Die Erde wird immer grüner
aus e-mail von Doris Pumphrey, 18. September 2023, 14:39 Uhr
18.09.2023
*Wussten Sie schon? Die Erde wird immer grüner
*/Von Jakob Schmidt
/Medial wird es nur selten thematisiert, aber der Klimawandel hat auch
seine positiven Seiten: Die Erde ist so grün wie selten zuvor. Ein Grund
ist sehr wahrscheinlich der erhöhte CO2-Gehalt in der Luft, der das
Pflanzenwachstum begünstigt. Ein anderer noch wichtiger Faktor für die
„Begrünung“ ist hingegen kaum bekannt.
Die Erde ist heute um fünf Prozent grüner als noch vor rund zwanzig
Jahren, trotz beziehungsweise auch wegen dem Klimawandel. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie der US-Weltraumbehörde NASA
die leitend von Wissenschaftlern der Universität Boston verfasst wurde.
Gemessen wird das anhand einer Kennzahl, die den Pflanzenreichtum anhand
der durchschnittlichen Blattfläche erfasst, der sogenannte „Leaf Area
Index“ (LAI). Von 2000 bis 2017 ist netto eine Blattfläche durch
Pflanzen und Bäume hinzugekommen, die in etwa der Fläche des gesamten
Amazonas-Regenwaldes entspricht. In Zahlen: Mehr als Zwei Millionen
Quadratkilometer an zusätzlicher grüner Blattfläche pro Jahr.
*Unerwartet: Vor allem China und Indien werden immer grüner
*Den Satellitendaten zufolge ist der „Grünungseffekt“ zu großen Teilen
auf China und Indien zurückzuführen, die im Beobachtungszeitrum mehr als
zehn Prozent an Grünfläche hinzugewannen. Auch die EU, Russland und USA
schneiden überdurchschnittlich ab.
Wenn die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt immer
pflanzenreicher werden, dann hat das natürlich einen immensen Einfluss
auf das globale Bild. Der Studie zufolge ist die intensive
Landwirtschaft in beiden Ländern hauptverantwortlich für die Entwicklung
(angebaut werden vor allem die Nahrungsmittelpflanzen Reis, Weizen und
Mais, aber etwa auch Soja, Tee, Gemüse und Baumwolle).
Die für den Ackerbau genutzte Fläche ist in China und Indien
vergleichbar und hat sich von Anfange 2000 bis zum Ende des
Beobachtungszeitraums kaum verändert. Dennoch stiegen die jährliche
Gesamtfläche an grünen Blättern massiv an. Genauso wie die
Nahrungsmittelproduktion. Der Ertrag an Getreide, Obst und Gemüse ist
von 2000 bis 2017 um circa 40 Prozent gestiegen, um die größere werdende
Bevölkerung zu ernähren. Ermöglicht wurde das durch den Mehrfachanbau,
bei dem ein Feld mehrmals im Jahr neu bepflanzt wird, um eine weitere
Ernte zu erzielen.
Die zunehmenden Baumpflanzungs-Projekte in China spielten auch eine
große Rolle. Das Reich der Mitte hat zahlreiche Programme zur Erhaltung
und Ausweitung der Wälder gestartet, um negative Auswirkungen von
Bodenerosion, Luftverschmutzung und Klimawandel zu verringern.
„China und Indien sind für ein Drittel der Begrünung verantwortlich,
machen aber nur 9 Prozent der mit Vegetation bedeckten Landfläche des
Planeten aus – ein überraschender Befund, wenn man bedenkt, dass in
bevölkerungsreichen Ländern aufgrund von Raubbau generell eine
Verschlechterung der Bodenqualität festzustellen ist“, so Mitautor Chi Chen.
*Forst- und Landwirtschaft trägt mehr zur „Begrünung“ bei als der
Düngeeffekt durch Kohlendioxid
*Der Biologe Ranga Myneni vom Department of Earth and Environment an der
Boston Universität und seine Kollegen entdeckten das Phänomen der
Begrünung erstmals Mitte der 1990er Jahre mit Hilfe von Satellitendaten.
Die Wissenschaftler wussten damals aber nicht, ob der Mensch eine der
direkten Hauptursachen dafür ist. Diese Erkenntnis brachte erst ein fast
20 Jahre langer Datensatz hochauflösender Bilder von NASA-Satelliten.
Die hochauflösenden Daten helfen den Forschern dabei, Einzelheiten über
die Entwicklung der Erdvegetation zu ermitteln.
„Diese Langzeitdaten ermöglichen es uns, tiefer zu graben“, erklärt
Mitautor Rama Nemani, Forscher am Ames Research Center der NASA. Als das
Ergrünen der Erde zum ersten Mal beobachtet wurde, gingen
Wissenschaftler noch davon aus, es liege vor allem an einem wärmeren,
feuchteren Klima und erhöhten CO2-Gehalt in der Atmosphäre, der den
Stoffwechsel und damit das Wachstum der Pflanzen beschleunigt. Im Rahmen
einer älteren
<https://sites.bu.edu/cliveg/files/2016/04/zhu-greening-earth-ncc-2016.pdf>
hatte eine andere Forschergruppe in einer Zeitspanne von 1982 bis 2009
einen Anstieg des LAI bei 25 bis 50 Prozent der globalen
Vegetationsfläche beobachtet – gegenüber nur knapp 5 Prozent, wo ein
Rückgang der Pflanzenfläche sichtbar war. Die Studie unter Federführung
der Pekinger Akademie der Wissenschaften, an der ebenfalls Ranga Myneni
beteiligt war, führte dies in erster Linie auf Düngeeffekte durch mehr
Kohlendioxid zurück.
