aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 5. März 2025, 13:15 Uhr
Liebe Friedensinteressierte,
nachfolgend sende ich Informationen zu den
Kriegen in der Ukraine und in Westasien.
1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker
2. FR: US-Militärhilfe ausgesetzt - Was das für Kiew bedeutet
3. Tagesspiegel: Sieht sich Putin schon als Sieger?:
Experten beobachten veränderte russische Taktik – Soldaten werden sparsamer eingesetzt
4. SZ: Lage im Überblick: Trump lobt Selenskyjs Versöhnungsversuch
5. Petra Erler: Bei TIME nachzulesen: Wie Biden die Ukraine opferte.
Zur Entscheidung über Krieg und Frieden in Europa
6. IPPNW: Bundesregierung soll langfristigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen unterstützen
7. taz: Pressefreiheit in Israel - Regierung will Aufklärung von Kriegsverbrechen bestrafen
8. n tv: "Wollen Erinnerungen auslöschen“
Israel bombardiert mehrere Flüchtlingslager in Westbank
9. Haaretz: Wenn die dritte Intifada ausbricht, vergesst nicht, dass Israel sie angestiftet hat
10. SZ: Krieg in Nahost: Arabische Länder beraten über den Wiederaufbau von Gaza
11. BerlZ: Atomgespräche mit dem Iran: Putin will Trump bei der Vermittlung helfen
12. IPG: Verlorene Staatskunst - Aufrüstung ersetzt Diplomatie:
Europa steuert blindlings in die nächste Konfrontation mit Russland.
13. Lobbying4peace: Kein Sondervermögen 2.0!
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1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker
https://www.n-tv.de/politik/11-11-Fuer-die-Zukunft-der-Ukraine-musste-Selenskyj-Kreide-fressen--article23143824.html
05.03.2025
<https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Fuer-Zukunft-der-Ukraine-musste-Selenskyj-Kreide-fressen-article25607364.html>
Ukraine-Krieg im Liveticker
11:11 Für die Zukunft der Ukraine "musste Selenskyj Kreide fressen"
Nach der Demütigung im Weißen Haus und dem umgehenden Stopp aller
Hilfslieferungen entscheidet sich Wolodymyr Selenskyj "deutlich leiser
zu treten", wie ntv-Reporterin Nadja Kriewald berichtet. Im Land gehen
die russischen Angriffe unvermindert weiter.
10:43 Merz redet mit Scholz über Ukraine-Kurs
CDU-Chef Friedrich Merz trifft zur Stunde mit Bundeskanzler Olaf
Scholz im Kanzleramt zusammen. Dabei soll es um die Ukraine-Politik
und weitere sicherheitspolitische Fragen gehen.
Merz hatte am Dienstag erneut darauf gedrungen, Soforthilfen für die
Ukraine im Umfang von mindestens drei Milliarden Euro umgehend freizugeben.
Scholz wollte seinen möglichen Nachfolger Merz unter anderem über das
internationale Ukraine-Krisentreffen am vergangenen Sonntag
unterrichten, bei dem es insbesondere um den Kurswechsel der USA ging.
(…)
09:25 Dänemark: Französisch-britischen Vorschlag für Waffenruhe diskutieren
Dänemark wirbt dafür, den von Frankreich und Großbritannien
unterbreiteten Vorschlag für eine Waffenruhe zu diskutieren. Diese
Möglichkeit solle geprüft werden, sagt Außenminister Lars Lokke
Rasmussen in Helsinki.
(…)
08:06 Paris will Beziehungen zwischen Kiew und Washington kitten
Die französische Regierung arbeitet nach eigenen Angaben an einer
Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den USA und der Ukraine, um
einen dauerhaften und stabilen Frieden zu erreichen. "Wir haben einen
Waffenstillstand vorgeschlagen", sagt Regierungssprecherin Sophie
Primas dem Fernsehsender LCI.
„Dies wird im Rahmen der Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten
geprüft. Frankreich und Europa versuchen, die Verbindung zwischen den
Vereinigten Staaten und der Ukraine wiederherzustellen.“
Präsident Emmanuel Macron zufolge haben Frankreich und Großbritannien
eine teilweise Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine über einen
Monat vorgeschlagen. Dies ist dem französischen Präsidenten zufolge
Teil der europäischen diplomatischen Bemühungen, die westliche
Unterstützung für die Ukraine zu stärken.
