18.05.2024

Antirussische Sanktionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: WDR schließt Russen von Aufträgen aus

freedert.online, 18 Mai 2024 19:35 Uhr

Auch in den GEZ-Sendeanstalten werden die strengen EU-Sanktionen gegen Russland penibel beachtet. So finden sich in Verträgen für Auftragnehmer des WDR bestimmte Klauseln, mit denen die Beschäftigung von russischen Staatsangehörigen ausgeschlossen wird.


Quelle: www.globallookpress.com © Christoph Hardt, via www.imago-images.de


Das Gebäude des WDR-Funkhauses in Köln (Archivbild vom Mai 2018)


Längst ist die EU bei ihrem dreizehnten Sanktionspaket gegen Russland angekommen und arbeitet an weiteren antirussischen Maßnahmen wie der Konfiszierung russischer Vermögenswerte und Zinsen. Allerdings entfalten auch die vorangegangenen Sanktionen, die Brüssel seit Februar 2022 verhängt hat, ihre Wirkung. Die EU-Sanktionen beeinflussen sogar Bereiche des alltäglichen Lebens, in denen man nicht vermuten würde, dass sie von den antirussischen Vorschriften der EU betroffen sind.


Kurz vor EU-Wahl: Europarat verbietet vorzeitig die Sendetätigkeit weiterer vier russischer Medien


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So liegt der Redaktion von RT DE auszugsweise ein Schreiben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) aus Köln vor, in dem Einzelheiten eines Arbeitseinsatzes für ein Unternehmen geregelt werden, das als Auftragnehmer für den öffentlich-rechtlichen Sender fungiert. Das Schreiben ist in Bezug auf firmen- und personenbezogene Daten sowie Ort und Datum geschwärzt. Offenbar handelt es sich bei der Firma um ein Dienstleistungsunternehmen, das für den WDR tätig ist.

In dem Schreiben – ob es sich um einen Vertrag oder einen Auftrag handelt, ist nicht ganz klar, aber auch unerheblich – wird im Wesentlichen festgelegt, dass das beauftragte Unternehmen keine Verbindungen nach Russland haben und zur Erfüllung des Auftrags keine russischen Staatsangehörigen beschäftigen darf.

Der WDR bezieht sich, wie betont wird, als "öffentlicher Auftraggeber" auf das sogenannte Fünfte Sanktionspaket der EU, einer Verordnung des Rates vom 8. April 2022. Mit dem Artikel 5k dieser Rechtsvorschrift hatte die EU russische Staatsangehörige und russische Unternehmen oder Organisationen von öffentlichen Aufträgen in EU-Ländern ausgeschlossen.

Demnach verlangt der WDR als Voraussetzung für die Auftragsvergabe, dass der Geschäftspartner versichert, nicht in den Kreis der sanktionierten Personen (russische Staatsbürger) oder zu den sanktionierten russischen Organisationen und Institutionen zu gehören. Der Sender schreibt:

"Insofern bestätigt der Auftragnehmer, dass er nicht zu nachfolgend aufgeführten Personen, Organisationen oder Einrichtungen zählt:

a) russische Staatsangehörige oder in Russland niedergelassene natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen,

b) juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen, deren Anteile zu über 50 % unmittelbar oder mittelbar von einer der unter Buchstabe a) genannten Organisationen gehalten werden, oder

c) natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen, die im Namen oder auf Anweisung einer der unter Buchstabe a) oder b) genannten Organisationen handeln."

Verschärft wird die antirussische Regelung noch durch die Forderung, dass der Auftragnehmer dem Sender versichern muss, dass "am Auftrag keine Unternehmen im Sinne des Absatzes 2 als Unterauftragnehmer, Eignungsleiher oder Lieferanten beteiligt sind."

In den noch geltenden Programmrichtlinien des WDR von 2014 schreibt Intendant Tom Buhrow in seinem Vorwort:

"Wir vom WDR geben in einer immer komplexeren Welt Orientierung, sind unabhängig, kompetent und mutig. … Wir sind begeistert von unserer Heimat, kennen Wahrheiten, Ecken und Kanten."

Gerade erst in den vergangenen Tagen hatte der WDR zahlreiche Sendungen in seinen Programmen zu den Themen Toleranz und Anti-Diskriminierung. Die faktische Diskriminierung von russischen Staatsangehörigen durch die EU blieb dabei wohlweislich ausgeblendet, von der eigenen russophoben Praxis der Auftragsvergabe des öffentlich-rechtlichen Senders einmal abgesehen.


Mehr zum Thema - Über die Kontinuität der Verfolgung Andersdenkender in Deutschland


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Info: https://freedert.online/gesellschaft/206227-antirussische-sanktionen-im-oeffentlich-rechtlichen


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18.05.2024

Hörenswerte Diskussion mit Kristin Helberg und Prof. Kai Hafez (Uni Erfurt): Einseitigkeit deutscher Medien zum Gazakrieg

aus e-mail von Ingrid Rumpf, 18. Mai 2024, 18:55 Uhr


Der Empfehlung kann ich mich nur von ganzem Herzen anschließen:


*Eine hörenswerte Diskussion mit  Kristin Helberg und Prof. Kai Hafez

(Uni Erfurt):  Einseitigkeit deutscher Medien zum Gazakrieg.*


(Der Begriff "Friedensjournalismus" im Titel  ist leider irreführend.)


https://www.deutschlandfunk.de/beispiel-gaza-brauchen-wir-friedensjournalismus-dlf-8189e608-100.html


Dieses Gespräch kann man  so  manchem Journalisten und mancher

Journalistin  empfehlen, die  voreilig   zum Antisemitismusvorwurf  greifen.


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18.05.2024

"Russische Bedrohung" und US-Atomwaffen lösen in Schweden eine Massenpsychose aus

freedert.online, vom 17 Mai 2024 20:46 Uhr, Von Stanislaw Leschtschenko

Die Schweden kaufen massenhaft Radios und Taschenlampen, und die jungen Leute weigern sich, in die Armee einzutreten. Und das alles wegen der Rhetorik über den bevorstehenden Krieg mit Russland und die mögliche Stationierung amerikanischer Atomwaffen im Lande.


Quelle: Gettyimages.ru © Omar Havana/Getty Images


Militärpersonal hisst die schwedische Flagge während der NATO-Beitrittszeremonie Schwedens am 11. März 2024 im NATO-Hauptquartier in Brüssel, Belgien.


Ende letzten Jahres schlossen die Vereinigten Staaten und Schweden einen Vertrag, der den USA ungehinderten Zugang zu siebzehn schwedischen Militärstützpunkten gewährt. Das Abkommen gibt den Amerikanern das Recht, ihre Waffen und Munition auf diesen Stützpunkten zu lagern, Übungen durchzuführen und Zwischenstopps ihrer Flugzeuge zum Auftanken einzulegen.

Ein Generationenwechsel hat dazu geführt, dass Finnland gegen seine eigenen Interessen handelt

Analyse

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Die Ratifizierung des Dokuments durch das schwedische Parlament (Riksdag) wird im Juni erwartet. Laut dem schwedischen Verteidigungsminister Paul Johnson wird der Vertrag "günstigere Bedingungen für Schweden schaffen, wenn es im Kriegs- oder Krisenfall Unterstützung von den USA erhält". Ein ähnlicher Vertrag zwischen Norwegen und den USA enthält den Vorbehalt, dass Oslo weder die Lagerung von US-Atomwaffen noch Übungen mit diesen Waffen duldet. Das schwedisch-amerikanische Abkommen enthält jedoch keine solche Klausel.

Dies rief sofort die Sorge einer Reihe schwedischer Politiker und Aktivisten hervor. So sagte Kerstin Bergeo, Leiterin der öffentlichen Organisation Union for Peace and Arbitration:

"Die Tatsache, dass Schweden einen solchen Vertrag mit den USA unterzeichnet hat, ohne Vorbehalte gegen Atomwaffen auf unserem Territorium zu haben, ist wahnsinnig. Dies ist ein unglaublicher Wandel in unserer Sicherheitspolitik, von dem die schwedische Bevölkerung entweder nichts weiß oder nicht versteht, was er bedeutet."

Während die NATO-Mitgliedschaft Schwedens im Parlament diskutiert und dort endgültig beschlossen wurde, wurde der Militärvertrag mit den USA ohne Zustimmung der Bevölkerung verabschiedet. "Dies geschah gänzlich unbemerkt von uns normalen Bürgern", beklagt Kerstin Bergeo.

Der linke Journalist Joran Greider schreibt dazu:

"Es ist erstaunlich, wie fügsam oder vielleicht auch ängstlich das schwedische Volk geworden ist. Schweden wird jetzt von den USA besetzt. Still und leise und per Vertrag."

Und nun sah sich Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson gezwungen, auf diese Äußerungen zu reagieren. Er sagte:

"Wir haben zwei Vorschläge entwickelt. Sie besagen, dass Schweden erklärt hat, dass es in Friedenszeiten kein ständiges Kontingent [der Vereinigten Staaten – VZGLYAD] oder Atomwaffen auf seinem Boden gibt. Aber wenn es auf unserem Territorium zu einem Krieg kommt, ist das eine völlig andere Situation. Dann kommen alle NATO-Länder in den Genuss des nuklearen Schutzschirms, der so lange bestehen sollte, wie Russland über Atomwaffen verfügt."

Diese Worte wurden im Lande sofort als Hinweis darauf verstanden, dass Schweden zumindest die Stationierung von US-Atomwaffen auf seinem Territorium nicht ausschließt.

Schweden sollen sich auf Krieg vorbereiten

Schweden sollen sich auf Krieg vorbereiten

Die Schweden werden auf den Krieg vorbereitet

Es sei daran erinnert, dass die Schweden ernsthaft auf einen Atomkrieg vorbereitet werden. Aftonbladet veröffentlichte ein Interview mit einem Mitarbeiter der staatlichen Verteidigungsforschungsagentur (FOI), der sagte, dass "der Aggressor Luftstützpunkte, Häfen, Brücken und militärische Einheiten mit Atomwaffen angreifen wird". Die schwedische Katastrophenschutzbehörde (MSB) hat eine Broschüre für Feuerwehrleute erstellt, in der beschrieben wird, wie sie sich im Falle einer Atomexplosion verhalten sollen. Mikael Claesson, Stabschef der schwedischen Streitkräfte, sagte, es sei wichtig, sich auf das Schlimmste vorzubereiten:

"Ich kann nicht genau sagen, wie wir uns auf den Einsatz von Atomwaffen vorbereiten, aber es wurden bereits eine Reihe von Maßnahmen getroffen."

Es stellt sich jedoch die Frage, wie amerikanische Atomwaffen, die auf schwedischem Gebiet stationiert sind, zur Sicherheit der Schweden beitragen werden. Genau genommen gar nichts, eher das Gegenteil. Insbesondere im Hinblick auf ähnliche Aussichten für Polen hat die russische Führung bereits sehr unmissverständlich erklärt, dass das russische Militär "alle notwendigen Schritte unternehmen wird". Und diese Schritte werden zweifellos in erster Linie darin bestehen, dass Atomwaffenlager und Trägermittel im Falle eines Konflikts zu potenziellen Zielen für russische Truppen werden.

Debatte über Atombomben: Europa soll USA 1.000 nichtaktive Nuklearsprengköpfe abkaufen

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Deshalb erklärte die damalige Ministerpräsidentin Magdalena Andersson im Frühjahr 2022, als der NATO-Beitritt Schwedens gerade diskutiert wurde, dass die damals in Schweden regierenden Sozialdemokraten auch nach dem Beitritt zum Bündnis keine derartigen Waffen auf heimischem Boden sehen wollten. Gleichzeitig appellierte die schwedische Partei der Grünen an den Reichstag, ein Gesetz zu verabschieden, das den Einsatz von Atomwaffen auf schwedischem Gebiet verbieten sollte. Das Gesetz wurde jedoch nicht verabschiedet.

Aus den Wahlen im Herbst 2022 ging eine gemäßigte Rechtskoalition in der schwedischen Regierung hervor. Der neue Ministerpräsident Ulf Kristersson begann, zweideutige Erklärungen abzugeben, und war dann empört, als russische Medien diese als Bereitschaft zum Einsatz von Atomwaffen interpretierten, wenn das Land der NATO beitritt. Das Außenministerium des Königreichs versicherte:

"Wir sehen die Präsenz von Atomwaffen auf unserem Territorium in Friedenszeiten nicht vor."

Tobias Billström, der Leiter des Ministeriums, sagte dasselbe.

Jetzt verzichten schwedische Politiker nicht offiziell auf ihre früheren Worte: Kristersson betonte, dass die Einfuhr von "Nuklearwaffen" in das Land nur in "Kriegszeiten" möglich sei. Aber es stellen sich viele Fragen. Was bedeutet "im Kriegsfall"? Nuklearwaffen sind in erster Linie eine Waffe der Abschreckung. Und von welcher Art von "Abschreckung" kann man sprechen, wenn der Krieg bereits begonnen hat? Oder wird die schwedische Bevölkerung versuchen, den Beginn dieses "Krieges" zu sichern, auch wenn es keine wirklichen Feindseligkeiten gibt?

"Niemand wird die schwedische Regierung nach ihrer Meinung fragen"

In Schweden wurden keine Umfragen zum Thema amerikanische Atomwaffen durchgeführt, aber wir können die Haltung der einfachen Schweden zu diesem Thema anhand indirekter Hinweise beurteilen. In der lokalen Presse ist zu lesen, dass sich in letzter Zeit viele junge Schweden, die der Wehrpflicht unterliegen, dieser auf jede erdenkliche Weise entziehen. Die Abneigung der jungen Männer und Frauen, in die Armee einzutreten, wird mit ihrer Angst erklärt, sich im Epizentrum der Feindseligkeiten zu befinden.

Schweden will keine dauerhaften NATO-Stützpunkte auf seinem Gebiet

Schweden will keine dauerhaften NATO-Stützpunkte auf seinem Gebiet

Die öffentliche Organisation Svenska Freds (Schwedische Vereinigung für Frieden und Schlichtung) berichtet, dass sie zunehmend von jungen Menschen angesprochen wird, die sich Sorgen machen, dass sie während ihres Dienstes an Kriegen in anderen Ländern teilnehmen könnten.

Bekanntlich sieht die Charta des Bündnisses vor, dass jedes Mitglied im Falle einer militärischen Krise auf die bewaffnete Unterstützung anderer NATO-Staaten zählen kann. Genau das ist es, was die jungen Schweden jetzt befürchten.

Darüber hinaus hat die ständige Rhetorik über die "russische Aggression" die Schweden dazu veranlasst, in den Geschäften Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Die Zeitung Expressen berichtet, dass der Verkauf von tragbaren Radios um mehrere Tausend Prozent und die Nachfrage nach Taschenlampen und Wasserkanistern um 800 Prozent gestiegen sei.

Infolgedessen musste Kristersson "die Anti-Krise einschalten" und seine Landsleute dringend beruhigen. Der Premierminister räumte ein, dass das Land eine Massenpsychose durchlebe, die "außer Kontrolle" geraten sei. Ulf Kristersson sagte, dass die Frage der US-Atomwaffen vom Parlament des Königreichs entschieden werden würde.

Natalia Jeremina, Doktorin der Politikwissenschaften und Professorin an der Staatlichen Universität St. Petersburg, erklärte, dass die Situation bei den Atomwaffen angesichts der Ablehnung der Open-Skies-, ABM- und START-Abkommen durch die USA bedrohlich aussieht:

"Die USA sind sich darüber im Klaren, dass ihre Hegemonie dem Ende zugeht – daher ihr ganzes Getue. Moskau und Washington haben jedoch die Erfahrung, dass sie in der Lage sind, die komplexesten Probleme zu lösen – denken Sie an die Kubakrise. Aber wir haben keine solche Erfahrung in der Zusammenarbeit mit europäischen Staaten, und das ist alarmierend."

Man sehe, sagt Jeremina, dass sich die Regierungen von Schweden, Finnland und Polen irrational verhalten. Sie würden versuchen, ihre Bevölkerung von aggressiven Plänen Moskaus zu überzeugen, was im Widerspruch nicht nur zu den Erklärungen der russischen Führung, sondern auch zu den objektiven Umständen stehe. Diese Länder seien jedoch nicht souverän in ihrer Entscheidung, ihr Verhalten sei Ausdruck der Unsicherheit des "Großen Bruders" in Übersee. Wahrscheinlich werde man Washington über geschlossene Kanäle zu verstehen geben, wie irrational die Entscheidungen zur Stationierung von Atomwaffen in der Nähe der russischen Grenzen seien. Und niemand werde die Regierungen Schwedens, Finnlands und Polens nach ihrer Meinung fragen, sagte die Expertin voraus.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 16. Mai 2024 auf vz.ru erschienen. 

Mehr zum ThemaWegen "russischer Aggression": Schweden plant Verdoppelung seiner Streitkräfte bis 2030

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Info:


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18.05.2024

Zeit für Attacke: Ukraine hat hunderttausend neue Soldaten gefunden

freedert.online, 18 Mai 2024 09:51 Uhr,Von Kirill Strelnikow

Mit dem neuen Mobilmachungsgesetz kann Kiew hunderttausend frische Soldaten an die Front schicken. Damit führt Wladimir Selenskij "den Befehl" der USA aus, weiterhin "bis zum letzten Ukrainer" zu kämpfen. Dies fügt jedoch der Demografie des Landes irreparable Schäden zu.


Quelle: AFP © ROMAN PILIPEY


Symbolbild: Trauerzug für einen ukrainischen Soldaten


Jeden Tag wird die Lage in der Ukraine immer mehr und mit trauriger Präzision dem blutigen und sinnlosen Ende des Dritten Reiches ähnlich, als sowjetische Truppen in den Hitler-Zeitungen vom Mai kurz vor der Niederlage waren, wenn in der Tat schon Menschen beider Geschlechter bis hin zu Minderjährigen in die Schlacht für den Führer entsandt wurden.

Ein Überraschungsbesuch des US-Außenministers Antony Blinken in Kiew war gerade damit verbunden.

Mehrere Beobachter in Russland und im Ausland dachten, er kam, um Selenskij zu ermuntern und sich davon zu überzeugen, dass die Gang in der Bankowaja-Straße immer noch die Situation kontrolliert.


Die Offensive bei Charkow als strategisches Manöver Russlands




Analyse

Die Offensive bei Charkow als strategisches Manöver Russlands






Es wurden aber Informationen bekannt, dass Blinkens Hauptziel darin bestand, eine Verschwendung der 61 Milliarden US-Dollar von Selenskij zu verhindern. Die Logik ist einfach: US-Militärhilfe würde sinnlos sein, wenn das Kiewer Regime nicht genug Menschen hätte, um gelieferte Ausrüstung und Waffen gegen die Russen einzusetzen. Blinken zufolge "erlebt die Ukraine einen kritischen Moment, die Ausweitung der Mobilisierung im Lande ist eine schwere, aber notwendige Entscheidung".

Ins Russische übersetzt heißt das, die USA fordern von Selenskij eine allgemeine, umfassende, totale und sofortige Mobilisierung. Nachdem Blinken auf der Gitarre gespielt hatte, erklärte er, dass der Befehl "eines Krieges bis zum letzten Ukrainer" keine Metapher, sondern ein Aktionsplan ist, für den Selenskij persönlich verantwortlich ist.

Und an die Ausführung des Befehls machte sich der blutige Clown.

Am Vortag teilte der ukrainische Generalstab mit, dass die Streitkräfte im Rahmen des Gesetzes zur Verschärfung der Mobilisierungsmaßnahmen, das am 18. Mai in Kraft tritt, dank der auf 25 Jahre gesenkten Altersgrenze planten, zusätzlich bis zu 100.000 junge Soldaten zu bekommen, die unmittelbar an die Front entsandt würden, denn die Zeit für die Ausbildung fehle.

Und die hat Kiew wirklich nicht.

Russische Truppen rücken auf breiter Front vor und fügen dem Feind jeden Tag kolossale Verluste wie bei einer Metzelei zu, während die von Ungewissheit geplagte Leitung der ukrainischen Armee schwindende Reserven immer wieder in neue Löcher und Kessel wirft und versucht, auf Kosten Tausender von Menschenleben den Vormarsch unserer Verbände irgendwie zu verlangsamen, anstatt sich zurückzuziehen. In westlichen Medien breitet sich die Meinung aus, dass "die Ukraine den Großteil der Armee verliert, wenn sie sich entscheidet, das Gebiet Charkow zu halten, statt die Region aufzugeben".


Bericht: Weitere sechs Ukrainer ertrinken beim Versuch, in die EU zu fliehen





Bericht: Weitere sechs Ukrainer ertrinken beim Versuch, in die EU zu fliehen






Alles deutet darauf hin, dass die Bankowaja-Straße va banque spielt und bereit ist, eine ganze Generation junger Ukrainer zu töten, damit zum Zeitpunkt der unvermeidlichen Verhandlungen mit Russland (so nennen sie die Kapitulation) möglichst viele Quadratkilometer unter ihrer Kontrolle bleiben. Wie viele Gräber es auf diesen Quadratkilometern geben wird, ist von keiner Bedeutung.

Vor Kurzem hatte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, das Mobilisierungsgesetz als Massenvernichtung der Bevölkerung des Landes bezeichnet. Dabei nehmen die ukrainischen Behörden, dass ihre Bürger zum Tod geschickt werden, absolut ruhig und sogar enthusiastisch. Beispielsweise äußerte sich der ehemalige Sprecher des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte, Wladislaw Selesnjow, stolz darüber, dass jeder zehnte Mann im Einberufungsalter bald in die Armee kommen könnte.

Da jeder Mann im wehrpflichtigen Alter nicht sinnlos sterben will, wächst Dienstverweigerung in rasantem Tempo, an der Front kommt es zur Fahnenflucht und Massenkapitulation.


Selenskijs innerer Kreis will ihn beseitigen





Analyse

Selenskijs innerer Kreis will ihn beseitigen






Es kam so weit, dass vor dem Hintergrund der Massenflucht ukrainischer Soldaten Fahndungsmaßnahmen im Gebiet Charkow ausgerufen wurden. Hunderte Mitarbeiter der Einberufungszentren beginnen in den Städten Konstantinowka, Slawjansk, Pawlograd, Saporoschje und Charkow einzutreffen, wo sie mit Unterstützung der Nationalgarde und des Sicherheitsdienstes SBU eine totale Mobilisierung, das heißt ohne Altersbeschränkung, durchführen werden.

Nach Angaben des prorussischen Untergrunds sollen die örtlichen Einberufungszentren in Cherson Rentner für Informationen über Wehrdienstverweigerer bezahlen. Zwanghaft Mobilisierte werden in einem gemeinsamen Käfig auf dem Gelände einer ehemaligen Fahrschule gehalten.

Nach Informationen aus der Truppe ergeben sich ukrainische Soldaten nahe Woltschansk, die mit Blinkens Plan nicht einverstanden sind, in "ganzen Scharen".

Die Idee, hunderttausend 25-Jährige zur Schlacht zu schicken, ist ein Verbrechen nicht nur gegen die heutige Ukraine, sondern auch gegen die Ukraine der Zukunft (derzeit können wir darüber noch sprechen). Gerade jetzt reißen die Verluste, die die ukrainischen Truppen während des Konflikts erlitten haben, ein klaffendes Loch in die Demografie des Landes. In einer Untersuchung der ukrainischen Verluste konstatierte ein Analyst des Europäischen Rates für auswärtige Angelegenheiten, Gustav Gressel, dass Kiew "zu viel Personal verlor, es handelt sich um unersetzliche Verluste".

Junge 25-jährige Bürger der Ukraine, die in wenigen Tagen gejagt werden, sind in den Jahren 1998 und 1999 geboren, einer Zeit, in der das Land eine rekordniedrige Zahl von Jungen hervorbrachte. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Ukraine derzeit demografisch gesehen auf dem Boden befindet, könnte die Vernichtung einer weiteren jungen Generation, sollte sie an der Front sterben, dazu führen, dass das Land dadurch für immer in einem demografischen Marianengraben versinkt.


Orthodoxe Kapelle in Kiew abgerissen





Orthodoxe Kapelle in Kiew abgerissen







Laut verschiedenen Daten belaufen sich aktuell die täglichen Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf durchschnittlich 1.000 bis 1.500 Menschen. Das heißt, selbst wenn Kiews schöne Träume von einer neuen Hunderttausend-Mann-Armee wahr würden, bräuchten wir nicht mehr als drei Monate, um sie zu vernichten.

Wenn dieser Preis für eine kurze Verschiebung des Endes den Strippenziehern dieses Teufelsregimes und seinen feigen Geistesschwachen passt, dann soll es so sein.

Ja, es ist erschreckend und schmerzhaft. So wie die sowjetischen Soldaten keine Freude daran hatten, minderjährige Hitlerjugend-Kämpfer zu töten, so werden unsere Soldaten keine Freude am Tod junger Menschen haben, mit denen wir gemeinsam eine neue Ukraine hätten aufbauen können.

Wir kämpfen nicht gegen die Ukraine und ihre Bürger, sondern für unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder, die im Visier derjenigen stehen, die die Ukraine jetzt in den Abgrund stürzen. Aber wenn uns keine andere Wahl bleibt, werden wir gezwungen sein, bis zum Ende zu gehen.

Und auf die Frage "Wir oder sie?" werden wir ohne Zögern immer "uns" wählen.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst bei RIA Nowosti erschienen am 17. Mai.


Mehr zum Thema – Der Westen beginnt die Trauerfeier-Vorbereitungen für die Ukraine


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Info: https://freedert.online/meinung/206105-zeit-fuer-angriff-ukraine-hat-soldaten-gefunden


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18.05.2024

Hakenkreuz-Titel des Spiegel: Rechtsanwalt stellt Strafanzeige

freedert.online, 18 Mai 2024 10:55 Uhr

Ein in Deutschland lebender US-Autor bekam im Jahr 2022 juristischen Ärger – wegen der Abbildung eines stilisierten Hakenkreuzes auf seinem Buchcover. Nun prangt ein Hakenkreuz auf dem Titelbild der aktuellen Ausgabe des Spiegel. Ein Rechtsanwalt hat Strafanzeige gegen das Magazin gestellt.


Hakenkreuz-Titel des Spiegel: Rechtsanwalt stellt Strafanzeige

Spiegel-Titelbild der Ausgabe 21/24: Unter Einbeziehung einer juristisch fraglichen Hakenkreuz-Nutzung?




Der in Berlin lebende US-Autor C. J. Hopkins wurde wegen einer Hakenkreuz-Kollage auf dem Deckblatt seines aktuellen Buches im Januar 2024 vor das Landgericht Berlin geladen. Angeklagt wurde er wegen zweier X-Postings mit dem Umschlagbild seines 2022 erschienenen Buches "The Rise of the New Normal Reich" (Der Aufstieg des Neuen-Normal-Reichs). Das Wort "Reich" wird im Englischen auch für das Nazi-Regime genutzt. Hopkins wurde in erster Instanz freigesprochen.

Der Vorwurf lautete "Verstoß gegen § 86a StGB" wegen der Darstellung eines angedeuteten Hakenkreuzes. Das Hamburger Magazin Der Spiegel nutzt aktuell für das Titelbild der Ausgabe 21/24: "75 Jahre Bundesrepublik – Nichts gelernt" ebenfalls ein Hakenkreuz. Grund für den Rechtsanwalt Markus Haintz, nun "Strafanzeige gegen die Spiegel-Verantwortlichen bei der Staatsanwaltschaft Berlin" einzureichen.

Haintz begründet sein juristisches Vorgehen mit dem Hinweis "des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie der Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole". Der Rechtsanwalt möchte damit auf das Vorgehen und die Vorwürfe gegen C. J. Hopkins reagieren. Dieser hatte am 17. Mai in einem X-Posting festgestellt:


"Die deutschen Behörden verfolgen mich strafrechtlich, weil ich das Cover-Bild meines Buches getwittert habe. Hier ist das Cover des neuen Spiegels. Ich bin so glücklich, in einem solchen Rechtsstaat zu leben!"

Haintz erklärt ebenfalls auf X zu den Gründen seiner Anzeige:

"Hintergrund ist das neue Spiegel-Cover, welches die deutsche Bundesflagge mit einem Hakenkreuz verknüpft. Dieselbe Staatsanwaltschaft verfolgt den US-amerikanischen Autor und Satiriker Hopkins in einer – bezüglich des Hakenkreuzes – vergleichbaren Angelegenheit, weil dieser eine Maske mit einem Hakenkreuz auf X verbreitet hat. Ich bin auf die Argumentation der politisch abhängigen Staatsanwaltschaft Berlin sehr gespannt."


Berlin: Freispruch für C. J. Hopkins – Texte bleiben für Gericht "ideologisches Geschwurbel"





Analyse

Berlin: Freispruch für C. J. Hopkins – Texte bleiben für Gericht "ideologisches Geschwurbel"





Haintz verweist nach Hinweisen von Kommentatoren darauf, dass die Staatsanwaltschaft infolge des von ihm genutzten § 86a Strafgesetzbuch (StGB) nicht die Chance besäße, ein mögliches Verfahren "mangels öffentlichem Interesse einzustellen". Unter dem X-Posting von Hopkins fasste Haintz die für ihn erkennbare Realität mit den Worten zusammen:

"Die politische abhängigen Staatsanwaltschaften sind sicher intellektuell in der Lage, § 86 Abs. 4 Strafgesetzbuch zu finden, was dazu führen müsste, eine Strafbarkeit zu verneinen. Während das Propagandablatt Der Spiegel ein Hakenkreuz aufs Cover drucken darf, gilt dies für oppositionelle Schriftsteller nicht. Juristisch ist das nicht zu begründen, aber weder unsere Staatsanwaltschaften noch die meisten Gerichte geben sich in solchen Fragen die Mühe, Begründungen zu suchen. Es wird das beantragt oder entschieden, was politisch opportun ist."

Bei der Verhandlung im Januar in Berlin resümierte die zuständige Richterin nach der Urteilsverkündung, dass die ihr vorliegenden Texte und Formulierungen von C. J. Hopkins das Verständnis von "totalitären Ansätzen in der Argumentationslinie" vermitteln würden. Die Unterstellung des US-Autors, dass die "deutsche Regierung alle belogen hätte", bezogen auf Ereignisse in den drei Jahren der "Corona-Krise", könne sie nicht nachvollziehen. 

Für sie persönlich lasse sich lediglich erkennen, dass Darlegungen, Essays und Publikationen von Hopkins nicht anderes darstellen als "ideologisches Geschwurbel".

Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Anschluss gegen den Freispruch von Hopkins Revision eingelegt. Es existiert ein Aktenzeichen, jedoch noch kein neuer Gerichtstermin.

Haintz bittet in seiner Anzeige "um Eingangsbestätigung und Mitteilung über die wesentlichen Verfahrensschritte". 


