11.02.2022

Sorge vor russischer Invasion   US-Präsident Biden fordert Amerikaner zum sofortigen Verlassen der Ukraine auf

spiegel.de, 11.02.2022, 02.16 Uhr                                (elektr. übersetzt, unkorrigiert)

»Die Dinge könnten schnell außer Kontrolle geraten«: Der US-Präsident verschärft im Konflikt mit Russland seine Rhetorik – und appelliert an amerikanische Bürgerinnen und Bürger in der Ukraine, umgehend auszureisen.


Angesichts des Konflikts mit Russland hat US-Präsident Joe Biden amerikanische Staatsbürger in der Ukraine mit Nachdruck zum Verlassen des Landes aufgefordert. Falls es zu einer russischen Invasion der Ukraine kommen sollte, wäre ein Evakuierungseinsatz mithilfe von US-Truppen undenkbar, sagte Biden dem Fernsehsender NBC am Donnerstag in einem Interview. »Das ist ein Weltkrieg, wenn Amerikaner und Russen beginnen, aufeinander zu schießen.«


Amerikanische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sollten »jetzt« das Land verlassen, forderte Biden im Gespräch mit Moderator Lester Holt. In Bezug auf die russischen Streitkräfte ergänzte er: »Es ist nicht so, als hätten wir es mit einer Terrororganisation zu tun.« Vielmehr gehe es um »eine der größten Armeen der Welt«.

(Im folgenden Video des Interviews geht es ab Minute 3:30 um Russland und die Ukraine)


Im Westen gibt es wegen des Aufmarschs von mehr als 100.000 russischen Soldaten im Grenzgebiet zur Ukraine seit Wochen Sorgen vor einer Invasion. Moskau bestreitet, einen solchen Schritt zu planen.


Mit Blick auf die Lage in der Ukraine sagte Biden nun in dem Interview: »Das ist eine ganz andere Situation, und die Dinge könnten schnell außer Kontrolle geraten.« Selbst falls Putin »dumm« genug sein sollte, seine Armee in die Ukraine einmarschieren zu lassen, sei er doch »schlau genug«, US-Bürgern keinen Schaden zuzufügen, sagte Biden.


Info: https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-konflikt-joe-biden-fordert-bei-nbc-amerikaner-zum-verlassen-der-ukraine-auf-a-9fd8c1b1-8d9f-466d-8e0e-e11c83776067



Weiteres:



Biden: "Die Krise zwischen Russland und der Ukraine könnte zu einem Schlag kommen. Amerikaner weg von Kiew"

US_Pr_s._Biden_11_2_2022-Kopie


Von Euronews • Zuletzt aktualisiert: 11/02/2022 - 07:56

"Amerikanische Bürger, verlassen Sie die Ukraine so schnell wie möglich. Die Situation könnte sich schnell beschleunigen." Das sagt US-Präsident Joe Biden, der offenbar eine bevorstehende russische Invasion für wahrscheinlich hält.


In der Zwischenzeit setzen die Vereinigten Staaten auch weiterhin Truppen in Osteuropa ein und schicken Militärhilfe, die neben der ukrainischen Infanterie bei den Übungen im Donbass eingesetzt wird. Biden schließt jedoch die Entsendung von Truppen zur Evakuierung amerikanischer Staatsbürger aus:

"Es ist ein Weltkrieg, in dem Amerikaner und Russen anfangen, aufeinander zu schießen."
Joe Biden 

Präsident der Vereinigten Staaten


Unterdessen zeigen Satellitenbilder, dass Russland Truppen entlang der gesamten ukrainischen Grenze stationiert.


An der NATO-Front halten die Staats- und Regierungschefs der baltischen Länder, Gäste von Bundeskanzler Olaf Scholz, die russische Bedrohung für sehr real.

Der litauische Präsident Gitanas Nauseda drückte es so aus:


"Das Bündnis muss bereit sein, in der Region schnell und entschlossen zu handeln. Die militärische Bereitschaft der Bündnispartner und die Präsenz in unserer Region bleiben Schlüsselelemente einer glaubwürdigen Abschreckung. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Ostflanke der NATO zu stärken."


Die Botschaften aus Moskau, die offiziellen, haben einen ganz anderen Tenor. Russland behauptet weiterhin, dass die Truppen ab dem 20. Februar abziehen werden, sobald die Militärübungen vorbei sind.


VERWANDTE NEUIGKEITEN


Info: https://it.euronews.com/2022/02/11/biden-la-crisi-tra-russia-e-ucraina-potrebbe-precipitare-via-gli-americani-da-kiev


unser Kommentar:  Wo ein Wille, da ein Weg - auch zum Krieg!



Weiteres:




Außenminister giften sich an Truss und Lawrow streiten in Moskau vor laufenden Kameras

Truss_und_Lawrow_streiten_in_Moskau_vor_laufenden_Kameras_11_2_2022


Zitat: Moskau - In der Ukraine-Krise haben der russische Außenminister Sergej Lawrow und seine britische Kollegin Liz Truss ihre Streitigkeiten auf offener Bühne ausgetragen. Lawrow warf Truss nach einem rund zweistündigen Gespräch am Donnerstag vor, unvorbereitet nach Moskau gereist zu sein. „Unsere ausführlichen Erläuterungen sind zumindest einmal auf unvorbereiteten Boden gefallen“, sagte Lawrow bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Truss wiederum warnte, „Frieden und Stabilität“ in Europa seien durch Russland gefährdet. „Noch ist Zeit für Russland, seine Aggression gegen die Ukraine zu beenden und den Pfad der Diplomatie einzuschlagen.“

Die Britin forderte unter anderem den Rückzug russischer Truppen nahe der ukrainischen Grenze. Der Aufmarsch sorgt im Westen seit Wochen für Ängste vor einem möglichen Angriff Moskaus auf die Ukraine, was der Kreml dementiert. Truss warf der russischen Seite zudem bei ihrem Besuch in Moskau „Kalter-Krieg-Rhetorik“ vor.


Lawrow extrem verärgert

Lawrow zeigte sich sichtlich verärgert - und deutete an, dass Truss für ein solches Gespräch gar nicht hätte anreisen müssen. „Ich habe lange nicht mehr an diplomatischen Verhandlungen teilgenommen, die man mit Live-Übertragung hätten führen können“, schimpfte der 71-Jährige, der Europas dienstältester Außenminister ist. „Denn wir haben nichts Geheimes, nichts Konfidenzielles, nichts Vertrauliches gehört - außer dem, was ständig von den hohen Tribünen in London tönt.“


Die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien sind wegen einer Vielzahl von Konflikten auf einem Tiefpunkt. So hat London etwa wiederholt Menschenrechtsverletzungen im Fall des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny kritisiert. Zuletzt unterstellte die britische Regierung dem Kreml in einer beispiellosen Warnung, Moskau wolle „eine pro-russische Führung in Kiew“ etablieren. (dpa)



Info: https://www.ksta.de/politik/aussenminister-giften-sich-an-truss-und-lawrow-streiten-in-moskau-vor-laufenden-kameras-39452016



Weiteres:



Britischer Premier warnt vor "Krieg" in der Ukraine


AFP, vom 10. Februar 2022, 12:04 Uhr


Zitat: Der britische Premierminister Boris Johnson hat vor einem "Krieg" in der Ukraine gewarnt. "Ein Krieg wäre katastrophal und auch sinnlos, tragisch und würde sehr schnell wirtschaftlich teuer für Russland", sagte Johnson am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Das müsse auch der Kreml einsehen. Stoltenberg sprach von einem "gefährlichen Moment für die europäische Sicherheit".


Johnson sprach von der "größten Sicherheitskrise für Europa seit Jahrzehnten". Noch sei aber Gelegenheit, die Spannungen abzubauen und zum Dialog zurückzukehren. Stoltenberg rief Russland erneut auf, das Gesprächsforum des Nato-Russland-Rats zu nutzen. Das habe er am Donnerstag auch in einem Brief an den russischen Außenminister Sergej Lawrow deutlich gemacht, sagte er. Ab dem kommenden Mittwoch wollen die Nato-Verteidigungsminister in Brüssel nach seinen Angaben über eine Verstärkung der sogenannten Battle Groups in südöstlichen Mitgliedsländern beraten.


Johnson nahm zugleich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Schutz, der wegen seiner Haltung zu der deutsch-russischen Gaspipeline Nord Stream 2 in der Kritik steht. Der britische Premier beglückwünschte Scholz dazu, "dass er eine härtere Haltung bei Nord Stream 2 angenommen hat". Johnson fügte hinzu: "Das ist schwierig für Deutschland und die deutsche Wirtschaft".


Im Anschluss wollte Johnson nach Warschau weiterreisen. Dort war ein Treffen mit Regierungschef Mateusz Morawiecki geplant. Die britische Regierung hatte zuvor angekündigt, weitere 350 Soldaten in die polnische Grenzregion mit Belarus zu entsenden. Bisher sind dort rund hundert britische Militärangehörige im Einsatz. Mit diesen wollte Johnson dem Vernehmen nach ebenfalls zusammentreffen.             lob/cp


Info: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/britischer-premier-warnt-vor-krieg-in-der-ukraine/ar-AATGFb0?ocid=msedgdhp&pc=U531



Weiteres:



NATO-Generalsekretär Stoltenberg stellt Russland vor die Wahl: Entweder… oder...


euronews, 10. Februar 2022,

Man befinde sich in Europa sicherheitspolitisch an einem gefährlichen Zeitpunkt: Bei dieser Einschätzung der derzeitigen Lage waren sich der britische Premierminister Boris Johnson und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg einig.


Zitat: Johnson sagte: „Als die Berliner Mauer fiel, verdeutlichten die Menschen in Europa ihren Willen, dass ihre Freiheit und ihre Sicherheit untrennbar miteinander verbunden sein sollten. Deshalb war die NATO der Meinung, dass jedes Land die Freiheit haben sollte, die Sicherheitsbündnisse einzugehen, die es selbst auswählt."


Dass Russland strikt gegen eine weitere Ost-Erweiterung des Militärbündnisses ist, gehört zu den Gründen der seit Wochen anhaltenden Spannungen.


„Russland hat die Wahl“, so Stoltenberg. „Es kann sich für eine diplomatische Lösung entscheiden, und wir sind bereit, uns zusammenzusetzen. Aber wenn es sich für die Auseinandersetzung entscheidet, wird es einen hohen Preis bezahlen. Es wird Wirtschaftssanktionen geben. Es wird eine verstärkte NATO-Militärpräsenz im Osten geben. Und natürlich sind die ukrainischen Verteidigungskräfte jetzt viel stärker als 2014“, meint der NATO-Generalsekretär.


Lawrow: „Das kann ich nicht als Diplomatie bezeichnen"

Solche Sätze hört man im Kreml gar nicht gern. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte: „Ansätze, die auf Ideologien aufbauen, das Setzen von Fristen und Drohungen sind der Weg ins Nichts. Leider lassen sich viele im Westen zu dieser Form des öffentlichen Handelns hinreißen. Das kann ich nicht als Diplomatie bezeichnen."


Russland führt zwar auch nahe der Grenze zur Ukraine Militärmanöver durch und hat laut NATO eine Truppenstärke von mehr als 100 000 zusammengezogen, bestreitet aber die im Westen oft geäußerte Befürchtung, in die Ukraine einmarschieren zu wollen.



Info: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/nato-generalsekretär-stoltenberg-stellt-russland-vor-die-wahl-entweder-oder/ar-AATHwPd?ocid=msedgdhp&pc=U531



Weiteres:


Russland nähert sich der Ukraine

The New York Times, 11. Februaer 2022,   von Natasha Frost

Der Kreml verschärft seinen militärischen Schraubstock gegen die Ukraine, da Tausende russischer Soldaten gestern mit 10-tägigen Übungen in Belarus begonnen haben. Die Ukraine warnte auch vor bevorstehenden russischen Marineübungen, die so umfangreich sind, dass sie die Schifffahrtswege blockieren würden. Neben Weißrussland zeigten Satellitenbilder den Einsatz russischer Militärausrüstung und Truppen auf der Krim und in Westrussland.

In Moskau tat der russische Außenminister Sergej Lawrow seine Gespräche mit seinem britischen Amtskollegen als Gespräch einer "stummen Person mit einer gehörlosen Person" ab und behauptete erneut, dass der Westen die dringendsten Sorgen Russlands nicht ernsthaft anspreche. Wladimir Putin, der russische Präsident, sagte, die Verhandlungen würden fortgesetzt, und fügte hinzu, dass er plane, in den kommenden Tagen mit Emmanuel Macron, dem französischen Präsidenten, zu telefonieren.

Präsident Biden hat die Amerikaner in der Ukraine gewarnt, das Land zu verlassen. Er würde keine Truppen schicken, um die verbleibenden US-Bürger im Falle einer Invasion zu retten und einen direkten Konflikt mit den russischen Streitkräften zu riskieren. "Das ist ein Weltkrieg, in dem Amerikaner und Russland anfangen, aufeinander zu schießen", sagte er.

Verwandt: Kiew fördert die Bewaffnung nationalistischer paramilitärischer Gruppen, um eine russische Invasion zu vereiteln. Aber sie könnten auch die Regierung destabilisieren, wenn sie einem Friedensabkommen zustimmt, das sie ablehnen.


Info:
https://messaging-custom-newsletters.nytimes.com/template/oakv2?campaign_id=51&emc=edit_mbe_20220211&instance_id=52818&nl=morning-briefing%3A-europe-edition&productCode=MBE&regi_id=179513371&segment_id=82346&te=1&uri=nyt%3A%2F%2Fnewsletter%2Fcb1d8330-c0b4-5535-a5b4-9d9e69d5fcb8&user_id=f32ef16f74a315d2f30cf28f5b3b49a1

11.02.2022

Eine Woche ist vergangen – und immer noch kein einziges Wort in den "NYTimes" über den bahnbrechenden Bericht von Amnesty International, in dem festgestellt wurde, dass Israel "Apartheid" praktiziert.

mondoweiss.net, FEBRUAR 8, 2022 , ON   

Das Versäumnis der New York Times, über den Bericht von Amnesty International zu berichten, in dem Israel der Apartheid beschuldigt wird, ist kein Versehen - es ist ein bewusster Versuch, die Nachrichten zu unterdrücken.


Zitat: Lassen Sie mich diese Anklage gegen die Berichterstattung der New York Times über Israel/Palästina mit einer persönlichen Note beginnen. Ich verfolge die US-Mainstream-Medien seit mehr als einem Jahrzehnt für Mondoweiss, mit besonderem Fokus auf die Times. Im Jahr 2019 sprach ich auf der Jahreskonferenz des ausgezeichneten Washington Report on Middle East Affairs, und mein Thema war "Wie die New York Times Nachrichten über Israel Palästina manipuliert". (Mein Vortrag, der auf YouTube verfügbar ist, hat fast 27.000 Zugriffe erhalten, was darauf hindeutet, dass Interesse an dem Thema besteht).


Wenn es also um die Voreingenommenheit der New York Times geht, bin ich nicht naiv. Aber ich gebe zu, dass ich erstaunt und fast sprachlos über die Tatsache bin, dass mehr als eine Woche vergangen ist, seit Amnesty International seinen bahnbrechenden Bericht veröffentlicht hat, in dem behauptet wird, dass Israel von "Apartheid" geprägt sei – und dass Amerikas Zeitung bisher kein einziges Wort gedruckt hat. Die Auslassung ist besonders erstaunlich, weil Times-Journalisten oft Amnesty-Berichte über Menschenrechtsverletzungen in anderen Teilen der Welt zitieren. Erst letzten Monat erwähnte die Zeitung zum Beispiel Amnesty in 7 verschiedenen Artikeln.


Dass die Times die Amnesty-Nachrichten weiterhin ignoriert, ist auch deshalb erstaunlich, weil es viele öffentliche Debatten darüber gegeben hat. Die Pro-Israel-Lobby "dreht durch" über die Ergebnisse von Amnesty. AIPAC, das alte Schlachtross der Lobby, nannte es erwartungsgemäß eine "empörende Verleumdung" und unterstützte implizit die Anschuldigungen, dass es "antisemitisch" sei. Der liberalere zionistische Flügel der Lobby, Organisationen wie Partners for Progressive Israel, reagierte ausgewogener:

Während wir daher davon absehen, das Wort "Apartheid" zu verwenden, schätzen wir die Arbeit von Amnesty International insofern, als sie die amerikanische und internationale Aufmerksamkeit auf die Realität der anhaltenden Ungerechtigkeit lenkt.

US-Politiker haben sich ebenfalls eingeschaltet, vor allem, um Amnesty anzugreifen. Das Außenministerium tat alles, um "das Etikett" für "den einzigen jüdischen Staat der Welt" abzulehnen. Und Haaretz, die führende Zeitung in Israel, hat sich bisher nicht gescheut, mindestens 5 Artikel über den Amnesty-Bericht zu veröffentlichen. Das Versäumnis der Times, irgendetwas davon zu berichten, ist also kein Versehen, sondern ein bewusster Versuch, die Nachrichten zu unterdrücken.


Was ist passiert? Als Human Rights Watch im vergangenen April einen ähnlichen Bericht veröffentlichte, in dem es hieß, israelische Praktiken der "Apartheid", veröffentlichte der Jerusalemer Büroleiter der Zeitung, Patrick Kingsley, einen Artikel – obwohl er den Bericht angriff, bevor er ihn überhaupt vollständig zusammenfasste. Eine Quelle in der israelisch-palästinensischen Journalismuswelt ist sich fast sicher, dass Kingsley dieses Mal einen Artikel gepitcht hat, aber dass die Redakteure der Times ihn bisher blockiert haben.


Wie lange kann der Nachrichten-Blackout der Times noch andauern? Ist es möglich, dass die höheren Ränge der Zeitung erkennen, dass sie irgendwann etwas veröffentlichen müssen, aber wenn sie dazu kommen, werden die Nachrichten so weit heruntergesunken sein, dass sie mit weniger Vorankündigung verabschiedet werden? Und werden Times-Meinungsschreiber wie Thomas Friedman und Bret Stephens jemals etwas sagen? Wenn ja, wie kann die Zeitung guten Gewissens redaktionelle Beiträge über Ereignisse veröffentlichen, die nie auf ihren Nachrichtenseiten erschienen sind?


In der Zwischenzeit hatten mutige Organisationen wie Jewish Voice for Peace keine Angst, sich zu äußern und gezählt zu werden. Der Rabbinerrat der JVP zögerte nicht, eine inspirierende Erklärung als Reaktion auf die Ergebnisse von Amnesty international zu veröffentlichen. Hier ist ein Teil davon:

Wir, der Rabbinische Rat der Jewish Voice for Peace, stehen zu den jüngsten Berichten, die den Begriff "Apartheid" verwenden, um die israelische Herrschaft über die Palästinenser zu beschreiben. Die Berichte von B'tselem, Human Rights Watch und jetzt Amnesty International aus dem vergangenen Jahr enthalten gut dokumentierte Beweise, die beschreiben, wie der Staat Israel ein System der identitätsbasierten Herrschaft über die Palästinenser aufrechterhält. Diese detaillierten Beweise zeigen die systematischen und schockierenden Menschenrechtsverletzungen und extreme Gewalt und Grausamkeit, die auf Palästinenser losgelassen werden, die sowohl unter israelischer Militär- als auch unter Zivilgerichtsbarkeit leben.

Info: https://mondoweiss.net/2022/02/a-week-has-passed-and-still-not-a-single-word-in-the-nytimes-about-amnesty-internationals-landmark-report-that-found-israel-practices-apartheid

11.02.2022

Klimawende und Menschenrechte    Außenministerin Baerbock reist zum Ausbau der Kooperation nach Ägypten. Das Land soll Deutschland „grünen“ Wasserstoff liefern. Menschenrechtler schlagen Alarm.

german-foreign-policy.com, 11. Februar 2022

BERLIN/KAIRO (Eigener Bericht) – Ungeachtet schwerer Vorwürfe von Menschenrechtlern stellt Außenministerin Annalena Baerbock einen weiteren Ausbau der deutschen Kooperation mit der ägyptischen Militärregierung in Aussicht. Baerbock, die morgen in Kairo Gespräche führt, will dort nicht nur über regionale Themen wie etwa die Entwicklung in Libyen verhandeln, sondern auch eine intensivere Zusammenarbeit in der Klimapolitik anbahnen. Ägypten gilt mit seinem gewaltigen Potenzial an erneuerbaren Energien als aussichtsreicher Lieferant von „grünem“ Wasserstoff, den Deutschland für seine Energiewende braucht. Menschenrechtsorganisationen werfen den Repressionsbehörden des Landes seit je schwerste Menschenrechtsverletzungen vor; so wurde die Zahl der politischen Gefangen zuletzt auf 65.000 geschätzt – mehr als die Zahl inhaftierter Krimineller –, während mutmaßlich Tausende Regierungsgegner verschwunden sind und Folter an der Tagesordnung ist. Ägypten gehört seit dem Putsch in Kairo am 3. Juli 2013 zu den bedeutendsten Abnehmern deutscher Rüstungsexporte; Berlin sagte ihm allein 2021 Rüstungslieferungen im Wert von 4,34 Milliarden Euro zu.


Zitat: Gemeinsame Flüchtlingsabwehr

Die Bundesrepublik arbeitet seit je eng mit Ägypten zusammen. Ursache ist zum einen, dass dem Land eine Schlüsselrolle im Nahen Osten zugeschrieben wird. Hinzu kommt, dass es mit dem Suezkanal einen der wichtigsten Seewege der Welt kontrolliert, dessen Bedeutung mit dem rasanten Wachstum des deutschen Asienhandels weiter zugenommen hat. Kairo arbeitet darüber hinaus seit Jahren mit Berlin und der EU eng in der Flüchtlingsabwehr zusammen – insbesondere, seit 2016 die Zahl der Flüchtlinge, denen es gelang, mit Booten aus Ägypten nach Europa einzureisen, deutlich stieg. Die in Kairo herrschenden Militärs haben das seither unterbunden, erwarten aber im Gegenzug Kooperation.[1] Die Zusammenarbeit bei der Flüchtlingsabwehr kann auf deutscher Seite auch daran anknüpfen, dass die Beziehungen, die die deutschen Repressions- und Geheimdienstbehörden zu ägyptischen Partnerorganisationen unterhalten, als eng gelten.[2] Nicht zuletzt ist Ägypten ein wichtiger Absatzmarkt für die deutsche Exportindustrie – der zweitgrößte auf dem afrikanischen Kontinent nach Südafrika. Auch als Investitionsstandort der deutschen Wirtschaft in Afrika liegt Ägypten, gemeinsam mit Marokko, nach Südafrika auf Rang zwei.


Top-Rüstungskunde

Zusätzlich zur allgemeinen Kooperation verkauft die Bundesrepublik Ägypten Kriegsgerät – besonders seit dem dortigen Putsch am 3. Juli 2013. Der Wert der Genehmigungen für Rüstungslieferungen, die die Bundesregierung erteilte, schnellte im Jahr 2016 auf knapp 400 Millionen Euro in die Höhe, erreichte 2017 mehr als 700 Millionen Euro, um nach einer kurzen Unterbrechung im Jahr 2018 auf über 800 Millionen Euro 2019 zu steigen. Ging der Wert im Jahr 2020 leicht auf 760 Millionen Euro zurück, so erreichte er im vergangenen Jahr den bemerkenswerten Rekordwert von 4,34 Milliarden Euro. Die hohen Werte resultierten vor allem aus der Belieferung der ägyptischen Marine, die Kaufverträge unter anderem für vier U-Boote, vier Fregatten und neun Patrouillenboote abschließen konnte.[3] Darüber hinaus segnete die Bundesregierung beispielsweise die Ausfuhr von Torpedos und anderen Waffen für die ägyptische Marine sowie von Hunderten Luft-Luft-Lenkraketen für Ägyptens Luftstreitkräfte ab, hergestellt von Diehl Defence (Überlingen). Die Genehmigungen für die Rüstungslieferungen wurden erteilt, obwohl Ägypten nicht nur mitten in einem Krisengebiet liegt, sondern sich aktiv am Krieg im Jemen beteiligte.[4]


Mehr politische Gefangene als inhaftierte Kriminelle

Die ägyptische Militärregierung ist seit je wegen ihrer brutalen Repression berüchtigt. Schon bei der Niederschlagung von Protesten gegen den Putsch kamen im Sommer 2013 vermutlich über 3.000 Menschen zu Tode. Besonders betroffen ist bis heute die Muslimbruderschaft, gegen deren Mitglieder hunderte Todesurteile verhängt wurden; die genaue Zahl ist unbekannt.[5] Zu Tausenden inhaftiert wurden in der Vergangenheit Ägypter, die lediglich gegen Korruption demonstrierten; es genügt laut Angaben von Amnesty International unter Umständen bereits, sein Streikrecht wahrzunehmen, um festgenommen und ins Gefängnis geworfen zu werden.[6] Entsprechend hoch ist die Zahl der politischen Gefangenen. Das Arabic Network for Human Rights Information (ANHRI) bezifferte sie auf der Grundlage detaillierter Recherchen vor rund einem Jahr auf etwa 65.000; demnach sind in Ägypten mehr Personen wegen politischer Aktivitäten in Haft genommen worden als wegen gewöhnlicher Kriminalität (54.000). Um die immense Zahl der Gefangenen bewältigen zu können, sind laut Angaben des ANHRI im vergangenen Jahrzehnt zusätzlich zu den 43 bereits bestehenden großen Gefängnissen in Ägypten 35 weitere neu errichtet worden.[7]


„Stabilität“ in Gefahr

Dennoch sind in den ägyptischen Haftanstalten Zellen oft überbelegt; die Haftbedingungen sind katastrophal. Regelmäßig wird von mangelhafter Hygiene und mangelndem Zugang zu sanitären Einrichtungen berichtet, zudem von unzureichender Versorgung mit Wasser und Nahrung. Folter ist verbreitet, nicht zuletzt auch in Einrichtungen, in denen Personen informell festgehalten werden.[8] Amnesty International zufolge verstarben mindestens 35 Menschen in Haft oder unmittelbar nach ihrer Entlassung aufgrund der Haftbedingungen. In vielen Fällen lassen die Behörden Regierungsgegner „verschwinden“; allein für die Zeit von 2015 bis September 2020 konnte die Egyptian Commission for Rights and Freedoms (ECRF) 2.723 Fälle dokumentieren.[9] Die Repression nimmt ein solches Ausmaß an, dass die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) im August vergangenen Jahres warnte, die „Sicherheitslage und Stabilität des Landes“ gerieten ernsthaft in Gefahr. Gefangene müssten sich ihre Zellen nicht selten mit IS-Anhängern teilen, die „leichtes Spiel“ hätten, „für ihre radikale Ideologie zu werben“.[10] „Außerhalb der Haftanstalten“ trügen „Wut und Verzweiflung im sozialen Umfeld der Gefangenen wenn nicht zur Radikalisierung, dann zumindest zur Ablehnung staatlicher und politischer Institutionen“ bei. Insbesondere „junge, gut ausgebildete Ägypterinnen und Ägypter, die sich sozial engagieren“, müssten „staatliche Repression auch in Form von Haftstrafen fürchten“ und verließen daher oft das Land.


