(The real) State of the Union 2023
Am Mittwoch hält EU-Chefin von der Leyen ihre (womöglich letzte) Rede zur Lage der Europäischen Union. Es wird – wie bei VDL üblich – eine Erfolgsbilanz. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus.
- In Europa herrscht Krieg, die ehemalige Friedensunion EU produziert Waffen für die Ukraine, die Diplomatie hat abgedankt, ein Ende ist nicht absehbar.
- Der Wirtschaftskrieg gegen Russland hat seine Ziele verfehlt und Europa geschadet – wirtschaftlich und geopolitisch. Die EU führt ihn trotzdem fort.
- Deutschland steckt in der Rezession und zieht die Wirtschaft in der EU herunter, die Inflation ist weiter hoch, die Märkte wetten gegen den Euro.
- Das Wohlstands-Versprechen der EU ist gebrochen, die Reallöhne sinken, die Mittelschicht schrumpft, Armut und Obdachlosigkeit nehmen zu.
- Die Flüchtlingskrise ist schlimmer als 2015. Der geplante Asylpakt wird daran nichts ändern, die Reisefreiheit im Schengenraum ist in Gefahr.
- Die Reformversprechen von 2019 – der mißlungenen Europawahl – wurden gebrochen. Die Ergebnisse der Zukunftskonferenz werden nicht umgesetzt.
- Demokratie und Rechtsstaat sind in Gefahr. Und das nicht nur In Ungarn und Polen, wie die Notstandsgesetze während der Coronakrise gezeigt haben.
- Die Gesundheitsunion, die in der Coronakrise ausgerufen wurde, funktioniert nicht, Antibiotika und andere lebenswichtige Medikamente fehlen
- Das EU-Budget ist ausser Kontrolle. Zur Halbzeit des Sieben-Jahres-Haushalts fordert von der Leyen einen Nachschlag, doch er wird nicht reichen.
- Der Green Deal steht auf der Kippe, die Umsetzung stockt. Die EU hat keine Antwort auf Klimakrise, die überfällige Anpassung an die neue Lage fehlt.
Klingt zu negativ? Kein Problem: Um neun Uhr redet von der Leyen in Straßburg. Sie wird die EUropäer mit einer positiven Vision mitreißen und „Versprechen gehalten“ rufen – wetten, dass?
Mehr hier (Website der EU-Kommission)
P.S. 60 Prozent der Deutschen sind laut einer Umfrage von „Table.Media“ gegen eine zweite Amtszeit der deutschen EU-Chefin. Vorsichtshalber will sich von der Leyen dazu nicht äußern…
‹ Grünes Licht für EU-Waffenproduktion › Barley rückt von VDL ab
7 Comments
Arthur Dent
13. September 2023 @ 13:05Gegenüber anderen Summen, die verschwendet wurden war der Impfdeal (etwa 30 Mrd. Euro) eigentlich schon Peanuts.
KK
13. September 2023 @ 12:27
„P.S. 60 Prozent der Deutschen sind laut einer Umfrage von „Table.Media“ gegen eine zweite Amtszeit der deutschen EU-Chefin.“
Man sollte die Deutschen mal fragen, wieviel eigentlich noch zur EU in der jetzigen Form stehen. Und mit den Werten vor 2019 vergleichen!
Katla
13. September 2023 @ 12:21
Wenn der EU-Betrieb ein Theaterstück oder ein Film wäre, hätten die Zuschauer längst laut buhend den Saal verlassen und das Eintrittsgeld zurückverlangt. Der Stoff ist ein reines Propagandastück, das eine zynische Dystopie als strahlende Zukunft verklären möchte. Die Darsteller sind eben genau das, was sie sind: blosse Darsteller, die ihre Rolle weder lieben noch sich mit ihr identifizieren können und das Publikum ignorieren, wenn nicht sogar verachten. Der Regisseur hat einen zweiten, noch mächtigeren Regisseur im Rücken, der die Dramaturgie bestimmt und blindes Gehorsam verlangt. Und das Publikum… ja, das Publikum soll sich armzahlen, an den gewünschten Stellen klatschen und so tun, als ob die Saaltüren nicht abgeschlossen wären und die miserable Aufführung jederzeit beendet werden könnte.
Stef
13. September 2023 @ 11:43
In der Erfolgsbilanz von vdLaien fehlt noch ihr Spektakulärer Impfstoffdeal ohne Zuständig, ohne Auftrag und dokumentiert via (inzwischen gelöschter) WhatsApp.