Mehr zum ThemaUrteil in Sachen AfD gegen Verfassungsschutz: Verdachtsfall politische Pseudojustiz


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Info: https://freedert.online/inland/206167-justiziables-hakenkreuz-titelbild-beim-spiegel


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18.05.2024

Dmitri Trenin: Russland erlebt einen enormen Wandel – und der Westen ist blind dafür

freedert.online, 16 Mai 2024 06:15 Uhr,Von Dmitri Trenin

In einem umfassenden Artikel erörtert Dmitri Trenin, Forschungsprofessor an der Wirtschaftshochschule Moskau, einen Wandel, den Russland vor dem Hintergrund der Sonderoperation erlebt. Der Westen ist allem Anschein nach nicht in der Lage, diesen Umbruch zu erkennen.


Quelle: Sputnik © Sergei Gunejew


Russlands Präsident Wladimir Putin


Nach zweieinhalb Jahren Krieg gegen den Westen in der Ukraine befindet sich Russland zweifellos auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis.

Der Trend war bereits vor der militärischen Sonderoperation zu beobachten, hat sich aber durch diese wesentlich verstärkt. Seit Februar 2022 leben die Russen in einer völlig neuen Realität. Zum ersten Mal seit dem Jahr 1945 befindet sich das Land wirklich im Krieg. Entlang einer 2.000 Kilometer langen Frontlinie wird erbittert gekämpft, und das nicht allzu weit von Moskau entfernt. Belgorod, ein regionales Zentrum an der Grenze zu Ukraine, ist ständig tödlichen Raketen- und Drohnenangriffen der ukrainischen Streitkräfte ausgesetzt.


Putin hat aus seinen Fehlern gelernt und erteilt uns heute wertvolle Lektionen





Analyse

Putin hat aus seinen Fehlern gelernt und erteilt uns heute wertvolle Lektionen





Gelegentlich dringen ukrainische Drohnen weit ins Landesinnere vor. In Moskau und anderen Großstädten geht das Leben dennoch weiter, als gäbe es keinen Krieg und (fast) keine westlichen Sanktionen. Die Straßen sind voller Menschen, in den Einkaufszentren und Supermärkten gibt es die gewöhnliche Fülle an Waren und Lebensmitteln. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass Moskau und Belgorod zwei unterschiedlichen Ländern angehörten und dass es den Russen gelänge, gleichzeitig im Krieg und im Frieden zu leben.

Doch das wäre eine falsche Schlussfolgerung. Selbst der Teil des Landes, der vermeintlich "im Frieden" lebt, unterscheidet sich deutlich von dem, was er vor Beginn des Ukraine-Konflikts war. Das zentrale Thema des postsowjetischen Russlands – das Geld –bleibt natürlich bestehen, aber es verlor seine unbestrittene Dominanz. Wenn viele Menschen – nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten – getötet werden, kehren andere, nicht-materielle Werte zurück. Der Patriotismus, der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geschmäht und verspottet wurde, kommt mit Macht wieder zum Vorschein. Hunderttausende Menschen melden sich auch ohne eine neue Mobilmachung als Zeitsoldaten zum Militärdienst. Sie werden von dem Wunsch angetrieben, dem Land zu helfen, nicht nur von Vorteilen, die sie daraus ziehen können.

Die russische Popkultur wird – vielleicht langsam, aber stetig – die Gewohnheit los, das zu imitieren, was im Westen angesagt ist. Stattdessen werden die Traditionen der russischen Literatur, einschließlich Poesie, des Films und der Musik wiederbelebt und weiterentwickelt. Der Inlandstourismus erlebt ein sprunghaftes Wachstum an Popularität, während die Russen die Schätze ihres eigenen Landes entdecken. Diese wurden bisher vernachlässigt, da das Verlangen nach Reisen ins Ausland noch nicht gestillt war. (Auslandsreisen sind nach wie vor möglich, aber die komplizierte Logistik macht den Weg in einige Teile Europas schwieriger als früher).


Russischer Auslandsgeheimdienst: Westen könnte einen Militärkonflikt entfesseln





Russischer Auslandsgeheimdienst: Westen könnte einen Militärkonflikt entfesseln






Politisch gesehen hat das bestehende System keine nennenswerte Opposition. Fast alle ehemaligen Repräsentanten der Opposition sind im Ausland, und Alexei Nawalny starb im Gefängnis. Viele ehemalige kulturelle Ikonen, die nach dem Februar 2022 beschlossen haben, nach Israel, Westeuropa oder woandershin auszuwandern, werden schnell zu Prominenten von gestern, während das Land sich fortbewegt. Jene russischen Journalisten und Aktivisten, die Russland aus der Ferne kritisieren, verlieren zunehmend den Kontakt zu ihrem früheren Publikum und müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, den Interessen der Länder zu dienen, mit denen Russland im Stellvertreterkrieg in der Ukraine kämpft. Gleichzeitig sind fast zwei Drittel der jungen Männer zurückgekehrt, die Russland im Jahr 2022 aus Angst vor der Mobilmachung verließen, einige von ihnen ziemlich verbittert durch ihre Erfahrungen im Ausland.

Putins Worte über die Notwendigkeit einer neuen nationalen Elite und die Förderung von Kriegsveteranen als Kern dieser Elite sind zum jetzigen Zeitpunkt eher eine Absicht als ein wirklicher Plan, aber die russische Elite durchläuft definitiv einen enormen Wandel. Viele liberale Magnaten gehören im Grunde nicht mehr zu Russland. Ihr Wunsch, ihr Vermögen im Westen zu halten, trennte sie schließlich von ihrem Heimatland.

Diejenigen, die in Russland geblieben sind, wissen, dass ihnen die Jachten im Mittelmeer, Villen an der Côte d’Azur und Villen in London nicht mehr zur Verfügung stehen, oder zumindest nicht mehr sicher sind. In Russland zeichnet sich ein neues Modell eines mittelständischen Unternehmers ab, der Geld mit sozialem Engagement verbindet (nicht das Modell der Environmental Social Governance) und der seine Zukunft im Lande aufbaut.


Putins Amtseinführung: Beziehungen zum Westen, nationale Widerstandsfähigkeit und der Weg zum Sieg



Putins Amtseinführung: Beziehungen zum Westen, nationale Widerstandsfähigkeit und der Weg zum Sieg





Die russische politische Kultur findet zu ihren Wurzeln zurück. Anders als im Westen, aber in gewisser Weise ähnlich wie im Osten, basiert sie auf dem Modell der Familie. Hier gibt es eine Ordnung und eine Rangordnung, Rechte werden durch Pflichten ausgeglichen, der Staat ist kein notwendiges Übel, sondern das wichtigste öffentliche Gut und der höchste gesellschaftliche Wert. Politik im westlichen Sinne, als ständiger, oft kompromissloser Wettbewerb, wird als eigennützig und zerstörerisch angesehen. Stattdessen wird von denjenigen, die mit der Leitung des Staates betraut sind, erwartet, dass sie vermitteln, für Harmonie zwischen den verschiedenen Interessen sorgen und so weiter. Selbstverständlich ist dies eher ein Ideal als die Realität. In der Realität sind die Dinge komplexer und komplizierter, aber die traditionelle politische Kultur ist in ihrem Kern gesund und lebendig. Sie wurde in den vergangenen 30 bis 40 Jahren nicht umgestürzt, wenn diese Zeit auch lehrreich und einflussreich war.

Auch die russische Position gegenüber dem Westen ist komplex. Man schätzt die klassische und moderne (aber nicht so sehr die postmoderne) westliche Kultur, Kunst und Technologie sowie bis zu einem gewissen Grad den Lebensstandard. In letzter Zeit wurde das bisher unverfälschte positive Bild des Westens als Gesellschaft durch die aggressive Förderung von LGBTQ-Werten, die Cancel Culture und Ähnliches beeinträchtigt. Was sich ebenfalls geändert hat, ist der Blick auf die westlichen Richtlinien, die Politik und insbesondere die Politiker, die den Respekt verloren haben, den die meisten Russen ihnen einst entgegenbrachten. Die Vorstellung des Westens als Russlands Erbfeind gewinnt wieder an Bedeutung – nicht in erster Linie wegen der Kreml-Propaganda, sondern wegen der eigenen Politik des Westens, von der Versorgung der Ukraine mit Waffen, die russische Soldaten und Zivilisten töten, über Sanktionen, die in vielerlei Hinsicht willkürlich sind, bis hin zu Versuchen, die russische Kultur abzuschaffen oder Russen vom Weltsport auszuschließen. Dies hat nicht dazu geführt, dass die Russen einzelne Einwohner der westlichen Länder als Feinde betrachten, aber der Westen der Politik und der Medien wird hierbei weithin als ein Haus von Gegnern gesehen.


"Das ist keine Demokratie, sondern Totalitarismus" – Tucker Carlson interviewt Alexander Dugin


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Es besteht ein klarer Bedarf an einer Reihe von Leitideen darüber, "wer wir sind", "wo wir in dieser Welt stehen" und "wohin wir gehen". Das Wort "Ideologie" ist jedoch bei vielen Menschen zu eng mit der Steifheit des sowjetischen Marxismus-Leninismus verbunden. Was auch immer letztendlich entsteht, wird wahrscheinlich auf dem wertegeleiteten Fundament traditioneller Religionen aufgebaut, angefangen mit der russischen Orthodoxie, und wird Elemente aus unserer Vergangenheit einbeziehen, einschließlich der Periode vor Peter dem Großen, der kaiserlichen und sowjetischen Zeit. Die gegenwärtige Konfrontation mit dem Westen macht es dringend erforderlich, dass sich endlich eine Art neues ideologisches Konzept herausbildet, in dem Souveränität und Patriotismus, Recht und Gerechtigkeit eine zentrale Rolle spielen. Die westliche Propaganda bezeichnet dies abwertend als "Putinismus", aber für die meisten Russen kann es einfach als "Russlands Weg" beschrieben werden.

Gewiss gibt es Menschen, die mit der Politik unzufrieden sind, die ihnen bestimmte Möglichkeiten verwehrte. Insbesondere wenn die Interessen dieser Menschen hauptsächlich in Geld und individuellem Wohlstand bestehen. Diejenigen in dieser Gruppe, die nicht ins Ausland gegangen sind, bleiben ruhig da, haben Bedenken und hoffen heimlich, dass die "gute alte Zeit" irgendwie, koste es, was es wolle, zurückkehrt. Sie werden wahrscheinlich enttäuscht werden. Was die Veränderungen innerhalb der Elite betrifft, so ist Putin bestrebt, dem System frisches Blut und neuen Schwung zu verleihen.

Es sieht nicht so aus, als stünde eine Art "Reinigung" bevor. Dennoch werden die Veränderungen angesichts des Altersfaktors erheblich sein. Die meisten der derzeitigen Amtsinhaber in den Spitzenpositionen sind über 70 Jahre alt. Innerhalb der nächsten sechs bis zehn Jahre werden diese Positionen an jüngere Leute gehen. Es ist eine wichtige Aufgabe für den Kreml, das Erbe Putins zu sichern. Bei der Nachfolge geht es nicht nur darum, wer am Ende an der Spitze steht, sondern auch darum, wodurch sich die neue "regierende Generation" auszeichnen wird.


Übersetzt aus dem Englischen

Dmitri Trenin ist Forschungsprofessor und Institutsdirektor an der Fakultät für Weltwirtschaft und Weltpolitik der Moskauer Higher School of Economics sowie  leitender Forscher am Nationalen Forschungsinstitut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften.


Mehr zum Thema – Angesichts seiner Agonie hilft Hysterie dem Westen nicht


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Info: https://freedert.online/international/205820-dmitri-trenin-russland-erlebt-enormen


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

18.05.2024

Interview von Außenminister Sergej Lawrow mit dem bosnisch-serbischen Fernsehsender

seniora.org, ATV, Moskau, 5. Mai 2024 Interview Sergei Lawrow im serbischen TV, 5. Mai 2024 21:20 - übernommen https://www.mid.ru/ru/foreign_policy/news/1948079/?lang=en

18. Mai 2024

Lawrow im serbischen TV 5.05.24 Интервью С.В.Лаврова боснийскому телеканалу АТВ

Quelle: https://www.mid.ru/ru/foreign_policy/news/1948079/?lang=en


Frage: Ich möchte mit einem Thema beginnen, das seit 2022 die globale Agenda beherrscht und nicht nur jeden russischen Haushalt, sondern alle Menschen im Allgemeinen berührt. Die Menschen haben es mit verschiedenen Namen bezeichnet, sei es die spezielle militärische Operation, der Ukraine-Konflikt oder ein Krieg. Heute hören wir, auch in den westlichen Medien, dass Russland an der Front gewinnt. Was hat sich Ihrer Meinung nach seit 2022 vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts geändert?


Sergej Lawrow: Was die Terminologie anbelangt, so war es genau unser Ziel, den Krieg zu beenden, den der Westen damals bereits durch die Hände des Nazi-Regimes in Kiew gegen uns entfesselt hatte, als wir die spezielle Militäroperation starteten.

Wir waren ehrlich in dem, was wir taten, und erwarteten, dass die andere Seite dieselbe Art von Würde an den Tag legt, als der Westen, vertreten durch Frankreich, Deutschland und Polen, im Februar 2014 half, eine Vereinbarung zwischen dem damaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch und der Opposition über die Ausrufung von Neuwahlen und die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit zu vermitteln. Die Vertreter der Europäischen Union unterzeichneten diese Vereinbarung, doch schon am nächsten Morgen beschloss die Opposition, dass ihr die Vereinbarung oder die EU im Allgemeinen egal sein könnten, und verübte einen Staatsstreich. Sie kündigte eine Regierung der Sieger an, anstatt eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Ihre erste Initiative bestand darin, den offiziellen Status der russischen Sprache in der Ukraine abzuschaffen. Mindestens 80 Prozent der Ukrainer denken, leben und kommunizieren jedoch auf Russisch.

So begann der Krieg. Die Republiken, die sich weigerten, den Staatsstreich zu akzeptieren, wurden als Terroristen abgestempelt. Die Krim kehrte friedlich in ihren Heimathafen zurück, um es mit den Worten von Präsident Wladimir Putin zu sagen. In der Zwischenzeit mussten die Donbass-Republiken einen echten Krieg erleben, Artillerieangriffe, Bombardierungen friedlicher Städte durch die Luftwaffe. Sie wissen, wie das abläuft. Die Aushandlung der Minsker Vereinbarungen dauerte ein ganzes Jahr, wobei Deutschland und Frankreich, vertreten durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Francois Hollande, als Garanten fungierten. Auch der UN-Sicherheitsrat billigte die Minsker Abkommen. Wir waren der aufrichtigen Überzeugung, dass die Umsetzung dieser Vereinbarungen unseren Interessen dienen würde. Aber der Westen hat kürzlich zugegeben, dass sein einziges Ziel bei der Unterzeichnung der Minsker Abkommen darin bestand, der Ukraine mehr Waffen zu liefern.

Der Krieg wurde schon lange vorbereitet und wird auch schon lange geführt. Der Westen hat seine üblichen Mittel eingesetzt, darunter Sanktionen, Erpressung und Drohungen. Wir hatten keine andere Wahl. Ende 2021 und Anfang 2022 entschied sich das Kiewer Regime eindeutig dafür, die so genannte Donbass-Frage mit Gewalt zu lösen. Wir haben beschlossen, unsere eigene Sicherheit zu verteidigen, da die NATO versucht hat, die Ukraine in ihre Reihen zu ziehen, und bereits Pläne hatte, Militärstützpunkte auf ihrem Gebiet zu errichten, einschließlich am Asowschen Meer, das vor der Haustür Russlands liegt. Wir haben die spezielle Militäroperation gestartet, um die Russen zu schützen, die seit Jahrhunderten auf diesem Gebiet leben, seit Katharina die Große es der russischen Krone einverleibt hat. Russische Militärs und Fabrikanten haben dieses Gebiet verteidigt und entwickelt, während das Kiewer Regime diese Menschen geächtet hat, indem es die russische Sprache flächendeckend verboten hat, sei es im Bildungswesen, in den Medien, in der Kultur oder sogar in der täglichen Kommunikation. Genau darum geht es bei der speziellen Militäroperation.

Heute können wir hören, dass westliche Politiker anerkennen, dass die Ukraine mit einer zunehmend schwierigen Situation konfrontiert ist. Das ist eine ziemlich umständliche Art zu sagen, dass ihre Idee, uns eine strategische Niederlage zuzufügen, wie sie es nennen, zum Scheitern verurteilt ist. Die weitsichtigsten und einfach klügsten, seriösesten westlichen Politiker verstehen das. Dennoch hat der Westen die Waffen, die er an die Ukraine liefert, in der ganzen Welt gesucht. Über 50 Länder haben sich an diesen Bemühungen beteiligt.

Am Anfang waren die Amerikaner federführend. Heute haben sie die NATO zur zentralen Anlaufstelle bestimmt. Sie hält ihre Treffen im Ramstein-Format ab. Vor einigen Tagen sagte der Chef des Pentagon, Lloyd Austin, auf einem solchen Treffen, dass sie niemals verlieren würden. Das heißt, anstatt davon zu sprechen, Russland eine Niederlage zuzufügen, konzentrieren sie sich jetzt darauf, selbst keine Niederlage zu erleiden. Dies kann als Freudscher Versprecher von Lloyd Austin betrachtet werden, da er im Grunde genommen erkannt hat, dass die Ukrainer nicht diejenigen sind, die kämpfen. Sie sind nur Werkzeuge und ihre Körper haben nur einen sehr geringen Wert. Der Westen sagt immer wieder, dass er seine Leute nicht im Donbass sterben lassen würde. Also tun sie so, als ginge es ihnen darum, dass auch dort weniger Ukrainer getötet werden. Das ist eine rassistische Logik, die ich nicht diskutieren möchte.

Was das weitere Vorgehen betrifft, so wird derzeit viel über die geplante Konferenz in der Schweiz diskutiert, auf der Bern Vertreter des Westens und des globalen Südens zusammenbringen will. Doch trotz der lautstarken Erklärungen, dass diese neue Initiative darauf abzielt, allgemein akzeptable Ansätze zu entwickeln, ist dies nicht der Fall. Ich habe mit dem Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, Ignazio Cassis, Ende Januar in New York gesprochen, als wir beide an den Sitzungen des UNO-Sicherheitsrats teilnahmen. Er erzählte mir von „dem Plan“. Ich habe sofort versucht, ihn auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und ihm klarzumachen, dass man nicht von der Formel von Vladimir Zelensky abweichen darf, die eine eventuelle Kapitulation Russlands, die Zahlung von Reparationen, ein Tribunal für die russische Führung und mehr vorsieht. Ignazio Cassis versicherte mir, dass wir uns geirrt hätten. Er sagte, dass die Schweiz als neutrales Land alles tun würde, um einen realistischen Rahmen für die Diskussion zu gewährleisten. Aber die Schweizerische Eidgenossenschaft ist kein neutraler Staat mehr. Das Land steht nun an vorderster Front bei der Unterstützung und Bewaffnung des Kiewer Regimes. Dieser Staat nimmt die härteste Haltung gegenüber Russland ein und schließt sich konsequent den immer neuen Sanktionen an.

Das Konzept der Schweizer Konferenz zeichnet sich bereits ab und ist nichts anderes als eine Neuauflage der Friedensformel von Wladimir Zelenski. Zwar hat man versucht, die Unabhängigkeit der Schweiz zu unterstreichen, indem man sich auf drei Schienen konzentrierte: die nukleare Sicherheit, die Ernährungssicherheit im Zusammenhang mit den Seetransporten und die humanitären Fragen.

Das ändert aber nichts. Auch die Formel von Vladimir Zelensky beinhaltet diese drei Themen, um ihren offen illusorischen und russophoben Charakter zu verschleiern. Vladimir Zelensky und sein Team bestanden darauf, dass Russland unter keinen Umständen zu dieser Konferenz eingeladen werden sollte. Das lag daran, dass er Raum brauchte, um die Länder des Globalen Südens zu umwerben und sie für die gemeinsame Plattform zu gewinnen, die dann Russland als Ultimatum vorgelegt wird.

Wenn unsere Schweizer Kollegen sagen, sie wollen Russland zur ersten Konferenz einladen, dann sagen sie nicht die Wahrheit. Wir werden uns nicht an Veranstaltungen beteiligen, die in irgendeiner Weise die Friedensformel von Vladimir Zelensky fördern. Das ist seit langem für alle klar. Es ist uns ernst damit, für Verhandlungen auf der Grundlage der Realität offen zu sein. Das wissen auch alle - aus Erfahrung.

Wir haben die Zwölf-Punkte-Initiative Chinas diskutiert. Im Jahr 2023 haben wir uns zweimal mit den Führern von sieben afrikanischen Staaten getroffen, angeführt vom südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa. Sie haben ihre Ideen dargelegt. Im Anschluss an das zweite Treffen zwischen Russland und der Afrikanischen Union wurde ein Dokument verabschiedet, das konkrete humanitäre Maßnahmen vorsieht.

Wir haben mit dem brasilianischen Präsidenten Lula da Silva gesprochen, der seine eigene Sicht der Dinge hat. Ich war vor kurzem in Brasilien und habe an den BRICS- und G20-Veranstaltungen teilgenommen. Ich hatte ein langes Gespräch mit Präsident Lula und seinen Beratern, um ihre Ideen zu diskutieren.

Wir hören fast täglich Aussagen über die Weigerung Russlands zu verhandeln. Sie sagen, sie wollen, aber Russland weigert sich. Auch das ist nicht wahr, aber wir erwarten von unseren westlichen Partnern keine Ehrlichkeit oder Anstand mehr.

Wir werden weiterhin die Ziele der militärischen Sonderoperation erreichen. Die Entmilitarisierung der Ukraine ist ein notwendiger Schritt. Das ist angesichts der militanten Clique, die jetzt in Kiew das Sagen hat, für jeden klar. Auch die Entnazifizierung ist unvermeidlich - auch das ist jedem klar. Die rassistischen Gesetze in Kiew schreiben Konzepte fest, die Teil der Nazi-Ideologie sind, und verherrlichen Personen, die vom Nürnberger Tribunal verurteilt wurden. Das ist im heutigen Europa inakzeptabel.

Wenn der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und andere führende Politiker der EU und der NATO behaupten, sie würden die Ukraine unterstützen und die europäischen Werte verteidigen, für die ukrainische Bürger sterben, dann stellen sie sich selbst bloß. Dies geschah in Europa in der Vergangenheit, als Napoleon und Hitler die von ihnen besetzten Länder in ihren Kriegen gegen Russland und die Sowjetunion einsetzten.

Im Grunde genommen ist dies Teil ihrer Mentalität geblieben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat kürzlich in einem Interview mit The Economist gesagt, dass Russland immer eine Bedrohung für alle Europäer und insbesondere für Deutschland und Frankreich gewesen sei. Die Ambitionen von Napoleon und Hitler beruhten auf der Einschätzung Russlands als Bedrohung. Ich werde mich nicht zu den Ansichten des französischen Präsidenten äußern. Er handelt offensichtlich aus einer stark russlandfeindlichen Haltung heraus. Ich kenne die Machtverhältnisse in Frankreich und den Anspruch der Franzosen auf eine Rolle in Europa und der Welt. Es ist nicht auszuschließen, dass Macron diese „Höhlenmenschen-Russophobie“ braucht, um Europas Führer zu werden, indem er ein Thema nutzt, das der Westen zum Hauptthema auf der internationalen Bühne gemacht hat.

Wenn wir uns ansehen, was der Westen in anderen Teilen der Welt, einschließlich des Balkans, getan hat, ist klar, dass der Fokus auf diesem Thema auf aufgebauschten Informationskriegen beruht. Wir werden sehen, wohin das führt. Der Westen lügt. Daran gibt es keinen Zweifel.

Was die Bedrohung Europas angeht, so wurde zu Beginn der militärischen Sonderoperation und noch einige Zeit davor gefordert, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, um zu verhindern, dass Russland ein Mitglied der Allianz angreift. Jetzt sagen sie, wenn die Ukraine verliert, wird Russland die NATO angreifen. Wo ist da die Logik? Es gibt keine. Es gibt nur den Wunsch, die Politik zu rechtfertigen, die die USA Europa aufgezwungen haben. Für mich hat sich das auf eine seltsame Art und Weise abgespielt. Europa hat sich in naiver Weise bereit erklärt, eine Aufgabe zu übernehmen, die ihm von Washington aufgezwungen wurde, das vor den Wahlen nicht von seiner eigenen Bevölkerung kritisiert werden möchte.


Frage: Wenn ich über die europäischen Staats- und Regierungschefs spreche, die sich offen unschmeichelhaft über Russland geäußert haben, möchte ich Ihren britischen Kollegen David Cameron erwähnen, der zuerst sagte und dann vermutlich seine Worte bereute, dass die Ukrainer britische Waffen benutzen können, um Ziele auf russischem Gebiet zu treffen. Wie ist das möglich?


Sergej Lawrow: Ja, sie können damit alle Ziele innerhalb Russlands angreifen. David Cameron bereut seine Worte nicht. Leute wie er bereuen nichts; sie wissen nicht, was Reue ist.

Es wurde berichtet, dass die Nachrichtenagentur Reuters, die ihn interviewt hat, die von Ihnen erwähnte Version ausgesetzt hat und ankündigte, dass bald ein neuer Text veröffentlicht werden würde. Letztendlich haben sie aber denselben Text veröffentlicht.

David Cameron hat seine Ansicht bekräftigt, dass die Ukrainer britische Waffen benutzen können, um Ziele in jedem Teil Russlands anzugreifen. Das sind die Briten. Ihr Ruf ist wohlbekannt.


Frage: Ich weiß, dass Sie nicht dafür bezahlt werden, optimistisch zu sein, aber was wäre, wenn die Ukrainer und Ihre westlichen Partner vorschlagen würden, das Feuer einzustellen und sich zusammenzusetzen, um ein Abkommen auszuhandeln? Mit wem würden Sie sprechen, und was würden Sie ihnen sagen?


Sergej Lawrow: Ich sehe niemanden, mit dem wir reden könnten. Ich habe die Erklärungen der ukrainischen, amerikanischen und europäischen Führer und Politiker zitiert. Keiner von ihnen ist zu einem ernsthaften Gespräch bereit. Sie spielen mit Verhandlungen in Form einer Konferenz in der Schweiz. Das Kopenhagener Format hat keine Zukunft. Der Westen wendet alle möglichen Tricks an, einschließlich Erpressung und Lügen, um möglichst viele Entwicklungsländer und Länder des Globalen Südens in diese Treffen einzubeziehen. Einige Länder erklären sich zur Teilnahme bereit und sagen uns später, dass sie dies nur tun, um die Sinnlosigkeit solcher Veranstaltungen ohne Russland oder auf der Grundlage von Ultimaten zu erklären. Einige von ihnen sind inzwischen enttäuscht und nehmen nicht mehr an solchen Veranstaltungen teil.


Frage: Der Balkan ist auch ein großer globaler Krisenherd, und das schon seit geraumer Zeit. Jeder weiß, wie der Westen die Serben, die Republik Serbien, Bosnien und Herzegowina und die Republika Srpska unter Druck gesetzt hat, und der Westen hat diesen Druck in den letzten Monaten noch erheblich verstärkt. Wir können heute alle sehen, was in der UN-Vollversammlung vor sich geht, wo Deutschland und Ruanda versuchen, einen Resolutionsentwurf zu Srebrenica durchzusetzen, der alle Schuld auf eine einzige Nation schiebt. Was ist Ihrer Meinung nach der Zweck dieses Resolutionsentwurfs zu Srebrenica und warum haben sie ihn zu diesem Zeitpunkt vorgelegt?


Sergej Lawrow: Was sie wollen, ist die Unterwerfung der Serben. Das ist es, was sie die ganze Zeit über im Sinn hatten und auf dieses Ziel ausgerichtet bleiben. Sie haben bereits vor zehn Jahren versucht, den UN-Sicherheitsrat zur Annahme einer solchen Resolution zu bewegen. Damals haben wir unser Veto eingelegt. Es fällt mir schwer zu erklären, was die Europäer aus praktischer Sicht bei ihren Bemühungen um diese Idee leitet, außer einer möglichen Erklärung. Sie glauben, dass die Serben zu widerspenstig und zu unabhängig in ihrem Handeln sind, seit sie sich geweigert haben, sich den Sanktionen gegen Russland anzuschließen. Die Serben wollen die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen und nicht, dass das Kosovo internationalen Organisationen beitritt. Der Westen stellt Belgrad im Grunde ein Ultimatum. In Bosnien und Herzegowina wird Milorad Dodik als Hauptbösewicht hingestellt, der angeblich das Dayton-Abkommen aufkündigen will, während er und sein Team in Wirklichkeit die einzigen in Bosnien sind, die für die Dayton-Prinzipien kämpfen.

Sie fragen Belgrad immer wieder: Wollt ihr der Europäischen Union beitreten? In Anbetracht der Tatsache, dass Präsident Aleksandar Vucic seine auf Europa ausgerichtete politische Vision bekräftigt hat, sollten Sie den Kosovo anerkennen und sich den Sanktionen gegen Russland anschließen, da die Zugehörigkeit zur EU zwangsläufig den Kampf gegen Russland bedeutet. Wie kann man den Serben so etwas sagen, während man die Geschichte unserer Freundschaft, unseren Kampf für Freiheit, Unabhängigkeit und sogar den orthodoxen Glauben ausblendet? All das ist dem Westen völlig gleichgültig. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es genau das ist, was sie wollen. Sie wollen die Beziehungen, die wir zwischen uns aufgebaut haben, zerstören, und das ist ihnen auch ganz gut gelungen.

Was der Europarat kürzlich getan hat, war eine Schande. Die Parlamentarische Versammlung der Vereinten Nationen (PACE) hat für die Aufnahme des Kosovo als Vollmitglied gestimmt, und das Ministerkomitee des Europarats wird sich in einigen Wochen mit diesem Punkt auf seiner Tagesordnung befassen. Es besteht kein Zweifel daran, dass es ihnen gelingen wird, diese Entscheidung durchzusetzen. Sie haben bereits versucht, ihr Vorgehen im Europarat damit zu rechtfertigen, dass der Kosovo große Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung und beim Aufbau einer effizienten Justiz gemacht hat. Aber jeder weiß, dass im Kosovo das totale Chaos herrscht. Dennoch haben unsere westlichen Kollegen keine Skrupel, den Kosovo als Leuchtturm der Demokratie zu bezeichnen. Die Demokratie war für dieses Gebiet zu allen Zeiten etwas Fremdes. Es ist ein Land des organisierten Verbrechens und der ethnischen Säuberungen, die sich gegen ethnische Serben richten.

