15.02.2024

Schweine zu künftigen Organspendern für Menschen genmanipuliert

meinungsfreiheit.rtde.life, 15 Feb. 2024 18:02 Uhr

In Japan wurden genmanipulierte Schweinezellen angeblich so weit modifiziert, dass Organe daraus gezüchteter Tiere bei Transplantationen von menschlichen Körpern nicht mehr so häufig abgestoßen würden. Am Dienstag wurden drei GMO-Ferkel geboren, deren Nachkommen einst als "Ersatzteillager" für Menschen verwendet werden könnten.


Quelle: www.globallookpress.com © Inge Prader / imago stock&people / www.imago-images.de


Eine Kampagne gegen Tierversuche der Tierschutzorganisation PETA am 30. Oktober 2008


Einem japanischen Forscherteam sei es gelungen, Schweine genetisch verändert so zu züchten, dass man deren Organe zur Organtransplantation beim Menschen verwenden könne. Laut einem vom Asia News Network am Mittwoch veröffentlichten Bericht seien die drei jüngsten gentechnisch in dieser Weise veränderten Ferkel am Sonntag – per Kaiserschnitt entbunden – zur Welt gekommen.


Das Forscherteam hat am Dienstag bekannt gegeben, dass es das Erbgut von Schweinen für Organtransplantationen bei Menschen genetisch verändert habe. Dazu wäre insbesondere ein immunitätsrelevantes Gen beim Schwein verändert worden. Das modifizierte Schweinegen solle bei Organtransplantationen zum Menschen Abstoßungsreaktionen verhindern. Bislang würden starke Abstoßungsreaktionen die Transplantation von Schweineorganen in menschliche Körper erschweren.


Die Übertragung von tierischen Organen auf den Menschen nennt man "Xenotransplantation". Angesichts mangelnder menschlicher Spenderorgane würde das Transplantieren vom Tier zum Menschen zunehmend an Bedeutung gewinnen, heißt es beim Asia News Network. Zum japanischen Forscherteam der Meiji-Universität in Kawasaki gehöre auch das Start-up-Unternehmen PorMedTec Co. Auf deren Website  stellt das japanische Unternehmen PorMedTec unter dem Kapitel "About" sein Angebot vor: "Maßgeschneiderte Produktion von gentechnisch veränderten Schweinen" heißt es dort auf Englisch in der Angebotsbeschreibung.


Putin bezeichnet Gentechnik als Waffe mit zerstörerischer Kraft





Putin bezeichnet Gentechnik als Waffe mit zerstörerischer Kraft






Gentechnisch veränderte Schweine brauche man schließlich zu verschiedenen Zwecken, erläutert das Universitäts-Spin-Off-Unternehmen sein Geschäftsmodell: Zum Beispiel für die Erforschung von Organregeneration oder zur Evaluation einer von neuen Therapien an den "Modellschweinen". Deshalb könne PorMedTec für unterschiedlichste Wünsche auch von Pharmaunternehmen jeweils speziell gentechnisch manipulierte Schweine produzieren:

"Wir bieten einen Service an, der gentechnisch veränderte und geklonte Schweine erzeugt, die den spezifischen Anforderungen unserer Kunden entsprechen."

Vor der Geburt der gentechnisch manipulierten Ferkel hatte PorMedTec importierte Schweinezellen vom amerikanischen Biotech-Unternehmen eGenesis gekauft. Bei eGenesis hatte man diese Schweinezellen für die Xenotransplantation so genmodifiziert, dass sie weniger anfällig für Abstoßungsreaktionen sein sollten. Zellkerne dieser Zellen habe das japanische Forschungsteam in die befruchteten Eizellen eines normalen Schweins injiziert. Anschließend seien 100 dieser Eizellen in die Gebärmutter eines Schweins eingesetzt worden.


Aktuell sei der nächste Schritt in der Forschung die Transplantation von Schweineorganen in Laboraffen. Aber bereits für den Herbst 2025 plane das Team eine klinische Studie zur Xenotransplantation bei Menschen. Dabei wollen die Japaner mit verschiedenen medizinischen Einrichtungen ihres Landes kooperieren. Außerdem soll im Herbst nächsten Jahres in Japan auch eine klinische Studie an Patienten mit schwerem Nieren- und Leberversagen durchgeführt werden. Nach Aussagen von Professor Hiroshi Nagashima von der Meiji Universität, einem der Gründer von PorMedTec, wolle man möglichst schnell neue Behandlungsmethoden anbieten.


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15.02.2024

Japans Wirtschaft rutscht überraschend in Rezession und fällt hinter Deutschland zurück

meinungsfreiheit.rtde.life, 15 Feb. 2024 16:23 Uhr

Eine schwache Binnennachfrage zwingt die japanische Wirtschaft in eine unerwartete Rezession. Prognosen waren von einem Wirtschaftswachstum ausgegangen. Nun rutscht Japan auf Platz vier der Weltwirtschaft – und rangiert somit derzeit hinter Deutschland.