———
2. FR: US-Militärhilfe ausgesetzt - Was das für Kiew bedeutet
https://www.fr.de/politik/us-militaerhilfe-ausgesetzt-was-das-fuer-kiew-bedeutet-zr-93605709.html
US-Militärhilfe ausgesetzt - Was das für Kiew bedeutet
Stand: 04.03.2025, 18:19 Uhr
US-Präsident Trump setzt die Militärhilfe für die Ukraine aus, während
sie im russischen Angriffskrieg ohnehin unter Druck steht. Es drohen
verheerende Folgen. Können Deutschland und Europa helfen?
Washington/Kiew/Moskau - Ohne die US-Hilfen, hieß es immer, ist die
Ukraine nicht in der Lage, im russischen Angriffskrieg zu bestehen.
Nun hat die US-Regierung unter Präsident Donald Trump die
Unterstützung ausgesetzt, um nach dem Eklat im Weißen Haus Druck auf
den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj auszuüben, sich auf
Friedensverhandlungen einzulassen.
Die Botschaft kam an: Selenskyj reagiert schnell und geht auf Trump
zu. Was bedeutet die Aussetzung der US-Hilfen - nicht nur für die
Ukraine, sondern auch für Deutschland und Europa?
Hier einige Fragen und Antworten dazu:
(…)
Enden auch geheimdienstliche Informationen aus Washington und Starlink?
Ob die USA auch die Weitergabe ihrer Aufklärungsdaten einstellen, ist
unklar. Eine Einstellung wäre für die ukrainischen Streitkräfte ein
herber Schlag. Präzisionsschläge hinter der Frontlinie auf
Logistikhubs und Stäbe der russischen Armee würden dadurch erschwert.
Auch die ukrainische Flugabwehr ist stark auf US-amerikanische Daten
beispielsweise über Raketenstarts und in der Luft befindliche
strategische Bomber Russlands angewiesen.
Der vor allem für das Frontgebiet wichtige Einsatz der
Starlink-Systeme für Internetverbindungen per Satellit scheint
zumindest nicht gefährdet zu sein. Trump-Berater und Starlink-Besitzer
Elon Musk dementierte Berichte prompt, dass Washington mit einer
Abschaltung drohe.
Finanziert wird der Betrieb von etwa 25.000 Starlink-Terminals derzeit
durch Polen. Und diese Finanzierung ist nach Auskunft des polnischen
Digitalisierungsministeriums mindestens bis Ende September gesichert.
Was bedeutet das für die Ukraine?
Es ist nicht so, dass die Front nun sofort zusammenbricht, weil das
Land noch Reserven hat. Allerdings sind die Nachrichten aus Washington
für den Kampfgeist der ukrainischen Verteidiger ein schwerer Schlag.
Schon als der US-Kongress zu Beginn des Jahres 2024 neue
Ukraine-Hilfen blockierte, fiel die Industriestadt Awdijiwka im
ostukrainischen Gebiet Donezk in russische Hand. Die gut ausgebaute
Frontlinie war vor allem aus Mangel an Artilleriegranaten nicht mehr
zu halten, und die ukrainischen Truppen wurden um teils einige Dutzend
Kilometer zurückgedrängt. Dieses Mal könnten die Folgen wesentlich
dramatischer sein.
Wie Präsident Selenskyj vor einem Monat erklärte, stammen gut 30
Prozent der Waffen und der Technik, die von der ukrainischen Armee
eingesetzt werden, aus den USA. Bei den Waffen selbst lag der
US-Anteil demnach sogar bei 40 Prozent, während die Europäer bisher
weniger als 30 Prozent beisteuerten. Die Ukrainer und ihre
verbliebenen Verbündeten sind dabei nicht in der Lage, einen Ausfall
der US-Hilfen zu kompensieren.
Wie lange kann das von Russland angegriffene Land durchhalten?
Bisher gingen Experten in Schätzungen davon aus, dass die ukrainische
Armee allenfalls bis zum Sommer in der momentanen Intensität
weiterkämpfen könne. Spätestens dann würde ihr die Munition vor allem
bei US-amerikanischen Waffensystemen, wie den Himars-Raketenwerfern
oder auch der Patriot-Flugabwehr, ausgehen. Schläge auf die russische
Logistik im Hinterland würden seltener werden; und russische Raketen
und Drohnen könnten im Gegenzug leichter die ukrainische Flugabwehr
durchbrechen.
Sollten die US-Hilfen längere Zeit ohne Ersatz ausfallen, dann sind
auch stärkere Frontverschiebungen mit drastischen Konsequenzen auch
für das ukrainische Staatsoberhaupt selbst nicht mehr ausgeschlossen.
Bisher hat Selenskyj einen in den USA geforderten Rücktritt
kategorisch abgelehnt.