Ich habe gehört, dass die Serben diese Region seit 2003 verlassen haben, und diese Abwanderung hält an. Im Januar 2003 waren etwa 15 % derjenigen, die sich zu diesem Zeitpunkt als Serben identifizierten, bereits weg. Sie versuchen auch, den orthodoxen Glauben auszurotten. Das ist eine offensichtliche Tatsache. Und dem Westen gefällt es so. Der Westen will den orthodoxen Glauben irreparabel schädigen, um die Orthodoxie unter die Führung des Patriarchen von Konstantinopel zu stellen, der wiederum seine Befehle von den Vereinigten Staaten erhält, in finanzieller Hinsicht von ihnen abhängig ist und bereit ist, jede ihrer Launen zu erfüllen.

Das Gleiche gilt für die Art und Weise, wie sie die Republika Srpska behandeln. Heute gibt es einen selbsternannten hohen Repräsentanten aus Deutschland, der keinen legitimen Status hat, da der UN-Sicherheitsrat seine Kandidatur nicht vorschriftsmäßig genehmigt hat, aber dieser Repräsentant tut alles, um die Republika Srpska zu diskreditieren und eine einheitliche Struktur für Bosnien und Herzegowina zu fördern. Er hat versucht, sich bestimmten politischen Kräften innerhalb der bosnisch-kroatischen Gemeinschaft anzunähern. Diese haben jedoch eine Vorstellung davon, wie sie ihre Identität und die Dayton-Prinzipien, die die Gleichheit der drei staatsbildenden Nationen betreffen, behaupten können. Wie traurig. Und das alles von Leuten, die uns und andere Länder oft beschuldigen, die UN-Charta und die Resolutionen des Sicherheitsrates zu verletzen. Was sie heute als ihre Agenda für Bosnien und Herzegowina präsentieren, läuft auf den unverhohlenen Versuch hinaus, eine Resolution des UN-Sicherheitsrates auszuhebeln.

Dies mag erklären, warum die Ständige Vertreterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen in New York, Linda Thomas-Greenfield, nach der Verabschiedung einer Resolution des Rates, in der ein Waffenstillstand im Gazastreifen für den Monat Ramadan gefordert wird, sagte, dass, selbst wenn die Resolution angenommen würde und die Vereinigten Staaten dies nicht durch ihre Stimmenthaltung bei der Abstimmung verhindert hätten, jeder wisse, dass es sich um eine nicht bindende Resolution handele. In der UN-Charta ist jedoch festgelegt, dass alle Resolutionen des Sicherheitsrates verbindlich sind. Wenn es jedoch um Resolutionen zu Palästina oder zum Balkan geht, verweigern die Vereinigten Staaten ihnen die Verbindlichkeit, wenn sie die Interessen anderer widerspiegeln, in diesem Fall die des serbischen Volkes. Das ist es, was wir zunächst einmal verstehen müssen.


Frage: Welche Rolle spielen internationale Organisationen, wenn sie so funktionieren, wie Sie es erklärt haben, und wie die Dinge in Wirklichkeit sind? Müssen wir weiterhin an diese Prinzipien glauben?


Sergej Lawrow: Wir sollten natürlich an sie glauben, und sei es nur, weil alle aktuellen Probleme darauf zurückzuführen sind, dass die UN-Charta grob verletzt wird.  Sie behält ihre volle Bedeutung, wenn sie auf ehrliche Art und Weise in der Gesamtheit ihrer Prinzipien und unter Berücksichtigung der engen Verbindung zwischen diesen Prinzipien angewandt wird. Wäre dies der Fall, wären viele der Aktionen des Westens illegitim gewesen. Insbesondere hat sich der Westen nie von dem zentralen Prinzip der UN-Charta leiten lassen, dass die Vereinten Nationen auf der souveränen Gleichheit der Staaten beruhen. Nennen Sie wenigstens einen Fall, in dem der Westen mit demjenigen, der es sein mag, als Gleicher gesprochen hat.

China ist eine Großmacht, die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt und die Nummer eins in Bezug auf die Kaufkraftparitäten.  Der US-Finanzminister und der Außenminister reisen nach China, um ihre Gastgeber zu beschimpfen und sie öffentlich aufzufordern, ihre Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation einzustellen.  Der Präsident der VR China, Xi Jinping, und Außenminister Wang Yi erwiderten, China entscheide selbst, mit wem es zusammenarbeite und welche Beziehungen es unterhalte.  Die Chinesen sagten, sie hätten nie mit jemandem gegen jemand anderen kooperiert, und auch wir stehen zu dieser Position. Der Westen tut unterdessen genau das Gegenteil und versucht, eine Anti-Russland- und Anti-China-Koalition zu schaffen. Eine Anti-Russland-Koalition ist ihr unmittelbares Ziel, während eine Anti-China-Koalition in Erwartung des Moments zusammengebastelt wird, in dem China als Hauptbedrohung (so nennen sie es) und Hauptgegner auftritt.  Sie beginnen mit der Einführung von Sanktionen gegen China.

Wenn es um internationale Organisationen geht, müssen alle die Grundsätze der UN-Charta in ihrer Gesamtheit befolgen. Die territoriale Integrität gegenüber der Ukraine ist nur ein Lippenbekenntnis, genau wie 2014, als die Menschen auf der Krim in einem Referendum für die Rückkehr zur Russischen Föderation stimmten.  Daraufhin wurde sofort gefordert, die territoriale Integrität der Ukraine zu respektieren.

Als der Kosovo 2008 plötzlich seine Unabhängigkeit ausrief, ohne dass militärische Feindseligkeiten stattfanden und Verhandlungen zwischen Belgrad und Pristina im Gange waren, erklärte der Westen, dies stehe voll und ganz im Einklang mit dem in der UN-Charta verankerten Selbstbestimmungsprinzip.  Niemand kümmert sich um die Logik. Das haben sie gesagt, und ihre gesamte Propagandamaschine zur Gehirnwäsche der Menschen auf der Straße läuft auf Hochtouren. Diesen Weg kann man nicht mehr verlassen. 

Ein weiterer besorgniserregender Punkt ist, dass der Westen die Sekretariate der internationalen Organisationen unter seine Kontrolle gebracht hat. Bei der UNO gibt es zum Beispiel eine Kategorie von Mitarbeitern mit „unbefristeten Verträgen“. Wir waren schon im 20. Jahrhundert gegen diese Regelung und haben sie in den 1970er und 1980er Jahren bekämpft. Aber später stimmte die Generalversammlung für Verträge, auch für unbefristete. Menschen mit diesen Verträgen dominieren das UN-Sekretariat. Stellen Sie sich vor: Eine Person kommt nach New York, um dort zu arbeiten, und weiß, dass sie dort bis zu ihrer Pensionierung leben wird.  Sie erhalten eine Aufenthaltsgenehmigung und werden anschließend eingebürgert. Ihre Kinder gehen zur Schule und zur Universität. Ihr gesamtes Geld wird natürlich auf amerikanischen Banken angelegt.

Es gibt einen Bericht mit dem Titel Composition of the Secretariat. Darin sind viele Namen aus anderen Kulturen (indisch, pakistanisch, afrikanisch usw.) aufgeführt, mit „Senegal-US“ oder einer anderen Identität in der Klammer. Praktisch jeder dort hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Es ist also klar, dass die Vereinigten Staaten, wenn sie beschließen, diese Menschen für ihre Interessen zu nutzen (und sie nutzen sie regelmäßig), über alle notwendigen Druckmittel verfügen, um dies zu erreichen. Aus diesem Grund müssen wir die UNO, einschließlich ihres Sekretariats, reformieren, um die bestehende Neigung zu Gunsten der westlichen Länder zu beseitigen. Dasselbe gilt für den UN-Sicherheitsrat, wo die historische Ungerechtigkeit, die in der Überrepräsentation des Westens und der Unterrepräsentation Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zum Ausdruck kommt, beseitigt werden muss. Die gleiche Art von Maßnahmen ist auch innerhalb des Sekretariats erforderlich.

Dies ist schwierig, weil viele Menschen auf ihre Arbeit „eingeschweißt“ sind. Bis zu einem gewissen Grad sind sie durch die Unternehmenssolidarität geeint. Aber schauen Sie sich die Führung des Sekretariats an: Alle Schlüsselpositionen - Generalsekretär, seine Stellvertreter für Politik, für friedenserhaltende Maßnahmen, für humanitäre Angelegenheiten, Sicherheitsabteilung usw. - sind mit Vertretern der NATO-Staaten besetzt. Russland leitet das Direktorat für Terrorismusbekämpfung und China das für wirtschaftliche und soziale Fragen. Dies sind wichtige Bereiche, aber der gesamte administrative Hebel liegt in den Händen der NATO-Mitglieder.


Frage: Sie sind schon sehr lange Außenminister, nämlich seit 20 Jahren. Sie haben schon früh mit Vertretern und führenden Politikern der Vereinigten Staaten zusammengearbeitet, und auch in letzter Zeit haben Sie dies getan. Was hat sich geändert? Was sind das für Leute, die jetzt in Washington sitzen, und warum ist es unmöglich, mit ihnen zu sprechen?


Sergej Lawrow: Diese Menschen sind Gefangene der jahrhundertelangen westlichen Hegemonie auf der Weltbühne. Sie sind Geiseln einer kolonialen und neokolonialen Politik und wollen weiterhin auf Kosten anderer leben.

Sie haben die Globalisierung geschaffen und den US-Dollar gestärkt, indem sie ihn zur wichtigsten Währung der Welt erklärt haben, die nicht den Vereinigten Staaten gehört, sondern der globalen Gesellschaft, dem Rückgrat des Welthandels und der Investitionen. Sie lobten auch die Welthandelsorganisation, den fairen Wettbewerb, die Unschuldsvermutung und die Marktmechanismen. Doch sobald China die Vorteile dieses von den Amerikanern auferlegten globalisierten Systems nutzte und begann, die Vereinigten Staaten auszustechen, blockierten sie sofort das WTO-Streitbeilegungsgremium. Als China beim Streitbeilegungsgremium Beschwerden über die Diskriminierung durch die USA einreichte, schalteten sie es einfach ab. Das Streitbeilegungsgremium ist jetzt untätig; welche Methoden sie dabei angewandt haben, ist nebensächlich. Als sie beschlossen, Russland zu bestrafen, haben sie sich über die Unverletzlichkeit des Eigentums hinweggesetzt und unsere staatlichen Reserven gestohlen, ein nationales Gut, das im Wesentlichen von den russischen Steuerzahlern eingebracht wurde.

Es lohnt sich, zu verhandeln, wenn die andere Partei die Notwendigkeit anerkennt, einen Interessenausgleich zu finden, und nicht, wenn sie mit allen Mitteln versucht, ihren Willen durchzusetzen, um die andere Partei zum Gehorsam zu zwingen. Bislang haben sie genau das getan; der einzige Dialog, dem sie zustimmen, ist ein Dialog zwischen dem Hegemon und dem Rest der Welt. Zu einem fairen Dialog, wie er in der UN-Charta gefordert wird, scheinen sie nicht bereit zu sein.

Es hat viele Debatten gegeben. Die Wahlen in den Vereinigten Staaten im Jahr 2024 stehen kurz bevor. Zwischen Demokraten und Republikanern gibt es in Bezug auf Russland oder China keine Meinungsverschiedenheiten. Die einen mögen eine härtere Haltung einnehmen, die anderen eine noch härtere Rhetorik an den Tag legen, aber im Prinzip sehen wir keinen Unterschied. Beide Parteien (unabhängig davon, wer die Wahl gewinnt) sehen Russland im Großen und Ganzen als ihren Feind an. Ein Gegner oder ein Widersacher - das sind Formsachen. Das amerikanische Establishment sieht ohnehin eine „strategische Niederlage“ Russlands als sein Ziel an.

Wie der russische Präsident Wladimir Putin in einer Antwort auf eine ähnliche Frage sagte, sind wir bereit, mit jedem Führer der Vereinigten Staaten zusammenzuarbeiten, der das Vertrauen des amerikanischen Volkes hat, wenn er dazu bereit ist. Nun, wie wir Russen sagen: Liebe kann man nicht erzwingen.


Frage: Während sich die Beziehungen Russlands zum Westen verschlechtert haben, florieren die Beziehungen zu China. Wie sehen die Zukunftsstrategien Chinas und Russlands im Hinblick auf die neue Weltordnung aus? Welche Vision haben Sie und Ihre chinesischen Partner von der Welt? Wird unsere Zukunft auf dem Prinzip des Gleichgewichts der Kräfte oder auf dem Konzept der kollektiven Sicherheit beruhen?


Sergej Lawrow: Die Beziehungen zwischen Russland und China sind heute besser und effektiver als je zuvor und stehen im Einklang mit dem Völkerrecht und den Grundprinzipien der UN-Charta. Sie waren in unserer Geschichte noch nie so gut, und das ist vor allem das Verdienst von Präsident Wladimir Putin und Präsident Xi Jinping.

Wir haben ein System von Beziehungen in allen Bereichen entwickelt, einschließlich Wirtschaft, Investitionen, Handel, Wissenschaft, Hochtechnologie, Weltraumforschung, Nuklearerzeugung, Kultur, Sport und Kunst. Auf der Ebene der vielseitigen russisch-chinesischen Partnerschaft und strategischen Zusammenarbeit finden in absolut allen Bereichen menschlicher Aktivitäten aktive Veranstaltungen statt, so wie es in unseren Dokumenten festgelegt ist. Sie sagen auch, dass die Beziehungen zwischen Russland und China viel fester, stärker und zuverlässiger sind als die Militärbündnisse des vergangenen Jahrhunderts. Das ist richtig. Russland und China haben ein Duo gebildet, das einen starken positiven Einfluss auf die internationale Lage hat.

Ohne diese Verbindung zwischen Russland und China wäre die Situation auf der internationalen Bühne viel schlimmer gewesen, vor allem weil der Westen geglaubt hätte, er könne ungestraft und ungestraft handeln. Wir stützen uns auf die Strukturen, die wir mit der Volksrepublik China schaffen oder geschaffen haben. Ihre Wirksamkeit nimmt zu, weil das Interesse an ihnen wächst. So hat sich zum Beispiel die Zahl der BRICS-Mitglieder verdoppelt. In diesem Jahr hat Russland den Vorsitz dieser Vereinigung übernommen, der bereits 10 Mitglieder angehören. Auch das Interesse an der SCO nimmt zu. Wie im Falle der BRICS stehen die Länder Schlange, um sich anzuschließen.

Russland und China arbeiten in Südostasien aktiv mit den ASEAN-Staaten zusammen. Wir haben unsere Unterstützer in der G20, allen voran die BRICS-Länder und diejenigen, die unsere Ansichten teilen. Es gibt viele multilaterale Plattformen, auf denen wir zusammenarbeiten, und Veranstaltungsorte, die zu regionalen Entwicklungszentren werden.

In Eurasien haben wir die EAEU, die SCO, ASEAN, den Golf-Kooperationsrat und eine Reihe anderer Vereinigungen, auch in Südasien. Jetzt, da Eurasien zum Motor des globalen Wirtschaftswachstums wird, ist es nur angemessen, dass diese regionalen Zusammenschlüsse ihre Rolle bei der Entwicklung dieses geopolitischen und geoökonomischen Trends stärken. Dieser Prozess hat bereits begonnen. Die Kontakte zwischen der SOZ und der ASEAN sowie zwischen der EAEU und der SOZ und der ASEAN werden derzeit ausgebaut. Zusammengenommen entwickelt sich dies, wie Präsident Putin sagte, ganz natürlich zu einer größeren eurasischen Partnerschaft, die wir als eine Struktur sehen, die allen eurasischen Ländern offen steht, auch denen im europäischen Teil des Kontinents.

Bislang versucht Europa, Russland auszugrenzen und zu isolieren. Es ist nicht nötig zu sagen, dass dies unklug ist. Es zeigt nur die Maßstäbe, die die Politiker in Westeuropa an ihre Entscheidungen anlegen. Die Türen sollten offen gelassen werden. Die Natur, die Geschichte und der Herr haben uns einen gemeinsamen und sehr reichen Kontinent geschenkt. Wenn man besser leben will, sollte man diese Vorteile nutzen.

Aber diejenigen jenseits des Meeres sagen dem europäischen Teil des Kontinents, dass sie teures Gas kaufen sollen, um Russland zu bestrafen. Europa hat mit enormen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, weil die Vereinigten Staaten es vor allem dazu benutzen, die Ukraine zu unterstützen und einen Krieg gegen Russland zu führen. Alle sagen den Untergang des Wirtschaftswunders Deutschland voraus. Dieses Wunder beruhte auf dem billigen und zuverlässigen russischen Pipeline-Gas. Wo sind die Nord-Stream-Rohre? Sie sind gesprengt worden. Wir haben keinen Zweifel daran, dass dies zumindest mit Unterstützung der Amerikaner geschehen ist. Dies lässt sich aus der Tatsache schließen, dass sie sich geweigert haben, dem UN-Sicherheitsrat Informationen über die Ermittlungen zu geben. Ebenso wenig haben sie auch nur den kleinsten Schritt unternommen, um ihre Anschuldigungen gegen Russland zu beweisen. Sie erinnern sich, wie Anfang April 2022 in Buka Leichen gezeigt wurden und sofort neue Sanktionen gegen uns beschlossen wurden. Bis heute haben wir die Listen der Menschen, deren Leichen angeblich in dieser Straße lagen, nicht erhalten.

Was die Beziehungen zwischen Russland und China betrifft, so sind sie ein flexibler Knotenpunkt in vielen Organisationen, darunter die UNO, die SCO und die BRICS. Die Eurasische Wirtschaftsunion (EAEU) hat mit China ein Abkommen über die parallele Förderung der Integrationsprozesse der EAEU im Rahmen der chinesischen Initiative „Belt and Road“ geschlossen.

Ich habe bereits die Rolle der regionalen Organisationen in Eurasien erwähnt. Immer mehr Länder in Afrika verlassen sich nicht mehr auf die Globalisierungsmechanismen, die gut funktionierten, bis die Amerikaner sie diskreditierten und ihre eigene Unzuverlässigkeit bewiesen, sondern auf die Mechanismen, die im Rahmen der Afrikanischen Union und der subregionalen afrikanischen Vereinigungen entwickelt werden.

Das Gleiche geschieht in Lateinamerika. Die Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (CELAC) verlässt sich immer mehr auf sich selbst. Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hat dazu aufgerufen, auf die Ablösung des US-Dollars durch ihre eigenen Währungen hinzuarbeiten. Dieser Prozess ist auch in den BRICS-Staaten im Gange, wo alternative Zahlungssysteme ein auf dem letztjährigen Gipfel formuliertes Ziel sind.

Das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung solcher Trends veranlassen die Nationen, sich mit den Organisationen zu befassen, die für die Sicherheit verantwortlich sind. Der Nordatlantikblock wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wurde 1975 ins Leben gerufen. Sowohl die NATO als auch die OSZE wurden auf dem Prinzip der euro-atlantischen Solidarität aufgebaut. Mit anderen Worten: Die Vereinigten Staaten benutzen die NATO und die OSZE, um ihre Verbündeten zu kontrollieren.

Wir sind seit langem von diesen euro-atlantischen Prinzipien enttäuscht, vor allem weil die Amerikaner das System der Rüstungskontrolle zerstört haben und nicht in der Lage sind, im humanitären und wirtschaftlichen Bereich ehrlich zu arbeiten. Wir glauben, dass das euro-atlantische Sicherheitsmodell sich selbst diskreditiert hat und gescheitert ist. Wir sprechen jetzt über die Schaffung eines eurasischen Sicherheitssystems. Wenn Länder, die ihre Geschichte und Traditionen respektieren, ihren eigenen Weg gehen und ihre Zukunft selbst bestimmen wollen, können sie auch im Bereich der Sicherheit zu einer Einigung kommen.

Daran arbeiten wir in der SOZ, an der Bekämpfung von Terrorismus, Drogenhandel und organisierter Kriminalität. Diese Anstrengungen werden auch in der OVKS und der GUS unternommen. Ein zukunftsorientiertes Gespräch ist nur möglich, wenn die Länder im westlichen Teil des Kontinents die Sinnlosigkeit ihrer Kolonialpolitik erkennen, die darauf abzielt, andere zu unterjochen und sich in die Angelegenheiten anderer Regionen wie des Südkaukasus oder Zentralasiens einzumischen, und wenn sie bereit sind, die Zusammenarbeit nicht auf der Grundlage des Gleichgewichts der Kräfte zu entwickeln, das Sie erwähnt haben, sondern auf der Grundlage des Gleichgewichts der legitimen Interessen. Bislang gibt es dafür keine Vorbedingungen.

Quelle: Foreign Minister Sergey Lavrov’s interview with Bosnian Serb television network ATV, Moscow, May 5, 2024 - Министерство иностранных дел Российской Федерации (mid.ru)


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Foreign Minister Sergey Lavrov’s interview with Bosnian Serb television network ATV, Moscow, May 5, 2024

 Lawrow im serbischen TV 5.05.24 Интервью С.В.Лаврова боснийскому телеканалу АТВ

Question: I would like to start with a topic which has been dominating the global agenda since 2022 and touched not only every Russian household, but all people in general. People have been calling it various names, be it the special military operation, the Ukraine conflict or a war. What we hear today, including in the Western media, is that Russia is winning on the front. In your opinion, what has changed since 2022 against the backdrop of the Ukraine conflict?

Sergey Lavrov: As far as terminology is concerned, stopping the war the West had already unleashed at that time against us by the hands of the Nazi regime in Kiev was precisely our objective when we launched the special military operation.

We were honest in what we did, and expected the other side to demonstrate the same kind of dignity when in February 2014 the West, represented by France, Germany and Poland, helped broker a deal between the then-President of Ukraine, Viktor Yanukovich, and the opposition for calling a snap election and forming a national unity government. European Union representatives signed this deal, but the very next morning the opposition decided that it could not care less about the deal or the EU in general and went on to perpetrate a government coup. They announced a government of the victors instead of forming a national unity government. Their first initiative was to terminate the official status of the Russian language in Ukraine. However, at least 80 percent of Ukrainians think, live and communicate in Russian.

This is how the war started. The republics that refused to accept the government coup were labelled as terrorists. Crimea peacefully returned to its home port, to use President Vladimir Putin’s words. Meanwhile, the Donbass republics had to experience a real war, artillery strikes, with air forces bombing peaceful cities. You know how it happens. Singing the Minsk Agreements took a whole year with Germany and France, represented by Chancellor Angela Merkel and President Francois Hollande, acting as guarantors. The UN Security Council approved the Minsk Agreements too. There was a sincere belief among us that having these agreements implemented would serve our interests. But the West has recently acknowledged that their only objective when signing the Minsk Agreements was supplying more weapons to Ukraine.

The war was quite long in the making, and has been waged for a long time too. The West has introduced its usual tools into the mix, including sanctions, blackmail and threats. We did not have any other choice. In late 2021 and early 2022, the Kiev regime clearly opted for settling what it called as the Donbass issue by force. We decided to defend our own security, since NATO has been trying to draw Ukraine into its ranks and had already plans to set up military bases on its territory, including on the Sea of Azov, which is on Russia’s doorstep. We launched the special military operation to protect Russians who have been living on this land for centuries since Cathrine the Great added them to the Russian crown. Russian military commanders and manufacturers defended and developed this territory, while the Kiev regime outlawed these people by banning the Russian language across the board, be it in education, media, culture, or even everyday communications. This is what the special military operation is all about.

Today, we can hear Western leaders recognising that Ukraine has been facing an increasingly challenging situation. This is quite an elaborate way of saying that their idea of inflicting what they call a strategic defeat on us is doomed to fail. The most farsighted and simply smart, serious Western politicians understand this. Still, the West has been searching for the weapons it delivers to Ukraine across the world. Over 50 countries have been contributing to these efforts.

At first, the Americans led the charge. Today, they designated NATO as the focal point. It holds its Ramstein-format meetings. Several days ago, Pentagon chief Lloyd Austin said at a meeting of this kind that they would never lose. This means that instead of talking about inflicting a defeat on Russia, they are now focusing on not suffering a defeat themselves. This can be viewed as a Freudian slip on Lloyd Austin’s behalf since he basically recognised that the Ukrainians are not the ones doing the fighting. They are just tools and their bodies have very little value. The West keeps saying that it would not let its people die in Donbass. So they pretend that they care about having fewer Ukrainian killed there, too. This is a racist logic that I do not want to discuss.

As for what to do next   – there is much debate now about the planned conference in Switzerland, a meeting where Bern intends to bring together representatives of the West and the Global South. However, despite the loud declarations that this new initiative is aimed at developing generally acceptable approaches, this is not true. I spoke with Head of the Swiss Federal Department of Foreign Affairs Ignazio Cassis at the end of January in New York, when we both participated in the UN Security Council meetings. He told me about “the plan.” I immediately tried to bring him down to earth and make him see that they would not be allowed to deviate from Vladimir Zelensky’s formula, which involves Russia’s eventual capitulation, the payment of reparations, a tribunal for the Russian leadership, and more of the same. Ignazio Cassis assured me that we were wrong. He said that Switzerland, as a neutral country, would make every effort to ensure a realistic framework for discussion. But the Swiss Confederation is no longer a neutral state. The country is now at the forefront of supporting and arming the Kiev regime. This state takes the toughest stance against Russia, consistently joining the ever-new sanctions.

The concept behind the Swiss conference is showing through already, and it is nothing short of Vladimir Zelensky’s peace formula all over again. Admittedly, they tried to underscore Switzerland’s independence by focusing on three tracks: nuclear safety, food security in the context of see shipments, and humanitarian issues.

This doesn’t change anything. Vladimir Zelensky’s formula also includes these three issues as something to disguise its openly illusory and Russophobic nature. Vladimir Zelensky and his team insisted that Russia should not be invited to this conference under any circumstances. That was because he needed space to woo the countries of the Global South and sign them up to the common platform, which will be subsequently presented to Russia as an ultimatum.

When our Swiss colleagues say they want to invite Russia to the first conference, they are not telling the truth. We will not participate in any events that promote Vladimir Zelensky’s peace formula in one way or another. This much has been clear to everyone for a long time. We are serious about being open to negotiations based on the reality. Everyone knows this, too   – from experience.

We have discussed China’s twelve-point initiative. In 2023, we met twice with the leaders of seven African states, led by President of South Africa Cyril Ramaphosa. They put forth their ideas. Following the second meeting between Russia and the African Union, a document was approved that outlined specific humanitarian steps to be taken.

We spoke with President of Brazil Lula da Silva who has his own view of things. I was in Brazil recently and participated in BRICS and G20 events. I had a lengthy conversation with President Lula and his advisers to discuss any ideas they had.

We hear statements about Russia refusing to negotiate almost daily. They say they want to, but Russia is refusing. That is not true either, but we no longer expect honesty or decency from our Western partners.

We will continue accomplishing the objectives of the special military operation. The demilitarisation of Ukraine is a necessary step. This is clear to everyone, considering the militant clique that is now in charge in Kiev. Denazification, too, is inevitable   – and this is also clear to everyone. Kiev’s racist laws legislate the concepts that are part of Nazi ideology and glorify individuals who were convicted by the Nuremberg Tribunal. This is unacceptable in today’s Europe.

When High Representative of the European Union for Foreign Affairs and Security Policy Josep Borrell, NATO Secretary General Jens Stoltenberg and other EU and NATO leaders say that they are supporting Ukraine and defending European values, for which Ukrainian citizens are dying, they expose themselves. This happened in Europe in the past when Napoleon and Hitler used the countries that they occupied in their wars against Russia and the Soviet Union.

At a fundamental level, this has remained part on their mentality. President of France Emmanuel Macron has recently said in an interview with The Economist that Russia has always been a threat for all Europeans and particularly for Germany and France. The ambitions of Napoleon and Hitler were based on their views of Russia as a threat. I am not going to comment on the French president’s views. He is obviously acting from fiercely anti-Russia positions. I am aware of the system of power in France and the French’ claim to a role in Europe and the world. It cannot be ruled out that Macron needs this “caveman Russophobia” to become Europe’s leader, using a subject which the West has made the main issue on the international stage.

When we look at what the West did in other parts of the world, including the Balkans, it is clear that the focus on this subject rests on hyped-up information wars. We will see where this leads. The West is lying. There is no doubt of this.

Speaking about threats to Europe, when the special military operation began, and for some time before it, they called for admitting Ukraine to NATO to prevent Russia from attacking a member of the alliance. Now they say that if Ukraine loses, Russia will attack NATO. Where is the logic? There is none. There is only a desire to justify the policy that the US has forced Europe to adopt. For me, this happened in a strange way. Europe has naively agreed to do a job forced on it by Washington, which does not want to be criticised by its own people ahead of the election.

Question: Speaking about the European leaders who openly made unflattering remarks about Russia, I would like to mention your British colleague, David Cameron, who first said, and then presumably regretted his words, that the Ukrainians can use British weapons to strike targets on Russian territory. How is this possible?

Sergey Lavrov: Yes, use them to strike any targets inside Russia. David Cameron does not regret his words. People like him have no regrets; they don’t know what regret is.

It has been reported that Reuters, which interviewed him, has suspended the version you mentioned and announced that a new text would soon be posted. But they ultimately posted the same text.

David Cameron has reaffirmed his view that Ukrainians can use British arms to strike targets in any part of Russia. This is the British. Their reputation is well known.

Question: I know that you are not paid to be optimistic, but what if Ukrainians and your Western partners proposed ceasing fire and sitting down to negotiate an agreement? Who would you agree to speak with, and what would you tell them?

Sergey Lavrov: I do not see anyone we can talk with. I have cited the statements made by the Ukrainian, American and European leaders and politicians. None of them are ready for a serious conversation. They are playing with negotiations in the form of a conference in Switzerland. The Copenhagen format has no future. The West is using any trick in the book, including blackmail and lies, to involve as many developing and Global South countries in these get-togethers. Some countries agree to attend, telling us later that they only do so to explain the pointlessness of such events without Russia or based on ultimatums. Some of them have become disappointed and stopped attending such events.

Question: The Balkans are also a major global hotspot, and it has been this way for quite some time now. Everyone knows how the West has been pressuring the Serbs, the Republic of Serbia, Bosnia and Herzegovina, and Republika Srpska, and the West has substantially increased this pressure in recent months. We can all see today what is going on within the UN General Assembly with Germany and Rwanda trying to push through a draft UNGA resolution on Srebrenica laying all the blame on a single nation. In your opinion, what is the purpose of this draft resolution on Srebrenica and why they chose to submit it at this juncture?

Sergey Lavrov: What they want is to subdue the Serbs. This is what they had on their minds all along and stay focused on this objective. Thet have already tried to make the UN Security Council adopt a resolution of this kind ten years ago. We used our veto power at that time. I find it hard to explain what guides the Europeans, from a practical perspective, in their efforts to promote this idea, except for one possible explanation. They believe that the Serbs are too restive and independent in their actions since they refused to join the sanctions against Russia. The Serbs do not want to recognise Kosovo’s independence and do not want Kosovo to join international organisations. The West is basically offering Belgrade an ultimatum. In Bosnia and Herzegovina, Milorad Dodik has been cast as the main villain who allegedly seeks to dismantle the Dayton Accords, while in reality he and his team are the only ones in Bosnia who are fighting for the Dayton Principles.