„Grüner“ Wasserstoff

Außenministerin Annalena Baerbock, die am morgigen Samstag in Kairo Gespräche führen will, hat vorab darauf hingewiesen, Ägypten sei „nicht nur für den Nahostkonflikt“, sondern „auch für etliche regionale Herausforderungen ... ein wichtiger Ansprechpartner“, zum Beispiel für „den Konflikt in Libyen“.[11] Es gebe „ein enormes Interesse der Ägypterinnen und Ägypter an der deutschen Sprache und Kultur“: „Darauf möchte ich für die Zukunft aufbauen“. Während die Bundesregierung politische Attacken auf rivalisierende und gegnerische Staaten regelmäßig mit empört vorgetragenen Vorwürfen in puncto Menschenrechte legitimiert, ist davon vor Baerbocks Reise nach Kairo nichts zu hören; mit Ägypten sucht Berlin schließlich eine enge Kooperation. Diese soll ausgeweitet werden: Die Bundesregierung hat das Land als Lieferanten von „grünem“ Wasserstoff im Blick. Dortige Photovoltaikanlagen und Windparks sollen genutzt werden, um Wasserstoff zu produzieren, der dann unter anderem nach Deutschland geliefert werden soll, um der Bundesrepublik die Energiewende zu ermöglichen. Siemens hat bereits ein Pilotprojekt vereinbart.[12] Baerbock kündigt nun an, sie wolle gemeinsam mit ihrem ägyptischen Amtskollegen „den Vorsitz für den Petersberger Klimadialog“ übernehmen, der im Juli stattfinden soll.


[1] S. dazu Mubarak 2.0 (II).

[2] S. dazu Sisi in Berlin (III).

[3] bicc Länderinformation: Ägypten. Bonn, Dezember 2021.

[4] S. dazu Die Militarisierung des Mittelmeers.

[5] Jannis Hagmann: Abrechnung mit den Muslimbrüdern. de.qantara.de 05.08.2021.

[6] Egypt 2020. amnesty.org.

[7] Waiting for you; 78 prisons, including 35 built after the January Revolution. On the difficult conditions of prisoners and prisons in Egypt. anhri.info 11.04.2021.

[8] Egypt 2020. amnesty.org.

[9] Enforced disappearances persist in MENA amidst unaddressed impunity. ifex.org 30.08.2021.

[10] Patricia Jannack, Stephan Roll: Politische Gefangene in Sisis Ägypten. SWP-Aktuell 2021/A55. Berlin, 30.08.2021.

[11] Außenministerin Annalena Baerbock vor ihrer Abreise in den Nahen Osten. auswaertiges-amt.de 09.02.2022.

[12] Branchencheck Ägypten: Energiewirtschaft. gtai.de 06.01.2022.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8838

10.02.2022

SPD in der Ukraine-Krise: Kevin Kühnert und der aufrechte Gang

Kevin_K_hnert_10_2_2022

de.rt.com, 10 Feb. 2022 08:19 Uhr, von Dagmar Henn

Der Tagesspiegel bringt Kevin Kühnert dazu, sich von Gerhard Schröder zu distanzieren. Nicht wegen Hartz IV, sondern weil der Altkanzler zu russlandfreundlich sei. Dabei ist es gar nicht Schröder, der das Ansehen der SPD in diesem Punkt beschädigt, sondern Kühnert. Sofern da noch etwas beschädigt werden kann.


Zitat: Die Sozialdemokratie und die Springer-Presse, das war jahrzehntelang ein schwieriges Verhältnis. Unter anderem, weil in früherer Zeit im Umfeld der SPD auch Personen wie Günter Wallraff tätig waren, der in seinen Büchern über die BILD-Zeitung ("Der Mann, der bei BILD Hans Esser war") viele böse Dinge schrieb.


Aber diese ertragreicheren Zeiten des Blatts sind längst vorbei, und wenn Kevin Kühnert, der aktuelle SPD-Generalsekretär, mit Gerhard Schröder eines gemein hat, dann die Kniefälligkeit vor der Springer-Presse. Selbst wenn es gegen den einstigen Kanzler geht.


Wagenknecht: "Die Europäer sind so bescheuert, sich für US-Interessen ins eigene Knie zu schießen"


Wagenknecht: "Die Europäer sind so bescheuert, sich für US-Interessen ins eigene Knie zu schießen"






Nun hat Gerhard Schröder genug angerichtet, mit dem er sich die alte Bezeichnung Arbeiterverräter redlich verdient hat. Die Einführung von Hartz IV hat nicht nur Millionen verarmen lassen, sie hat das Land auch sozial verwildert und den Armen gegenüber eine Verachtung etabliert, die wuchert wie ein Krebsgeschwür. Er und seine Regierung tragen die Verantwortung dafür, dass nach wie vor Millionen Kinder mitten in diesem angeblich so reichen Land im Mangel leben. Es gäbe gute Gründe, Gerhard Schröder kritisch zu betrachten.


Kevin Kühnert allerdings, der mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht so viel zu tun hat wie eine Handytaschenlampe mit einer Flutlichtanlage, schafft es trotz der vielen Gründe, Gerhard Schröder nicht zu mögen, sich genau von den wenigen Punkten zu distanzieren, mit denen er einmal recht hatte.


Da sprach Schröder vom "Säbelrasseln in der Ukraine", und der Tagesspiegel rennt zu Kühnert, der das sogleich zur "abseitigen Position" erklärt und hinzufügt: "Der Vorwurf des Säbelrasselns an die Ukraine ist eine offenkundige Verdrehung der Tatsachen und, mit Verlaub, einfach Mumpitz."


Zugegeben, der Begriff "Säbelrasseln" ist etwas unscharf, weil er sich eigentlich auf die Androhung kriegerischer Handlungen bezieht, diese aber im Donbass zwar immer wieder nachgelassen, aber nie aufgehört haben. Und "Rasseln" ist auch kein ganz passender akustischer Vergleich; tatsächlich klingt es bereits wie Feuerwerk, mit tieferen Tönen für die großen Geschütze, sodass man in den Videos, etwa aus Gorlowka, hören kann, ob da ein kleiner tragbarer Mörser abgefeuert hat oder eine Haubitze. Aber in dieser umnachteten deutschen Medienlandschaft ist ja schon die Andeutung ein Verdienst, dass die Kiewer Truppen nicht tagein, tagaus Blümchen pflücken und Kränze winden.


Der Westen verliert





Meinung

Der Westen verliert







Bei Springer war absolute NATO-Treue immer schon Einstellungsvoraussetzung, der Tagesspiegel lieferte stets genau und ausschließlich das, was man von ihm erwartete. Aber die Eilfertigkeit, mit der Kevin Kühnert über die hingehaltenen Stöckchen springt, ist selbst für die anpassungsfreudige deutsche Sozialdemokratie ein neuer Tiefpunkt. Klar, mit den großen historischen Vorbildern wie der Zustimmung zu den Kriegskrediten 1914, die der Welt den Ersten Weltkrieg schenkte, kann das noch nicht mithalten, aber Kühnert gibt sich sichtlich Mühe. Es liegt schließlich nicht in seinen Händen, ob er 1914 ein- oder gar überholen kann.


Der Tagesspiegel jedenfalls macht einen Skandal daraus, dass sich am 5. Januar ein parlamentarischer Staatssekretär aus der SPD mit Schröder getroffen haben soll. Als würde das sofort und zwangsläufig eine Kurskorrektur der Bundesregierung hervorrufen; vermutlich übertragen durch Aerosole. Kühnert aber spielt mit: Schröder verwische "die Grenze zwischen seiner Geschäftstätigkeit und dem Gehör, das er als erfahrener Ex-Regierungschef findet. Das ist nicht nur nicht in Ordnung, das ist sogar traurig."


Selbst wenn sich Schröder mit Staatssekretär Saathoff als Rosneft-Lobbyist getroffen haben sollte – im Bundestag, um den Bundestag herum und in den Büros der Regierung sind so viele Lobbyisten unterwegs, dass selbst ein Gerhard Schröder nicht mehr weiter ins Gewicht fiele. Problematischer sind da Lobbyisten, die gleichzeitig Mitglieder der Bundesregierung sind, wie ein Karl Lauterbach. Aber da solche nichts Positives über Russland sagen, hat der Tagesspiegel mit ihnen kein Problem. Und Kühnert offenkundig auch nicht.


Die Kälte der Frau Hoffmann: Wie sich die Bundesregierung vom Frieden in der Ukraine abwendet




Meinung

Die Kälte der Frau Hoffmann: Wie sich die Bundesregierung vom Frieden in der Ukraine abwendet





Wäre es kein russischer Rohstoffkonzern, sondern ein Finanzmarktmonster wie Black Rock, wäre auch das nicht ehrenrührig, nicht wahr, Herr Merz? Einzig weil es sich um einen russischen Konzern handelt, kommt Kühnert zu dem Schluss, dass "Gerhard Schröder seinem Ansehen in der Öffentlichkeit enorm schadet". Man könnte als friedliebender Mensch auch sagen, dass er sich ein wenig von dem Ansehen zurückholt, das er durch die Agenda 2010 verloren hat; aber dazu müsste man erstens friedliebend sein, zweitens ein Minimum an politischer Bildung besitzen und drittens, weil gerade maximale Russophobie angesagt ist, zumindest ansatzweise Rückgrat besitzen.


Aber wir reden hier von der SPD und ihrem Nachwuchs, und zwar mehr als hundert Jahre nach Noske. Und dieser Nachwuchs ist der Ansicht: "Ich sehe nicht, dass er [Gerhard Schröder] seiner Partei, der SPD, damit ernsthaft schaden könnte. Sein Vorgehen findet in unseren Reihen auch keinerlei Widerhall."


Damit mag Kevin Kühnert sogar recht haben. 1914 war es zwar die Mehrheit der Reichstagsabgeordneten, aber nicht die Mehrheit der Partei, die den Kriegskrediten zustimmte. In der SPD des Jahres 2022 könnte es nun auch die Mehrheit der Partei sein. Unter dem Bundeskanzler Gerhard Schröder ist sie mit Hartz IV tief gefallen. Kevin Kühnert ringt darum, sie noch etwas tiefer zu legen.


Künftig sollte er aber einen Osteopathen konsultieren, ehe er der Springer-Presse Interviews gibt. Gebückte Haltung ist auf Dauer nicht gesund.


RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


Mehr zum Thema - Der isolierte Westen – Die Tagung des UN-Sicherheitsrats zur Ukraine


Info: https://de.rt.com/meinung/131300-kevin-und-aufrechte-gang




Weiteres:




Baerbock im deutsch-russischen Porzellanladen


de.rt.com, 10 Feb. 2022 12:58 Uhr, von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Im Streit um die Zulassung des deutschsprachigen Fernsehprogramms von RT hat Bundesaußenministerin Baerbock das von Russland angebotene Gespräch verweigert. Noch keine 100 Tage im Amt, und schon ist die Grünen-Kriegerin bereit, unser Land "einen sehr hohen Preis zahlen" zu lassen.


Zitat: Außenministerin Baerbock gibt den Maas 2.0: Voll dabei, die letzten Reste von Sachlichkeit und Zurückhaltung fallen zu lassen und sie mit NATO-typischer Aggressivität und Drohungen zu ersetzen. Den "deutsch-russischen Medienkrieg" – hier der Sender RT DE unter Verbot, dort die Moskauer Dependance der Deutschen Welle (DW) geschlossen – hat niemand anderes als das Berliner Außenministerium erklärt. Der deutsche Medien-Chor der Selbstgerechten versucht das zwar zu übertönen. Der Redaktion ARD-aktuell ist jedoch zu bescheinigen, was für viele Propagandisten unseres regierungshörigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks gilt:

"Wozu noch das journalistische Handwerk bemühen, wenn plumpe Hetze für die beste Sendezeit ausreicht?"

Danach fragt kaum einer mehr, wer wie und warum das Übel eigentlich angerichtet hat, obwohl das doch die Voraussetzung für eine rationale Konfliktlösung wäre.


Außenministerin Baerbock an der "Front": "Wir haben mitten in Europa nach wie vor Krieg"





Außenministerin Baerbock an der "Front": "Wir haben mitten in Europa nach wie vor Krieg"






Historische Parallelen werden erst recht nicht gezogen. Zapfenstreich-Deutschland hat reiche Erfahrung mit der Gleichschaltung der Presse und der Hetze gegen seine Nachbarn. Der Versuch, hierzulande kritische Gegenstimmen auszuschalten, dient ja obendrein dem Ausbau des repressiven Staates. Eine typische Entwicklung in Zeiten der provozierten Kriegsangst und Kassandra-Rufe.


Am 3. Februar reagierte die russische Regierung und schloss das Moskauer Büro der Deutschen Welle, verbot den Senderund entzog seinen 21 Mitarbeitern die Akkreditierung. Im Eifer des Nachrichten-Gefechts ließ die Tagesschau die Maske fallen: Mit dem Sendeverbot gegen die Deutsche Welle

"… reagiert Moskau offenkundig auf das Ausstrahlungsverbot des deutschsprachigen Ablegers seines Staatssenders RT. Zentraler Vorwurf der deutschen Behörden war, RT.DE verbreite im Auftrag Moskaus Verschwörungstheorien und Desinformationen."

Hoppla, soviel hemmungslose Offenheit über den tatsächlichen Verbotsgrund war dann aber wohl doch nicht im Sinne der Redaktionsleitung und ihrer Gönner in Berlin. Die wiederholte beweislose Bezichtigung, RT DE verbreite im Auftrag Moskaus Falschinformationen, wirkte außerdem gar zu fadenscheinig. Nur zwei Stunden später stülpte denn auch der Atlantik-Brücken-Moderator Zamperoni der verräterischen und dürftigen Begründung die Tarnkappe eines legalen Behördenbescheids über: Das Verbot sei unumgänglich gewesen, weil RT DE keine Sendelizenz habe.


Unterm Scheinheiligenschein

Auf dieser Argumentationsbasis ließ sich auch besser behaupten, die russische Retourkutsche gegen die Deutsche Welle sei rechtswidrig und unverhältnismäßig. Im Talar eines Hohepriesters der Rundfunkfreiheit versuchte Zamperoni daher, den Eindruck zu verwischen, dass es bei der Kampagne gegen RT DE um die Unterdrückung unerwünschter Meinungen und unangenehmer Informationen gegangen war.


Baden-Württembergs Bevollmächtigter beim Bund, der Staatssekretär für Medienpolitik Rudi Hoogvliet, goss in Amtsdeutsch, was die Bundesregierung uns weismachen will:  

"Die Landesmedienanstalten der Länder haben dem russischen Sender RT DE aus 'konkreten, objektiv nachvollziehbaren Gründen, nämlich aufgrund des Fehlens einer gültigen Sendelizenz', die Veranstaltung und Verbreitung in Deutschland untersagt.“   

Diese Behauptung wird nun gebetsmühlenartig wiederholt und über alle verfügbaren Rohre verbreitet, auch über die Tagesschau. Unsere Qualitätsjournalisten verhehlten in schöner Einigkeit mit ihren politischen Gönnern einfach, dass das von Moskau aus sendende RT DE zwar keine deutsche, wohl aber eine in Europa – und damit auch in Deutschland – gültige serbische Sendelizenz hat. Sie wurde, wie vielmals dargelegt, von der Regierung in Belgrad im Rahmen der europäischen "Übereinkommen für das grenzüberschreitende Fernsehen" erteilt.


Baerbock zur Ukraine-Krise: "Wir sind bereit, dafür einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen"





Baerbock zur Ukraine-Krise: "Wir sind bereit, dafür einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen"





Dass Serbien das Recht zur Lizenzvergabe hat, lässt sich nicht bestreiten. Deshalb griffen die Beamten der deutschen Landesmedienanstalten in die juristische Trickkiste, um dennoch gegen RT DE losschlagen zu können: Sie entschieden eigenmächtig, die medienrechtliche Verantwortung für die RT DE-Sendungen liege nicht beim Antragsteller RT in Moskau, sondern in Berlin-Adlershof. Absurder kann man kaum daherreden. Vergleichbar abwegig wäre die Behauptung, die redaktionelle Verantwortung für Beiträge des ARD-Studios in Moskau liege bei dessen Leiter in Russland und nicht beim Chefredakteur ARD-aktuell in Hamburg.


Die deutschen Medienbehörden biegen sich die Argumente zurecht, um den Russen eins auszuwischen. Dabei tun sie so, als sei ihr Schlag gegen RT DE ohne enge Abstimmung mit der Bundesregierung erfolgt, speziell ohne Beteiligung des Außenministeriums. Als seien Verbotsverfügungen gegen einen ausländischen Sender das tägliche Brot deutscher Amtsstubenbewohner. Das Außenministerium gibt sich gleich vollends als unzuständiger Unbeteiligter: 

"Für RT DE gelten dieselben Regeln wie für alle anderen Sender – auch was den Aspekt der Staatsferne angeht. Die Bundesregierung kann und darf auf das Verfahren keinen Einfluss nehmen."

Was für ein Schmierentheater! 

Unter Außenpolitik ist die Gesamtheit der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Maßnahmen gegenüber anderen Staaten und internationalen Organisationen zu verstehen, der Umgang mit ausländischen Rundfunksendern inklusive. Für Außenpolitik ist allein die Bundesregierung zuständig. Die Behauptung, Beamte kleiner Landesmedienanstalten hätten die Kompetenz zu weitreichenden außenpolitischen Entscheidungen, bestätigt das Niveau der im unaufrichtigen und ahnungslosen Daherreden sehr geübten Grünen Baerbock. Tagesschau-Redakteure mögen ihr das vielleicht abkaufen. Der Bürger mit intaktem Politikverständnis sicher nicht.


… dass sich die Balken biegen

Seit Adenauers Zeiten wissen wir, dass es die Wahrheit gibt, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Analog dazu gibt es die Lüge, die blanke Lüge und die nur noch saudumme Lüge. Mit einer solchen haben wir es hier zu tun. Schließlich ist weitgehend bekannt (und nie dementiert worden), dass die Bundesregierung (und das Bundesamt für Verfassungsschutz) die Finger drin hatten, als Luxemburg den ersten RT DE-Lizenzantrag für Europa abwies.


Russisches Außenministerium: Baerbock verweigerte Gespräche über Ausweg aus RT DE-Krise





Russisches Außenministerium: Baerbock verweigerte Gespräche über Ausweg aus RT DE-Krise





Logisch, dass die federführende Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) jetzt nicht einräumt, auf Weisung aus dem Baerbock-Ministerium gehandelt zu haben. Dessen Herrschaften wollten unbedingt einen auf unbeteiligt machen. Der Schein (landes-)medienrechtlicher Legalität sollte gewahrt werden. Die Begründung, weshalb sich die MABB jedoch weigert, Akteneinsicht zu gewähren, lässt das genaue Gegenteil erkennen:

"… das Bekanntwerden des Inhalts der Verfahrensakte würde dem Wohle des Bundes schwerwiegende Nachteile bereiten. Es ist wahrscheinlich, dass eine Veröffentlichung des Inhalts der Verfahrensakte zu gewichtigen diplomatischen Spannungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Russland führen würde."

Die Nachteile waren da bereits eingehandelt (Schließung des Moskauer Büros des Staatssenders DW) und die diplomatischen Spannungen längst (von Berlin) verstärkt worden. Wäre das Verbotsverfahren der MABB rechtlich einwandfrei begründet und methodisch sauber ausgeführt, dann könnte die Behörde ihre Akten selbstverständlich einsehen lassen. Stattdessen wird weiter gehetzt, was das Zeug hält:

"Die Propagandastationen wirken auf die Meinungsbildung in den Ländern des Westens ein, in der EU insbesondere. Sie verharmlosen Putins Kriegstreiberei, verbreiten seine Lügen, stellen die Legitimität demokratisch gewählter Regierungen infrage und hofieren extreme Gruppen wie die von rechts außen bis links außen reichende Corona-Leugner-Front."

Was Wahrheit ist, bestimmen wir. "Der Russe" lügt nur. Und wie!

"Darüber hinaus stellten russische Akteure – wie in den vergangenen Jahren – die NATO und die USA als Bedrohung für Russland und den Weltfrieden dar. … Ziele aller russischen Bemühungen sind die Diskreditierung der Bundesregierung, die polarisierende Zuspitzung des politischen Diskurses und das Untergraben des Vertrauens in staatliche Stellen."

Das geht gar nicht. Die NATO ist doch bloß für Folklore zuständig und die USA sind sogar friedlicher als der Windsbacher Knabenchor.


Wehrhafte Werte-Demokraten

Damit das alles so bleiben kann, muss ein in Deutschland tätiger russischer Sender auch vom Verfassungsschutz überwacht und stigmatisiert werden. Unbedingt. Der Verfassungsschutz ist nur eine amtliche Erscheinungsform unserer wehrhaften Demokratie. Die kommt leider ohne Geheime Gesinnungspolizei nicht aus. Die kostbarsten Güter unserer "Wertegemeinschaft", nämlich "Freiheit" und vor allem "Toleranz", müssen schließlich geschützt werden (während man sie immer weniger werden lässt).


Dafür, dass das demokratische Mäntelchen der staatlich geschützten Meinungsmacher nicht bekleckert wird, sorgt unser ebenso aufgeblähtes wie ineffektives Parlament. Dessen Abgeordnete lassen sich bei Kleinen Anfragen von der Bundesregierung schon mal mit Antworten abspeisen, die nach Propaganda statt nach Fakten schmecken: Bei RT DE handle es sich um

"einen der maßgeblichen Akteure eines komplexen Netzwerkes, das im Auftrag staatlicher russischer Stellen deren Narrative" verbreite, um den "politischen Willensprozess in Deutschland zu beeinflussen."

Böse Netzwerker sind demnach die anderen, speziell die Russen. Die Bundesregierung ist hingegen Mitglied im Kaffeekränzchen EU EAST STRATCOM, und falls wirklich jemand behauptet, dass das ein Netzwerk sei, dann ist es immerhin ein gutes, das unsere Demokratie verteidigt und dem Ausland sogar was von unseren freiheitlichen Informationen abgibt. Es wurde deshalb schon vor sieben Jahren gegründet, gleich nach dem aus Washington gesteuerten und finanzierten Staatsstreich in der Ukraine und dem Ausbruch der Maidan-Freiheit. Aufgabe: Es soll als Gegengewicht zu offiziellen russischen Mitteilungen fungieren.


Berlin oder Moskau: Von wo sendet RT auf Deutsch?





Meinung

Berlin oder Moskau: Von wo sendet RT auf Deutsch?






Die EU EAST STRATCOM TASK FORCE, so der vollständige Name dieser Einsatzgruppe, soll nach eigener Definition "kreative Informationen" im Gebiet der EU-geführten Östlichen Partnerschaft verbreiten und dafür "neue Strategien und Methoden" entwickeln. Die TASK FORCE ist demnach für die anti-russische AgitProp der EU bei den Anrainerstaaten Russlands zuständig.


Wer meint, die EU sei die Koppel von Unschuldslämmern, irrt gewaltig. Die Bürger und Bürgerinnen unserer westlichen Fassadendemokratien sind trotz vermeintlicher Pressefreiheit nicht einmal vor der Propaganda und Desinformation seitens der eigenen Vorleute geschützt. Einflussnahme und Meinungsmache erfolgen hier allenfalls etwas subtiler. In Berlin ist dafür das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung zuständig. Es beschäftigt jede Menge professionelle Rosstäuscher.

Fiese Meinungsmache

Auch in der EU EAST STRATCOM TASK FORCE sind Giftköche am Werk. Sie schaffen es sogar, die simpelsten, vielmals bestätigten Tatsachen zu leugnen, zum Beispiel diese:

"Die NATO und der Westen sind schuld an der aktuellen Krise. Hätten sie sich an ihre Versprechen gehalten, die Allianz nicht zu erweitern, würde Russland sich nicht bedroht fühlen."

Das Versprechen des vormaligen US-Außenministers James Baker ist nicht nur von ihm selbst und vom sowjetischen Staatspräsidenten Gorbatschow bezeugt, sondern von mehreren Teilnehmern an den 2+4-Verhandlungen zur Herstellung der deutschen Einheit. Erst kürzlich hat der Hamburger Rechtswissenschaftler Norman Paech die Gegebenheiten wieder ausführlich dargelegt.


Wer selber Propagandakompanien wie die EU EAST STRATCOM TASK FORCE finanziell unterstützt, kann keine Glaubwürdigkeit beanspruchen, wenn er russische Medien wie RT DE der Propagandamache bezichtigt. Die Bundesregierung ist kein Gralshüter der Wahrheit. Annalenchen Baerbock schon gar nicht, wie wir seit dem jüngsten Wahlkampf wissen.


Ihre ideologischen Unterstützer geben sich aber größte Mühe. Ein Vertreter des CIA-gesponserten Clubs Reporter ohne Grenzen behauptete sogar, die Deutschen Welle habe

"einen Beitrag zur unabhängigen Information in einem autoritären Umfeld geleistet."

Das wird allerdings auch nicht dadurch wahr, dass er es in einer Tagesthemen-Sendung vorbringen durfte.


Die Deutsche Welle ist exakt das, was man gemeinhin unter Staatsfunk versteht: Der weitaus überwiegende Anteil ihres Haushaltes von 400 Millionen Euro wird vom Bundesfinanzminister aus Steuermitteln bereitgestellt und der DW von Kulturstaatsministerin Roth angewiesen. Der Sender ist zwar formal eine öffentlich-rechtliche Anstalt, wird aber faktisch vom Staat kontrolliert, trotz aller Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts, die das verbieten. Nach dessen Urteil dürfen den Aufsichtsgremien der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zwar noch einige staatliche oder staatsnahe Vertretern angehören, allerdings liegt deren Quorum bei höchstens einem Drittel.