Quelle: Gettyimages.ru


Symbolbild.


Japans Wirtschaft ist aufgrund der schwachen Binnennachfrage unerwartet in eine Rezession gerutscht. Sie war laut heute bekannt gegebenen Regierungsdaten nunmehr in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft.


Die Wall Street ist angesichts steigender Inflation schwer getroffen





Die Wall Street ist angesichts steigender Inflation schwer getroffen






Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im Zeitraum Oktober bis Dezember auf ein Jahr hochgerechnet um weitere 0,4 Prozent zurückgegangen, nachdem es in dem vorangegangenen 3. Quartal bereits um 3,3 Prozent eingebrochen war. Marktprognosen hatten noch ein Wachstum, nämlich um 1,4 Prozent, vorhergesagt.


Als Folge löst Deutschland nun derzeit Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ab. Japans nominales Bruttoinlandsprodukt 2023 belief sich auf 4,21 Billionen US-Dollar (rund 3,9 Billionen Euro). Damit ist Japan nach Deutschland mit 4,46 Billionen Dollar nur noch die Nummer vier der Weltwirtschaft. Das sei vor allem auf den starken Kursverlust des Yen zurückzuführen, teilte die Regierung in Tokio mit.


"Dass Deutschland Japan überholt hat, zeigt, dass wir unbedingt Strukturreformen vorantreiben und eine neue Phase des Wachstums schaffen müssen", sagte der für eine wirtschaftliche Wiederbelebung verantwortliche Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik Japans Yoshitaka Shindō in Tokio. Auf den ersten beiden Plätzen liegen die USA und China.


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15.02.2024

Exklusiver als Davos: Die europäischen Spitzenbanker und ihr Geheimklub

meinungsfreiheit.rtde.life, vom 14 Feb. 2024 18:48 Uhr

Einem Bericht der "Financial Times" zufolge, bringt das Institut International d'Etudes Bancaires, das nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde, zweimal im Jahr die Chefs der größten europäischen Banken zusammen, um die Weltpolitik zu diskutieren – inklusive Schweigepflicht.


Quelle: Gettyimages.ru


Symbolbild.


Seit mehr als sieben Jahrzehnten bringt eine geheime und äußerst einflussreiche Organisation die Chefs der größten europäischen Banken zweimal im Jahr in Luxushotels und königlichen Palästen auf dem ganzen Kontinent zusammen, um unter anderem die globale Politik zu diskutieren, so ein Bericht der Financial Times (FT) vom Montag.


In dem Artikel wird hervorgehoben, dass die Existenz des Institut International d'Etudes Bancaires (IIEB) außerhalb seiner Mitglieder kaum bekannt ist, da die Gruppe keine Website hat und die Tagesordnungen ihrer Sitzungen nicht veröffentlicht werden.


Analysten sehen auch 2024 eine lahmende deutsche Wirtschaft





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Berichten zufolge werden die Mitglieder davon abgehalten, Einzelheiten der Diskussionen mitzuteilen. "Das ist nicht wie in Davos, wo sich jeder einkaufen kann", sagte ein langjähriges Mitglied der FT unter der Bedingung der Anonymität. "Das ist wirklich exklusiv", fügte er hinzu.


Einige Mitglieder sollen sich über mangelnde Transparenz innerhalb der Gruppe beschwert haben, die seinerzeit gegründet wurde, um in einer Zeit geopolitischer Spannungen und Herausforderungen für die Finanzstabilität in Europa engere Beziehungen zwischen den Banken zu fördern.


"Wir waren jahrzehntelang Mitglied, als die Organisation dem Zweck diente, die europäischen Banken näher zusammenzubringen", sagte Par Boman, der Vorsitzende der schwedischen Bank Handelsbanken, der FT. Und er fügte hinzu:

"Aber nach der Finanzkrise hatten wir das Gefühl, dass die Extravaganz und der Mangel an Transparenz nicht zu unseren Werten passen."

"Stellen Sie solche Zahlungen ein" – Sparkasse droht privatem Spender für die AfD





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Dem Bericht zufolge wurde das IIEB 1950 in Paris von den Leitern von vier Kreditgebern aus dem ganzen Kontinent – Crédit Industriel et Commercial, Union Bank of Switzerland, Société Générale de Belgique und Amsterdamsche Bank – gegründet. Ziel war es, regelmäßige Gespräche auf hoher Ebene über die Entwicklungen im Bankensektor, in der Wirtschaft und im Währungssystem zu führen.