They keep telling Belgrade: do you want to join the European Union? Considering that President Aleksandar Vucic reaffirmed his European-centred policy vision, go ahead and recognise Kosovo and join the sanctions against Russia, since being part of the EU entails fighting Russia by default. How can you tell the Serbs anything of this kind, while turning a blind eye to the history of our friendship, the way we fought for freedom, independence, and even the Orthodox faith? The West could not care less about all of this. I would even go as far as saying that this is precisely what they are after. They want to destroy the relations we have forged between us, and have been quite successful in this regard.

What the Council of Europe did recently was a shame. PACE voted to accept Kosovo as a full member, and the Council of Europe Committee of Ministers is scheduled to take up this item on its agenda in a couple of weeks. There is no doubt that they will be able to have this decision approved. They have already sought to justify what they do with Kosovo in the Council of Europe by saying that Kosovo has made great strides in its anti-corruption efforts and building an effective judiciary. But everyone knows about the total chaos reigning in Kosovo. Still, our Western colleagues have no qualms casting Kosovo nothing short of a beacon of democracy. Democracy was something alien for this territory at all times. This is a land of organised crime and ethnic cleansings targeting ethnic Serbs.

I heard that Serbs have been leaving this region since 2003, and this outflow carries on. In January 2003, about 15 percent of those who identified as Serbs at that moment had already left. They are also seeking to eradicate the Orthodox faith. This is an obvious fact. And the West likes it this way. The West wants to damage the Orthodox faith beyond repair in order to place the Orthodoxy under the leadership of the Patriarch of Constantinople who, in turn, takes his orders from the United States, depends on it from a financial standpoint and is ready to satisfy every whim it has.

The same goes for the way they treat Republika Srpska. Today, there is a self-appointed high representative from Germany, who does not have any legitimate status, since the UN Security Council has not approved his candidacy according to the rules, but this representative is doing everything to discredit Republika Srpska and promote a unitary structure for Bosnia and Herzegovina. He has been seeking to approach certain political forces within the Bosnian Croat community. However, they do have a vision on ways to assert their identity and the Dayton principles dealing with the equality of the three state-forming nations. How sad. And all this comes from people who often accuse us and other countries of violating the UN Charter and Security Council resolutions. What they present as their agenda for Bosnia and Herzegovina today amounts to an outright effort to derail a UN Security Council resolution.

This may well explain why the United States Permanent Representative at the Unite Nations in New York Linda Thomas-Greenfield said, after the council passed a resolution calling for a ceasefire in Gaza for the month of Ramadan, that even if the resolution was adopted, and the United States did not prevent this from happening by abstaining during the vote, everyone knows that this is a non-binding resolution. However, the UN Charter stipulates that all Security Council resolutions are binding documents. However, when it comes to resolutions on Palestine or the Balkans, the United States denies them their binding nature if they reflect the interests of others, in this case, the people of Serbia. This is what we must understand to begin with.

Question: What is the role of international organisations, when they work the way you have explained and as things are in fact? Must we continue to believe in these principles?

Sergey Lavrov: We should believe in them, of course, if only because all current problems stem from the fact that the UN Charter is grossly violated.  It fully retains its relevance if used in an honest way in the entirety of its principles and with account taken of the close interconnection between these principles. If this had been so, many of the West’s actions would have been illegitimate. Specifically, the West has never been guided by the key principle of the UN Charter that the United Nations is based on the sovereign equality of states. Name at least one instance where the West talked to whoever it may be as an equal.

China is a great power, the world’s fastest growing economy, and number one economy in PPP terms.  The US Secretary of the Treasury and Secretary of State travel to China to harangue their hosts and publicly demand that they stop cooperating with the Russian Federation.  PRC President Xi Jinping and Foreign Minister Wang Yi replied that China made its own decisions on who to cooperate and have relations of any kind with.  The Chinese said they never cooperated with anyone against anyone else, and we are also committed to this position. The West, in the meantime, is doing precisely the opposite, trying to create an anti-Russia and an anti-China coalition. An anti-Russia coalition is their immediate goal, while an anti-China one is being knocked together in anticipation of the moment when China emerges as the main threat (that’s how they call it) and the main adversary.  They are beginning to introduce sanctions against China.

Where international organisations are concerned, everyone must follow the principles of the UN Charter in their entirety. They are just paying lip service to territorial integrity with regard to Ukraine, the same as in 2014, when people in Crimea voted in a referendum for a return to the Russian Federation.  There followed an immediate demand to respect Ukraine’s territorial integrity.

In 2008, when Kosovo suddenly proclaimed independence in a situation where there were no military hostilities and negotiations were in progress between Belgrade and Pristina, the West said that this was fully in keeping with the self-determination principle enshrined in the UN Charter.  No one is concerned with the logic. They said this and their entire propaganda machine intended to brainwash the man in the street is up and running at full capacity. There is no leaving this path any longer.  

Yet another worrisome point is that the West has put the secretariats of international organisations under its control. The UN, for example, has a category of employees with “permanent contracts.” We were against this arrangement back in the 20th century and were fighting it in the 1970s and 1980s. But later the General Assembly voted for contracts, including permanent ones. People with these contracts dominate the UN Secretariat. Just imagine: a person comes to work in New York, knowing that he or she will live there until retirement.  They get residence permits and subsequently are naturalised. Their children go to school and to university. All their money, naturally, is deposited in US banks.

There is a report entitled Composition of the Secretariat. It lists many names from other civilisations (Indian, Pakistani, African, etc.), with “Senegal-US” or other identity in the parenthesis. Practically everyone there has dual citizenship. It is clear, therefore, that if the United States decides to use those people in its interests (and it uses them regularly), it has all the necessary leverage for this purpose. This is why we need to reform the UN, including its Secretariat, to remove the existing slant in favour of the Western countries. The same goes for the UN Security Council, where it is necessary to do away with the historical injustice expressed in the over-representation of the West and under-representation of Africa, Asia, and Latin America. The same kind of action is needed inside the Secretariat.

This is difficult because many people have become “welded” to their jobs. To some degree, they are united by corporate solidarity. But look at its leadership: all the key posts   – Secretary-General, his deputies for politics, for peacekeeping, for humanitarian matters, security department, etc.   – are filled by representatives of NATO countries. Russia heads the counterterrorism directorate and China   –

18.05.2024

Frankreich verliert Kontrolle in Teilen Neukaledoniens

freedert.online, 18 Mai 2024 10:32 Uhr

Seit diesem Montag kommt die zu Frankreich gehörende Inselgruppe Neukaledonien nicht zur Ruhe. Bei den gewaltsamen Protesten gegen eine Verfassungsreform sind fünf Menschen, darunter zwei Polizisten, ums Leben gekommen. Einige Teile des Archipels unterliegen bereits nicht mehr der Kontrolle Frankreichs.


Quelle: AFP © DELPHINE MAYEUR


Menschen stehen vor einem Supermarkt in Nouméa Schlange, um sich nach Krawallen mit Lebensmitteln einzudecken, 18. Mai 2024.


Der Hochkommissar für die französischen Überseegebiete im Pazifik, Louis Le Franc, musste im Zusammenhang mit den Anfang dieser Woche ausgebrochenen Krawallen in Neukaledonien eine für die Regierung in Paris unangenehme Tatsache einräumen. Am Freitag erklärte der hochrangige Beamte vor Journalisten, dass der Staat einige Teile der 1.200 Kilometer östlich von Australien liegenden Inselgruppe nicht mehr kontrolliere. Sei der Ausrufung des Ausnahmezustands am Mittwoch habe sich die Situation dennoch leicht entspannt.

"Es wird Verstärkung eintreffen […], damit wir die Gebiete wieder kontrollieren können, die uns in den letzten Tagen verloren gingen und sich nicht mehr unter unserer Kontrolle befinden."

Wie Le Franc weiter ausführte, sollten die zusätzlichen Sicherheitskräfte den örtlichen Behörden dabei helfen, Frankreichs Kontrolle in allen Bereichen der Regionalhauptstadt Nouméa wiederherzustellen. Dies solle so schnell wie möglich geschehen. Der Beamte verwies dabei insbesondere auf drei benachteiligte Viertel mit einer überwiegend indigenen Bevölkerung, in denen es hunderte Randalierer gebe, die nur auf Zusammenstöße mit der Polizei warteten, um sich zu behaupten.


Macron besucht Inselstaaten: "Frankreich ist eine indopazifische Macht!"





Macron besucht Inselstaaten: "Frankreich ist eine indopazifische Macht!"






Seinerseits kündigte der französische Premierminister Gabriel Attal die Entsendung von 1.000 Einsatzkräften an, die ihre Kollegen vor Ort unterstützen sollten. Laut Medienberichten sollen bereits Mitglieder der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie (GIGN) aus Polynesien eingetroffen sein.

Das größte Krankenhaus des Archipels teilte inzwischen mit, derzeit vorwiegend Notfälle zu behandeln. Wegen Straßenblockaden hätten viele Patienten Probleme, die Klinik zu erreichen. Wie der Sender RFI unter Berufung auf einen Reporter berichtete, befinde sich die medizinische Einrichtung in einem Brennpunkt der Proteste, sodass diese Zone der Regionalhauptstadt nicht mehr von der Polizei kontrolliert werde.

Laut Medienberichten bildeten sich vor vielen Geschäften lange Schlangen, weil Lebensmittel rationiert wurden. In einigen Tankstellen ging das Benzin aus. Es gab Berichte über Plünderungen.


Mindestens zwei Tote bei Unruhen in Neukaledonien





Mindestens zwei Tote bei Unruhen in Neukaledonien







Die Proteste hatten sich am Montag an einer Verfassungsreform entzündet, die Tausenden französischstämmigen Bürgern in der Inselgruppe das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen soll. Der nationale Rat der Kanaken – Neukaledoniens Indigene – warf Paris vor, die Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen. Wegen der Krawalle verhängte Paris am Mittwoch für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand. Die örtlichen Behörden gaben bekannt, dass ungefähr 5.000 Randalierer im Großraum Nouméa an den Unruhen beteiligt seien. Bei den Unruhen kamen bisher fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.


Mehr zum ThemaDem Westen ist Souveränität zuwider: EU und Deutschland fördern Staatsstreich in Georgien


Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Info: https://freedert.online/gesellschaft/206170-frankreich-verliert-kontrolle-in-teilen


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




Weiteres:




Neukaledonien: Frankreich steht vor einer schicksalhaften Herausforderung

freedert.online, 18 Mai 2024 20:41 Uhr,Von Elena Karajewa

Frankreich steht nicht nur als neokoloniale Macht in Afrika unter Druck. Es hat immer noch "klassische" Kolonien "am anderen Ende der Welt" – im Südpazifik. In dieser Woche machte eine davon – Neukaledonien – weltweit Schlagzeilen.


Quelle: Sputnik © RIA Nowosti


Symbolbild, KI-generiert


Die Pogromszenen auf der Insel Neukaledonien, der  (Hauptinsel des gleichnamigen Archipels) lenkten die Aufmerksamkeit der Welt auf diesen Winkel der Welt, den die französische Metropole siebzehntausend Kilometer von ihrer Hauptstadt entfernt ihr Eigen nennt. Die Situation dort ist noch komplizierter, als es scheint. Es sieht eher nach einem Aufstand als nach einer Revolution aus.

Aber was ist der Grund für einen solchen Aufruhr, bei dem es Tote und Verletzte gibt, darunter einfache Zivilisten und Ordnungskräfte?

Kurz gefasst: Paris hat in seiner gesamten kolonialen und neokolonialen Geschichte nie gelernt, mit denen, die es eroberte und beherrschte, zu reden und als gleichberechtigt anzusehen.

Anlass für die aktuellen Ereignisse war die Verabschiedung eines Rechtsakts durch den französischen Senat, der das Wahlrecht der Bewohner des Archipels betrifft. Das Gesetz gibt Siedlern, die seit zehn Jahren auf der Insel leben, das gleiche Wahlrecht, wie es bisher die einheimische Bevölkerung hatte.


Mindestens zwei Tote bei Unruhen in Neukaledonien






Mindestens zwei Tote bei Unruhen in Neukaledonien






Die Kanaken, die Ureinwohner, die etwa vierzig Prozent der Bevölkerung ausmachen, verstehen gut, was die Metropole damit erreichen will: Bei den Kommunalwahlen (Neukaledonien hat sogar größere Autonomierechte als Korsika) sollen künftig profranzösische Politiker siegen.

Und was entscheidet das lokale Parlament? Eine ganze Menge. Zum Beispiel überwacht es die Umsetzung der Abkommen von vor dreißig Jahren, als Neukaledonien teilweise vom Mineralienhandel profitieren durfte, wodurch nicht mehr alle Profite nach Paris wandern. Inzwischen ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Neukaledonien etwas höher als in der Eurozone insgesamt. Es übersteigt in absoluten Zahlen sogar das der Spanier und der Italiener.

Jetzt sind wir an der Wurzel des Problems. Auf Neukaledonien entfällt etwa ein Drittel der weltweiten Nickelerzreserven. Es ist einer der fünf Hauptlieferanten von Nickel auf dem Weltmarkt. Und ohne Nickel ist, wie wir wissen, die Automobilindustrie heute nicht mehr denkbar. Die Metallurgie hat trotz der Nachfrage Probleme, da sie viel Energie verschlingt, deren Preis immer weiter steigt.

Die Kanaken, die auf wirtschaftliche Unabhängigkeit von Paris hoffen, und ihre Sympathisanten sagen, dass sie ihre Bodenschätze selbst verwalten wollen. Paris antwortet "Habt ihr den Verstand verloren?" und schickt sofort die Truppen los. Nicht allein, weil die französische Hauptstadt, die von der Inselgruppe aus nur per Flugzeug in 30 Flugstunden erreichbar ist, die alleinige Kontrolle über die Inseln braucht.

Neukaledonien beherbergt auch französische Militärstützpunkte. Marineinfanteristen sind dort stationiert, es gibt eine Hubschrauberträgerfregatte, und es gibt Kampfflieger. Warum unterhält Paris eine so teure und aufwändige Militärpräsenz?

Um sein Gewicht und seinen Einfluss in der indopazifischen Region aufrechtzuerhalten. Diese Region hat bereits eine führende Rolle in der Weltwirtschaft eingenommen und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich mit für die Alte Welt unvorstellbaren Raten wachsen. 

Die Gründe für die derzeitige Revolte, den Aufstand, die Unruhen, wie auch immer man es nennen will, haben nichts damit zu tun, wer wählt oder wie er wählt oder wählen wird; sondern damit, dass Paris weder Macht noch Geld noch rechtliche Befugnisse mit jemandem teilen will. Nicht umsonst ist Frankreich ein Einheitsstaat mit einer sehr mächtigen Zentralregierung, die in fast allen Bereichen entscheidet. Nicht umsonst hat diese Zentralregierung vor vier Jahrzehnten begonnen, die Befürworter der wirtschaftlichen Unabhängigkeit in den französischen Überseegebieten konsequent zu verdrängen, manchmal sanft und politisch, manchmal hart, mithilfe von Gendarmerie und Militär.


Neukaledonien stimmt für Verbleib als Teil Frankreichs – Streben nach Unabhängigkeit wächst jedoch





Neukaledonien stimmt für Verbleib als Teil Frankreichs – Streben nach Unabhängigkeit wächst jedoch





Seit der pazifische Archipel 1853 in die Hände von Paris gefallen ist, versucht er, sich wieder aus Frankreichs festem Griff zu befreien, bislang ohne Erfolg.

Noch kann die Bewegung für mehr Unabhängigkeit und mehr lokale Rechte nicht als Separatismus bezeichnet werden, aber auf den Wunsch nach wirtschaftlicher Teilhabe folgt in der Regel der Wunsch nach größerer (oder vollständiger) politischer Freiheit. Und andersherum: Die politische Freiheit vom Willen der Zentralregierung (die, wie wir uns erinnern, knapp die halbe Länge des Äquators entfernt ist) führt auch zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit.

Macron ist natürlich ein drittklassiger Politiker, aber er hat sehr schnell erkannt, dass die Unruhen in Neukaledonien eine direkte Bedrohung für das derzeitige Staatsgefüge Frankreichs darstellen. Denn auch andere Kolonien, Korsika zum Beispiel, könnten sich ermutigt sehen, ihren Unmut zu äußern. Und dann sind da noch die französischen Antillen und Martinique. Auch sie könnten Paris unbequeme Fragen stellen, und die Unabhängigkeitsbewegung existiert dort bereits als parteipolitische Kraft.

Was dann?

Wenn es jetzt nicht seine Stärke zeigt, indem es jeden Versuch der Empörung im Keim erstickt, die Armee einsetzt und die sozialen Medien verbietet, kann niemand garantieren, dass Frankreich die fraglichen Gebiete nicht verliert. Am Ende könnte nur noch das "Mutterland" auf dem europäischen Kontinent übrig bleiben. Frankreich ist auf dem Weg von einer starken globalen Macht zu einem europäischen Regionalstaat.

Dies ist die Antwort auf die Frage, warum die Reaktion von Paris auf die Geschehnisse in Neukaledonien so schnell und unverhältnismäßig hart ausfiel. Paris kann es sich leisten, das Image der "Wiege aller Rechte und Freiheiten" zu verlieren, indem es die Unzufriedenen und Andersdenkenden inhaftiert. Es ist für die dort Regierenden jedoch undenkbar, Frankreichs Status und seinen Einfluss in Übersee zu verlieren, auch wenn dies übel nach Neo- und sogar klassischem Kolonialismus riecht. Das heißt aber nicht, dass der Volkszorn und der Wille zur Freiheit mit Gewalt und Härte auf Dauer erdrückt werden können. Nein, sie müssen nur noch reifen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 18.05.2024 auf ria.ru erschienen.


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Weiteres:




Moskau kommentiert Krise in Neukaledonien: Paris sollte auf Gewalt gegen Protestierende verzichten

freedert.online,18 Mai 2024 16:31 Uhr

Eine Verfassungsreform hat im französischen Überseegebiet massenhafte Proteste ausgelöst. Während Paris zusätzliche Sicherheitskräfte in seine ehemalige Kolonie schicken will, hält Moskau den Unmut der indigenen Bevölkerung für begründet und ruft zum Verzicht auf Gewalt auf.


Quelle: AFP © LUDOVIC MARIN


Demonstranten protestieren am 14. Mai 2024 in Paris gegen eine französische Verfassungsreform in Neukaledonien.


Das russische Außenministerium hat die französische Regierung aufgerufen, ihre Aufmerksamkeit auf eigene tiefgreifende Probleme zu lenken. Der entsprechende Kommentar der Behördensprecherin Maria Sacharowa fiel vor dem Hintergrund der Unruhen auf dem zu Frankreich gehörenden Archipel Neukaledonien. Obwohl Sacharowa am Samstag betonte, dass es im Unterschied zum Westen nicht die Art Russlands sei, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen, klang ihr Statement nach einer Retourkutsche.


Frankreich verliert Kontrolle in Teilen Neukaledoniens





Frankreich verliert Kontrolle in Teilen Neukaledoniens







Sacharowa machte dabei auf mehrere Todesopfer, Dutzende verletzte Polizisten und Hunderte festgenommene Demonstranten aufmerksam. Die Kundgebung vom 13. Mai in Neukaledoniens Hauptstadt Nouméa, die dann in massenhafte Unruhen umgeschlagen sei, habe sich eigentlich gegen die Kolonialpolitik von Paris gerichtet. Als Auslöser des sozialen Unmuts bezeichnete die russische Diplomatin eine Verfassungsreform, die das seit dem Jahr 1998 geltende örtliche Wahlrecht ändern sollte.

"Die Gegner dieser gesetzgeberischen Initiative haben darin nicht ohne Grund den Versuch von Paris erblickt, die Kanaken endgültig um das grundlegende Recht auf Selbstbestimmung zu bringen und die Positionen der Unabhängigkeitsbefürworter zu unterminieren."

Nach Ansicht des russischen Außenministeriums sind die "tragischen Ereignisse" in Neukaledonien nur eine Folge althergebrachter Widersprüche. Gleichzeitig stellte Sacharowa einen wachsenden Frust der Indigenen über ihre Situation fest. Ohnehin machten die Kanaken, die Ureinwohner der Südseeinsel, rund 40 Prozent der Bevölkerung des französischen Überseegebiets aus, betonte die Diplomatin.

"Wir betrachten die gesellschaftspolitische Krise in Neukaledonien als Ergebnis seiner unvollendeten Dekolonisierung und als weitere Bestätigung dafür, dass Frankreichs Politik gegenüber seinen früheren, in Überseegebiete umbenannten Kolonien nach und nach in eine Sackgasse gerät."

Moskau warf Paris vor, sich weiterhin in die inneren Angelegenheiten seiner früheren Kolonien auf der ganzen Welt einzumischen. Sacharowa kündigte nebenbei einen Bericht des russischen Außenministeriums über die jahrhundertelangen Verbrechen Frankreichs in Afrika, Asien und Lateinamerika an. Sie rief das EU-Land dazu auf, auf eine unbegründete Gewalt gegen Protestierende zu verzichten und die Rechte der Urbevölkerung Neukaledoniens zu achten.


Macron besucht Inselstaaten: "Frankreich ist eine indopazifische Macht!"





Macron besucht Inselstaaten: "Frankreich ist eine indopazifische Macht!"






Die Proteste hatten sich am Montag an einer Verfassungsreform entzündet, die Tausenden französischstämmigen Bürgern in der Inselgruppe das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen soll. Der nationale Rat der Kanaken warf Paris vor, die Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen. Wegen der Krawalle verhängte Paris am Mittwoch für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand. Die örtlichen Behörden gaben bekannt, dass ungefähr 5.000 Randalierer im Großraum Nouméa an den Unruhen beteiligt seien. Bei den Unruhen kamen bisher fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.


Mehr zum ThemaMacron: "Sind bereit zu handeln, wenn die Russen zu weit gehen"


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18.05.2024

Bhadrakumar: Putin stellt den Kompass für die kommende Reise neu ein

seniora.org, 18. Mai 2024, Von M. K. Bhadrakumar 15.05.2024 - übernommen von indianpunchline.com


Russisches Außenministerium, Smolensky-Platz, Moskau (Bild)


Aus historischem Anlass hat Präsident Wladimir Putin bei der Eröffnungszeremonie am 7. Mai im Andreassaal des Großen Kremlpalastes in Moskau eine bemerkenswert kurze Rede gehalten, denn Russland befindet sich in einer turbulenten Phase der Gestaltung seines Schicksals.


Es gab so viel zu sagen angesichts der Bedeutung des Abschlusses von Putins zwei Jahrzehnten an der Macht und des Beginns einer neuen sechsjährigen Amtszeit im Kreml bis 2030. Es war eine wahrhaft außergewöhnliche politische Karriere eines Mannes der Geschichte, der sowohl die Wiedergeburt und Renaissance seines Landes als auch die Rückkehr Russlands in den Mittelpunkt der Weltpolitik choreografiert hat. In der Tat ist die Erwartung groß, dass Putins sechsjährige Amtszeit mit der Gestaltung der Weltordnung des 21. Jahrhunderts zusammenfällt.


Putin hatte dem russischen Volk eine einzige tiefgreifende Botschaft zu übermitteln, nämlich die Bedeutung der nationalen Einheit für die jüngste Vergangenheit und die Zukunft   – ohne Einheit ist alles verloren, während mit Einheit alles möglich ist.


Putins Charakterisierung der Gegenwart als „diese schwierige Schlüsselperiode“ in der Geschichte Russlands lässt aufhorchen. Offensichtlich hegt er keine unrealistischen Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine. In der Tat ist der Westen keineswegs zum Frieden bereit. Das hat die ehemalige Unterstaatssekretärin Victoria Nuland in einem Interview mit Politico am vergangenen Wochenende öffentlich und unverblümt zugegeben.


Putin hat zwei wichtige Ernennungen in seiner neuen Regierung vorgenommen   – die Ernennung von Michail Mischustin, der als brillanter Technokrat die russische Wirtschaft unter den Bedingungen von Sanktionen und Krieg gelenkt hat, für eine weitere Amtszeit als Premierminister und zweitens die Ersetzung von Verteidigungsminister Sergej Schoigu durch den Ersten Stellvertretenden Premierminister Andrej Belousow. Beides sind Signale für die zu erwartenden professionellen Anforderungen angesichts der entscheidenden Bedeutung der Verwaltung der Wirtschaft, die ein langwieriger Krieg unweigerlich mit sich bringen würde.


Putin hat sich für seine bevorstehende Amtszeit ein äußerst ehrgeiziges soziales und wirtschaftliches Programm vorgenommen, für dessen Erfolg öffentliche Investitionen in großem Umfang erforderlich sind. Putin hat sich auch zum Ziel gesetzt, Russland zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt hinter den USA, China, Japan und Indien zu machen   – eine beachtliche Leistung.


Andererseits ist der russische Verteidigungshaushalt in den zwei Jahren des Ukraine-Kriegs auf 6,7 % des BIP angewachsen und hat damit fast das Niveau der Sowjetzeit erreicht. An dieser Stelle kommt Belousov ins Spiel. Er ist ein erfahrener Wirtschaftswissenschaftler, der über ein Jahrzehnt lang als Putins vertrauter Wirtschaftsberater fungiert hat. Belousov ist ein keynesianischer Statist und ein seltener Befürworter staatlicher Kontrolle in der „postsowjetischen“ Wirtschaft mit einer sauberen Bilanz im öffentlichen Leben, der nun für die Feinabstimmung des militärisch-industriellen Komplexes Russlands eingesetzt wird.


Der Wechsel an der Spitze des Verteidigungssektors ist besonders interessant, weil er zu einem günstigen Zeitpunkt erfolgt. Die russischen Truppen haben in den letzten Monaten schrittweise Fortschritte in der Ostukraine gemacht und am vergangenen Wochenende eine neue Offensive in der nordöstlichen Region Charkow gestartet.


Nach westlicher Lesart steht Moskau kurz davor, eine große Militäroffensive in der Ukraine anzuordnen, um die ukrainische Armee zu zerschlagen. Putin spürt jedoch eindeutig die Notwendigkeit der Anpassung und Entwicklung, während die russischen Streitkräfte versuchen, so viele Gebietsgewinne wie möglich zu erzielen, bevor das neue 61 Milliarden Dollar schwere US-Hilfspaket anläuft.


Der Pressesprecher des Kremls, Dmitri Peskow, erklärte, dass die Ernennung eines zivilen Verteidigungsministers auf die Notwendigkeit von „Innovation“ zurückzuführen sei. Tass zitierte Peskow mit den Worten: „Auf dem Schlachtfeld gewinnt heute derjenige, der offener für Innovationen ist ... Deshalb hat der Präsident in dieser Phase die Entscheidung getroffen, einen Zivilisten an die Spitze des Verteidigungsministeriums zu stellen.“


Peskows Bemerkung ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Putin sich auf einen langen Zeitraum vorbereitet. Sechs Jahre sind eine lange Zeit, und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Stellvertreterkrieg mit den USA weit über die Ukraine oder Europa hinaus eskalieren wird.


Die komplexe Situation, in der sich die russische Präsenz auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Niamey, Niger, heute befindet, spiegelt also die geopolitischen Probleme wider, die sich in Afrika entwickeln. Allein in der vergangenen Woche hatte Russland intensive Kontakte auf hoher Ebene mit westafrikanischen Ländern an der Atlantikküste.


Es scheint, dass die eigentliche militärische Strategieplanung von General Waleri Gerassimow, dem Chef des Generalstabs, unter strenger Aufsicht von Putin selbst durchgeführt werden soll. Eine ehemalige Beraterin der russischen Zentralbank, Alexandra Prokopenko, schrieb auf X: „Putins Priorität ist der Krieg; ein Zermürbungskrieg wird durch die Wirtschaft gewonnen.“ Im Klartext: Putin will den Krieg gewinnen, indem er die Ukraine in einem langwierigen Wettrüsten im industriellen Maßstab zermürbt.


Der Besuch des US-Außenministers Antony Blinken am Dienstag in Kiew ist ein symbolträchtiger Vertrauensbeweis für Präsident Wladimir Zelenski, dessen Amtszeit am 20. Mai endet, was natürlich die Legitimität seines Regimes in Frage stellt. Blinkens Besuch ist eine direkte Reaktion auf die neue Offensive der russischen Streitkräfte in der sensiblen Region Charkow, die am vergangenen Freitag begann und bei der die ukrainischen Verteidigungslinien Risse bekommen haben.


Bloomberg berichtete gestern, dass die US-Regierung daran arbeitet, der Ukraine eine zusätzliche Patriot-Luftabwehrbatterie sowie Radare zu liefern, um das Land bei der Abwehr russischer Luftangriffe zu unterstützen. Blinken erklärte, das geplante Hilfspaket im Wert von 61 Milliarden Dollar werde auf dem Schlachtfeld „einen echten Unterschied machen“. Er betonte, dass „die Ukraine auf ihre Partner zählen kann, wenn es um nachhaltige, langfristige Unterstützung geht“.

Mit seinem Überraschungsbesuch in Kiew will Blinken Moskau verdeutlichen, dass jede Annahme, die USA würden die Ukraine früher oder später im Stich lassen, insbesondere wenn Donald Trump bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen ins Weiße Haus einzieht, einen schweren Fehler darstellt.


Das aggressive Narrativ, das in Washington propagiert wird, lautet so: „Unabhängig von den Ergebnissen im November wird ein Versäumnis des Kongresses, auf dem jüngsten Hilfspaket in Worten und Taten aufzubauen, die Führungsrolle und Glaubwürdigkeit der USA in der Welt untergraben und unsere Feinde ermutigen", so Liana Fix, Expertin für russische und europäische Außen- und Sicherheitspolitik beim Council on Foreign Relations in New York.


In diesem Szenario wird Russland versuchen, die Beziehungen zu China, Iran usw. zu festigen. Russland sieht, dass das Zusammenspiel der Kräfte zu seinen Gunsten wirkt. Die russische Weltsicht steht im Einklang mit der des globalen Südens. Der indische Außenminister S. Jaishankar sagte gestern auf einem öffentlichen Forum in Neu-Delhi: „Kein Land ist heute dominant genug... Wir befinden uns in einer Übergangszeit, in der der alten Ordnung das Gas ausgeht, aber die neue Ordnung noch nicht da ist.“ Jaishankar wies auch darauf hin, dass Russland über natürliche Ressourcen wie Öl, Kohle und Metalle verschiedener Art verfügt, die Indien beziehen kann.


Russlands außenpolitischer Kurs hat nicht nur den zweijährigen Konflikt in der Ukraine überstanden, sondern die ihm zugrunde liegende Denkweise hat sich tatsächlich bestätigt. Dies zeigt sich am besten in dem uneingeschränkten Vertrauen, das Putin in Außenminister Sergej Lawrow setzt, der bereits seit 20 Jahren an der Spitze der Geschicke steht und damit nach Andrej Gromyko der dienstälteste Spitzendiplomat auf dem Smolenskaja-Platz ist.