Deutsche Welle: "Ausgewogener Journalismus" oder doch Propaganda?





Meinung

Deutsche Welle: "Ausgewogener Journalismus" oder doch Propaganda?





Bei der Deutschen Welle sitzen im siebenköpfigen Verwaltungsrat drei Staatsrepräsentanten (jeweils ein Vertreter des Bundestages, des Bundesrates und der Bundesregierung). Im DW-Rundfunkrat geht die Regelüberschreitung sogar noch weiter: Sieben der 17 Mitglieder werden von Bundestag (2), Bundesregierung (3) und Bundesrat (2) benannt. Nur von fünf Mitgliedern lässt sich zweifelsfrei sagen, dass sie zumindest formal nichts mit dem Staat oder mit seinen Kirchen zu schaffen haben. Die DW ist de facto ein Staatssender.  

Des ungeachtet behauptet die Grüne Claudia Roth:

"Die DW ist zudem staatsfern organisiert. Das heißt, anders als bei RT DE nimmt der deutsche Staat keinen Einfluss auf die Programmgestaltung."

Die Frau kann nichts dafür. Contradictio in adiecto: Sie ist Kulturstaatsministerin. Das würzt die absolut lächerlichste Bundesregierung, die wir je hatten.


Intendant in Springer-Stiefeln

Dass Russland mit dem Verbot der Deutschen Welle unverhältnismäßig reagiert habe, ist ein weiterer Irreführungsversuch, dem auch die Tagesschau Vorschub leistet. Wieder wird der böse Russe abgemalt:


„Unabhängiger Journalismus wird in Russland immer weiter zurückgedrängt“, 

behauptet Demian van Osten, ein in Moskau aktiver ARD-Korrespondent. Es gehört schon eine Menge Dreistigkeit dazu, das russische Programm der Deutschen Welle als Ausdruck von Unabhängigkeit auszugeben. Intendant Peter Limbourg, vormals NATO-Korrespondent und erfahrener russophober Feindbildpfleger, hatte bereits anno 2014, als er vom Springer-Konzern kommend gerade sein Amt als DW-Intendant angetreten hatte, unter dem Beifall von CDU-Abgeordneten geprahlt, er werde die Deutsche Welle zum "Anti-Putin-Sender" ausrichten.


Wahl-Boykott, Aktivismus, Nazivergleiche – Die Deutsche Welle und ihre "Werte" im Praxistest





Meinung

Wahl-Boykott, Aktivismus, Nazivergleiche – Die Deutsche Welle und ihre "Werte" im Praxistest





Es liegt ganz auf der transatlantischen AgitProp-Linie, RT DE als "Putins Propagandasender" verächtlich zu machen, obwohl er zwar (wie die Deutsche Welle) aus Steuermitteln finanziert wird, aber als Privatkonzern organisiert ist. Es ist bezeichnend unredlich, ihm Desinformation und Falschnachrichten ("fäjk njuhs") vorzuwerfen, ohne dafür handfeste Nachweise zu führen. Oder Verfassungsschutz-Spitzel auf ihn anzusetzen und damit zu unterstreichen, welch geringen Wert unsere Regierung dem Recht auf abweichende Meinung und den Anspruch auf Zugang zu umfassender Information beimisst.


Dass umgekehrt die Deutsche Welle keinen professionellen Journalismus pflegt, sondern sich ähnlich wie das ARD-aktuell-Studio in Moskau auf Missionsreise im Auftrag des verkommenen "Wertewestens" befindet, machen nicht nur Limbourgs Kraftsprüche deutlich. Es ist für die kritische deutsche Öffentlichkeit längst kein Geheimnis mehr. Auch nicht in der anglophonen Welt.

In Russland kam ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zu dem Ergebnis, dass die Deutsche Welle im Sommer 2019 ihr Publikum zur Teilnahme an nicht genehmigten Protesten und illegalen Aktionen zur Störung der Wahlen aufgerufen habe. Schon damals war im Gespräch, die DW wegen ihrer Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands rauszuwerfen. Wider Erwarten wahrte die Regierung ihre erstaunliche Langmut.


Zweifellos gilt: Wer ausländische Sender abschalten will, setzt sich meistens selbst ins Unrecht. Es ist allerdings ganz und gar nicht egal, wer aus welchen Gründen in einem bilateralen Konfliktfall damit angefangen hat. Das waren diesmal unsere böswilligen Berliner Politdarsteller. Ihr ebenso widerrechtliches wie wirkungsloses und deshalb stupides Verbot des Senders RT DE zeigt, dass mindestens zwei ihrer drei Fraktionen an der deutschen Krankheit leiden, lustvoll-heldisch auf die Schnauze zu fliegen.


Mehr zum Thema - Britische Presse feiert ukrainische Kriegsverbrecherin – DW ehrte sie fast mit einem Preis

 

Das Autoren-Team: 

Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 bis 2008 Mitarbeiter des NDR, zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.

Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Redakteur. 1975 bis 1996 Mitarbeiter des NDR, zunächst in der Tagesschau, von 1992 an in der Kulturredaktion für N3. Danach Lehrauftrag an der Fu-Jen-Universität in Taipeh.

 

Anmerkung der Autoren:

Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die "mediale Massenverblödung" (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein "Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V." dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog


RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


Info: https://de.rt.com/inland/131309-baerbock-im-deutsch-russischen-porzellanladen

10.02.2022

Ein Professor soll weg

multipolar-magazin.de, PAUL SCHREYER, 10. Februar 2022, PDF https://multipolar-magazin.de/media/pdf/ein-professor-soll-weg.pdf 6 Kommentare

Das Studentenmagazin der ZEIT veröffentlicht einen 8-seitigen Artikel über den Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen. Dieser soll „Verschwörungsmythen verbreiten“. Das Magazin fragt: „Warum darf er immer noch lehren?“ Der Text ist ein Rufmord mit Ansage – und eine Lektion in Konformismus.


Zitat: ZEIT CAMPUS ist nach eigener Aussage „das junge Magazin“ der ZEIT: „Es bietet Abiturientinnen und Abiturienten, Studierenden, Absolventinnen und Absolventen und Young Professionals Orientierung und Inspiration in gut recherchierten Geschichten aus ihrer unmittelbaren Lebenswelt.“ Mehr noch, das fünfmal im Jahr erscheinende Magazin mit einer verkauften Auflage von 90.000 Exemplaren „bereichert und empowert“ seine Leser auch und ist dabei „kritisch, reflektiert und exzellent gestaltet“ – so zumindest der Werbetext für Anzeigenkunden (eine Seite kostet laut Preisliste 20.000 Euro).


Geleitet wird das Blatt von Martina Kix, Jahrgang 1985, die zwischen Abi und Studium ein Jahr in New York verbrachte und ihre journalistische Karriere anschließend als „Aushilfe Ressort Nachrichten & Unterhaltung“ bei der Bild am Sonntag startete. Autor des Artikels (online hinter Bezahlschranke) ist Paul Hildebrandt, Jahrgang 1990, der laut eigenen Angaben nach seinem Studium der Politikwissenschaft Gelegenheit hatte, ein Jahr auf „Weltreisen“ zu gehen und dessen Arbeit seither durch zahlreiche Stipendien wohlhabender Verbände unterstützt wird.


Meyen – der auch für Multipolar schreibt – kommt aus einem anderen Milieu. Kein New York, keine Weltreisen und Stipendien, stattdessen geboren in der DDR (1967), wo auch seine Ausbildung zum Journalisten begann. Vor dem Hintergrund dieses Karrierestarts hat sein Sprung auf einen Lehrstuhl in einer westdeutschen Metropole (LMU München) bundesweiten Seltenheitswert. Meyen fällt auf und eckt an (hier eine Kritik des BR, hier Meyens Replik darauf). Er hält mit seinen politischen Ansichten und Analysen nicht hinter dem Berg, sondern publiziert sie und gibt dazu Interviews, auch und gerade dann, wenn sie regierungskritisch sind. Das irritiert nicht wenige.

„Ein Prof driftet ab“ lautet denn auch die Überschrift des am Dienstag dieser Woche veröffentlichten Artikels über Meyen. Untertitel: „Ein Münchner Medienwissenschaftler verbreitet Verschwörungsmythen. Warum darf er immer noch lehren?“ Sucht man im Text nach ebenjenen „Verschwörungsmythen“ wird man allerdings nicht fündig. Auf Twitter bewirbt das Magazin den Beitrag etwas anders:

„Ein Münchner Professor trat bei RT Deutsch auf und empfiehlt seinen Studierenden KenFM. Was hat ihn nur so radikalisiert?“

Mit dieser Einordnung kommt man dem Text schon näher. Denn tatsächlich geht es kaum um vermeintliche "Verschwörungsmythen", als vielmehr um abweichende Ansichten – sowie bestimmte Portale, auf denen Meyen aufgetreten ist: #allesaufdentisch, KenFM, RT Deutsch sowie sein im Verlag des Magazins Rubikon erschienenes Buch. Die konkreten Vorwürfe bleiben schwer greifbar. So heißt es im Artikel in Bezug auf Meyens Auftritt bei der Interview-Reihe #allesaufdentisch:

„Er behauptet, Faktenchecker seien zu einer 'internationalen Bewegung' geworden, die von Philanthropenstiftungen gekapert worden sei, und es ginge ihnen nicht um Objektivität und Transparenz.“

Ginge es journalistisch mit rechten Dingen zu, müsste diese Behauptung Meyens nun eigentlich vom Autor widerlegt oder zumindest mit fundierten Fakten in Zweifel gezogen werden. Warum genau also liegt Meyen hier falsch? Wo irrt er sich ganz konkret? Doch genau dieser Teil fehlt im Text. Unterstellt wird stattdessen, es sei Konsens und hinreichend bekannt, dass die Position Meyens unsinnig sei. Das aber ist mehr als problematisch, denn an dieser Stelle verabschiedet sich der Artikel vom Anspruch eines kritischen Journalismus und betritt stattdessen die heimelige Arena des Konformismus, einer Zone des Gleichklangs, wo alle Mitspieler immer schon vor jeder Diskussion wissen, was richtig ist und was falsch und man sich mühselige Erörterungen deshalb sparen kann. So mogelt sich der Autor um eine sachliche Auseinandersetzung herum und fährt fort:

„Über Meyens These in diesem Video berichten überregionale Zeitungen und Radiosender. Ein Autor des Bayerischen Rundfunks schreibt: 'Meyen ist ein gutes Beispiel dafür, wie Verschwörungsmythen funktionieren.'“

Die Argumentation, die Widerlegung, die Auseinandersetzung werden also ersetzt durch eine Anschuldigung, die eine höhere Autorität („Autor des Bayerischen Rundfunks“) geäußert hat. Eine Erklärung oder Erläuterung der Anschuldigung fehlt. Ein weiteres Beispiel aus dem Artikel unterstreicht dieses Vorgehen:

„Im April 2017 stellt Meyen ein neues Blog online: Medienrealität. Es soll eine Plattform für seine Mitarbeitenden sein: Medienkritik aus wissenschaftlicher Perspektive. Im Impressum: die offizielle Adresse der Universität, auf der Homepage des Instituts verlinkt er sein Blog. Doch Meyen tritt dort nicht nur als Wissenschaftler auf, immer öfter äußert er sich politisch. Beim Nachlesen kann man das Gefühl bekommen, dass seine Thesen mit jedem Eintrag steiler werden. Er mokiert sich über den ZDF-Journalisten Claus Kleber, vergleicht die Tagesschau mit russischem Staatsfernsehen, schreibt von 'Regierungs-PR'.“

Wiederum müsste nun eigentlich die sachliche Auseinandersetzung folgen. Warum ist es falsch, sich über Claus Kleber spöttisch zu äußern? Weshalb ist der Begriff „Regierungs-PR“ bei der Tagesschau objektiv unsinnig? Würde der Autor das näher ausführen, dann könnte der Leser die vorgebrachten Argumente mit denen von Meyen vergleichen (sofern er dessen Argumentation ebenfalls näher vorstellen würde, was im Text nicht geschieht). Der Autor vermeidet aber auch an dieser Stelle eine konkrete Auseinandersetzung mit den Thesen, die er ablehnt. Das ist vor allem deshalb journalistisch unhaltbar, da er mit dieser Ablehnung begründet, Meyen solle nicht mehr an der Universität lehren dürfen.


Deutlich wird: Paul Hildebrandt (und die Redaktionsleitung, die diesen Text des freien Autors ins Blatt genommen hat) haben eine Mission: Sie möchten Universitäten von Lehrkräften befreien, deren Ansichten sie nicht teilen, ja, für gefährlich halten (siehe auch dieser Angriff des Autors auf den kritischen Epidemiologen Prof. Kekulé). Sie berufen sich dabei auf einen Konsens, der bei näherer Betrachtung aber kein gesamtgesellschaftlicher ist, sondern bloß der einer bestimmten Gruppe. Diese Gruppe will nun allein – aber eben für die ganze Gesellschaft – entscheiden, wer etwas wo sagen darf und wer nicht. Der Artikel zitiert überraschenderweise sogar Meyen selbst mit einer ganz ähnlichen Einschätzung, geäußert vor einigen Jahren im Gespräch bei KenFM:

„'Diejenigen, die heute News machen können, die also heute bestimmen, was Realität ist, weil es in den News ist, bekämpfen die alternative Erzählung, die uns sagt, es gibt was anderes draußen, mit Labeln wie Fake-News und Hatespeech, um sie unterdrücken zu können.' Jebsen hakt nach: 'Die Vorform der klassischen …' Und Meyen ergänzt: 'Die Vorform der Zensur. Zunächst grenze ich aus, und dann verbiete ich.'“

Der Autor ordnet das von Meyen Gesagte nicht ein, sondern setzt seinen Text so fort:

„Nur wenige Tage später postet ein Journalist Auszüge aus dem Gespräch auf Twitter. Er schreibt: 'Wenn das den Stand der Medienforschung an der @LMU_Muenchen @ifkw_lmu repräsentiert, dann gute Nacht.' Erstmals beschweren sich auch Kolleg:innen bei der Institutsleitung: Meyen schade mit solchen Auftritten dem Ruf des Instituts. Leiter Carsten Reinemann erzählt am Telefon: Damals hätte er gemeinsam mit anderen Kolleg:innen versucht, das Thema im persönlichen Gespräch zu klären. Das sollte die Wogen glätten. Doch Teilnehmer:innen berichten, Meyen sei nicht auf Kritik eingegangen, stattdessen hätten beide Seiten aufgehört, miteinander zu sprechen.“

Wieder fehlt die sachliche Auseinandersetzung mit Meyens Aussagen. Sie wird ersetzt durch Berichte über Anschuldigungen Dritter. An anderer Stelle wertet der Autor dann aber auch persönlich. So heißt es etwa zu Meyens Buch „Die Propaganda-Matrix“:

„Das Buch ist eine Verschwörungserzählung, gespickt mit unseriösen Fußnoten. Es wird ein Spiegel-Bestseller, der erste in Meyens Karriere.“

Auch hier fehlt jede Begründung oder Erläuterung für diese Wertung. Was genau ist unseriös und warum? Deutlich wird das Unbehagen des Autors, das, so scheint es, vor allem auch ein Unbehagen an Meyens Abweichen von der herrschenden Meinung ist. Dieses Abweichen wird offenbar als so falsch und gefährlich angesehen, dass keine weitere Erörterung oder Begründung nötig erscheint. Kronzeugen dafür sind dann stets gesellschaftliche Autoritäten: der „Autor des Bayerischen Rundfunks“, die „Kolleg:innen bei der Institutsleitung“ und so weiter. Paul Hildebrandt, Anfang 30, gefördert durch Stipendien, anerkannt von Leitmedien, die seine Texte veröffentlichen, geht mit diesen Autoritäten konform.


Gegen Ende des Artikels heißt es: „Meyen selbst zeigt sich bis heute nicht einsichtig.“ Hier blitzt kurz das Rollenverständnis des Autors auf, der bei diesem Text offenbar nicht angetreten ist, sein Weltbild zu erweitern und neue Blickwinkel zu prüfen, sondern, viel einfacher, aber auch viel härter: zu richten. Dass hier Vorsatz im Spiel ist, belegt eine E-Mail, die Hildebrandt im Rahmen der Arbeit an dem Artikel im November letzten Jahres an Meyen sandte. Darin heißt es:

„Ich recherchiere momentan zum Konflikt um Ihre Person und würde mich dazu gerne mit Ihnen unterhalten. Mich interessiert sehr Ihre Position zu dieser Kontroverse. Was macht es mit Ihnen, dass sich Ihr Institut von Ihnen distanziert hat und Kolleg:innen Ihnen vorwerfen, nicht wissenschaftlich zu arbeiten? Wie gehen Sie damit um, dass sich Studierende über Sie beschweren? Wie reagieren Sie auf die Vorwürfe, Sie würden Ihre Position als Professor einer renommierten Universität für eine persönliche Kampagne missbrauchen? Können Sie die Kritik der Kolleg:innen eigentlich nachvollziehen? Und vor allem: Wie sind Sie eigentlich inmitten dieser Debatte gelandet – und wie kommen Sie da wieder raus?“

Meyen selbst erklärt auf Nachfrage, die Formulierung habe ihm „die Sprache verschlagen“. Tatsächlich handelt es sich um eine brandgefährliche Grenzüberschreitung, wenn Journalisten sich zu Richtern im Dienste des Konformismus aufspielen. Dass diese Grenzüberschreitung schon längst Alltag geworden ist – das ist das Problem.


Weitere Artikel zum Thema:



Diskussion

6 Kommentare


TILO GRÄSER, 10. Februar 2022, 10:20 UHR

Vielen Dank für den Beitrag. Das, was Michael Meyen da erlebt, kennt er genauso gut wie ich: aus der DDR. Es ist die gleiche Infamie, gegen kritische Stimmen mit Hilfe von Aussagen aus dem "Volk", hier Studenten, vorzugehen, mit absurden Vorwürfen. Bei diesen wird nicht mit Fakten und Daten argumentiert, sondern es werden Behauptungen in den Raum gestellt, deren Absurdität einem die Sprache verschlägt.

So wurde ich einst von den Knechten der Macht mit SED-Parteibuch zum "Parteifeind" erklärt, mit allen existenziellen Folgen. So erlebt es heute Michael Meyen erneut, nachdem er wie ich einst hoffte, mit dem Untergang der DDR sei so etwas nicht mehr möglich. Doch immer wenn es um Macht geht, ist so etwas möglich, egal unter welcher Fahne, egal unter welcher Ideologie. In seinem Buch über die "Propagandamatrix" beschreibt Meyen selbst das Prinzip:

„Mit dem Gewicht der Argumente sowie mit dem Ansehen und der Position der Überbringer stieg die Wahrscheinlichkeit von Attacken gegen die Person.“

Doch gegen das, was sich in dem Beitrag in "Zeit Campus" gegen den renommierten Kommunikationswissenschaftler zeigt und wie es sich zeigt, gegen diese Möchtegern-Journalisten und heutigen Propagandisten der Macht, wirken jene von der SED damals in der DDR beinahe wie die sprichwörtlichen Waisenknaben. Die Folgen sind für jene, die so ins Visier genommen werden, die gleichen. Es schaudert mich auch vor jenen, die solches tun. Und ich frage mich angesichts dessen, was aus meinem Berufsstand, dem Journalismus geworden ist. Um so mehr freue ich mich über Ausnahmen wie "Multipolar" und auch Menschen mit Mut wie Michael Meyen.


MARGIT KÜHNEN, 10. Februar 2022, 10:35 UHR

Das ist eine traurige Nachricht. Ich bedaure sehr, was Herr Meyen und andere kritische BeobachterInnen und MahnerInnen derzeit erfahren oder erdulden müssen. Es ist zum Fremdschämen!


Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Herr Meyen. Vor ein paar Wochen wurde ich irgendwie auf Ihren Artikel "Auf dem Weg zum Wahrheitsministerium" aufmerksam und diese Lektüre hat mich beeindruckt. Ich dachte und schrieb an ein paar Freunde/Bekannte: "Das hier ist ein Niveau, das ich sonst weitgehend vermisse" und schickte ihnen den Link zu Ihrem Artikel.

Seither bin ich eine große Freundin von Multipolar geworden und bin täglich dankbar für die Arbeit, die viele dort zu Wort Kommenden leisten zu unser aller Wohl und der Erhaltung unserer kritischen Denkfähigkeit. Erst gestern habe ich wieder eine Rundmail an Bekannte und Freunde geschickt und habe dringlich dazu aufgerufen, Multipolar zu lesen und sich mit den dortigen Ansichten und Beobachtungen auseinanderzusetzen.


Ich bin Ihnen dankbar, Herr Meyen! Ihre Artikel oder die Essays von Paul Kingsnorth oder auch andere Beiträge, die auf Multipolar veröffentlicht oder zusammengetragen werden/wurden, gehören zu den besten und wichtigsten Texten, die ich in den letzten 2 bis 3 Jahren lesen durfte!

Lassen Sie sich bitte nicht kleinkriegen. Ihre Arbeit ist wichtig und wertvoll! Mit herzlichstem Dank und solidarischen Grüßen an Herrn Meyen, an Multipolar und an alle, die diese Arbeit wertschätzen und solche Gedanken und Beobachtungen ernsthaft in Herz und Hirn bewegen und bei ihrer Meinungsbildung berücksichtigen! Vielen Dank und alles Gute Ihnen!


HELGE BUTTKEREIT, 10. Februar 2022, 14:05 UHR

Neben dem letztlich so inhaltslosen wie böswilligen Geraune in dem Text, der in der Tat einmal mehr die Abgründe zeigt, die Journalistenkollegen zu durchmessen versuchen, sollte man noch auf die Illustration hinweisen. Denn düstere Bilder begleiten den Text, beginnend mit dem "Auge der Vorsehung" ("allsehendes Auge"), was wohl auf eine vorgebliche Verbindung zu den Illuminaten und damit ganz allgemein auf "Verschwörungstheorien" hinweisen soll. Schließlich wird das Symbol auch von "rechten Verschwörungsideologen" genutzt, um eine angeblich geheime jüdische Macht zu symbolisieren, die die Menschen steuere.


Dazu dann noch die Aussage imn Text, Michael Meyen habe sich als Linker "gegeben", als er vor drei Jahren mit Kerem Schamberger das Buch "Die Kurden" veröffentlicht hat. Soll wohl sagen: In Wirklichkeit war das eine Camouflage, der Meyen ist ein Rechter. Zum Abschuss freigegeben. Mit Journalismus hat das wirklich nichts mehr zu tun. Da stimmt nur noch die Haltung – aus Sicht des Mainstreams. Das ist entscheidend. Dass "Journalisten" heute richten statt zu recherchieren ist in der Tat eine Grenzüberschreitung, die brandgefährlich ist. Danke für den Text!


BERNHARD MÜNSTERMANN, 10. Februar 2022, 15:30 UHR

Da es doch als Artikel des „renommierten“ Magazins ZEIT Campus erschien, kann die Diffamierung von Michael Meyen unter Verweis auf diese vermeintlich „reputierliche Quelle“ auch bald bei Wikipedia ihren Niederschlag finden. Die ZEIT als Sprachrohr von Volkes Stimme. Wem dieses erbärmliche Niveau von Rufmordkampagne nicht selbst auffällt, dessen Reife für das Verweilen auf dem „Campus“ einer Universität und Urteilsfähigkeit darf füglich in Zweifel gezogen werden.


Die Auflagenhöhe seines Buches „Die Propaganda Matrix“ unterstreicht die Relevanz seiner Beiträge und macht Herrn Meyen zur Zielscheibe solcher Verleumdungskampagnen. Dass er mit für den Mainstream Unberührbaren häufiger im Gespräch zu hören ist, kommt als seine Kontaktschuld hinzu. Walter van Rossum, Ken Jebsen, Matthias Burchardt , Paul Schreyer, Dirk Pohlmann, Corona Ausschuss …. der Herr sei bei uns.


Ich verweigere seit 2013 die uns auferlegten ÖRR Rundfunkbeiträge und bekomme vom WDR Beitragsservice deshalb regelmäßig Post: turnusmäßig Mahnungen, letzte Mahnungen incl. anwachsender Mahngebühren, fürsorgliche Ratenzahlungsofferten, Festsetzungsbescheide, Zwangsvollstreckungsbescheide mit Haftandrohung. Seit ich zuletzt Anfang September 2021 in meinem 10. Widerspruch die Skizze einer Reform des ÖRR an Haupt und Gliedern erwähnte, die Michael Meyen in seinem Buch publizierte, bekomme ich überraschenderweise vom WDR Beitragsservice keine Post mehr. Keine Mahnungen, keinen Bescheid über meinen Widerspruch von Anfang September 2021 seit nunmehr 5 Monaten. Ich kann mir das nur so erklären, dass WDR Intendant Tom Buhrow die wohl erwogenen Vorschläge von Michael Meyen seither eingehend prüft. Auch wenn dessen Vorschlag für eine Erneuerung des ÖRR intendieren würde, das derzeit sehr auskömmliche Salär eines WDR Intendanten bedeutend zu verschmälern. Daran lese ich die Relevanz der Beiträge von Prof. Dr. Michael Meyen ab, wofür ich ihm Respekt und Dank schulde.


GABRIEL MÜLLER-HUELSS, 10. Februar 2022, 15:30 UHR

Daß solche Artikel, wie der beschriebene in der 'Zeit', ohne dem Blatt massiv zu schaden überhaupt veröffentlicht werden können, liegt hauptsächlich an unserem heruntergekommenen heutigen Bildungssystem. In meinen jungen Jahren waren die Leute um mich herum noch kritisch eingestellt, haben hinterfragt. Heute sehen sich die jungen Menschen in meinem Umfeld Dschungelcamp und seichte Filme an, kritische Bücher werden nicht in die Hand genommen und bestellt wird bei Amazon, Kommunikation findet vornehmlich über die 'Sozialen Netzwerke' statt. Spricht man sie auf kritische Themen an, versucht abweichende Argumente anzubringen, den Horizont zu erweitern, erntet man zumeist ungläubige, auch mal abweisende Blicke und entsprechende Kommentare. Ganz selten kommt dann später ein „Oh, hast Recht gehabt“, ohne allerdings ein Umdenken erkennen zu lassen, da dies einen gedanklichen und zeitlichen Aufwand benötigte, den man dann vom Gebrauch des Gesichtsbräuners mit Whatsapp, Facebook & Co. abziehen müsste.