(…)
Können die Europäer einspringen?
Unter den europäischen Staaten tragen bisher Deutschland und
Großbritannien die Hauptlast der militärischen Hilfe, wie der Ukraine
Support Tracker zeigt. Andere große Staaten - Spanien, Italien und
teils auch Frankreich - waren zurückhaltend.
Der militärische Chefkoordinator der deutschen Ukraine-Hilfe,
Generalmajor Christian Freuding, war im Februar in der Ukraine und
sagte danach, mit dem nötigen Willen könnten die Europäer US-Hilfen
kompensieren. Schon jetzt leisteten sie mit Kanada 60 Prozent der
Militärhilfe.
Bei kritischer Munition stellten die Europäer und andere Partner nach
ukrainischen Angaben sogar 80 Prozent des Materials bereit. Neben mehr
Luftverteidigungssystemen brauchen die Ukrainer nach Freudings Worten
für ihre 100 kämpfenden Brigaden auch mehr gepanzerte
Gefechtsfahrzeuge - als Ersatz für Ausfälle.
Gibt es schon konkrete Pläne der EU?
Auf einem EU-Sondergipfel am Donnerstag wollen die 27 Staats- und
Regierungschefs über einen Milliarden-Verteidigungsplan sprechen, den
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagen hat.
Dieser sieht etwa einen neuen Fonds von 150 Milliarden Euro vor, um
die Verteidigungsinvestitionen in der EU zu erhöhen - unter anderem
für Militärhilfen für die Ukraine.
Von der Leyen hofft, dass ihr Vorschlag zusammen mit privatem Kapital
und zusätzlichen Mitteln für die Europäische Investitionsbank nahezu
800 Milliarden Euro für die Verteidigung mobilisieren könnte.
Doch der Gipfel könnte auch Unstimmigkeiten innerhalb der EU in Bezug
auf die Ukraine aufzeigen, denn weitreichende Entscheidungen in der EU
müssen einstimmig getroffen werden. Der ungarische Ministerpräsident
Viktor Orban und sein slowakischer Amtskollege Robert Fico haben
bereits ihren Widerstand gegen eine gemeinsame Gipfelerklärung
zugunsten der Ukraine signalisiert. Beide befürworten Trumps Kurs im
Ukraine-Konflikt und pflegen enge Beziehungen zu Russlands Präsident
Wladimir Putin.
(…)
Welche Folgen hätten zusätzliche Ukraine-Hilfen für die Bundeswehr?
Sollte die Hilfe für die Ukraine ausgeweitet werden, müssten womöglich
industrielle Kapazitäten für die Aufrüstung der Bundeswehr umgeleitet werden.
Aktuell sind weitere Lieferungen in die Ukraine angekündigt,
darunter 20 Schützenpanzer und mehr als 20 Kampfpanzer, zudem drei
kombinierte Feuereinheiten des Luftabwehrsystems Iris-T.
Außerdem sollen Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard, Radhaubitzen
und Panzerhaubitzen, zudem 300 geschützte und gepanzerte
Transportfahrzeuge und „viel Munition“ an Kiew gehen. dpa
——
3. Tagesspiegel: Sieht sich Putin schon als Sieger?:
Experten beobachten veränderte russische Taktik – Soldaten werden sparsamer eingesetzt
https://www.tagesspiegel.de/internationales/sieht-sich-putin-schon-als-sieger-experten-beobachten-veranderte-russische-taktik--soldaten-werden-sparsamer-eingesetzt-13313638.html?utm_source=firefox-newtab-de-de
Sieht sich Putin schon als Sieger?:
Experten beobachten veränderte russische Taktik – Soldaten werden sparsamer eingesetzt
Russland hat seine Angriffe an der Ukraine-Front jüngst
zurückgefahren. Einem Medienbericht nach könnte es daran liegen, dass
Putin nun vor allem auf Trump setzt – und weniger auf die eigenen
Soldaten.
Von Tobias Mayer
04.03.2025, 15:39 Uhr
(…)
Russlands neue Taktik: Trump holt den Sieg
Allerdings steht hinter dem nach wie vor stetigen, jedoch
verlangsamten Vorrücken der Russen auch eine taktische Entscheidung
Moskaus, sagt Politikanalyst Patrick Haasler. Die Generäle hätten
beschlossen, „mit Soldaten sparsamer umzugehen und
Umzingelungstaktiken zu fördern, die mehr Zeit in Anspruch nehmen.“
Das könnte an Donald Trump liegen. Offensichtlich will der
amerikanische Präsident zu seinem innenpolitischen Vorteil einen
möglichst schnellen Waffenstillstand im Ukrainekrieg erreichen. Dabei
setzt er die sich verteidigende Ukraine massiv unter Druck – zuletzt
durch den angeordneten Stopp der wichtigen Militärhilfe.