Ich muss mir immer wieder vor Augen führen, dass nur einfache Menschen fehler machen, der moderne Adel löst nur Probleme.
european
13. September 2023 @ 10:26
Martin Sonneborns Kommentar heute dazu ergänzt diesen Post hervorragend.
https://youtube.com/@MartinSonneborn?si=gPiChzFQLZ3KtdCt
Oder wie der Spectator – Kommentator sagte: „… Her trail of disaster…“
KK
13. September 2023 @ 10:24
@ Stef:
Meine Wette:
von der Leyen und Bourla mögen ihre WhatsApp- oder SMS-Kommunikation zwar gelöscht haben, auf NSA-Servern würde man sie aber ganz sicher rekonstruieren können. Und wenn man sich wundern sollte, warum vdL so im Sinne Washingtons und damit oft gegen EUropäische Interessen agiert, sollte man sich immer vor Augen halten: Sie wird das wissen!
Ähnlich wie beim Terminkalender von Herrn Scholz und seinem Sauertopfgesicht zur causa NS.
Robby
13. September 2023 @ 09:28
Alles bestens, superdubber und shiny.
Stanislaw Lem hat die EU in der dystopischen Satire „Der futurologische Kongress“ schon vorhergezeichnet.
Info: https://lostineu.eu/state-of-the-union-2023
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
Weiteres:
lostineu.eu, vom 12. September 2023
Noch ein Tabubruch: Das Europaparlament gibt grünes Licht für eine gemeinsame Waffenproduktion. Aufrüstung für die Ukraine wird künftig besonders gefördert.
Das Europaparlament hat Pläne für eine gemeinsame Rüstungsbeschaffung der EU-Länder gebilligt. Die Abgeordneten stimmten der Initiative im Umfang von 300 Millionen Euro zu.
Brüssel übernimmt künftig einen Teil der Kosten für Rüstungsaufträge, die mindestens drei EU-Länder gemeinsam schließen. Normalerweise werden 15 Prozent erstattet.
Bis zu 20 Prozent sind es, wenn die Waffen der Ukraine oder dem kleinen Nachbarland Moldau zur Verfügung gestellt werden. Dafür gibt es sozusagen einen Bonus.
Insgesamt beläuft sich die europäische Militärhilfe seit Beginn des Ukraine-Kriegs bereits auf ca. 20 Milliarden Euro. Das meiste Geld kommt aus den Mitgliedsländern.
Doch auch die EU-Kommission mischt immer mehr mit – und gibt Geld aus dem EU-Budget frei. Dabei ist dies in den Verträgen nicht vorgesehen. Ein weiteres Tabu ist gefallen…
‹ Update: Von der Leyen reiste 57mal im Privatjet › (The real) State of the Union 2023
6 Comments
Arthur Dent
13. September 2023 @ 13:00@Christian Müller
Ach, sind wirklich alle Deutschen so stolz? Ich habe während meines Wehrdienstes niemanden gesehen, der nur halb so kriegslüstern war wie „Panzer-Toni“, „Agnes Zack-Zack-Irgendwas oder das grüne Lenchen. Der Großteil der Deutschen weiß mittlerweile mit Begriffen wie Nation oder Deutschland nichts mehr anzufangen, die möchten ein friedliches Leben führen. Man hat gar nicht so viele Worte wie man Verachtung für diese Polit-Schauspieler hat.
Christian Müller
13. September 2023 @ 08:18
So stolz sind die Deutschen auf ihre Munitionsproduktion für die Ukraine: https://globalbridge.ch/made-in-germany-eine-erste-lieferung-der-neuen-gepard-35mm-flugabwehrmunition-von-rheinmetall-ist-jetzt-auf-dem-weg-zur-unterstuetzung-der-ukraine/
Arthur Dent
13. September 2023 @ 07:59
@ebo
Die „Überzeugung der Täter“ hätte ein schnelles Ende, müssten sie selbst an der Front ihre Haut zu Markte tragen.
Arthur Dent
12. September 2023 @ 20:15
Zur richtigen Zeit den Arm zu heben, wird ja prima vergütet. Man stelle sich vor, man müsse für das viele Geld wirklich arbeiten…
KK
12. September 2023 @ 17:30
Ist das nicht ein Bruch der europäischen Vetrräge?
Artikel 51 Absatz 1 des Lissabonvertrages:
„Die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist integraler Bestandteil der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik….Sie erfüllt diese Aufgaben mit Hilfe der Fähigkeiten, die von den Mitgliedstaaten bereitgestellt werden.“
Die Bereitstellung der „Fahigkeiten“ (ergo Mittel wie Waffen und Personal sowie deren Finanzierung) ist demnach Brüssel zwar indirekt, aber unzweideutig untersagt. Das ist schon arg dreist, denn das übliche Verfahren, die Verträge zu ändern, wurde einfach weggelassen. Hierzu wäre m.W. ein einstimmiger Beschluss des Rates und die Ratifizierung in jedem Mitgliedsland erforderlich gewesen.