Leider sind auch die meisten der seinerzeit kritischen Mitmenschen mittlerweile so in ihrem Hamsterrad gefangen und durch die Berichterstattung der Mainstream-Medien geprägt, daß sie ebenfalls kaum mehr über den Tellerrand zu blicken in der Lage sind. Michael Meyen und vielen Anderen, nicht zuletzt den Multipolar-Autoren, muß man sehr dankbar sein, daß sie standhaft dagegen halten und trotz heftiger Anfeindungen, gerne auch mal mit einhergehenden massiven materiellen Nachteilen verbunden, ihre Meinung äußern, auf Mißstände aufmerksam machen!

HUT AB !!!


TK, 10. Februar 2022, 16:10 UHR

Vielen Dank für Ihren Artikel, lieber Herr Schreyer, der im Gegensatz zum Artikel von ZEIT Campus tatsächlich inhaltlich fundiert ist. Ich hoffe wirklich sehr, dieses Machwerk fällt ob seiner Bösartigkeit schließlich vielmehr der ZEIT auf die Füße als dass es Herrn Meyen schadet.


Info: https://multipolar-magazin.de/artikel/ein-professor-soll-weg

10.02.2022

Kundgebung 18.2.2022     Sicherheit für Russland ist Sicherheit

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

hier sind der Aufruf sowie die Daten http://www.frikoberlin.de/tmp/aufruf_20220218.pdf für unsere Kundgebung am 18.2.um 17.00 Uhr.


Wir bitten euch sehr, auf unsere Kundgebung hinzuweisen, sie weiterzuverbreiten und zu bewerben und selbstredend teilzunehmen!

Herzliche Grüße
Laura, Jutta und Barbara


Sicherheit für Russland ist Sicherheit für unser Land!

Seit Jahren macht Russland Angebote zur Zusammenarbeit an die NATO, USA, EU und Bundesrepublik für die Lösung internationaler Probleme. Doch diese betreiben eine Politik der Drohungen und Sanktionen, der militärischen Aufrüstung und Militäraufmärsche an den Grenzen Russlands. Nicht Russland hat sich den Grenzen der NATO genähert, sondern die NATO ist – entgegen aller früheren Zusicherungen – bis an die Grenzen Russlands vorgestoßen.


Die ukrainische Regierung wünscht eine Mitgliedschaft in der NATO. Sollte die NATO diesem Wunsch stattgeben, würde die Einkreisung Russlands weiter voranschreiten. Das will und kann Russland nicht zulassen und fühlt sich zu Recht bedroht. Darum fordert Russland von der NATO, die Aufnahme der Ukraine abzulehnen.


Das westliche Angriffsbündnis hat eine rote Linie erreicht, an der Russland sagt: bis hierher und nicht weiter. Die russische Föderation hat deshalb einen Vertragsentwurf vorgelegt, mit dem rechtsverbindliche Garantien von USA und NATO eingefordert werden, um die weitere Eskalation zu beenden und den Weg BEIDERSEITIGER Abrüstung und Entspannung einzuschlagen. Das sollte in unserem Land auf Verständnis treffen und erfordert von der Bundesregierung eine Unterstützung der dort von Russland eingeforderten Garantien!


Stattdessen wird in den führenden NATO-Ländern gegen Russland gehetzt, es werden Lügen verbreitet und ein drohender Krieg herbeigeredet. Daran beteiligen sich besonders auch Politikerinnen und Politiker und Medien in Deutschland. Sie verfälschen systematisch den Inhalt der Minsker Abkommen, die den Weg zur friedlichen Beilegung des Konflikts in der Ukraine weisen. Sie unterschlagen, dass – neben Russland und Frankreich – die Bundesrepublik Deutschland Garantiemacht für die Minsker Abkommen ist. Statt ihrer daraus resultierenden Verpflichtung nachzukommen, die ukrainische Regierung zur Umsetzung zu drängen, die diese seit Beginn sabotiert, verhindert die Bundesregierung mit ihrer politischen, finanziellen und militärischen Unterstützung die Durchsetzung der völkerrechtlichen Vereinbarungen.


Das Schüren der Panik über eine anstehende russische Invasiom in der Ukraine soll nach dem Desaster in Afghanistan die weitere Existenz der NATO rechtfertigen.


Ja, Russland bewegt Truppen auf seinem Staatsgebiet, das ist aber auch sein legitimes Recht. Die daraus abgeleitete Panikmache über einen „russischen Aufmarsch“ geht aber inzwischen selbst Kiew zu weit. Dennoch läuft die Kriegspropaganda weiter auf Hochtouren. Die Lage ist äußerst gefährlich – für Russland, für Europa, für die gesamte Welt.


Deeskalation ist das Gebot der Stunde und nicht, weitere Waffen in das von USA und EU in die Verelendung getriebene Land zu pumpen.


Das Umsetzen der Minsker Verträge und der Vertragsentwurf, den Russland am 17.12.2021 den USA und der NATO vorgelegt hat, sind die Lösung nicht nur dieser momentan aufgehetzten Situation. Die russischen Forderungen dienen der Stärkung der wechselseitigen, friedlichen Beziehungen in der Welt. Sie sind die entscheidenden Lösungsschritte für die Ziele, um die wir als Friedensbewegung schon lange kämpfen.


Wir unterstützen das Konzept der „unteilbaren Sicherheit“, auf dem der Vertragsentwurf beruht, die Forderungen nach einem Ende der NATO-Osterweiterung, der friedlichen Beilegung internationaler Streitigkeiten auf der Grundlage der UNO-Charta.


Wir unterstützen den von Russland angebotenen Sicherheitsvertrag, in dem wechselseitig für die NATO-Länder und Russland u.a. gelten soll:


  • Keine landgestützten atomwaffenfähigen Kurz- und Mittelstreckenraketen außerhalb des eigenen Staatsgebiets sowie in Gebieten, von denen aus diese Waffen Ziele im Staatsgebiet der anderen Seite angreifen können.
  • Keine Stationierung von Atomwaffen außerhalb des eigenen Landes. Das bedeutet auch den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland.
  • Keine NATO-Militärmanöver nahe der russischen Grenze, keine russischen Militärmanöver nahe der Grenze zu NATO-Staaten
  • Keine Annäherung schwerer Bomber und Kriegsschiffe an die Grenze des anderen, die einen Angriff möglich machen.


Schluss mit der medialen Kriegshetze und NATO-Aggressionspolitik!
Abrüstung und Frieden mit Russland!

KUNDGEBUNG
Freitag, 18.2.2022, 17.00 Uhr
Berlin, Brandenburger Tor – Platz des 18.März


Info: http://www.frikoberlin.de
10.02.2022

Baerbock an der "Front" / Willy Wimmer zur Kriegsgefahr

aus e-mail von Doris Pumhrey, vom 9. Februar 2022, 18:35 Uhr


https://de.rt.com/europa/131213-aussenmininsterin-baerbock-an-der-front/

8.2.2022

*Außenministerin Baerbock an der "Front": "Wir haben mitten in Europa nach wie vor Krieg"


Bundesaußenministerin Annalena Baerbock besucht den Ort Schirokino und lässt sich von der ukrainischen Armee die Lage erklären.

Während sie Sätze spricht, die auf die Minsker Vereinbarungen zu pochen scheinen, _ist ihr Besuch selbst eine Verletzung dieser Abkommen. __

___

*Im Zuge ihres Besuchs in der Ukraine begab sich Außenministerin Annalena Baerbock auch in die Nähe der Frontlinie. Mit ukrainischen Militärs besuchte sie dabei den Ort Schirokino.


Bei diesem Besuch sprach <https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-annalena-baerbock-besucht-frontlinie-im-donbass-a-d1666b89-03d0-4e52-9d8a-aa0e2caa489a>   sie von "sehr bedrückenden Bildern" und "sehr bedrückenden Gefühlen". /"Man spürt, was vor Jahren passiert ist, dass Menschen von einem Tag auf den anderen alles verloren haben, was sie hatten. Kinderspielzeug liegt noch am Wegesrand."/


In der Berichterstattung der deutschen Medien wird das vermittelt, als sei Baerbock für den Frieden. So schreibt die /Tagesschau/ <https://www.tagesschau.de/ausland/baerbock-ukraine-115.html>:  "Es gebe eine 'klare Vereinbarung' über einen Waffenstillstand, der aber laut

Berichten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gebrochen werde. 'Das bedeutet, dieser Waffenstillstand muss eingehalten werden', forderte Baerbock."


Tatsächlich war der Ort Schirokino bis Minsk II geteilt und Ort heftigster Gefechte, sodass von den ursprünglich etwa 1.200 Einwohnern bereits 2015 nur noch 40 dort lebten. 80 Prozent der Gebäude dort sind zerstört. Gemäß den Minsker Vereinbarungen liegt Schirokino in der "grauen Zone", also auf jenem Gebiet, das von keiner der beiden Seiten besetzt werden soll. Dieser Vorgabe folgend, zogen sich die Truppen aus Donezk im Juli 2015 aus dem Ort zurück. Wer sich nicht an Minsk II hielt, war die ukrainische Seite, die gegenwärtig den Ort unter Kontrolle hat.


So berichtet die /Zeit/ <https://www.zeit.de/news/2022-02/08/aussenministerin-baerbock-an-der-frontlinie-in-ostukraine>   über diesen Besuch (wiedergegeben wie im Original): "Geschützt mit Helm und schusssicherer Weste hatte sich Baerbock von einem Kommandeur der Regierungstruppen die Lage im Donbass erklären lassen und den Ort Schyrokyne besucht. Danach sagte sie: 'Einstmal ein Ferienort gewesen, jetzt ein Zeugnis dessen, dass wir mitten in Europa Krieg haben.'"


"Wir werden diese Aggression von russischer Seite nicht militärisch lösen können", erklärte Baerbock während dieses Besuches und erweckte damit den Eindruck, die Verwüstung des Ortes Schirokino habe irgendetwas mit russischer Aggression und nichts mit den Geschützen der ukrainischen Armee zu tun.


Der Besuch Baerbocks in Schirokino war in dieser Form selbst ein Verstoß gegen Minsk II, da sich die deutsche Außenministerin von der ukrainischen Armee begleiten ließ, die sich nicht in der grauen Zone aufhalten dürfte. Sie hätte den Ort ohne jede Kollision mit der von Deutschland mit ausgehandelten Vereinbarung in Begleitung der OSZE besuchen können. Damit ist deutlich sichtbar, welchen Stellenwert Minsk II für das Auswärtige Amt noch besitzt.



https://www.nachdenkseiten.de/?p=80606

9.2.22

*Willy Wimmer weist auf konkrete Kriegsgefahren hin – Asow und die ukrainischen Freiwilligenverbände*


Seit 2014 zeichnet sich die westliche Politik und damit auch das Verhalten der deutschen Bundesregierung in Sachen Ukraine durch ein unglaubliches Verhalten aus. Alles, was der Westen veranlasst hatte, wird aus der eigenen Wahrnehmung ausgeblendet. Die gesamte Aufmerksamkeit richtet sich auf die Schritte, die Russland als Reaktion auf Dauer-Provokationen der westlichen Seite unternimmt oder unternommen hatte. Das eigene Vorgehen wird komplett ausgeblendet. Es geht nur darum, das eigene Regiebuch umzusetzen, wie man es in der Zeit des

ersten Kalten Krieges bei NATO-Stabsrahmenübungen wie WINTEX/CIMEX gelernt und ausdauernd geübt hatte. Dabei befindet sich der Westen in einer von ihm selbst geschaffenen Scheinwelt, bei der er annimmt, daß in Moskau noch nicht einmal Zeitung gelesen wird, was westliche

Vorgehensweisen anbelangt.


Das betrifft derzeit das internationale Getöse, was die hochgezogenen Mutmaßungen über angebliche Invasionsabsichten mittels russischer Streitkräfte auf Weisung aus dem Kreml gegen die Ukraine anbelangt. Seit Monaten wird darüber Europa und die Welt in Angst und Schrecken

versetzt. Alles sieht danach aus, Maßnahmen gegen Russland ergreifen zu können, die das Land vernichten sollen. Man muss sich nur das ansehen, was der amerikanische Präsident Joe Biden an Kriegsrhetorik so von sich gibt.


Schlimmer ist es neben dem ständigen Gerede über die Vernichtung Russlands, was die Ukraine in Zusammenhang mit der angeblichen russischen Truppenmassierung unterlässt, das international Aufschluss über angebliche russische Truppenmassierungen an der gemeinsamen Grenze

verschaffen könnte. Nach den internationalen Verträgen, die Moskau bisher stets eingehalten hat, könnte die Ukraine durch die Forderung nach Inspektionen der russischen Truppenbewegungen sich selbst Aufschluss darüber verschaffen, was an dem Gerede von “unmittelbar bevorstehender Invasion” dran sein sollte. Von dieser der Ukraine zustehenden Möglichkeit hat der ukrainische Präsident Selensky bislang keinen Gebrauch gemacht. Warum wohl? Warum fordert der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz den Präsidenten der Ukraine, Herrn Selensky,

nicht öffentlich auf, von dieser, der Ukraine zustehenden Möglichkeit Gebrauch zu machen? Will man auf westlicher Seite und mit der Hilfe der Ukraine lediglich alles unternehmen, um die aufgebaute Propaganda über aggressives russisches Verhalten nicht der Wirklichkeit auszusetzen?


Will man auf westlicher Seite nichts davon wissen, dass alle russischen militärischen Vorgehensweisen im fraglichen Gebiet dem entsprechen, was dem normalen Vorgehen der Führung der russischen 20. Armee entspricht?


Vor allem dann, wenn sich diese Militärführung im Klaren darüber sein will, wie die Einsatzbereitschaft der ihr unterstellten Verbände beschaffen ist? Was macht die Bundeswehr denn anders?


In Kiew selbst, das der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz vor seinem Aufenthalt in Moskau besucht, sollte der Bundeskanzler jede weitere deutsche Finanzhilfe für dieses “Korruptions Paradies” an zwei Forderungen knüpfen: sofortiges Verbot der faschistischen Formationen des Modells “Asow” und Auflösung der nicht der ukrainischen Armee unterstellten militärischen Freiwilligen-Verbände. Es kann nicht angehen, daß mit deutschem Steuergeld in der Ukraine Formationen finanziell am Leben gehalten werden, die in der Folge für die Verbrechen der Nazis stehen. Wie will man im eigenen Land den Antisemitismus wirksam bekämpfen, wenn man in der Ukraine Kampfverbände mitfinanziert, die offen ihre Feldzeichen aus der Verbindung zur SS zeigen? Ist dem Bundeskanzler seit der “Waffen-Rede” des Grünen-Spitzenkandidaten, Herrn Habeck, dem heutigen Vizekanzler der Bundesregierung, in der Ukraine im letzten Frühsommer bewusst, dass sich die aggressive Tonalität vor allem des grünen Koalitionspartners in der Bundesregierung aus russischer Sicht wie eine “grüne Operation Barbarossa” in Anlehnung an vergangene

Zeiten anhören muss? Haben wir immer noch nicht dazugelernt?


Nicht anders verhält es sich mit den ukrainischen, militärischen Einheiten, die nicht den ukrainischen Streitkräften angehören und bei denen es mehr als fraglich ist, welcher Befehlsgewalt diese Militärverbände eigentlich unterstehen, wenn es diese überhaupt geben sollte. Da international darüber berichtet wird, welche Gefahr von sogenannten “false flag Operationen” für die europäische Sicherheit geschaffen werden könnten, muss ein vorrangiges Interesse der deutschen

und europäischen Seite daran bestehen, Risiken auszuschließen. Die Existenz der “Asow Militärformation” und der Freiwilligen-Verbände stellt ein Risiko der genannten Art zweifellos dar.


Der deutsche Bundeskanzler tut gut daran, vor seiner Reise nach Kiew und Moskau mit zahlreichen europäischen Partnern zusammenzutreffen. Dennoch muss man sich fragen, welchen Sinn das vor dem Hintergrund einer Erfahrung macht, die Frankreich und Deutschland vor nicht allzu langer Zeit mit ihrem Vorschlag machen mussten, ein Gipfeltreffen zwischen der EU und Herrn Präsidenten Putin anzustreben. Dabei sollten alle die Fragen behandelt werden, die vor wenigen Tagen der französische Präsident Macron bei seinem Treffen in Moskau mit Herrn Präsidenten

Putin angesprochen hatte. In Erinnerung ist jedenfalls geblieben, dass vor allem osteuropäische Staaten in der EU dafür gesorgt hatten, dass aus dem französisch-deutschen Vorschlag, es mit einem Gipfeltreffen zu versuchen, nichts werden konnte. Das ist zwar verschüttete Milch von

gestern. Die Einstellung östlicher Partner wirft aber die Frage danach auf, ob diese ihre Zukunft nur in der bedingungslosen Gefolgschaft amerikanischer Falken sehen.

10.02.2022

Die "Finnlandisierung" der Ukraine

The New York Times, 10. Februar 2022, von Natasha Frost
Während des Kalten Krieges überlebte Finnland als unabhängige und unbesetzte Demokratie, indem es dem Kreml einen übergroßen Einfluss verlieh und sich auf eine empfindliche Neutralität berief - ein Modell, das in diplomatischen Kreisen als Finnlandisierung bekannt ist. Dasselbe Modell wird jetzt als Lösung für die Pattsituation um die Ukraine herangezogen. Es würde die Souveränität des Landes effektiv neutralisieren.

Zitat:  Emmanuel Macron, der französische Präsident, wurde diese Woche gefragt, ob die Finnlandisierung eine Möglichkeit für die Ukraine sei. Er antwortete: "Ja, es ist eine der Optionen auf dem Tisch." Obwohl er später versuchte, von der Bemerkung Abstand zu nehmen, wurde der Samen der Finnlandisierung in die Vorstellungen einiger Ukraine-Beobachter gepflanzt, auch wenn die Finnen selbst zauderten.

Für Finnen, geschweige denn Ukrainer, ist es keine Idee, leichtfertig auf den Verhandlungstisch geworfen zu werden. Obwohl die Politik Finnland half, das Schicksal der mittel- und osteuropäischen Länder im Süden zu vermeiden, die als Teil des Sowjetblocks besetzt waren, ging seine Unabhängigkeit während des Kalten Krieges auf Kosten der Selbstzensur und des ausländischen Einflusses.

Analyse: Wladimir Putin, der russische Präsident, steht vor einer harten Wahl. Russland kann die Kontrolle über die Ukraine übernehmen oder starke wirtschaftliche Beziehungen zu Europa aufrechterhalten. Es wird schwer sein, beides zu tun, schreibt Steven Erlanger, unser diplomatischer Chefkorrespondent in Europa.

Info:
https://messaging-custom-newsletters.nytimes.com/template/oakv2?campaign_id=51&emc=edit_mbe_20220210&instance_id=52717&nl=morning-briefing%3A-europe-edition&productCode=MBE&regi_id=179513371&segment_id=82228&te=1&uri=nyt%3A%2F%2Fnewsletter%2F191491ef-a8a9-5102-961c-fee964f1ca2a&user_id=f32ef16f74a315d2f30cf28f5b3b49a1
10.02.2022

USA-Experte Josef Braml„Olaf Scholz hat das souverän gemacht“

tagesspiegel.de, 09.02.2022, 06:40 Uhr, Ein Interview. 

Wie weit trägt der Ansatz des Westens im Konflikt mit Russland. Und ziehen die USA und Deutschland wirklich an einem Strang?


Zitat: Josef Braml ist USA-Experte. Der promovierte Politikwissenschaftler war lange bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und ist nun Generalsekretär der Deutschen Gruppe der Trilateralen Kommission, einer Plattform für den Dialog politischer und wirtschaftlicher Entscheider Amerikas, Europas und Asiens zur kooperativen Lösung geopolitischer, wirtschaftlicher und sozialer Probleme. Aktuelle Analysen veröffentlicht er auch über seinen Blog „usaexperte.com“.


Herr Braml, von einem schwierigen, belasteten Antrittsbesuch von Olaf Scholz in Washington war vor seiner Ankunft die Rede – wie hat der Kanzler ihn absolviert?
Olaf Scholz hat das souverän gemacht. Mein Eindruck ist: Er managed auch die komplizierte Lage, die er als neuer Kanzler vorfand, insgesamt souverän.


Die deutsche Botschafterin in Washington, Emily Haber, hatte in einem Brandbrief  an das Auswärtige Amt von erodierendem Vertrauen in der US-Hauptstadt in die Verlässlichkeit Deutschlands im Konflikt mit Russland berichtet – „in bed with Putin“ lautete eines ihrer Zitate. Sind diese Zweifel in Washington nach der Demonstration Einigkeit durch den Präsidenten und den Kanzler nun ausgeräumt?
Ich frage mich, ob der Hund mit dem Schwanz oder der Schwanz mit dem Hund wedelt. Was ich meine, ist: Deutschland und Europa müssen sich umgekehrt fragen, ob sie sich noch auf die USA verlassen können. Und diese Frage müsste sich auch die Ukraine stellen. Mein Eindruck ist: Wir können uns nicht mehr auf den Schutz der USA verlassen und sollten sehr viel mehr tun, uns im Verbund mit Frankreich eigene militärische Fähigkeiten zuzulegen.


Warum können wir das nicht mehr?
Biden ist unter Druck geraten, er ist innenpolitisch führungsschwach, hat außenpolitisch etwa beim überstürzten Abzug aus Afghanistan Fehler gemacht. Ob Deutschland an die Ukraine Waffen liefert oder nicht, ist nicht entscheidend. Es kommt darauf an, wie die USA reagieren auf eine mögliche Aggression Russlands gegen die Ukraine. Das wissen die Russen, und deshalb reden sie direkt mit den Amerikanern.


Das heißt, Sie glauben den Bekenntnissen zur Einigkeit und Partnerschaft von Biden und Scholz nicht?
Natürlich werden auf einer solchen Pressekonferenz solche Slogans ausgegeben. Wir wissen aber genau: Wenn es hart auf hart kommt, setzen die Amerikaner knallhart ihre eigenen Interessen durch. Sie haben ihre Verbündeten beim Abzug aus Afghanistan blank stehen lassen, das ist nun unser Problem. Abschreckung bleibt wichtig, aber ich traue Präsident Biden zu, dass er bald die nukleare Abschreckung aufweichen wird. Wir sollten deshalb mit Frankreich darüber reden, ob deren „Force de frappe“ nicht auch Europa schützen könnte. Es geht aber nicht nur um Abschreckung, sondern auch um Diplomatie. Die dürfen wir nicht den Amerikanern überlassen, die andere Interessen haben als wir. Deshalb war es ein kluger Schachzug von Olaf Scholz, gemeinsam mit Emmanuel Macron das Normandieformat wieder zu beleben.


Warum weicht Biden die nukleare Abschreckung auf?
Als Vizepräsident von Obama und im Wahlkampf hat er die Idee vorangetrieben, dass die US-Atomwaffen nur russische Atomwaffen-Angriffe abschrecken sollen – Stichwort „sole purpose“.  Wer die bisherige Ambiguität aufgibt, schadet der bereichsübergreifenden Abschreckung auch im konventionellen Bereich. Dann stehen wir nackt da. Und das werden wir, weil Biden außenpolitische Fehler von historischen Dimensionen macht – Afghanistan hatte ich genannt.


Präsident Joe Biden machte deutlich, dass die Gaspipeline Nord Stream 2 im Fall einer russischen Aggression gegen die Ukraine gestoppt wird – ein vor allem deutsches Projekt. Tat er das nach ihrem Eindruck mit Billigung des Kanzlers?
Der Kanzler hat sich nicht festgelegt. Er spricht ja von der Notwendigkeit der Ambiguität, wonach der Gegner eben nicht genau wissen soll, was ihm im Ernstfall droht. Wenn die Russen die Ukraine angreifen, wird Nord Stream 2 nicht zu halten sein.


Wladimir Putin hat sich kürzlich demonstrativ mit Xi Jinping getroffen und von ihm Unterstützung für seine Forderung zur Eindämmung der Nato erhalten. Welche Rolle spielt China im aktuellen Konflikt?
Durch das, was wir jetzt machen, treiben wir die Russen in die Arme der Chinesen. Wir sollten auf die Ukraine einwirken, dass sie das Ziel des Nato-Beitritts aufgibt und sich um einen neutralen Status wie Finnland bemüht.  Aus guten Gründen hat sich die Bundesregierung 2008 gegen den amerikanischen Vorschlag gestellt, Georgien und die Ukraine in die Nato aufzunehmen.

Putin wird es nicht hinnehmen, dass die Nato sich bis an seine Grenze ausdehnt. Erinnern wir uns, dass er im vergangenen Jahr in diesem Zusammenhang mit einem „nuklearen Tsunami“ drohte.  Es geht um Einflussbereiche. Wer nun von Werten redet und nur auf das Selbstbestimmungsrecht pocht, sollte sich darin erinnern, wie viel Selbstbestimmungsrecht die USA Kuba zubilligten, als auf der Insel russische Raketen stationiert werden sollten: keines. Wir werden diesen Konflikt nicht lösen, wenn wir nicht die Sprache der Weltmächte verstehen.


Es geht doch nicht nur um Werte, sondern um internationale Abmachungen, die Russland unterschrieben hat und die Stabilität in Europa garantierten. Wenn wir diese selbst aufgeben, stellen wir selbst die internationale Ordnung infrage, die wir erhalten wollen.
Die internationale Ordnung ist ohnehin infrage gestellt. Wir haben noch nicht gemerkt, dass nicht mehr das Recht der Gänse, sondern wilderer Tiere gilt. Wir sind nicht mehr in einer regelbasierten Welt, weil weder die USA noch Russland oder China sich mehr an sie halten. Wir müssen uns der Realität stellen. Was hat die Ukraine davon, wenn wir ihr Waffen liefern? Das ist doch ein zynisches Spiel, damit der Preis für die Russen und die Ukrainer noch höher wird.


Sollten wir diese Entscheidung nicht den Ukrainern überlassen?
Einverstanden. Deshalb habe ich vorhin dafür plädiert, den Ukrainern klar zu machen, dass sie sich auf die Amerikaner nicht mehr verlassen können. Wenn sie das verstehen, werden sie auch andere Schlüsse für ihre Zukunft ziehen. Es wird kein Amerikaner für die Ukraine sterben, die USA haben nur ein peripheres Interesse an dieser Region, die eigentliche Auseinandersetzung findet für sie im Indopazifik gegen China statt. Russland aber hat ein vitales Interesse daran, die Nato nicht noch näher an seine Grenze rücken zu lassen.