„Die Russen wissen auch, dass sie sich mit Donald Trump im Weißen Haus
nicht beeilen müssen, um jeden Preis Boden zu gewinnen“, wird
Poniscjakova bei „France 24“ zitiert. „Moskau hofft vielleicht, seine
Forderungen allein durch diplomatischen Druck und ohne tödliche
Offensiven durchsetzen zu können.“
„Moskau ist der Ansicht, dass der Krieg bereits gewonnen ist“, sagt
Experte Haasler. Mit den verlangsamten Angriffen könnte die Ukraine
nun weiter erschöpft werden, während die russischen – insgesamt sehr
hohen – Verluste minimiert würden. (TMA)
——
4. SZ: Lage im Überblick: Trump lobt Selenskyjs Versöhnungsversuch
https://www.sueddeutsche.de/politik/lage-im-ueberblick-trump-lobt-selenskyjs-versoehnungsversuch-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-250305-930-394052
Lage im Überblick:
Trump lobt Selenskyjs Versöhnungsversuch
5. März 2025, 6:42 Uhr
In seiner Rede vor dem US-Kongress äußert sich Donald Trump
wohlwollend über versöhnliche Töne des ukrainischen Präsidenten
Wolodymyr Selenskyj. An der Front sind dessen Truppen in der Defensive.
Washington/Kiew (dpa) - Nach dem Eklat im Weißen Haus gibt es wieder
Zeichen für eine Annäherung zwischen Donald Trump und Wolodymyr
Selenskyj. Trump begrüßte, dass sich der ukrainische Präsident in
einem Brief zu Friedensverhandlungen bereiterklärt habe.
„Ich weiß das zu schätzen“, sagte der US-Präsident bei einem Auftritt
vor dem Parlament in Washington. Selenskyj habe in dem Brief auch
seine Dankbarkeit für die Hilfe der USA betont.
(…)
Der US-Präsident zitierte nun bei seiner Rede Passagen aus dem Brief
Selenskyjs. Der Ukrainer habe darin erklärt: „Mein Team und ich sind
bereit, unter der starken Führung von Präsident Trump daran zu
arbeiten, einen dauerhaften Frieden zu erreichen.“
Die Ukraine sei auch jederzeit bereit, das von den USA gewünschte
Rohstoffabkommen zu unterzeichnen, behauptete Trump unter Verweis auf
das Schreiben Selenskyjs. Der ukrainische Präsident hatte sich zuvor
auch ähnlich lautend auf der Plattform X zu Wort gemeldet.
„Partnerschaftliche Beziehungen zu Amerika wichtig“
In seiner abendlichen Videobotschaft sagte Selenskyj, die Ukraine sei
zwar auf die aktuelle Lage vorbereitet und könne sich verteidigen.
„Aber für uns sind normale, partnerschaftliche Beziehungen zu Amerika
wichtig für eine tatsächliche Beendigung des Kriegs.“
Auch Militärexperten zufolge wird die Front in der Ukraine nach dem
Stopp der US-Waffenlieferungen wohl kaum sofort zusammenbrechen.
Insgesamt verschlechtert sich die Lage für die Verteidiger dadurch
aber deutlich, da die russischen Truppen weiter Druck machen und die
USA bislang der wichtigste Unterstützer und größte Waffenlieferant der
Ukraine waren.
Der Generalstab in Kiew sprach in seinem abendlichen Lagebericht von
zuletzt rund 100 Zusammenstößen auf den Schlachtfeldern entlang der
Front. Die ukrainischen Streitkräfte sind dabei weiter in der
Defensive. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Kämpfe auch entlang
der über lange Zeit stabilen Front im Süden der Ukraine wieder
verstärkt aufgeflammt sind. Schwerpunkt der Kämpfe ist aber weiterhin
die Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk.
Selenskyj bedauert Eklat - und will gegenseitigen Respekt
Die Hilfe der USA sei zurzeit das Wichtigste, räumte Selenskyj ein. Er
habe seine Gefolgsleute angewiesen, offizielle Informationen aus den
USA zum bisher nur über die Medien verkündeten Lieferstopp für
Rüstungsgüter einzuholen. Den Eklat bei seinem Treffen mit Trump
bezeichnete er noch einmal als bedauerlich.
