanz sowohl für die (Energie-)Politik, als auch für die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland.


Zitat: In der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 trat im sowjetischen AKW Tschernobyl das bis dato Undenkbare ein: Reaktor 4 geriet bei einem Experiment ausser Kontrolle und explodierte. Aus einem GAU – dem „Grössten Anzunehmenden Unfall“ – wurde über Nacht ein Super-GAU. Die Folgen waren und sind bis heute katastrophal. Zunächst unterschätzte die sowjetische Parteiführung in Kiew und im zentralen Moskau die Auswirkungen sträflich und verordnete absolute Geheimhaltung. So wurden die Menschen in Westeuropa erst einige Tage später durch die Messung von erhöhter Radioaktivität in Schweden alarmiert. Nicht nur in der ukrainischen Hauptstadt Kiew – nur rund 100 km südlich von Tschernobyl – fanden noch am 1. Mai die gewohnten „Arbeiter“-Paraden statt.


Dabei hatte man in Moskau schon begriffen, dass Tschernobyl mehr als nur eine ärgerliche Panne war. Die angrenzende Stadt Pripjat war komplett evakuiert worden, insgesamt wurden 350.000 Menschen auf Dauer umgesiedelt. Hunderttausende Notkräfte wurden mobilisiert, um die verheerende Katastrophe unter Lebensgefahr unter Kontrolle zu bekommen. Das Ausmass des menschlichen Einsatzes war gewaltig, bis der erste Sarkophag über der Reaktorruine geschlossen werden konnte.

Wer in Tschernobyl arbeitete, musste mit einer tödlichen Strahlendosis rechnen – die sogenannten „Liquidatoren“ taten trotzdem ihren Dienst. Nur wenigen ist für ihren selbstlosen Einsatz in der Todeszone jemals richtig gedankt worden. Die Sonderrenten waren und sind nur kümmerlich und durch die Aufteilung der verstrahlten Zone 1991 auf die drei Nachfolgestaaten Ukraine, Belarus und Russland wird auch die Verantwortung für Tschernobyl und die Opfer oftmals bequem über die jeweilige Grenze abgeschoben. Der Ukraine-Krieg 2014 und das Verhalten des autoritären Lukaschenko-Regimes in Belarus haben die Lage weiter verkompliziert.

Viele der Liquidatoren starben früh an den Folgen ihrer Strahlendosis, ohne dass diese von staatlichen Stellen, der Weltgesundheitsorganisation oder der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO als solche anerkannt wurden. Die unabhängige Ärzteorganisation IPPNW ging 2016 von 160.000 km² kontaminiertem Gelände aus, mit bis zu 9 Mio. betroffenen Menschen. (1) Die Auswirkungen reichen von Strahlenkrankheiten über verseuchte Böden und Nahrungsmittel bis zu psychischen Problemen und fehlender ärztlicher Versorgung sowie finanzieller Unterstützung.

Die internationale Folgen

Der Super-GAU hatte international grosse Konsequenzen: In der Sowjetunion war er einer der Sargnägel auf dem kommunistischen Zeitalter. Partei- und Regierungschef Michail Gorbatschow schwieg zunächst genau wie die gesamte Staatsführung. Erst später leitete er unter dem Druck der Ereignisse seine berühmt gewordenen Ansätze der „Perestroika“ (Politik des gesellschaftlichen Öffnung) und „Glasnost“ (Politik der Transparenz) ein. Diese öffneten die bis dahin hermetisch abgeschirmte sowjetische Gesellschaft und führten schliesslich zum Zerfall der Sowjetunion.

Auch im restlichen Europa waren die Folgen dramatisch, wurden aber sehr unterschiedlich wahrgenommen. In Osteuropa wurde versucht, Tschernobyl in seinem ganzen Ausmass zu verschweigen. Auch in Ländern wie Frankreich fand die Reaktorkatastrophe offiziell kaum statt. Das ist sicherlich ein Grund, warum in Frankreich, aber auch in Tschechien, der Slowakei und Ungarn die Atomkraft bis heute nicht wirklich hinterfragt wird. Durch das vollkommene Ausblenden von Tschernobyl sind die offensichtlichen Risiken der Atomkraft niemals wirklich ins gesellschaftliche Bewusstsein eingedrungen.

Anti-Atom-Bewegung in Deutschland

Heftig erwischte es 1986 jedoch die bundesdeutsche Öffentlichkeit und Politik. Dazu trugen mehrere Faktoren bei: Die Anti-Atom-Bewegung war seit den 1970er-Jahren sehr stark und kämpfte gerade schwerpunktmässig in Bayern gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, an der Elbe gegen das kurz vor der Fertigstellung stehende AKW Brokdorf und in Gorleben gegen das bundesdeutsche Endlagerprojekt für hochradioaktiven Atommüll. Auch in Hamm-Uentrop, Lingen, Neckarwestheim und unweit des bayrischen Landshut standen AKW-Neubauten kurz vor der Fertigstellung. Es gab also mehrere Protest-Zentren quer durch die Republik.

Ende April nahmen die Warnmeldungen in der Bundesrepublik zu. Die Bundesregierung reagierte hilflos. Zuständig für Umweltpolitik und Reaktorsicherheit war damals noch das Innenministerium – kein Zufall, denn die Nutzung der Atomkraft galt bis dahin offiziell nicht als Umweltthema, sondern vielmehr als ein rein wirtschaftliches, das primär mit polizeilichen Mitteln durchgesetzt wurde. Innenminister Friedrich Zimmermann (CDU) sagte damals sinngemäss, man wisse zwar nichts Genaues aus Tschernobyl, aber Anlass zur Sorge bestünde nicht.

Doch dann wurde vor der Nutzung von Kinderspielplätzen, dem Verzehr von frischer Milch und frischem Gemüse und später auch von Pilzen etc. abgeraten – kein Anlass zur Sorge? Die Menschen glaubten der Bundesregierung nicht. Im Frühjahr und Sommer 1986 gingen Hunderttausende in Wackersdorf, Brokdorf und anderswo auf die Strasse. In Wackersdorf starben zwei DemonstrantInnen an den Folgen der harten Polizeieinsätze.

Der Staat demonstrierte auch in Brokdorf Härte und nahm den Reaktor ungerührt im Oktober 1986 in Betrieb. Erst Ende diesen Jahres soll Brokdorf nach nunmehr genau 35 Jahren vom Netz – ein Symbol für die atomare Halsstarrigkeit der Bundesrepublik. Die neue Legende lautete nämlich, dass Tschernobyl eben ein marodes „sowjetisches“ AKW gewesen und nicht mit westlichem High-Tech zu vergleichen sei. So wurde nach 1986 auf kein einziges noch in Bau befindliches AKW in Westdeutschland verzichtet. Einzige Ausnahme war das Aus für den Schnellen Brüter in Kalkar. In der DDR konnte durch den Umbruch 1989/90 immerhin die Inbetriebnahme des AKW Stendal verhindert werden. Und die Legende von den angeblich so viel besseren „West“-AKWs wurde erst 2011 durch Fukushima widerlegt.

Tschernobyl als Zeitwende

Dennoch markiert Tschernobyl für die Nutzung der Atomkraft in Deutschland eine Zeitenwende. Nach 1986 wurde kein einziges AKW mehr in Auftrag gegeben. Viele Menschen machten sich zudem daran, die Energiewende in die eigenen Hände zu nehmen. Der Ausbau von Solar- und Windenergie kam in der Bundesrepublik von unten und ist ein grosser Erfolg mündiger BürgerInnen, die live gesehen hatten, dass sie von der Bundesregierung und den Stromkonzernen nichts zu erwarten hatten. Daran änderte auch die Gründung des Bundes-Umweltministeriums 1986 nichts.

Im Gegenteil: Noch nach Fukushima haben diverse Bundesregierungen intensiv versucht, die bürgernahe Solar- und Windenergie in die Knie zu zwingen, weil sie den vier verbliebenen Energieriesen RWE, EON, EnBW und Vattenfall sowie diversen Kohlekonzernen (u.a. Fortum, Steag) zunehmend das Geschäft streitig machen. Der rapide voranschreitende Ausbau von Sonne und Wind wurde in den letzten Jahren politisch gezielt sabotiert. Aber ohne die Energiewende von unten wäre selbst heute noch keine Alternative für Atom und Kohle am Markt. Unsere Nachbarn Frankreich und Belgien demonstrieren, wie man sich bis heute komplett an der Atomenergie festbeissen kann, ohne den Erneuerbaren eine Chance zu geben.

Viele der Liquidatoren starben früh an den Folgen ihrer Strahlendosis, ohne dass diese von staatlichen Stellen, der Weltgesundheitsorganisation oder der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO als solche anerkannt wurden. Die unabhängige Ärzteorganisation IPPNW ging 2016 von 160.000 km² kontaminiertem Gelände aus, mit bis zu 9 Mio. betroffenen Menschen.

Tschernobyl bewirkte zudem, dass es leichter wurde, Atomkraft fachlich und politisch erfolgreich zu kritisieren. Ernste Fehler und Pannen konnten nicht mehr ganz so leicht vertuscht werden. Genau das hatten die Betreiber des Thorium-Hochtemperatur-Reaktors (THTR) in Hamm-Uentrop Anfang Mai 1986 im Schatten von Tschernobyl versucht, als es im THTR zu einem eigenen Störfall kam. Die Öffentlichkeit erfuhr wochenlang nichts von dem Störfall. Das Vertrauen in den THTR schwand daraufhin dramatisch. Viele kreative Protestaktionen später musste der THTR 1989 endgültig vom Netz, auch die WAA Wackersdorf wurde nach dem Tod von CSU-Übervater Franz-Josef Strauss schliesslich aufgegeben.

Bedeutung von Tschernobyl heute

Tschernobyl hingegen ist zu einem medialen Mythos geworden. Eine erfolgreiche britisch-amerikanische Filmserie führte in den letzten Jahren zu einem skurrilen Tourismus in die ukrainische Sperrzone. Ende 2016 wurde ein neuer Sarkophag über den brüchigen ersten gezogen. Die Folgekosten zur Verhinderung weiterer Verstrahlung steigen Milliarde um Milliarde an – Ende offen. Erst 2020 machten grosse Waldbrände in der Region wieder deutlich, wie hoch die Strahlenbelastung noch immer ist. Die unmittelbar Betroffenen werden weitgehend allein gelassen.

Stattdessen unterstützte die Bundesregierung vor einigen Jahren den Einstieg des Urananreicherers Urenco bei der Belieferung der ukrainischen Alt-Reaktoren mit Uranbrennstoff. Urenco gehört in Deutschland bekanntlich RWE und EON. Anstatt die Ukraine beim Umstieg auf erneuerbare Technologien zu unterstützen, hilft auch die Bundesregierung dabei, die Ukraine im Atomzeitalter festzuhalten. Einige Reaktoren stehen nur 200 km von der Bürgerkriegs-Kampflinie im Osten des Landes entfernt. Der Super-GAU von Tschernobyl wird auf vielen Ebenen weiter negiert und klein geredet.

Genau wie die Ukraine hält auch Russland an der Atomenergie fest. Tschernobyl liegt nun ja im Ausland und kann damit bequem ignoriert werden. Beängstigend ist die Tatsache, dass Belarus derzeit durch die Inbetriebnahme eines ersten AKW überhaupt erst ins Atomzeitalter einsteigt. Auch hier leugnet die Lukaschenko-Regierung die Folgen von Tschernobyl.

Deshalb ist es heute, 35 Jahre nach der verheerenden Explosion, nötiger denn je, die Erinnerung an den Super-GAU wachzuhalten und die Menschen nicht zu vergessen, die Europa vor einer noch grösseren Katastrophe bewahrt haben. Noch immer gilt Atomkraft vielerorts als Heilsbringer – ein internationaler Atomausstieg ist weiterhin nicht in Sicht. Und dass sich die Bundesregierung über die Urananreicherung in Gronau und die Brennelementfertigung in Lingen grenzüberschreitend am Weiterbetrieb und Neubau von Atomkraftwerken beteiligt, zeigt, dass auch in Deutschland die Lehren aus der Reaktorkatastrophe noch längst nicht mit der nötigen Konsequenz gezogen wurden.

Matthias Eickhoff / Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 459, Mai 2021, www.graswurzel.net

(1) Vgl. http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW_Report_T30_F5_Folgen_web.pdf


Info: https://www.untergrund-blttle.ch/gesellschaft/oekologie/tschernobyl-reaktorkatastrophe-6429.html

18.05.2021

Brisante Kehrtwende: Die Energieexperten der IEA fordern, keine weiteren Vorkommen mehr zu erschließen. Und sie machen eine dramatische Vorhersage für den Ölpreis.

faz.net, Aktualisiert am 18.05.2021-07:23,  Von Marcus Theurer
Die Internationale Energieagentur (IEA) ruft den Abschied vom Erdölzeitalter aus: Ab sofort sollen keine Investitionen in die Erschließung neuer Öl- und Gasvorkommen mehr erfolgen, fordern die Energieexperten aus Paris in einem neuen Bericht, der beschreibt, wie die Welt bis zur Mitte des Jahrhunderts ihre Emissionen an klimaschädlichem CO2 netto auf Null senken kann. Darin empfiehlt die IEA auch, ab dem Jahr 2035 den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor auf der ganzen Welt zu stoppen und den Bau weiterer konventioneller Kohlekraftwerke unmittelbar einzustellen.


Zitat: Die Energieagentur ist eine dem Industriestaatenverbund OECD angegliederte multinationale Organisation und genießt wegen ihrer Expertise im Energiesektor großes Ansehen. Der rund 220 Seiten starke Bericht ist nach ihren Angaben die erste umfassende Studie, wie der globale Übergang zu einem klimaneutralen Energiesektor gelingen kann. Das Papier dient als Vorbereitung auf die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen im November im schottischen Glasgow.


Die Forderung der Energieagentur nach einem Investitionsstopp für neue Öl- und Gasvorkommen hat Signalwirkung: sie liefert den Gegnern der Ölindustrie, aber auch kritischen Aktionären, die auf eine entschlossenere Neuausrichtung der Energieunternehmen dringen, Argumente an die Hand. Zugleich ist der Kurswechsel der IEA symbolträchtig: Gegründet worden ist die Energieagentur vor knapp einem halben Jahrhundert als Reaktion auf die Knappheit fossiler Brennstoffe infolge der ersten Ölkrise 1973. Noch vor wenigen Jahren haben die IEA-Fachleute mit Nachdruck auf höhere Investitionen in neue Öl- und Gasfelder gedrungen, weil sonst Versorgungsengpässe drohten.


Klimaschutz im Mittelpunkt

Jetzt dagegen macht die IEA ein ganz anderes Szenario auf, in dem der Klimaschutz im Mittelpunkt steht. Die Eindämmung des Temperaturanstiegs auf der Erde sei „die vielleicht größte Herausforderung, der die Menschheit jemals gegenüberstand“, mahnt IEA-Generaldirektor Fatih Birol. Es gebe einen „tragfähigen Pfad“ hin zu einem klimaneutralen globalen Energiesektor. Allerdings sei dieser „schmal“ und er erfordere „eine noch nie dagewesene Transformation“, sagte Birol. Statt in neue Öl- und Gasfelder müsse die Welt dringend viel mehr Geld in erneuerbare Energien und Innovationen für den Klimaschutz investieren. Die Energiefachleute plädieren deshalb dafür, nur noch in laufende Projekte zur Erschließung von Öl- und Gasquellen zu investieren, aber keine neuen mehr anzugehen


Laut IEA hat das Ende des Erdölzeitalters bereits begonnen. Der globale Ölverbrauch werde nie wieder das Niveau von 2019 erreichen, prognostizieren die Energiefachleute. Im vergangenen Jahr ist die Ölnachfrage wegen der Covid-Pandemie bereits gesunken. Aber auch wenn diese überwunden sei, werde der Verbrauch nachhaltig zurückgehen und bis Ende des Jahrzehnts um 18 Prozent niedriger liegen als 2020. Bis 2050 prognostiziert die IEA einen globalen Nachfragerückgang um drei Viertel. Der Verbrauch von Erdgas werde gegen Ende des Jahrzehnts seinen Höhepunkt erreichen und dann ebenfalls stark sinken.


Matthias Eickhoff / Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 459, Mai 2021, www.graswurzel.net



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Info: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-energie-und-umwelt/iea-keine-neuen-oel-und-gasfelder-mehr-17346121.html?premium=0x49ca73d9e87c3195276b4ca88a4c03ac#?cleverPushBounceUrl=https%3A%2F%2Fwww.faz.net%2Faktuell%2F&cleverPushNotificationId=LEeLgFKSeQGsB8zv4



Kommentar: Wenn Bill Gates und Konsorten schon darauf warten uns mittels "neuer Atomenergie" aus der drohenden Energiekrise zu helfen, wird spätestens an diesem Punkt die Doppelmoral und Kurzsichtigkeit solch umweltrettender Akteure für jeden offenkundig.  Thomas Bauer

18.05.2021

Schweigegeld statt Entschädigung    Herero und Nama protestieren gegen eine "Versöhnungsvereinbarung" zwischen Deutschland und Namibia: Entschädigung für den Genozid ist nicht vorgesehen.