Jetzt wurde deutlich, dass neben dem Klimawandel die menschliche Land-
und Forstwirtschaft wahrscheinlich noch bedeutender ist. Denn ansonsten
hätte die Begrünung gleichmäßiger auf dem Globus verteilt sein müssen.
„Da wir nun aber wissen, dass der direkte menschliche Einfluss ein
Hauptfaktor für die Ergrünung der Erde ist, müssen wir dies in unseren
Klimamodellen berücksichtigen“, so Mitautor Nemani. „Dies wird
Wissenschaftlern helfen, bessere Vorhersagen über das Verhalten
verschiedener Erdsysteme zu treffen […]“
Modell-Berechnungen aus einer im selben Jahr veröffentlichten Studie
<https://www.nature.com/articles/s43017-019-0001-x>, bei der auch Ranga
Myneni als leitender Autor fungierte, schätzen den CO2-Düngeeffekt immer
noch als bedeutendsten globalen Treiber ein. Andere Einflussfaktoren
seien eher regionaler Natur. Bäume und Pflanzen brauchen Kohlendioxid
für die Photosynthese und binden es durch ihren Stoffwechsel. Mehr CO2
in der Luft bedeutet mehr Pflanzenwachstum und somit mehr Bindung von
Kohlendioxid. Teilweise reguliert sich die Natur hier ganz von selbst,
wobei der Düngeeffekt mit steigender CO2-Konzentration nachlässt und bei
sehr hohen Wert sogar umkehren kann.
*Regenwälder kühlen die Erde
*Unterdessen kommt ein aktuelles Forschungspapier
<https://www.nasa.gov/feature/greening-of-the-earth-mitigates-surface-warming>
auf Basis von NASA-Daten zu dem Ergebnis, dass die größere Bedeckung der
Erde mit Grünflachen einen kühlenden Effekt hatte, weil Wärme und
Wasserdampf effizienter an die Atmosphäre abgegeben werden. Die
Begrünung habe somit signifikant dazu beigetragen, die globale
Temperaturerhöhung in den vergangenen Jahrzehnten zu begrenzen. Die
kühlende Wirkung entfaltet sich vorwiegend in tropischen Regenwäldern.
NASA-Forscher Nemani, der auch an dieser Arbeit mitwirkte, betonte, dass
die tropischen Wälder allmählich „die Grenzen ihrer Fähigkeit,
Kohlenstoff zu absorbieren und die Oberfläche zu kühlen“ erreichen würden.
„Im Kampf gegen den Klimawandel sind die Pflanzen die einsamen
Verteidiger. Der Stopp der Abholzung und die ökologisch sinnvolle
Anpflanzung von Bäumen in großem Maßstab könnten ein einfacher, aber
nicht ausreichender Schutz gegen den Klimawandel sein“, meint der
leitende Autor Chi Chen. Die Rodung von Regenwald-Flächen für
landwirtschaftliche Zwecke ist aus dieser Perspektive also äußerst
bedenklich.
Damit zurück zur eingangs vorgestellten NASA-Studie unter Federführung
der Boston Universität. Die Forscher weisen darauf hin, dass der
weltweite Zuwachs an Grünfläche, der vor allem in Indien und China zu
beobachten ist, die Schäden durch den Verlust der natürlichen Vegetation
in tropischen Regionen wie Brasilien und Indonesien
nicht ausgleicht. Und die negativen Folgen für die Nachhaltigkeit und
die Artenvielfalt in diesen Ökosystemen blieben sowieso bestehen.
Die Wissenschaftler sehen indes auch positive Erkenntnisse. „Sobald die
Menschen erkennen, dass es ein Problem gibt, neigen sie dazu, es zu
lösen“, betont Nemani. „In den 70er und 80er Jahren war die Situation in
Indien und China in Bezug auf den Verlust der Vegetation nicht gut; in
den 90er Jahren haben die Menschen das erkannt, und heute hat sich die
Situation verbessert. Der Mensch ist unglaublich widerstandsfähig.“
*Kein Waldsterben – zumindest aus globaler Sicht
*Aus globaler Sicht muss man dies ohnehin differenziert betrachten.
Während in Afrika, Südamerika und Teilen Asiens im großen Stil Regenwald
gerodet wird, findet in Europa, China und zum Beispiel auch Äthiopien
eine Aufforstung statt. Eine 2022 veröffentlichte Studie
<https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/eap.2596>
zeigt auf, dass die europäische Waldmasse in den letzten 30 Jahren um 9
Prozent zugenommen hat. Ein Forschungspapier mit dem Titel „Where are
Europe <´" rel="noopener">https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddi.12778>´
<s" rel="noopener">https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddi.12778>s last primary
forests?“ <https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddi.12778> stellt
unter anderem fest, dass es auf dem Kontinent sehr viel mehr
ursprüngliche (nicht gleichzusetzen mit unberührte) Waldflächen gibt,
als man vorher erwartet hatte. In Deutschland wurde vor 40 Jahren viel
Panik um das „Waldsterben“ gemacht – im Nachhinein zu Unrecht.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.