„Aber jetzt ist es nötig, die Kraft dafür zu finden, weiterzugehen,
einander zu respektieren, so wie wir immer Amerika, Europa und alle
Partner respektiert haben, und gemeinsam alles zu tun, um den Frieden
näherzubringen“, sagte Selenskyj. Den USA dankte er erneut für die
bisher bereits geleistete Hilfe.
Schon zuvor hatte Selenskyj in sozialen Netzwerken sein Bedauern über
die gescheiterten Verhandlungen im Weißen Haus zum Ausdruck gebracht
und seine Bereitschaft erklärt, „die Dinge in Ordnung zu bringen“.
Durch den Streit beim Treffen mit Trump und Vance am Freitag wurde
auch die Unterzeichnung der angedachten Rohstoff-Vereinbarung zwischen
den USA und der Ukraine abgesagt.
Trump: Müssen mit beiden Seiten reden
Trump sagte beim Auftritt im US-Kongress, seine Regierung führe
ernsthafte Gespräche mit Moskau und habe „starke Signale“ erhalten,
dass auch Russland bereit sei, Frieden zu schließen. „Wäre das nicht
schön?“, schob Trump nach.
„Es ist an der Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden. Es ist an der Zeit,
das Töten zu beenden. Es ist an der Zeit, den sinnlosen Krieg zu
beenden.“ Dazu sei es nötig, mit beiden Seiten zu reden.
——
5. Petra Erler: Bei TIME nachzulesen: Wie Biden die Ukraine opferte.
Zur Entscheidung über Krieg und Frieden in Europa
https://petraerler.substack.com/p/bei-time-nachzulesen-wie-biden-die
Bei TIME nachzulesen: Wie Biden die Ukraine opferte.
Zur Entscheidung über Krieg und Frieden in Europa
<https://substack.com/@petraerler>
Petra Erler <https://substack.com/@petraerler>
Mar 02, 2025
Bevor man sich über das „große Kino“, den offenen Eklat zwischen der
Trump-Administration und Selenskyj im Weißen Haus am Freitag
echauffiert,rate ich, erstens sich darüber im Klaren zu werden, dass
sich unser Land in einer militärischen Allianz mit den USA befindet,
und zweitens, aufmerksam den TIME-Artikel vom 18. Januar 2025 zu lesen.
Unter der Überschrift „Warum Biden`s Ukraine-Sieg Selenskyis Niederlage ist“
https://time.com/7207661/bidens-ukraine-win-zelensky-loss/
wird die Biden`sche Ukraine-Politik erklärt. Der Artikel stützt sich
auf ein Gespräch mit dem für Russland und Ukraine zuständigen
Mitarbeiter, Eric Green, im Nationalen Sicherheitsrat der
Biden-Harris-Administration.
Zu den Zielen dieser Administration gehörte niemals ein
(militärischer) Sieg der Ukraine, liest man gleich im zweiten Satz.
Deshalb wären auch alle Zusicherungen (wie bespielsweise: So lange es
dauert…) so vage geblieben. Im Weißen Haus habe man gewusst, dass es
trotz aller westlichen Hilfe der Ukraine nie gelingen würde, an
Russland verlorenes Territorium zurückzuerobern. Das sei „außerhalb
der Möglichkeiten der Ukraine“ gewesen.
Statt dessen sei es Biden darum gegangen, mittels der Ukraine die Nato
zu stärken und Russland zu schwächen.
Aber auch die Biden-Harris-Administration wollte keine direkte
militärische Konfrontation mit Russland. Deshalb zeigte Biden in der
Frage einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine nur verbale Flexibilität,
im Grund blieb es beim eisernen Nein, woran TIME ebenfalls erinnert.
Wohin die Biden-Harris-Strategie führte, lässt sich ebenfalls bei TIME
nachlesen: „Er achtete (Anm.: am Ende seiner Amtszeit) sorgfältig
darauf, keine Versprechungen zu machen, dass die Ukraine weitere
Gebiete zurückgewinnen oder gar bis zum Ende des Krieges überleben würde.“
Wenn etwas ruchlos ist, dann, dass ausweislich von TIME die
Biden-Administration wusste, was sie tat. Sie schickte die Ukraine in
einen militärisch Kampf, den sie nicht gewinnen konnte und verhinderte
- gemeinsam mit Großbritannien unter Boris Johnson - einen frühen
Friedensschluss, zu dem damals sowohl Selenskyj als auch Putin bereit waren.
Letzteres ist inzwischen durch glaubwürdige Zeugen belegt.