Quelle: https://www.indianpunchline.com/putin-resets-compass-for-voyage-ahead/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus


Info: https://seniora.org/wunsch-nach-frieden/demokratie/bhadrakumar-putin-stellt-den-kompass-fuer-die-kommende-reise-neu-ein


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Weiteres:




Wladimir Putin wurde als Präsident Russlands vereidigt


en.kremlin.ru, vom 7. Mai 2024, 12:45

Wladimir Putin Eröffnet als Präsident Russlands in einer Zeremonie, die im Kreml stattfand.


Der Kreml, Moskau (Bild)


Wladimir Putin schtuß vor dem russischen Volk. Foto: Alexander Kazakov, RIA Novosti

Die Zeremonie wurde eröffnet, als die Nationalflagge, der Standard des Präsidenten, die russische Verfassung und das Abzeichen des Präsidenten in die St. Andrew's Hall des Großen Kremls gebracht.

Gemäß Artikel 82 des Russen Verfassung, Wladimir Putin hat dem Volk Russlands in Anwesenheit von Mitgliedern des Föderationsrates, Mitgliedern der Staatsduma und Richtern des russischen Verfassungsgerichts den Eid gedeutet. Verfassungsgerichtspräsident Valery Zorkin offiziell Wladimir Putin zum neuen Präsidenten der Russischen Föderation erklärt.

Danach Wladimir Putin, der Präsident Russlands und Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte, überprüft das Präsidialregiment auf dem Domplatz zu seiner Einweihung. Der Präsident gratulierte dem Präsidialregiment zu seinem 88-jährigen Jubiläum.

Patriarch Moskau und ganz Russland hielt einen Dankgottesdienst ab in der Verkündigungskathedrale im Kreml.


* * *


Rede bei der Eröffnungsfeier als Präsident Russlands


Präsident Russland Wladimir Putin: Bürger Russlands, Damen und meine Herren, Freunde

In diesen feierlichen und entscheidenden Momenten der Annahme das Amt des Präsidenten, ich möchte den Bürgern Russlands in allen Regionen unseres Landes sowie in diesen Regionen meinen herzlichen Dank aussprechen. Leben in den historischen Gebieten Russlands, die ihr Recht auf Stand gewonnen haben vereint mit unserem Mutterland.

Ich ehrt demütig unsere Helden, die Teilnehmer der speziellen Militäroperation und alle, die für unsere Vaterland.

Ich möchte Ihnen nochmals für das Vertrauen danken Sie haben in mich und für Ihre unerschütterliche Unterstützung platziert. Diese Worte sind gerichtet jedem Bürger Russlands.

Ich habe gerade den Amtseid des Präsidenten abgenommen. Die Worte, die ich sprach, vermitteln das Wesen der höchsten Mission des Staatsoberhaupts: Russland zu schützen und der Nation zu dienen.

Ich verstehe, dass dies eine große Ehre ist, eine große Verantwortung und eine heilige Pflicht. Das war schon immer der Leitfaden Prinzipien meiner Arbeit in der Vergangenheit. Ich versichere Ihnen, dass die Interessen und Sicherheit des russischen Volkes wird weiterhin meine größte Sorge sein.

Der feste Wille von Millionen von Menschen ist eine enorme Kraft sowie Beweise für unsere gemeinsame feste Überzeugung, dass wir wird das Schicksal Russlands selbst und nur uns selbst bestimmen, um deren Gegenwart und künftige Generationen.

Sie, die Bürger Russlands, haben bestätigt dass das Land auf dem richtigen Weg ist. Das ist gerade jetzt von großer Bedeutung, wir vor ernsten Herausforderungen stehen. Ich sehe dies als Ihr tiefes Bewusstsein für unser Gemeine historische Ziele und unerschütterliche Entschlossenheit, unsere Entscheidungen, unsere Werte, unsere Freiheit und die nationalen Interessen Russlands.

Ich bin zuversichtlich, dass wir das durchgehen werden schwierige, schwierige Dreh- und Angelpunkt mit Würde und noch stärker. Wir werden zweifellos alles, was wir langfristig geplant haben, alle weitreichenden Projekte unsere Entwicklungsziele zu erreichen.

Unsere oberste Priorität ist die Bewahrung der Menschen. Ich bin zuversichtlich, dass die Unterstützung jahrhundertealter Familienwerte und Traditionen weiterhin öffentliche und religiöse Vereinigungen vereinen wird, politisch Parteien und alle Regierungsebenen.

Unsere Entscheidungen in Bezug auf die Entwicklung des Landes und seiner Regionen müssen effektiv und fair sein und den Wohlstand der russischen Familien fördern und ihre Lebensqualität verbessern.

Wir waren und werden weiterhin offen sein, um gute Beziehungen zu allen Ländern zu stärken, die Russland als zuverlässig ansehen und ehrlicher Partner. In der Tat stellen diese die globale Mehrheit dar.

Wir lehnen den Dialog mit Western nicht ab Staaten. Die Wahl ist ihre: ob sie weiterhin versuchen, zu enthalten Russlands Entwicklung, Fortsetzung der Politik der Aggression, die Unerbittlichen Druck, den sie seit Jahren auf unser Land ausüben oder einen Weg zu Zusammenarbeit und Frieden suchen.

Um es noch einmal zu wiederholen, sind wir offen für Gespräche, auch über Sicherheit und strategische Stabilität, aber nicht zu Verhandlungen aus einer Position der Stärke. Wir sind offen für ein Gespräch ohne Arroganz, Einfallsreichtum oder Exzeptionalismus – ein Dialog auf Augenhöhe und Respekt für die Interessen des anderen.

Gemeinsam mit unseren Partnern in Eurasian Integration und andere souveräne Entwicklungszentren werden wir weiterhin eine multipolare Welt und ein gleichwertiges und unteilbares Sicherheitssystem aufbauen.

In diesem Wir müssen uns bemühen, autark und wettbewerbsfähig zu sein und Russland neue Horizonte zu eröffnen, wie wir es viele Male getan haben. unsere Geschichte.

Aber wir müssen Denken Sie auch an seine Lektionen und vergessen Sie nie den enormen Preis, den wir für interne Unruhen und Probleme bezahlt haben. Daher unser Staat und unser gesellschaftspolitisches System muss stark und resistent gegen Bedrohungen und Herausforderungen sein, um die fortschreitende und stabile Entwicklung sowie die Einheit und Unabhängigkeit unseres Landes zu gewährleisten.

Aber Stabilität ist nicht gleich Inflexibilität. Unser Staat und unsere Sozialsysteme flexibel, schaffen Voraussetzungen für Erneuerung und Fortschritt.

Wir sehen dass sich die Atmosphäre in der Gesellschaft verändert hat und wie sehr wir jetzt schätzen Zuverlässigkeit, Verantwortung, Instand, Integrität, Großzügigkeit und Mut. Ich werde alles in meiner Macht treiben, um sicherzustellen, dass diejenigen, die diese gezeigt haben bewundernswerte menschliche und berufliche Züge, die ihre Loyalität zum Vaterland durch ihre Tat bewiesen haben, erreichen führende Positionen im Staat Regierungsführung, Wirtschaft und alle anderen Bereiche.

Wir müssen verlässliche Kontinuität in der Entwicklung unseres Landes auf Jahrzehnte hinaus und bringen neue Generationen auf, die Russlands Kraft stärken und unsere Entwicklung entwickeln Staat auf der Grundlage interethnischer Übereinstimmung, die Bewahrung der Traditionen aller Ethnische Gruppen, die in Russland leben, einer zivilisatorischen Nation, die vom Russen vereint wird Sprache und unsere multiethnische Kultur.

Freunde

ich werde alles, was es braucht, alles, was ich kann, um dein Vertrauen in mich zu rechtfertigen, mit die Befugnisse, die mir als Staatsoberhaupt durch die Verfassung gewährt werden. Ebenso Zeit möchte ich betonen, dass der Erfolg dieses Vorhabens oben abhängt alle über unsere Einheit, Integrität und unseren Wunsch, unserem Vaterland zu dienen, zu schützen, und arbeiten nach besten Kräften.

Heute müssen wir beantworten Sie unsere tausendjährige Geschichte und unsere Vorgänger. Sie erreichten scheinbar unüberwindbare Höhen, weil sie das Land immer an die erste Stelle setzen. Sie wussten, dass wirklich herausfordernde Ziele nur zusammen mit dem Land und seinem Volk erreicht werden können, und sie schufen eine große Macht, unser Vaterland, und verließen ein Vermächtnis glorreicher Errungenschaften, aus denen wir uns weiterhin inspirieren lassen heute.

Wir schauen mit Zuversicht und Planung unserer Zukunft voran, indem wir skizzieren und bereits tragen neue Projekte und Programme, die noch mehr injizieren sollen Schwung in unserer Entwicklungsanstrengung und noch stärker.

Wir steht als geeinte und große Nation. Gemeinsam werden wir alle Hindernisse überwinden und dafür sorgen, dass alles, was wir begreifen, Realität wird. Gemeinsam gewinnen wir!


Info:http://en.kremlin.ru/events/president/news/73981


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18.05.2024

Neues vom Wirtschaftskrieg (238): “Europa leidet an Nebenwirkungen”

lostineu.eu, vom 17. Mai 2024

Die EU-Kommission begrüßt Eingriff in die Medienfreiheit. Die Sanktionen erweisen sich als Bumerang für Europa. Und Putin klagt über eine Verzerrung des Wettbewerbs. Deutschland und damit ganz Europa leide schon jetzt an den Nebenwirkungen.

  • “Sanktionen verzerren den Wettbewerb”. Russlands Präsident Wladimir Putin hat die westlichen Sanktionen als Teil einer die gesamte Weltwirtschaft schädigenden Wettbewerbsverzerrung kritisiert. “Das sind nicht marktgerechte, absolut dumme und perspektivlose Entscheidungen”, sagte Putin vor Vertretern russischer Staatsmedien zum Ende seines Besuches in China in der Stadt Harbin. Die USA würden mit diesen Sanktionen den Dollar schwächen und den “Ast absägen, auf dem sie sitzen”, meinte der Kremlchef. Deutschland und damit ganz Europa leide schon jetzt an den Nebenwirkungen der selbst verhängten Restriktionen. (dpa) Zuvor hatte Putin angeboten, mehr Energie nach China zu liefern. Beide Länder rücken immer enger zusammen – noch eine unerwünschte Nebenwirkung der Sanktionen…
  • “Geopolitische Waffe gegen Europa”. Statt Russland zu schaden, verschaffen die Sanktionen China und Indien einen Wettbewerbsvorteil. Auch die USA profitieren aufgrund gesteigerter Öl- und Gasverkäufe nach Europa davon. Während die russische, chinesische und die amerikanische Wirtschaft wachsen, wirken die Handelsbeschränkungen wie eine gegen Europa gerichtete geopolitische Waffe. Anhand der Auswertung offizieller Wirtschaftsdaten werden die Zusammenhänge und Dimensionen deutlich. (Nachdenkseiten) – Demgegenüber behauptet die EU-Kommission, Europa profitiere von dem Verzicht auf russisches Gas. Allerdings legte sie keine Belege vor, es gibt bis heute keine öffentlich zugängliche Folgenabschätzung...
  • EU-Kommission begrüßt Eingriff in Medienfreiheit. The Commission welcomes the Council decision to suspend the broadcasting activities of four more media outlets (Voice of Europe, RIA Novosti, Izvestia and Rossiyskaya Gazeta) in the EU or directed at the EU, in view of their role supporting and justifying Russia’s war of aggression against Ukraine. (EU Commission) – Die Kommission behauptet zwar, sie wolle die journalistische Freiheit nicht einschränken. Doch genau das wird passieren. Moskau hat bereits Vergeltungs-Maßnahmen gegen europäische Journalisten angekündigt…Siehe auch “Voice of Europe; Brüssel sperrt russische Medien”


Mehr zum Wirtschaftskrieg hier

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Neueste

Karl

1 Stunde zuvor

Als Ziel der NATO galt bisher: „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“ (Lord Ismay, erster Nato-Generalsekretär)

Wegen ihrer Furcht vor einer Zusammenarbeit Deutschlands mit Russland haben die USA nun Russland in die Arme Chinas getrieben. Sie haben mit ihrer Sanktions- und Energiepolitik die Wirtschaft Deutschlands und Europas schwer gestört (wie von ihnen erwünscht) – und sich trotzdem ins eigene Knie geschossen.

Da die Europäer das alles hinnehmen wie Schafe oder „Masthühner“ (Michael von der Schulenburg), gehen sie immer weiter auf diesem Weg: „Der Lange Weg zum Krieg“ – sehr lesens- und bedenkenswert das neue Buch von Günter Verheugen und Petra Erler. Da steht alles drin, brandaktuell, gut gegliedert und verständlich von außenpolitischen Profis geschrieben: vom einstigen EU-Erweiterungskommissar und SPD-Generalsekretär (als in der SPD noch Sozialdemokratie und Friedenspolitik drin war!) und der noch klügeren Büroleiterin, dann Lebenspartnerin Petra Erler, ein „Kind des Ostens“; bis heute betreibt sie ihren vielgelesenen außenpolitischen Substack-Blog. Erschien vor wenigen Tagen: Das Buch lese ich gerade zum zweiten Mal.


Info: https://lostineu.eu/neues-vom-wirtschaftskrieg-238-europa-leidet-an-nebenwirkungen


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18.05.2024

Nachrichten von Pressenza: Die USA verlieren in der Ukraine und Schuld daran ist China, sagt Blinken

aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 18. Mai 2025, 7:30 Uhr


Nachrichten von Pressenza - 18.05.2024


Die USA verlieren in der Ukraine und Schuld daran ist China, sagt Blinken


Die Biden-Administration sattelt Sinophobie auf grassierende Russophobie auf. Von John V. Walsh Am Ende seiner jüngsten Reise nach China, am 26. April, noch in Peking weilend, gab Außenminister Anthony Blinken eine äußerst kriegerische Erklärung gegenüber der Presse ab. Blinkens Worte&hellip;

https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/05/die-usa-verlieren-in-der-ukraine-und-schuld-daran-ist-china-sagt-blinken/


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Ein halbes Jahr Aufmarschmanöver


Das Bundeswehr-Großmanöver Quadriga 2024, abgehalten von Norwegen bis Rumänien, geht in seine Endphase. Es ist ein Testlauf für die in den vergangenen Jahren vollzogene Neuausrichtung auf einen Großmachtkrieg. Mai 2024 BERLIN (Eigener Bericht) – Nach mehreren Monaten intensiver Kriegsübungen geht&hellip;

https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/05/ein-halbes-jahr-aufmarschmanoever/


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Trio Socialista &#8211; Carolin Würfel: Drei Frauen träumten vom Sozialismus


Das Leben und Wirken drei der berühmtesten DDR-Schriftstellerinnen war eng miteinander verstrickt und beschreibt Hinwendung zum und Abkehr vom sozialistischen Staat Carolin Würfel hat sich eine grosse Aufgabe gestellt: drei der bekanntesten Schriftstellerinnen der DDR – der Klappentext des Verlags&hellip;

https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/05/trio-socialista-carolin-wuerfel-drei-frauen-traeumten-vom-sozialismus/


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Woker Lifestyle-Militarismus oder: Die Grünen an der Macht


Leo Ensel für die Onlinezeitung Infosperber Die heutigen Grünen haben mit der Partei, die 1983 in den Bundestag einzog, noch nicht mal mehr den Namen gemeinsam. Ein Nachruf. Dreissig Jahre lang hatte er die Grünen gewählt, doch seit zehn Jahren&hellip;

https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/05/woker-lifestyle-militarismus-oder-die-gruenen-an-der-macht/


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Das Schweizer PR-Event für die Ukraine


Scholz will Globalen Süden zur Beteiligung an der Schweizer Ukraine-Konferenz drängen. Die zielt nicht auf Waffenstillstandsgespräche, sondern soll möglichst viele Länder auf Seiten Kiews positionieren. Bundeskanzler Olaf Scholz drängt die führenden Länder des Globalen Südens zu einer Teilnahme an der&hellip;

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Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

17.05.2024

Rote Hilfe e.V. Presseverteiler

On Fri, May 17, 2024, Rote Hilfe e.V. Presseverteiler via Presseverteiler wrote:

Repression gegen palästinasolidarische Bewegung geht weiter: Palästina Solidarität Duisburg verboten  

 

Am frühen Morgen des 16. Mai 2024 gab das nordrhein-westfälische Innenministerium unter Herbert Reul das Verbot der Gruppe Palästina Solidarität Duisburg bekannt. Zeitgleich begann eine mehrstündige Razzia, bei der ein massives Polizeiaufgebot vier Wohnungen durchsuchte und kistenweise Materialien beschlagnahmte. Dabei wurde gegenüber den Betroffenen auch der Vorwurf der Volksverhetzung erhoben. Die Homepage und Social-Media-Kanäle sowie das Logo der Gruppe sind ebenfalls von der Verbotsverfügung betroffen.

 

In der Begründung warf das Innenministerium unter Herbert Reul der Initiative pauschal vor, sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung zu richten und antisemitische Narrative zu verwenden, führte aber keine konkreten Belege an. Medienberichte verwiesen sofort auf einen umstrittenen Prozess vom 10. April, in dem das Duisburger Amtsgericht den Sprecher der Palästina Solidarität wegen des Vorwurfs der Billigung von Straftaten zu einer Geldstrafe verurteilt hatte – ein erstinstanzliches Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist.

 

Dieses neue Verbot reiht sich ein in eine lange Folge von Kriminalisierungsmaßnahmen gegen palästinasolidarische Strukturen, bei denen die Behörden das ganze Repressionsarsenal einsetzen und neue Verfolgungsformen testen. Während Demonstrations- und Parolenverbote schon fast zum staatlichen Standardrepertoire gegen unliebsame Bewegungen zählen, geraten zunehmend auch andere Grundrechte ins Visier. Neben Auftritts- und Einreiseverboten oder dem Abbruch von Veranstaltungen wie des Palästina-Kongresses am 12. April macht sich der Staat inzwischen daran, unliebsames politisches Engagement durch wirtschaftliche Einschnitte zu unterbinden. Dazu gehört nicht nur die Streichung von Fördergeldern, sondern auch die Vorbereitung von Berufs-, Arbeits- und Ausbildungsverboten. Die beiden prominentesten Beispiele sind dabei das Vorhaben der Berliner Hochschulen, Exmatrikulationen aus politischen Gründen wiedereinzuführen, und die Schließung der Mädchen*einrichtungen Alia und Phantalisa. Die Kündigung der beiden Berliner Mädchen*treffs wurde damit begründet, dass sich Mitarbeiterinnen in ihrer Freizeit an palästinasolidarischen Demonstrationen beteiligt oder auf ihren Privataccounts Berichte darüber geteilt hatten.

 

„Der staatliche Repressionsapparat benutzt die palästinasolidarische Bewegung aktuell als Experimentierfeld für alte und neue Maßnahmen. Zusehends werden Grundrechte unterhöhlt oder systematisch ausgehebelt, demokratische Minimalstandards werden abgebaut“, erklärte Anja Sommerfeld vom Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. „Wir fordern ein sofortiges Ende der anhaltenden Grundrechtseinschränkungen und Repressionsmaßnahmen!“

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Rote Hilfe Presse-Team

 

---    S c h a f f t  R o t e  H i l f e   !!!    ---

 

Rote Hilfe e.V.

Bundesgeschäftsstelle

Postfach 3255

37022 Göttingen

Tel: (05 51) 7 70 80 08 Di.+Do. 15-20 Uhr

Fax: (05 51) 7 70 80 09

 

Mail: bundesvorstand@rote-hilfe.de

Web: https://www.rote-hilfe.de

 

Rote Hilfe e.V.


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17.05.2024

[VB-Vernetzung] Beiträge zum Ukraine-Krieg und zur Krisenregion Westasien

aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 15. Mai 2024,  20:29 Uhr


Liebe Friedensinteressierte,


nachfolgend einige Beiträge zum Ukraine-Krieg

und zur Krisenregion Westasien:


1. F.A.Z. Ukraine Liveticker


2. n tv: Svenja Schulze plant finanzielle Anreize für Rückkehr von Ukrainern

3. Der Spiegel: Gedämpfte Erwartungen


   Tschechischer Präsident äußert Zweifel an Rückeroberung ukrainischer Gebiete


4. taz: Olaf Scholz in Litauen: Panzer statt Weltbühne


6. IPG:  Hans Kundnani: Frieden mit wem?


7. Der Spiegel: Eskalation in Nahost  - Israels Militär übt für möglichen Krieg mit dem Libanon


8. DLF: Nakba-Tag - Palästinenser erinnern an Flucht und Vertreibung im ersten Nahost-Krieg


9. BBC: Israel Gaza: Hamas sagt, dass sie den Waffenstillstandsvorschlag akzeptiert


10. Al Monitor: CIA-Direktor: Israel und Hamas verlassen Ägypten-Gespräche ohne Einigung


11. Friedenskooperative: 37 Organisationen und Netzwerke fordern:


Völkerrechtswidrige Rüstungsexporte an Israel stoppen


12. MSN: Kristin Helberg: Israel: Die deutsche Staatsräson ist zuerst dem Grundgesetz verpflichtet


13. Connection: Aktionswochen zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, 15. Mai


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1. F.A.Z. Ukraine Liveticker


https://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine-liveticker-eu-einigt-sich-auf-sanktionen-gegen-pro-russisches-portal-voice-of-europe-faz-19030454.html



15.5.2024 12:20 Uhr


Paul Gross


Der ukrainische Präsident Selenskyj hat angesichts der russischen

Offensive im Gebiet Charkiw alle Auslandsreisen für die kommenden Tage

abgesagt. Das teilte sein Sprecher Sergii Nykyforov auf Facebook mit.

Geplant war eine Reise nach Spanien und Portugal.


Wie unser Korrespondent Hans-Christian Rößler aus Spanien berichtet,

teilte das Königshaus Madrid wenige Stunden nach der Ankündigung

seines ersten offiziellen Besuchs in Spanien die Absage mit. Nach

Informationen des Senders CNN Portugal ist der Grund die angespannte

innenpolitische Lage und die russische Offensive in Charkiw. (…)


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2. n tv: Svenja Schulze plant finanzielle Anreize für Rückkehr von Ukrainern


https://www.n-tv.de/politik/17-54-Putin-Muessen-Ruestungsproduktion-verdoppeln-und-verdreifachen--article23143824.html


11:15 Svenja Schulze plant finanzielle Anreize für Rückkehr von Ukrainern


Angesichts eines Arbeitskräftemangels in der Ukraine infolge des

Krieges stellt die Bundesregierung Überlegungen an, wie aus der

Ukraine geflüchtete Menschen bei einer Rückkehr in ihre Heimat

unterstützt werden können.


"Es gibt Überlegungen, wie wir die Menschen bei ihrem Neuanfang in der

Ukraine unterstützen könnten", sagt Entwicklungsministerin Svenja

Schulze dem "Tagesspiegel" auf die Frage, ob finanzielle Anreize für

Geflüchtete geplant seien. "Denkbar sind auch Modelle der sogenannten

zirkulären Migration, also einer zeitweisen Rückkehr", sagt Schulze weiter.


Mit diesem Thema werde sich die Fachkräfte-Allianz, die bei der für

Juni in Berlin geplanten Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine aus der

Taufe gehoben werden soll, noch genauer befassen, so Schulze. Sie

betont gleichzeitig: "Wir werden niemanden zwingen, in die Ukraine

zurückzukehren, wenn er oder sie das noch nicht möchte." Deutschland

biete Schutz. "Dieses Versprechen steht.“


Schulze hatte Ende April angekündigt, mit einer internationalen

Fachkräfteinitiative den Wiederaufbau der Ukraine unterstützen zu

wollen. Besonders gebraucht würden Menschen im Gesundheitsbereich

sowie beim Wiederaufbau und im Hausbau.


(…)



04:33 Putin unterstützt Chinas "Friedensplan" für Ukraine


Vor seinem Besuch in Peking in dieser Woche äußert sich der russische

Präsident Wladimir Putin zu Chinas 12-Punkte-Plan zur Beilegung des

Konflikts in der Ukraine.


"Wir bewerten Chinas Ansatz zur Lösung der Ukraine-Krise positiv",

sagt Putin laut einer auf der Kreml-Website in russischer Sprache

veröffentlichten Transkription eines Gesprächs mit der chinesischen

Nachrichtenagentur Xinhua.


"In Peking versteht man wirklich die Ursachen der Krise und ihre

globale geopolitische Bedeutung." China hatte vor mehr als einem Jahr

ein 12-Punkte-Papier vorgelegt, in dem allgemeine Prinzipien zur

Beendigung des Krieges dargelegt wurden, ohne jedoch auf Details

einzugehen.


Es wurde damals sowohl in Russland als auch in der Ukraine nur lauwarm

aufgenommen, während die USA erklärten, China präsentiere sich als

Friedensstifter, spiegele aber das "falsche Narrativ" Russlands wider

und verurteile dessen Invasion nicht.


——


3. Der Spiegel: Gedämpfte Erwartungen


   Tschechischer Präsident äußert Zweifel an Rückeroberung ukrainischer Gebiete



https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-tschechischer-praesident-petr-pavel-aeussert-zweifel-an-rueckeroberung-ukrainischer-gebiete-a-d51ac97c-fc52-48bd-8fdb-9d518e9dca0b


Gedämpfte Erwartungen


Tschechischer Präsident äußert Zweifel an Rückeroberung ukrainischer Gebiete


Petr Pavel gilt als starker Unterstützer Kiews. Zu den

Verteidigungsmöglichkeiten des Landes und einem baldigen Nato-Beitritt

der Ukraine hat er sich nun zurückhaltend geäußert.


15.05.2024, 16.15 Uhr


Jüngst sprach sich der tschechische Präsident für baldige

EU-Beitrittsgespräche mit der Ukraine aus und rief eine Initiative zur

Munitionsbeschaffung für das kriegsgebeutelte Land aus. Nun hat Petr

Pavel jedoch vor unrealistischen Erwartungen im ukrainischen

Abwehrkrieg gegen Russland gewarnt.


»Es wäre naiv zu glauben, dass die Ukraine in absehbarer Zeit

vollständig die Kontrolle über ihr Territorium zurückgewinnen kann«,

sagte der frühere tschechische Generalstabschef dem Sender Sky News.

Russland werde die besetzten Gebiete nicht aufgeben.


»Was wir tun müssen, ist, den Krieg zu stoppen«, forderte der

62-Jährige. Anschließend könne man über eine künftige Vereinbarung

verhandeln. Einen Kompromiss könne es indes nur mit Zustimmung der

Ukraine und Russlands sowie mit der Hilfe von Garantiestaaten geben.


Hoffnungen auf einen baldigen Nato-Beitritt der Ukraine dämpfte Pavel.

»Ich denke, das kommt nicht infrage, solange der Krieg in der Ukraine

andauert«, betonte der Präsident. Zunächst müsse der Frieden in der

Region wiederhergestellt werden.


Auch die Überlegungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron

zur Entsendung westlicher Truppen in die Ukraine wies Pavel zurück.

Das würde seiner Ansicht nach unmittelbar eine direkte Konfrontation

zwischen der Nato und Russland verursachen. »Niemand will einen

solchen Konflikt in Europa«, sagte Pavel. (…)


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4. taz: Olaf Scholz in Litauen: Panzer statt Weltbühne



https://taz.de/Olaf-Scholz-in-Litauen/!6008577/


6.5.2024   15:22


Stefan Reinecke

Olaf Scholz in Litauen: Panzer statt Weltbühne


Bundeskanzler Olaf Scholz ist auf Truppenbesuch in Litauen. Er will

zeigen, dass er die neue deutsche Rolle für den Schutz des Baltikums

ernst nimmt.


VILNIUS/PABRADE taz | Im Hintergrund vor einem Wald stehen drei

Radpanzer: ein litauischer, ein deutscher, ein französischer. Je vier

Soldaten sind davor postiert, mit geschwärzten Gesichtern und

Maschinengewehren im Anschlag.


Für die zivile Bundesrepublik ist das ein recht martialischer

Hintergrund für einen Kanzlerauftritt. Olaf Scholz, in Jeans und

Regenmantel, steht vor den Panzern auf dem Truppenübungsplatz Pabrade

in Litauen. Er besucht das Nato-Manöver Quadriga. Und redet mit

Litauern über die Bundeswehr-Brigade, die hier stationiert werden

soll. Es geht vor allem um Geld. (…)


Ein Grund, vielleicht der wesentlichste Grund dieser Reise ist es

auszuhandeln, wie viel Litauen beisteuern wird. Und ob das Land

Schulen, Kitas, Häuser zahlt. Deutschland wird die 5000 Soldaten

starke Brigade rund 11 Milliarden Euro kosten. 2027 soll sie

einsatzbereit sein. Dann kostet sie jedes Jahr 800 Million Euro. (…)


Nauseda gilt als moderat und verbindlich, anders als Außenminister

Gabrielius Landsbergis, der gern gegen Deutschland stichelt und einen

drängelnden Ton anschlägt. Nauseda pfiff den Außenminister bereits

zurück, als der von einem wahrscheinlichen russischen Angriff redete.

(…)


Die Bundeswehr ist schon seit 2017 die führende Nato-Armee in Litauen.

Die dauerhafte Stationierung der Brigade ist ein Zeichen: Deutschland

wird faktisch eine Art Schutzmacht für das Baltikum. In der

Bundesrepublik hat diese neue Rolle bislang kaum öffentliche Wellen

geschlagen. Das kann sich allerdings mit dem Zoff um Geld und den

Haushalt ändern.


Scholz: Seht her, was wir alles tun


Nausedas Forderung kontert Scholz kühl. Bei der Brigade gehe es „mit

großem Tempo voran“. Mehr sagt er nicht. Dann wendet sich der Kanzler

der Ukraine zu, die unter „Putins imperialistischen Größenwahn“ leide.

Deutschland liefere für 28 Milliarden Euro Waffen an die Ukraine, mehr

als alle anderen europäischen Länder zusammen.


„Alle müssen noch mehr tun“, so Scholz. Der Verweis auf die

Ukraine-Hilfe soll sagen: Litauen wird auch in der Ukraine verteidigt.

Seht her, was wir alles tun. (…)


Die USA haben dauerhaft Soldaten in Rumänien und Polen stationiert.

Rumänien plant für die US-Armee bei Cluj ein Areal, das doppelt so

groß werden wird wie die US-Basis in Ramstein.


Aber: Dass Scholz sich am Montag morgen mit einem Radpanzer durch den

sandigen litauischen Boden fahren lässt, ist ein politisches Zeichen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte Scholz eingeladen,

zusammen den chinesischen Präsidenten Xi in Paris zu empfangen.


Das wäre ein großer Auftritt auf der weltpolitischen Bühne gewesen.

Der Kanzler wollte den lange vereinbarten Termin in Litauen jedoch

nicht platzen lassen.