Die diskutierten Themen spiegelten die Sorgen der europäischen Bankiers in bestimmten Zeiträumen wider. In den 1950er-Jahren ging es beispielsweise um die Gründung von Tochtergesellschaften in ehemaligen Kolonien, während sich in den 1960er-Jahren die Aufmerksamkeit auf die globale Rolle des US-Dollars, die Probleme mit dem Bretton-Woods-System fester Wechselkurse und die drohende Übernahme europäischer Banken durch die Amerikaner richtete.


Gegen Ende des Jahrhunderts beschäftigten sich die IIEB-Diskussionsteilnehmer mehr mit den Auswirkungen des Euro, dem wachsenden Derivatemarkt und Fusionen und Übernahmen innerhalb der großen Banken, so die FT. Die Zeitung schreibt weiter:

"Da Europas Kreditinstitute unter Druck geraten, ihre glanzlosen Bewertungen zu verbessern – nachdem sie in den letzten Jahren bei der Rentabilität weit hinter ihre US-Konkurrenten zurückgefallen sind – und sich der Kontinent auf eine lange angekündigte Welle von grenzüberschreitenden Geschäften vorbereitet, tritt das IIEB in eine seiner wichtigsten Phasen seit seiner Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg ein."

Putin: Wirtschaftswachstum in Russland höher als erwartet






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Der FT zufolge ist das IIEB nicht nur ein Forum, in dem Europas Top-Finanziers Ideen austauschen können, sondern auch ein elitärer Gesellschaftsclub, in dem die Ehepartner der Banker drei Tage lang Galadinner, private Besichtigungen historischer Sehenswürdigkeiten und Shoppingtouren der Extraklasse genießen können.


In dem Bericht wird festgestellt, dass die Medien in den mehr als sieben Jahrzehnten des Bestehens des IIEB trotz der Bedeutung der behandelten Themen so gut wie nie über die Aktivitäten des IIEB berichtet haben.


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15.02.2024

Lügt Kanzler Scholz oder Präsident Putin zu Friedensverhandlungen Russland-Ukraine?

nachdenkseiten.de, 15. Februar 2024 um 13:30 Ein Artikel von: Florian Warweg

In dem am 9. Februar veröffentlichten Interview von Tucker Carlson mit dem Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, erklärte dieser in einer bisher kaum beachteten Sequenz, dass er Ende März 2022 die russischen Truppen vor Kiew aufgrund einer Absprache „mit meinen Amtskollegen aus Deutschland und Frankreich“ abgezogen hätte – als Bedingung für eine „endgültige Unterzeichnung der Dokumente“ für ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Russland und der Ukraine. Die NachDenkSeiten wollten vor diesem Hintergrund wissen, ob die Bundesregierung diese Darstellung von Putin bestätigen kann. Ein direktes Zitieren der Aussage Putins verhinderte der Regierungssprecher mit einer fragwürdigen Intervention.

Hintergrund

Putin erklärte in dem am 9. Februar ausgestrahlten Interview ab Minute 54:24 im Wortlaut (Übersetzung F.W.):

„Denn uns wurde vor allem von den Europäern gesagt, dass es notwendig sei, Bedingungen für die endgültige Unterzeichnung der Dokumente zu schaffen. Meine Amtskollegen in Frankreich und Deutschland sagten: ‚Wie können Sie sich vorstellen, dass die Ukrainer einen Vertrag unterschreiben, wenn man ihnen eine Waffe an den Kopf hält? Die russischen Truppen müssen zuvor aus Kiew abgezogen werden.‘ Ich sagte: ‚In Ordnung‘ und wir zogen die Truppen ab.“

Das deutsche Transkript sowie die komplette Übersetzung des Video-Interviews finden Sie hier, die entscheidende Stelle im übersetzten Video findet sich ab Minute 53:02 – da die Voransprache von Tucker Carlson weggelassen wurde.

Die Antwort von Regierungssprecher Steffen Hebestreit im Namen des Bundeskanzlers auf meine Frage, ob er diese Darstellung des russischen Präsidenten bestätigen oder dementieren kann, fiel unmissverständlich aus:

Ich kann bestätigen, dass das Unsinn ist.“

Auch meine abschließende Nachfrage, ob die Bundesregierung also definitiv sagt, dass es weder diese Aussage von Scholz bzgl. des Truppenabzugs vor Kiew als Vorbedingung für die Unterzeichnung eines Waffenstillstandsvertrages gegeben habe, noch der Kanzler in irgendeiner Form an den „Verhandlungen im Istanbuler Kontext im März 2022“ beteiligt gewesen sei, wird vom Regierungssprecher eindeutig bejaht („Korrekt!“).

Wer lügt, wer hat recht? Putin, Scholz oder beide?