Einer davon ist der ehemalige ukrainische Botschafter in den USA,
Tschalyj (ab Min 28).
https://www.youtube.com/watch?v=t2zpV35fvHw&ab_channel=GenevaCentreforSecurityPolicy%28GCSP%29
Dank Victoria Nulands Äußerungen zu diesen Friedensverhandlungen
zwischen Russland und der Ukraine ist völlig klar: Das war nicht das,
was die Biden-Administration erreichen wollte.
https://responsiblestatecraft.org/ukraine-russia-2669196351/
Die wollte Russland schwächen, ganz so, wie das die RAND Corporation
2019 entworfen hatte. Wer diese Studie heute erwähnt, so RAND,
befördert russische Desinformation.
https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html
Das Strategieberatungsunternehmen vergaß allerdings, seiner
Zusammenfassung dieser Studie „Russland überdehnen und aus dem
Gleichgewicht bringen“, einen ähnlichen Disclaimer beizufügen.
https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_briefs/RB10000/
RB10014/RAND_RB10014.pdf
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass RAND besagte Studie
während der ersten Trump-Präsidentschaft vorlegte. Damals
distanzierten sich weder Trump noch das Pentagon von einem Kurs, der
auf das Anheizen von Spannungen und Konflikten mit Russland
ausgerichtet war. Im Gegenteil, die Abkehr vom INF-Vertrag und die
Weigerung, START zu unterschreiben, machten die Beziehungen noch
konfliktreicher.
Die Biden-Harris-Administration hat START unterschrieben, sie hat auch
die russische Initiative zu einer gemeinsamen Erklärung von fünf
Atommächten mitgetragen, dass ein Atomkrieg nicht zu gewinnen ist und
daher auch nicht geführt werden sollte.
Sie, aber auch die Nato, haben allerdings nichts getan, um den
heraufziehenden Krieg zu verhindern. Ein Verhandlungsangebot Russlands
vom Dezember 2021 wurde auf Botschafterebene verhandelt und verbal und
schriftlich zurückgewiesen. Darin ging es unter anderem um den
Streitpunkt um eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine.
Biden war eine erklärter Verfechter des amerikanischen
Hegemonialanspruchs. Er glaubte, die besseren Karten zu haben und
Russland in die Knie zwingen zu können: mit schweren ökonomischen
Sanktionen, mit diplomatischer Isolation. Diesem Kurs schloss sich die EU an.
Propagandistisch wurde auf „Siegfrieden“ gesetzt, die militärische
Bezwingung Russlands. Nun schreibt TIME, man habe immer gewusst, dass
das nichts werden würde. TIME vergaß zu erwähnen, dass Biden in
Helsinki 2023 fernab der Realität verkündete, dass Putin den Krieg
gegen die Ukraine bereits verloren habe.
https://www.cbsnews.com/news/joe-biden-helsinki-european-trip-vladimir-putin-war-in-ukraine/
„Alles ist falsch“, fasste kürzlich ein ehemaliger spanischer
Botschafter in Georgien, José Zorrilla, bei Neutrality Studiesdie
Natur des Narrativs zusammen, das Jahr für Jahr politisch und medial
im Westen vorgebetet wurde (Gespräch existiert in deutscher Übersetzung).
Sie, die professionellen Diplomaten, aber auch die Militärs hätten die
Wahrheit gekannt, über die regime change-Politik der USA, den Maidan,
über alle späteren Entwicklungen im Konflikt mit Russland, auch über
die Verhandlungen in Istanbul. Aber sie hätten geschwiegen. Denn sie
stünden im Dienst der Politik.
Den Mund mache nur auf, wer keine Karrierechancen mehr vor sich habe.
Nicht erklären konnte sich der Botschafter, warum Deutschland, das im
Jahr 1990 im Zusammenhang mit der deutschen Einigung eine integrative
europäische Sicherheitsstruktur bevorzugte, nicht daran festhielt.
Zorrilla sagte auch, dass 2022 der Westen Georgien gedrängt habe, eine
zweite Front gegen Russland zu eröffnen.
Die georgische Regierung habe das abgelehnt. Sie habe nicht gewollt,
dass das Land zwischen Ost und West so zerrieben werde wie die Ukraine.
Zweifellos endete das Treffen zwischen Selensky und Präsident Trump im
Weißen Haus in einem beispiellosen politischen Eklat. Der war nicht
von vornherein angelegt, denn Trump gab sich eingangs des
presseöffentlichen Treffens recht versöhnlich.
Er erklärte das Interesse seiner Administration an der Nato in Europa,
lobte Polen.
