aus e-mail von Doris Pumphrey, 31. Dezember 2023, 17:18 Uhr
*Hochwasser: Klimawandel oder Politikversagen? –
Einem Landwirt in Niedersachsen platzt der Kragen
*Brechende Deiche, vollgelaufene Häuser, überschwemmte Felder – weite
Teile Niedersachsens, aber auch anderer Bundesländer stehen nach
Regenfällen unter Wasser. Politik und Medien sind sich einig: Schuld
daran ist nur der Klimawandel. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan
Weil fordert dementsprechend, den CO2-Ausstoß "dringend" weiter zu
reduzieren. Doch sind diese Überschwemmungen wirklich nur eine Folge des
Klimawandels oder hätten sie von den Behörden verhindert werden können?
Wird der Klimawandel benutzt, um von Politikversagen abzulenken und
gleichzeitig politische Ziele durchzusetzen?
Dem Landwirt aus Niedersachsen platzt der Kragen.
*/Hier im Video:
/*https://www.youtube.com/watch?v=UzbsXNd-Eyc
https://www.nachdenkseiten.de/?p=108674
30.12.2023
*Senk ju, Deutsche Bahn!
*Bis vor einigen Wochen war ich der Ansicht, dass es sinnvoll ist, kein
Auto zu haben und mit der Bahn zu fahren – wegen des Klimas. Das war
ganz schön naiv von mir. Bislang hatte ich gut angebunden in Frankfurt
am Main gewohnt. Da fiel zwar auch mal die Bahn aus, aber irgendwie kam
man immer vom Fleck, und sei es nur mit einem Elektroroller. Allerdings
lebte ich in Frankfurt nicht preisgünstig, konnte mir die Miete dort
kaum leisten. Also zog ich um, dorthin, wo sich eine Jungköchin – ich
bin 22 Jahre alt – noch halbwegs eine Wohnung leisten kann. Jetzt lebe
ich seit einiger Zeit im Frankfurter Umland, etwa 20 Kilometer und knapp
40 Minuten Bahnfahrt von der Metropole entfernt, habe dort eine
60-Quadratmeter-Wohnung, die ich mir in Frankfurt selbst mit einem
Vollgehalt nicht leisten könnte. Dafür musste ich pendeln, was ich in
Kauf nehmen wollte. Die Deutsche Bahn würde mich schon in die Stadt
bringen – zu meinem Arbeitgeber, den ich auch noch nicht so lange hatte.
Ich war also noch in der Probezeit. Von *Anna Maria Hummel*.
Arbeitsbeginn war bei mir um 6:30 Uhr. Für mich bedeutete das, dass ich
den ersten Zug um 5 Uhr nehmen musste. Es ist zwar hart, so früh
aufzustehen, aber alternativlos. Ich habe ja nicht mal einen
Führerschein, meine Lebensrealität machte Autofahren nie nötig. Außerdem
wollte ich das ohnehin nicht, denn das Klima dankt es uns. So dachte ich
bis neulich.
Auf dem Bahnsteig angekommen, kam der erste Zug des Morgens häufig
nicht. Informationen gab es keine, also musste ich auf den nächsten Zug
ausweichen. Und schon kam ich zu spät zur Arbeit. So ging das dauernd,
später guckte ich, noch im Bett liegend, ob die App den 5-Uhr-Zug
anzeigte. Oft fiel er aus, ich blieb liegen und plante gleich den
nächsten Zug. Wöchentlich mehrmals musste ich meinen Chef anrufen und
meine Verspätung anzeigen. Er zeigte sich verständig, erfreut war er
natürlich dennoch nicht.
So ging das wochenlang, ich war öfter zu spät als pünktlich. Einmal kam
der Zug, dann sagte man nach kurzer Fahrt durch, dass hier Endstation
sei – wegen eines kurzfristigen Krankheitsfalles. Also war ich doch
wieder zu spät dran. Meine Verspätungszeiten häuften sich an – in der
Probezeit. Klar, wie das enden musste: Man entließ mich, Kündigung
während der Probezeit.