Es stehen sich folglich zwei Aussagen diametral gegenüber. Der russische Präsident, der sagt, es hätte eine Einbindung von Scholz und Macron im Rahmen der Verhandlungen im März 2022 gegeben, verbunden mit dem entsprechenden Zitat, und Scholz, der via seinem Sprecher erklären lässt, die Darstellung Putins sei kompletter Unsinn.

Die NachDenkSeiten haben umgehend nach der Bundespressekonferenz am Mittwoch Presseanfragen an die russische Botschaft sowie auch an die französische Botschaft gestellt mit Bitte um Stellungnahme bzw. im Fall der französischen Botschaft mit der Bitte um Bestätigung oder Dementi der entsprechenden Ausführungen von Putin in Bezug auf Präsident Emmanuel Macron. Der Eingang der Anfragen wurde bestätigt, eine Antwort wird aber erst in ein paar Tagen zu erwarten sein. Sobald die Antwort vorliegt, werden wir unsere Leser informieren.

Voreiliges Dementi durch den Regierungssprecher?

Bis dahin bleibt nur die Recherche in öffentlich zugänglichen Quellen. Und die deuten zumindest darauf hin, dass das Dementi von Regierungssprecher Steffen Hebestreit etwas zu schnell erfolgt sein könnte, zumindest in der vorgenommenen Absolutheit.

Denn es gibt belegte Aussagen des damaligen israelischen Premierministers Naftali Bennett, die darauf hindeuten, dass Olaf Scholz sehr wohl in den Verhandlungsprozess eingebunden war. Bennett war gleich zu Beginn des Krieges vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gebeten worden, als Vermittler zwischen ihm und Putin zu agieren. Ziel war der Abschluss eines Waffenstillstandsabkommens.

Knapp ein Jahr danach, im Februar 2023, sprach Bennett erstmals öffentlich über seine Verhandlungsbemühungen im Februar/März 2022 in einem Video-Interview. Laut seiner dortigen Darstellung war ein Waffenstillstand in greifbarer Nähe gewesen. Beide Seiten, sowohl Russland wie die Ukraine, seien zu erheblichen Zugeständnissen bereit gewesen.

Wortwörtlich sagt er unter anderem:

„Ich hatte damals den Eindruck, dass beide Seiten großes Interesse an einem Waffenstillstand hatten.“

Doch hätten, so der ehemalige Premier weiter, vor allem Großbritannien und die USA im weiteren Verlauf den Prozess beendet und auf eine Fortsetzung des Krieges gesetzt.

Wirklich relevant sind im Zusammenhang des Dementis des Kanzlersprechers in der BPK aber die Verweise von Bennett auf die Rolle von Deutschland und Frankreich bei seinen Verhandlungen hinter den Kulissen. Eine ausführliche Darstellung der Aussagen des ehemaligen israelischen Premiers findet sich in einem Beitrag der Berliner Zeitung vom 6. Februar 2023 mit dem Titel „Naftali Bennett wollte den Frieden zwischen Ukraine und Russland: Wer hat blockiert?

Dort heißt es unter anderem:

„Bennett flog daraufhin zunächst nach Deutschland, um mit Bundeskanzler Scholz zu sprechen, anschließend unterrichtete er den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, den britischen Premier Boris Johnson sowie die amerikanische Regierung. Boris Johnson habe damals die „aggressive“ Position vertreten, dass „man Putin weiter bekämpfen müsse“, wogegen Scholz und Macron eher pragmatisch eingestellt waren. In der US-Regierung seien beide Positionen vertreten gewesen.“

Schaut man sich das Videointerview an, findet man all diese Aussagen bestätigt. Bennett führt ab dem Zeitstempel 2:54:42 z.B. aus, wie er nach den Verhandlungen mit Putin im Kreml direkt nach Deutschland geflogen sei und sich dort mit Scholz und dessen Sicherheitsberater getroffen hätte:


Screenshot_2024_02_15_at_21_28_32_L_gt_Kanzler_Scholz_oder_Pr_sident_Putin_zu_Friedensverhandlungen_Russland_Ukraine


Im weiteren Verlauf erklärt der ehemalige israelische Premier dann noch:

„Ich habe meine Verhandlungsbemühungen bis ins kleinste Detail mit den USA, Deutschland und Frankreich abgestimmt“.

Screenshot_2024_02_15_at_21_30_14_L_gt_Kanzler_Scholz_oder_Pr_sident_Putin_zu_Friedensverhandlungen_Russland_Ukraine

Video https://youtu.be/qK9tLDeWBzs Dauer 4:51:33 min


Zudem weist Bennett mehrmals im Interview darauf hin, dass er alle seine Schritte und Gespräche (und wohl auch die Treffen mit Scholz) protokolliert habe.