Info:https://lostineu.eu/gruenes-licht-fuer-eu-waffenproduktion
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
Weiteres:
lostineu.eu, vom 12. September 2023
Die EU-Kommission hat eingeräumt, dass sie regelmäßig teure und klimaschädliche Privatjets für Dienstreisen nutzt. Allein EU-Chefin von der Leyen war 57mal unterwegs.
Ich habe in der „taz“ und in diesem Blog zuerst über die skandalträchtigen Flüge berichtet (hier und hier). Bis Sonntag verweigerte die EU-Kommission jedoch detaillierte Auskünfte, sogar das Europaparlament tappte im Dunkeln.
Nun wurden einige (allerdings längst nicht alle) Infos zur „BILD“-Zeitung durchgestochen. Demnach hat Kommissionspräsidentin von der Leyen innerhalb von zwei Jahren 57 Mal Jets für ihre Dienstreisen gemietet.
Die CDU-Politikerin nutzte die Privatflieger auch für typische Linienflug-Routen wie Brüssel-München, Zürich-Brüssel oder (gleich mehrfach) Straßburg- Brüssel. Die übrigen Kommissare kamen zusammen auf 29 Flüge.
Was der Spaß gekostet hat, ist weiter unklar. Dabei hatte der Linken-Abgeordnete M. Schirdewan diese und andere Details bereits im November 2022 abgefragt. Doch die Kommission antwortete nicht – bis jetzt.
Kurz vor von der Leyen Bilanz-Rede zur „State of the Union“ am Mittwoch wurde der Druck wohl zu groß. Schließlich will sich die EU-Chefin mit ihrem „Green Deal“ brüsten. Der soll auch Flugreisen klimafreundlich machen…
Siehe auch „Der Green Deal wackelt“
‹ Green Deal wackelt, Deutschland bremst – und das Parlament soll größer werden › Grünes Licht für EU-Waffenproduktion
5 Comments
KK
13. September 2023 @ 12:16@ Karl:
„Nicht mehr das Parlament wird informiert, sondern der BILD getratscht.“Die Information des Parlaments obliegt den entsprechenden Stellen, die ja eben das nicht tun. Und wenn dann eine „Quelle“ (neudeutsch „Whistleblower“) es an eine Zeitung durchsticht, dann macht es heute keinen Sinn mehr, sich an SPIEGEL, ZEIT, FAZ oder SZ oder gar dem ÖRR zu wenden, weil die eher dazu neigen, solche Informationen in ihren Giftschrank zu packen, statt sie zu veröffentlichen. Leider sind WELT und BILD neben der bundesweit nicht so präsenten BERLINER ZEITUNG noch die einzigen grossen, die überhaupt manchmal noch mal etwas kritischer über die Regierungen in Berlin und Brüssel berichten. Ich mag die SPRINGER-Presse trotzdem immer noch nicht – aber die anderen eben auch nicht mehr.
Arthur Dent
12. September 2023 @ 22:04
Der CO2-Ausstoß wird sicher bei Atmosfair ausgeglichen – übernimmt sicher der Steuerzahler – fertig ist die Laube.
Kann ja jeder – ein paar Bäume irgendwo in Afrika gepflanzt, schon fährt der Diesel zu Hause klimaneutral. ????
KK
12. September 2023 @ 14:31
@ Katla:
„laut Spiegel erfolgten von Baerbocks 99 Flügen 87 mit der Flugbereitschaft.“
Und von den 12 Linienflügen waren mW dann auch einige nur den defekten Jets der Flugbereitschaft zu verdanken… ????
Katla
12. September 2023 @ 13:19
Eine ähnlich umweltschädliche und kostspielige Bilanz weist die andere deutsche Wasserpredigerin und Weintrinkerin auf: laut Spiegel erfolgten von Baerbocks 99 Flügen 87 mit der Flugbereitschaft. Linienflüge sind doch nur für den Pöbel (wobei der Pöbel aus Umweltgründen eigentlich am besten gar nicht fliegen soll). Wenn man dann noch, sicher in beiden Fällen, die vom Steuerzahler bezahlten Kosten für Stylisten, Friseure und Fotografen dazunimmt und sie mit der Erfolgsbilanz beider Politikerinnen gegenrechnet, zeichnen sich deutliche Umrisse einer sicher hochfeministischen Politik ab.
Karl
13. September 2023 @ 08:48Nicht mehr das Parlament wird informiert, sondern der BILD getratscht. Und prompt folgen ihr einige auch in diesem Blog als Meute.
Info: https://lostineu.eu/update-von-der-leyen-reiste-57mal-im-privatjet
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.