German-foreign-policy.com, 18. Mai 2021

BERLIN/WINDHOEK (Eigener Bericht) - Die legitimen Vertreter der Herero und der Nama erheben scharfen Protest gegen eine angebliche "Versöhnungsvereinbarung" zwischen Berlin und Windhoek zum Genozid an ihren Vorfahren. Die Vereinbarung sieht laut Berichten vor, dass die Bundesrepublik erstmals den Genozid als solchen anerkennt - allerdings lediglich "historisch-politisch" unter explizitem Ausschluss rechtlicher Folgen. Die irritierende Unterscheidung führt dazu, dass die Bundesrepublik gesichtswahrend Entschädigungen verweigern kann. Berlin stellt Namibia lediglich etwas umfangreichere Entwicklungshilfegelder in Aussicht, sollte Windhoek zustimmen und damit den Entschädigungsforderungen ein Ende setzen. Herero sowie Nama sind nicht bereit, den Deal, der noch der offiziellen Zustimmung unter anderem des namibischen Präsidenten bedarf, umstandslos hinzunehmen. Es handle sich um "einen PR-Coup Deutschlands und einen Akt des Verrats der namibischen Regierung", erklären die Herero und die Nama, die ausdrücklich die Vereinten Nationen auffordern, den deutschen "Trick" zurückzuweisen.


Zitat: Deutsche Massenverbrechen

Die Herero und die Nama haben den Kampf um die Anerkennung des Genozids an ihren Vorfahren und um Entschädigungszahlungen der Bundesrepublik schon in den 1990er Jahren aufgenommen - kurz nachdem Namibia im Jahr 1990 unabhängig geworden war. Die Bundesrepublik hat sich beidem von Anfang an strikt verweigert: Die Anerkennung eines Massenverbrechens zwänge zur Zahlung teurer Entschädigungen; diese wiederum würfe die Frage auf, ob Deutschland nicht auch Reparationen für andere Massenverbrechen zahlen müsste, etwa für den Maji-Maji-Krieg mit wohl 180.000, vielleicht sogar mehr Todesopfern im heutigen Tansania [1] oder auch für die deutschen Vernichtungsfeldzüge in Ost- und Südosteuropa im Zweiten Weltkrieg [2]. Zur Abwehr der Forderungen hat die Bundesregierung auf bemerkenswerte Argumente und Tricks zurückgegriffen, zum Beispiel auf die Behauptung, die Völkermordkonvention von 1948 könne nicht rückwirkend angewandt werden und die Haager Landkriegsordnung habe für die Herero und Nama nicht gegolten, da diese - den deutschen Kolonialherren unterworfen - kein Völkerrechtssubjekt gewesen seien.[3] 2004 suchte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul die Forderungen der Herero und der Nama zu brechen, indem sie "im Sinne des gemeinsamen 'Vater unser' um Vergebung" bat: Rechtsfolgen ergeben sich aus religiösen Bekenntnissen nicht.[4]


Prozesse und Verhandlungen

Aktuell findet die Auseinandersetzung auf zwei Ebenen statt. Die legitimen Organisationen der Herero und der Nama suchen ihre Forderungen vor der US-Justiz durchzusetzen. Ein New Yorker Gericht hat das Anliegen im März 2019 mit der Begründung zurückgewiesen, Deutschland genieße in der Sache "Staatenimmunität".[5] Zuvor hatte sich Berlin dem Verfahren mit allerlei Tricks, etwa der Weigerung, Vorladungen zu Gerichtsterminen entgegenzunehmen, zu entziehen versucht (german-foreign-policy.com berichtete [6]). Vekuii Rukoro, Paramount Chief der Ovaherero Traditional Authority (OTA), hat vor kurzem bestätigt, seine Organisation habe am 16. April 2021 beim höchsten Gericht der Vereinigten Staaten Widerspruch eingelegt.[7] Parallel verhandelt die Bundesregierung seit 2015 mit der namibischen Regierung über eine Lösung des Konflikts - jedoch unter Ausschluss der legitimen Vertreter der Herero und der Nama; diese protestieren dagegen, dass sie als direkte Nachkommen der Opfer von Berlin übergangen werden. Zuletzt kam es im August vergangenen Jahres zu offenem Protest: Rukoro und der Vorsitzende der Nama Traditional Leaders' Association (NTLA), Johannes Isaack, erhoben Einspruch gegen ein Angebot aus Berlin.[8] Die Bundesregierung wollte zehn Millionen Euro zahlen - ein lächerlicher Betrag, explizit nicht deklariert als Entschädigung.[9]


Genozid ohne Folgen

Seit Ende vergangener Woche melden nun deutsche Medien, es gebe im Entschädigungsstreit eine Einigung zwischen Windhoek und Berlin. Demnach sei Berlin bereit, die Einstufung des Genozids an den Herero und den Nama als solche anzuerkennen, will dies jedoch offenbar - der Gedanke kursiert seit mehreren Jahren - lediglich in einem "historisch-politischen" Sinne verstanden wissen und legt daher Wert darauf, dass Namibias Regierung offiziell bestätigt, der Berliner Anerkennung des Genozids keine völkerrechtliche Verbindlichkeit beizumessen, aus der sich Ansprüche auf Entschädigung ableiten ließen.[10] Vor diesem Hintergrund werde dann, heißt es, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier offiziell um Entschuldigung bitten - ein folgenloser, billiger Schritt, der die Entschädigungsforderungen nicht erfüllen, sondern sie vielmehr endgültig abwürgen soll. Laut den Berichten ist Berlin bereit, Windhoek eine gewisse, noch unbekannte Summe zu zahlen - als "Versöhnungs- und Aufbauhilfe"; genutzt werden soll das Geld für entwicklungspolitische Ziele - für Bildung, Infrastruktur und das Gesundheitswesen. Stellt man in Rechnung, dass Windhoek damit zum abschließenden Verzicht auf Entschädigungsforderungen gedrängt werden soll, handelt es sich faktisch um eine Art Schweigegeld.


"Ein PR-Coup Deutschlands"

Entsprechend scharf protestieren die Vertreter der Herero und Nama gegen das Ansinnen Berlins. So heißt es in einer gestern bekannt gewordenen gemeinsamen Stellungnahme der Ovaherero Traditional Authority (OTA) sowie der Nama Traditional Leaders' Association (NTLA), bei der Einigung zwischen Berlin und Windhoek handle es sich um "einen PR-Coup Deutschlands und einen Akt des Verrats der namibischen Regierung", die sich von der Bundesregierung habe hereinlegen lassen.[11] Die OTA und die NTLA bestehen weiterhin darauf, die Bundesrepublik müsse den Genozid völkerrechtlich korrekt anerkennen und Entschädigungen zahlen; bloße "Kompensationen" in Form einer Förderung von Sozialprojekten seien nichts anderes als übliche Entwicklungshilfe. Beide Organisationen bekräftigen erneut, sie lehnten Verhandlungen "ohne Beteiligung der legitimen Vertreter der Mehrheit der Opfer ab - mit der Verachtung, die sie verdienen". "Wir dringen darauf, dass die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union sowie der Rest der internationalen Gemeinschaft diesen Trick Deutschlands und Namibias zurückweisen", heißt es weiter; man fordere die Vereinten Nationen auf, "das von Deutschland verübte Massaker der Jahre 1904 bis 1908" ausdrücklich "als Genozid anzuerkennen".


Die AfD als Peitsche

Die deutsch-namibische "Versöhnungsvereinbarung" muss noch von den zuständigen staatlichen Organen bestätigt werden. Auf namibischer Seite ist dies unter anderem Präsident Hage Geingob. Geingob hatte bereits im August 2020 eine entschädigungslose Einigung mit Berlin schroff zurückgewiesen, nachdem die OTA und die NTLA entschlossen gegen sie protestiert hatten - mit ähnlichen Argumenten wie jetzt. Äußerungen aus der namibischen Verhandlungsdelegation lassen allerdings darauf schließen, dass Windhoek sich von der Bundesregierung vor die Alternative gestellt sieht, entweder die angebotenen Brosamen zu akzeptieren oder leer auszugehen. So hatte Namibias Verhandlungsführer Zed Ngavirue im Verlauf seiner Verhandlungen in Berlin den Eindruck vermittelt bekommen, man wisse nicht, wie sich die Situation nach der Bundestagswahl im September entwickle; die AfD sei im Auftrieb, und wenn sie einen Erfolg erziele, dann werde die Bundesregierung von der nun vorliegenden Vereinbarung mit Windhoek womöglich abrücken müssen.[12] In der Debatte fungiert Deutschlands extreme Rechte demzufolge als Peitsche, die Berlins namibische Verhandlungspartner zum Einlenken nötigen kann.

 

[1] S. dazu Meilensteine deutscher Erinnerung.

[2] S. dazu Reparationsabwehr aus der Trickkiste.

[3] S. dazu Der Genozid, der nichts kostet.

[4] Wieczorek-Zeul bittet um Vergebung. tagesschau.de 14.08.2004.

[5] Felicia Jaspert: Setback for the descendants of the Nama and Ovaherero indigenous peoples. voelkerrechtsblog.org 08.05.2019.

[6] S. dazu Deutschlands koloniale Arroganz.

[7] Kandjemuni Kamuiiri: Genocide reparations case cost millions. observer24.com.na 08.05.2021.

[8] Entschuldigung nicht akzeptiert. Allgemeine Zeitung Namibia 06.08.2020.

[9] Dominic Johnson: Zeit für angemessene Reparationen. taz.de 12.08.2020.

[10] Aussöhnung mit Namibia. Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.05.2021.

[11] Charmaine Ngatjiheue: Ngavirue confirms 'fruitful' genocide talks. namibian.com.na 17.05.2021.

[12] Charmaine Ngatjiheue, Shelleygan Petersen: German elections could derail genocide talks. namibian.com.na 14.04.2021.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8600  

17.05.2021

MONOPOLY - FOLGE DEM GELD

Geschrieben von ⋅ vom 16. Mai 2021 ⋅

Wem gehört hier eigentlich was?

„Dieses informative Video (45 Min.) gibt einen Überblick über das, was derzeit in der Welt passiert und zeigt die modernen globalen Systeme auf.


Zitat: Die deutschsprachige, leicht gekürzte Version des niederländischen von „Vrouwen Voor Vrijheid“ bearbeiteten Tim Gielen Videos „Monopoly – Follow the Money“, auf Deutsch übersetzt und gesprochen durch „Video Translate Projects Team“ https://t.me/VideoTranslateProjects


Siehe Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode– 55 –Drucksache 17/12051 - Pandemie durch Virus „Modi-SARS“ Stand: 10.12.2012 - siehe PDF ab Seite 55 von 88 http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/17/120/1712051.pdf


Siehe auch:

  • Wer kontrolliert die Gates Familie?                                                                           https://www.bitchute.com/video/0dL9wIHJnwOk


Info: https://www.nachrichtenspiegel.de/tag/monopoly-follow-the-money

17.05.2021

Die neue deutsche Kanonenbootpolitik (III)           FDP fordert für die Ostasienfahrt der Fregatte Bayern provokative Aktionen. Berichten zufolge stehen Kampfjetverlegungen nach Australien bevor.

german-foreign-policy.com,  17. Mai 2021

BERLIN/BEIJING (Eigener Bericht) - In Berlin werden Forderungen nach militärischen Provokationen bei der bevorstehenden Ostasienfahrt der Fregatte Bayern und nach dem Aufbau eines "ständigen maritimen Einsatzverbandes für den indopazifischen Raum" laut. Es könne nicht angehen, dass sich das Kriegsschiff bei der geplanten Durchquerung des Südchinesischen Meeres "brav auf internationalen Handelsrouten" bewege, heißt es bei der Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP); die Fregatte solle zumindest in die Zwölf-Meilen-Zone um von China beanspruchte Inseln eindringen oder die Taiwanstraße passieren. Beides würde die Spannungen mit Beijing deutlich erhöhen. Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) warnt zudem vor einer "Überdehnung" der deutschen Marine und schlägt die Gründung eines Indo-Pazifik-Einsatzverbandes vor - mit Frankreich, Großbritannien und Staaten der Asien-Pazifik-Region. Wie die SWP berichtet, sind darüber hinaus ab 2022 "Langstreckenverlegungen" deutscher Kampfjets nach Australien geplant, um die "Bereitschaft" zu demonstrieren, "schlagkräftige Mittel der Luftwaffe einzusetzen".


Die Überdehnung der deutschen Marine

Die bevorstehende Entsendung der Fregatte Bayern in die Asien-Pazifik-Region ist die erste seit rund 16 Jahren. Im Jahr 2002 hatte die deutsche Marine die Fregatten Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz auf eine mehrmonatige Übungsfahrt nach Asien geschickt; die beiden Kriegsschiffe trafen damals nicht nur in Indien, Südkorea, Japan und den Philippinen ein, sondern auch in der chinesischen Hafenstadt Qingdao, ehedem Hauptstadt des "Deutschen Schutzgebiets Kiautschou". Anfang 2005 steuerte der Einsatzversorger Berlin Indonesien an, um nach dem verheerenden Tsunami vom 26. Dezember 2004 Unterstützung zu leisten. Seitdem wurden zwar, wie es in einer aktuellen Analyse der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) aus Berlin heißt, wiederholt "Anläufe" unternommen, um erneut in Ostasien Präsenz zu zeigen; das scheiterte aber: "Ihre aktuellen Aufträge", heißt es mit Blick auf die deutsche Beteiligung an den Seeoperationen von NATO und EU, "fordern die Marine bereits derart, dass sie neue nur übernehmen kann, wenn die bestehenden reduziert werden".[1] Schließlich verfügten die Seestreitkräfte nur "über eine begrenzte Zahl von Einheiten", die aufgrund ihrer "Einsatzreichweite", ihrer "Durchhaltefähigkeit auf Hoher See" und ihrer logistischen "Unabhängigkeit" für eine Entsendung geeignet seien.


Die Fregatte Bayern auf Asien-Pazifik-Fahrt

Trotz einer drohenden "Überdehnung" [2] der Marine ist Berlin bestrebt, den jüngsten Anlauf in diesem Jahr zum Erfolg zu führen, nachdem eine bereits für 2020 geplante Asienfahrt der Fregatte Hamburg [3] pandemiebedingt hatte abgesagt werden müssen. Die Fregatte Bayern, die längst tief in den Vorbereitungen steckt, soll im August mit rund 200 Soldaten aufbrechen; sie wird gut ein halbes Jahr unterwegs sein. Wie es heißt, sind im Indischen sowie im Pazifischen Ozean "etwa ein Dutzend Hafenbesuche geplant" - in Indien, Australien, Japan und Südkorea sowie in vier Staaten des südostasiatischen Bündnisses ASEAN (Singapur, Indonesien, Vietnam, Kambodscha).[4] Darüber hinaus wird ein Hafenbesuch der Fregatte in Shanghai angekündigt - als eine Geste der Kooperationsbereitschaft mit der Volksrepublik. Anschließend soll das deutsche Kriegsschiff das Südchinesische Meer durchqueren, auf dem Weg dorthin allerdings nicht die Taiwanstraße passieren. Im Südchinesischen Meer wiederum wird die Fregatte das provozierende Eindringen in die Zwölfmeilenzone rings um von Beijing beanspruchte Inseln vermeiden, bevor sie durch den Indischen Ozean, den Suezkanal und das Mittelmeer in ihren deutschen Heimathafen zurückkehrt.


Mit dem Grundgesetz kaum vereinbar

Die Entscheidung, auf die Durchfahrt durch die Taiwanstraße und durch die Zwölfmeilenzone um von China beanspruchte Inseln zu verzichten, wird nun von der FDP und von ihrer Parteistiftung (Friedrich-Naumann-Stiftung, FNSt) scharf kritisiert. US-Kriegsschiffe kreuzen regelmäßig in Zwölfmeilenzonen im Südchinesischen Meer, um Beijings Ansprüche aggressiv herauszufordern; offiziell heißt es dazu, man setze sich für die "freie Seefahrt" (Freedom of Navigation Operations, FONOPS) ein. Wie die Naumann-Stiftung berichtet, hatte Washington in Berlin bereits im Jahr 2019 ausdrücklich deutsche FONOPS im Südchinesischen Meer eingefordert; dazu ist die Bundesregierung aber offenkundig nicht bereit. Die Naumann-Stiftung wirft Berlin deshalb einen "Schmusekurs" gegenüber Beijing vor - verärgert, dass sich das deutsche Kriegsschiff lediglich "brav auf internationalen Handelsrouten bewegen" soll.[5] "Das reicht nicht aus", wird Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, zitiert. Freilich sei "fraglich", heißt es bei der FNSt, ob es "mit dem Grundgesetz vereinbar" sei, "auf der anderen Seite der Erde durch umstrittene Seegebiete zu fahren". Empfehlenswert sei deshalb für künftige Asienfahrten ein offizielles Einsatzmandat des Bundestags.


Ein ständiger Indo-Pazifik-Einsatzverband

Die SWP schlägt darüber hinaus - auch mit Blick auf die drohende "Überdehnung" der deutschen Marine - eine Kooperation mit anderen europäischen Mächten oder mit Ländern der Region vor. So bestehe eine Option darin, sich mit Frankreich und Großbritannien abzustimmen, die beide über Militärstützpunkte in der Asien-Pazifik-Region verfügten - so etwa auf Neukaledonien (Frankreich) oder auf den Pitcairn-Inseln (Vereinigtes Königreich). Auch Kooperationen mit den asiatisch-pazifischen Ländern des Quad-Pakts (Japan, Australien, Indien) oder des ASEAN-Bündnisses seien denkbar. "Vorstellbar wäre die Einrichtung eines ständigen maritimen Einsatzverbandes für den indopazifischen Raum", heißt es bei der SWP: Dessen Einheiten könnten "zum Lagebildaufbau beitragen" und "Aufgaben längs ihrer Route übernehmen", aber auch Ausbildungsmaßnahmen oder "gemeinsame Manöver" durchführen.[6] "Die operative Führung und Planungsarbeit" lasse sich "in einem neuen, ortsfesten und regional ansässigen Hauptquartier" organisieren - gegebenenfalls mit den Quad-Staaten als "notwendige[m] militärische[m] Kern". Weiter urteilt die SWP, "als regionale Heimat der Stabsstruktur" ließen sich möglicherweise auch Singapur oder Indonesien einbinden.