Trump legte Wert darauf, dass es ihm um Frieden ginge, in Europa, für
die Ukraine, für Europa und die Welt. Ganz wie Biden will auch Trump
den Konflikt mit Russland nicht auf die Spitze treiben. Er will keinen
Dritten Weltkrieg. Trump erklärte, er stünde auf der Seite des Friedens.
Aber Trump sprach auch das aus, was bei TIME als Hinterlassenschaft
der Biden-Administration nachzulesen war: Kämpft Selenskyj militärisch
weiter gegen Russland, hat er bald kein Land mehr.
An dem Punkt wurde Trump am Ende ganz drastisch. Selenskyj kann den
Kampf nicht gewinnen, aber mit Hilfe der USA könne er noch aus dem
Krieg noch „ok“ rauskommen. Wenn er allerdings weiter kämpfen möchte,
dann… Nur dann ohne die USA. Trump beschuldigte Selenskyj, mit einem
Dritten Weltkrieg zu spielen und das Leben von Millionen zu riskieren.
JD Vance fragte Selenskyj, ob er nicht verstehe, dass die USA mit
diplomatischen Mitteln versuchten, die Zerstörung der Ukraine
aufzuhalten. Trump war direkter: Die Ukraine habe das schlechtere
Blatt in der Hand.
Zuvor hatte auch Selenskyj gesagt, dass er die USA braucht, aber er
hängt nach wie vor der Strategie „Siegfrieden“ an. Selenkyj weiß: Was
immer die europäischen Verbündeten in der Ukraine tun, ohne die US ist
das alles nichts wert. Das spielte Trump in die Hände, denn der weiß
das auch.
Nach dem Pressetreffen eskalierte der Streit weiter. Das vorgesehene
Mittagessen wurde von US-amerikanischer Seite gekippt, der
Rohstoff-Deal ebenfalls. Trump beschied Selenskyj, er könne
wiederkommen, wenn er Frieden wolle.
https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/114082877976878390
Damit schuf Trump eine völlig transparente Konstellation: Jeder, der
den Ukraine-Krieg weiterführen möchte, tut das fortan gegen die USA.
Prompt erhoben die US-Demokraten wieder Vorwürfe, dass Trump in den
Händen von Putin sei.
https://www.nbcnews.com/politics/national-security/trump-zelenskyy-
clash-marks-defining-turn-away-us-defense-democracies-rcna193975
Die das tun, und die sogenannte „liberale Presse“ ist immer mit an
Bord, missverstehen, dass das bei der Mehrheit der Bevölkerung der USA
nicht mehr zieht. In der europäischen Öffentlichkeit ist das etwas
anders, denn die allermeisten europäischen Medien haben nicht sehr
viel dafür getan, dass sich Wahrheit von Lüge scheidet.
Tatsächlich geht es um die Wahl zwischen Krieg oder Frieden in Europa.
Drei Besuche in Washington in einer Woche haben deutlich gemacht: Die
USA werden sich nicht in ein Manöver hineinziehen lassen, das in den
direkten Krieg mit Russland führen kann. Macron und Starmer wurden
freundlich, aber entschieden davon in Kenntnis gesetzt. Bei Selenskyj
eskalierte es vor den Augen der Welt zum offenen Eklat.
Trump war in der presseöffentlichen Begegnung nicht so feindlich
gegenüber Putin eingestellt wie Selenskyj. Er erinnerte daran, wie
ungerecht Putin vom Westen in den letzten Jahren behandelt wurde, an
das sogenannte „Russiagate“, an den Hunter-Biden-Laptop, der 2020 zur
russischen Desinformation hochstilisiert wurde.
Das sei wegen ihm passiert. Er erinnerte daran, dass die
Abqualifizierung oder Diffamierung eines anderen Staatschefs kein
Problem löse sondern jede Verständigung nur schwieriger mache. Trump
verlangte von Selenskyj, seine Haltung zu ändern, auch gegenüber Russland.
Aber wie kann Selenskyj das? Er spricht vom gleichen Skript, das die
Biden-Administration wider besseren Wissens entwarf und dem auch die
europäischen Alliierten der USA allesamt bis heute folgen. Er, der
einst nicht vom Russenhass beseelt war, seine Präsidentschaft damit
gewann, dem Land Frieden mit Russland bringen zu wollen, hat den Hass
nun komplett verinnerlicht.
Bei Trump beschwerte sich Selenskyj über Putin. Für den sei die
Sprache der Diplomatie nur ein Vorwand. Dass in der Ukraine die
Sprache der Diplomatie schon vor Kriegsausbruch als „Kapitulation“
gegenüber Russland gebrandmarkt wurde, war ihm entfallen. Dass er
selbst mit Putin 2022 verhandelte ebenfalls.