Es lässt sich basierend auf den Aussagen von Bennett festhalten, dass zumindest die Darstellung von Regierungssprecher Hebestreit auf meine zweite Nachfrage, ob Olaf Scholz bei den Verhandlungen im März 2022 wirklich keinerlei Rolle gespielt habe, so nicht haltbar ist. Außer die Bundesregierung sagt, sowohl Bennett als auch Putin würden bezüglich der Rolle und Einbindung des Kanzlers in die Verhandlungen lügen.

Zudem gibt es einen weiteren Aspekt, der die Art des Dementis Hebestreits im Namen der Bundesregierung infrage stellen könnte. Bennett hat nachweislich direkt mit Selenskyj und Putin verhandelt und all dies nach eigener Darstellung „bis ins kleinste Detail“ mit Scholz und Macron abgestimmt. Es ist daher nicht per se als Option auszuschließen, dass das von Putin seinen Amtskollegen zugesprochene Zitat (Forderung nach Abzug der russischen Truppen um Kiew als Vorbedingung für Unterzeichnung) tatsächlich so im Konsultationsprozess zwischen Macron, Scholz und Bennett gefallen und von letzterem an Putin übermittelt wurde.

Zudem verliefen die Gespräche nach Darstellung von Bennett direkt zwischen ihm und Scholz sowie dessen Sicherheitsberater Jens Plötner. Es ist eher unwahrscheinlich, dass auch Hebestreit bei Gesprächen auf diesem Geheimlevel mit anwesend war. Es bliebe also auch noch die Option, dass hier Hebestreit voreilig dementierte, ohne zuvor zu dem Thema seinen Chef konsultiert zu haben.

Insgesamt bleiben derzeit folgende Optionen auf dem Tisch:

  1. Putin hat gelogen;
  2. Scholz hat gelogen;
  3. Putin macht den Biden, und hat Scholz mit Altkanzler Gerhard Schröder verwechselt, welcher Putin für Vermittlungsgespräche Anfang März 2022 aufgesucht hatte;
  4. Kanzler Scholz hat die fragliche Aussage so wie von Putin zitiert getroffen, es allerdings bedingt durch seine bekannte Gedächtnisschwäche (siehe Cum-Ex) wieder vergessen;
  5. Es war ganz anders…

Die Lösung des Geheimnisses liegt wohl in der Offenlegung der mit großer Sicherheit existierenden Gesprächsprotokolle auf russischer, deutscher, französischer und israelischer Seite. Warten wir zunächst ab, was die russische und französische Botschaft auf die Presseanfrage der NachDenkSeiten antworten werden…

Auszug aus dem Protokoll der Regierungspressekonferenz vom 14. Februar 2024

Frage Warweg
Ich hätte noch eine Frage zu einer Aussage des russischen Präsidenten beim Interview mit Tucker Carlson. Bei Minute 54 erklärte Putin, dass er Ende März 2022 als Bedingung für eine endgültige Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens die Truppen vor Kiew aufgrund einer Absprache mit seinen Amtskollegen aus Deutschland und Frankreich abgezogen hätte. Da würde mich interessieren: Können Sie denn bestätigen bzw. dementieren, dass Bundeskanzler Olaf Scholz gegenüber Putin im März 2022 „endgültige Unterzeichnung des ausgehandelten Abkommens nur bei Rückzug der Truppen um Kiew“ erklärte?

Regierungssprecher Hebestreit
Ich kann bestätigen, dass das Unsinn ist.

Zusatz Warweg
Das ist ja jetzt keine Kleinigkeit. Deswegen würde ich mir erlauben, das ganz kurz zu zitieren, um klarzumachen, dass das wirklich so komplett dementiert werden kann.

Hebestreit
Herr Warweg, Sie versuchen jetzt irgendwie, den russischen Präsidenten – – – Ich weiß nicht, ob Sie sich das Interview angeschaut haben.

Zusatz Warweg
Ja, habe ich.

Hebestreit
Jetzt greifen Sie eine Sache heraus, und die glauben Sie?

Zusatz Warweg
Es geht ja nicht um Glauben.

Hebestreit
Ich frage nur!

Zusatz Warweg
Er müsste es ja dementieren.

Hebestreit
Ich habe Ihnen ja schon eine Antwort gegeben. Sie brauchen gar nicht zu zitieren.

Zusatz Warweg
Zum einen sitzen wir hier, um Sie zu befragen, nicht umgekehrt! Ich würde ganz kurz – – – Wenn, dann wäre es an sich am Moderator, mir das zu sagen!

Hebestreit
Aber, Herr Warweg, Sie sind doch nicht dafür da, hier jetzt Putins Propaganda groß auszubreiten.

Zusatz Warweg
Nein, genau deswegen nicht!

Hebestreit
Sie haben mir doch eine Frage gestellt, auf die ich geantwortet habe. Dann müssen Sie mir die Frage danach doch nicht noch einmal vorlesen! Ich weiß, wofür Sie das brauchen, aber es ist trotzdem so, dass      

Zusatz Warweg
Nein, das ist eine Unterstellung!