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6. IPG:  Hans Kundnani: Frieden mit wem?


https://www.ipg-journal.de/rubriken/europaeische-integration/artikel/frieden-mit-wem-7501/?utm_campaign=de_40_20240514&utm_medium=email&utm_source=newsletter


Europäische Integration


14.05.2024


Hans Kundnani


Hans Kundnani ist Senior Research Fellow bei Chatham House in London.

Zuvor war er Senior Transatlantic Fellow im Europa-Programm des German

Marshall Fund in Berlin. Davor arbeitete der Oxford-Absolvent fünf

Jahre als Forschungsdirektor im European Council on Foreign Relations

(ECFR). Frieden mit wem?


Vom russischen Angriff auf die Ukraine aufgeschreckt, soll die EU in

den Kriegsmodus wechseln. Doch ein Friedensprojekt war der Staatenbund

noch nie.


Im März schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel einen Meinungsbeitrag,

der in diversen europäischen Zeitungen abgedruckt wurde: Die

Europäische Union müsse sich „auf Krieg vorbereiten“. (…)


Es scheint derzeit Konsens darüber zu bestehen, dass die EU „in den

Modus der Kriegswirtschaft übergehen muss“, wie es

Binnenmarktkommissar Thierry Breton ausdrückte. Der Chef des European

Council on Foreign Relations, Mark Leonard, schrieb sogar, die Union

müsse von einem Friedens- zu einem „Kriegsprojekt“ werden.


Natürlich heißt das für Leute wie Breton und Leonard nicht, dass die

EU damit nicht länger behaupten könnte, für Frieden zu stehen, wenn

die Union zu einem solchen Kriegsprojekt würde. Die (etwas

Orwell’sche) Logik ist vielmehr, dass im Namen des Friedens

gegebenenfalls Krieg geführt werden muss.


Das Problem mit dieser Vorstellung eines Wandels vom Friedens- zum

Kriegsprojekt (wobei die EU weiterhin von sich selbst glaubt, für

Frieden zu stehen) ist, dass sie die Geschichte der EU als

vermeintliches Friedensprojekt idealisiert.


In Wirklichkeit haben die Europäer nach dem Zweiten Weltkrieg nie den

Krieg im Allgemeinen abgelehnt, sondern nur Krieg untereinander. In

der „pro-europäischen“ Vorstellungswelt hat sich die spezifische

Ablehnung militärischer Gewalt gegen andere EU-Mitgliedstaaten zu der

Annahme gewandelt, die Europäer seien insgesamt und geradezu

einzigartig friedlich.


Wenn die EU für Frieden steht, dann sollten wir diesen Frieden – in

Anlehnung an Tyler Stovalls Konzept einer „weißen Freiheit“ – als

„weißen Frieden“ betrachten. Das bedeutet: Frieden im Inneren und

untereinander, aber nicht zwingend nach außen, mit dem Rest der Welt.

In diesem Sinne ist die Mobilisierung für einen Krieg gegen Russland

gar nicht so ein Bruch mit der Geschichte der EU, wie die

„Pro-Europäer“ Michel und Leonard behaupten. (…)


Es stimmt, dass sich vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine

nun die Rolle der EU in militärischen Konflikten verändert – zum

Beispiel durch die Schaffung der sogenannten Europäischen

Friedensfazilität (EFF). Sie wurde 2021 gegründet, aber erst nach der

russischen Invasion zum ersten Mal für die Lieferung von Waffen an ein

Drittland genutzt.  (…)


Bis Februar 2022 gab es innerhalb der EU kaum Einigkeit darüber, ob

Russland und/oder die Ukraine zur EU passen. So sagte Frankreichs

Präsident Emmanuel Macron auf dem G7-Gipfel in Biarritz 2019, dass

„Russland voll und ganz in ein Werte-Europa gehört“. Umgekehrt hatten

viele Zweifel, ob die Ukraine Teil der EU werden sollte. In den

vergangenen zwei Jahren hat sich jedoch ein eindeutiger Konsens

herausgebildet: Die Ukraine gehört dazu, Russland nicht. (…)


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7. Der Spiegel: Eskalation in Nahost  - Israels Militär übt für möglichen Krieg mit dem Libanon


https://www.spiegel.de/ausland/israel-militaer-uebt-fuer-moeglichen-krieg-mit-dem-libanon-a-1d36795c-f233-4d6c-a2a7-20ab6f7330c0


Eskalation in Nahost


Israels Militär übt für möglichen Krieg mit dem Libanon



Seit Beginn des Gazakriegs kommt es auch im libanesischen Grenzgebiet

wieder zu heftigen Gefechten. Bei einer Militärübung hat Israels Armee

nun eigenen Angaben zufolge Kampfsituationen im Libanon simuliert.


10.05.2024, 14.34 Uhr



Die israelische Armee hat für die Möglichkeit eines größeren Krieges

mit dem nördlichen Nachbarland Libanon trainiert. Das Militär teilte

mit, im Verlauf der Woche hätten Reservisten einer Brigade

verschiedene Übungen abgehalten, »um die Bereitschaft an der

nördlichen Grenze zu verbessern«.


Ziel seien Einsatzbereitschaft und Vorbereitung »auf verschiedene

Kampfszenarien«. (…)


150.000 Menschen bereits aus der Kampfzone evakuiert


Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen im Oktober vergangenen Jahres

zwischen der islamistischen Hamas und dem israelischen Militär kommt

es an Israels Grenze zum Libanon täglich zu militärischen

Konfrontationen mit der Hisbollahund anderen Gruppierungen.  (…)


In Ortschaften beiderseits der Grenze hat der gegenseitige Beschuss

schwere Zerstörungen angerichtet. Rund 150.000 Menschen wurden

evakuiert oder verließen die Kampfzone.


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8. DLF: Nakba-Tag - Palästinenser erinnern an Flucht und Vertreibung im ersten Nahost-Krieg



https://www.deutschlandfunk.de/palaestinenser-erinnern-an-flucht-und-vertreibung-im-ersten-nahost-krieg-100.html



Nakba-Tag


Palästinenser erinnern an Flucht und Vertreibung im ersten Nahost-Krieg


Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges haben Palästinenser den Nakba-Tag begangen.


15.05.2024


Das arabische Wort Nakba bedeutet Katastrophe. Der Gedenktag erinnert

an die Flucht und Vertreibung von 700.000 Palästinensern im ersten

Nahostkrieg 1948.


Im Westjordanland fand die zentrale Veranstaltung in Ramallah statt.

Mittags heulten dort für 76 Sekunden Sirenen – eine Sekunde für jedes

Jahr seit der Nakba.


Nördlich von Ramallah kam es in der Nähe einer jüdischen Siedlung zu

Zusammenstößen von demonstrierenden Jugendlichen und israelischen Soldaten.


Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden

dabei ein Mann getötet und ein weiterer festgenommen. Von Seiten der

israelischen Armee gab es zunächst keine Informationen über den Vorfall.


Auch in anderen Städten weltweit gingen Palästinenser auf die Straße.

In Hamburg fand eine Kundgebung mit hunderten Teilnehmern statt.


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9. BBC: Israel Gaza: Hamas sagt, dass sie den Waffenstillstandsvorschlag akzeptiert



https://www.bbc.com/news/world-middle-east-68964108

Israel Gaza: Hamas sagt, dass sie den Waffenstillstandsvorschlag akzeptiert


6. Mai 2024


Von David Gritten, BBC News


Die Hamas sagt, sie habe katarische und ägyptische Vermittler darüber

informiert, dass sie ihren Vorschlag für einen neuen Waffenstillstand

in Gaza und Geiselnahmeabkommen mit Israel akzeptiert habe.


"Der Ball ist jetzt in Israels Hof", sagte ein Beamter der

palästinensischen Gruppe.


Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, der von

der Hamas angenommene Vorschlag sei "weit entfernt von Israels

Grundanforderungen", aber die Verhandlungen würden fortgesetzt.


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10. Al Monitor: CIA-Direktor: Israel und Hamas verlassen Ägypten-Gespräche ohne Einigung


https://www.al-monitor.com/originals/2024/05/cia-director-israel-and-hamas-leave-egypt-talks-no-deal-reached



CIA-Direktor: Israel und Hamas verlassen Ägypten-Gespräche ohne Einigung


Nachdem Vertreter der Hamas und der Vereinigten Staaten Kairo

verlassen hatten, reiste auch die israelische Delegation am Donnerstag

ab, da Quellen der Nachrichtenagentur Kan mitteilten, dass

"unüberbrückbare Gräben" zwischen den Parteien entstanden seien.

(…)


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11. Friedenskooperative: 37 Organisationen und Netzwerke fordern:


Völkerrechtswidrige Rüstungsexporte an Israel stoppen



https://www.friedenskooperative.de/aktuelles/37-organisationen-und-netzwerke-fordern-voelkerrechtswidrige



37 Organisationen und Netzwerke fordern:


Völkerrechtswidrige Rüstungsexporte an Israel stoppen


(…)



Im Detail werden der Kanzler und die adressierten Minister:innen daher aufgefordert:


- Stoppen Sie den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern

nach Israel, die in Gaza oder im besetzten Westjordanland eingesetzt

werden könnten und bei denen das Risiko besteht, dass mit diesen

Menschenrechtsverletzungen oder Verletzungen des humanitären

Völkerrechts begangen oder erleichtert werden könnten. Dies schließt

potenzielle Abgaben von Bundeswehrmaterial ein.


- Setzen Sie sich gemäß der Resolution 2728 des UN-Sicherheitsrates für

einen sofortigen Waffenstillstand ein.


- Setzen Sie sich gemäß der Resolution 2728 des UN-Sicherheitsrates für

die Freilassung der Geiseln ein.


- Unternehmen Sie alles in Ihrer Macht stehende, um die Achtung des

humanitären Völkerrechts in Gaza durch alle beteiligten

Konfliktparteien zu gewährleisten.


- Setzen Sie sich dafür ein, dass Israel die völkerrechtswidrige

Blockade des Landwegs für substanzielle humanitäre Hilfe für die

Zivilbevölkerung in Gaza beendet.


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12. MSN: Kristin Helberg: Israel: Die deutsche Staatsräson ist zuerst dem Grundgesetz verpflichtet


https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/israel-die-deutsche-staatsr%C3%A4son-ist-zuerst-dem-grundgesetz-verpflichtet/ar-BB1meAtb?ocid=msedgntp&pc=HCTS&cvid=7cfe68ab205346138bac8afc9895584d&ei=12


Israel: Die deutsche Staatsräson ist zuerst dem Grundgesetz verpflichtet


Geschichte von Kristin Helberg


12.5.2024


Wie in jeder Beziehung geht es in der Diplomatie nicht nur darum, was

gesagt wird, sondern auch wie, wo und wie laut. Die eigene

Glaubwürdigkeit bemisst sich wiederum daran, ob den Worten bei

Nichtbeachtung Taten folgen – die Einberufung von Botschaftern, der

Entzug von Unterstützung, Wirtschaftssanktionen oder der Abbruch von

Beziehungen.


Im Umgang mit Israel ist die Bundesregierung aus nachvollziehbaren

historischen Gründen vorsichtiger als bei anderen Staaten. Aber die

Lehren aus dem Holocaust ernst zu nehmen bedeutet auch, sie gegenüber

einer israelischen Regierung hochzuhalten, die in Teilen faschistisch

argumentiert, offen Völkerrecht bricht und die israelische Demokratie

in eine national-religiöse Autokratie umwandeln möchte.


Die deutsche Staatsräson ist zuerst dem Grundgesetz verpflichtet. Wer

die darin formulierten Prinzipien – entwickelt aus der Erfahrung des

Nationalsozialismus – mit Füßen tritt, kann dabei keine Hilfe

erwarten. Diese Erkenntnis mit Blick auf Israel zu vertreten, ist das

Gebot der Stunde und gelingt bislang nicht.


Dabei ist das möglich, auch ohne sich dem Verdacht des israelbezogenen

Antisemitismus auszusetzen. Unterstützung und Kritik müssten nur

klarer benannt und adressiert werden: Deutschland setzt sich ein für

die Sicherheit von Juden weltweit, für die Menschen in Israel und für

die Existenz Israels als jüdischem und demokratischem Staat. Eine

Regierung in Tel Aviv, die all das gefährdet, kann deshalb kein enger

Partner sein.



Das bedeutet: Volle Solidarität mit den Angehörigen der Geiseln und

den Demonstranten, die Neuwahlen und ein Ende des Krieges fordern;

dazu Unterstützung von Politikern, Wissenschaftlerinnen, Journalisten

und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für ein

gleichberechtigtes Zusammenleben von Israelis und Palästinensern

einsetzen und dafür angegriffen, delegitimiert und unterdrückt werden.


Statt hinter verschlossenen Türen mit Ministerpräsident Benjamin

Netanjahu über den Hunger in Gaza zu streiten, sollten Außenministerin

und Kanzler deutlicher kritisieren und konkrete Schritte ankündigen.

Denn bei genauem Hinhören ist die deutsche Haltung gar nicht so

unausgewogen, sie wird nur schlecht kommuniziert und noch schlechter

umgesetzt.


Die drei deutschen Mantras der letzten Monate lauten:


Selbstverteidigung ja, aber bitte im Rahmen des Völkerrechts;

Feuerpausen für die Freilassung der Geiseln und mehr humanitäre Hilfe

in Gaza; konkrete Schritte für eine Zweistaatenlösung, denn Israelis

werden erst sicher sein, wenn Palästinenser in Würde und

selbstbestimmt leben können.


Da Mahnen zu nichts führt, müssen Taten folgen. Die Kriegsführung in

Gaza entspricht nicht den Regeln des Völkerrechts, sie macht weder die

Bewohner Israels noch jüdische Menschen weltweit sicherer. Deshalb

sollte die Bundesrepublik Israel keine Kriegswaffen mehr liefern, die

in Gaza zum Einsatz kommen könnten.


Für die Rettung der Geiseln und eine bessere Versorgung der Menschen

in Gaza braucht es einen dauerhaften Waffenstillstand und die

Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung mit Hilfe multinationaler

Streitkräfte. Und wer es ernst meint mit einem palästinensischen

Staat, muss mehr tun, als den illegalen Siedlungsbau zu verurteilen

und gewalttätige Siedler zu sanktionieren.


Um palästinensische Bewohner im Westjordanland vor Landraub,

Vertreibung und Entrechtung zu schützen, müssten Maßnahmen gegen die

politischen Verantwortlichen dieses Unrechtssystems verhängt werden.

Klingt nach Moral? Ist aber Interessenpolitik.


Kristin Helberg ist Journalistin und Politikwissenschaftlerin. Sie

berichtete sieben Jahre aus Damaskus, hat mehrere Bücher zu Syrien

geschrieben und lebt heute als Autorin, Nahostexpertin und Moderatorin

in Berlin.


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13. Connection: Aktionswochen zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, 15. Mai



https://de.connection-ev.org/article-4093

Aktionswochen zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, 15. Mai


Termine 7. Mai bis 1. Juni


(06.05.2024)


Rund um den Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, dem 15.

Mai, wird es Veranstaltungen und Aktionen in mehreren Ländern weltweit

geben. Mit den Veranstaltungen fordern wir echten Schutz für alle, die

sich dem Krieg verweigern. Kriegsdienstverweigerung ist ein

Menschenrecht, gerade auch im Krieg. Verfolgte

Kriegsdienstverweiger*innen und Deserteur*innen brauchen Asyl!


#ObjectWarCampaign: Ein Bündnis von mehr als 120 Organisationen

#europaweit setzt sich insbesondere für den Schutz all derjenigen ein,

#die in Russland, Belarus und der Ukraine den Kriegsdienst verweigern.

#Mehr dazu unter www.objectwarcampaign.org.


#RefuseWar: Zugleich starten wir zum Internationalen Tag der

#Kriegsdienstverweigerung die Global Action #RefuseWar. Machen Sie

#mit! Tragen Sie auf einer interaktiven Karte ihre

#Verweigerungserklärung ein. Sie sind herzlich zum Mitmachen

#eingeladen.

Mehr dazu unter www.refusewar.org <http://www.refusewar.org/>.


Liste der Aktionen und Veranstaltungen


(…)


Mit freundlichen Grüßen


Clemens Ronnefeldt

Referent für Friedensfragen beim deutschen

Zweig des internationalen Versöhnungsbundes


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

17.05.2024

Nakba Verbot statt Debatte

jungewelt.de, vom 15.05.2024, Seite 12 / Thema, Von Sabine Kebir

Der Nakba-Tag erinnert an die Vertreibung der Palästinenser. Im vergangenen Jahr sagte der Evangelische Kirchentag eine Ausstellung dazu ab


Eldan David/Pressebüro der Regierung Israels/dpa


Große Vertreibung. Araber fliehen beim Eintreffen israelischer Soldaten mit ihren Habseligkeiten aus Galiläa in den Libanon (14.5.1948)


  • Wolfgang Benz (Hg.): Erinnerungsverbot? Die Ausstellung »Al Nakba« im Visier der Gegenaufklärung, Berlin: Metropol Verlag 2023



Jeden 15. Mai wird weltweit an die »­Nakba« (Katastrophe), die Vertreibung von 750.000 Palästinensern zwischen dem Herbst 1947 und dem Frühling 1949 erinnert. 2023 wurde zum ersten Mal auch bei den Vereinten Nationen der ­Nakba-Tag begangen. Einen Monat später durfte eine die Nakba dokumentierende Ausstellung auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) in Nürnberg nicht gezeigt werden. In den Jahren zuvor war die Ausstellung seit 2010 stets bei den Kirchentagen präsentiert worden. Es erscheint als Ironie, dass die aus Quellen israelischer Historiker vom Verein »Flüchtlingskinder im Libanon e. V.« 2008 erstellte Nakba-Ausstellung unter anderem durch den Evangelischen Entwicklungsdienst finanziell gefördert worden war. Anregungen zu Korrekturen waren zuvor stets angenommen und gegebenenfalls eingearbeitet worden. Das Verbot fügte sich in eine schon jahrelang nachlassende Informationspolitik deutscher Leitmedien über die israelische Besatzungspolitik und die ihr vorausgehende komplexe Geschichte ein. Die Folge solch einseitiger Informationspolitik ist, dass der ein Vierteljahr später stattfindende Terrorangriff der Hamas die Öffentlichkeit komplett überraschte.


Ein im vergangenen Jahr im Berliner Metropol-Verlag von Wolfgang Benz herausgegebener Band »Erinnerungsverbot? Die Ausstellung ›Al Nakba‹ im Visier der Gegenaufklärung«, der die gesamte Ausstellung vorstellt, versammelt Texte von Wissenschaftlern und Publizisten, die gegen das Verbot protestierten. Reinhard Hauff, Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, dokumentiert den Briefwechsel zwischen den Machern der Ausstellung, ihren Befürwortern und den Verantwortlichen des DEKT. Letztere blieben lange eine Antwort schuldig, behaupteten schließlich, dass es kein »Recht auf Zulassung oder eine Begründung für eine Ablehnung« gebe. Der Verein dürfe zwar wieder einen Stand auf dem sogenannten Markt der Möglichkeiten errichten, nicht aber die Ausstellung zeigen. Nach weiteren beharrlichen Protesten auch aus kirchlichen und jüdischen Kreisen, wurde schließlich erklärt, dass die angeblich »einseitige« Ausstellung Diskussionen eher ausschlösse als eröffne.¹


Außerhalb des Bewusstseins

Das widersprach allen Erfahrungen auf den fast 200 Stationen, auf denen die Ausstellung bislang gezeigt worden war. Und gerade der Markt der Möglichkeiten des DEKT, auf dem sehr verschiedene Positionen vertreten sind, bietet beste Möglichkeiten zur Diskussion. Allerdings diskutiert es sich besser auf Grundlage von Dokumenten. Offensichtlich hatten die Verantwortlichen des DEKT im vergangenen Jahr Sorge, durch das Zeigen dieser Dokumente in den Verdacht eines immer weiter gefassten »israelbezogenen Antisemitismus« zu geraten. So wäre es wohl auch jenen ergangen, die 2008 die Eröffnung der Ausstellung mit warmen Worten unterstützten. Ihnen galt damals das Anliegen, über die Nakba zu informieren, noch als »überzeugendes Mittel, die in Deutschland weitgehend unbekannte palästinensische Sichtweise auf die Ursachen des Nahostkonflikts in der Öffentlichkeit bewusst zu machen. Ohne Verständnis für die berechtigten Anliegen beider Seiten kann es keinen Frieden geben«. Unter anderem unterschrieben seinerzeit: Franz Alt, Uri Avnery, Norbert Blüm, Eitan Bronstein, Sumaya Farhat-Naser, Gerhard Fulda, Johan Galtung, Günter Grass, Alfred Grosser, Stéphane Hessel, Ulrich Kienzle, Felicia Langer, Michael Lüders, Abraham Melzer, Rupert Neudeck, Bahman Nirumand, Paul Oestreicher, Norman Paech, Werner Ruf, Peter Scholl-Latour, Salah Abdel-Shafi, Ernst Tugendhat, Dries van Agt (Ministerpräsident a. D. der Niederlande) Rolf Verleger, Konstantin Wecker, Jean Ziegler, Moshe Zuckermann, Andreas Zumach.


In einer aktuell gebliebenen Rede als Schirmherr der Ausstellung von 2010 in Tübingen erklärte sich der renommierte Philosophieprofessor Ernst Tugendhat jenen Juden zugehörig, »die angesichts des dauernden Unrechts, das vom israelischen Staat an den Palästinensern verübt und von der großen Mehrheit der israelischen Bevölkerung mitgetragen wird, mit Scham, ja mit Fassungslosigkeit dastehen«. Hinter dem »seit 1967 in der militärischen Besatzung und Unterwanderung von Restpalästina« ausgeübten Unrecht sei »die Vertreibung eines großen Teils der Palästinenser aus ihrem Land kurz vor und nach der Ausrufung des israelischen Staates« im Bewusstsein der Weltöffentlichkeit in den Hintergrund getreten. Ein Friedensschluss setze voraus, dass »nicht nur Israel und die in Palästina verbliebenen Palästinenser sich in ihrem Existenzrecht und in ihrem Sicherheitsbedürfnis wechselseitig anerkennen, auch die Flüchtlinge müssten in ihrem Rückkehrrecht anerkannt werden«. Israel könne dafür verantwortlich gemacht werden, weil es mit der offiziellen Konfiszierung des Eigentums der Geflohenen deren Status als solche anerkannt habe.²


Er sei selbst überrascht von den Dokumenten der Ausstellung gewesen, die bewiesen, dass schon Theodor Herzl und David Ben-Gurion »von vornherein der Meinung waren, dass der jüdische Staat nur durch eine Aussiedlung der palästinensischen Bevölkerung zu erreichen« sei. Die »ethnische Intoleranz« sei »in der Idee eines sich ethnisch verstehenden Judenstaates in Palästina vorprogrammiert« gewesen. Sie stand dem »moralisch-universalistischem Strang« der jüdischen Tradition entgegen. In ihr habe es aber »seit Esra und Nehemia, einen partikularistischen, ethnozentrischen Strang« gegeben, in dem es nur um »die ausschließliche Sorge, nur um das Überleben des eigenen Kollektivs« gegangen sei, »verbunden mit dem Gefühl des Auserwähltseins«. Dass der Zionismus in dieser Form überhaupt entstanden sei, habe nicht nur am allgegenwärtigen Antisemitismus gelegen, sondern auch »an der damals noch selbstverständlichen kolonialistischen Mentalität Europas«. Die Nichtachtung der Palästinenser habe ihre »Parallelen in der Nichtachtung der anderen, von Europa kolonisierten Völker« gehabt.³ Der 2023 verstorbene Tugendhat wäre mit seiner vor 13 Jahren gehaltenen Rede heute wohl zum »selbsthassenden« oder gar »antisemitischen Juden« erklärt worden.


Virulentes Problem

Als Herausgeber setzt der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz einige andere Akzente als Tugendhat. Im Unterschied zu den deutschen Flüchtlingen des Zweiten Weltkriegs, deren Integration von den Alliierten befohlen worden war, seien die vertriebenen Palästinenser zu einem »Generationen dauernden Lagerleben verurteilt« und »als Faustpfand und Drohpotential gegen Israel missbraucht worden, wo ihre Forderung nach Rückkehr zu Recht Furcht und Schrecken bereitet«. Er betont auch, dass die arabischen Staaten die Gründung Israels mit Krieg beantworteten, erwähnt aber nicht, dass die Vertreibung schon 1947 begann und am 14. Mai 1948, dem Tag der Staatsgründung, bereits 350.000 Palästinenser vertrieben worden waren. Benz hält die Nakba für »individuelles Leid, das Menschen angetan wurde«. Damit spricht er ihr indirekt ab, auch kollektives Leid zu sein, als das die von den Juden erlittene Schoah allgemein gesehen wird.

Gleichwohl meint Benz, dürfe weder den Palästinensern noch der Öffentlichkeit die Erinnerung an die Nakba verweigert beziehungsweise vorenthalten werden. Auch für ihn steht fest: Die »Probleme der Nakba sind noch immer virulent«. Energisch wendet er sich gegen die Verengung der Debattenkultur. »Ist die Erwähnung des privaten Leids palästinensischer Familien ein sträflicher Akt der Anprangerung Israels? Handelt es sich gar um Antisemitismus, wenn man Empathie für erlittenen Schmerz zeigt, ohne gleichzeitig anzuklagen und Unwiederbringliches einzufordern?« Und er fügt hinzu: »An die Nakba zu erinnern bedeutet, sich in Konfliktzonen zu begeben.« Dass die Nakba in Israel »nicht Bestandteil der Erinnerungspolitik« sei, ist allerdings ein Euphemismus, denn jede öffentliche Erinnerung an die Vertreibung der Palästinenser ist dort sogar eine Straftat. In Deutschland sei die Nakba, »wenn nicht völlig unbekannt, dann als vermutete Parteinahme für Palästina und Affront gegen Israel stigmatisiert. Das erfahren auch die wenigen, die über den historischen Sachverhalt informieren wollen«.


Für Benz ist das Zeigen der Ausstellung »notwendig als Denkanstoß«. Aber 2023 wurde sie »vom Bannstrahl der Verantwortungsträger des Evangelischen Kirchentags als Maßnahme vorauseilenden Missionseifers« getroffen, »in engstirniger Observanz von falsch verstandenem Philosemitismus«. Benz schließt sich dem ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau an, der auf einer internationalen Antisemitismuskonferenz erklärt hatte, »Israel auf politische Fehler aufmerksam zu machen«, sei »eine Freundespflicht«.⁴


Micha Brumlik weist auf Spannungen zwischen protestantischen Theologen hin, die beim Verbot der Ausstellung vielleicht eine Rolle gespielt hätten: Es könnte eine Reaktion auf eine Strömung gewesen sein, für die er stellvertretend den Professor für Missionstheologie Ulrich Duchrow zitiert. Dieser behauptete 2016 in einer Festschrift, »dass der Staat Israel geradezu der Inbegriff des kolonialen Ausgreifens Europas sei: ›Im westlichen Imperium ist Israel also das Extrem der westlichen kolonialistischen, kapitalistischen, imperialen, wissenschaftlich-technischen gewalttätigen Eroberungskultur der letzten 500 Jahre.‹«⁵ Derselbe Antagonismus habe einer Kontroverse zwischen dem israelischen Philosophen Omri Boehm und Jürgen Habermas zugrunde gelegen. Boehm kritisierte Habermas dafür, dass er sich in einem Interview für Haaretz geweigert habe, zum israelisch-palästinensischen Konflikt Stellung zu nehmen, weil er als Deutscher in Anbetracht des Holocaustverbrechens dazu nicht befugt sei. Das Verbot der »historisch präzisen Nakba-Ausstellung« beruhe, so Brumlik, »wahrscheinlich auf ungeklärten moralischen Emotionen gründenden Schuldgefühle(n) sowie auf Angst vor ›israelbezogenem Antisemitismus‹«. Aber dieser werde vielleicht sogar gestärkt, wenn man »dem Kirchentag sowie seinen auch jüdischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nun leicht vorwerfen kann, die Wahrheit zu verschweigen«.⁶

Brumliks Beitrag enthält auch brisante Zitate, auf die sich Theologen berufen, die die israelische Besatzungspolitik als kolonial einstufen. So habe David Ben-Gurion schon in den 1930er Jahren einen »Zwangstransfer« der arabischen Bevölkerung Palästinas befürwortet, den möglichst die britische Mandatsmacht bewerkstelligen sollte: »Ich sehe nichts Unmoralisches daran, allerdings ist ein Zwangstransfer nur durch England, nicht durch die Juden möglich.«⁷ Dass sich der spätere erste Ministerpräsident Israels auch auf ein vermeintlich durch die Thora verbrieftes Recht stützte, offenbarte der befreundete Dichter Chaim Guri, der auf Ben-Gurions Schreibtisch einen Vers aus dem Buch Exodus entdeckte, in dem es »mit Blick auf die Völker Kanaans hieß: ›Nur allmählich will ich sie vor dir zurückdrängen, bis du so zahlreich geworden bist, dass du das Land in Besitz nehmen kannst.‹«⁸


Erinnerung und Versöhnung

Die vor und nach der Staatsgründung durch jüdische Milizen und dann die Armee in Gang gesetzte Vertreibung war, so die Journalistin Charlotte Wiedemann, nur »in geringerem Maße eine desaströse Folge des Angriffs der arabischen Nachbarstaaten; vielmehr galt es für das junge Israel strategisch zu erkämpfen, was der Teilungsplan der Vereinten Nationen gar nicht vorsah: eine eindeutige, machtvolle und haltbare jüdische Mehrheit im jüdischen Staat.«

Wiedemann hat sich einer Führung der um historische Erinnerung und Versöhnung bemühten israelischen Organisation Zochrot angeschlossen. Deren »I-Nakba App zeigt auf einer digitalen Landkarte mehr als fünfhundert entvölkerte Ortschaften. Tippt man darauf, klappt zu jeder ein kleines Archiv auf, Ergebnis langjähriger Nachforschungen«. Wiedemann erfuhr, dass Tel Aviv »auf sechs zerstörten, getilgten palästinensischen Ortschaften« steht und dass östlich der Stadt in »einer seltsamen Dialektik von Entwurzelung und Aufforstung (…) die Stätten der Vertreibung vielerorts mit schnell wachsendem Gehölz bepflanzt« wurden. Durch Spenden habe die jüdische Diaspora »wissend oder unwissend (…) das Begrünen der Amnesie« ermöglicht. Andere Orte der Vertreibung wurden mit Beton planiert. Für jüdisch-palästinensisch gemischte Gruppen bietet Zochrot die Führungen zweisprachig an, auch um zum Erlernen der Sprache der Mitbürger aufzufordern. Von einem arabischen Experten, der Zochrot als Dokumentarist angehört, erfuhr Wiedemann, der Verein sehe es als »Fortschritt«, dass das Wort Nakba mittlerweile der israelischen Öffentlichkeit geläufig sei. »Die Vertreibungen gelten nicht mehr als Phantasiegebilde. Aber sie werden gerechtfertigt, es gibt kein Schuldbewusstsein. Und es wird daraus sogar eine Drohung an die Palästinenser gerichtet: ›Erinnert euch, was wir taten; wir können es wieder tun.‹« Nur bei einer kleinen jüdischen Minderheit entstand das neue Bewusstsein, das sich Zochrot erhofft. Das Bildungsministerium verbiete Schulen, das Nakba-Thema anzusprechen. Versuchen es Lehrkräfte dennoch oder buchen sie gar eine Zochrot-Tour, drohe ihnen die Kündigung.⁹



Dass Israel als Staat entstehen konnte, war die notwendige Folge des Holocaust. Festzuhalten ist, dass der Zionismus die Konstituierung eines jüdischen Staats schon lange vor der Schoah und in anderer Form anstrebte, als die UNO 1947 vorgab. Da die reale Staatsgründung und das spätere staatliche Leben entscheidend von bereits vorher entstandenen Ideologien des Zionismus geprägt waren, stellt der israelische Historiker Moshe Zuckermann den gängigen einfachen Nexus zwischen dem »monströse(n) Völkermord und der Staatsgründung« in Frage. Die Schoah habe »in einer vom heutigen Israel fernen Region« stattgefunden und »widerfuhr Menschen, die weder israelische Staatsbürger sein konnten noch unbedingt eine Affinität zum künftig zu errichtenden Judenstaat aufwiesen«. Immer noch lebe ein Großteil der Juden außerhalb Israels und auch viele Schoah-Überlebende wollten dort nicht »ihre Lebenswelt etablieren«. Wenn die Errichtung des Staates als »Antwort« der Juden auf die ihnen widerfahrene Katastrophe gelte, liege das Gewicht auf der Staatsgründung und die Schoah werde »zum Epiphänomen eines ihr nachfolgenden Ereignisses, quasi zum Argument« degradiert. Begreife man sie aber als »Zäsur in der Menschheitsgeschichte, als einen Zivilisationsbruch«, verböte sich »die sinnstiftende Dimension der israelischen Staatsgründung; sie kann nichts zur Deutung der Schoah beitragen«. Wer versuche, sie »zu begreifen, gar zu erklären« sei »unweigerlich ihrem sui generis« unterworfen.¹⁰ Zuckermanns Darlegung wird auch dadurch bekräftigt, dass die Schoah-Überlebenden, die nach Israel kamen, dort zunächst nicht willkommen waren.¹¹ Ihre desaströse Erfahrung spielte bei der Konfiguration des Staatsverständnisses zunächst keine Rolle, das geschah erst ab 1952, als sie für die Wiedergutmachung instrumentalisiert werden konnte.