An einem Tag lief es aber besonders rund für mich. Als der große
Warnstreiktag war nämlich. Ich glaubte, nicht zur Arbeit zu können, fast
alle Verbindungen fielen aus. Aber ich war pünktlich, wenige Züge
fuhren, sogar der 5-Uhr-Zug. Können die Lokführer nicht immer streiken?
Vielleicht hätte ich dann meinen Arbeitsplatz noch.
Den habe ich nicht wegen streikender Bahnmitarbeiter verloren, sondern
wegen einer Bahn, die im Dienst ist und nicht kommt. Danke, Deutsche
Bahn! Für nichts! Da habe ich mich dummerweise auf die Schiene
verlassen, mir gedacht, ich mache was Gutes und bin am Ende doch die
Dumme. Bin ja auch selbst schuld, dass ich ins Umland zog, wo ich mir
die Miete noch leisten kann. Wenn das die Verkehrswende ist, retten wir
das Klima und die Umwelt niemals.
Nun sitze ich in meinem Ort, wo ich nur schwer einen Job bekommen kann –
muss mich also weiter auf Frankfurt fokussieren, weiß aber nicht, wie
zuverlässig ich an die Arbeitsstelle gelangen kann. Der Führerschein
steht also auf meiner Agenda. Klimarettung ist für mich vorbei, ich muss
Geld verdienen, da kann ich keine Rücksichten nehmen. Auf die Bahn kann
ich mich nicht mehr verlassen. Es war die Bahn, die mich verlassen hat.
Es ist ein Dilemma, in dem ich mich befinde. Wir sind doch gar nicht
ausgestattet, um Umweltschutz zu betreiben. Die Bahn ist das beste
Argument für ein Auto. Das konnte ich nicht ahnen, als ich noch in der
Großstadt lebte, da glaubte ich in meiner Unwissenheit, das ganze Land
könne auf das Auto verzichten. Aber es ist die Bahn, auf die man
verzichten kann, wenn man auf dem Land lebt.
Nun bin ich arbeitslos. Vielleicht sollte ich mich bei der Deutschen
Bahn in Frankfurt bewerben, aber womöglich käme ich immer zu spät zur
Schicht und die Bahn würde mich kündigen, weil mich ihre eigenen Züge
nicht fahrplangemäß in der Stadt absetzen würden. Senk ju vor nassing,
Deutsche Bahn!
_RT 31.12.2023
_*2023: Das Jahr, in dem Wohnen und Essen in Deutschland zum Luxus wurden
*/Von Susan Bonath/
Der Mensch hat existenzielle Grundbedürfnisse. Um leben zu können, muss
er zuerst essen, trinken, wohnen und sich vor Kälte schützen. Gerade in
diesen Bereichen sind die Preise 2023 wie nie explodiert, befeuert von
politischen Entscheidungen. Eine Umkehr ist nicht geplant. Fachleute
prognostizieren: Das Notwendigste zum Leben wird für immer mehr Menschen
in Deutschland zum puren Luxus.
*Kalte Wohnung
*Knapp 60 Prozent der Einwohner Deutschlands wohnen zur Miete, bei
Alleinstehenden sind es fast drei Viertel. Vor allem die Ärmeren unter
ihnen dürfte das ausklingende Jahr zur puren Verzweiflung gebracht
haben. Die Mieten, die Nebenkosten, der Strom: alles wurde immer teurer,
selbst in der tiefsten Provinz.
Die Schocktherapie begann für viele bereits wenige Wochen nach dem
Terroranschlag auf die Nordstream-Pipeline im September 2022, dessen
Aufklärung die Bundesregierung offensichtlich nicht im Geringsten
interessiert. Die Heizkosten explodierten praktisch über Nacht. Der
Autorin wurden Fälle bekannt, in denen Mieter plötzlich das Fünffache
für eine warme Wohnung hinblättern sollten. Auch die Strompreise zogen
nach und verdoppelten sich zum Teil.
Die Bundesregierung reagierte darauf mit Energiepreisbremsen. Diese
galten allerdings nur für 80 Prozent des Verbrauchs. Sie waren von
vornherein so angelegt, den Kostenschock nur unzureichend zu dämpfen.