Hebestreit
Nein, das ist keine Unterstellung. Ich habe Ihnen doch die Antwort gegeben. Sie haben mich etwas gefragt, ich habe Ihnen die Antwort gegeben.

Zusatz Warweg
Das heißt, um das noch einmal ganz klarzustellen, dass die Darstellung von Putin, dass Olaf Scholz und Macron ihm gesagt haben „Zieh erst deine Truppen aus Kiew zurück, sonst keine Unterzeichnung“, die gab es in keiner Form, und Olaf Scholz war auch in keiner Form an diesen Verhandlungen im Istanbuler Kontext im März 2022 beteiligt.

Hebestreit
Korrekt.


Mehr zum Thema: Die nicht gewollte Friedenschance von Istanbul im Frühjahr 2022 – Teil 1

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Putin im Carlson-Interview: „Die heutige deutsche Führung lässt sich eher von den Interessen des kollektiven Westens als von ihren nationalen Interessen leiten“

Cum-Ex-Skandal: Hat Kanzler Scholz gelogen, sein Sprecher oder beide zusammen?


Rubriken: Bundesregierung Militäreinsätze/Kriege

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Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=111101


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15.02.2024

Aufruf zur Vernichtung Putins – Russischer Botschafter schreibt offenen Brief an n-tv

meinungsfreiheit.rtde.life, 15 Feb. 2024 12:08 Uhr

Das Nachrichtenportal "n-tv" veröffentlichte ein Interview, in dem zu Gewalt gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgerufen wird. Der Botschafter Russlands in Deutschland fordert von "n-tv", die strafrechtlich relevanten Stellen zu löschen, und generell die Einhaltung seriöser journalistischer Standards.


Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Volker Hohlfeld


Der außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland Sergej Netschajew bei der Gedenkfeier zum Sieg über den deutschen Faschismus in Berlin am 9. Mai 2023


Der außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland Sergej Netschajew bei der Gedenkfeier zum Sieg über den deutschen Faschismus in Berlin am 9. Mai 2023DD


Der außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland, Sergei Netschajew, wandte sich in einem offenen Brief an den Chefredakteur Tilman Aretz des Kölner TV-Nachrichtenportals n-tv. Anlass für den Brief ist ein Interview mit Leonid Wolkow, das auf n-tv veröffentlicht wurde. Wolkow ist ein Mitarbeiter und Vertrauter von Alexei Nawalny. Beide sind in Russland als "ausländische Agenten" eingestuft. Wolkow verbreitet in dem Interview nicht nur in gewohnt drastischen Tönen die für den Kreis um Nawalny typische Desinformation über ein angeblich ökonomisch am Boden liegendes Russland, sondern er ruft bereits mit dem Titel des Beitrags direkt zur Gewalt und zum Umsturz in Russland auf: "Putin muss vernichtet werden."


Der russische Botschafter Netschajew nimmt vor allem dazu Stellung. Es ginge ihm mit seinem Appell nicht um die bekannte Meinung Wolkows über Russland, sondern um den expliziten Aufruf zur Gewalt gegen den Präsidenten: 

"... am Ende des Gesprächs ruft Wolkow offen zur 'Vernichtung' des Präsidenten der Russischen Föderation auf. Das sprengt jeden denkbaren Rahmen und ist eklatanter Missbrauch der Meinungsfreiheit."

In der Tat sind die öffentlichen Äußerungen Wolkows strafrechtlich relevant. Zudem kritisiert der Botschafter Russlands auch, dass n-tv redaktionell entschieden hat, diesen Aufruf Wolkows zu Gewalt im Titel des Beitrags zu platzieren und sich zudem nicht vom Inhalt dieses Interviews distanziert zu haben. 

"Es ist empörend und abstoßend, dass auf ntv.de eine offene Plattform für die rechtswidrigen und im Kern terroristischen Äußerungen geboten wird und diese sogar in der Schlagzeile platziert werden. Eine Verurteilung oder kritische Reaktion des Journalisten ist nicht erkennbar."

Der russische Botschafter deutet diese Haltung als ein Gutheißen des im Interview Gesagten durch die Redaktion des Nachrichtenportals. 

"Diese Herangehensweise kann nur bedeuten, dass die Gewaltanwendung gegen ein demokratisch gewähltes ausländisches Staatsoberhaupt somit de facto gutgeheißen wird. Es stellt eine grobe Verletzung der journalistischen Ethik und Berufsstandards dar."