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel sei bis heute gekennzeichnet »durch eine höchst problematische, wenn auch nachvollziehbare Vermengung von Schuldgefühlen, praktischen Interessen und interessengeleiteter Schuldabtilgungsideologie«, so Zuckermann. Es sei endlich anzuerkennen, »dass die Notwendigkeit, nach der Schoah einen Staat für die Juden zu errichten, mit der Katastrophe des palästinensischen Volkes bezahlt wurde«. Wer dies mehr oder weniger bewusst ignoriere, »mag sich mit dem guten Gefühl beruhigen, seiner (schuldbeladenen) Verantwortung ›den Juden‹ gegenüber Genüge zu tun, darf indes nicht beanspruchen, die Logik des blutigen Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern angemessen begriffen, geschweige denn beurteilt zu haben«.¹² Diese defizitäre Haltung aber sei es, die jegliche Kritik an israelischer Politik »zur politischen Bedrohlichkeit« werden lässt, »wenn sie nicht mit dem korrespondiert, was in Jerusalem als ›israelische Interessen‹ ausgegeben wird bzw. nicht das Plazet der israelischen Botschaft in Deutschland oder gar des Zentralrats der Juden zu erlangen vermag«. Zuckermann macht auf den fundamentalen Irrtum aufmerksam, alle Juden mit Israel oder gar mit dessen Staatsideologie identisch zu setzen. Damit käme ein Kollektivbegriff zum Tragen, der den diversen Realitäten des Judentums nicht entspräche, in dem sogar versteckter Antisemitismus liegen könne.¹³


Perspektive Binationalismus

Der palästinensische Soziologe Baschir Baschir und der israelische Historiker Amos Goldberg versuchen »einen theoretischen Rahmen für einen gemeinsamen und integrativen jüdischen und palästinensischen Diskurs über die Erinnerungen an den Holocaust und die Nakba zu entwerfen«, da es sich um zwei historisch miteinander verbundene Ereignisse in den Jahren 1947 und 1948 handele. Das, was in den bislang völlig getrennten Erinnerungskulturen als »essentialistische Entitäten« existiere, die »jedes (ver)störende ›Anderssein‹ unterdrücken«, müsse zusammengeführt werden. Selbstverständlich gehe es nicht um Infragestellung der Singularität des Holocaust. Zu beachten sei aber, dass die Juden heute nicht mehr wie in den 1930er und 1940er Jahren sowohl als Individuen als auch als Kollektiv »ohnmächtige historische Akteure« seien, sondern eine »organisierte Gruppe«, während die Palästinenser »weitgehend unter den Bedingungen von Staatenlosigkeit, Besatzung und Zerstreuung« lebten, wodurch die Nakba »eine unablässig andauernde Gegenwart« geblieben sei. Baschir und Goldberg gehen von Vorschlägen aus jüdischer und arabischer Literatur aus.

In einem Roman des libanesischen Autors Elias Khoury werden palästinensische Vertriebene gefragt: »Habt ihr in den Gesichtern derer, die zur Vernichtung abtransportiert wurden, keine Ähnlichkeit mit euch selbst wahrgenommen?« Empathie mit den Opfern der anderen Seite, so die beiden Autoren, erfordere nicht die Aufgabe der Differenz, der eigenen Identität. Khourys Konzept entspreche dem Ansatz des amerikanischen Historikers Dominick LaCapra einer »emphatischen Verstörung«, die einen »disruptiven« Aufbruch zu neuen Ufern ermögliche, aber »weder zu Aneignung noch zu Unterwerfung« führe und »eine einfühlsame Partnerschaft« ermögliche. Die bei Juden und Palästinensern vorherrschende Sicht des Ausschlusses des Anderen führe zum Konzept des exklusiven Nationalstaats. Die durch »emphatische Verstörung« mögliche Erkenntnis, dass beide Völker eine traumatische Flüchtlingsgeschichte haben, könne dagegen zum »Binationalismus« führen. Dieser könne »im Rahmen verschiedener institutioneller Arrangements« verwirklicht werden, »in einer Föderation, Konföderation, einer parallelen Staatsstruktur, einem Kondominium, binationalen Staat und/oder in umfassend kooperativen, sich verschränkenden und miteinander verflochtenen Zweistaaten.«¹⁴

Der Beitrag der Nahostspezialistin Muriel Asseburg widmet sich unter anderem der oft missverstandenen Rolle des seit 1949 tätigen UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und humanitäre Hilfe. Dass die Organisation auch palästinensische Frauen und Männer beschäftigt und damit eine wichtige Arbeitgeberin ist, trage zur regionalen Stabilisierung bei. Gerade das wird jedoch im aktuellen Gazakrieg wieder in Frage gestellt. Obwohl nicht auszuschließen ist, dass sich UNRWA-Beschäftigte an Kampfhandlungen beteiligen, ist deren Tätigkeit unverzichtbar. Keine andere Organisation ist in der Lage, wenigstens die Grundbedürfnisse der palästinensischen Bevölkerung zu decken. Asseburg betont auch ihre Bedeutung in den Exilländern der Nachkommen der Vertriebenen. Der Vorwurf, dadurch die Integration in die Exilländer zu behindern, ist nicht haltbar. Laut Völkerrecht verlieren weder Flüchtlinge noch ihre Nachkommen den Flüchtlingsstatus, »bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist. Damit soll auch die Einheit der Familie in langandauernden Fluchtsituationen geschützt werden«.¹⁵


Anmerkungen

1 Vgl. Reinhard Hauff: »aber es ist ein Eifer ohne Erkenntnis« (Röm. 10,2). In: Wolfgang Benz (Hg.): Erinnerungsverbot? Die Ausstellung »Al Nakba« im Visier der Gegenaufklärung, Berlin 2023, S. 17–30

2 Ernst Tugendhat: Rede zur Eröffnung der Ausstellung (2010). In: ebd., S. 181. Er bezieht sich auf das »Gesetz über den Besitz von Abwesenden«. Gegenwärtig kommt es als Grundlage von Enteignung auch zur Anwendung, wenn sich Palästinenser – darunter auch die Einwohner des annektierten Ostjerusalem – länger als eine bestimmte Zeitspanne im Ausland aufhalten. Siehe auch: Baschir Baschir, Amos Goldberg: Holocaust und Nakba: Disruptive Erinnerung und Binationalismus. In: ebd., S. 67

3 Ebd., S. 182f.

4 Wolfgang Benz: »Eine Zensur findet nicht statt«. In: ebd., S. 7–14

5 Micha Brumlik: Aktives Verschweigen. In: ebd. S. 32

6 Ebd. S. 47

7 Zit. n. Tom Segev: David Ben-Gurion. Ein Staat um jeden Preis, Berlin 2018, S. 281

8 Zit. n. ebd., S. 431

9 Charlotte Wiedemann: Trauma 1948. In: ebd. S. 49–53

10 Moshe Zuckermann: Israel – Deutschland – Palästina. In: ebd., S. 59

11 Vgl. Tom Segev: Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung, Reinbeck 1995

12 Zuckermann, a. a. O., S. 60

13 Ebd., S. 63

14 Baschir/Goldberg (Anm. 2), S. 65–80

15 Muriel Asseburg: 75 Jahre nach der Nakba. In: ebd., S. 82–92


Info: https://www.jungewelt.de/artikel/475402.nakba-verbot-statt-debatte.html


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

17.05.2024

Neue Wehrpflicht Demnächst Heldenklau

jungewelt.de, vom 13.05.2024, Seite 1 / Titel

Verteidigungsminister kündigt Entscheidung über neue Wehrpflicht für Ende Mai an und freut sich über Übereinstimmung mit CDU und CSU


Maurizio Gambarini/IMAGO/Funke Foto Services

Frauen an die Front – auch die Debatte um »geschlechtsneutrale Wehrpflicht« nimmt Fahrt auf


Boris Pistorius (SPD) treibt den »Zeitenwende«-Umbau der Bundeswehr zielstrebig voran. Das 2022 für Rüstung aufgelegte »Sondervermögen Bundeswehr« in Höhe von 100 Milliarden Euro ist fast vollständig verplant. Der »Operationsplan Deutschland« wird seit Ende März getestet. Am 4. April verkündete der Kriegsminister die Aufstellung eines neuen Generalstabs, am 30. April unterzeichnete er den »Osnabrücker Erlass« – das vierte Dekret dieser Art in der Geschichte der Bundeswehr –, der nach seinen Worten die »formale Grundlage für eine kriegstüchtige Führungsorganisation« ist. Nun fehlen noch Soldaten.


Der Minister kündigte in den vergangenen Tagen mehrfach Vorschläge zur Lösung des Problems an. Am Donnerstag nannte er in Washington die Aussetzung der Wehrpflicht 2011 einen »Fehler«, am Freitag nannte er in Ottawa Ende Mai als Termin. Bereits zuvor hatte die Welt am Sonntag über drei Wehrpflichtmodelle berichtet, die Pistorius vorgelegt worden seien. Am Sonntag zitierten auch Bild am Sonntag und Neue Zürcher Zeitung aus dem Entwurf. Der erste Vorschlag sehe keinen Pflichtdienst vor, sondern das freiwillige Ausfüllen eines Fragebogens aller erfassten Angehörigen eines Jahrgangs – rund 750.000 Frauen und Männer. Dann sollen Freiwillige angeworben werden. Das sei laut Ministerium aber »am wenigsten erfolgversprechend.«


Das zweite Modell enthält »die Wiedereinführung einer grundgesetzkonformen Auswahlpflicht«, um einen Bedarf in einem »Korridor von 30.000 bis 40.000« Rekruten pro Jahr zu decken. Frauen sollen weiterhin auf freiwilliger Basis angeschrieben werden, für Männer werden Onlinefragebogen und eventuelle Musterung verpflichtend. Das sei ein »starkes politisches Signal« und »aus personalplanerischer Sicht« geeignet, allerdings müsse der Ersatzdienst wiederbelebt werden.


Die dritte Option ist demnach eine »geschlechtsneutrale Wehrpflicht«, der in einem weiteren Schritt eine »allgemeine Dienstpflicht« folgen soll. Dabei gehe es um Feuerwehren, Sanitätsdienste oder das Technische Hilfswerk. Ohne allgemeine Dienstpflicht sei die Frage der Wehrgerechtigkeit »kritisch«, mit ihr unproblematisch. Dies sei nach Ansicht der Beamten »die vielversprechendste Option im Sinne der Bedarfsdeckung«, erfordere allerdings eine Grundgesetzänderung.


Die dürfte mit Hilfe von CDU und CSU kein Problem sein. Die CDU hatte am Dienstag auf einem Parteitag in Berlin im neuen Grundsatzprogramm eine »Kontingentwehrpflicht« gefordert. Pistorius kommentierte das in den USA: »Ich freue mich, dass die Union auf einem ähnlichen Weg unterwegs ist, wie ich das bis jetzt erarbeitet habe.« CSU-Chef Markus Söder versuchte zum Pistorius-Tempo aufzuschließen und verlangte in Bild am Sonntag: »Es braucht rasch einen Masterplan für die Einführung der Wehrpflicht.« Für die sind laut einer Umfrage des Blatts 46 Prozent, dagegen 33 Prozent. In den Regierungsparteien überwog bisher die Ablehnung, aber bereits am Freitag wurde SPD-Kochef Lars Klingbeil in der Rheinischen Post mit den Worten zitiert: »Jede junge Staatsbürgerin und jeder junge Staatsbürger sollte sich einmal mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob sie sich einen Dienst für das Land vorstellen können.« Am selben Tag verlangte die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), im Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Bundeswehr müsse endlich den gesetzlich vorgeschriebenen Frauenanteil von 20 Prozent statt gegenwärtig 13 Prozent erreichen. Pistorius arbeitet daran.


Info: https://www.jungewelt.de/artikel/475155.neue-wehrpflicht-demn%C3%A4chst-heldenklau.html?sstr=wehrpflicht


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

17.05.2024

Doctorow: Wladimir Putins Staatsbesuch in China, wie das indische Weltfernsehen WION berichtet

seniora.org, 17. Mai 2024, Von Gilbert Doctorow 16.05.2024 - übernommen von gilbertdoctorow.com

Es war mir ein Vergnügen, heute mit dem WION-Moderator Shivan Chanana darüber zu sprechen, welche Ergebnisse wir von dem derzeitigen Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in China erwarten können.


Wie Sie aus diesem Gespräch und aus den Nachrichten auf dem Laufband am unteren Bildschirmrand ersehen können, verfügt Indiens globaler englischsprachiger Sender* über ein gut informiertes und differenziertes Verständnis der anstehenden Fragen.

Nachstehend das Transkript eines Lesers

WION, Shivan Chanana: 0:00
Der russische Präsident Wladimir Putin hält sich zu seinem ersten Auslandsbesuch in China auf, nachdem er zum fünften Mal zum Präsidenten Russlands wiedergewählt und vereidigt wurde. Der russische Präsident hat eine große Delegation mitgebracht, die aus fünf stellvertretenden Premierministern, Leitern von Wirtschafts-, Diplomaten- und Sicherheitsbehörden sowie einer Reihe von Spitzenmanagern aus Russland besteht. Was ist hier zu erwarten? Was ist von China und Russland zu erwarten, wenn sie sich in ihrer grenzenlosen Partnerschaft annähern? Mehr dazu erfahren wir von Dr. Gilbert Doctorow, Autor, Historiker und politischer Kommentator, der aus Brüssel zugeschaltet ist.

Dr. Doctorow, es ist immer ein Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen; willkommen bei WION. Warum hat Putin China für seinen ersten Staatsbesuch nach seiner Wiederwahl ausgewählt?

Doctorow: 0:43
Das beruht vollständig auf Gegenseitigkeit. Es unterstreicht die sehr engen Beziehungen zwischen beiden Ländern, die in der ganzen Welt der engste Partner des jeweils anderen sind. Und seit Präsident Xi Russland als erstes Land einer Auslandsreise nach seiner Wahl bzw. Wiederwahl zum Präsidenten besucht hat, tut Herr Putin genau das Gleiche.

Chanana:
Doktor Doctorow, es ist auch ein Treffen hinter verschlossenen Türen mit Xi Jinping und Herrn Putin geplant. Und das wird im 1-plus-4-Format stattfinden. Außer den 10 Diplomaten und natürlich den Staatsoberhäuptern werden keine weiteren Personen in diesem geschlossenen Raum anwesend sein. Was erwarten Sie von diesen Gesprächen? Es wird nämlich gesagt, dass sie dort über die Ukraine sprechen werden.

Doctorow: 1:33
Ich denke, ganz oben auf der Tagesordnung werden die Absicht der Russen stehen, taktische Atomwaffen auf dem Schlachtfeld einzusetzen. Dies ist eine neue Entwicklung, eine noch nie dagewesene Entwicklung, und Herr Putin hat angekündigt, dass Russland dazu bereit sei, und hat angeordnet, dass mit den Einheiten des Zentralen Militärbezirks, die in der Nähe der Ukraine operieren, Übungen, Militärübungen durchgeführt werden, um alle Arten von Trägersystemen für diese Atomwaffen zu üben. Die Chinesen sind sehr vorsichtig, sehr vorsichtig, wenn es darum geht, die Büchse der Pandora der Atomwaffen zu öffnen, und ich denke, dies wird ein wichtiges Thema für die Gespräche zwischen den Staats- und Regierungschefs sein.

Chanana: 2:18
Es ist interessant, dass Sie taktische Atomwaffen erwähnt haben. Natürlich hat Russland in letzter Zeit viel mit dem Säbel gerasselt, wenn es um Atomwaffen ging. Sie haben direkt vor der Ukraine im südlichen Militärbezirk und auch in Weißrussland Atomwaffen-Übungen durchgeführt. Aber was China betrifft, so hat es deutlich gemacht, dass es sich nicht auf irgendeine Art von militärischer Verflechtung einlassen will, sondern dass es auf den Frieden hinarbeiten will. Wenn Sie also glauben, dass die taktischen Nuklearwaffen hinter verschlossenen Türen diskutiert werden, inwieweit glauben Sie, dass China daran beteiligt sein wird, wenn es auf dem Schlachtfeld weitergeht?

Doctorow: 2:56
Ich denke, China wird Herrn Putin seine Zustimmung zu seinen jüngsten Erklärungen über den Einsatz taktischer Atomwaffen geben. Dies wird eine große Veränderung in der Position Chinas bedeuten, aber auch andere, prinzipielle Elemente ihrer Nuklearpolitik in China werden in Chengjing überprüft. Wenn Russland und China ihre beabsichtigten Gespräche über die Unterstützung, die Russland China mit seinem Frühwarnsystem für ankommende Raketen gewähren kann, fortsetzen, würde dies wahrscheinlich Chinas Politik in Bezug auf deren Einsatz ändern. Bisher war es Chinas Politik, einen nuklearen Gegenangriff nur dann zu starten, wenn es von einem anderen Land physisch angegriffen wurde. Dies soll sich nun ändern, je nach den Ergebnissen der Gespräche mit Russland, um die beiden Länder in eine einzige Luftverteidigungszone zu integrieren. Wenn dies erfolgreich verläuft, wird China seine eigene Politik in Bezug auf den Einsatz von Atomwaffen ändern und zu einem Einsatz nach entsprechender Warnung übergehen, was eine sehr große Veränderung für die Weltpolitik darstellt.

Chanana: 4:11
Auf jeden Fall. Ich meine, das sind sehr interessante Bemerkungen, die Sie gemacht haben, und wir werden das natürlich genau verfolgen, um zu sehen, wie es weitergeht, denn dieser Besuch von Herrn Putin in China kommt nur wenige Tage nach einer Regierungsumbildung, wenige Tage nach einer Kabinettsumbildung, und Herr Jinping ist gerade aus Europa nach seiner erfolgreichen Europatournee zurückgekehrt. Glauben Sie, dass sich dies auf die Beziehungen zwischen Russland und China auswirken wird? Glauben Sie, dass die Tatsache, dass Xi Jinping eine erfolgreiche Europareise hatte, die Beziehungen zwischen Russland und China beeinflussen wird? Oder wird dies Putin den Weg nach Europa öffnen?

Doctorow: 4:47
Ich denke, wir sollten überlegen, wie und warum dieser Besuch von Xi erfolgreich war. Wenn Sie die Financial Times lesen, würden Sie sagen, es war ein Misserfolg; er hat nichts erreicht. Aber Ihrer Aussage entnehme ich, dass WION das anders sieht, und ich stimme Ihnen zu. Ich denke, es war eine bemerkenswert erfolgreiche Reise, die genau das bewirkt hat, wovor die Mainstream-Medien im Westen warnen, nämlich eine Kluft zu vertiefen, die bereits bestand, und zwar zwischen mehreren EU-Mitgliedstaaten und der großen Mehrheit dieser Staaten, die alle an der von Washington diktierten Politik arbeiten. Dazu gehören insbesondere Serbien, Ungarn und sogar Frankreich. Erstaunlicherweise gelang es Xi, seine Freunde, die Franzosen, als Gesprächspartner bei der Stange zu halten, indem er ihnen das Versprechen von Industrieinvestitionen gab, insbesondere im Bereich der Elektrofahrzeuge, die in Europa und der Welt eine große Zukunft haben.

Chanana: 5:54
Dr. Doctorow, die Diplomaten konzentrieren sich auf die Vorbereitung eines Gipfels zum Friedensplan für die Ukraine, der nächsten Monat in der Schweiz stattfinden soll. Glauben Sie, dass China daran teilnehmen wird?

Doctorow:
Das ist fraglich. Die Tatsache, dass Russland nicht anwesend sein wird, hat einen großen Einfluss auf Chinas Denken. Sie haben sich nicht beeilt, ihre Absichten zu verkünden, aber ich denke, dass sie kurz vor der eigentlichen Eröffnung des Treffens eine Erklärung abgeben werden, dass sie nicht teilnehmen werden, weil es keine Möglichkeit gibt, produktiv zu sein, aber wir werden sehen.

Chanana:
Es ist immer ein Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen, Herr Doktor. Ihr tiefgreifendes Verständnis der Weltpolitik bringt immer sehr interessante Einblicke, und Ihre Kommentare sind definitiv auch für unsere Zuschauer aufschlussreich. Wir werden das weiter verfolgen, um zu sehen, inwieweit diese Entwicklungen mit dem übereinstimmen, was wir heute besprochen haben. Ich danke Ihnen vielmals.

Das war Dr. Gilbert Doctorow, der uns aus Brüssel zugeschaltet ist. Er ist Autor, Historiker und politischer Kommentator.

Doctorow: 6:54
Vielen Dank für die Einladung und Ihre freundlichen Worte.

Chanana:
Ich danke Ihnen.

*Putin Meets Xi in China | Tactical nuclear deployment being discussed in closed door meet? |

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26.307 Aufrufe 16.05.2024 #putin #xijinping #china

Russian President Vladimir Putin is in the China on his first foreign visit after being re-elected and sworn in as Russia’s president. The Russian president has brought a large delegation consisting of five deputy prime ministers, heads of economic, diplomatic and security agencies - along with a number of CEO's. There will also be a closed door meeting with Xi - in the ‘1+4 format’ - what to expect? What's on the cards? WION's Shivan Chanana discusses with Dr. Gilbert Doctorow Historian, Author and Political Commentator from Brussels.

Quelle: https://gilbertdoctorow.com/
Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert Doctorow
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus


Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5829&mailid=2191


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

17.05.2024

Ukraine: Wichtiges in Kürze....

aus e-mail von doris Pumphrey, 17. Mai 2024, 14;15 Uhr


_RT DE Liveticker Ukraine-Krieg 17.5.2024


_*Peking macht USA für Entstehung und Eskalation der Ukraine-Krise

verantwortlich*


Wang Wenbin, der Vertreter des chinesischen Außenministeriums, ist der

Ansicht, dass Washington direkt für die Entstehung und Entwicklung der

Ukraine-Krise bis zum jetzigen Stadium verantwortlich ist:


/"Die USA mit ihrem Denken des Kalten Krieges tragen die unumstößliche

Verantwortung für das Entstehen und die Eskalation der Ukraine-Krise."

/Washington sei in der Ukraine-Frage auf der Suche nach Feinden und

strebe keinen Frieden an.


Peking fordere die US-Führung dringend auf, "die Schuld nicht auf China

abzuwälzen und nicht zu versuchen, einen Keil zwischen China und Europa

zu treiben", so Wang. Er betont auch, dass die US-Behörden nicht weiter

"Öl ins Feuer" des Konflikts gießen, sondern "etwas Praktisches für eine

politische Lösung der ukrainischen Krise" tun sollten.


/"China ist weder der Verursacher noch eine Partei in der Ukraine-Krise.

Wir haben immer auf der Seite des Friedens und des Dialogs gestanden,

haben immer versucht, den Frieden zu fördern und die Verhandlungen

voranzutreiben, und haben aktiv den Aufbau einer ausgewogenen,

effektiven und nachhaltigen europäischen Sicherheitsarchitektur

unterstützt."/


_

RT DE 17.5.2024

_

*Präsidenten Brasiliens und Südafrikas kommen nicht zu Ukraine-Konferenz

in der Schweiz


*Auf dem Friedensgipfel für die Ukraine wird Brasiliens Präsident Lula

da Silva nicht anwesend sein. Laut Medien hält er die Konferenz, bei der

eine der Konfliktparteien nicht vertreten ist, für sinnlos. Südafrikas

Staatsoberhaupt Cyril Ramaphosa lässt die Konferenz wegen der

Präsidentschaftswahl aus.


Der TV-Sender /CNN Brasil/ erklärte unter Berufung auf Quellen in der

Regierung, Lula da Silva habe nach Konsultationen mit Mitgliedern des

Kabinetts beschlossen, dass die brasilianische Delegation bei dem

sogenannten Friedensgipfel nicht vom Präsidenten angeführt werden soll.

Es habe keinen Sinn, dass das brasilianische Staatsoberhaupt zu einer

Konferenz komme, an der nicht die beiden Konfliktparteien teilnehmen

würden. Derzeit sei es noch nicht klar, wer Brasilien vertreten werde.


Ende April habe der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis bei dem

Treffen mit dem brasilianischen Amtskollegen Mauro Vieira mitgeteilt,

Lula da Silva sei bei der Konferenz zu Gast gebeten, erinnerte /CNN

Brasil/. Der Präsident der Ukraine, Wladimir Selenskij, lud

Brasiliens Staatsoberhaupt ebenfalls ein.


Auch der Präsident der Südafrikanischen Republik, Cyril Ramaphosa,

lehnte eine Reise in die Schweiz ab. Der Sprecher des Präsidenten

erklärte gegenüber /TASS/, dass Ramaphosa wegen der Verfassungsprozesse

nach der Präsidentschaftswahl, die am 29. Mai stattfindet, in Südafrika

bleiben muss.


Sowohl die Schweiz als auch die Ukraine seien daran interessiert, dass

wichtige Führungspersönlichkeiten aus den großen Entwicklungsländern des

sogenannten Globalen Südens an der Veranstaltung teilnehmen würden.

Bisher hätten diese Länder Vorbehalte gegen die Sanktionen, die der

Westen gegen Russland verhängt habe.

Die Konferenz zur Beilegung des Ukraine-Konflikts wird am 15. und 16.

Juni auf dem Bürgenstock in der Schweiz durchgeführt. Russland, das zur

Konferenz nicht eingeladen wurde, setzte die Initiative heftiger Kritik

aus. Außenminister Sergei Lawrow bezeichnete den Friedensgipfel als

"Parodie von Verhandlungen".



_RT DE Liveticker Ukraine-Krieg 17.5.2024

_

*Ungarn legt Veto gegen EU-Resolution zur Ukraine ein*


Ungarn hat gegen die Resolution des Europarats zur Ukraine ein Veto

eingelegt. Dem Dokument zufolge sollte allein der Friedensplan des

ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij als Grundlage für die Lösung

des Konflikts anerkannt werden. Ungarns Außenminister Peter Szijjarto,

der an der Sitzung des Rats in Straßburg teilnahm, kommentierte die

Entscheidung wie folgt: /"Heute wollte der Europarat eine Resolution

verabschieden, die einzig den Friedensplan des Präsidenten Selenskij als

die zu unterstützende Friedensformel anerkennen sollte."

/Szijjarto ist der Ansicht, dass Friedenspläne anderer Staaten

"keineswegs schlechter" als der Kiews seien und dass er gefordert habe,

diese in die Resolution mit aufzunehmen.

/"Dieser Vorschlag wurde von der Mehrheit abgelehnt. Deswegen habe ich

ein Veto eingelegt, sodass es keinen Beschluss des Europarats gab."/


*

Medwedtschuk: Selenskijs von den USA diktierte "Friedensformel" ist eine

Atomkriegsformel*


Wladimir Selenksijs sogenannter Friedensplan ist nichts anderes als ein

Ultimatum an Russland, das unter dem Diktat Washingtons geschrieben

wurde. In dieser Form ist diese "Friedensformel" eigentlich eine "Formel

für einen Atomkrieg". Dies teilt Wiktor Medwedtschuk, der Vorsitzende

der Bewegung Andere Ukraine und ehemalige Vorsitzende der in der Ukraine

verbotenen Oppositionspartei Plattform für das Leben, in einer Kolumne

für das Onlineportal/Smotrim/ mit. Er erklärt: /"Tatsächlich schlägt

Selenskij vor, das unter dem Diktat der Vereinigten Staaten verfasste

Ultimatum an Russland zu diskutieren. Und einige europäische Länder

haben beschlossen, sich daran zu beteiligen, um den Schein einer Masse

zu schaffen. Allerdings ist Russland nicht bereit, über irgendetwas zu

diskutieren." "Wenn ein Land etwas erzwingen will, kann man das nicht

'Friedensformel' nennen, sondern es ist ein Ultimatum. Aber Russland

unter den gegenwärtigen Bedingungen ein Ultimatum zu stellen, ist reiner

Wahnsinn und ein äußerst gefährliches Spiel. "Es wird kein Geheimnis

daraus gemacht, wer hinter der 'Friedensformel' steht." "Es gibt keine

'Friedensformel', sondern ein Ultimatum, das die Vereinigten Staaten

durch den politischen Papagei Selenskij an Russland stellen. Und

souveräne Staaten sind eingeladen, an diesem Zirkus teilzunehmen."/



*Borrell mahnt EU zu Vorsicht in Ukraine-Politik*


Bezüglich der Ukraine sollte die Europäische Union eine vorsichtige

Politik führen und dabei die Lage im Nahen Osten berücksichtigen,

fordert der EU-Chefdiplomat Josep Borrell. In einem Interview an die

Zeitschrift /Foreign Policy /erklärt er: /"Viele Menschen beschweren

sich weltweit, dass wir nicht akzeptieren würden, wenn Russland in der

Ukraine täte, was Israel in Gaza tut. Das führt zu Vorwürfen von

doppelten Standards, und wir müssen sehr vorsichtig sein, denn wir

könnten unsere Autorität verlieren." /Weiter behauptet Borrell, die EU

setze Israel "unter Druck", um seine Kriegsführung zu beeinflussen.