Viele Mieter erhielten bereits für das Vorjahr horrende Nachzahlungen,
für dieses Jahr droht 2024 Ähnliches. Dabei werden die Heiz- und
Stromkosten durch den Wegfall der Preisbremsen weiter in die Höhe schießen.
Laut Statistischem Bundesamt
<https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2023/PD23_48_p002.html> konnten
bereits 2022 rund 5,5 Millionen Menschen – gut 6,6 Prozent der
Gesamtbevölkerung, doppelt so viele wie im Vorjahr– ihre Wohnungen aus
Geldmangel nicht angemessen heizen. Für 2023 stehen die Daten noch aus.
Fest steht wohl jetzt schon: Die Zahl der Betroffenen wächst.
*Mieten explodieren in Stadt und Land
*Nicht nur die Heiz- und Stromkosten verteuerten das Grundbedürfnis
Wohnen in Deutschland massiv. Auch die Preisspirale bei den Kaltmieten
dreht sich munter weiter nach oben. Nach Daten des Großmaklers "Jones
Lang LaSalle" (JLL) erhöhte sich der Mietzins in den acht größten
deutschen Städten allein im dritten Quartal 2023 im Schnitt um 8,4 Prozent.
Die Zeitung Junge Welt
<https://www.jungewelt.de/artikel/466105.stadtentwicklungspolitik-mieter-vor-horrorjahr.html%C2%A0> erfuhr
dazu vom Deutschen Mieterbund, dass bereits jetzt jeder dritte
Miethaushalt mit den Wohnkosten finanziell überlastet sei. Dessen
Präsident Lukas Siebenkotten prognostizierte für 2024 noch düstere
Aussichten: Auf Mieter komme "definitiv ein Horrorjahr" zu, sagte er.
Die Preisexplosion betrifft nicht nur Mieter in deutschen Großstädten,
sondern hat die Bewohner kleinerer Städte und Gemeinden längst
eingeholt, wie unter anderem der /Deutschlandfunk/ im September unter
Berufung auf Daten der Bundesregierung berichtet
<https://www.deutschlandfunk.de/mieten-steigen-auch-auf-dem-land-und-in-kleineren-staedten-106.html%C2%A0> hatte.
Dass die Mietpreise im provinziellen Umland mittlerweile sogar schneller
steigen, als in Metropolen, geht auch aus anderen Daten hervor. Laut
/ZEIT/-Bericht
<https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-09/mieten-steigen-umland-grossstaedte-studie> vom
September liegt das an der wachsenden Nachfrage, die wiederum aus der
Mietenexplosion in den Städten resultiert.
Die Flucht vor unbezahlbaren Wohnkosten in Metropolen in die umliegenden
Orte und Kleinstädte war natürlich zu erwarten. So werden die
sogenannten Speckgürtel immer breiter. Mietwillige, darunter auch
wohlhabende Beamte und leitende Angestellte, die mehr zahlen können als
der gewöhnliche Arbeiter, stehen Schlange, der Wohnraum wird knapper,
Neubau gibt es kaum – und die Preise explodieren.
*Sparen am Essen
*Das trifft, wie immer, die Ärmsten zuerst. Denn sie haben keine
Möglichkeit, für steigende Wohnkosten an anderer Stelle zu sparen. Zumal
sich ein weiteres Problem hinzugesellt: Auch das Essen wird immer teurer.
Zwar sind die Preise für Grundnahrungsmittel in den letzten Wochen
weniger stärker gestiegen, in Einzelfällen sogar leicht zurückgegangen –
die Inflation hat sich also leicht abgeschwächt. Das Ende der
Energiepreisbremsen, verbunden mit höherer CO₂-Besteuerung, die Konzerne
freilich auf die Verbraucher abwälzen werden, dürfte die
Teuerungsspirale wieder ankurbeln.
Davor warnen auch die Verbraucherzentralen in Deutschland, wie die
/Berliner Zeitung/ berichtete
<https://www.berliner-zeitung.de/news/verbraucherzentralen-warnen-vor-weiter-hohen-preisen-im-jahr-2024-li.2172231>. Nach
wie vor seien neben den Energie- auch die Lebensmittelpreise enorm hoch,
sagte die Chefin des Bundesverbandes, Ramona Pop. Sie fordert daher die
Bundesregierung zu einem Preisgipfel auf, um Maßnahmen gegen
existenzbedrohende Folgen zu erarbeiten.