Popularität von Videos der Nawalny-Stiftung auf YouTube sank in zwei Jahren auf ein Fünftel





Popularität von Videos der Nawalny-Stiftung auf YouTube sank in zwei Jahren auf ein Fünftel





Der Botschafter Netschajew fordert n-tv-Chefredakteur Aretz auf, sich von den rechtswidrigen Äußerungen Wolkows zu distanzieren und die strafrechtlich relevanten Inhalte zu entfernen. Der Privatsender n-tv hat bisher nicht erkennbar auf die Aufforderung reagiert.


Leonid Wolkow lebt in Litauen. Die Organisation Nawalnys ist in Russland als extremistisch eingestuft und ist verboten. Wegen ihrer finanziellen Unterstützung durch den Westen musste sie sich zuvor als "ausländischer Agent" registrieren lassen. Nawalny, dessen Organisation und die dieser nahestehenden Personen werden im Westen als russische Opposition inszeniert, obwohl es ihnen in der russischen Gesellschaft aufgrund der Radikalität ihres Auftretens und der offenen Umsturzforderungen an Rückhalt fehlt.


Mehr zum Thema – Russlands Innenministerium setzt zwei Anwälte von Nawalny auf Fahndungsliste


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Info: https://meinungsfreiheit.rtde.life/inland/196242-wegen-gewaltaufruf-russischer-botschafter-schreibt


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15.02.2024

[IMI-List] [0650] Analysen: Rotes Meer / AfD / IG Metall-SPD-BDSV / Exporte Israel

Feb 15, 2024, IMI-JW:


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Online-Zeitschrift "IMI-List"

Nummer 0650 – 27. Jahrgang

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Liebe Freundinnen und Freunde,


in dieser Mail findet sich


1.) der Hinweis auf neue Texte zu den westlichen Militäreinsätzen im Roten

Meer und der vermeintlichen „Friedenspartei“ AfD und deutschen

Waffenlieferungen an Israel;


2.) eine erste Auswertung des gemeinsamen Rüstungspositionspapiers von IG

Metall, SPD-Wirtschaftsforum und dem Bundesverband der Sicherheits- und

Verteidigungsindustrie.


1.) Neue Texte: Rotes Meer / AfD / Exporte Israel


IMI-Analyse 2024/10

Wächter des Wohlstands im Roten Meer

Westliche Militäreinsätze in schwierigem Gewässer

https://www.imi-online.de/2024/02/15/waechter-des-wohlstands-im-roten-meer/

Jürgen Wagner (15. Februar 2024)


IMI-Analyse 2024/09

Deutsche Rüstungsexporte nach Israel und die Region

https://www.imi-online.de/2024/02/09/deutsche-ruestungsexporte-nach-israel-und-die-region/


Elvin Çetin (9. Februar 2024)


IMI-Analyse 2024/08

Antiamerikanismus allein macht noch keine Friedenspartei

Der deutschnationale Militarismus der AfD unter falscher Flagge

https://www.imi-online.de/2024/02/07/antiamerikanismus-allein-macht-noch-keine-friedenspartei/


Merle Weber (7. Februar 2024)




2.) Analyse: Schulterschluss Rüstung


IMI-Standpunkt 2024/003

Schulterschluss Rüstung

Positionspapier von IG Metall, SPD-Wirtschaftsforum und BDSV

https://www.imi-online.de/2024/02/14/schulterschluss-ruestung/

Andreas Seifert (14. Februar 2024)


In der Mobilisierung von noch mehr Geld meldet sich eine neue Troika zu

Wort: Gewerkschaft (IGM), Kapital (BDSV) und Lobbyverband

(SPD-Wirtschaftsforum) fordern gemeinsam, man dürfe nicht nachlassen noch

mehr Ressourcen in die heimische Rüstung zu pumpen. Mit einem gemeinsamen

Positionspapier „Souveränität und Resilienz sichern – Industriepolitische

Leitlinien und Instrumente für eine zukunftsfähige Sicherheits- und

Verteidigungsindustrie“ ging man am 9. Februar 2024 an die Presse.  Tenor

des 12-seitigen Papiers: Wir sehen, dass die Bundesregierung (endlich) in

die Rüstung investiert, aber es ist nicht genug und es wird zu wenig in

deutsche Unternehmen gesteckt. Deutschland droht seine Kompetenzen in der

Rüstung zu verlieren und damit gehen Arbeitsplätze verloren.


Rüstungsfesseln abschaffen


Die Stärkung „nationaler Kompetenzen“ im Verbund mit den in Deutschland

vorhandenen

Arbeitsplätzen ist das verbindende Element dieses Papiers und es wird

schnell deutlich, dass hier die unternehmerische Perspektive federführend

war: „Mit dem 100-Milliarden-Euro-Programm ist es möglich, notwendige

Beschaffungen für die Entwicklung der Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit

durchzuführen; zu erheblichen Teilen erfolgen diese aus den USA und Israel.