Mehr zum Thema Scholz und seine Linie im Ukraine-KonfliktMan muss nicht immer alle Karten auf den Tisch legen  Stephan-Andreas Casdorff


Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/usa-experte-josef-braml-olaf-scholz-hat-das-souveraen-gemacht/28050196.html

10.02.2022

Deutsche Außenministerin im Nahen Osten

de.rt.com, 9. Februar 2022, 20:42 Uhr, von Karin Leukefeld

Die deutsche Außenministerin Baerbock ist am Mittwoch zu ihrer ersten Reise in den Nahen Osten aufgebrochen. In Fortsetzung der bisherigen deutschen Außenpolitik wird auch bei der ersten Nahost-Reise von Annalena Baerbock der Schwerpunkt deutlich auf Israel liegen. Bis heute werden die Rüstungslieferungen an Israel teilweise oder sogar ganz von der Bundesregierung mit Steuergeldern finanziert, als sei das eine Art "Wiedergutmachung".


Info: Die deutsche Außenministerin Baerbock ist am Mittwoch zu ihrer ersten Reise in den Nahen Osten aufgebrochen. In knapp vier Tagen wird sie Israel, Ramallah, Jordanien und Ägypten besuchen. Ob sie auch in die israelisch besetzten palästinensischen Gebiete reisen wird, ist noch unklar. Am Samstag wird Baerbock nach Berlin zurückkehren.


Karin Leukefeld im Interview mit RT: Israel trägt Hauptverantwortung für Unruhe und Kriege in Region





Karin Leukefeld im Interview mit RT: Israel trägt Hauptverantwortung für Unruhe und Kriege in Region





Der Sprecher des Auswärtigen Amtes Christopher Burger erläuterte vor Journalisten in Berlin, die Bundesaußenministerin absolviere eine "Antrittsreise", um "den persönlichen Kontakt zu den Gesprächspartnern vor Ort aufzunehmen, sowohl in Israel als auch in Ramallah. Natürlich geht es auch um eine Bestandsaufnahme zur Frage, wo wir im Nahostfriedensprozess stehen und wo es möglicherweise Ansatzpunkte für internationale Unterstützung gibt, um wieder den Weg in Richtung auf eine verhandelte Zweistaatenlösung zu gehen".


Neben "anderen Themen", die nicht genauer benannt wurden, wolle Baerbock auch auf eine "verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Klimaschutz" hinarbeiten. Zu den bisher bekannten Gesprächspartnern gehören in Israel der Außenminister  Jair Lapid, Ministerpräsident Naftali Bennett und Staatspräsident Jitzchak Herzog. In Jordanien trifft Baerbock den Außenminister Ayman al-Ṣafadī und in Ägypten Außenminister Samih Schukri. In Ramallah sind Treffen mit dem noch amtierenden Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Mahmud Abbas und dem PA-Außenminister Riyad al-Maliki geplant.


Kurz vor ihrem Abflug aus Berlin erklärte Baerbock, Deutschland stehe zum Ziel einer verhandelten Zweistaatenlösung mit einem "funktionsfähigen, demokratischen und souveränen palästinensischen Staat". In Ramallah werde sie Unterstützung für den Aufbau von staatlichen Institutionen anbieten, um im Bereich von Rechtsstaatlichkeit und Wahlen Fortschritte zu erzielen.

In Fortsetzung der bisherigen deutschen Außenpolitik wird auch bei der ersten Nahost-Reise von Annalena Baerbock der Schwerpunkt deutlich auf Israel liegen. Es grenze an ein Wunder, dass sich die Jugend Israels und Deutschlands so nahe seien, sagte die Ministerin laut dpa. Diesen "Schatz" wolle sie mit "einem verstärkten Jugendaustausch auch für zukünftige Generationen sichern". Als "festes Fundament" und "als Verpflichtung, nie unsere Verantwortung für die Schrecken des Holocaust in Vergessenheit geraten zu lassen".


Libanon: Was verbirgt sich hinter Hariris Rückzug aus Politik





Analyse

Libanon: Was verbirgt sich hinter Hariris Rückzug aus Politik






Die deutsche Geschichte zum Maßstab bei der Lösung internationaler Konflikte zu machen, dürfte allerdings kaum den erhofften "Schwung in den Nahost-Friedensprozess" bringen. Grundlage dafür sind vielmehr die UNO- und UN-Sicherheitsrats-Resolutionen, die eingehalten und umgesetzt werden müssen. Israel missachtet diese Resolutionen und verletzt fortwährend die Rechte der Palästinenser, wie – nicht zum ersten Mal – auch der jüngste Bericht von Amnesty International ausführlich dargestellt hat. Das betrifft insbesondere die Lage in den israelisch besetzten palästinensischen Gebieten, wo sowohl ungebremst Siedlungen gebaut und palästinensische Agrargebiete militärisch gesperrt werden, als auch Häuser zerstört und Palästinensern in Israel die Grundrechte verwehrt werden. Ob all das oder die Belagerung des Gazastreifens durch Israel bei der Reise der deutschen Außenministerin Themen sein werden, vermochte Außenamtssprecher Christopher Burger vorab nicht zu sagen.


Libanon außen vor

Auffällig ist, dass der Libanon nicht auf der Reiseroute steht, obwohl Deutschland in dem Land mit einer der größten deutschen Botschaften weltweit und mit erheblichem humanitärem Engagement vertreten ist. Mit Millionenbeträgen unterstützt die Bundesregierung seit Beginn des Krieges in Syrien (2011) den Aufenthalt von bis zu einer Million syrischer Flüchtlinge im Libanon. Weitere Hilfsgelder gingen nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut (am 4. August 2020) an die Libanesische Rote-Kreuz-Organisation und andere deutsche und libanesische Nichtregierungsorganisationen, die die Zivilgesellschaft im Zedernstaat stärken sollen.


Hisbollah-Chef wirft Saudi-Arabien Terrorismusexport vor






Hisbollah-Chef wirft Saudi-Arabien Terrorismusexport vor






Deutschland bot dem Libanon um die Jahreswende 2019/20 eine Kooperation mit der Firma Siemens zur Restaurierung und dem Ausbau der Elektrizitätswerke an. In Konkurrenz zu zahlreichen anderen Bewerbern legte ein deutsches Firmenkonsortium um die Hamburg Port Consulting HPC – in Anwesenheit des deutschen Botschafters in Beirut – im Frühjahr 2021 ihr Konzept für den Wiederaufbau des Hafens von Beirut vor.


Zudem ist Deutschland im Libanon militärisch aktiv. Seit 2006 ist die Bundesmarine Teil der UN-Interim Forces im Libanon (UNIFIL) und stellt derzeit mit Flottillenadmiral Andreas Mügge den Kommandeur der maritimen UNIFIL-Mission. Hauptaufgabe des Mandats ist die Verhinderung von Waffenschmuggel in den Libanon und de facto die Sicherung der nördlichen Seegrenze Israels. Zwischen Libanon und Israel herrscht lediglich ein Waffenstillstand, der von der UNO-Mission zur See und zu Land überwacht wird.


Das Mandat verhindert allerdings nicht, dass Israel – völkerrechtswidrig und in Missachtung des Waffenstillstandsabkommens – immer wieder in den See- und Luftraum des Libanon eindringt. Regelmäßig wird der Libanon von israelischen Kampfjets überflogen – vor allem auch, um Ziele in Syrien anzugreifen.


Der Generalinspektor der Bundeswehr Eberhard Zorn forderte bei einem Truppenbesuch im Libanon im September 2021 mehr militärische Hilfe für die libanesischen Streitkräfte, die er als einen "Stabilitätsfaktor" bezeichnete. Die Lage sei ähnlich wie in Libyen, so Zorn: Flüchtlinge würden durch das Land und nach Zypern (in die EU) geschleust. Wichtig sei es, "die Stabilität im Dreieck Libanon-Israel-Jordanien (zu) bewahren", sagte Zorn. "Wir müssen in dieser Region aus strategischen Gründen präsent sein, am besten in See."


Deutsche Staatsräson

Für die Koalitionsregierung aus SPD, FDP und den Grünen gilt laut Koalitionsvertrag  "Die Sicherheit Israels als Staatsräson". Das hatte bereits die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 bei einer Rede in der israelischen Knesset (Parlament) erklärt. Der damalige deutsche Botschafter in Israel Rudolf Dreßler prägte diesen Begriff 2005 mit einem Artikel zum Thema "Gesicherte Existenz Israels – Teil der deutschen Staatsräson".


Seit den 1950er Jahren besteht zwischen Deutschland und Israel eine umfangreiche Rüstungskooperation. Es begann mit der Lieferung von Patrouillenbooten im Jahr 1955, als die Bundeswehr gegen den massiven Widerstand aus der deutschen Bevölkerung gerade erst neu gegründet worden war. Selbst die Bundeszentrale für politische Bildung, ein staatlich finanziertes Institut als nachgeordnete Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern gesteht ein, dass die militärische Kooperation beider Staaten "in der Regel ... unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit und nur rudimentär formalisiert" stattfand.


Amnesty International stuft Israel als Apartheidstaat ein





Amnesty International stuft Israel als Apartheidstaat ein







Bis heute werden die Rüstungslieferungen an Israel teilweise oder sogar vollständig von der Bundesregierung mit deutschen Steuergeldern finanziert, als sei das eine Art "Wiedergutmachung". Auch die nukleare Aus- und Aufrüstung der israelischen Marine wird von Deutschland unterstützt. Hinzu kommt eine intensive militärische Zusammenarbeit bei bewaffneten Drohnensystemen sowie bei der Auf- und Ausrüstung mit digitalen Waffen- und Überwachungssystemen.


Anderer Blick auf Israel unerwünscht

Jenseits von umfassenden bilateralen Programmen in Politik, Rüstung, Kultur,  Bildung und Forschung werden von und in Deutschland zunehmend auch Medien und die Zivilgesellschaft reglementiert, die mit Berichten und eigenem Engagement andere Realitäten der israelischen Politik und deren Folgen in der Region aufzeigen. Im Mai 2019 verurteilte der Bundestag das zivilgesellschaftliche Engagement für die Rechte der Palästinenser im Rahmen der BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) als angeblich "antisemitisch". Zahlreiche Unterstützer wurden in öffentlichen Kampagnen stigmatisiert und verloren ihre Anstellungen an Hochschulen und an Instituten. Öffentliche Räume für Veranstaltungen und Ausstellungen blieben für BDS-Gruppen geschlossen, private Veranstalter sagten Vorträge über die Rechte der Palästinenser aus Angst vor Schikane proisraelischer Pressure-Groups ab.


Der Begriff des "Antisemitismus" wird mittlerweile von proisraelischen, häufig auch im digitalen Raum auftretenden Akteuren – darunter zahlreiche Journalisten und Medien – benutzt, um öffentliche Debatten, Veranstaltungen, Kunst, Kultur, Bücher und Texte an den Pranger zu stellen. Häufiges Ziel sind auch unliebsame und unabhängige Journalisten, die des "Antisemitismus" bezichtigt werden. Jüngstes Beispiel ist das Vorgehen des von der Bundesregierung finanzierten Auslandssenders Deutsche Welle, der seine arabische Redaktion einer Untersuchung unterwarf, nachdem die Süddeutsche Zeitung (am 30.11.2021) und das (US-amerikanische) Online-Magazin VICE (am 3.12.2021) arabische DW-Mitarbeiter "antisemitischer" Äußerungen in "sozialen Medien" beschuldigt hatten. Die fünf arabischen Journalisten wurden für die Dauer der Untersuchung vom Dienst suspendiert. Der entsprechende Untersuchungsbericht wurde am 7. Februar 2022 veröffentlicht und sprach die Redaktion als solche von dem Vorwurf des "Antisemitismus" frei. Den fünf Journalisten allerdings – zwei von ihnen arbeiteten für die Deutsche Welle in Beirut – wurde dennoch gekündigt.


RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


Mehr zum Thema - Lage im Westjordanland droht zu eskalieren: Warum reiste Palästinenserpräsident Abbas nach Tel Aviv?


Info: https://de.rt.com/meinung/131290-deutsche-aussenministerin-im-nahen-osten/

10.02.2022

Grünen-Politiker Dahmen: Sollte einrichtungsbezogene Impfpflicht scheitern, muss Bundeswehr helfen

de.rt.com, vom 5. Feb. 2022 15:12 Uhr

Bleibt es bei den angekündigten Massenkündigungen, könnte laut dem gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen notfalls die Bundeswehr Engpässe in der Pflege abdecken. Die Entscheidung über mögliche Entlassungen sollen die Gesundheitsämter, nicht die Arbeitgeber treffen.


Zitat: Die verordnete "einrichtungsbezogene Impfpflicht" für Angestellte in Kranken- und Pflegeberufen, auch in den zuarbeitenden Bereichen, soll weiterhin, wie durch die Politik eingefordert, am 16. März bundesweit zum Einsatz kommen. Die Verwirrung unter den betroffenen Angestellten, wie auch den Arbeitgebern, ist weiterhin hoch, da die Kommunikation seitens der Politik eher für Unsicherheiten, denn einen klaren Blick auf die Gesamtsituation sorgt. Wie schauen die genauen Details und Definitionen des beschlossenen Gesetzes aus? Die verwirrende Sachlage stellt wegweisende Fragen: Darf eine Einrichtung überhaupt noch ungeimpfte Angestellte führen? Wer spricht gegebenenfalls notwendige Kündigungen aus, der Arbeitgeber oder die zuständigen Gesundheitsämter? Müssen ungeimpfte Angestellte überhaupt gekündigt werden? Muss der Arbeitgeber für ungeimpfte Angestellte haften?


Das ARD-Politmagazin Panorama hat für seine aktuelle Sendung deshalb beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) angefragt und um eine klärende Stellungnahme des Bundesgesundheitsministers gebeten, um die aktuelle Sachlage den Zuschauern zu erläutern. Die Moderatorin informierte, dass laut Mitteilung des BMG Minister Lauterbach "nicht zur Verfügung stand".


Lungenklinik-Chefarzt: "Die Situation im Gesundheitssystem sollte nicht Maßstab aller Dinge sein"




Lungenklinik-Chefarzt: "Die Situation im Gesundheitssystem sollte nicht Maßstab aller Dinge sein"






Einem Interview stellte sich der Gesundheitspolitische Sprecher der Grünen Janosch Dahmen, der in den Medien auch als gemeinsamer "Architekt" des neuen Impfgesetzes mit Karl Lauterbach gilt. Auf die Frage, ob er davon ausgehe, dass ab dem 16. März 100 Prozent der betroffenen "Pflegekräfte und Mitarbeiter in den Pflegeheimen und Kliniken geimpft seien", antwortete Dahmen, dass dort, wo in entsprechenden Berufsbereichen Verantwortung getragen wird, "eine eindeutige Impfquote" benötigt werde: "Das Gesetz gilt, das ist eindeutig in der Aussage ...", so Dahmens Darlegung.


Patrick Larscheid, Vorstand vom Verband der Amtsärzte in Berlin-Brandenburg, kritisierte in der Sendung, dass die aktuellen Informationen und Formulierungen des Gesetzes zu viel Spielraum für individuelle Interpretationen geben würden, dies damit nur zu Unsicherheiten führt: "Eine absolut unerträgliche Situation", so Larscheids Aussage. Die Politik hätte wesentliche, wichtige Bereiche im Gesetz, nachdem diese "sehr schnell" beschlossen wurden, "nicht mehr angefasst". Demnach würde die Politik die Gesamtverantwortlichkeit über dementsprechende Formulierungen offensichtlich und vollkommen auslegbar den Gesundheitsämtern zuschieben. So heißt es in dem der Panorama-Redaktion zugesandten Gesetzestext des BMG schwammig:

"Der Arbeitgeber hat hier keine Verpflichtung zu einer etwaigen Freistellung der ungeimpften Mitarbeiter" (...) und weiter "... entscheidet das zuständige Gesundheitsamt nach pflichtgemäßen Ermessen im Einzelfall (...) und wird dabei auch die Personalsituation in der Einrichtung berücksichtigen."

Grünenpolitiker Dahmen will Impfpflicht für Beamte






Grünenpolitiker Dahmen will Impfpflicht für Beamte






Aufgrund dieser Vorformulierungen ergäbe sich nun die Situation von "reinen Ermessengrundlagen", woraus sich automatisch die Frage stelle, ob die nun zuständigen Gesundheitsämter dahingehend überhaupt in der Lage sind, die Vorgaben umzusetzen und auszuführen. Larscheid verneint dies, da die Ämter "überhaupt nicht einschätzen könnten", wie viele Angestellte eine Einrichtung benötige, um den laufenden Betrieb in Gang zu halten. Es würden eindeutig formulierte Kriterien fehlen, der Verband der Amtsärzte fühle sich stellvertretend mit dieser neuen Situation "inhaltlich komplett überfordert". Larscheid befürchtet:

"Da ist sicher sehr viel Willkür dabei und jetzt kann man da hingehen und sagen, lass uns nicht Willkür sagen, lass uns – pflichtgemäßes Ermessen –  sagen (...) am Ende ist es Willkür."

Auf diese Sorgen und Befürchtungen angesprochen, reagierte der Gesundheitspolitische Sprecher der Grünen Dahmen mit der Feststellung:

" (...) müssen wir an das Gesetz nochmal ran und müssen so nachschärfen, dass hier eindeutig dafür gesorgt wird, dass der Patientenschutz an erster Stelle steht und eine Durchsetzung der einrichtungsbezogene Impfpflicht damit sichergestellt ist."

Dies bedeutet, solange das Gesetz so bestehen bleibt, die Gesundheitsämter zudem personell gar nicht in der Lage sind, dementsprechende eingeforderte Kontrollen der Mitarbeiter hinsichtlich des Impfstatus in den Einrichtungen durchzuführen, drohe erstmal niemandem die Gefahr, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, außer der Arbeitgeber reagiert in Eigeninitiative. Dahmen bezeichnete es in dem Interview als "inakzeptabel", sollten Arbeitgeber aufgrund Personalmangels sich entscheiden, für ungeimpfte Arbeitnehmer Ausnahmen auszusprechen. Sollte die Politik bei dieser Strategie bleiben, sieht wiederum Patrick Larscheid die baldige Situation, dass die Gesundheitsämter hinsichtlich ihrer Verantwortung "kapitulieren".


Soldaten an der Gesundheitsfront: Bundeswehreinsatz spart privatem Klinikkonzern Personalkosten





Soldaten an der Gesundheitsfront: Bundeswehreinsatz spart privatem Klinikkonzern Personalkosten





Dahmen stellte nüchtern fest, dass Regionen und Länderbereiche ein zeitnaher akuter Pflegepersonalmangel drohe: "Falls dadurch Personal, das die notwendige Qualifikation, die notwendige Impfung hat, nicht zur Verfügung steht, dann werden wir an den Stellen Betten nicht betreiben können." Ein Leiter von mehreren Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 1.000 Mitarbeitern kommentierte trocken: "Es scheint so zu sein, dass es ein Scheingesetz ist" im Rahmen einer "Scheindebatte", ausgehend der sich nun herauskristallisierenden Situation, dass ungeimpfte Angestellte theoretisch erstmal weiterarbeiten können.


Es gibt sehr wohl jedoch Einrichtungen in Deutschland, wie die Klinikgruppe Artemed mit 17 Standorten in der Region Freiburg, die eigenständig eine rigorose Durchsetzung der Impfpflicht schon seit Januar 2022 umsetzen. Dort sind mittlerweile von 7.500 Mitarbeitern bis auf 100 alle geimpft. Diese 100 sind wiederum freigestellt und erhalten aktuell keine Lohnfortzahlung, könnten aber nach nachweislicher Impfung wieder die Arbeit aufnehmen, so der Geschäftsführer der Artemed-Gruppe im Interview.


Business Insider zitiert Janosch Dahmen aktuell mit den Worten, dass jedoch auch die Möglichkeit bestünde, das "Instrument der Amtshilfe" einzusetzen, so könne "beispielsweise der Bund über die Bundeswehr oder auch andere kommunale und Landesbehörden mit Personal unterstützen, wenn vorübergehend eine große Anzahl an Entscheidungen in diesem Bereich anstünden". Schon in den Jahren 2020 und 2021 hatte die Bundeswehr in Gesundheitsämtern sowie Senioren- und Pflegeheimen bei administrativen Aufgaben während der Pandemie ausgeholfen.

Janosch Dahmen geriet diese Woche auch durch die Teilnahme an der ARD-Talksendung Maischberger in den Fokus der Öffentlichkeit, wo er sich einer kontroversen Diskussion mit dem Präsidenten des Verbands Pneumologischer Kliniken, Dr. Thomas Voshaar, stellen musste:


Mehr zum Thema Der Wuhan-Verdacht: Drosten soll komplette "Medienwelt und Politik in die Irre geführt" haben


Info:  https://de.rt.com/inland/131008-grunen-politiker-dahmen-sollte-einrichtungsbezogene

10.02.2022

Koloniale Reflexe (II)     Die Entscheidung über ein mögliches Ende des Bundeswehreinsatzes in Mali steht bevor. Malis Ministerpräsident warnt, man könne das Land nicht mehr zum „Sklaven“ machen.

german-foreign-policy.com, 10. Februar 2022

BAMAKO/PARIS/BERLIN (Eigener Bericht) – Die Debatte um ein Ende des Einsatzes der Bundeswehr in Mali gewinnt an Fahrt. Frankreich will bis Mitte des Monats entscheiden, wie bzw. ob es seine Militärintervention in dem westafrikanischen Land fortsetzen will. Ursache ist, dass die Militärregierung in Bamako sich die Bevormundung und das eigenmächtige Vorgehen der ehemaligen Kolonialmacht und anderer Staaten Europas nicht mehr bieten lässt und offen dagegen opponiert. Zuletzt hat sie in Reaktion auf schwere Beschuldigungen des französischen Außenministers den französischen Botschafter aus dem Land geworfen und die Pariser Sahelpolitik heftig kritisiert; man könne Mali nicht „in einen Sklaven transformieren“, erklärte Ministerpräsident Choguel Maïga zu Wochenbeginn: „Das ist vorbei.“ Eine für diese Woche geplante Reise von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht nach Mali wurde kurzfristig abgesagt. In Berlin wird erwogen, den EU-Ausbildungseinsatz abzubrechen, aber sich weiter am UN-Einsatz MINUSMA zu beteiligen. Wie ein Korrespondent aus Bamako berichtet, sind „viele Menschen“ über die Aussicht, die EU-Truppen könnten abziehen, „hocherfreut“.


Zitat: Sanktionen – und für wen sie gelten

Die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen Mali und Frankreich bzw. den Staaten der EU begann, als das westafrikanische Staatenbündnis ECOWAS (französisch: CEDEAO) am 9. Januar harte Sanktionen gegen Mali verhängte. Dies geschah vermutlich auf massiven Druck, zumindest aber mit offener Unterstützung aus Paris. Die Sanktionen schneiden Mali nicht nur vom Handel ab, sie sind sogar mit einer Schließung aller Grenzen zu Land und in der Luft verbunden. Die Regierung in Bamako protestierte energisch und schloss im Gegenzug auch ihrerseits die Grenzen. Zu einem ersten Eklat kam es, als am 12. Januar ein französisches Militärflugzeug aus Abidjan, der größten Stadt von Côte d’Ivoire, nach Gao in Nordmali flog, dies unter offensichtlichem Bruch der Grenzsperrung. Auf das eigenmächtige Vorgehen der ehemaligen Kolonialmacht, die sich auf angebliche Sonderrechte für militärische Operationen fremder Staaten berief, reagierte Bamako zunächst mit erneutem Protest und untersagte explizit alle Flüge fremder Streitkräfte. Auch ein Airbus A400M der Bundeswehr war davon betroffen (german-foreign-policy.com berichtete [1]). Es dauerte eine gute Woche, bis der Streit zumindest oberflächlich beigelegt werden konnte.