"Zum Luftwaffeneinsatz bereit"

Nicht zuletzt berichtet die SWP, dass sich die Berliner Pläne für eine militärische Präsenz in der Asien-Pazifik-Region nicht auf die Seestreitkräfte beschränken. "Analog zur Marine", teilt der deutsche Think-Tank mit, "soll auch die Luftwaffe im indopazifischen Raum Flagge zeigen".[7] Diese werde schon kommendes Jahr beginnen, "Tank- und Kampfflugzeuge im Rahmen von Langstreckenverlegungen nach Australien zu entsenden". Dies diene "nicht allein dem Training" derartiger Verlegemaßnahmen, sondern sei auch "zu verstehen als Zeichen der Präsenz in der Region, der Abschreckung gegenüber Störern der stabilen Ordnung im Indo-Pazifik" sowie "der Bereitschaft, schlagkräftige Mittel der Luftwaffe einzusetzen". Als "Störer" der internationalen "Ordnung" gelten dabei nicht die westlichen Mächte, die mit ihrer Kanonenbootpolitik in den Gewässern rings um China in zunehmendem Maße gezielte Provokationen durchführen, sondern vielmehr die Volksrepublik.

 

S. dazu Die neue deutsche Kanonenbootpolitik und Die neue deutsche Kanonenbootpolitik (II).

 

[1], [2] Göran Swistek: Quadratur des Kreises im Indo-Pazifik. SWP-Aktuell Nr. 29. Berlin, März 2021.

[3] S. dazu Asiens Schlüsselmeer.

[4], [5] Anna Marti, Moritz Kleine-Brockhoff: Fregatte Bayern - Deutscher "Schmusekurs" im Südchinesischen Meer. freiheit.org 14.05.2021.

[6], [7] Göran Swistek: Quadratur des Kreises im Indo-Pazifik. SWP-Aktuell Nr. 29. Berlin, März 2021.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8599  

17.05.2021

Amerika unter Biden: Cyber-Angriffe legen das Land lahm

NEOPresse, 17. Mai 2021
Cyber-Angriffe haben tagelang eine Öl-Pipeline an der amerikanischen Ostküste lahmgelegt. Es wurden Versuche unternommen, eine Wasseraufbereitungsanlage in Florida zu vergiften und IT-Systeme von Krankenhäusern zu kapern. Während die Biden-Administration tagelang versucht hat, einen Weg zu finden, um die Hacker-Angriffe zu stoppen, konnten die Hacker über Systeme des IT-Unternehmens SolarWinds eine unbekannte Menge an Informationen erlangen.


Cyberangriffe immer häufiger

Cyberangriffe sind auf dem Vormarsch, insbesondere die USA sind seit Monaten immer wieder in unterschiedlichen Bereichen betroffen. Die Angriffe zielen zunehmend auf große Infrastruktureinrichtungen wie Verkehrsknotenpunkte, Energieanlagen und Versorgungsunternehmen ab.

Doch auch große Unternehmen und Wahl-Automaten sind von Hackerangriffen bedroht und betroffen. Laut amerikanischen Experten gibt es bereits Technologien, um Hacks abzuwehren. Um künftig besser gegen Angriffe auf kritische Infrastrukturen gewappnet zu sein, hat Präsident Biden am Mittwoch eine längst überfällige Exekutivanordnung zur Stärkung der Cyberverteidigung und zur Stärkung der Cybersecurity and Infrastructure Security Agency, bekannt als CISA unterzeichnet.


Das Weiße Haus erklärte, dass „öffentliche und private Einrichtungen in den USA zunehmend mit ausgeklügelten Cyber-Attacken sowohl von nationalstaatlichen Akteuren als auch ausländischen Cyber-Kriminellen konfrontiert seien“. Der ehemalige Abgeordnete der Republikaner in Virginia, Denver Riggleman, sagte, dass Bidens Exekutivmaßnahmen verlangen, ein Minimum an Cybersicherheitsprotokollen zu erfüllen – doch das reiche nicht annähernd aus, um die USA von weiteren Attacken zu schützen, so Riggleman gegenüber Fox News. Seiner Ansicht nach müssten die Ausgaben gegen Cyber-Attacken drastisch erhöht werden, vor allem wenn sie mit den Regierungen Russlands, Chinas, des Irans oder Nordkoreas verbunden seien.


Nichtstaatliche Hacker sollten wie Terroristen behandelt werden, so Riggleman weiter. „Wenn wir 96 Stunden in 10 Bundesstaaten ohne Gas und Strom wären, würden die Leute in 72 Stunden Häuser und Geschäfte plündern. Es ist eine beängstigende Sache, wenn man weder Strom, Wasser noch Energie habe.“ Die Biden-Administration müsse mit größerer Entschlossenheit gegen die Cyber-Bedrohung vorgehen, sagte er.


Zwar habe die Biden-Administration Sanktionen gegen Russland eingeführt, nachdem das Land in die SolarWind-Hacks von 2020 verwickelt gewesen sein soll. Im vergangenen Jahr waren mindestens ein Dutzend Regierungsbehörden, Wahlsysteme und etwa 100 Privatunternehmen, darunter Microsoft, von Cyber-Angriffen betroffen.


Die Exekutivverordnung von Biden am Mittwoch soll lediglich ein nationales Cybersecurity Safety Review Board einsetzen, um künftig größere Vorfälle zu untersuchen. Die Verordnung sieht aber nicht vor, dass Finanzmittel in die Stärkung der Cybersecurity, also in Technologien zur Abwehr von Hackerangriffen investiert werden. Biden steht deswegen unter großer Kritik, wie „Fox News“ berichtete.


Info: https://www.neopresse.com/politik/amerika-unter-biden-cyber-angriffe-legen-das-land-lahm/?source=ENL   


Weiteres:



siehe auch im Blog am 30.04.2021


Auszug:

Systemfrage: Vom “Event 201” zu “Cyber Polygon” – Die WEF-Simulation einer kommenden “Cyber-Pandemie”


konjunktion.info, Veröffentlicht vom 15. März 2021 · 2.821 Aufrufe

Zitat: Event 201 gilt vielen als Blaupause für die aktuelle P(l)andemie. Nur wenige dürften allerdings wissen, dass es ähnliche “vorausschauende Übungen” auch für den Bereich der “Cyber-/Security und IT-Welt” gibt. Johnny Vedmore und Whitney Webb haben sich in ihrem nachfolgend ins Deutsche übersetzen Artikel From “Event 201” to “Cyber Polygon”: The WEF’s Simulation of a Coming “Cyber Pandemic” mit einer dieser “Übungen” befasst: Cyber Polygon.

16.05.2021

*Eine Stimme aus Gaza:*

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Freundinnen und Liebe Freunde,


Gaza am 16 Mai 2021


In mir wächst die Wut, die Unruhe, die Trauer und die Ohnmacht bzw. die Hilflosigkeit. Natürlich muss jeder Mensch/Staat das Recht haben, auf Selbstbestimmung und Selbstverteidigung und das für ALLE Menschen weltweit, Unabhängig von Hautfarbe, Religion, ethnischem Hintergrund.

Wenn es aber um uns Palästinenser geht, dann gesteht uns die Weltgemeinschaft dieses Recht leider NICHT ZU. Diese Frage möchte ich dem Bundesaußenminister stellen, warum? Sind wir keine ebenbürtigenMenschen!!! Verdienen wir nicht auch mit Respekt und Würde behandelt zu

 werden?


Die zweite Frage: Wie rechtfertigt der Staat Israel mit amerikanischerund deutscher Unterstützung, Zivilisten kaltblütig zu ermorden, indem ihre Häuser mit F 35 Flugzeugen nachts zu bombardieren während siegeschlafen haben und ohne sie vorzuwarnen. Stell(t)en diese Familien

e ine Gefahr für die Sicherheit des Staates Israels dar. Oder waren sie im Schlaf an aktiven Handlungen gegen Israel beteiligt. Oder wurden Raketen von diesen Häusern abgefeuert. Oder gehen die Tunnel der Widerstandsbewegungen durch die fünfte Etage oder 14 Etage...


Das Dilemma ist es, dass die Weltgemeinschaft diesen israelischen Lügen Glauben schenkt. Was ist mit den Zerstörungen von Arbeitsministerium und ebenso das Ministerium für soziale Entwicklung (Sozialamt). Was ist mit den Zerstörungen von Straßen, Schulen, Moscheen, Postämtern, Banken?


Bringt diese Zerstörungen ihnen und uns Frieden??? Gestern waren 200 Flugzeuge im Einsatz, nach israelischen Angaben….


Mein Sohn (11 Jahre alt) fragte mich, warum können wir nichts gegen diese Zerstörungsflugzeuge unternehmen???Ich habe ihm gesagt, wir haben NICHTS….


Vor lauter Lügen und Ungerechtigkeit fühle ich mich total niedergeschlagen.


Die Medienmacher stellen Fakten und Tatsachen umgedreht dar. Verwechseln immer Täter und Opfer, Besatzer und Besetzte. Diese einseitige Parteinahme schockiert mich und macht mich einfach nur traurig. Wie ich gelesen habe, stellt sich sogar die Kanzlerkandidatin der Grünen absolut einseitig auf die Seite von Israel. Ich hatte von einer dynamischen jungen Politikerin mehr Wissen in Bezug auf die Situation und auf dieGeschichte erwartet, mehr Sinn für Gerechtigkeit,  mehr Mut eine Position zu beziehen, die sich vom allgemeinen Mainstream in Deutschland unterscheidet, die einfach auf mehr Fairness beruht. Aber auch sie nutzt den von der Kanzlerin Angela Merkel geprägten Begriff der Staatsräson für Israel. Damit hat sich Deutschland im Grunde als Vermittler selbst ausgeschlossen. Zeigt man seine absolute Einseitigkeit, KANN man kein fairer Vermittler sein. Ich verstehe, dass Deutschland aufgrund seiner Geschichte mit großer Schuld fertig werden muss. ABER wenn Israel das Völkerrecht (z.B. Siedlungen), die Menschenrechte (z.B. Ungleichbehandlung, Besatzung) gesetzlich verankert, ständig mit Füßen betritt, dann kann doch Deutschland trotz aller Schuld nicht schweigen. Es kann doch nicht einfach zusehen, wenn Israel mit der eigenen schrecklichen historischen Erfahrung seine Wut darüber an UNS ohne alleSkrupel auslässt. WIR haben die jüdischen Einwanderer nicht vertrieben. Wir Palästinenser wurden vertrieben mit Unterstützung, mindestens mit schweigendem Zusehen der am Krieg beteiligten Mächte. PalästinensischeDörfer wurden niedergebrannt, Menschen mussten fliehen. Ich habe Ihnenschon einmal geschrieben, dass meine Familie von nördlich der „Grenze“ nach Gaza vertrieben wurde.


Man kann die Geschichte nicht rückgängig machen. Das meine ich nicht, aber man kann, ja, man muss wenigstens in der Gegenwart fair bleiben. Ja, ich und alle Palästinenser, wir hätten gern gewählt. Die Wahl wurde abgesagt. Darüber sind die beiden bzw. alle Seiten wahrscheinlich froh.

Was wäre denn, wenn die Fatah gewonnen/verloren hätte? D.h. MUSS man nicht auch mit dem „Feind“ verhandeln. Will man eine kriegerischeAuseinandersetzung beenden, verhandeln nicht  auch zwei Freunde miteinander. Es müssen die an den Kämpfen Beteiligte, die Feinde also, miteinander verhandeln. Aber es kann gut sein, dass gar kein Frieden gewollt ist, man gar keine dauerhafte Lösung will. Ein Waffenstillstand ist der erste Schritt, aber wenn es keine dauerhafte Lösung gibt, wird es immer wieder zum Krieg kommen.


In der israelischen Tageszeitung Haaretz von heute steht, dass niemand in Israel dem Krieg widerspricht. Es lohnt sich übrigens, ab und zu Haaretz im Netz zu lesen. Dort kann man die Stimmen von Israelis lesen, die es zum Glück auch gibt. Menschen die ebenso wie wir Frieden wollen.

Immer wieder denke ich, warum hassen die meisten Israelis uns und nicht die Deutschen, die ihnen vor ca. 80 Jahren Leid angetan haben?


Das alles macht mich traurig, gerade weil ich mich Deutschland so verbunden fühle.


Wir werden so dargestellt als wären wir die Schuldigen. Wir, die eingesperrten Einwohner in Gaza. Wir, die wir fast 70% Arbeitslosigkeit haben, in jedem Lebensbereichs (Wasser, Strom usw.) auf das „Wohlwollen“ der Besatzer angewiesen sind. Das ist es, was mich sehr bedrückt, und

mich ohnmächtig macht.


Meine Mail ist etwas lang geworden. Ich habe einfach aufgeschrieben, was mir durch den Kopf geht. Ich hoffe so sehr, dass meine Familie, dass wir alle in Gaza die unfassbare Übermacht des israelischen Militärs überleben. Ich wünsche allen Menschen, auch den friedlichen Menschen in

Israel, dass wir alle im Anderen, in unserem Gegenüber den Menschen erkennen, der nichts Anderes will als in Frieden mit seiner Familie ein normales Leben zu leben.


Mit der Hoffnung, dass dieser Alptraum möglichst sehr bald endet, verbleibe ich


Mit traurigen und hilflosen Grüßen


Abed


--

Dr. Abed Schokry

Gaza City

Gaza Strip

Palestine

16.05.2021

Projekt Globale Gesellschaft    -   Fragen und Antworten zur Förderung durch die Gates-Stiftung

spiegel.de, 14.05.2020, 19.32 Uhr

Migration, Klimawandel, soziale Ungleichheiten: Über diese Themen berichten wir im Projekt Globale Gesellschaft. Hier beantworten wir Fragen zur Kooperation mit der Gates-Stiftung, die das Projekt fördert.


Zitat: Was ist das Projekt Globale Gesellschaft?  Unter dem Titel Globale Gesellschaft berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa über Themen, die Gesellschaften weltweit spalten: Migration, Klimawandel, soziale Ungleichheiten. Der SPIEGEL verstärkt damit seit 2019 online seine Berichterstattung über diese Themen. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird über drei Jahre von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt. 


Wie kam die Kooperation zustande?  

Der SPIEGEL hat die Themenfelder, über die in diesem Projekt berichtet wird, definiert und dafür bei der Gates-Stiftung Projektgelder beantragt. Ziel ist es, die Berichterstattung zu drängenden globalen Themen unserer Zeit, die ohnehin Gegenstand unserer täglichen Arbeit sind, zu verstärken.


Wer entscheidet über die Themen des Projekts?  

Die SPIEGEL-Redaktion entscheidet jederzeit allein und unabhängig, worüber sie berichtet. Alle Artikel, Fotostrecken und Videos des Projekts Globale Gesellschaft entstehen genau wie alle anderen SPIEGEL-Stücke: Die Redaktion bestimmt anhand journalistischer Kriterien, ob und wie sie ein Thema aufgreift. Die Gates-Stiftung nimmt inhaltlich keinen Einfluss und ist redaktionell zu keinem Zeitpunkt an der Entstehung von Artikeln beteiligt. Im Redaktionsalltag oder zu Themen und einzelnen Artikeln gibt es keinen Austausch zwischen Redaktion und der Stiftung. Auch die Reporter und Reporterinnen des SPIEGEL stehen in keinerlei Verbindung mit der BMGF. 


Wann hat der SPIEGEL über die Kooperation informiert? 

Wir haben all das von Anfang an transparent gemacht, also seit dem offiziellen Start im April 2019: wie das Projekt Globale Gesellschaft zustande gekommen ist und dass es von der Bill & Melinda Gates Foundation finanziell unterstützt wird. Zudem legen wir die Förderung unter allen im Projekt veröffentlichten Artikeln offen und beantworten auch dort die wichtigsten Fragen zur Kooperation, beispielhaft zu sehen etwa hier. Auch die Stiftung veröffentlicht hier, welche Projekte sie unterstützt und wie hoch deren Fördersummen sind. 


Wie sieht die Förderung konkret aus? 

Die Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt das Projekt über drei Jahre mit einer Gesamtsumme von rund 2,3 Millionen Euro - das sind 760.000 Euro pro Jahr. Reporter­innen und Reporter berichten für das Projekt aus Asien, Afrika, Latein­amerika und Europa. Auf diese Weise bauen wir unsere Berichterstattung zu den genannten, selbstgewählten Themen aus. Konkret bedeutet das: Wir veröffentlichen pro Woche fünf bis sieben Texte, Fotostrecken oder Videos, die meist aufwändig vor Ort recherchiert sind. Die Förderung der Gates-Stiftung ist an das Projekt Globale Gesellschaft gebunden.


Hat der SPIEGEL eine Spende bekommen? 

Nein. Es handelt sich nicht um eine Spende. Der Unterschied ist: Eine Förderung gibt es für ein von beiden Seiten vereinbartes, konkretes Projekt. Sie kann nur für Aufwände und Kosten verwendet werden, die in diesem Projekt auch tatsächlich anfallen, zum Beispiel für Personalkosten, Honorare, Reisen, Fotografen, Übersetzer. 


Wie bedeutend ist die Förderung finanziell für den SPIEGEL?  