Selenskyj zeigte beim Treffen im Weißen Haus Nerven. Er war weder
gelassen noch kühl, aber vor allem ritt er das falsche Ross. Er glaubt
(oder will es glauben), dass das Jahr 2025 den entscheidenden
Unterschied bringt, die Ukraine wieder in eine „Position der Stärke“ gerät.
Denn Selenskyj hat ein Zukunftsproblem: Wie soll er es überleben, wenn
er in der Ukraine als der angesehen wird, der entgegen dem eigenen
Dekret aus 2022 schließlich mit Putin verhandelt? Extreme
Nationalisten bedrohten ihn schon 2019 mit dem Tod, falls er das
Minsk-Abkommen 2 implementieren würde.
https://incident.obozrevatel.com/crime/dmitrij-yarosh-esli-zelenskij-
predast-ukrainu-poteryaet-ne-dolzhnost-a-zhizn.htm
und
https://www.kyivpost.com/post/10595
Macht er aber weiter mit dem Krieg, ist er derjenige, der sein Land
völlig ruiniert, ob ihm nun die USA oder die EU weiter zur Seite
stehen oder nicht.
Dank der freimütigen Einschätzungen in TIME wird die Frage auch in der
Ukraine aufkommen, warum Selenskyj beim bösen Spiel immer weiter
mitmachte, und ob es das alles wert war, all die Toten, all die
Verwundeten, das verheerte Land?
Wenn sich am Sonntag die Europäer nun schon zum dritten Mal innerhalb
weniger Tage zu einem Spitzentreffen zusammenfinden, sollten sie sich
auch mit dieser Frage beschäftigen. Denn wie kann es sein, dass ein
vergleichbares Spitzentreffen angesichts der bevorstehenden
Konfliktexplosion mit Russland Anfang 2022 nicht zustande kam, und man
lieber den USA Gefolgschaft leistete, als an den eigenen Kontinent zu
denken, zu dem die Ukraine, aber auch Russland gehören?
Wie konnte es sein, dass man die Chance auf einen frühen
Friedensschluss in Istanbul vergab und keine EU-Position formulierte?
Wie kann es sein, dass so viele 2025 immer noch nicht begreifen, dass
zwischen politischen Zielen und Kommunikationslinien ein Unterschied
besteht. Anders ausgedrückt: Es wird gelogen, geschwindelt,
vereinfacht, verdreht, um das herrschende Ukraine-Krieg-Narrativ
aufrecht zu erhalten, das die Trump-Administration gerade zertrampelt.
Die hat andere Sorgen.
Die schaut nach China und hat schon mal die „Ein-China-Politik“ ihrer
Vorgänger fast aus dem Internet-Gedächtnis gelöscht.
(...)
Wenn die Europäer den Kriegskurs wählen, zeigt es nur, dass sie immer
noch nicht anerkennen wollen (können), dass Biden nicht nur mit dem
Schicksal der Ukraine spielte, sondern auch mit dem ganz Europas.
Zuletzt hat Biden ausweislich TIME noch nicht einmal mehr an das
Überleben der Ukraine geglaubt.
--------—
siehe auch:
https://www.perlentaucher.de/buch/petra-ehrler-guenter-verheugen/der-lange-weg-zum-krieg.html
Petra Ehrler <https://www.perlentaucher.de/autor/petra-ehrler.html>, Günter Verheugen <https://www.perlentaucher.de/autor/guenter-verheugen.html>
Der lange Weg zum Krieg
Russland, die Ukraine und der Westen - Eskalation statt Entspannung
Heyne Verlag, München 2024
ISBN 9783453218833
Gebunden, 336 Seiten, 24,00 EUR
—
Petra Erler, geboren 1958, promovierte am Institut für Internationale
Beziehungen an der Akademie für Staat und Recht in Potsdam.
Nach der Volkskammerwahl 1990 war sie zunächst Beraterin und Mitglied
des Planungsstabs von Außenminister Markus Meckel, wurde dann zur
Staatssekretärin im Amt des Ministerpräsidenten de Maizière berufen,
zuständig für EG-Fragen.
Nach der Deutschen Einigung arbeitete sie ab 1991 als Referatsleiterin
für EG-Politik an der Vertretung des Landes Brandenburg in Bonn. 1999
wurde sie Mitglied des engsten Mitarbeiterkreises von EU-Kommissar
Günter Verheugen, den sie zwischen 2006 und 2010 leitete.
————
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