Die Task Force Takuba

Bereits am 24. Januar kam der nächste Streitpunkt hinzu, als dänische Soldaten in Mali eintrafen, um sich in die Task Force Takuba einzugliedern. Frankreich baut die Task Force seit März 2020 auf, um seine Sahel-Eingreiftruppe, die Opération Barkhane mit bisher 5.000 Soldaten, verkleinern zu können. Dänemark stellte für Takuba – wie auch Schweden, Estland und Tschechien – ein wichtiges Kontingent. Schweden hatte schon Mitte Januar angekündigt, sich aus der Task Force zurückzuziehen, und das damit begründet, dass Malis Regierung mit Moskau zu kooperieren begonnen hatte, unter anderem wohl auch mit privaten russischen Militärfirmen.[2] Bamako, verärgert über die Kritik an der Zusammenarbeit mit Russland, zu der Mali als souveränes Land jedes Recht hat, sah sich nun am 24. Januar zusätzlich dadurch provoziert, dass Paris die Ankunft der dänischen Takuba-Einheit nicht angemessen mit den zuständigen malischen Stellen kommuniziert hatte; es forderte die dänischen Militärs auf, das Land umgehend zu verlassen. Kopenhagen kündigte daraufhin an, seine Streitkräfte aus Takuba abzuziehen. Der Fortbestand der Task Force steht nun stark in Frage. Dies wiegt auch deshalb schwer, weil manche in der Einheit schon den Kern für eine EU-Eingreiftruppe gesehen hatten.[3]


„Das ist vorbei“

Inzwischen ist der Konflikt noch weiter eskaliert. Kurz nachdem Malis Militärregierung die dänische Takuba-Einheit zum Verlassen des Landes aufgefordert hatte, erklärte Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian den Schritt für „unverantwortlich“, erhob weitere schwere Anschuldigungen gegen die malische Regierung und kündigte „Konsequenzen“ an. Darauf antwortete Malis Außenminister Abdoulaye Diop mit dem Hinweis, „Probleme zwischen Staaten“ ließen sich nicht „mit Beleidigungen“ lösen; Frankreich solle Mali mit dem zwischen Staaten üblichen „Respekt“ begegnen.[4] Weil sich der Tonfall in Paris nicht änderte, wies Bamako am 31. Januar Frankreichs Botschafter aus – zum ersten Mal in der Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Für Paris war der gänzlich unerwartete Schritt ein schwerer Schlag. Die Auseinandersetzungen dauern an. Mittlerweile hat Malis Ministerpräsident Choguel Maïga nachgelegt. Am Montag warf er Frankreich vor, mit seiner Militärintervention eine „faktische Spaltung“ des Landes forciert zu haben.[5] „Man kann uns nicht zum Vasallen machen“, erklärte Maïga: „Man kann das Land nicht in einen Sklaven transformieren. Das ist vorbei.“


Nicht mehr willkommen

In Paris heißt es nun, man werde bis Mitte des Monats über die Zukunft des Einsatzes entscheiden. In Berlin sind ähnliche Töne zu hören. Einerseits hat sich die Lage im Land seit Beginn der europäischen Intervention im Jahr 2013 stetig verschlechtert; ein geplanter Abzug böte die Chance, eine überstürzte Evakuierung à la Afghanistan zu vermeiden. Andererseits ist unter den gegebenen Umständen klar, dass Russland stärker Einfluss im Sahel gewinnen wird, falls die europäischen Streitkräfte Mali verlassen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte ursprünglich geplant, in dieser Woche Bamako zu besuchen und dort, wie es in einem Bericht heißt, „Klartext [zu] reden“.[6] Ihre Reise wurde kurzfristig abgesagt – weil, so heißt es weiter, einer ihrer engsten Mitarbeiter, ein Offizier, auf den sie nicht verzichten könne, sich mit dem Covid-19-Virus infiziert habe. Schon am Sonntag hatte Lambrecht erklärt: „Ich bin momentan sehr skeptisch, ob es tatsächlich weiter sein kann, dass wir uns vor Ort engagieren. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir länger willkommen sind“.[7] Dabei sind verschiedene Abzugsszenarien denkbar. So könnten, wie die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Katja Keul am Dienstag nach einem Kurzaufenthalt in Mali andeutete, die EU ihren Ausbildungseinsatz beenden, Deutschland aber gleichzeitig die Einheiten, die im Rahmen der UN-Blauhelmtruppe MINUSMA in Nordmali operieren, dort stationiert lassen.[8]


Französische Flaggen verbrannt

Während in Europa die Debatte andauert, berichtet ein Korrespondent des Schweizer Senders SRF, in Mali zeigten sich „viele Menschen“ über die Aussicht eines Abzugs der europäischen Truppen „hocherfreut“: „So wurden an einer Demonstration in Bamako am letzten Freitag französische Flaggen verbrannt – und Holzfiguren, die Emmanuel Macron darstellten.“[9] Auf der Demonstration seien auch „russische Fahnen geschwenkt worden“, berichtet der Korrespondent mit Blick auf die neue russische Militärpräsenz: „Die Russen scheinen durchaus willkommen zu sein“. Ihnen würden inzwischen „mehr Erfolge zugetraut als den Europäern“; so höre man, wenngleich dies „schwer überprüfbar“ sei, „die Sicherheitslage“ habe sich, seit russische Militärs „Seite an Seite mit den malischen Soldaten gegen die Dschihadisten“ kämpften, „stärker verbessert als in den letzten acht Jahren mit den französischen Truppen“. Mit Blick auf die jüngsten Forderungen aus Berlin, Paris und Brüssel, die in Bamako regierenden Militärs müssten schnellstmöglich Wahlen abhalten, hält der SRF-Korrespondent fest: „Von der Bevölkerung erhält die Regierung grossen Support. Denn für die Menschen in Mali hat die möglichst rasche Abhalung von Wahlen derzeit keine Priorität.“

 

[1] S. dazu Koloniale Reflexe.

[2] Sweden to withdraw from French-led special forces mission Takuba in Mali. france24.com 14.01.2022. S. auch Kalter Krieg in Mali.

[3] Gregoire Lory: EU’s Takuba military taskforce in Sahel caught between France and Mali. euronews.com 03.02.2022.

[4] Abdoulaye Diop, chef de la diplomatie malienne : «Nous demandons que Paris nous respecte en tant que pays». rfi.fr 28.01.2022.

[5] Mali : Selon Choguel Maïga, la France a favorisé la partition du pays. jeunafrique.com 08.02.2022.

[6] Matthias Gebauer: Lambrecht muss Reise nach Mali absagen. spiegel.de 08.02.2022.

[7] Wachsende Zweifel an Mali-Einsatz. Frankfurter Allgemeine Zeitung 07.02.2022.

[8] Daniela Vates: Staatsministerin Keul: “Regierung von Mali muss einen Zeitplan für Wahlen vorlegen“. rnd.de 08.02.2022.

[9] „Die Russen sind in Mali durchaus willkommen“. srf.ch 09.02.2022.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8837

09.02.2022

Scholz und seine Linie im Ukraine-Konflikt                                                       Man muss nicht immer alle Karten auf den Tisch legen

tagesspiegel.de, 9. Februar 2022, 06:43 Uhr, Ein Kommentar von

Der Bundeskanzler hat Nord Stream 2 nicht gleich abgesagt. Wer das kritisiert, hat Scholz und seinen Ansatz einfach nicht verstanden.


Zitat: Was ist eigentlich so falsch daran, wenn der Bundeskanzler in den USA bei seiner Linie bleibt? Will sagen, bei seiner Linie im Ukraine-Konflikt. Das wünscht man sich doch eigentlich: einen Politiker, der nicht situativ oder intuitiv handelt, sondern in einer der größten Sicherheitskrisen auf dem europäischen Kontinent nach dem Zweiten Weltkrieg konsekutiv.


Das ist ja schon fast militärisch: Lage beurteilen, Optionen wägen, dann erst vorgehen. So gesehen ist Olaf Scholz auch in Washington, bei seinem neuen Freund Joe Biden, ziemlich cool geblieben.


Und was ist, um den Gedanken weiterzuspinnen, eigentlich falsch daran, nicht alle Karten in diesem Konflikt sofort auf den Tisch zu legen? Will sagen: Russlands Präsidenten Wladimir Putin nicht schon vorher genau zu erklären, was geschehen wird, wenn seine Truppen die Grenze zur Ukraine überschreiten. Umgekehrt ist es doch viel besser.


Das Gegenüber bleibt im Unklaren über die verschiedenen Maßnahmen, die dann ergriffen werden. Auf dass in diesem Fall Putin sich nicht jetzt schon quasi in aller Ruhe ausrechnen kann, ob er (und sein Land) diese Sanktionen zu tragen bereit oder in der Lage sind. Ihm diese Möglichkeit zu verschaffen, wäre eher unklug.


Strategische Ambiguität

Ein bisschen „strategische Ambiguität“, wie Scholz das auf seine Art, auf Scholzisch, nannte, ist also schon ganz gut. Und wer jetzt noch kritisiert, dass der deutsche Kanzler Nord Stream 2 nicht gleich abgesagt hat, der hat ihn und seinen Ansatz einfach nicht verstanden. Zumal Scholz es doch gar nicht sagen musste, weil das der amerikanische Präsident gesagt hat, unwidersprochen: Aus für Nord Stream 2 bei Einmarsch. Und der Kanzler fügte hinzu, dass ganz bestimmt einig gehandelt werde.


Dass das Wort Nord Stream 2 von seiner Seite so explizit ungesagt bleibt, auch dafür kann diplomatisch gedacht durchaus einiges sprechen. Was das sein könnte? Also, dafür sollte man Putins Rationalität vielleicht nicht überschätzen. Das ist das gängige Bild von ihm: immer kühl, immer rational.


Aber so apodiktisch stimmt das womöglich gar nicht, es kann gut auch Emotionalität im Spiel sein. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler, der sich mit dem Entstehen von Kriegen auskennt, meint ja, das Problem bei Putin sei, dass der sich in einer Situation befinde, in der er relativ leicht sein Gesicht verlieren könne.


Da könnte doch etwas dran sein, oder? Putin hat sich so weit vorgewagt, dass es schwierig ist, verbal wie militärisch abzurüsten. Die Gefahr, das Gesicht zu verlieren, wächst dann logischerweise, wenn niemand den Versuch unternimmt, seine Situation zu verstehen. Verstehen heißt nun nicht, Putins Vorstellung von einer Lösung zu übernehmen. Vielmehr gehört es zum Wägen der eigenen Optionen.


Vorhut in Moskau

Insofern wirkt es geradezu wie kluge, abgestimmte Politik, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sich quasi als Vorhut in Moskau angehört hat, was Putin antreibt. Nicht dass der Präsident meint, er müsse mehr gewaltsam tun, als er ursprünglich vorhatte, um nach außen wie – Obacht – nach innen Stärke zu zeigen.


Also: Ein Ziel gemeinschaftlicher und verteilter Aktionen kann sein, dass Putin bei alledem sein Gesicht nicht verliert. Was von ferne an eine Strategie erinnert, die schon Willy Brandt verfolgt hat, der Meister der Entspannungspolitik. In diesem Fall wäre das, auf der Basis eindeutig (vor-)abgesprochener Sanktionen zugleich den Gesprächsfaden mit Russland nicht abreißen zu lassen.


Denn, noch einmal, zu Putins Emotionalität: Möglicherweise fühlt er sich tatsächlich eingekreist. Vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer. Was, wenn er sich gegen diese, nach Münkler, „Einkreisungsobsessionen“ am Ende unvernünftig wehrt? Darum gilt es, auf diese Frage des Kriegsexperten schnell eine Antwort zu suchen: ob das russische Handeln gar nicht vom Wunsch nach Stärke, sondern von Angst und Sorge getrieben ist.


Gute Arbeitsteilung

Die Arbeitsteilung des Westens läuft hier doch anscheinend ziemlich gut. Die einen können ja Waffen an die Ukraine liefern, die anderen aber müssen versuchen, die Russen zu verstehen. Und verstehen zu wollen, ist eine notwendige Voraussetzung für jede Strategie, zumal zur Deeskalation. Die Deutschen, Scholz, auch Annalena Baerbock, schaffen ihren Anteil daran nicht mit weiterer Konfrontation, sprich Waffenlieferungen.


Es ist dazu schon auch so: Jahrzehntelang sollten die Deutschen raus aus den Knobelbechern. Nun sind sie es – und es ist auch nicht recht? Die Zurückhaltung lässt sich nicht wegkommandieren, sagte Volker Rühe als Verteidigungsminister. Immer noch nicht. Gut so!


Krieg ist nicht einfach die Fortsetzung von Diplomatie mit anderen Mitteln; Krieg folgt, wenn Diplomatie versagt hat. Womöglich war es in der Rückschau ganz gut von Scholz als Kanzler, geradezu stoisch cool zu bleiben.



Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/scholz-und-seine-linie-im-ukraine-konflikt-man-muss-nicht-immer-alle-karten-auf-den-tisch-legen/28049720.html




Weiteres:


SPD geht auf Distanz zum „Gazprom“-Kanzler„Hier findet eine Grenzüberschreitung statt“


SPD_Generalsekret_r_Kevin_K_hnert_9_2_2022


tagesspiegel, 9. Februar 2022, 12:11 Uhr,   

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert wirft Gerhard Schröder schädigende Profitinteressen vor und spricht ihm Einfluss auf die Willensbildung der SPD ab


Zitat: Die SPD geht wegen seiner Russland-Geschäfte zunehmend auf Distanz zu Altkanzler Gerhard Schröder. „Er verwischt dabei die Grenze zwischen seiner Geschäftstätigkeit und dem Gehör, das er als erfahrener Ex-Regierungschef findet. Das ist nicht nur nicht in Ordnung, das ist sogar traurig“, sagte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert dem „Tagesspiegel“ zur Absicht Schröders, in den Aufsichtsrat des russischen Konzerns Gazprom einzurücken.


Schröder hatte zudem trotz des russischen Truppenaufmarsches an der Grenzen der Ukraine Kiew Säbelrasseln vorgeworfen. Dies sei „eine abseitige Position“ und nicht die der SPD, sagte Kühnert. „Der Vorwurf des Säbelrasselns an die Ukraine ist eine offenkundige Verdrehung der Tatsachen und, mit Verlaub, einfach Mumpitz.“


Der frühere Juso-Chef meinte mit Blick auf Schröders Lobbyismus für die Gasgeschäfte des russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Mich beschäftigt das als Sozialdemokrat und Generalsekretär meiner Partei sehr.“


Die Sozialdemokratie habe nach 1949 jenseits von Olaf Scholz „drei Kanzler gestellt, die alle Verdienste um dieses Land haben und die alle Voraussetzungen mitbrachten, nach dem Ende ihrer Amtszeit ihre politische Erfahrung für das Gemeinwohl einzusetzen“, so Kühnert.

Der erste, Willy Brandt, habe das beispielsweise in der Sozialistischen Internationale getan und sich aufopferungsvoll um den Ausgleich zwischen globalem Norden und Süden bemüht. Der zweite, Helmut Schmidt, sei „zum nimmermüden Reisenden und Weltenerklärer für eine ganze Nation“ geworden.


„Der dritte, Gerhard Schröder, stellt heute geschäftliche Interessen in den Vordergrund seines Handelns“, erklärte Kühnert.


Lesen Sie auch auf Tagesspiegel Plus:


Gefragt nach den Folgen von Schröders Verhalten, sagte der Generalsekretär: „Es folgt vor allem daraus, dass Gerhard Schröder seinem Ansehen in der Öffentlichkeit enorm schadet. Ich sehe nicht, dass er seiner Partei, der SPD damit ernsthaft schaden könnte. Sein Vorgehen findet in unseren Reihen auch keinerlei Widerhall.“


Er sei überzeugt, dass frühere Inhaber höchster Staatsämter in der Diplomatie eine wichtige Rolle spielen können, meinte er weiter. Auch Gerhard Schröder habe das vielfach getan. „Aber jetzt findet eine Grenzüberschreitung zwischen der Sphäre des Geschäftlichen und der der internationalen Politik statt“, warnte der Berliner Politiker.


Es dürfe einem erfahrenen Politiker nicht passieren, „dass auch nur der Eindruck entsteht, hier gebe es eine Verquickung“. Deshalb seien die Aktivitäten von Gerhard Schröder „eben nicht in die Reihe von diplomatischen Bemühungen eines Elder Statesman einzureihen, sondern sie müssen als von privaten Interessen geleitet betrachtet werden“.



Mehr zum Thema Dreyer über Altkanzler Schröder„Ich kenne niemanden in der Partei, der seine Auffassungen teilt“


Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/spd-geht-auf-distanz-zum-gazprom-kanzler-hier-findet-eine-grenzueberschreitung-statt/28051986.html


unser Kommentar: Übt sich früh so, wer vielleicht selber ein Elder Statesman werden will?





Weiteres:




"Wovon reden Sie?": Jetzt teilt Ex-US-Präsident Trump gegen Scholz aus

In den USA nimmt die Kritik an Nord Stream 2 zu. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump bezeichnet Deutschland mit Blick auf die Pipeline als "Geisel Russlands". Mit scharfen Worten äußert er sich zum Besuch von Kanzler Olaf Scholz.

Info:





09.02.2022

Nein zur COVID19-Impfpflicht – für freie Impfentscheidung!

dkphannover.wordpress.com, 7. Februar 2022


Erklärung des Kreisvorstands der DKP Hannover 6. Februar 2022


Nach Monaten repressiver und schikanöser Maßnahmen einer indirekten Impfpflicht (2G/3G etc.), die sich am stärksten gegen die arbeitende und lernende Bevölkerung richten, beabsichtigen die herrschenden Kräfte fast aller Parteien im Bundestag die Einführung einer COVID19-Impfpflicht. Diese Impfpflicht soll mit hohen Bußgeldern und Strafen durchgesetzt werden. Dieses Vorhaben ist geprägt von einem Irrationalismus, der die deutsche Coronapolitik von Beginn an kennzeichnet: Die Autoren erster fraktionsübergreifender Anträge im Bundestag können nicht einmal genau benennen, gegen welche Virusvariante geschweige denn mit welchem Impfstoff zwangsweise geimpft werden soll. Entsprechend der bisherigen Impfkampagne liegt eine de facto Pfizer-/BioNtech-Impfpflicht nahe. Der Kreisvorstand der DKP Hannover sagt ohne Wenn und Aber NEIN zur COVID19-Impfpflicht unter den ökonomischen und politischen Verhältnissen, wie sie hier und heute sind. Die Impfung gegen COVID19, gleich in welcher Variante und mit welchem Impfstoff, muss eine persönliche Entscheidung sein. Die bisherigen Maßnahmen der indirekten Impfpflicht und die drohende direkte Impfpflicht haben zu großen Widerständen und Protesten geführt. Wir meinen, zu Recht. Denn:


  • Die Impfstoffe haben höchstens einen Nutzen als Selbstschutz. Die wiederholte Behauptung, die Impfung schütze Geimpfte und ihr Umfeld vor Ansteckung, ist unwahr. Folglich kann die Impfung nur eine individuelle Entscheidung unter Abwägung zwischen persönlichem Nutzen und Risiko sein. Die bisherige Impfkampagne ist unter hohem Druck einer Phalanx bestehend aus Pharmakonzernen und Politikern, die einen Kurs des permanenten Ausnahmezustands betreiben, durchgesetzt worden. Das sind vor allem die von Lobbyisten durchsetzten EU-Zulassungsbehörden, deutsche Bundesbehörden und deren willige Helfer in den Regierungen und Parlamenten. Die Notfall-Zulassung der Impfstoffe westlicher Pharmakonzerne erfolgte im Eiltempo, während alle anderen bis heute nicht zugelassen sind. Dies zeigt eine unverhüllt interessensgesteuerte Zulassungspolitik, die nicht vorrangig die Gesundheit der Bevölkerung zum Ziel hat. Weiterhin weckte das offenkundig politisch beeinflusste Agieren von „Ethik“- und Impfkommissionen, regierungsabhängigen und -hörigen Virologen und Instituten des Wissenschaftsapparates bei großen Teilen der Bevölkerung erhebliche Zweifel daran, dass, wie behauptet, der Gesundheitsschutz der Bevölkerung bei Forschung und Zulassung der neuartigen Impfstoffe an erster Stelle gestanden hat.

  • Mit dem religiös anmutenden Schlachtruf „Folge der Wissenschaft!“ werden Kritiker der Pfizer-Kampagne diskriminiert und per „Schwurbler“- und „Irrationalismus“-Vorwurf von Staat, Medien und deren bestellten „Faktencheckern“ zum Schweigen gebracht. Durch diese besondere Instrumentalisierung des Wissenschaftsapparats für die Politik des Coronaausnahmezustands fällt seriöse wissenschaftliche Information als Orientierungshilfe für die Bevölkerung weitgehend weg. Die individuelle Impfentscheidung jedes Bürgers als letzte Kontrollmöglichkeit gegenüber den Herrschenden muss erhalten bleiben.

  • Die schlechte Situation in der Gesundheitsversorgung hat ihre Ursache nicht in mangelnder Impfbereitschaft, sondern im Abbau der Intensivpflegekapazitäten (vor allem beim Personal) sowie in der massenhaften Schließung von Krankenhäusern. Die Kapazitätsengpässe in Krankenhäusern werden bewusst verschärft, die Verursachung wird der angeblich niedrigen Impfquote oder sogar den Patienten selbst zugeschoben. Der neoliberale Umbau des Gesundheitswesens für den Profit, wie er von den fanatischsten Befürwortern der Impflicht, wie etwa Minister Lauterbach, vorangetrieben wird ist die Ursache der Krise im Gesundheitswesen.
  • Bereits die sog. „berufsbezogene Impfpflicht“ führt zu Berufsverboten und gefährdet kurzfristig die Qualität der Pflege massiv. Kolleginnen und Kollegen sind in ihrer Existenz bedroht und nehmen nun den Kampf auf. Wir erklären uns solidarisch mit ihnen! Wir erinnern an die Forderung von ver.di vom Januar 2021: „Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist freiwillig und muss es bleiben. Es darf keine Diskriminierung aufgrund des Impfstatus geben – weder gesellschaftlich noch im Arbeitsverhältnis. Bei Einstellungen und anderen Fragen darf es keine Benachteiligung geben.“

In den vergangenen Wochen ist bundesweit massiver Protest und Widerstand gegen die drohende Impfpflicht und die seit zwei Jahren andauernde Schikanierung, die bis in die Privatsphäre reicht, aufgeflammt. Massive, dauerhafte Einschränkung demokratischer Rechte, ultra-autoritäre Gesetze wie die mehrfachen Reformen des Infektionsschutzgesetzes und nicht zuletzt der offene staatliche Lohnraub (wie etwa während der Quarantäne) markieren große Schritte zur Aushöhlung der bürgerlichen Demokratie. Der Protest speist sich aus breiten Kreisen der Bevölkerung, Hunderttausende beteiligten sich an den Spaziergängen. Mit einer infamen Hetzkampagne antworten die herrschenden politischen Kräfte, angeführt vom rot-rot-grünen Lager: Die Proteste seien „rechts“, „rechts unterwandert“, „rechts dominiert“. Das geht bis zur offenen Hetze, wenn etwa die Spaziergänger pauschal als geistige Nachfolger von Hitlers NSDAP verunglimpft werden. Mit solcher Diffamierung, Einsatz von Agent Provocateurs und politischem Rufmord wird versucht, die Proteste einzudämmen und konsequente linke Kräfte von ihnen fernzuhalten. Dabei kommen Kräfte wie die AfD gerade recht, geben sie rot-rot-grün doch die erwünschten und herbeigeredeten Pappkameraden ab, die zur Not, auch als V-Leute eingeschleust werden. Diese bekannte Taktik der Herrschenden, eine angebliche Querfront herbeizuhalluzinieren um damit Widerstandskräfte zu lähmen, wird gerade vom sogenannten „links-progressiven“ Lager aktiv unterstützt. Jene „Linken“ haben dabei offenbar kein Problem damit, eine Querfront mit Kriegstreibern und fanatischen Maßnahmenbefürwortern,wie etwa den Grünen, einzugehen. Wir sagen: Die derzeitige Bundesregierung ist das Ausführungsorgan der reaktionärsten politischen Kräfte in Deutschland. Es sind die Vertreter der Ampel-Koalition und ihre Unterstützer in der Opposition, die für einen Krieg gegen Russland und China trommeln. Es sind jene, die die Coronamaßnahmen, die mit Gesundheitsschutz kaum etwas zu tun haben, mit allen Mitteln durchsetzen wollen. Es sind die, die per Bereitschaftspolizei Coronaspaziergänger zusammenprügeln, demokratische Rechte wie das Versammlungsrecht bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln und dies auch noch als antifaschistische Tat verkaufen.


Wir sagen: Protest und Widerstand gegen die direkte-, sowie gegen die immer absurderen Maßnahmen der indirekten Impfpflicht, wie aktuell die „Status-Entwertung“ bereits Geimpfter oder Genesener, ist gerechtfertigt und notwendig!


Info: https://dkphannover.wordpress.com/2022/02/07/nein-zur-covid19-impfpflicht-fuer-freie-impfentscheidung

09.02.2022

Impfpflicht in der Pflege:  Warum Pflegekräfte sich nicht impfen lassen wollen

berliner-zeitung.de, Ruth Schneeberger, 9.2.2022 - 12:39 Uhr

Für Pflegekräfte ist die Impfpflicht beschlossen. In Tübingen wagen 300 Klinikbeschäftigte den Aufstand, in Berlin gehen sie auf die Straße. Der Druck wächst.


Zitat: Berlin - Kommt die Impfpflicht oder kommt sie nicht? Während Bundeskanzler Olaf Scholz attestiert wird, bei dem Thema unterzutauchen, Gesundheitsminister Lauterbach zwar ständig dafür wirbt, aber dennoch keine Beschlussvorlage eingebracht hat und die Parteien von FDP bis SPD sich mit Befremden und Befürwortung abwechseln, ist eine Impfpflicht doch längst beschlossen: die einrichtungsbezogene. Ab 15. März sollen deutschlandweit keine ungeimpften Pflegekräfte mehr am Krankenbett stehen – und darüber hinaus auch keine Köche, Putzhilfen, Altenpfleger, Verwaltungskräfte oder Labormediziner mehr im Gesundheits- und Pflegebereich arbeiten, wenn ungeimpft.


Zwar hat Ministerpräsident Markus Söder für Bayern in dieser Woche der einrichtungsbezogenen Impfpflicht bereits eine Absage erteilt, auch in Brandenburg sehen sich Gesundheitsämter und Behörden mit der Einführung überfordert, am Montagabend forderte CDU-Chef Friedrich Merz gar die bundesweite Aussetzung der Pflicht. Doch die Ampel scheint weiter an ihr festhalten zu wollen, wie auch Karl Lauterbach und Lothar Wieler auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstag noch einmal bekräftigten.


Für Franz P. ist das ein Desaster. Der Intensivpfleger aus Tübingen, der namentlich nicht genannt werden will, ist einer von 300 Kolleginnen und Kollegen, die allesamt an Tübingens Uniklinik arbeiten und sich gegen diese Impfpflicht positionieren. Zur Hälfte aus dem medizinischen Bereich, zur Hälfte aus Verwaltung und weiteren Arbeitsbereichen auch ohne Patientenkontakt. Nicht alle sind ungeimpft, manche sind grundimmunisiert oder gar geboostert, aber sie alle wollen nicht von der Politik dazu gezwungen werden, sich (weiter) impfen zu lassen. Viele haben Angst, ab 15. März ihren Job zu verlieren, einige davon so sehr, dass sie krankgeschrieben sind.

Sie haben ihrem Arbeitgeber bereits im Januar einen Brief geschrieben, um ihren Unmut und ihre Sorgen zu äußern, daraufhin gab es ein Treffen mit der Klinikleitung, das für die Aufständler aber unzufriedenstellend verlaufen sei, berichtet Franz P. Es sei für seine Begriffe eher eine Werbeveranstaltung fürs Impfen gewesen, die beschriebene Spaltung in der Klinik sei abgetan worden, die Klinik würde ihren Mitarbeitern keine Angebote machen, sondern sich „hinter dem Gesetz verstecken“. Deshalb sei es nun an der Zeit für die Pflegekräfte, sich an die Öffentlichkeit und die Politik zu wenden. Schließlich würde Kollegen der Tod an den Hals oder ein schwerer Verlauf gewünscht, nur weil sie sich nicht mehrfach impfen ließen.


Der Intensivpfleger sagt ganz klar: „Ich bin nicht generell gegen die Impfung.“ Ohne diese, das sei allen im Hause deutlich genug, hätte die Pandemie kaum gehandelt werden können, ohne Impfung seien die Intensivstationen komplett überlastet worden. Die Impfung wirke. Und er ist sogar für eine Impfpflicht, aber nur für eine ganz bestimmte Personengruppe: Risikopatienten. Diabetes, koronare Herzerkrankung und Adipositas – diese drei Vorerkrankungen, hat der Intensivpfleger auf der Corona-Station in den vergangenen zwei Jahren beobachtet, würden am stärksten dazu beitragen, dass ungeimpfte Patienten schwer an Covid-19 erkranken oder gar versterben. „Es sind die ungeimpften Risikogruppen, die unsere Stationen verstopfen“, sagt Franz P.. Und dennoch kämpft er gegen die Impfpflicht für Pflegekräfte. Wie passt das zusammen?