Die Förderung für das Projekt Globale Gesellschaft beläuft sich auf 760.000 Euro pro Jahr (begrenzt auf drei Jahre). Der Gesamtumsatz der SPIEGEL-Gruppe betrug im Jahr 2019 insgesamt 267 Millionen Euro. Mehr Zahlen und Daten über die SPIEGEL-Gruppe finden Sie hier.


Sind journalistische Inhalte unabhängig von der Stiftung? 

Ja. Die redaktionellen Inhalte im Projekt Globale Gesellschaft entstehen ohne jeden Einfluss der Stiftung, so ist es auch vertraglich festgehalten. Auch darüber hinaus ist eine Einflussnahme der Stiftung auf redaktionelle Inhalte des SPIEGEL ausgeschlossen. Das gilt für die Gates-Stiftung genauso wie für unsere Anzeigenkunden, die ebenfalls keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung haben. 


Kann der SPIEGEL noch unabhängig über Gates berichten?  

Der SPIEGEL hat über die Tätigkeiten der Gates-Stiftung stets kritisch und unabhängig berichtet. Dasselbe gilt für Bill und Melinda Gates sowie ihre persönlichen Investments. Wir werden das auch weiterhin tun. Die kritische, investigative Recherche und die journalistische Unabhängigkeit des SPIEGEL werden durch die Kooperation an keiner Stelle beeinträchtigt. Die redaktionelle Unabhängigkeit ist für den SPIEGEL zentral. Ein Beispiel finden Sie hier.


Wo finde ich alle Veröffentlichungen zur Globalen Gesellschaft? 

Die Stücke sind beim SPIEGEL zu finden auf der Themenseite Globale Gesellschaft, sie sind außerdem gekennzeichnet mit dem Logo Globale Gesellschaft. Ein Hinweiskasten unter den Beiträgen weist ebenfalls auf das Projekt hin. Englische Übersetzungen ausgewählter Artikel veröffentlichen wir hier.


Warum lässt sich der SPIEGEL von einer Stiftung unterstützen? 

Themen wie Migration und Klimawandel betreffen Menschen in allen Ländern der Erde, soziale Ungerechtigkeiten nehmen vielerorts zu. Wir möchten diese Entwicklungen noch stärker mit journalistischen Recherchen begleiten. Daher haben wir uns entschieden, unsere Berichterstattung in diesen Bereichen mithilfe einer Förderung weiter auszubauen. So möchten wir unseren Leserinnen und Lesern einen Blick auf diese Themen in einer Tiefe und in einem Umfang ermöglichen, den nicht viele deutsche Medien bieten können. Ein derart besonderes Angebot können wir aber nur mit finanzieller Unterstützung auf die Beine stellen – so wie immer mehr Medien, die ebenfalls stiftungsfinanzierte Angebote in ihre Geschäftsmodelle integriert haben (dazu unten mehr). Das bedeutet auch: Über all diese Themen haben wir bereits vor der Förderung berichtet; lediglich die Intensität der Berichterstattung hat zugenommen. 


Wer hat beim SPIEGEL das Sagen? 

Der SPIEGEL ist besonders unabhängig, weil 50,5 Prozent des Unternehmens den Mitarbeitenden gehören, die in der Mitarbeiter KG organisiert sind. Sie wählen fünf Vertreter in die Mitarbeiter KG. Weitere 25,5 Prozent gehören dem Verlag Gruner + Jahr (der wiederum zu Bertelsmann gehört). Alle wichtigen Unternehmensentscheidungen müssen von der Mitarbeiter KG und von Gruner + Jahr gemeinsam getroffen werden. 24 Prozent gehören außerdem den Erben des SPIEGEL-Gründers Rudolf Augstein.


Welchen Einfluss haben Werbekunden? 

Der SPIEGEL finanziert sich als privatwirtschaftliches Medienunternehmen primär aus Abonnements, Werbeeinnahmen und dem Verkauf von Einzelheften. Um wirtschaftlich und politisch unabhängig berichten zu können, müssen wir uns also im Markt behaupten – anders als beispielsweise öffentlich-rechtliche Sendeanstalten, die gesetzlich garantierte Gebühreneinnahmen erhalten. Obwohl Werbung für unsere Arbeit wichtige Erlöse bringt, haben auch werbende Unternehmen keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung. Das gleiche gilt für Stiftungen. Nur so können wir unsere Unabhängigkeit garantieren. (Mehr zum Trennungsgebot in unseren Standards.)


Gab es beim SPIEGEL bereits ähnliche Projekte? 

Der SPIEGEL hat in den vergangenen Jahren bereits zwei journalistische Projekte mit dem European Journalism Centre (EJC) und der Förderung der Bill & Melinda Gates Foundation umgesetzt: Die "Expedition Übermorgen" über globale Nachhaltigkeitsziele (Laufzeit: 2016-18, Förderung: 250.000 Euro) sowie das journalistische Flüchtlingsprojekt "The New Arrivals", in deren Rahmen mehrere preisgekrönte Multimedia-Reportagen zu den Themen Migration und Flucht entstanden sind (Laufzeit: 2017/18, Förderung: 175.000 Euro). Diese Projekte sind inzwischen abgeschlossen.


Haben auch andere Medien ähnliche Projekte? 

Ja. Große europäische Medien wie "The Guardian" und "El País" haben mit "Global Development" beziehungsweise "Planeta Futuro" ähnliche Sektionen auf ihren Nachrichtenseiten mit Unterstützung der Gates-Stiftung aufgebaut. Auch viele weitere internationale Medien sind eine Kooperation mit der BMGF eingegangen, darunter "Le Monde”, "BBC” und "CNN”. Auch in Deutschland werden Redaktionen von Stiftungen unterstützt, etwa die investigativen Teams von "Correctiv”und "Investigate Europe”, ebenso die Wissenschaftsredaktion des Science Media Center Germany (SMC) 


Hat der SPIEGEL noch weitere solcher Kooperationen? 

Nein, derzeit nicht. Allerdings veröffentlichen wir gelegentlich Arbeiten von Journalistinnen und Journalisten, deren Recherchen über Stipendien gefördert wurden – etwa durch Stiftungen oder Journalistenvereinigungen wie Netzwerk Recherche. Diese Beiträge akzeptieren wir nur für eine Veröffentlichung, wenn die Ergebnisse unseren redaktionellen Standards entsprechen. Die Förderung legen wir transparent und klar im direkten Umfeld der Beiträge offen.


Was ist stiftungsfinanzierter Journalismus? 

Wollen Medien Projekte umsetzen, die sie nicht allein aus ihren Einnahmen finanzieren können, können auch Stiftungen einspringen. Sie ermöglichen umfangreiche Recherchen, fördern größere Projekte wie Globale Gesellschaft oder Redaktionen wie "Correctiv” in Deutschland und "ProPublica” in den USA. In Deutschland ist der stiftungsfinanzierte Journalismus anders als in den USA noch nicht sehr verbreitet, auch weil die meisten Stiftungen gemeinnützig sind und entsprechend nur Projekte fördern können, die ebenfalls in diese Kategorie fallen. Oftmals stehen hinter den Stiftungen die Familien von ehemaligen Eigentümern großer Medienunternehmen, wie bei der "Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius” oder der "Rudolf Augstein Stiftung”. Letztere wurde aus dem privaten Nachlass des Journalisten und SPIEGEL-Herausgebers Rudolf Augstein gegründet. Sie fördert Projekte aus den Bereichen Journalismus, Kunst und Soziales.


Warum fördern Stiftungen Medien?  

Indem sie den Journalismus unterstützen, engagieren sich Stiftungen für eine aufgeklärte Gesellschaft und die kritische Begleitung staatlichen Handelns. Sie stärken also die Demokratie – eine Zielsetzung, der sich viele Stiftungen verschrieben haben. Natürlich ist es theoretisch denkbar, dass eine Stiftung mit einer Förderung im Medienbereich die öffentliche Meinung zugunsten eines bestimmten Themas beeinflussen möchte. Aber hier sind die Medien gefragt. Sie müssen sicherstellen, dass eine inhaltliche Einflussnahme der Stiftung ausgeschlossen ist und die journalistische Unabhängigkeit gewahrt bleibt. Dazu dienen Vereinbarungen, die zu Beginn einer Förderung geschlossen werden. Auch für das Projekt Globale Gesellschaft haben wir diese Grundsätze vertraglich festgehalten.     red


Kommentar:  Allein über das Geld ist der Einfluss bereits sehr groß, so gilt doch weiterhin: "Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing."         Thomas Bauer



Weiteres:



Wohnungskrise in Portugal »Lissabon hat sich in ein Monster verwandelt«


spiegel.de, vom 08.05.2021, 21.35 Uhr, Ein Interview von Jan Petter
Lissabon gehört zu den beliebtesten Städten Europas, doch der Tourismus hat das Wohnen für viele Einheimische unbezahlbar gemacht. In der Krise probiert die Regierung nun den Rückwärtsgang.


Zitat: Globale Gesellschaft In Reportagen, Analysen, Fotos, Videos und Podcasts berichten wir weltweit über soziale Ungerechtigkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen und vielversprechende Ansätze für globale Probleme. Alle Artikel


Die gelbe Tram auf der Linie 28, die sonst immer knallvoll durch die Gassen der Altstadt von Lissabon quietscht, ist auf den meisten Instagrambildern plötzlich ganz leer. Auf dem Praça do Comércio sitzen jetzt mehr Möwen als Touristen. Und an den Fenstern der sonst meist ausgebuchten Ferienwohnungen im Stadtteil Alfama sieht man immer öfter ein Schild mit der Aufschrift »à venda« – zu verkaufen.


Die Pandemie hat Portugal zum Stillstand gebracht, wochenlang durfte praktisch niemand ins Land einreisen, schon gar nicht für Sightseeing und Städtetourismus. Nach Rekordzahlen bei den Neuinfektionen stand das Land kurz vor dem Kollaps. Mit konsequenten Beschränkungen

gelang es der Regierung, die Zahlen zu senken, heute sind sie niedriger als in Deutschland. Doch das öffentliche Leben kam weitgehend zum Erliegen.


Auch in Barcelona, Amsterdam und Paris gab es im vergangenen Jahrzehnt einen Ansturm der Rucksacktouristen, doch wohl keine Metropole lieferte sich dem Tourismus so aus wie die Stadt am Tejo. Die Reisenden halfen den Portugiesen vor zehn Jahren aus der Krise, im Gegenzug dafür nahmen Politik und Einheimische viele Veränderungen in Kauf. In der Altstadt gibt es heute teilweise mehr Ferienwohnungen als private Haushalte, die Mieten sind innerhalb weniger Jahre explodiert, alteingesessene Läden verschwunden.


Der Stadtgeograf Luís Filipe Gonçalves Mendes verfolgt seit zwei Jahrzehnten, wie sich das Zusammenleben in Lissabon verändert. Mendes forscht zu Verdrängungseffekten auf dem Wohnungsmarkt und zu einer Entwicklung, die er als »Touristification« bezeichnet. Wie blickt er auf das Stadtleben? Und welche Chancen sieht er in der Pandemie für Veränderungen?


Zur Person


Luís Filipe Gonçalves Mendes, Jahrgang 1979, forscht am Institut für Geografie und Raumplanung der Universität Lissabon zu Gentrifizierung und Stadtentwicklung. Darüber hinaus ist er im Mieterverband »Morar em Lisboa« (Wohnen in Lissabon) aktiv, der sich für bezahlbaren Wohnraum einsetzt. Mendes gilt als Ratgeber der linken Regierung Portugals und war wiederholt als Sachverständiger aktiv.


SPIEGEL: Herr Mendes, Sie leben seit Jahrzehnten in Lissabon, mit welchen Gefühlen gehen Sie zurzeit durch Ihre Stadt?

Luís Filipe Gonçalves Mendes: Mit sehr gemischten. Lissabon ist aktuell eine Geisterstadt, vor allem die Straßen im Zentrum sind abends leer. Die Fallzahlen gehen zwar zurück, doch ich frage mich oft, wie es in Zukunft hier aussehen wird.

SPIEGEL: Sie meinen, wenn die Touristen, wie derzeit geplant, ab dem 16. Mai zurückkehren?

Mendes: Ja. Alle sehnen sich nach Normalität, doch wir befinden uns immer noch in einer Pandemie. Ich habe Angst, dass wirtschaftliche Interessen im Zweifel jetzt wieder wichtiger werden als der Schutz der Menschen. Es darf nicht weitergehen wie vor Corona.

SPIEGEL: Was haben die Besucher mit der Not der Einheimischen zu tun?

Mendes: Die Mischung funktioniert nicht mehr. Ich bin für den Tourismus und freue mich, dass so viele Menschen zu uns kommen. Aber die Anwohner, die kleinen Läden und einheimischen Kulturangebote werden verdrängt. Die vielen Touristen zerstören, was sie an Lissabon so lieben. In Stadtteilen wie Alfama waren vor der Krise bereits etwa 60 Prozent der Wohnungen in Kurzzeitunterkünfte umgewidmet worden. Die Mieten haben sich innerhalb weniger Jahre mehr als verdreifacht, in manchen Fällen verzehnfacht. Wir sind ein armes Land. Die Pandemie hat dazu geführt, dass zusätzlich Tausende ihre Wohnung verloren haben, weil sie die Miete nicht mehr

bezahlen konnten. Wir müssen aufpassen, dass Lissabon nicht zu einem Disneyland ohne echtes

Leben wird. Wenn überall nur noch Airbnbs sind, funktioniert eine Stadt nicht mehr.
SPIEGEL: Ist das nicht ein europaweites Phänomen?

Mendes: Die Lage in Lissabon ist anders, weil wir so abhängig vom Tourismus sind wie kaum eine andere Hauptstadt. Ich habe mir die Zahlen für Paris, Kopenhagen, Madrid oder Berlin angeschaut. In absoluten Zahlen gibt es dort teilweise noch mehr Urlauber. Im Verhältnis zu den Einwohnern ist aber bereits nur noch Venedig vergleichbar. Die Lage ist auch dort wirklich schlimm. Aber Venedig ist so groß wie der Vorort, in dem ich lebe. Lissabon ist dagegen eine Hauptstadt, die sich in ein Monster verwandelt hat. Wir hatten im Tourismus zeitweise zweistelliges Wachstum pro Jahr. Hier in der Region leben mehr als zwei Millionen Menschen und aktuell gibt es kaum noch Sozialwohnungen. Selbst die Reisebranche versteht, dass sich etwas ändern muss.

SPIEGEL: Sie sprechen von »Touristification« – was meinen Sie damit?

Mendes: Ich verstehe darunter drei Punkte: Die Entwicklung des Tourismus passiert sehr schnell, sie ist unreguliert und wird dann dominant. Genau das ist in Lissabon passiert. Unsere Stadt lebte schon immer vom Tourismus, aber die Jahre nach der Finanzkrise haben alles in den Schatten gestellt. Das sorgt für eine gefährliche Abhängigkeit. Und für Frust. Wenn die extreme Rechte in Portugal etwas schlauer wäre, hätte sie die Wohnungsnot der Menschen längst zum Thema gemacht.

SPIEGEL: In Barcelona setzt man jetzt auf Luxustouristen aus Russland, um mit weniger Gästen mehr Geld zu verdienen. Wäre das eine Lösung?

Mendes: Davon halte ich gar nichts. So macht man sich nur von der nächsten Gruppe abhängig. Außerdem sollte das Reisen allen offenstehen.


SPIEGEL: Die Stadtregierung hat im vergangenen Jahr angekündigt, Ferienappartments zu bezahlbaren Mietwohnungen machen zu wollen, um die Wohnungsnot zu lindern. Was halten Sie von diesem Schritt?

Mendes: Das war ein sehr cleveres und pragmatisches Konzept. Die Stadt mietet die Wohnungen für fünf Jahre und zahlt je nach Größe einen festen Preis. Wer zum Beispiel eine Einzimmerwohnung besitzt, bekommt dafür 400 Euro im Monat. Vor der Krise hätte man damit wohl 2000 Euro verdienen können. Aber die Touristen sind eben weg und die Stadt hat sich bereit erklärt, die Miete für drei Jahre gleich auf einmal zu überweisen. Die neuen Mieterinnen und Mieter wiederum zahlen maximal ein Drittel ihres Einkommens für die Wohnung, den Rest übernimmt die Stadt. Das ist für alle ein Deal, mit dem man kalkulieren kann.

SPIEGEL: Wird das Programm angenommen?

Mendes: Es gibt bislang 10.000 Miet-Interessenten, aber leider nur 200 Wohnungsangebote. Das heißt, die Eigentümer lassen ihre Wohnungen lieber leer stehen, anstatt sie an die Stadt zu vermieten. Viele fürchten, dass sie sie sonst später nicht mehr touristisch anbieten dürfen. Andere setzen auf mittelfristige Vermietungen an Geschäftsleute und Studierende aus dem Ausland. Aktuell hoffen wohl viele darauf, dass es bald weitergeht wie vor der Pandemie.

SPIEGEL: Was fordern Sie, um die Krise zu entschärfen?

Mendes: Wir müssen größer denken und uns fragen, wie sich unsere Stadt entwickeln soll. Die Mietdauer von fünf Jahren ist zu kurz. Selbst wenn das Programm besser liefe, würde diese Zeit nicht ausreichen, um neue Wohnungen zu bauen oder politisch alle Probleme zu lösen. Aber eine Erhöhung der Vertragsdauer allein wird auch nicht reichen. In dieser Stadt sind aktuell 22.000 Ferienwohnungen und 3000 Wohnhäuser unbewohnt. Dass sie bei dieser Nachfrage nicht genutzt werden, ist ein Armutszeugnis. Es gibt dafür aber Gründe: Der Steuersatz für Mieteinnahmen liegt aktuell bei 28 Prozent. Ich stehe den Kommunisten nahe, aber das ist viel zu viel.