Dabei betont der Politiker, dass, wenn Russlands UN-Botschafter die

Satzung der Organisation zerreißen sollte, wie es jüngst ein Vertreter

Israels getan habe, die EU den Zwischenfall nicht unbeachtet lassen würde.


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

17.05.2024

PATRICK LAWRENCE: Ðiên Biên Phú zum 70.

seniora.org, vom 16. Mai 2024, Von Patrick Lawrence 15.05.2024 - übernommen von consortiumnews.com

Wie konnten sich die Vietnamesen in diesem welthistorischen Moment durchsetzen? Seine Antworten werfen Licht auf die Welt, die wir jetzt vor unseren Fenstern sehen.


Diorama von Bauern, die den Kampf unterstützen, im Siegesmuseum Dien Bien Phu in Vietnam. (Adam Jones, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0)


(Red.) Patrick Lawrence beschreibt in diesem Beitrag brillant den wesentlichen Faktor des Sieges der Viêt Minh gegen die Franzosen vor 70 Jahren: Den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl der Bauern und einfachen Leute als ein Lehrbeispiel für uns im Westen. Ebenfalls führt er unsere erschreckende Gleichgültigkeit aus, die sich gegenüber dem völkermörderischen Drama in Palästina zeigt(ww.)

By Patrick Lawrence
Special to Consortium News 


Neulich erhielt ich eine äußerst heilsame E-Mail, die mich in diesen, den dunkelsten Tagen der Menschheit, an die sich sicherlich niemand mehr erinnern kann, aufmunterte. Sie kam von George Burchett, einem australischen Maler, der in Hanoi, seiner Geburtsstadt, lebt.

George wurde in Hanoi geboren, weil er der Nachkomme von Wilfred Burchett ist, einem der ganz Großen unter den Korrespondenten des 20. Jahrhunderts. Jahrhunderts. Wilfred ist für viele Dinge berühmt, unter anderem für seine Berichterstattung über die antiimperialistischen Kriege in Vietnam, von denen es zwei gibt, vom Norden aus.

Und George wollte die Empfänger seines privat verbreiteten Newsletters People's Information Bureau daran erinnern, dass es an der Zeit ist, den 70. Jahrestag des Sieges der Viêt Minh, der revolutionären Bewegung von Ho Chi Minh, über die Franzosen in Ðiên Biên Phú, einem Tal im abgelegenen Hochland hart an der laotischen Grenze im Nordwesten Vietnams, zu begehen.

Die Schlacht um Ðiên Biên Phú dauerte 55 Tage, vom 13. März bis zum 7. Mai 1954. Zwei Monate nach der katastrophalen Niederlage unterzeichneten die Franzosen das Genfer Abkommen, in dem sie sich verpflichteten, alle Truppen nicht nur aus Vietnam, sondern auch aus Kambodscha und Laos, den anderen französischen Kolonialgebieten in Indochina, abzuziehen.

Der Sieg der Viêt Minh bei Ðiên Biên Phú ist an sich schon eine fesselnde Geschichte. John Prados, ein kürzlich verstorbener Freund, schrieb mein Lieblingsbuch unter den vielen Büchern zu diesem Thema. Als die Franzosen immer verzweifelter wurden, so berichtet er in The Sky Would Fall (Dial, 1983), schmiedete die Eisenhower-Regierung Pläne für eine Intervention gegen die Viêt Minh - Pläne, die auch den zweiten Einsatz von Atombomben durch die USA beinhalteten.

Eisenhower, die Brüder Dulles (John Foster im Außenministerium, Allen bei der CIA) und andere kamen nie über eine umfangreiche, aber verdeckte Operation hinaus, bevor die französischen Streitkräfte unter Christian de Castries untergingen. Aber in Prados' Buch finden wir einen Hinweis auf den Wahnsinn und die Verblendung, die den Zweiten Indochinakrieg auslösten und ihn 21 Jahre lang verlängerten.

Washingtons politische Cliquen, ganz zu schweigen von unzurechnungsfähigen Paranoikern wie den Brüdern Dulles, sind unfähig, aus allem etwas zu lernen, so sehr sind sie in der Ausnahmeideologie unserer Republik gefangen. Die Bilanz der amerikanischen Außenpolitik nach Vietnam beweist dies nur allzu deutlich.

Aber es gibt Lektionen, die wir alle aus dem vietnamesischen Triumph bei Ðiên Biên Phú und seiner Niederlage gegen die Amerikaner in den zwei Jahrzehnten und einem Jahr Krieg, die folgten, lernen können. Wir sollten uns diese Lektionen nicht entgehen lassen, denn sie werfen ein Licht auf die Welt, die wir aus unseren Fenstern sehen, und auf die Art und Weise, wie wir auf sie reagieren sollten.


Strategisches Genie


Vietminh-Truppen hissen am 7. Mai 1954 ihre Flagge über dem eroberten französischen Hauptquartier in Dien Bien Phu. (Vietnamische Volksarmee   – Wikimedia Commons, Public Domain)

General Võ Nguyên Giáp erwies sich als strategisches Genie, als er die Truppen der Vietminh zum Sieg bei Ðiên Biên Phú führte. Er umzingelte die Franzosen von den Hügeln aus, die die Garnison von de Castries umschlossen, und nutzte die Guerillataktik voll aus, indem er schwere Artillerie in einem ausgeklügelten Tunnelsystem aufstellte, um den französischen Bombardierungen zu entgehen und eine maximale Wirkung zu erzielen.

Wie in den Geschichtsbüchern berichtet wird, mussten die Männer und Frauen der revolutionären Bewegung von Ho die schweren Geschütze von Giáp zerlegen, um sie zu Fuß und mit dem Fahrrad Stück für Stück auf die die Franzosen umgebenden Berge zu transportieren, wo sie wieder zusammengebaut und in Betrieb genommen wurden. Giáp zerstörte die Landebahn von de Castries und verringerte in schweren Bodenkämpfen die französischen Stellungen, bis die Kämpfe blutig endeten.

Die Viêt Minh hatten in weniger als zwei Monaten 12.000 überlebende französische Soldaten besiegt und gefangen genommen. Giáp hatte kein einziges Stück Artillerie verloren. Die Franzosen saßen am 8. Mai, einen Tag nach der Kapitulation von de Castries, in Genf am Verhandlungstisch. Einen Monat später stürzte die französische Regierung.

Thomas Meaney beschrieb Ðiên Biên Phú in einem kurzen, aber sehr guten Beitrag in der Rubrik Sidecar der New Left Review als "das Stalingrad der Entkolonialisierung". Viel prägnanter kann man es aus historischer Sicht nicht formulieren: Ðiên Biên Phú steht an der Spitze der ersten entscheidenden Triumphe des Nichtwestens gegen die Aggressionen der imperialen Mächte, während wir das "die Ära der Unabhängigkeit" nennen.

Wie konnten sich die Vietnamesen in diesem weltgeschichtlichen Moment durchsetzen? Darin liegt eine Lektion, die man lernen sollte.

 

Meaney, Stipendiat der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen, weist darauf hin, dass die vietnamesischen Feierlichkeiten zum Jahrestag ihres Sieges in der vergangenen Woche eine Nachstellung der Schlacht in voller Montur beinhalteten, bei der die Bauern und Soldaten, die die ganze Artillerie die Berge hinaufgeschleppt haben, besonders geehrt wurden. Aber warum? Was grüssten, resp. ehrten die Vietnamesen?

Wie Meaney zu Recht erklärt, waren die Nachschublinien für General Giáp möglich, weil Ho bis 1954 eine gemeinsame Identität unter den Vietnamesen geschaffen hatte, eine gemeinsame Anerkennung und ein gemeinsames Ziel, das eine nationale Mobilisierung gegen die Franzosen ermöglichte. Dies war Hos unabdingbare Voraussetzung.

Võ Nguyên Giáp und Ho Chi Minh im Jahr 1945. (AP-Foto, Wikimedia Commons, Public Domain)


"Was müssen wir tun, um ein Ðiên Biên Phú zu verwirklichen?" fragte sich Frantz Fanon, als er sieben Jahre später The Wretched of the Earth veröffentlichte. Die Antwort, die all jene interessieren sollte, die aus der Geschichte und den Erfahrungen lernen wollen, liegt bei den Bauern und Trägern. Sie besaßen ein gemeinsames Bewusstsein, ein Bewusstsein dafür, wer sie waren, für ihre Lebensumstände und dafür, was sie gegen diese Umstände tun mussten. Das befähigte sie zum Handeln.

Und das wiederum ist es, was ich unter einer Lektion verstehe, die es sich zu lernen lohnt.

Pauschale Gleichgültigkeit gegenüber Völkermord

Wenn man tagtäglich mit Menschen über den israelisch-amerikanischen Völkermord in Gaza spricht, wird einem klar, dass diese obszöne Krise denjenigen, die sich ihr widersetzen, eine sehr rohe Realität vor Augen geführt hat, vor der die meisten von uns zurückschrecken.

Alle Institutionen, durch die die Bürger des Westens ihre Präferenzen und Forderungen zum Ausdruck bringen sollten, sind zerbrochen. Unter denjenigen, die vorgeben, die westlichen Demokratien zu führen, finden wir eine pauschale Gleichgültigkeit gegenüber denjenigen, die gegen einen Völkermord protestieren, den sie täglich in Echtzeit miterleben.

Dies ist unser gemeinsamer Umstand. Wenn wir nicht in funktionierenden Demokratien leben, wie die Unterstützung des Westens für das israelische Apartheidsystem unmissverständlich deutlich macht, werden die Menschen nur dann wissen, welche Berge sie zu erklimmen haben und was sie mit sich herumtragen müssen, wenn wir ein gemeinsames Bewusstsein für diese Realität kultivieren - ohne mit der Wimper zu zucken.

George Burchett, der seit einigen Jahren viel Zeit für die Archivierung des Werks seines Vaters aufwendet, schickte die schönsten Fotos von Wilfred in der Aussendung des People's Information Bureau, die anlässlich des Jubiläums von Ðiên Biên Phú verschickt wurde.

Darauf war Wilfred in Sandalen und mit Tropenhelm zu sehen, wie er in Hos Dschungelhauptquartier in der Provinz Thai Nguyen an einem Stück arbeitete. In einem Beitrag, der auf Vietnam+, einer Website in Hanoi, veröffentlicht wurde, sieht man Wilfred, wie er sich mit Ho bei einer Tasse Tee unterhält - vielleicht liege falsch - in dem bescheidenen Haus, das Ho hinter dem grandiosen Palast, in dem der Kolonialgouverneur lebte, gebaut hatte.

[Siehe: Drei außergewöhnliche australische Journalisten: Burchett, Pilger und Assange]

Die beiden Reporter, die George interviewten, Phan Hong Nhung und Pham Thu Huong, bemerkten im Vietnam des Jahres 1954 "den Geist der Solidarität, der Selbstständigkeit, der großen Führung" im Ausland. Ich muss sagen, das landete hart, ohne alle drei scheinen die meisten Amerikaner heute.

Aber George hat in seinem PIB-Brief noch etwas anderes geschickt, das eine weitere Lektion enthält.

Es handelt sich um eine digitalisierte Kopie eines Artikels, den Wilfred am 30. März 1954 unter der Überschrift "Eine große Katastrophe für die französische Armee" veröffentlichte. Zu diesem Zeitpunkt war Wilfred mit der Mainstream-Presse fertig. Dies war sein erster Bericht aus Vietnam für die britische Tageszeitung The Daily Worker und markierte, wenn ich das richtig sehe, seine Ankunft bei den unabhängigen Medien.

"Die Aktion, die jetzt in Ðiên Biên Phú stattfindet, ist der tragischste Misserfolg für die französischen Waffen in dem ganzen katastrophalen Fiasko des Navarra-Plans zur Unterdrückung des vietnamesischen Volkes", heißt es in seinem Leitartikel. "Zu den schweren Verlusten an Arbeitskräften kommt noch die Zerstörung der französischen Luftstreitkräfte hinzu, die diese Schlacht zu einer der teuersten des gesamten 'schmutzigen Krieges' für die Franzosen macht."

Französische Truppen suchen Schutz in Schützengräben Ðiên Biên Phú. (Stanley Karnow: Vietnam: A History, The Viking Press, New York 1983, Wikimedia Commons, Public Domain)

So etwas würde man Ende März 1954 nicht in der Times of London oder dem Daily Express lesen, für die Burchett zuvor geschrieben hat.
Die Schlacht von Ðiên Biên Phú hatte erst zwei Wochen zuvor begonnen. Burchett bezieht sich dabei auf Henri Navarre, einen Berufssoldaten, der ein Jahr zuvor von Paris aus entsandt worden war, um die vietnamesische Befreiungsbewegung zu unterdrücken.

Von der "anderen Seite" aus arbeiten

Ich sehe eine weitere Lektion in Wilfred Burchetts Akten aus Nordvietnam, die 1954 beginnen und bis zum Sieg 1975 reichen. Es geht um die Ehre und den Wert, von der "anderen Seite" aus zu arbeiten, und um den Unterschied, den dies bei der Herausbildung jenes motivierenden, mobilisierenden Bewusstseins ausmachen kann, das ich zuvor bei Menschen erwähnt habe, die ansonsten zu duldsamem Schweigen propagiert werden.

Burchetts Berichte aus dem Norden sind genau ein solcher Fall. Wie jeder, der die Vietnam-Jahre miterlebt hat, weiß, war Wilfreds Arbeit für den Zusammenhalt und die Entschlossenheit der Antikriegsbewegung von entscheidender Bedeutung, vor allem, aber nicht nur, in den Vereinigten Staaten.

(Offenlegung an dieser Stelle. Ich hatte das Glück, Mitte der 1970er Jahre mit Wilfred zusammenzuarbeiten, Diktate entgegenzunehmen und einige seiner Akten zu bearbeiten, als der Vietnamkrieg zu Ende ging. Ich habe diese Beziehung ausführlich beschrieben in Journalisten und ihre Schatten, Clarity Press erschien letzten Herbst.)

Letztes Wochenende veröffentlichte The Floutist, der von mir herausgegebene und mitredigierte Substack-Newsletter, einen Beitrag mit dem Titel "Report from Donbas", geschrieben von einem renommierten Schweizer Journalisten namens Guy Mettan. Er basiert auf einer Reise, die Mettan letzten Monat durch die beiden Donbass-Republiken Donezk und Lugansk unternommen hat, die im September vor zwei Jahren in einem Referendum für den Anschluss an die Russische Föderation gestimmt haben.

Mettans Bericht zeigt uns einen Ort und ein Volk, das wir nicht sehen sollten, so wie Burchett in diesem Frühjahr vor 70 Jahren damit begann. Mettans Stück, eine weitere Reportage von „der anderen Seite“, öffnete mir bereits beim Schneiden große Augen. Und es ist genau ein weiteres typisches Beispiel.


Patrick Lawrence, seit vielen Jahren Korrespondent im Ausland, hauptsächlich für The International Herald Tribune, ist Kolumnist, Essayist, Dozent und Autor, zuletzt von Journalisten und ihre Schatten, verfügbar von Clarity Press or über Amazon. Andere Bücher umfassen Keine Zeit mehr: Amerikaner nach dem amerikanischen Jahrhundert. Sein Twitter-Account @thefloutist wurde dauerhaft zensiert.


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Die geäußerten Ansichten sind ausschließlich die des Autors und können die des Autors widerspiegeln oder auch nicht, ConsortiumNews.


Quelle: https://consortiumnews.com/2024/05/15/patrick-lawrence-dien-bien-phu-at-70/

Übersetzung mit DeeplePro


Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5826&mailid=2190


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17.05.2024

Sieg für Dr GHASSAN ABU SITTAH: Verwaltungsgericht Potsdam kippt Einreiseverbot

aus e-mail von Ingrid Rumpf, 17. Mai 2024,


-------- Weitergeleitete Nachricht --------

Betreff: Sieg für Dr GHASSAN ABU SITTAH: Verwaltungsgericht Potsdam

kippt Einreiseverbot

Datum: Fri, 17 May 2024 11:21:42 +0200

Von: Martin Breidert <martin.breidert@gmx.de>

An: Martin Breidert <martin.breidert@gmx.de>



Manchmal hilft nur eine Klage!


/Martin Breidert/

/Beueler Kreuz 1

53604 Bad Honnef

02224/9118059

martin.breidert@gmx.de/



https://elsc.support/news/victory-for-ghassan-abu-sittah-elsc-and-icjp-overturn-schengen-wide-travel-ban



*Sieg für Dr GHASSAN ABU SITTAH: Verwaltungsgericht Potsdam kippt

Schengen-weites Einreiseverbot *


15. Mai 2024


*Berlin, Verwaltungsgericht Potsdam rügt deutsche Bundespolizei: Die (verbotene)

Schengen-Einreise für Prof. Dr. Ghassan Abu Sittah entbehrt jeder

rechtlichen Grundlage und ist sofort zu widerrufen. Das Urteil folgt auf

einen Eilantrag des ELSC Anwalts Alexander Gorski mit Unterstützung von

Anwälten des International Centre of Justice for Palestinians (ICJP).

Damit ist das von den deutschen Behörden gegen Prof. Dr. Abu Sittah

verhängte EU-Einreiseverbot nichtig. Zuvor war er an der Einreise nach

Deutschland, Frankreich und zuletzt in die Niederlande gehindert worden. *


Das Gericht folgt den Argumenten des ELSC-Anwalts Alexander Gorski in

allen Punkten und erkennt die Dringlichkeit des Falles angesichts der

Entwicklungen in Gaza an. Das Gericht weist alle Vorwürfe der deutschen

Bundespolizei gegen Prof. Dr. Abu Sittah zurück und stellt fest, dass

die Bundespolizei keinerlei Begründung gemäß der Rechtsgrundlage des

Art. 24 EU-Verordnung 2018/1861 und § 30 Abs. 5 BundespolizeiG vorweisen

kann.


“*Dieser Erfolg kann nicht hoch genug geschätzt werden*“


Alexander Gorski kommentiert: „Die Bundespolizei hat vor Gericht eine

überraschend schwache Begründung für das gegen Prof. Dr. Ghassan Abu

Sitta erlassene Einreiseverbot geliefert. Indem das Gericht sie als

nicht stichhaltig zurückweist, bekräftigt es unser Anliegen und stellt

die gesamten polizeilichen Ermittlungen in Frage. Professor Ghassan hat

Palästinenser*innen in Gaza unter schrecklichsten Bedingungen

unermüdlich geholfen, und dennoch wurde er nach seiner Rückkehr so

ungerecht behandelt.


Diese Entscheidung bedeutet, dass Prof. Abu Sittah Recht auf freie

Meinungsäußerung und Freizügigkeit nicht mehr bedroht ist. Er kann

wieder frei darüber sprechen, was er in Gaza erlebt hat. Dieser

Erfolgkann nicht hoch genug geschätzt werden.“


Dieser Erfolgverdeutlicht die Rechtswidrigkeit der zunehmend autoritären

anti-palästinensischen Repression durch den deutschen Staat und sollte

jeden ermutigen, seine Stimme gegen den anhaltenden Völkermord in Gaza

zu erheben. Wir danken Prof. Dr. Ghassan Abu Sittah für seinen Mut, sich

gegen die Verbrechen auszusprechen, die er mit eigenen Augen miterlebt

hat. Ebenso ächten wir den beschämenden Versuch des deutschen Staates,

Kritiker*innen des von ihm finanzierten Völkermords

<https://elsc.support/news/legal-action-to-stop-arms-exports-from-germany-to-israel

zum Schweigen zu bringen.  Abu Sittah wird am 17. Mai 2024

mitniederländischen Abgeordneten und vor zivilgesellschaftlichen

Organisationen an der Universität Amsterdam sprechen.


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

17.05.2024

Zwei Wegweiser für eine Gedenkstätte

jungewelt.de, vom 04.05.2024, Von Jelena Serpionowa

Die Reflexion der Naziverbrechen in der DDR und heutzutage am Beispiel des KZ Buchenwald. Ein Vergleich


1. von 4 Fotos     Jelena Serpionowa ist Dozentin für Psychologie an der Russischen Nationalen Medizinischen Forschungsuniversität »N. I. Pirogow« in Moskau


Es war einmal, in meiner fernen Kindheit, als ich im Bücherregal meiner Eltern ein Büchlein entdeckte. Es war ein Wegweiser durch die Gedenkstätte Buchenwald. Wohl kaum eine Lektüre für Kinder. Dennoch erinnere ich mich gut daran, welch starken Eindruck die Geschichte des heldenhaften Widerstands der KZ-Häftlinge damals auf mich machte. Widerstand der Menschen, die nicht nur an ihr physisches Überleben dachten, sondern mit aller Kraft nach Freiheit strebten und um jeden Preis die entwürdigenden Fesseln der Lagersklaverei zu sprengen versuchten.


Glauben an das Gute

Dieses Erlebnis aus der Kinderzeit geriet nicht in Vergessenheit, sondern hinterließ eine tiefe Spur in meinem gesamten Leben. Ich beschloss, Psychologin zu werden, um die inneren Kräfte ausführlich zu studieren, die uns helfen, in den schwierigsten Situationen über sich hinauszuwachsen, den Glauben an das Gute zu bewahren und Hoffnung zu schöpfen.


Als mir während einer Deutschland-Reise im Jahr 2018 ein neuer Wegweiser durch die Gedenkstätte Buchenwald in die Hände fiel, war ich sehr überrascht. Obwohl er sich in Form und Umfang kaum von seinem »Vorgänger« aus dem Jahr 1967 unterscheidet, ist der gravierende Unterschied in der Akzentsetzung und den modernen Bewertungen der historischen Ereignisse offensichtlich.


Der alte Wegweiser – aus der DDR – ist auf Grundlage der historischen Quellen konzipiert. So findet man darin zum Beispiel einen Hinweis auf den berüchtigten Kommissarbefehl – einen verbrecherischen Befehl der Naziführung mit der Anweisung, Politkommissare der Roten Armee nicht als Kriegsgefangene zu behandeln, sondern ohne Verhandlung auf der Stelle zu erschießen. Genannt werden nicht nur dessen Verfasser und Unterzeichner, auch unmittelbare Täter, die für die unmenschlichen Greueltaten verantwortlich sind (SS-Einheiten, Wehrmachtsgeneräle u. a.). Der moderne Wegweiser enthält keine Hinweise mehr auf die Beschlüsse und Dokumente der Faschisten, mit denen die Vernichtung der sowjetischen Kriegsgefangenen begründet und geregelt wurde. Dabei wurden im KZ Buchenwald mehr als 8.000 sowjetische Kriegsgefangene – unsere Mitbürger – brutal ermordet.


Im alten Wegweiser gibt es einen Abschnitt mit dem Titel »Vernichtung durch Arbeit«, in dem es heißt, dass die Nazis die KZ-Häftlinge lediglich als »Verbrauchsmaterial« betrachteten und dementsprechend behandelten (»… sie gnadenlos ausbeuteten – bis zur physischen Vernichtung«). Da steht auch geschrieben, dass die Häftlinge an unterschiedliche Betriebe »vermietet« wurden, als ob es sich um unbelebte Objekte handelte. Es werden konkrete Betriebe und Personen genannt, die von der Zwangsarbeit, also Sklavenarbeit, profitierten und Gewinn erzielten (zum Beispiel Personen im SS-Apparat, dem IG-Farben-Konzern usw.). Zahlreiche Bilder von ausgemergelten und erschöpften Häftlingen zeigen, in welchem katastrophalen gesundheitlichen Zustand sich die rücksichtslos ausgebeuteten Menschen im KZ befanden. Es wird auf das Schicksal der Häftlinge hingewiesen, die nicht mehr arbeitsfähig waren: »Sie wurden alle ins Krematorium geschickt.« Damit wurde die Beteiligung der Großindustrie des »Dritten Reichs« an den Naziverbrechen direkt thematisiert.


Wer trug Verantwortung?

Im modernen Wegweiser bleibt von der ganzen Geschichte nur eine neutrale Überschrift »Deutsche Ausrüstungswerke GmbH« und vier Zeilen mit einem vorsichtigen Hinweis: »Ruinen des ehemaligen SS-Betriebs, in dem KZ-Häftlinge für den Kriegsbedarf arbeiten mussten«. Das ist alles. Keine Informationen darüber, wie diese Betriebe entstanden waren, wie hoch die Sterblichkeit der KZ-Häftlinge war, wer dafür die Verantwortung trug. Kein Wort von Ausbeutung und unmenschlichen Bedingungen. Kein Wort über die Vernichtung durch Arbeit.

Im Abschnitt »Menschen als Versuchstiere« erzählt der alte Wegweiser über grausame Menschenversuche an KZ-Insassen. Die Verfasser zitieren historische Quellen, darunter Dokumente der Abteilung für Fleckfieber- und Virusforschung des Hygiene-Instituts der Waffen-SS, die im KZ Buchenwald eine Versuchsstation einrichtete, und ­Aussagen der ehemaligen Häftlinge während des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses. Sie benutzen zwar emotional, aber völlig zu Recht die Bezeichnung »Versuchstiere« – dieser Begriff weist auf die Inhumanität der ­Experimente und den Status der Häftlinge als komplett entrechtete und der Willkür der Täter überlassene Personen hin. Sie berichten unter anderem, dass im KZ Buchenwald Impfstoffe gegen Pocken, Typhus, Paratyphus A und B, Cholera, Fleckfieber, Diphtherie und Gelbfieber an Häftlingen erprobt wurden. All ­diese Informationen machen deutlich und lassen bei den Lesern keinen Zweifel daran, dass die Häftlinge schreckliche Qualen erleiden mussten, damit die nazistischen Forschungseinrichtungen ihre Testergebnisse bekommen konnten.


Leid nachempfinden

Im heutigen Wegweiser wollen die Verfasser die unangenehmen Fakten über diese schrecklichen und inhumanen Menschenversuche den Lesern wohl ersparen. Aus 16 informativen Sätzen wurde ein Satz: »Fleckfieberversuchsstation (1942) – im ehemaligen Block 46 (Versuchsstation des Hygiene-Instituts der Waffen-SS) fanden Versuche an Menschen statt.« Das war’s. Keine Andeutung über den verbrecherischen Charakter der Experimente und das Leiden der Opfer, keine Fotos oder Dokumente.

Der Wegweiser aus dem Jahr 1967 berichtet über »unmenschliche Lebensbedingungen der KZ-Insassen« und bietet dazu detaillierte Informationen, zum Beispiel über Verpflegungssätze – etwa, dass sowjetische Kriegsgefangene im Vergleich zu den anderen reduzierte Rationen erhielten. Auch über das Leben in Baracken: »eine Decke für 3–4 Personen«, »kein Wäschewechsel«, »keine Hygienemöglichkeiten«, »die Gefangenen mussten nasse und dreckige Kleidung tragen«, »Ausbreitung von Infektionen und Epidemien war nicht zu verhindern«. Man findet auch viele Fotos: 20 der 46 Bilder sind Nahaufnahmen, auf denen die ausgemergelten Gesichter und Körper gut zu erkennen sind, so dass man den Schmerz und das Leid der Häftlinge nachempfinden kann.


Friedlich und ruhig

Im heutigen Wegweiser werden eher neutrale und weniger »beängstigende« Formulierungen über das Lagerleben bevorzugt. So zum Beispiel ein Satz über die Häftlingskantine: »… von der SS betrieben, um Unterstützungsgelder von Angehörigen der Häftlinge abzuschöpfen. Angeboten wurde häufig nur minderwertige Ware.« Von Misshandlungen, Folter, Entbehrungen und Not ist in dieser Beschreibung nichts zu finden. Die in der ganzen Welt bekannten schwarzweißen Archivfotos, die damalige Zustände genau wiedergeben, sind im neuen Wegweiser durch Farbfotos der modernen Gedenkstätte ersetzt: Das Buchenwald-Gelände ist heutzutage friedlich und ruhig, da spazieren die Besucher entspannt durch schöne Herbstlandschaften. Abbildungen der Häftlinge fehlen, wie auch Auszüge aus historischen Quellen (Statistiken, Dokumenten, Zeitzeugenberichte), die grausamen Verbrechen werden bloß erwähnt, nicht näher erläutert. Es finden sich im Text keine wertenden Aussagen, die Nazipolitik und Konzentrationslager eindeutig verurteilen würden.

Auch der heldenhafte Widerstand der Häftlinge von Buchenwald findet in diesem Wegweiser keinen Platz. In der DDR-Zeit standen Tapferkeit, Mut und Durchhaltevermögen der antifaschistischen Widerstandskämpfer im Vordergrund. Vielleicht hält die heutige Leitung der Gedenkstätte das Thema für zu pathetisch oder zu prokommunistisch? Aber soll jeder Hinweis auf den tapferen und schweren Kampf dieser Menschen um Freiheit und Menschenwürde nur deshalb verschwinden, weil jemand das Thema in Verbindung mit der »kommunistischen Propaganda« bringen könnte?


Begründete Fragen

Alles hat seinen Preis. Werden Widerstand und Heldentat der KZ-Häftlinge aus dem historischen Gedächtnis über die Konzentrationslager entfernt, so stehen sie lediglich als hilflose Opfer da, die sich passiv der Macht des Bösen unterwarfen, nichts zu sagen hatten und nichts tun konnten. Eine absolute Hilfslosigkeit vor dem Bösen – was soll die heutige Generation daraus lernen? Die im Wegweiser von 1967 abgebildete bekannte Figurengruppe von Fritz Cremer hat mich damals, als Kind, zutiefst erschüttert. Auch heute bleibt das Denkmal ein stiller Appell an die Menschlichkeit in uns allen. Schade, dass das Bild nicht im modernen Wegweiser zu finden ist, wie auch viele andere Dinge, die man in den vergangenen Jahrzehnten vergessen konnte oder auch wollte. Diese von der Gedenkstätte vollzogene Transformation des Geschichtsbildes ruft eine Reihe von begründeten Fragen hervor. Die Antworten auf diese Fragen würden mich als geschichtsbewussten Menschen und auch als Psychologin sehr interessieren.


Info: https://www.jungewelt.de/artikel/474704.naziverbrechen-zwei-wegweiser-f%C3%BCr-eine-gedenkst%C3%A4tte.html


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

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