Weil eine Impfung auf einer persönlichen Risikobewertung fußen müsse, sie müsse deshalb eine individuelle Entscheidung bleiben, findet er: „Ich möchte das mit meinem Hausarzt besprechen und mir nicht von einem Herrn Spahn oder jetzt von Herrn Lauterbach diktieren lassen, wann, wie oft und womit ich mich impfe.“ Auch Novavax sei keine echte Alternative und kein echter Totimpfstoff. Er selbst ist ungeimpft – aber genesen. Anderthalb Jahre nach der Infektion seien seine Antikörper in ausreichender Zahl vorhanden. „Ich möchte, dass mein Genesenenstatus anerkannt wird“, sagt der Intensivpfleger und fordert das nicht nur für sich, sondern für alle Genesenen. Seine eigene Ärztin habe ihm im Übrigen von der Impfung abgeraten, weil er nicht zur Risikogruppe gehöre und die Studienlage ihr zu einseitig erscheine.


Andere Kollegen hätten Probleme etwa nach der Impfung bekommen, vor allem nach dem Boostern würden reihenweise Mitarbeiter ausfallen, für teils zwei Wochen. Von schweren Impfschäden oder ganz besonders starken Impfnebenwirkungen weiß er nicht zu berichten, auf seiner Station werden vor allem Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen behandelt, unter anderen an der Ecmo-Maschine, welche die Arbeit der erkrankten Lunge zeitweise übernimmt. Und er will und darf auch über seine Patienten nicht sprechen. Doch er bekommt von anderen Stationen im Haus mit, wenn junge Patienten mit Myokarditis eingeliefert werden; eine Kollegin habe nach der Impfung mit Astrazeneca eine Sinusthrombose im Hirn erlitten. Überhaupt sei das mit Impfschäden oder ungewöhnlichen Impfnebenwirkungen so eine Sache: Der Nachweis eines Zusammenhanges sei schwierig bis teils unmöglich. Angst vor der Impfung sei aber nur ein kleiner Teil der Motivation des Widerstands im Kollegium, berichtet der Pfleger.


Das größte Problem sei der Umgang mit dem Personal in der Pandemie – und zwar nicht nur innerhalb des Hauses, wobei er die Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften deutlich anprangert. Sondern vor allem durch Politik und Gesellschaft, wie er sagt.


„Wir hatten richtig Angst am Anfang, zum Teil sind damals schon Pflegekräfte krank geworden wegen Stress“, erinnert er sich an den Beginn von Corona 2020. „Wir sahen die Bilder aus Italien und waren schon lange vorbereitet darauf, dass mal eine Pandemie kommen wird. Wir hatten deshalb schnell ausreichend Schutzmaterial da, das war unser großes Glück, das uns viel Sicherheit gegeben hat inmitten unserer eigenen Ängste.“ Nach einem Jahr vollem Einsatz hätten sie am Uniklinikum in Tübingen dann gemerkt, dass sich kein einziger Mitarbeiter bei einem Patienten infiziert habe – „und das ohne Impfung!“, betont Franz P. Das sei bis heute so geblieben. Auch andersherum habe sich kein Patient bei einem Mitarbeiter angesteckt.


Das Uniklinikum ist groß, insgesamt etwa 11.000 Mitarbeiter arbeiten dort, es ist ein Haus der Maximalversorgung. Aus diesem Eindruck heraus verstärkt sich nun der Glaube vieler, eine Impfpflicht sei nicht nötig. Nicht mehr vor allem, da bereits 90 Prozent geimpft seien. Außerdem, betont Franz P., sei es den Unwilligen und auch allen anderen nicht zuzumuten, sich derart gängeln zu lassen. Nicht nach allem, was sie in der Pandemie schon geleistet haben – ohne jemals wirkliche Unterstützung von außen zu erfahren außer dem kurzzeitigen allbekannten Klatschen. Stattdessen werden bundesweit weiter Betten abgebaut und Kliniken geschlossen, wegen Personalknappheit und aus wirtschaftlichen Gründen. Der Druck auf die Verbliebenen steigt stetig.


Deshalb wollen die Mitarbeiter in Tübingen nun für ihre Freiheit kämpfen – und für ihre Würde: „Wir sind bereit, eine dreimonatige ALG-Sperre in Kauf zu nehmen. Dieses Druckmittel seitens der Arbeitgeber und der Arbeitslosenversicherung verpufft nach allem, was wir in den letzten Jahren kompensieren und erdulden mussten. Es ist nun an der Politik, zu entscheiden und zu zeigen, wie sie mit systemrelevanten Berufsgruppen umgehen, die einen differenzierteren Einblick in die Pandemie haben als Zahlentheoretiker“, sagt der Klinikmitarbeiter. „Weiterer Druck auf das betroffene Personal würde einen weiteren Pflexit auslösen“, prophezeit er. „Man muss bedenken, dass der Druck, den das Personal aushalten muss, auch von den Patienten zu spüren ist. Das erleben leider gerade ungeimpfte Patienten durch einige geimpfte Versorger“, gibt er zu bedenken.


Hinter der Gruppe um Franz P. stecken nicht nur Pflegekräfte und Verwaltungsmitarbeiter, sondern nach seinen Angaben auch rund 20 Tübinger Ärzte – aus allen möglichen Fachgebieten, von der Neurochirurgie bis zur Geburtshilfe. Diese seien nach seiner Beobachtung noch schlechter dran als die Pflegekräfte. Junge Ärzte würden kaum mehr Geld verdienen als erfahrene Pfleger, hätten aber ungleich mehr Verantwortung zu tragen und seien stets dem jeweiligen Chefarzt unterstellt. Eine eigene Meinung könnten sie sich kaum leisten. Deshalb müssten die Pflegekräfte für die Ärzte mit auf die Straße gehen, denn viele hätten Angst, nicht nur ihren Job, sondern gar ihre Approbation zu verlieren, sobald sie sich kritisch über die Impfung oder die Impfpflicht äußerten. Diese Erfahrung hat Franz P. allerdings nicht inner-, sondern außerhalb des Uniklinikums gemacht.


Keine Angst vor Repressalien hat hingegen Mandy Puppe, die am Montagabend in Berlin mitmarschiert, auf der Demo gegen die Impfpflicht, organisiert von der Gruppe „Aufbruch 21“. Ein „friedlicher Lampion- und Lichterumzug vom Brandenburger Tor zum Berliner Dom für eine freie Impfentscheidung“ ist angekündigt, und so wird es auch: Etwa 200 Menschen mit bunten Lichtern spazieren zu Musik von Bob Marley bei Eiseskälte Unter den Linden. Unter ihnen die 22-jährige Krankenschwester, die seit vier Jahren in der Pflege arbeitet und seit Beginn der Pandemie in Ausbildung ist. „Ich habe sehr lange Zeit auf Covid-Stationen gearbeitet, Nachtwachen gehalten bei demenzerkrankten Covid-19-Patienten, und habe mich nie angesteckt“, erzählt sie. Da ist es wieder, das Argument der nicht erlebten Ansteckung binnen zwei Jahren. Auch Mandy Puppe ist ungeimpft und will es bleiben – aus Unsicherheit über Langzeitwirkungen. Für den Fall, dass ihr Arbeitgeber sie zwingen will, macht sie sich keine Sorgen: Es gebe genügend ungeimpftes Personal in Berlin, nie und nimmer könne in der Pflege auf diese Kräfte verzichtet werden. Notfalls will sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen, um in ihrem Job bleiben zu können. Denn sie sagt: „Ich liebe meinen Beruf! Ich könnte mir nichts anderes vorstellen.“


Dass Karl Lauterbach zuletzt verkündete, ungeimpfte Pflegekräfte hätten in Kliniken nichts zu suchen, das würden ihm nicht nur Ungeimpfte übel nehmen, erzählt Franz P. „Ich selbst hätte nichts dagegen, Deutschland den Rücken zu kehren und mich in der Schweiz zu bewerben, die mich mit offenen Armen empfangen würde. Aber was wird dann aus unserer deutschen Gesellschaft und der Pflege in Deutschland?“, fragt der Intensivpfleger, der gerne auch seine Eltern und Großeltern in guten Händen wüsste – die sich übrigens auf seinen Ratschlag hin haben impfen lassen. Das fatale Signal von Lauterbachs Aussage sei gewesen, dass nur eine solche Pflegekraft eine gute Pflegekraft sei, die im Zweifel ohne eigenen Willen umsetze, was der Staat befehle. Dagegen müsse man sich wehren.


Info: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/warum-pflegekräfte-sich-nicht-impfen-lassen-wollen/ar-AATEj4X?ocid=msedgntp

09.02.2022

Chip-Unabhängigkeit für künftige Konflikte     EU stellt 43 Milliarden Euro für die Halbleiterproduktion in Aussicht, will mit den USA und China rivalisieren und bei einer Konflikteskalation in Ostasien unabhängig von dortigen Zulieferern sein.


german-foreign-policy.com, 9. Februar 2022

BRÜSSEL (Eigener Bericht) – Mit Investitionen in Höhe von 43 Milliarden Euro will die EU-Kommission die Halbleiterherstellung in Europa massiv ausbauen und für den Fall einer globalen Konflikteskalation größere Unabhängigkeit erreichen. Der European Chips Act, den die Kommission am gestrigen Dienstag vorgestellt hat, soll den Anteil der EU an der weltweiten Chipproduktion von heute zehn auf 20 Prozent verdoppeln. Ziel ist es, von Produzenten vor allem aus Ostasien unabhängiger zu werden; sonst könne die Industrie der EU herbe Schäden nehmen, falls es etwa bei einer Zuspitzung des Konflikts zwischen China und Taiwan zu Lieferausfällen in großem Umfang komme, erläutert EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton. Brüssel hofft auf eine baldige Ankündigung des US-Konzerns Intel, eine bedeutende Chipfabrik in der EU zu errichten. Mit ihrer Initiative konkurriert die EU mit den USA und China, die jeweils eigene Fördermittel in zwei- bis dreistelliger Milliardenhöhe bereitstellen. Experten geben sich bezüglich der Erfolgsaussichten skeptisch – ähnlich wie bei anderen Versuchen der EU, bei bedeutenden Zukunftstechnologien eine globale Spitzenstellung zu erlangen.



Der European Chips ActDer European Chips Act, den die EU-Kommission am gestrigen Dienstag vorgestellt hat, zielt darauf ab, die Halbleiterherstellung wieder stärker in Europa zu verankern. Wurden in den 1990er Jahren noch rund 40 Prozent aller Chips in Europa hergestellt, so ist der Anteil inzwischen auf rund zehn Prozent gesunken. Mehr als zwei Drittel aller Chips werden aktuell in Ostasien produziert – in Japan, in Südkorea, in China und auf Taiwan. Das gilt aufgrund der schon heute immensen und in Zukunft noch deutlich steigenden Bedeutung der Halbleiterherstellung als ernster Nachteil für die deutsche bzw. europäische Industrie. Brüssel zielt nun darauf ab, nicht nur große Chipfabriken wieder in der EU anzusiedeln, sondern das gesamte industriell-technologische Umfeld spürbar zu stärken – von der Forschung über die Entwicklung bis hin zu allen Stufen der Produktion. Dazu sollen, wie EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton gestern bekanntgab, bis 2030 insgesamt 43 Milliarden Euro mobilisiert werden – elf Milliarden im Rahmen des European Chips Act von der EU und den Mitgliedstaaten, zwei Milliarden durch einen neuen EU Chips Fund sowie 30 Milliarden mit Hilfe schon bestehender Programme, die nun der neuen EU-Initative zugeordnet werden.[1]


Zitat: Ehrgeizige Pläne

Ziel der Kommission ist es, den Anteil der EU an der globalen Halbleiterproduktion bis 2030 auf rund 20 Prozent zu verdoppeln. Das Vorhaben gilt als äußerst ehrgeizig. Sowohl die USA als auch die Staaten Ostasiens sind bemüht, ihre jeweilige Chipindustrie in hohem Tempo voranzubringen. Die Vereinigten Staaten etwa planen ein ähnliches Halbleiter-Förderprogramm wie die EU mit einem Volumen von 52 Milliarden US-Dollar. China wiederum, dessen vergleichsweise schwache Halbleiterbranche als Achillesferse der chinesischen Industrie gilt, bemüht sich mit aller Kraft, den Sektor weiterzuentwickeln und auszubauen – nicht zuletzt, um harten US-Sanktionen die Wirkung zu nehmen. Die Fördermittel der Volksrepublik für die Chipherstellung werden auf gut 150 Milliarden US-Dollar beziffert. Experten gehen davon aus, dass die globale Halbleiterproduktion sich bis 2030 verdoppeln wird; soll die EU ihren Anteil daran ebenfalls verdoppeln, ist eine Steigerung des europäischen Ausstoßes auf das Vierfache des heutigen Volumens notwendig. Dass das gelingt, wird von Ökonomen bezweifelt. Bislang hätten „Einzelstaaten wie China, Südkorea, Taiwan oder die USA ... schneller und entschlossener“ gehandelt als die EU, urteilt etwa das unternehmernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln.[2]


Milliardensubventionen

Im Rahmen ihrer Bemühungen setzt die EU unter anderem auf Großinvestitionen auswärtiger Konzerne, darunter insbesondere der US-Konzern Intel. Intel-Chef Pat Gelsinger hat laut Berichten den Aufbau zweier großer Chipfabriken („Fabs“) und mehrerer weiterer Werke in Europa im Blick. Die Standorte sollen wohl über mehrere europäische Staaten verteilt werden; gute Chancen werden vor allem Deutschland eingeräumt.[3] Allerdings fordert Gelsinger für jede Chipfabrik, die rund zehn Milliarden Euro kostet, staatliche Subventionen in Höhe von etwa vier Milliarden Euro. Experten äußern sich skeptisch. So erklärt etwa Niclas Poitiers, ein Spezialist des Brüsseler Think-Tanks Bruegel, Intel gebe zwar an, in seinen künftigen europäischen Werken modernste Halbleiter mit einer Größe von zwei Nanometern oder weniger produzieren zu wollen. Allerdings sei der Konzern dazu noch nicht in der Lage, denn er habe den Sprung „auf die neueste Generation von Halbleitern verpasst“.[4] Womöglich sei Intels Ankündigung, Zwei-Nanometer-Chips herstellen zu wollen, nur ein „Köder“ für staatliche Beihilfen, urteilt Poitiers. Außer mit Intel verhandelt die EU-Kommission auch mit Taiwan Semiconductor Manufacturing Co (TSMC) über den Aufbau einer Halbleiterfabrik in Europa.[5] TSMC ist einer der bedeutendsten Chiphersteller der Welt.


Vom US-Defense Production Act inspiriert

Wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußert, geht es der Kommission zwar zunächst darum, dem europäischen Staatenkartell eine industrielle Führungsrolle zu sichern. „Europa ist der Kontinent, auf dem alle industriellen Revolutionen begonnen haben, und Europa kann auch die Heimat der nächsten industriellen Revolution sein“, erklärte von der Leyen am gestrigen Dienstag.[6] Doch hat Brüssel – auch von den Erfahrungen des aktuellen Chipmangels ausgehend – deutlich weiterreichende Ziele im Blick. So hat Binnenmarktkommissar Breton erst kürzlich darauf hingewiesen, die EU sei nicht auf kriegsbedingte Ausfälle bei ihren heutigen Chiplieferanten, so etwa TSMC aus Taiwan, vorbereitet. Sollte etwa der Konflikt zwischen China und Taiwan militärisch eskalieren, stünden „die europäischen Fabriken innerhalb von nur drei bis vier Wochen ohne Chips da“, warnt Breton.[7] Um im Konfliktfall handlungsfähig zu sein, ist laut Berichten die Vergabe von EU-Fördermitteln zur Halbleiterproduktion an Auflagen geknüpft, die die „Versorgungssicherheit in Krisensituationen“ garantieren sollen. Dazu gehören Exportverbote, wie sie zeitweise für Covid-19-Impfstoffe verhängt wurden. Die Kommission hat sich Insidern zufolge bei ihrer Arbeit am European Chips Act vom US-amerikanischen Defense Production Act „inspirieren“ lassen, der 1950 mit Blick auf den Koreakrieg verabschiedet wurde und der US-Regierung weitreichende Eingriffsrechte in Unternehmensentscheidungen gibt.[8]


„An den Rand gedrängt“

Der Versuch, die Halbleiterindustrie wieder stärker in der EU zu verankern, ist nur eine von mehreren Initiativen Berlins und Brüssels, die deutsche bzw. europäische Wirtschaft für die sich rasant verschärfende globale Konkurrenz fit zu machen und bei zentralen Zukunftstechnologien eine globale Führungsposition zu erreichen. Die Initiativen zielen etwa auf den Aufbau einer europäischen Batteriezellproduktion [9], auf die Schaffung einer „europäischen Cloud“ [10], auf eine Führungsrolle Deutschlands und der EU in puncto Technologien für die Energiewende [11] oder auf eine zentrale internationale Stellung in der entstehenden weltweiten Wasserstoffbranche [12]. Der Erfolg ist bislang allerdings allenfalls gemischt. So kommt etwa „Gaia-X“, die „europäische Cloud“, nicht wie gewünscht voran. Ende vergangenen Jahres teilte eines ihrer Gründungsunternehmen, die französische Tech-Firma Scaleway, anlässlich ihrer Trennung von Gaia-X mit, das Projekt sei mehr oder weniger von US-Tech-Riesen gekapert und in ihrem Sinne „an den Rand gedrängt“ worden.[13] Gaia-X gilt als zentrales Projekt zum Erreichen oder – im Falle eines Scheiterns – Nichterreichen sogenannter Datensouveränität durch die EU.

 

[1] European Chips Act – Questions and Answers. ec.europa.eu 08.02.2022.

[2] Klaus-Heiner Röhl, Christian Rusche: Der EU-Chips-Act – Eine Chance für Halbleiter aus Europa? IW-Kurzbericht 7/2021. Köln, 08.02.2022.

[3] Joachim Hofer: Intel-Chef: Entscheidung über Milliarden-Investitionen steht kurz bevor – Deutschland hat gute Chancen. handelsblatt.com 04.02.2022.

[4] Oliver Noyan: Intel plant Milliardeninvestitionen in Mikrochips der nächsten Generation in EU. euractiv.de 26.01.2022.

[5] Finbarr Bermingham: EU rolls out a red carpet for TSMC and other semiconductor giants. scmp.com 09.02.2022.

[6] Brüssel will Chip-Lieferengpässe beenden. Frankfurter Allgemeine Zeitung 09.02.2022.

[7], [8] Joachim Hofer, Moritz Koch: Milliarden für Chips: Wie die EU moderne Halbleiter-Fabriken nach Europa holen will. handelsblatt.com 28.01.2022.

[9] S. dazu Deutschland auf Aufholjagd (II).

[10] S. dazu Risse in Europas „digitaler Souveränität“.

[11] S. dazu Klimamilliarden für die Wettbewerbsfähigkeit.

[12] S. dazu Die Geoökonomie des Wasserstoffs.

[13] S. dazu Risse in Europas „digitaler Souveränität“.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8836

08.02.2022

Bundesregierung beerdigt Minsker Abkommen?

aus e-mail von Dori Pumhrey, 8. Februaer 2022, 14:19 Uhr


*/Siehe dazu auch:

/**Baerbocks „Erfolg“ in Kiew: Das Minsker Abkommen ist tot

*Die deutsche Außenministerin Baerbock hat ihren ukrainischen Amtskollegen Kuleba besucht und dabei ganz nebenbei das Minsker Abkommen begraben. In den deutschen Medien wird das nicht erwähnt.

/Zum Artikel:**/https://www.anti-spiegel.ru/2022/baerbocks-erfolg-in-kiew-das-minsker-abkommen-ist-tot/



https://de.rt.com/meinung/131168-die-kaelte-der-frau-hoffmann/

8.2.2022

*Die Kälte der Frau Hoffmann: Wie sich die Bundesregierung vom Frieden in der Ukraine abwendet

*/von Dagmar Henn/


Mit dem Satz "Der Donbass gehört zur Ukraine" hat die Sprecherin der Bundesregierung Christiane Hoffmann signalisiert, dass diese keine Einwände hätte, wenn Kiewer Truppen den Donbass überfielen. Damit wandte sich die Regierung vom Minsker Abkommen ab. Und vom Frieden.


Es gibt Augenblicke, die einen frösteln machen, weil man ahnt, dass Schlimmes folgen wird. Das Schweigen der westlichen Medien nach dem Massaker von Odessa beispielsweise. Es hatte deutlich gemacht, dass die Kiewer Truppen im Donbass völlig freie Hand haben würden, ihnen jedes

Verbrechen erlaubt wäre. Und so war es auch gekommen: Krankenhäuser und Schulen wurden bombardiert, Wasser- und Stromversorgungen zerstört, ganze Autokolonnen mit Menschen, die zur russischen Grenze flüchteten, mit Raketen beschossen; unzählige Kriegsverbrechen, die im Westen nie auch nur wahrgenommen worden waren. So wie Odessa.


Heute hatte ich dieses Gefühl wieder. Und Auslöser war das Betrachten der Bundespressekonferenz. Genau gesagt, die Antworten von Regierungssprecherin Christiane Hoffmann. Sie wurde von unserem Kollegen Florian Warweg gefragt, <https://de.rt.com/inland/131155-aggressor-ist-immer-russe-bundesregierung-ukraine-bpk/>  was denn die Haltung der Bundesregierung wäre, sollten die ukrainischen Truppen die Donbassrepubliken angreifen. Und sie sagte da nichts von

Minsk II und dass das damit gebrochen würde; sie sagte auch nichts in der Richtung, man wünsche sich, dass es dazu nicht komme, oder man müsse einen Ausweg finden, mit dem sich beide Seiten sicher fühlen könnten.

Nein, sie sagte: "Der Donbass gehört zur Ukraine. Das ist meine Antwort auf Ihre Frage."


Die Absurdität, im Abstand weniger Minuten zum einen von russischer Aggression zu reden, weil russische Truppen auf russischem Gebiet stehen, ohne irgendjemanden zu beschießen, und auf der anderen Seite selbst für den Fall eines ukrainischen Angriffs lapidar zu erklären, das sei ukrainisches Territorium, schien ihr keine Probleme zu bereiten. Das ist man von Regierungssprechern so gewöhnt. Das Tonband mit der "russischen Aggression" läuft schon seit 2014 in Endlosschleife, man hat sich daran gewöhnt wie an Straßengeräusche. Aber dieses beiläufige

Wegwischen der Menschen im Donbass, die es 2014/15 tatsächlich mit einer Wiederauflage des Vernichtungskriegs zu tun hatten, weil Kiew nur am Gebiet interessiert ist, nicht an den Bewohnern, und denen dasselbe abermals drohen würde, diese lapidare Verleugnung, dass dort Menschen leben, die atmen, leben, bluten und leiden wie wir – das hat mich frieren lassen.


Ich gebe zu, es waren noch zwei weitere Informationen, die dazu beitrugen, weil sie in die gleiche Richtung weisen. Die erste war die Behauptung, die vom US State Department aufgestellt worden war, Russland plane eine False-Flag-Aktion mit einem fingierten Massaker. Für sich genommen, fand ich das erst einmal nur unsinnig. Schließlich sind es die USA, nicht Russland, die eine lange Geschichte fingierter Angriffe aufzuweisen haben (und, ja, wir Deutsche auch). Und es machte Spaß, Matt Lee dabei zuzusehen, wie er diese Behauptung auseinandernahm. Dann kam

allerdings die zweite Information: Auf YouTube wurde eine ganze Reihe Videokanäle der Donbassrepubliken gesperrt. Und da fiel die erste Information an ihren Platz, wie ein Puzzlestück.


Was, wenn diese US-amerikanische Aussage gar nicht dazu dient, den Russen die Produktion falscher Videos zu unterstellen, sondern gewissermaßen präventiv die Authentizität ganz realer Aufnahmen realer Ereignisse eines ukrainischen Angriffs in Zweifel zu ziehen? In diesem Zusammenhang macht die Schließung von YouTube-Kanälen Sinn. Nicht, weil es keine anderen Verbreitungswege für Videos gäbe. Aber Videos sind das eine, Livestreams das andere. Der Luftangriff auf Lugansk am 2. Juni 2014 beispielsweise war im Livestream zu sehen gewesen. Und während es kein Problem mehr ist, Videos zu fälschen, ist das mit Livestreams schwieriger. Was, wenn die Sperrung der Videokanäle dem Zweck dient, genau diese nach wie vor unbestreitbaren Belege unmöglich zu machen? Und die US-Behauptung eine vorweggenommene Verteidigung der Kiewer Truppen gegen Vorwürfe wegen erst beabsichtigter Massaker ist?


Nun, eine solche Kollision von unterschiedlichen Informationen, die zusammen auf einmal einen anderen Sinn ergeben, nimmt man zur Kenntnis und verbucht sie erst einmal unter "Hypothese". Eine mögliche, aber noch keine zwingende Lesart. Und dann kam Frau Hoffmann.


Dabei ist das Szenario, das sich gerade entwickelt, schlimm genug. Minsk II ist eindeutig dabei zu verschwinden. Die /dpa/ schrieb heute: "Ein Friedensplan, der 2015 mit Beteiligung Deutschlands und Frankreichs in der belarussischen Hauptstadt Minsk vereinbart wurde, liegt auf Eis."

Gerade, dass man sich noch daran erinnert, dass da etwas war. Auch Annalena Baerbocks Äußerungen in Kiew, in denen sie auf das Normandie-Format verwies, geben keinen Anlass zur Hoffnung. Schließlich sagte ihr ukrainischer Kollege unwidersprochen, als zweite von ihm so betitelte "rote Linie" Kiews: "Kein direkter Dialog, das ist durch die Minsker Vereinbarungen nicht vorgesehen." Doch, ist er wohl, was sowohl Baerbock als auch ihr ukrainisches Gegenstück wissen müssen, sofern sie lesefähig sind. Aber an diesem Punkt lügt die Ukraine und auch die Bundesregierung schon seit Jahren.