SPIEGEL: Ihr Vorschlag?

Mendes: Mit Wohnraum verdient der Staat ohnehin kein Geld. Aber es wird teuer, wenn er fehlt. Die Regierung sollte die Steuer auf fünf Prozent senken und dafür die Vorgabe machen, dass jede vierte Wohnung in renovierten und neuen Gebäuden für Bedürftige reserviert wird. Auch genossenschaftliches Wohnen sollte gefördert werden. Das alles zusammen könnte helfen, dass Touristinnen und Einheimische wieder zusammen in dieser Stadt leben können.


Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel Globale Gesellschaft berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa - über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird über drei Jahre von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Ein ausführliches FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

Mehr lesen über Globale Gesellschaft Europa Gentrifizierung Lissabon Tourismusbranche Airbnb Spiele


Info: https://www.spiegel.de/ausland/corona-krise-der-airbnb-tourismus-war-ein-problem-in-lissabon-wird-er-jetzt-zur-rettung-a-86ec039d-2975-4648-a143-fab32314601a?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE  



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Global Investigative Journalism Network


What Is Investigative Journalism?


While definitions of investigative reporting vary, among professional journalism groups there is broad agreement of its major components: systematic, in-depth, and original research and reporting, often involving the unearthing of secrets. Others note that its practice often involves heavy use of public records and data, with a focus on social justice and accountability.

MagnifyerStory-Based Inquiry, an investigative journalism handbook published by UNESCO, defines it thus: “Investigative journalism involves exposing to the public matters that are concealed–either deliberately by someone in a position of power, or accidentally, behind a chaotic mass of facts and circumstances that obscure understanding. It requires using both secret and open sources and documents.” The Dutch-Flemish investigative journalism group VVOJ defines investigative reporting simply as “critical and in-depth journalism.”

Info: https://gijn.org



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Netzwerk Recherche


Fachgruppe Datenjournalismus

Der Bereich des Datenjournalismus hat sich in den vergangenen Jahren zu einem lebendigen Schwerpunkt im Netzwerk Recherche entwickelt. Der intensive Austausch zwischen Datenjournalisten und Investigativen, ob auf der Jahreskonferenz, unseren Fachkonferenzen oder innerhalb großer Rechercheprojekte, hat immer wieder gezeigt, wie sehr sich die Felder bereichern und ergänzen. Wir sind überzeugt, dass die datenbasierte Recherche den Journalismus entscheidend vorantreiben kann – gerade auch vor dem Hintergrund einer fortschreitenden und umfassenden Digitalisierung, die den öffentlichen Raum prägt, immer mehr relevante Datenquellen hervorbringt und die Entwicklung neuer Methoden im Journalismus forciert.


Seit Herbst 2020 verstärken wir daher unser Engagement im Bereich des Datenjournalismus innerhalb einer Fachgruppe. Sie wurde gegründet, nachdem sich mehr als hundert Datenjournalist:innen aus dem deutschsprachigen Raum mehrheitlich für das Netzwerk Recherche als Dachorganisation entschieden haben. Diesem Auftrag folgend begreifen wir uns als allgemeine Interessenvertreter:innen für den gesamten Datenjournalismus und alle seine Ausprägungen.

Das wollen wir erreichen

Wir sind überzeugt, dass es in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft einen starken Datenjournalismus braucht. Nur dann können Medien auch sehr umfangreiche digitale Quellen in ihre Recherchen einbeziehen, strukturierte Informationen nach eigenen Fragestellungen auswerten und technologische Entwicklungen kritisch begleiten. Das ermöglicht große investigative Recherchen, stärkt aber auch die tagesaktuelle Arbeit im Newsroom. Die Fachgruppe Datenjournalismus im Netzwerk Recherche fördert den Datenjournalismus im deutschsprachigen Raum primär in diesen Feldern:

  • Offenes Netzwerk: Viele Datenjournalist:innen arbeiten in sehr kleinen Teams oder als Einzelkämpfer. Wir bieten die nötigen Räume für eine bessere Vernetzung der Branche – intern und mit Vertretern angrenzender Fachbereiche. Je mehr Methodenwissen wir teilen, desto wirksamer können unsere Projekte sein.
  • Mehr Sichtbarkeit: Wir geben dem Datenjournalismus eine starke Stimme in öffentlichen Debatten – etwa zu Informationsfreiheit und Datenschutz im Allgemeinen, aber auch für bessere Zugänge zu bestimmten Datenquellen. Unser Ziel ist es, diese Themen im Sinne der Datenjournalist:innen streitbar und konstruktiv zu beeinflussen.
  • Data Literacy: Wir fördern durch Wissenstransfer, Veranstaltungen und vielseitige Vernetzung den Aufbau von Kompetenzen, digitalem Mindset und datengetriebenen Rechercheansätzen unter Journalist:innen. Unser Ziel ist es, dass in den Redaktionen der Umgang mit großen Datenquellen und das nötige Handwerk dazu selbstverständlich werden.
  • Evidenzbasierte Recherche: Wir setzen uns dafür ein, datenjournalistische Methoden noch besser und tiefgreifender im Journalismus zu verankern. Daher engagieren wir uns als Berater:innen, Referent:innen oder Trainer:innen für Weiterbildungsangebote – ob übergreifend oder in einzelnen Redaktionen, für Anfänger und Profis.
  • Offene Daten: Datenjournalist:innen müssen nutzbare Zugänge zu strukturierten Informationen erhalten, die im öffentlichen Interesse sind. Wir unterstützen die Bemühungen um Open Data und arbeiten eng mit den in diesem Bereich aktiven Organisationen und Initiativen zusammen.
  • Diverse Perspektiven: Wir sind überzeugt, dass es im Datenjournalismus eine größere Diversität braucht, um gesellschaftliche Themen in ihrer Vielfalt angemessen erfassen, analysieren und hinterfragen zu können. Wir engagieren uns deshalb besonders für die Belange und die Förderung von Gruppen, die im Datenjournalismus derzeit unterrepräsentiert sind.


Info:  https://netzwerkrecherche.org



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ProPublica


The Mission
To expose abuses of power and betrayals of the public trust by government, business, and other institutions, using the moral force of investigative journalism to spur reform through the sustained spotlighting of wrongdoing.


ProPublica is an independent, nonprofit newsroom that produces investigative journalism with moral force. We dig deep into important issues, shining a light on abuses of power and betrayals of public trust — and we stick with those issues as long as it takes to hold power to account.

With a team of more than 100 dedicated journalists, ProPublica covers a range of topics including government and politics, business, criminal justice, the environment, education, health care, immigration, and technology. We focus on stories with the potential to spur real-world impact. Among other positive changes, our reporting has contributed to the passage of new laws; reversals of harmful policies and practices; and accountability for leaders at local, state and national levels.

Investigative journalism requires a great deal of time and resources, and many newsrooms can no longer afford to take on this kind of deep-dive reporting. As a nonprofit, ProPublica’s work is powered primarily through donations. The vast bulk of the money we spend goes directly into world-class, award-winning journalism. We are committed to uncovering the truth, no matter how long it takes or how much it costs, and we practice transparent financial reporting so donors know how their dollars are spent.

ProPublica was founded in 2007-2008 with the belief that investigative journalism is critical to our democracy. Our staff remains dedicated to carrying forward the important work of exposing corruption, informing the public about complex issues, and using the power of investigative journalism to spur reform.


Info: https://www.propublica.org



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CORRECTIV


Recherchen für die Gesellschaft

CORRECTIV ist eine gemeinnützige und unabhängige Redaktion.
Wir bringen systematische Missstände ans Licht und stärken eine demokratische und offene Zivilgesellschaft. Wir stehen für investigativen Journalismus. 


Über uns

CORRECTIV ist das erste spendenfinanzierte Recherchezentrum in Deutschland.
Als vielfach ausgezeichnetes Medium stehen wir für investigativen Journalismus. Wir lösen öffentliche Debatten aus, beteiligen Bürgerinnen und Bürger an unseren Recherchen und fördern Medienkompetenz mit unseren Bildungsprogrammen.


Info: https://correctiv.org

16.05.2021

Versäumnisse in der Coronaforschung: Es fehlen die Daten

taz.de, vom 13.05.2021

Über ein Jahr schon versetzt uns Covid-19 in den Ausnahmezustand. Viele Fragen hätte die Wissenschaft schon längst beantworten können.


Zitat: BERLIN taz | Wissenschaft gilt als schärfstes Schwert im Kampf gegen das Coronavirus. Enorme Summen werden in die Impfstoff­forschung gepumpt, um der Pandemie Einhalt zu gebieten. Weniger wird dagegen über die Schattenseite der Heldengeschichte gesprochen: wo Wissenschaft in der Covid-19-Krise scheitert oder erst gar nicht in die Gänge kommt. Das Ausmaß an Wissenschaftsversagen tritt immer deutlicher zutage.


An diesem Mittwoch war es wieder so weit: Forschungsministerin Anja Karliczek trat mit ihrem Kabinettskollegen aus dem Gesundheitsressort Jens Spahn vor die Bundespressekonferenz, um ein neues, 300 Millionen Euro schweres Förderprogramm für die Entwicklung von Coronamedikamenten zu verkünden. Dabei geht es um Patienten, die bereits erkrankt sind und in einer Klinik behandelt werden müssen. Die neuen Arzneimittel sind seit Anfang des Jahres bereits in den klinischen Testphasen I und II geprüft worden. „Ich freue mich, dass wir nun die Forschung und Entwicklung auch auf die finale Testphase und die Herstellungskapazitäten ausdehnen können“, sagte Karliczek. Ziel sei es, dass „damit wirksame und sichere Arzneimittel gegen Covid-19 möglichst rasch bei den Patientinnen und Patienten ankommen“.


Leider müsse damit gerechnet werden, dass selbst bei einer hohen Impfrate Menschen weiter an Covid-19 erkrankten, für die dringend neue Therapieoptionen bereitgestellt werden müssten. Mit dem neuen Programm sollen auch bereits für andere Krankheiten zugelassene Arzneimittel darauf geprüft werden, ob sie gegen Covid-19 wirken.


Das neue BMBF-Programm (Bundesmin. f. Bildung u. Forschung) ist auch eine Reaktion auf die Kritik des Wissenschaftsrats (pdf-Datei), der im Januar bemängelt hatte, dass in Deutschland bei klinischen Studien das „Potenzial für die Verbesserung der Versorgung hierzulande nicht ausgeschöpft wird“. Insbesondere bei Studien zu Wirkstoffen und Therapieverfahren für Covid-19 spiele die universitäre und außeruniversitäre Gesundheitsforschung in Deutschland „jedenfalls zu Beginn der Pandemie keine führende Rolle“, stellte der ­Wissenschaftsrat fest. In anderen europäischen Staaten wie den Niederlanden, Großbritannien und der Schweiz liege die Anzahl öffentlich finanzierter Studien zu Covid-19 deutlich höher.


Wo ist das Infektionsrisiko hoch?

Eine weitere Leerstelle deutscher Forschung zeigte sich beim Auftreten erster Mutanten von SARS-CoV-2. „Gefährliche Mutationen erkennt man nur dann rechtzeitig, wenn man die Virusgenome aus Infizierten durch engmaschige Überwachung (Surveillance) via Komplett-Sequenzierung überprüft“, stellte das Fachmagazin Laborjournal Anfang des Jahres fest. Dies sei „ein Aspekt, der in Deutschland bisher auf fahrlässige Weise vernachlässigt wurde“. Überschrift des Fachartikels: „Deutschland blamabel bei Corona-Sequenzierung“.


Keine Verbesserung gibt es auch auf der epidemiologischen Seite, wo es um die infektiöse Verbreitung des Virus geht. So schreibt das Robert Koch-In­sti­tut (RKI) in einem aktuellen Lagebericht über Covid-19-bedingte Ausbrüche: „Beim Großteil der Fälle ist der Infektionsort nicht bekannt.“ Betroffen seien insbesondere private Haushalte, aber auch Kitas, Schulen und das berufliche Umfeld, wird vage mitgeteilt. Warum hat die In­fek­tions­schutz­be­hör­de nach über einem Jahr nicht eine präzisere Sicht auf die Verbreitung?


Auch die Schwachstelle der Datenvernetzung und des Datenmanagements im Gesundheitsbereich, wo es „zahlreiche Mängel“ gebe, hatte der Wissenschaftsrat angeschnitten. So fehle „ein standortübergreifender Zugang zu standardisierten Daten aus medizinischer Forschung und Versorgung“. Als noch gravierender stellt sich mittlerweile die generell unzureichende Erhebung von Daten über die Covid-19-Verbreitung heraus.


„Seit Beginn der Pandemie erleben wir ein Versagen der Fachgesellschaften von der Statistik über die Epidemiologie bis zur Soziologie“, sagt der Datenerhebungsexperte Rainer Schnell von der Universität Duisburg-Essen. Keine wissenschaftliche Organisation habe die, wie er es nennt, „Datenerhebungskatas­trophe“ kritisiert.


„Deutschland läuft englischsprachigen Ländern hinterher“

„Deutschland läuft der Datenerhebungsqualität der englischsprachigen Länder meilenweit hinterher“, ergänzt der Medizinstatistiker Gerd Antes, Mitbegründer des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Am schlimmsten sei, dass es „weder in der Politik noch in der Wissenschaft vielversprechende Anstrengungen gebe, das Empirie-Defizit zu beheben“, wird Antes im Wissenschaftsblog des Berliner Fachjournalisten Jan-Martin Wiarda zitiert: „Da herrscht eine Mischung aus Inkompetenz, Arroganz und Interessenkonflikten.“


Wiarda ist in einer ausführlichen Recherche der Frage nachgegangen, warum es in der deutschen Forschung kein „Corona-Panel“ gibt, das die Verbreitung des Virus repräsentativ misst. „50.000 bis 100.000 Stichprobentests alle ein bis zwei Wochen würden genügen“, so seine Einschätzung. Stattdessen herrsche ein Datenflickwerk, das keine valide Grundlage für politische Entscheidungen von großer Tragweite darstellen könne.


Ein Anlauf des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zusammen mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen hatte keinen Erfolg, fand Wiarda heraus. Die Idee war, das Corona-Panel an das wissenschaftliche Datengroßprojekt „NAKO – Nationale Gesundheitskohorte“ anzudocken, bei dem 200.000 Deutsche zwischen 20 und 69 Jahren kontinuierlich Auskunft über Lebensumstände und Krankheitsgeschichte geben. Das Konzept habe auch die Zustimmung des RKI gefunden. Doch das BMBF habe die Bedeutung des Vorhabens nicht erkannt und eine Finanzierung verweigert, kritisieren die Forscher. Als wenig kooperativ habe sich zudem die NAKO-Leitung gezeigt: „Die saßen auf ihrer Studie und wollten nicht teilen.“


Jenseits von Eifersüchteleien verhindert ein gesundheitswissenschaftliches Struk­tur­pro­blem eine Besserung. „Die Pleiten, Pech und Pannen der deutschen Coronapolitik haben eine gemeinsame Ursache“, so Wiardas Analyse. „Das Zusammenspiel von Politik, Administration und Wissenschaft wird nicht funktionieren, solange ‚­Public Health‘ nicht zu einer Leitdisziplin in Deutschland wird.“ Die gesellschaftliche Gesundheitsversorgung ist ein Stiefkind des patientenzentrierten Medizinsystems.


Welchen Weg nimmt das Virus? Unbekannt

Weil weiterhin unbekannt ist, welche Wege das Virus genau nimmt, kommen die politischen Präventionsmaßnahmen vielfach einem Stochern im Nebel gleich. Ganze Bevölkerungsgruppen wie Migranten oder sozial Benachteiligte fallen mit ihrer besonderen Belastungssituation aus dem Blick. Andere Gruppen wie Schüler und Studierende werden mit ihrem Infektionspotenzial wahrscheinlich falsch eingeschätzt. Das Ergebnis sind „Notbremsen“, die nicht geringen Kollateralschaden produzieren, etwa über die strikten Inzidenzwerte.


Ein Leser des viel kommentierten Wiarda-Blogs schrieb, dass der Frust unter Schulrektoren, Lehrern und Eltern steige. „Bei uns im Landkreis wurden alle Schulen geschlossen, nachdem Infektionen in sechs Betrieben und einer einzigen Kita den Inzidenzwert nach oben katapultiert haben.“ In den ihm bekannten Schulen wurden drei Reihentests die Woche durchgeführt – ohne Funde. Ein Rektor meinte verzweifelt: „Wir testen wie blöde, aber keiner ­interessiert sich für unsere ­Zahlen.“


Bildungspolitische Lang­zeitschäden durch Corona sind ebenfalls ein Forschungsthema. Aber dieses Großexperiment mit zehn Millionen Teilnehmern läuft noch eine Weile.


Info:  https://taz.de/Versaeumnisse-in-der-Coronaforschung/!5766391   



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Was ist die NAKO Gesundheitsstudie?

Die NAKO Gesundheitsstudie (kurz: NAKO) ist eine Langzeit-Bevölkerungsstudie (Dauer 20-30 Jahre). Sie wird von einem Netzwerk deutscher Forschungseinrichtungen, bestehend aus der Helmholtz-Gemeinschaft, den Universitäten und der Leibniz-Gemeinschaft, organisiert und durchgeführt. Ziel ist es, den Ursachen für die Entstehung von Volkskrankheiten, wie beispielsweise Krebs, Diabetes, Infektionskrankheiten und Herzinfarkt auf den Grund zu gehen.