*Wachsende Armut
*Natürlich merken die Leute, dass der Geldbeutel viel schneller leer ist
als noch vor zwei Jahren. Kurz nach Weihnachten bemühte sich wohl darum
die Tagesschau, die Realität ein wenig zu verklären
<https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/realeinkommen-tarifloehne-inflation-kaufkraft-100.html>. Zwar
hätten die Reallöhne auch 2023 der Inflation hinterhergehinkt, hieß es
da. Sie würden nun aber aufholen. Das ist allerdings eine
Milchmädchenrechnung. Die Inflationsrate bezieht nämlich alle Waren,
Luxusgüter mit ein, die sich ärmere Menschen gar nicht leisten können.
Bei ihnen schlagen Essen und Energie weit mehr zu Buche – und hier ist
die Teuerung viel höher.
Weder die Erhöhung des Mindestlohns und der Renten noch die
Zugeständnisse bei der Grundsicherung haben die realen
Lebenshaltungskosten in diesen Bereichen ausreichend abgefedert. Die
Kaufkraft vieler Bundesbürger ist gesunken – offenbar drastisch. So
klagte
<https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/weihnachtsgeschaeft-einzelhandel-100.html> der
Einzelhandel über ein miserables Weihnachtsgeschäft. Es verwundert
nicht, dass die Tafeln die wachsende Nachfrage längst nicht mehr
bedienen können
<https://www.tagesspiegel.de/politik/wartelisten-und-aufnahmestopps-hunderte-tafeln-konnen-nachfrage-nicht-mehr-abdecken-10971442.html>.
*Politik duckt sich weg
*Die Klagen der Tafeln nehmen schon seit Beginn der Corona-Krise
kontinuierlich zu. Dabei sind sie keine staatlichen, sondern karitative
Privatinitiativen. So sind die Tafeln nicht verpflichtet, Menschen in
Not zu helfen – und davon machen sie derzeit rege Gebrauch. Sie können
den wachsenden Zulauf nicht mehr stemmen, heißt es. Dieser wächst
offenbar, weil die Kaufkraft von Millionen Menschen sinkt.
Das passt nicht zum Geschrei um den angeblich ausufernden Sozialstaat,
der zu einer "Hängematte" geworden sei. Denn offensichtlich reicht das
Geld immer weniger zum teurer werdenden Leben, genauso wie die unteren
Löhne, die Renten und sonstige Hilfen.
All das zeigt: Die Politik versinkt in Verantwortungslosigkeit gegenüber
der von ihr selbst produzierten Armut. Wo das enden könnte, zeigt zum
Beispiel die Entwicklung in den USA: Wachsende Obdachlosigkeit, sich
ausbreitende Slums, immer mehr Menschen, die keinen Zugang zu
medizinischer Versorgung haben – damit einhergehend eine Zunahme von
Kriminalität, Drogensucht und anderen sozialen Verwerfungen.
*Eskalation neoliberaler Dystopie?
*Neoliberale Agenden haben die Armut in reichen Industrieländern bereits
in den letzten 50 Jahren zu einer relevanten Größe anwachsen lassen.
Unter Margaret Thatcher im Vereinigten Königreich, Ronald Reagan in den
USA und Schröders Hartz-Reformen in Deutschland explodierte das Elend.
Trotzdem hält die Politik an dieser Doktrin fest. Entsprechende
Vorschläge sind bereits in Sack und Tüten, weitere werden diskutiert:
noch mehr Sozialabbau.
Das Jahr 2023 erscheint im Rückblick wie ein weiteres Sprungbrett in die
Eskalation neoliberaler Dystopie. Die westliche Titanic droht den
Eisberg ein zweites Mal zu rammen, während das Wasser schon im
Mitteldeck steht und die wenigen Rettungsbote ausschließlich der
Oberschicht vorbehalten sind. Es sei denn, jemand reißt im letzten
Moment das Ruder herum.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.