Dass Baerbock in Kiew bezogen auf neue Sanktionen gegen Russland geradezu stolz verkündet: "Ja, wir sind auch bereit, dafür einen hohen wirtschaftlichen Preis zu bezahlen, denn es geht um die Sicherheit der Ukraine" und erklärte, "wir" würden "unsere Unterstützung noch einmal weiter erhöhen" – klar, man distanziert sich innerlich, im Sinne eines "Frieren für Bandera? Ohne mich!", und verdrängt den Auftritt so schnell wie möglich.


Dass der Umgang mit Minsk II, den die Bundesregierung da an den Tag legt, dafür sorgen wird, dass dieses Land als Verhandlungspartner nicht mehr ernst genommen werden kann, weil es Verträge, die es selbst mit aushandelte, missachtet? Wie man sich bettet, so liegt man; bei einem

normalen Verlauf der Dinge würde der Preis dafür schon noch sichtbar.


Wenn da nicht Frau Hoffmann wäre. Nicht, dass ich mir große Sorgen um den Donbass mache. Da vertraue ich auf die russische Zusicherung, eine Auslöschung der Donbassrepubliken würde nicht zugelassen. Es wird zu den Massakern, die das State Department vorsorglich schon einmal in Abrede stellte, nicht kommen. Und die seltsamen Seitwärtsmanöver, die in Kiew in den letzten Wochen zu beobachten waren, deuten an, dass auch diese Herrschaften wissen, wie ein solches Abenteuer ausginge, und dass es der ukrainischen Bevölkerung doch irgendwann reichen könnte, in fremdem geopolitischem Interesse als Kanonenfutter zu dienen.


Es ist die von jedem Zweifel unberührte Kälte, mit der Frau Hoffmann einen ukrainischen Bruch der Minsker Abkommen schon fast als vollendete Tatsache behandelte, völlig ohne jedes Gespür für das tausendfache Elend, das keinem anderen Zweck dienen soll, als Russland endlich zum

Handeln zu zwingen, die so erschreckend ist. Die Gleichgültigkeit selbst dem diplomatischen Ansehen dieses Landes gegenüber. Aus dem Mund der Sprecherin einer deutschen Regierung, die zumindest ansatzweise um die Geschichte der Region wissen sollte. Das wirkte, als sei die Entscheidung gefallen, als wolle man Krieg um jeden Preis.


Manchmal täuschen diese Gefühle, und in diesem Fall hoffe ich darauf, dass dem so ist. Aber alle Ereignisse der letzten Wochen zusammengenommen, ökonomische wie politische, einschließlich des Angriffs auf den Fernsehsender /RT DE/, deuten darauf hin, dass der Westen, die Bundesregierung eingeschlossen, lieber alles auf eine Karte setzt, als seinen Abstieg hinzunehmen. Und das kann einen wirklich frieren machen.

08.02.2022

Der Preis des Machtkampfs     Berlin zur Zahlung eines „hohen Preises“ bei Sanktionen gegen Russland bereit. Experten urteilen, Kiew entwickle sich unter Präsident Selenskyj zu einem „autoritären Regime“.

german-foreign-policy.com, 8. Februar 2022

BERLIN/PARIS/KIEW (Eigener Bericht) – Deutschland ist bereit, bei einer Verhängung neuer westlicher Sanktionen gegen Russland „einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen“. Das bestätigte Außenministerin Annalena Baerbock am gestrigen Montag bei einem Besuch in Kiew. Baerbock wies zudem darauf hin, dass Deutschland der Ukraine zwar weiterhin keine Waffen liefern will, das Land aber auf andere Weise kriegsfähig macht, etwa mit der Lieferung eines Feldlazaretts und mit der Behandlung ukrainischer Militärs in deutschen Krankenhäusern. Der Kiew-Besuch der Außenministerin ist Teil hektischer diplomatischer Bemühungen der deutschen und der französischen Regierung, wieder zu mehr Einfluss auf den Ukraine-Konflikt zu gelangen, nachdem Washington die Verhandlungen mit Moskau alleine an sich gezogen hatte. Unterdessen warnen Berliner Regierungsberater, die innere Entwicklung der Ukraine sei geeignet, den Westen in ernste Argumentationsnöte zu stürzen: Der „Regierungsstil“ von Präsident Wolodymyr Selenskyj, der immer mehr Macht in der Präsidialverwaltung konzentriere und Parlament und Justiz zunehmend ignoriere, stütze den Vorwurf, der Westen fördere in Kiew ein „autoritäre[s] Regime“.


Zitat: Kampf um das Normandie-Format

Mit hektischen diplomatischen Aktivitäten setzen Deutschland und Frankreich ihre Bemühungen fort, ihren herben Einflussverlust im Ukraine-Konflikt wettzumachen und auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten und Russland zu gelangen. Seitdem Washington und Moskau im Dezember bilaterale Verhandlungen aufgenommen haben, um ein etwaiges neues Rüstungskontrollregime für Europa und – dies fordert die russische Seite – verbindliche Sicherheitsgarantien zu debattieren, sind Berlin und Paris am bedeutendsten Gesprächsformat nicht beteiligt; sie werden von der Biden-Administration lediglich indirekt über die NATO oder über Zusammenkünfte wie das gestrige Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden integriert.[1] Zuletzt war es Deutschland und Frankreich immerhin gelungen, das Normandie-Format auf Beraterebene wiederzubeleben, in dem sie gemeinsam mit Russland und der Ukraine über Schritte zur Beilegung des Bürgerkriegs in der Ostukraine verhandeln. Das erwünschte Treffen im Normandie-Format auf Ministerebene, das aus Sicht der westeuropäischen Mächte wichtig wäre, um die Gespräche aufzuwerten und ihre Rolle wieder zu stärken, lässt allerdings nach wie vor auf sich warten.


Kampf um „europäische Souveränität“

Dabei legen die aktuellen Aktivitäten neben dem Streben, Deutschland und Frankreich einen größeren Einfluss zu verschaffen, auch die Differenzen zwischen den beiden Ländern offen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron traf gestern in Moskau zum Gespräch über den Ukraine-Konflikt mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zusammen. Er wolle, wird berichtet, erreichen, dass die europäischen Mächte in die von Russland und den USA ins Auge gefassten Rüstungskontrollverhandlungen eingebunden werden.[2] Ursprünglich habe er gemeinsam mit Kanzler Scholz in Moskau verhandeln wollen, um dem Anspruch auf „europäische Souveränität“ Nachdruck zu verleihen.[3] Scholz habe dies aber abgelehnt, weil Deutschland in Rüstungskontrollfragen nicht mit der Atommacht Frankreich mithalten, also in Verhandlungen auch nicht die Führung übernehmen könne. Der Kanzler reiste gestern stattdessen nach Washington, wo er mit Präsident Biden zusammentraf. Weitere Gespräche in Berlin sind für den heutigen Dienstag angekündigt, wo Scholz Macron und den polnischen Präsidenten Andrzej Duda treffen wird. Polen ist einer derjenigen EU-Staaten, die gegenüber Russland besonders scharf auftreten und dabei besonders eng mit den USA kooperieren.


Zum Zahlen bereit

Während Macron in Moskau und Scholz in Washington Verhandlungen führten, hielt sich Außenministerin Annalena Baerbock gestern zu Gesprächen in Kiew auf. Der ursprünglich geplante Doppelbesuch gemeinsam mit ihrem französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian war daran gescheitert, dass Le Drian Macron in die russische Hauptstadt begleiten musste. Baerbock bekräftigte die Weigerung Berlins, der Ukraine Waffen zu liefern, wies allerdings darauf hin, dass die Bundesrepublik sich sehr wohl an den Bemühungen beteiligt, das Land kriegsfähig zu machen – etwa mit der Bereitstellung eines Feldlazaretts im Wert von rund fünf Millionen Euro und der Behandlung von inzwischen fast 150 ukrainischen Soldaten in deutschen Krankenhäusern.[4] Baerbock äußerte sich darüber hinaus zu möglichen Sanktionen, die die westlichen Mächte gegen Russland verhängen wollen, sollte es die Ukraine überfallen; Moskau streitet dies freilich seit je ab. Weil Deutschland, wie Baerbock erwähnte, das westliche Land mit den umfassendsten Wirtschaftsbeziehungen zu Russland ist, wäre es von solchen Sanktionen am härtesten betroffen. „Wir sind auch selbst bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen“, erklärte die Außenministerin.[5]


Oligarchische Netzwerke

Berliner Regierungsberater warnen unterdessen, die innere Entwicklung der Ukraine sei geeignet, Deutschland und die anderen westlichen Staaten in ernste Argumentationsnöte zu stürzen. Eine aktuelle Analyse der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) räumt ein, in dem Land gebe es auch noch nach dem gewaltsamen prowestlichen Umsturz von Anfang 2014, der als angeblicher Durchbruch für die Demokratie gepriesen wurde, „neben den verfassungsmäßigen Institutionen“ zahlreiche „mächtige Akteure, die keiner demokratischen Verantwortlichkeit unterworfen sind, aber Verfügungsgewalt über Politikbereiche haben“.[6] Dazu zählten „nicht nur Oligarchen“, sondern auch nicht näher definierte „politisch-ökonomische Netzwerke“, die „oft unabhängig vom Zentralstaat agieren“, sowie informelle, aber dennoch einflussreiche „Personenkreise innerhalb der Justiz“. Der frühere Präsident Petro Poroschenko (2014 bis 2019) habe mit ihnen einen modus vivendi gefunden, den man als „semi-managed democracy“ bezeichnen könne. Unter dem gegenwärtigen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, einstmals ein Hoffnungsträger, dessen Aufstieg sich geradezu „kometenhaft“ vollzogen habe, nähmen die Missstände nun deutlich zu.


Ein autoritäres Regime

So sei, heißt es bei der SWP, die Kiewer Präsidialadministration – eine nicht demokratisch gewählte Institution – „zum faktischen Zentrum von Politikgestaltung und Entscheidung“ geworden, was „zu Lasten des Ministerkabinetts und des Parlaments“ gehe; von diesen fordere der Präsident schlicht „Gefolgschaft“.[7] „Eine Sonderrolle“ spiele außerdem der „nicht gewählte und dem Präsidenten untergeordnete“ Sicherheitsrat, der „in der Regel ohne weitere Diskussion“ absegne, „was vorher in der Präsidialadministration entschieden wurde“. „Vor allem ab Februar 2021“ habe Selenskyj Beobachter „irritiert“, indem er „andere Verfassungsorgane“ und besonders „den Vorrang des Rechts bei wichtigen Entscheidungen ignoriert“ habe. Das sei etwa „bei der Sanktionierung des prorussischen Oligarchen Wiktor Medwetschuk“ der Fall gewesen, bei der Selenskyj an der Justiz vorbei operiert habe, sowie beim Vorgehen gegen seinen Amtsvorgänger Poroschenko, dem ein Hochverratsprozess drohe. „Selenskyjs Regierungsstil“ sei „eine ideale Steilvorlage“, um der Ukraine und ihren westlichen Unterstützern „eine Art Doppelmoral vorzuwerfen“, urteilt die SWP: Während das Land „als demokratisch-liberaler Gegenentwurf zu Russland“ angepriesen werde, stütze der Westen faktisch ein „autoritäre[s] Regime“.

 

[1] S. dazu Führung aus einer Hand und Führung aus einer Hand (II).

[2] Michaela Wiegel: Einheit, Entschlossenheit und Deeskalation. Frankfurter Allgemeine Zeitung 08.02.2022.

[3] Michaela Wiegel: Der große Vermittler. Frankfurter Allgemeine Zeitung 07.02.2022.

[4] Johannes Leithäuser: Alles nur Gesten? Frankfurter Allgemeine Zeitung 08.02.2022.

[5] Baerbock in Ukraine-Krise zur Zahlung von hohem Preis bereit. zeit.de 07.02.2022.

[6], [7] André Härtel: Die Ukraine unter Präsident Selenskyj. Entwicklung hin zum „populistischen Autoritarismus“? SWP-Aktuell A 09. Berlin, 04.02.2022.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8835



Weiteres:



AUSLAND BAERBOCK IN KIEW

„Wir sind bereit, für die Sicherheit der Ukraine einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen“

Baerbock_Selensky8_2_2022


welt.de, vom 07.02.2022

Annalena Baerbock hat der Ukraine in Kiew Deutschlands Solidarität zugesichert. Die diplomatischen Kanäle nach Russland seien offen. Bei einer weiteren russischen Aggression werde man aber mit „Konsequenz und Härte“ reagieren – auch wenn dies für Deutschlands Wirtschaft Folgen hätte.


Zitat: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat bei einem Besuch in Kiew betont, dass die Ukraine auf die Unterstützung Deutschlands zählen könne. „In dieser brandgefährlichen Situation ist unsere größere Stärke unsere Einigkeit“, sagte sie am Montagnachmittag auf einer Pressekonferenz mit ihrem Amtskollegen Dmytro Kuleba. „Wir stehen ohne Wenn und Aber zu territorialen Integrität der Ukraine.“


Es sei an Moskau, diese Situation zu entschärfen, so Baerbock weiter. Diplomatische Kanäle und Gesprächsbereitschaft zu Russland seien immer offen – doch falls es zu einer weiteren Aggression gegen die Ukraine käme, kündigte sie „Konsequenz und Härte“ an. Es seien eine Reihe von Sanktionen vorbereitet und mit allen Nato-Partnern abgestimmt worden. Und sie ergänzte in Bezug auf Deutschland: „Wir sind auch bereit, für die Sicherheit der Ukraine einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen.“


Unter Eindruck ihres Besuches der Holodomor-Gedenkstätte in Kiew sagte sie zu ihrem Amtskollegen: „Unsere Großmütter haben Schlimmstes erlebt“. Das dürfe sich nicht wiederholen. Der Holodomor war eine vom sowjetischen Diktator Josef Stalin verantwortete Hungersnot in der Ukraine in den 30er-Jahren.


Ukraines Außenminister Kuleba gab sich in seinem Statement kämpferisch: „Russland braucht uns nicht mit Krieg einschüchtern - wir führen seit 2014 Krieg! Wir sind zu allem bereit.“ Es werde keinem gelingen, einen Keil zwischen Deutschland und die Ukraine zu schlagen.


An der Souveränität und territorialen Integrität seines Landes gebe es nichts zu rütteln. Zudem werde es keinen direkten Dialog seiner Regierung mit den prorussischen Rebellen im Osten der Ukraine geben. Das vorangegangene Gespräch mit Baerbock nannte er gelungen und vertrauensvoll, ihr Erscheinen in der Ukraine ein „Zeichen der politischen Solidarität“.


Auf Nachfrage konnte er sich zudem einen Seitenhieb in Richtung des Altkanzlers nicht verkneifen: „Gerhard Schröder arbeitet de facto für die russische Regierung.“ Seine Äußerungen zu kommentieren sei wie ein Kommentar zu Putins Regierungssprecher.


Info:  https://www.welt.de/politik/ausland/article236741569/Baerbock-Sind-bereit-fuer-Sicherheit-der-Ukraine-hohen-wirtschaftlichen-Preis-zu-zahlen.html?icid=search.product.onsitesearch


unser Kommentar:  Wie ein „Zeichen der politischen Solidarität“  gleichzeitig ein Zeichen transatlantischer Folgsamkeit und fehlender Souveränität ist.




Weiteres:




AUSLANDAUSSENMINISTERIN IN DER UKRAINE

„Kinderspielzeug liegt noch am Wegesrand“ – Baerbock mit Schutzweste an der Frontlinie im Donbass

Baerbock_mit_Schutzweste_im_Donbass_8_2_2022


welt.de, 8. Februar 2022, Stand12:29 Uhr

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat sich direkt im Konfliktgebiet Donbass ein Bild der Lage gemacht. In Schutzmontur ließ sie sich von einem Kommandeur der ukrainischen Regierungstruppen die militärische Situation erklären. Sie habe „sehr bedrückende Bilder“ gesehen.


undesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich tief erschüttert von der Lage im Krisengebiet in der Ostukraine gezeigt. Baerbock sprach nach einem Besuch an der sogenannten Kontaktlinie in der Nähe von Mariupol am Dienstag von „sehr bedrückenden Bildern“ und „sehr bedrückenden Gefühlen“. „Man spürt, was vor Jahren passiert ist, dass Menschen von einem Tag auf den anderen alles verloren haben, was sie hatten“, sagte Baerbock. „Kinderspielzeug liegt noch am Wegesrand.“ Der Ort sei „ein Zeugnis dessen, dass wir mitten in Europa Krieg haben.“


Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland könne nur diplomatisch gelöst werden, betonte die Ministerin. Sie sei hier, „um ein Zeichen zu setzen“. Wichtig sei, dass die Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vor Ort ihre Arbeit machen könne. Zugleich müssten vor allem im Normandie-Format, in dem Deutschland und Frankreich zwischen Russland und der Ukraine vermitteln, Fortschritte erzielt werden.


Geschützt mit Helm und schusssicherer Weste ließ Baerbock sich am Dienstag von einem Kommandeur der ukrainischen Regierungstruppen die aktuelle militärische Lage erklären. Ein im belarussischen Minsk vereinbarter Friedensplan liegt auf Eis. Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, gegen das Abkommen zu verstoßen. Seit 2014 sind im Donbass nach UN-Schätzungen mehr als 14.000 Menschen bei Kämpfen getötet worden.


Baerbock: „Ich will dabei ein klares Signal senden“

Baerbock hatte am Montag bei ihrem Auftritt mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba über ihre Reise an die Frontlinie gesagt: „Ich will dabei ein klares Signal senden: Wir, gemeinsam als Europäerinnen und Europäer, schauen nicht weg. Wir vergessen nicht die Menschen, um deren Schicksal es in diesem Konflikt geht. Und wir stehen an der Seite der Ukraine.“


Im Anschluss war ein Treffen Baerbocks mit Vertretern der Sonderbeobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Ukraine geplant. Es ist die mit etwa 1300 Mitarbeitern größte OSZE-Mission, an der Beobachter aus 44 Teilnehmerstaaten teilnehmen, darunter mehr als 40 Deutsche.


In einem Vorort der Hafenstadt Mariupol Wynohradne wollte Baerbock mit Vertreterinnen der Nichtregierungsorganisation „Berehynja“ (Hüterin) sprechen. Die Organisation leistet seit 2015 juristische und psychologische Hilfe für Hunderte geflüchtete Frauen und Frauen, die nahe der Kontaktlinie leben. Zum Abschluss stand die Besichtigung einer mit deutscher Hilfe modernisierten Wasserpumpstation in Mariupol auf dem Programm.    dpa/tba/säd


LESEN SIE AUCH  REISE-DIPLOMATIE  Putins Rüpelspiel hat Russland an die Weltspitze zurückgeführt


Info: https://www.welt.de/politik/ausland/article236753447/Baerbock-in-der-Ukraine-mit-Schutzweste-an-der-Frontlinie-im-Donbass.html

08.02.2022

Russisches Erdgas ist alternativlos

de.rt.com, 5. Februar, 20:40 Uhr, Eine Analyse von Bernd Müller

Deutschland ist auch in den nächsten Jahren auf russisches Gas angewiesen. Nicht nur, weil es keinen ernsthaften Ersatz gibt, sondern auch, weil an preiswertem Erdgas die Energiewende in der Bundesrepublik hängt.


Zitat: Die deutsche Bundesregierung steht vor einem Dilemma: Auf der einen Seite strebt sie danach, die Importe von Erdgas aus Russland zu verringern – auf der anderen Seite ist sie auf günstiges Erdgas angewiesen, um den Kohleausstieg realisieren zu können. In den letzten Monaten zeigte sich, dass hohe Gaspreise den Kohleausstieg – nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Europäischen Union – bremsten. Doch die Pläne, in Zukunft verstärkt auf verflüssigtes Erdgas (LNG) zu setzen, dürften die Gaspreise dauerhaft auf einem hohen Niveau halten – und es unmöglich machen, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen.


Gasvorräte werden knapp: Zulassung von Nord Stream 2 zieht sich trotzdem hin





Gasvorräte werden knapp: Zulassung von Nord Stream 2 zieht sich trotzdem hin






Der britische Thinktank Ember hatte Anfang Februar eine Analyse der europäischen Strommarktdaten vorgelegt. Das Ergebnis: Bei hohen Gaspreisen drängt der Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem Gas- statt Kohlekraftwerke aus dem Markt.


Im vergangenen Jahr seien die Gaspreise um 585 Prozent gestiegen, heißt es bei Ember, und das habe "zu einem der größten Energiepreisschocks seit dem OPEC-Ölembargo von 1973" geführt. Das ließ die Kosten für Strom aus fossilen Gaskraftwerken förmlich explodieren; sie stiegen um das Siebenfache. "Ab Juli war die Stromerzeugung aus fossilem Gas teurer als Kohle". Trotz ebenfalls steigender Preise für das Ausstoßen von Kohlenstoffdioxid wurde die Kohleverstromung im Laufe des Jahres immer günstiger im Vergleich zu Strom aus Gaskraftwerken.


Doch ohne Gaskraftwerke lässt sich die Energieversorgung in Zukunft kaum sicherstellen. Einmal müssen die Kapazitäten der stillgelegten Atommeiler kompensiert werden, dann müssten bis 2030 auch die Kapazitäten der Stein- und Braunkohlekraftwerke ersetzt werden – und das bei steigendem Strombedarf. Für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist die Sache deshalb klar: Der Energieträger Gas muss künftig stärker zum Einsatz kommen. BDI-Präsident Siegfried Russwurm betonte kürzlich gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe:

"Den steigenden Strombedarf müssen wir decken, auch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht."

Russwurm argumentierte: "Nur wenn wir bis dahin eine andere verlässliche belastbare Versorgung haben, kommen wir bis 2030 aus der Kohle raus." Und die Weichen müssten bald gestellt werden, denn der "Bau eines neuen Gaskraftwerks dauere fünf Jahre", und da sei der Genehmigungsprozess noch gar nicht eingerechnet.


Europas Gasreserven auf Rekordtief






Europas Gasreserven auf Rekordtief






Angesichts des sich zuspitzenden Konflikts mit Russland drängen unter anderem die USA die Bundesregierung dazu, die Energiebeziehungen zu Russland zu kappen und sich nach anderen Lieferanten umzuschauen. Das ist allerdings kaum möglich, denn die am Markt verfügbaren Mengen reichen bei Weitem nicht aus, um den europäischen Bedarf zu decken.


Eine große Hoffnung in dem Spiel ist Katar. Das Land ist der weltgrößte LNG-Produzent. Doch dem Energieminister des Landes Saad Sherida al-Kaabi ist bewusst, dass sein Land die Importe aus Russland nicht wird ersetzen können. Laut dem Handelsblatt räumte er ein, dass "die von der EU benötigte Gasmenge von niemandem einseitig ersetzt werden kann, ohne dass die Versorgung anderer Regionen in der Welt beeinträchtigt wird".


Die Mengen, die Katar nach Europa liefern könnte, sind überschaubar. Laut dem Branchendienst S&P Platts beläuft sich die frei verfügbare Menge auf rund 60.000 Kubikmeter täglich. Im Gegensatz zum tatsächlichen Bedarf ist diese Menge vernachlässigbar. Denn allein Deutschland importierte im Jahr 2020 knapp 102 Milliarden Kubikmeter Erdgas.


Bis 2027 soll die LNG-Produktion zwar um 64 Prozent gesteigert werden, aber auch das dürfte für Europa keinen ernsthaften Vorteil mit sich bringen. Denn bis 2030 wird der weltweite Energieverbrauch voraussichtlich um 60 Prozent ansteigen, und die Konkurrenz um das verflüssigte Erdgas wird zwischen den einzelnen Weltregionen weiter zunehmen. Dies prognostizierte das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums.


Ein anderer Gasexporteur, der sich als Lieferant für die EU ins Spiel bringt, sind die USA. Momentan tragen sie rund 3,9 Prozent zum gesamten Gasimport der EU bei. Dabei ist hinlänglich bekannt, dass dieses Gas wesentlich umweltschädlicher ist als das russische. Denn in den USA wird das Erdgas häufig mit der emissionsintensiven Fracking-Methode gewonnen. Kühlung und Schiffstransport des Flüssiggases benötigen noch einmal viel Energie. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) warnte deshalb ein Vertreter des Umweltbundesamtes: Wenn man auch die Emissionen von Förderung und Transport berücksichtige, dann sei das Flüssiggas "fast so klimaschädlich wie Steinkohle".


Bumerang statt Druckmittel: Gaslieferungen Russlands nicht ersetzbar





Bumerang statt Druckmittel: Gaslieferungen Russlands nicht ersetzbar






In der Bundesrepublik fehlt es momentan auch noch an der notwendigen Infrastruktur. Um das gelieferte LNG wieder gasförmig zu machen, braucht es entsprechende Terminals. In Stade und Brunsbüttel sind Terminals geplant, nahe Rostock scheiterte ein Projekt. Gut eine halbe Milliarde Euro soll das Terminal in Brunsbüttel kosten; aber so richtig rund läuft auch dieses Projekt nicht. Wie die FAS berichtete, war kürzlich einer von drei Investoren kürzlich abgesprungen.


Nicht zu vergessen ist auch das Bestreben, die Industrie zu dekarbonisieren. Dazu werden große Mengen an Wasserstoff gebraucht – und eine entsprechende Infrastruktur. Hier soll ebenfalls Erdgas als Brückentechnologie genutzt werden, da der Aufbau einer reinen Wasserstoff-Infrastruktur zurzeit nicht wirtschaftlich ist. Erdgas soll entweder vorerst direkt in den industriellen Prozessen genutzt werden, um Kohle zu ersetzen; bis ausreichende Mengen an sogenanntem grünem Wasserstoff verfügbar sind. Es wird aber auch darüber diskutiert, Wasserstoff aus Erdgas zu gewinnen.


Wie auch immer: Der Bedarf an Erdgas wird in den nächsten Jahren eher steigen als sinken. Und eine realistische Alternative zu den preiswerten Lieferungen aus Russland gibt es nicht.

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


Mehr zum Thema - Keine Alternative zu russischem Gas – doch die Probleme sind hausgemacht


Info: https://de.rt.com/inland/131032-russisches-erdgas-ist-alternativlos

Seite 583 von 675

< 1 2 3 4 .. 10 .. 20 .. 30 .. 100 .. 200 .. 300 .. 400 .. 500 .. 550 .. 560 .. 570 .. 580 581 582 583 584 585 586 .. 590 .. 600 .. 610 .. 650 .. 660 .. 670 .. 672 673 674 675 >
Diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahren Sie alles zum Datenschutz ok