Die zentralen Fragen der NAKO lauten: Warum wird der eine krank, der andere aber bleibt gesund? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Ist es die Umwelt, das soziale Umfeld oder die Situation am Arbeitsplatz? Ist es die Ernährung? Sind es die Gene? Eine Mischung von allem? Auch wenn bereits einiges erforscht werden konnte, die genauen Zusammenhänge sind noch nicht bekannt.

Die NAKO schafft bessere Möglichkeiten, um

  • eine Krankheit durch Vorbeugung zu verhindern
  • sie möglichst früh zu erkennen
  • sie bestmöglich zu behandeln


Um dies zu erreichen, werden deutschlandweit in insgesamt 18 Studienzentren 200.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger im Alter von 20-69 Jahren umfassend medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt, (z.B. körperliche Aktivität, Rauchen, Ernährung, Beruf). Die NAKO wird von dem Verein NAKO e.V. durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Helmholtz-Gemeinschaft und den beteiligten Ländern finanziert. Auch die Mitgliedsinstitutionen beteiligen sich an der Finanzierung.

Presse

Info: https://nako.de



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jmwiarda.de, Blogger JAN-MARTIN WIARDA   -   Journalist     Moderator     Fragensteller


Willkommen auf meiner Website.

Wenn Sie mehr erfahren wollen über mich und meine Themen, sind Sie hier richtig. Schauen Sie doch auch mal in meinen Blog, in dem ich regelmäßig aktuelle Ereignisse in Bildung und Forschung aufspieße. Ich freue mich auf Ihr Feedback.


Info: https://www.jmwiarda.de

15.05.2021

Rubikon-Newsletter der Kalenderwoche 20/2021     Teil I von II

Rubikon ist das Magazin für die kritische Masse. Wir berichten über das, was in den Massenmedien nicht zu finden ist. Anbei übersenden wir Ihnen die Übersicht unserer Artikel der letzten 7 Tage.


Zitat: Inhaltsverzeichnis

1. Roland Rottenfußer: Die Erfindung der Schuld

2. Gerd Reuther: Mehr Fluch als Segen

3. Jens Wernicke: Die Zukunft beginnt jetzt

4. Elisa Gratias: Die Corona-Aufklärungsoffensive

5. Anselm Lenz: Journalistisches Widerstandsnest

6. Diana Johnstone: Die Olivgrünen

7. Jens Fischer Rodrian: Wertvolle Basisarbeit

8. Elisa Gratias: Die neue Welt

9. Susan Bonath: Repressionen, Propaganda, Profite

10. Nicolas Riedl: Frischer Wind

11. Rubikons Weltredaktion: Die Mythen des Systems

12. Ulrike Meier: Unerhörte Proteste

13. Karl Anders Bickel: Das rettende Licht

14. Markus Keimel: Der Schalk im Nacken

15. Pepe Escobar: Das Gesetz des Dschungels

16. Ralf Rosmiarek: Die Einwegkommunikation

17. Rubikons Leserinnen und Leser: Lernziel Angst

18. Nicolas Riedl, Adriana Sprenger: Der ganz normale Wahnsinn

19. Werner Köhne: Die instrumentalisierte Trauer

20. Erika Helene Etminan: Wohlergehen statt Wohlstand

21. Sven Böttcher: Die Pflichtenfalle

22. Christina Winterholler: Die Mörder im Dunkeln

23. Roberto J. De Lapuente: Die Lach- und Spießgesellschaft

24. Marcus Pacem: Gebrannte Kinder im Feuer

25. Daniel Lewitz: Die Befreiung der Sprache

26. Jochen Mitschka: Umweg zu mir selbst

27. Kerstin Chavent: Danke Corona!

28. Liane Kilinc: Die Täter-Opfer-Umkehr

29. Wolfgang Jeschke: Die überschätzte Gefahr

30. Rubikons Weltredaktion: Der Anfang vom Ende

31. Ulrich Gellermann: Der Staat gegen Ken Jebsen

32. Andreas Schell: Das Auswanderungsland

33. Felix Feistel, Rubikons Mutmach-Redaktion: Das Team Mensch




Die Erfindung der Schuld

Anderen ein schlechtes Gewissen einzureden ist oft mit einem Zuwachs an Geld und Macht verbunden — wir sollten uns diesem bösen „Spiel“ verweigern.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 15:59 Uhr von Roland Rottenfußer

Ein Gefängnissystem „braucht“ Gefangene, so wie ein Feuer darauf angewiesen ist, dass beständig Holzscheite nachgelegt werden. Es muss also immer Straftaten geben. Nicht wegen des unausrottbaren Bösen in den Köpfen der Menschen, sondern wegen der Arbeitsplätze derer, die mit ebendiesem Bösen ihren Lohn und damit ihr Brot verdienen. Schuld wird, wo sie nicht unabweisbar ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, in sehr vielen Fällen „gemacht“. Man kann dabei auch — parallel zur Geldschöpfung — von Schuldschöpfung sprechen. Bei Strafen und Schuldzuschreibungen ist immer das „Cui bono?“ zu beachten: Wem nützt es? Mit dem Finger auf andere zu zeigen, kann ein lukratives Geschäft sein — oder ein Mittel, um sich gut, überlegen und mächtig zu fühlen. Besonders effektiv ist es insofern, Menschen wegen Eigenschaften schuldig zu sprechen, die sie nicht ändern können.

Zum Artikel https://www.rubikon.news/artikel/die-erfindung-der-schuld



Mehr Fluch als Segen

Um die derzeitige Kampagne besser einordnen zu können, muss man den Nutzen und die Gefahren von Impfungen aus historischer Perspektive betrachten.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 15:58 Uhr von Gerd Reuther

Impfungen gelten als Teil der schulmedizinischen „DNA“. Impflobbyisten verweisen gerne auf eine 300-jährige Erfolgsgeschichte. Vergessen ist, dass sich der ärztliche Berufsstand im ersten Jahrhundert der Impfgeschichte diesen Versuchen der Krankheitsprävention mit allen Mitteln widersetzte. Impfungen wurden von Laien ein- und auch durchgeführt. Erst mit dem Aufkommen der Pharmaindustrie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts rückten Impfungen auf der Agenda der Schulmedizin ganz nach oben. Bereits mit dem Reichsimpfgesetz von 1874 avancierte eine Impfung in ganz Deutschland zur bürgerlichen Pflicht. Trotz massenhafter Durchführungen verzichtete man bis heute bei allen Impfungen auf solide Studien zur Beurteilung von Nutzen und Risiken.

Zum Artikel https://www.rubikon.news/artikel/mehr-fluch-als-segen-2



Die Zukunft beginnt jetzt

„Wenn wir die neu entstehende Ordnung menschlich gestalten wollen, muss jeder einzelne von uns jetzt klug und entschlossen handeln“, appelliert Rubikon-Herausgeber Jens Wernicke in seinem Aufruf an die Demokratinnen und Demokraten im Land.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 15:57 Uhr von Jens Wernicke

Wir befinden uns inmitten einer historischen Auseinandersetzung, deren Hauptfrontlinie zwischen Oben und Unten, zwischen Arm und Reich verläuft. Menschen, die mit immenser Macht ausgestattet sind, deren Freunde Gesetze erlassen und über das staatliche Gewaltmonopol verfügen, stehen Menschen gegenüber, die als Einzelne kaum Einfluss auf Staat und Gesellschaft nehmen können — und die immer häufiger zu Objekten elitären Handelns degradiert werden. Die einen verfügen mehr oder minder über alle Macht, die anderen hingegen stellen die überwältigende Mehrheit der Menschheit dar. Entschlossenheit und strategisches Geschick sind entscheidend, diesen Konflikt zugunsten von Mehrheit, Menschlichkeit und Vernunft zu entscheiden, meint Rubikon-Herausgeber Jens Wernicke. Es gilt, den Ernst der Lage zu erkennen und entsprechend zu handeln, um einem übermächtigen Gegner stets einige Schritte voraus zu sein. Dazu gehört vor allem, ein kritisches Magazin gegen Angriffe abzusichern, die diesem im Prozess der geplanten Umwandlung von einer leidlich funktionierenden Demokratie in eine Diktatur unweigerlich drohen. Angriffe technischer wie juristischer Art — als Versuch, einen lästigen und hartnäckigen Kritiker zum Schweigen zu bringen. Im folgenden Text skizziert er nicht nur seine Einschätzung der Lage, sondern auch einen Aktionsplan, der erreichen soll, dass unabhängiger Journalismus auch zukünftig überlebt.

Zum Artikel https://www.rubikon.news/artikel/die-zukunft-beginnt-jetzt



Die Corona-Aufklärungsoffensive

Flo Osrainik stellt sein Buch „Das Corona-Dossier“ bei KenFM im Gespräch vor.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 15:00 Uhr von Elisa Gratias

Ende 2019 gründete das Online-Medium Rubikon gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Corona-Krise einen eigenen Buchverlag, um seine Inhalte auch offline einer breiten Öffentlichkeit anzubieten und eine demokratischere Meinungsbildung zu fördern. Heute ermöglicht diese Entscheidung es dem Rubikon, unabhängig von großen Verlagshäusern eine umfassende Corona-Aufklärungsoffensive zu starten — mit Erfolg. Die ersten drei Bücher zur aktuellen Situation sind bereits Bestseller. „Das Corona-Dossier“ von Flo Osrainik ist das zweite Buch dieser Aktion. Nun sprach der Autor bei KenFM im Gespräch darüber, weshalb er ein so umfassendes Werk verfasste und wie er mit der Wut umgeht, die das aktuelle „Schmierentheater“ in Politik und Gesellschaft in ihm auslöst.

Zum Artikel https://www.rubikon.news/artikel/die-corona-aufklarungsoffensive-3



Journalistisches Widerstandsnest

Das Wochenmagazin „Demokratischer Widerstand“ ist ein Bollwerk gegen die um sich greifende Zensur in Deutschland.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 14:00 Uhr von Anselm Lenz

Die deutsche Corona-Regierung will oppositionelle Stimmen aus den Bereichen des Rechtsstaats, des Journalismus und der Medizin einschüchtern und sogar zensieren. Landesmedienanstalten verschickten zuletzt Drohbriefe an Journalisten; die Ärztekammer vertritt eher die Regierung als die Interessen ihrer Berufsgruppe. Seit dem 17. April 2020 erscheint die einzige regierungs- und konzernunabhängige Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“. Diese muss weiter gestärkt werden.

Zum Artikel https://www.rubikon.news/artikel/journalistisches-widerstandsnest



Die Olivgrünen

Diana Johnstone klärt über Annalena Baerbock und die Russlandfeindlichkeit der deutschen und französischen Grünen auf.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 13:00 Uhr von Diana Johnstone

Manche Erlebnisse sind prägend. Wer als Kind seinen Geburtstag bei McDonalds feiern durfte, behält die Fastfoodkette zeitlebens in positiver Erinnerung. Und wer als Student eine transatlantische Kaderschmiede durchlaufen hat, der sieht die Welt ganz selbstverständlich aus angloamerikanischer Perspektive. Hinzu kommt die Protektion der transatlantischen Netzwerke für die Absolventen der „Young Leader“-Programme, sie befördert deine Karriere ganz erheblich. Man nennt das „Elitenbeeinflussung“ — die loyalsten Leute werden gefördert und auf die richtigen Posten gehievt, Transatlantiker fördern andere Transatlantiker. Annalena Baerbock ist das erste Produkt dieses Auswahlprozesses mit Aussichten auf die deutsche Kanzlerschaft. Man kann davon ausgehen, dass ihr Denken und ihre Loyalitäten mehr angelsächsisch als deutsch geprägt sind.


Zitat: Der Kern des amerikanischen Imperiums ist seine Dominanz über Europa, direkt durch die NATO und indirekt durch ein Geflecht von Verträgen, Institutionen und Eliteorganisationen, in denen politischer Konsens entwickelt und zukünftige Führer europäischer Länder ausgewählt werden. Der allgegenwärtige Einfluss der USA hat zu einer drastischen Verschlechterung der Beziehungen der westeuropäischen Länder mit Russland geführt.

Russland ist eine große Nation mit einem wichtigen Platz in der europäischen Geschichte und Kultur. Washingtons Plan ist es, Russland aus Europa hinauszudrängen, um seine eigene Dominanz im Rest dieses Kontinentes zu sichern. Zu diesem Plan gehört es, Feindseligkeiten zu provozieren, wo keine existieren, und sämtliche potentiell fruchtbaren Beziehungen zwischen Russland und dem Westen zu zerstören.


Nordstream 2

Für alle ernsthaften Beobachter ist es offensichtlich, dass das rohstoffreiche Russland und das hochindustrialisierte Deutschland sich als Handelspartner optimal ergänzen, zum gegenseitigen Nutzen, besonders aus deutscher Sicht. Ein Symbol dieser vorteilhaften Zusammenarbeit ist die Pipeline Nordstream 2, die kurz vor der Fertigstellung steht und Deutschland und andere europäische Kunden mit dringend benötigtem Erdgas zu günstigen Preisen versorgen würde.


Die USA sind fest entschlossen, die Fertigstellung und den Betrieb von Nordstream 2 zu verhindern. Die offensichtlichen Motive sind das Abblocken des „russischen Einflusses“, zweitens die Möglichkeit, an Deutschland das teurere Frackinggas der USA zu verkaufen, und drittens, Putin zu schwächen, um ihn dereinst durch eine US-Marionette abzulösen, jemanden wie den Säufer Boris Jelzin, der Russland in den 1990er Jahren zugrunde richtete.


Aber für diejenigen Europäer, die Nordstream 2 aus hochmoralischen Gründen ablehnen, steht eine große Auswahl weitgehend fiktionaler Vorwände bereit: das Votum der Krim, sich Russland anzuschließen, fälschlich dargestellt als militärische Übernahme, die unglaubliche Geschichte der Nicht-Vergiftung des Alexej Nawalny, und als Neuestes eine obskure Explosion im Jahre 2014 in Tschechien, die nun plötzlich den gleichen zwei russischen Spionen zugeschrieben wird, die angeblich die Skripals 2018 in Salisbury vergiften wollten.


Gemäß der liberalen Doktrin, die den kapitalistischen „freien Markt” rechtfertigen soll, lässt wirtschaftlicher Eigennutz die Leute sinnvolle Entscheidungen treffen. In diesem Sinne haben viele vernünftige Beobachter ihre Hoffnungen auf eine Opposition gegen Washingtons Plan, Russland zu isolieren, auf das Eigeninteresse deutscher Politiker und vor allem deutscher Wirtschaftsbosse gegründet.


Pragmatismus gegen Selbstgerechtigkeit

Im kommenden September gibt es in Deutschland Parlamentswahlen, in denen sich entscheidet, wer, in Nachfolge von Angela Merkel, der oder die nächste KanzlerIn wird. Für die Außenpolitik wird das eine Wahl zwischen Pragmatismus und moralischem Posieren, und es ist noch nicht klar, welches von beiden sich durchsetzen wird.

Die Kandidatin für aggressive Selbstgerechtigkeit, Annalena Baerbock, wurde von der grünen Partei als nächste Kanzlerin erkoren. Der geforderte Tugendbeweis besteht im Schimpfen auf Russland.

Mit ihren 40 Jahren ist Baerbock etwa ein Jahr jünger als die grüne Partei selbst. Sie ist Mutter zweier kleiner Kinder, eine ehemals gefeierte Trampolinspringerin, die sogar beim Sprechen noch lächelt — ein sauberes Bild glücklicher, unschuldiger Fitness.


Dank einem Schüleraustauschprogramm lernte sie in Florida flüssig Englisch sprechen, studierte Völkerrecht an der London School of Economics (LSE) und befürwortet (welche Überraschung) eine starke Partnerschaft mit der Biden-Regierung, um das Klima im Besonderen und die Welt im Ganzen zu retten.


Unmittelbar nachdem Baerbock als Kanzlerkandidatin der Grünen feststand, zeigte eine Kantar-Umfrage, dass sie das Bewerberfeld mit 28 Prozent anführte, just einen Prozentpunkt vor Merkels CDU mit 27 Prozent. Überraschender war jedoch eine Umfrage unter 1.500 Firmenchefs in der Wochenzeitung Wirtschaftswoche, der zufolge diese Baerbock klar favorisierten.


Umfrageergebnis:

  • Annalena Baerbock: 26,5 Prozent
  • Christian Lindner, FDP: 16,2 Prozent
  • Armin Laschet, CDU: 14,3 Prozent
  • Olaf Scholz, SPD: 10,5 Prozent
  • Unentschlossen: 32,5 Prozent


Es war zu erwarten, dass die liberale FDP bei den Firmenchefs gut abschneidet. Auch Christian Lindner befürwortet harte Sanktionen gegen Russland. Die Befragten bevorzugten also von allen Parteiführern die zwei russlandfeindlichsten. Natürlich können auch innenpolitische Gründe entscheidend gewesen sein.


Der CDU-Kandidat Armin Laschet hingegen ist vernünftig und moderat und steht für bessere Beziehungen zu Russland. Aber man sagt, ihm fehle das Charisma.


Zwei weitere Parteien wurden in der Kantar-Umfrage erwähnt. Die Linkspartei erreichte 7 Prozent. Ihre bekanntesten Mitglieder, Sahra Wagenknecht und ihr Ehemann Oskar Lafontaine, sprechen ihre Kritik an der NATO und der aggressiven Außenpolitik der USA offen aus. Aber die Führer der Linkspartei, die ihre fragilen Hoffnungen in einer Regierungsbeteiligung als Juniorpartner irgendeiner linken Koalition sehen, hüten sich davor, sich durch die Einnahme derartiger Positionen selbst zu disqualifizieren.


Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) spricht sich für die Normalisierung der Beziehungen zu Russland aus. Aber sie gilt als rechtsextreme Partei, und keine andere Partei würde es wagen, eine Koalition mit ihr einzugehen.


Deutsche Regierungen werden aus Koalitionen gebildet. Die Grünen sind nach links (wo ihre Ursprünge liegen) oder rechts für Koalitionen offen. Der historische Abstieg der Sozialdemokraten (SPD) und die Schwäche der Linkspartei machen eine Koalition der Grünen mit der CDU wahrscheinlicher. Je nach Wahlausgang kann zusätzlich noch die SPD oder FDP mit ins Boot geholt werden.


In einem westlichen Land nach dem anderen steht die Opposition zur Politik der NATO am rechten oder linken Rand des politischen Spektrums, getrennt durch zu viele andere Themen, um zusammenzufinden. So bleibt das konformistische Zentrum dominant. Doch seit die ehemals stärksten Parteien CDU und SPD viel an Unterstützung verloren haben, gelingt es den Grünen, dieses Zentrum zu besetzen.


Das grüne Wahlprogramm

Baerbock ist ein perfektes Produkt der transatlantischen Selektion von Führungskräften. Zwischen ihren Trampolinübungen bestand ihr Interesse immer in internationalen Beziehungen aus der anglo-amerikanischen Perspektive. Dazu gehört auch ihr Masterabschluss in Völkerrecht an der London School of Economics (LSE).

Zu ihrer Initiation in die transatlantische Regierungsführung gehört ihre Mitgliedschaft im German Marshall Fund, dem „Young Leaders Program“ des Weltwirtschaftsforums und dem europäisch/transatlantischen Ausschuss der Heinrich-Böll-Stiftung, die mit der grünen Partei assoziiert ist.


Auf dieser Basis ist sie sehr schnell zur Vorsitzenden der linken Partei aufgestiegen, mit wenig politischer und keiner administrativen Erfahrung.

Die Grünen befinden sich in perfekter Übereinstimmung mit dem neuen ideologischen Kreuzzug der Biden-Regierung, die Welt nach dem amerikanischen Modell neu zu erschaffen.

Durch Aufgreifen der Vorwürfe von Russiagate und ohne die geringste Evidenz bezichtigen sie Russland der böswilligen Einmischung in Europa und betreiben gleichzeitig ihre eigene „wohltätige“ Einmischung in Russlands innere Angelegenheiten zugunsten einer theoretischen „demokratischen Opposition“.


„Russland hat sich immer mehr zu einem autoritären Staat entwickelt, und unterminiert in zunehmendem Maße die Demokratie und Stabilität in der EU und der gemeinsamen Nachbarschaft“, heißt es in ihrem Wahlprogramm. Gleichzeitig wollen die Grünen „den Austausch unterstützen und intensivieren“ mit der russischen Demokratiebewegung, die angeblich in zunehmendem Maße „für Menschenrechte, Demokratie und die Herrschaft des Rechts“ eintritt.


Die Grünen favorisieren harte Sanktionen gegen Russland und einen kompletten Baustopp für Nordstream 2:

„Das Pipelineprojekt Nordstream 2 ist nicht nur schädlich für die Klima- und Energiepolitik, sondern auch geostrategisch — besonders im Hinblick auf die Ukraine — und muss daher gestoppt werden.“


Die Grünen verlangen auch, dass die russische Regierung ihre Verpflichtungen aus dem Minsker Abkommen einhält, um den Konflikt in der Ostukraine zu beenden, und ignorieren die Tatsache, dass es die Kiewer Regierung ist, die sich weigert, die Vereinbarungen umzusetzen, und dadurch eine Lösung verhindert.


Baerbock ist zu 100 Prozent für „humanitäre Interventionen“. Deshalb schlagen die Grünen vor, die Regeln bei der UN so zu ändern, dass auch gegen das Veto einer Großmacht (das die USA, Russland, China, das UK und Frankreich einlegen könnten) eine militärische Intervention zur „Verhinderung eines Genozids“ beschlossen werden kann. Ihr Enthusiasmus für R2P („Responsibility to Protect“, das in Libyen so effektiv zur Zerstörung des Landes benutzt wurde (1)) sollte in der Biden-Administration auf freudige Zustimmung stoßen, wo Samantha Power, die frühere UN-Botschafterin der USA, Ausschau hält nach zu rettenden Opfern.


Selbstverständlich haben die Grünen auch die Umwelt nicht vergessen, und betrachten „Klimaneutralität“ als „große Chance für den Industriestandort Deutschland”. Die Entwicklung „klimaneutraler Technologien“ sollte den „Anreiz für neue Investitionen schaffen“. Das Wahlprogramm sieht die „Schaffung eines digitalen Euro” vor sowie sichere und mobile „digitale Identitäten” und „digitale Verwaltungsdienste“.

In der Tat liest sich das Wirtschaftsprogramm der Grünen weitgehend wie der vom Weltwirtschaftsforum in Davos propagierte „Große Reset“.

Die neue Wirtschaft dreht sich um die Klimakrise, künstliche Intelligenz und die Digitalisierung aller Lebensbereiche. Der internationale Kapitalismus braucht „Innovation“, um „produktives Investment“ zu stimulieren, und die Klimakrise sorgt für die nötigen Anreize. Als „Young Leader“ des Weltwirtschaftsforums hat Baerbock diese Agenda gewiss verinnerlicht.


Joschka Fischer, der Verräter

Vor 40 Jahren verlangten die deutschen Grünen ein Ende des Kalten Krieges und verdammten die „Feindbilder“, die negativen Stereotypen, mit denen man Deutschlands frühere Feinde bedachte (2). Heute sind es die Grünen, die das russische Feindbild pflegen und den Hauptbeitrag zu dem neuen Kalten Krieg leisten.


Baerbock blieb es erspart, die grünen Ideale zu verraten — diese waren schon gründlich verraten worden, als sie vor 22 Jahren in die Partei eintrat — durch einen Herrn Joschka Fischer.

Fischer war ein schnell sprechender ehemaliger Radikaler, der den „Realo“-Flügel der deutschen Grünen anführte. Seine Nominierung als deutscher Außenminister im Jahre 1998 wurde von der Spitze der US-Regierung enthusiastisch begrüßt, obwohl er ein Gymnasialabbrecher ist, der seine Jugend als linksorientierter Straßenkämpfer in Frankfurt verbracht hat, unweit der US-Militärstützpunkte.

Im März 1999 bewies Außenminister Fischer seinen Wert, indem er Deutschland und seine „pazifistische“ grüne Partei in den Bombenkrieg der NATO gegen Jugoslawien führte (3). Ein Verräter kann in solchen Umständen besonders nützlich sein.

Viele prinzipientreue grüne Kriegsgegner traten aus der Partei aus, während eine Flut von Opportunisten in sie eintrat. Fischer verstand es, den richtigen Ton zu treffen: Sein Grund, in den Krieg zu ziehen, sei „Nie wieder Auschwitz!“ — völlig irrelevant für das Geschehen im Kosovo, aber moralisch einschüchternd.


Von seiner Mentorin, der früheren US-Außenministerin Madeleine Albright, lernte Fischer die Geheimnisse des Drehtürprinzips und stieg ab 2007 mit seiner eigenen Firma ins Beratungsgeschäft ein, wobei er Unternehmen darin anleitete, sich auf die politischen Gegebenheiten in verschiedenen Ländern einzustellen. Opportunismus kann eben auch eine Kunstform sein.


Er sammelte auch lukrative Redeengagements und Ehrendoktorate von Universitäten rund um den Erdball — er, der nie seinen Oberschulabschluss machte. Von seinem jugendlichen Unterschlupf ist er aufgestiegen zu einer Luxusvilla in der besten Berliner Wohngegend, mit der fünften aus seiner Serie attraktiver Ehefrauen.


Als er reicher wurde, nahm sein Interesse für Politik und die Grünen ab, aber die Kandidatur von Baerbock scheint dieses Interesse wieder geweckt zu haben. Am 24. April 2021 publizierte Der Spiegel ein Interview mit Fischer und dem führenden FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, unter der Überschrift „Wir müssen Russland dort treffen, wo es wirklich wehtut“. Fischer deutete an, dass sein Treffen mit Lambsdorff eine Vorahnung auf die mögliche Integration der FDP in eine grüne Koalition wecke.


Inzwischen, in Frankreich

Auf der anderen Rheinseite, in Frankreich, haben die französischen Grünen (EELV, Europe Ecologie les Verts) auch von der Ernüchterung mit den etablierten Parteien profitiert, insbesondere die verschwindenden Sozialisten und die geschwächten Republikaner. Die EELV hat mehrere Rathäuser erobert, infolge der schwach besuchten Wahlen während der Pandemie.

Sie haben einigen Wirbel verursacht durch das Verdammen von Christbäumen (weil diese der Axt zum Opfer fielen), durch Streichen von Fördergeldern für einen Luftsportverein, denn die Kinder sollten nicht mehr vom Fliegen träumen, weil das die Umwelt schädigt, und durch Förderung des Baus einer Riesenmoschee in Straßburg mit zweieinhalb Millionen Euro an öffentlichen Geldern. Dieser Bau wird auch vom türkischen Präsidenten Recep Tayyib Erdogan gesponsert, um den Islam in Europa zu fördern. Straßburg verfügt bereits über ein halbes Dutzend kleinerer Moscheen für seine türkischen Immigranten.


Der EELV-Kandidat für die französischen Präsidentenwahlen 2022, Yannik Jadot, wird von Baerbocks gegenwärtiger Popularität zu kühnen Plänen inspiriert. In einem Beitrag für Le Monde vom 15. April 2021 schrieb er:

„Die Ankunft der deutschen Grünen im Kanzleramt im Herbst 2021 wird, falls 2022 auch die EELV gewinnt, die Bedingungen schaffen für eine [starke europäische] Außen- und gemeinsame Verteidigungspolitik ...“


Jadot überschrieb seinen Gastbeitrag mit: „Autoritäre Regime verstehen nur die Sprache der Gewalt.“ „Sie verstehen nur Gewalt“ ist das abgestandene Klischee, das ständig wiederholt wird von Mächten, die gerne selbst Gewalt anwenden.


Jadot beklagt die „wachsende Aggressivität der autoritären Regime, die China, Russland und selbst die Türkei regieren“ und die „Tatsache, dass sie unseren Demokratien schaden durch Verbreitung falscher Nachrichten“ oder indem sie „unsere wichtigsten Unternehmen aufkaufen“. (Das Letzte ist ein guter Witz, da die USA mit ständigen Interventionen gegen Frankreichs Kernkraftunternehmen Alstom den Boden für den Ankauf von Alstom durch General Electric vorbereiteten. Mehr darüber in „The American Trap“ von Frédéric Pierucci).


Etwas, das die deutschen und französischen Grünen gemeinsam haben, ist Daniel Cohn Bendit, der in beiden Parteien Mitglied war und sie jeweils in die Arme der NATO und Washingtons trieb. Der Unterschied ist, während die deutschen Grünen sich ihre Koalitionspartner im rechten oder linken Lager aussuchen können, werden die französischen Grünen noch als Teil der Linken gesehen, und die Linke hat sehr schlechte Gewinnchancen bei den nächsten Präsidentschaftswahlen, sogar mit einem Spitzenkandidaten in grün und khaki.


Biden hat das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert des Wettbewerbs zwischen den USA und China erklärt. Für die USA muss es immer um Wettbewerb gehen, niemals um Kooperation. Europa ist nicht mit im Rennen, es ist längst ausgeschieden. Europas Rolle ist die des Nachfolgers, damit die USA den Anführer geben können. Die europäischen Grünen wollen die Nachfolger anführen, wohin immer Washington sie führen will.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Diana Johnstone: Washington‘s Green Branches in Europe“ auf consortiumnews.com und wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzerteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratteam lektoriert.


Diana Johnstone war von 1989 bis 1996 Pressesprecherin der grünen Gruppe im Europäischen Parlament. In ihrem letzten Buch, Circle in the Darkness: Memoirs of a World Watcher (Clarity Press, 2020), erzählt sie Schlüsselepisoden aus der Zeit der Umwandlung der deutschen Grünen von einer Friedens- zu einer Kriegspartei.


Quellen und Anmerkungen:

Anmerkungen des Übersetzers:
(1) Der Wunsch, R2P (deutsch: Schutzverantwortung) als Interventionsgrund bei der UN einzuführen, war wohl von der NATO-Intervention des Jahres 1999 im Kosovokrieg inspiriert, die keine UN-Rechtsgrundlage besaß. Dies wurde laut Wikipedia auf dem Weltgipfel 2005 der Vereinten Nationen in New York, beschränkt auf den Schutz der Bevölkerung vor Völkermord, Kriegsverbrechen, ethnischer Säuberung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit — von fast allen Staaten der Erde in einer — völkerrechtlich allerdings nicht verbindlichen — Erklärung vom 24. Oktober 2005 ausdrücklich anerkannt.


(2) Für das deutsche Wort „Feindbild“ scheint es im Englischen kein Äquivalent zu geben — deshalb greift die Autorin hier zu dieser nicht ganz treffenden Erklärung.


(3) Die Bereitschaft der rot-grünen Regierung, in diesem Konflikt, falls nötig, das amerikanische Eingreifen zu unterstützen, war schon vor dem Wahlsieg Gerhard Schröders zwischen ihm, Fischer und Bill Clinton abgestimmt worden — das berichtete jedenfalls Oberstleutnant a.D. Jochen Scholz. Quelle: https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Schroeder-US-Botschafter-fuehrt-sich-wie-ein-Besatzungsoffizier-auf/Der-Kosovo-Deal-zwischen-Clinton-und-Schroeder/posting-33443516/show/

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Wertvolle Basisarbeit

Ein Musiker geht das Wagnis ein, sich nach schweren politischen Enttäuschungen eine neue weltanschauliche Heimat zu suchen.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 12:00 Uhr von Jens Fischer Rodrian

Jens Fischer Rodrian ist in eine Partei eingetreten. Ungewöhnlich für ihn, denn ihm war stets daran gelegen gewesen, unabhängig zu bleiben. Die jüngeren Ereignisse, insbesondere das weitgehende Versagen des links-grünen Lagers in der Corona-Krise, haben ihn in die politische Heimatlosigkeit getrieben. Verbitterung und politische Wirkungslosigkeit waren aber keine Option. Der Komponist, Gitarrist und Liedermacher („Die Armada der Irren https://hinter-den-schlagzeilen.de/jens-fischer-rodrian-die-armada-der-irren  “) trat in die neugegründete Partei „dieBasis“ ein, hervorgegangen aus dem „Corona-Skeptiker“-Milieu, ihrem eigenen Anspruch nach eine Partei der Freiheit, der Bürgerrechte, der Mitbestimmung. Ohne Zweifel repräsentiert dieBasis eine Farbe in der Parteienlandschaft, die in dieser freiheitsvergessenen Zeit schmerzlich fehlt. Es ist ein Experiment, das gelingen oder auch aus verschiedenen Gründen schiefgehen kann. Umso wichtiger, jemanden „vor Ort“ zu haben, der einen wohlwollenden, jedoch nicht unkritischen Blick darauf wirft.

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Die neue Welt

Wir können uns aus den Fesseln des auf der Illusion vom grenzenlosen Wachstum basierenden Systems befreien.

rubicon.de, 15. Mai 2021, 11:00 Uhr von Elisa Gratias

Bereits vor über 25 Jahren schrieben Vandana Shiva und Maria Mies ein Buch, das nicht nur alle Probleme der modernen Industriegesellschaft — wie Kriege, Flüchtlingsströme, Wirtschaftskrisen, politische Ratlosigkeit und Zukunftsängste — analysiert, sondern auch konkret zeigt, wie wir diese erfolgreich überwinden können. Eine Rezension zu „Ökofeminismus — Die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker“.

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Repressionen, Propaganda, Profite

Das Paul-Ehrlich-Institut verschleiert gefährliche Nebenwirkungen der Covid-19-Impfungen und stützt so die Regierungspropaganda.

rubicon.de, 14. Mai 2021, 17:00 Uhr von Susan Bonath

Details ausblenden, Informationen zerstückeln, Verdachtsfälle nur auf Druck untersuchen lassen: Das gehört offenbar zum Konzept des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), um die politisch-mediale Covid-19-Impfkampagne zu stützen. Zwar berichtet das Bundesinstitut unregelmäßig über „unerwünschte Reaktionen“ und weist mittlerweile auf einige wenige Risiken hin. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. So warnte beispielsweise der Pharmakonzern AstraZeneca selbst davor, dass ein enormer Teil der Geimpften von einer gefährlichen Autoimmunreaktion betroffen sein könnte, ohne es unmittelbar zu spüren. Öffentlich kommuniziert wird das nicht. Wächst sich die Covid-19-Impfkampagne zu einem der größten politischen Medizinskandale der Geschichte aus?

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Frischer Wind

Die Coronakrise hat viele zuvor passive Menschen politisiert — dies birgt Chancen, aber auch Risiken.

rubicon.de, 14. Mai 2021, 16:00 Uhr von Nicolas Riedl

Die Art und Weise, wie das Virus SARS-CoV-2 politisch instrumentalisiert wurde, hat zahlreiche Menschen in Deutschland politisiert, die vorher apolitisch waren. Das birgt neue Potenziale, eine historisch einzigartige Emanzipationsdynamik anzustoßen, aber auch das Risiko, dass viele Menschen erneut in die Irre geführt werden. Es gilt, unbedingt zu verhindern, dass eine historische Chance in einer historischen Enttäuschung und Niederlage mündet. Mit welchen Methoden das fassadendemokratische Herrschaftssystem versucht, systemgefährdende Kräfte zunichte zu machen, sollte „politischen Fahranfängern“ mitgeteilt werden. Das ist von enormer Bedeutung, damit die frisch politisierten Teile der Bevölkerung nicht in die Fallen tappen, die abgebrühten Aktivisten hinlänglich bekannt sind. Diese wiederum sollten nicht glauben, dass das Wissen um ebendiese Tricks und Maschen selbstverständlich wäre. Jene, die frischen Wind in die — bis Corona — stagnierende Polit-Landschaft Deutschlands bringen, müssen gegenüber derlei Manipulation immunisiert werden.

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Die Mythen des Systems

Die Realität der Welt und des menschlichen Bewusstseins wie sie tatsächlich ist. Exklusivabdruck aus „Die 33 Mythen des Systems. Ein kurzer Leitfaden zur Unwelt“, Teil 4/8.

rubicon.de, 14. Mai 2021, 15:00 Uhr von Rubikons Weltredaktion

Das von uns geschaffene System ist zu einer autonomen, sich selbst aufrechterhaltenden Maschine geworden, die — um sich zu bewahren — Menschen verschlingt. Wenn die Zivilisation beginnt, sich aufzulösen, wenn die Illusionen von links und rechts verschmelzen, wenn jeder entwurzelte Geist unmittelbar bedrückende Dystopien erlebt, dann ist es an der Zeit, das ganze System von A bis Z zu verstehen. Das Buch „Die 33 Mythen des Systems“ ist ein radikaler Leitfaden durch die Unwelt unserer heutigen Zeit. Autor Darren Allen stützt sich auf die Universalgeschichte des radikalen Denkens. Seine Synthese unabhängiger Kritik ist zugleich eine direkte Aufdeckung der Rechtfertigungen. Er bietet eine neue Art der Wahrnehmung, sich nicht nur der Welt da draußen zu stellen, sondern auch den Ängsten und Sehnsüchten tief in uns selbst.

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Unerhörte Proteste

Die Nähe zur Macht bestimmt darüber, ob jemandem zugehört wird oder ob er totgeschwiegen und ausgegrenzt wird.

rubicon.de, 14. Mai 2021, 14:00 Uhr von Ulrike Meier

„Den Bürgern mehr zuhören“ — immer wieder versuchen Politiker mit diesem Slogan zu punkten, weil er beliebt ist. Es bleibt aber in der Regel bei der Simulation eines Gesprächs auf Augenhöhe. Vor allem sollen die Menschen gebannt den Herrschaftsdiskursen „ihrer“ Regierung lauschen. Und wer nicht hören will, muss fühlen. Den Medien soll zugehört werden, aber nur denen, die innerhalb eines schmalen erlaubten Denkkorridors bleiben, die sich nicht ungehörig verhalten oder Unerhörtes verlauten lassen. Wer aus der Phalanx der Rechtgläubigen ausschert, muss mit Sanktionen rechnen. „Dies ist keine Diktatur, denn alle dürfen ja noch sagen, was sie wollen.“ Ja, in diesem sauberen Land wird normalerweise nur der Ruf von Oppositionellen ermordet. Wer sich ein dickes Fell zugelegt hat, Diffamierungen an sich abregnen lässt, wer auf ein stabiles soziales und berufliches Umfeld keinen Wert legt, wer sich außerdem mit einem sehr kleinen Hörerkreis zufrieden gibt, weil sich ihm die größeren Foren nach und nach verschließen, der darf hier seine Meinung ziemlich frei äußern. Noch.

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Das rettende Licht

Auch wenn wir die Außenwelt nicht verbessern können, versetzt uns innere Arbeit in die Lage, uns selbst zu bewahren.

rubicon.de, 14. Mai 2021, 13:00 Uhr von Karl Anders Bickel

In Zeiten der Anfechtung zeigt sich, was wirklich zählt. Wir werden herausgefordert, zu entscheiden, welcher Kraft wir wirklich vertrauen. Die materielle Weltsicht führt dazu, dass wir den Tod übermäßig fürchten, denn mit ihm stirbt, womit wir uns am meisten identifizieren: unser Ego. Wer sich aber an den göttlichen Funken und die Liebe hält, die er im innersten Bezirk seines Wesens vorfindet, der wird die Angst überwinden, Hass nicht mit Gegenhass beantworten und in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten selbst dunkle Zeiten überstehen. Der nachfolgende Text mag im ersten Moment wie eine religiöse Abhandlung erscheinen. Wer ihn zu Ende liest, merkt aber, dass es dem Autor nicht darum geht, seinen Leserinnen und Lesern irgendeine Religion oder ein Dogma aufzuschwatzen. Vielmehr will er auf Wirkprinzipien hinweisen, die ihren Ursprung in uns selbst haben, die aber auf das äußere Geschehen einwirken können.


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Der Schalk im Nacken

Eine kurze Geschichte deutschsprachiger Redewendungen

rubicon.de, 14. Mai 2021, 12:00 Uhr von Markus Keimel

Reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Etwas im Schilde führen. Den Löffel abgeben. Jemanden auf die Folter spannen ... Redewendungen sind aus dem alltäglichen Sprachgebrauch nicht wegzudenken. Menschen verwenden sie seit jeher als sprachliches Stilmittel, um etwas bildhaft auszudrücken. Auch in der Moderne verwenden wir Ausdrücke, deren Bildlichkeit archaischen Epochen zu entspringen scheint. Wenig bekannt ist meist, welchen Ursprung und welche Entstehungsgeschichte Phrasen oder Idiome haben — wie man Redewendungen in der Sprachwissenschaft nennt.

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Das Gesetz des Dschungels

Wladimir Putin nimmt Stellung zu Washingtons Blockadehaltung sowie den kriminellen Machenschaften in Kiew und Weißrussland

rubicon.de, 13. Mai 2021, 17:00 Uhr von Pepe Escobar

Russiagate war ein Riesenschwindel — konstruierte Vorwürfe, in die die US-Demokraten und ihre Medien sich hineinsteigerten, um einen Schuldigen für Hillary Clintons Wahlniederlage 2016 zu haben. Was als Kopfgeburt einiger fantasiebegabter Geheimdienstler begann, wurde bald zum allgemein akzeptierten Narrativ des Westens (9). Mittlerweile hat die paranoide Russophobie in Washington und anderswo absurde Ausmaße angenommen. Die Russen stehen ratlos vor einem Geschehen, bei dem die Gegenseite den Verstand verloren zu haben scheint. Nicht weniger schädlich als der offenkundige Verlust aller Skrupel und Maßstäbe im Washingtoner Establishment ist das lautstarke Heer der europäischen Transatlantiker, die entschlossen scheinen, der westlichen Vormacht bis in die Hölle zu folgen. Putin vergleicht sie mit dem Schakal Tabaqui aus Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“.

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Die Einwegkommunikation

Die etablierte Politik ist unfähig, die berechtigten Sorgen vieler Bürger aufzugreifen, und spult ungerührt ihre Angstrhetorik ab.

rubicon.de, 13. Mai 2021, 16:00 Uhr von Ralf Rosmiarek

„No reply“ heißt es in der Betreffzeile vieler Werbe-E-Mails, die wir derzeit erhalten. Gemeint ist: Wir wollen etwas mitteilen, wünschen aber keine Antwort von dir, auf die wir eingehen müssten. Das mag in der Werbung ein übliches Verfahren sein, sollte aber in der Kommunikation zwischen Staat und Bürgern in politischen Fragen ein No-Go sein. Der Autor hatte eine unheimliche Begegnung der grünen Art, als er versuchte, von Deutschlands derzeit beliebtester Partei eine Auskunft zu den Gründen ihrer Corona-Politik zu erhalten. Er bekam zwar eine Antwort, jedoch eher eine, die man als Nicht-Antwort bezeichnen könnte. Es war, als würde jemand während eines Gesprächs ein Tonband mit einer zuvor aufgesprochenen Standard-Antwort abspulen. „Besorgniserregend ... drohende Eskalation ... Schutz der Bürger vor Infektionen ... Notwendige Maßnahmen ... Bleiben Sie gesund!“ In der aseptischen Angstgesellschaft ist die Predigt die von den Wahrheitsbesitzern priorisierte Kommunikationsform.

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Lernziel Angst

Lehrer, denen ihre Fürsorgepflicht für die Kinder wirklich am Herzen liegt, müssen sich jetzt gegen das Corona-Regime wehren.

rubicon.de, 13. Mai 2021, 15:00 Uhr von Rubikons Leserinnen und Leser

„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“, lautet der gerade von Lehrern häufig zitierte Satz von Seneca. Aber was lernen Kinder derzeit an deutschen Schulen? Vor allem Konformismus und Ohnmachtsgefühle gegenüber dem „Apparat“, Angst vor Krankheit, Angst voreinander, Angst vor menschlicher Nähe. In einem frühen Alter, in dem Kinder unbeschwerte Gemeinschaftswesen sein sollten, lernen sie vor allem, sich selbst als potenzielle tödliche Gefahr zu begreifen. Nach dem Corona-Test ist vor dem Corona-Test, und jeder Tag kann die Enthüllung einer Infektion mit sich bringen, die dazu führt, dass Kinder der Klassengemeinschaft entrissen und „weggesperrt“ werden. Lehrer haben eine besondere Verantwortung nicht nur für die Wissensvermittlung, sondern auch für das soziale und emotionale Wohlergehen ihrer Schüler. Nur selten wird diese von heutigen Lehrern ernstgenommen. „Die Kinder schützen vor allen Gefahren“ (Reinhard Mey) bedeutet heute, sie vor der Schule zu schützen. Die Autorin hat einen bewegenden Appell an den Schulleiter geschrieben und bittet darum, ihren Sohn vom Präsenzunterricht freizustellen.

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Der ganz normale Wahnsinn

Das Massenphänomen der Normopathie bricht sich Bahn in der neuen Normalität, erklärt der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz im Interview.

rubicon.de, 13. Mai 2021, 14:00 Uhr von Nicolas Riedl, Adriana Sprenger

Bei einem Forscher kann es Staunen, aber auch Grauen auslösen, wenn das Forschungsobjekt auf seinem Seziertisch plötzlich lebendig wird. Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, der sowohl das System der DDR als auch das der BRD hautnah miterlebt und analysiert hat, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Massenphänomen der Normopathie. Dieses war beziehungsweise ist sowohl in der sozialistischen als auch in der narzisstischen Gesellschaft des Westens zu finden. Bis zum März 2020 beobachtete er in seinem Berufs- und Forschungsalltag eine Dynamik, die unter der hauchdünnen Decke der Zivilisation schwelte. Doch mit dem Eintritt der sogenannten neuen Normalität bekam diese Decke große Brandlöcher. Die gesellschaftliche Pathologie wurde so greifbar und allumfassend, wie das seit den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte nicht mehr der Fall gewesen war. Auf der „Menschen machen Mut“-Veranstaltung „Psyche, Hirn und Corpus Delicti — Ist Liebe wirklich die Antwort?“ sprach Maaz im Interview mit den Rubikon-Jugendredakteuren Adriana Sprenger und Nicolas Riedl über diese beispiellose Gesellschaftskrise, über Strategien, solche Zeiten halbwegs unbeschadet zu überstehen, sowie über die nicht sonderlich heiteren Zukunftsaussichten. Er habe — wie er im Vorgespräch berichtet — innerlich den Schalter wieder von „BRD“ auf „DDR“ umgestellt.

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Die instrumentalisierte Trauer

Die Politik missbraucht das Totengedenken für die an COVID-19 Verstorbenen, um „Corona-Verharmloser“ ins Unrecht zu setzen.

rubicon.de, 13. Mai 2021, 13:00 Uhr von Werner Köhne

Jeder Todesfall ist eine menschliche Katastrophe — speziell für die Angehörigen. Es ist angemessen, sich vor Augen zu führen, dass wir es nicht nur mit statistischen Spielereien zu tun haben, sondern mit individuellen Schicksalen. Trotzdem: Eine bestimmte Art der Inszenierung einer Gedenkfeier in einem bestimmten politischen Kontext hat ein „Gschmäckle“. Gedenkt die offizielle Politik der Toten von Kriegen, will sie sich selbst als mitfühlend in Szene und den Feind ins Unrecht setzen, will sie die vereinzelten Menschen zu einer Volks- und Trauergemeinschaft zusammenschweißen. Ähnlich auch die Gedenkfeier für die Corona-Toten in Anwesenheit von Frank Walter Steinmeier am 18. April 2021. Die außergewöhnlich pompöse Inszenierung wollte gezielt eingesetzte Botschaften transportieren. Eine irreführende Anzahl von Toten — 80.000 — sollte in die Köpfe gepflanzt werden. Die Verstorbenen sollten posthum als Unterstützer für Freiheitseinschränkungen herangezogen, Maßnahmen-Skeptiker als Unmenschen gebrandmarkt werden. Zugleich wurde der unbequemere Teil der Wahrheit, wurden die ungesehenen „anderen“ Toten und Leidenden konsequent ausgeblendet.

Zum Artikel https://www.rubikon.news/artikel/die-instrumentalisierte-trauer-2



Wohlergehen statt Wohlstand

Wir können die Welt noch retten, wenn wir den radikalen Umbruch im eigenen Leben vollziehen. Exklusivabdruck aus „Reset: Weniger ist mehr“. Teil 1/2.

rubicon.de, 13. Mai 2021, 12:00 Uhr von Erika Helene Etminan

Unser bisheriger Lebensstil führte uns in eine globale Krise, die wie eine Sackgasse erscheint. „Der Wandel“ ist in aller Munde und notwendig. Viele Autoren veröffentlichen Bücher mit Ideen, wie er gelingen kann: Klaus Schwab schreibt in „Covid-19 — The Great Reset“ darüber, dass der globale Kampf gegen das Virus eine günstige Gelegenheit für einen kompletten Neustart unserer Welt ist. Er sieht für die „schöne neue Welt“ die Verschmelzung großer Konzerne mit staatlichen Strukturen vor, also die Errichtung des autoritären Korporatismus, einer Spielart des Faschismus (1). Sven Böttcher setzt dieser menschenverachtenden Vision sein Werk „Wer, wenn nicht Bill?“ entgegen und entwickelt darin eine Alternative zum Plan der technokratischen Weltenherrscher: die Vision des „Team Mensch“, das auf Güte, Vertrauen, Recycling und Selbstversorgung setzt. Erika Helene Etminan griff ebenfalls zur Feder und beschreibt in „Reset: Weniger ist mehr — Auf der Suche nach einem neuen Lebensstil“, wie jedes Individuum zum Wandel im Sinne der Menschlichkeit selbst konkret beitragen kann. Packen wir es an.

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Die Pflichtenfalle

Ein Beschluss der deutschen Ärzteschaft stellt Eltern vor eine heikle Wahl: Flucht ins Exil oder Zwangsimpfung für die Kinder?

rubicon.de, 12. Mai 2021, 17:00 Uhr von Sven Böttcher

Die deutsche Ärzteschaft fordert in einem Beschluss von der deutschen Politik, die „gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe“ dürften „Familien nur mit geimpften Kindern zurückerlangen“. Damit droht renitenten Eltern weit mehr als die familiäre Abschiebung in die Impfapartheid — der weltweit einzigartige deutsche Staatsschulzwang stößt eine ganz andere Tür sperrangelweit auf: Wer sein Kind nicht beschulen lassen kann, weil es ungeimpft ist, verliert das Sorgerecht. Ein nicht journalistischer, sondern ganz persönlicher Zwischenruf von Sven Böttcher, Autor des im Rubikon-Verlag erschienen Spiegel-Bestsellers „Wer, wenn nicht Bill?“.

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Die Mörder im Dunkeln

In Kolumbien forderte Polizeigewalt Tote und Verletzte — Auslöser ist die wegen der Corona-Maßnahmen explodierende soziale Ungleichheit.

rubicon.de, 12. Mai 2021, 16:00 Uhr von Christina Winterholler

Zu einer noch größeren Krise als COVID-19 selbst entwickeln sich die soziale Ungleichheit und die staatlich legitimierte Ausbeutung der kolumbianischen Mittelschicht in Form einer geplanten Steuer- und Gesundheitsreform. Gegen die angekündigte Steuererhöhung und Gesundheitsreform hatten Arbeiter- und Studentenorganisationen zu Protesten aufgerufen. Zwei Tage nach Beginn der landesweiten Proteste forderte der Ex-Präsident Álvaro Uribe Soldaten und Polizisten über Twitter auf, gegen die Demonstranten Waffen einzusetzen. Was seither täglich darauf folgt, ist der Beweis dafür, dass die Polizeigewalt in Kolumbien nicht auf das Fehlverhalten einiger weniger Beamter zurückzuführen ist. Sie ist ein strukturelles und systematisches Problem, das seine Wurzeln im Wesentlichen in der gesetzgeberischen Unterlassung und in veralteten Vorstellungen hat, wonach die Gewalt die öffentliche Ordnung garantiert und Heimat auf dem Fundament von Waffen gebaut wird.

Zum Artikel https://www.rubikon.news/artikel/die-morder-im-dunkeln


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