Weder aus der Sicht des Bundeswehr-Bedarfs noch aus Sicht der SVI

[Sicherheits- und Verteidigungsindustrie] reicht dies aus. Deutschland und

Europa brauchen ein industriepolitisches Konzept zur Stärkung der SVI und

Aufbau und zur Entwicklung eigener leistungsfähiger Verteidigungssysteme in

den Dimensionen Land, Luft und See.“

Wesentlicher Hebel einer Förderung ist die Berücksichtigung nationaler

Unternehmen und Kompetenzen und die Verstetigung aller Ausgaben. Die

dauerhafte Sicherstellung von hohen Investitionen in den Bereich der

Wehrtechnik, z.B. auch durch die gezielte Förderung technologischer

Entwicklungen, gepaart mit dem Wunsch nach langfristigen und auskömmlichen

Lieferverträgen ist das Schlüsselelement, das zum Gedeihen der Industrie

führen soll. Zudem wird gefordert, dass eine größere Verbindlichkeit im

Kontext länderübergreifender Rüstungsprojekte entsteht und eine

Harmonisierung der Exportrichtlinien in Europa die vermeintlich vorhandene

Benachteiligung deutscher Unternehmen aufhebt. Oder um es etwas einfacher zu

formulieren: Weg mit zu viel Einschränkungen beim Export ... auch wenn die

Branche es natürlich und ausdrücklich unterstützt, „dass Deutschland mit

großer Sorgfalt jeden einzelnen Exportfall prüft.“ Nein, das ist nicht so,

was insbesondere im Verhältnis zu Dual-Use-Gütern deutlich wird, wo den

Schreiber*innen die mögliche Verhinderung eines Geschäfts durch eine

Exporteinschränkung ein Dorn im Auge ist. Und wenn man schon einmal dabei

ist, sich gegen Regularien zu stemmen, wird auch gleich die Befreiung von

der CO2-Bepreisung durch EU-Regularien und eine Ausnahme vom EU-„Carbon

Border Adjustment Mechanism“ gefordert, da ihre Produkte „nur im begrenzten

Umfang ‚grüne‘ Technologien beinhalten können.“ Da Krieg also nicht „grün“

geht, sollte man die Industrie nicht mit dem Klima belästigen.


Partikularinteressen


Entlang der Sektoren Land, See und Luft werden diese Ideen im Verlauf des

Papiers durchdekliniert. Wie nicht anders zu erwarten, ist Aufrüstung die

einzige Option, die den Schreiber*innen einfällt. Das ist dann besonders

kurios, wenn die „Bedrohungslage“ als terroristisch eingestuft wird oder ein

Sabotageakt vorliegt. Die Antwort auf die Frage, ob mehr Fregatten,

Korvetten und Flottendienstboote den „Sabotageakt auf die Gaspipeline

Nord-Stream im September 2022“ hätten verhindern können, bleibt das Papier

schuldig – es reicht als Ausgangspunkt einer verstärkten Aufrüstung. Dass es

umgekehrt auch nicht darum geht, dieser angenommenen Bedrohungslage mit

wirklichen Maßnahmen zu begegnen, sondern vor allem die eigenen

Partikularinteressen durchzusetzen, wird deutlich, wenn „europäische“

Projekte auf ihre „nationalen“ Auswirkungen runtergebrochen werden. So war

laut dem Positionspapier die Vergabe der F126 Fregatte an einen

„europäischen Wettbewerber“ letztlich ein Fehler, da Kompetenzen in

Deutschland verloren gehen – ein effizienter Umgang mit Haushaltsmitteln ist

demnach kein Kriterium. Nationale Lösungen sind somit deshalb schon besser,

weil sie das Geld im Land lassen. Mangelnde Kosteneffektivität, wie sie z.B.

zuletzt auch in einer Greenpeace-Studie  festgestellt wurde, sind kein

Anlass zur Selbstkritik. Es wird deutlich, dass die führenden

Industrieunternehmen regelrecht ihren Wunschkatalog in dieses

Positionspapier haben einbringen können, vorhandene Kritik an ihrem Gebaren

ausblenden und gern auch mal deutlich übertreiben. So werden z.B. im

„Leitsektor Domäne Luft“ die Beschäftigungswirkungen der 4.

Eurofighter-Tranche über den grünen Klee gelobt, obschon die zugrunde

gelegte PwC-Studie im Auftrag des BDLI,  als Gefälligkeitsgutachten mehr als

kenntlich ist. In der wird dann beispielsweise behauptet, dass sich der

Eurofighter quasi über seine Produktion alleine schon zu fast 66% selbst

refinanziert – erreicht wird dies unter anderem indem man die

Sozialversicherungsbeiträge der Beschäftigten gleich mal als Steuern wertet

(eine Logik, die man ansonsten nur noch beim Lobbyverband der Steuerzahler

findet). Kurzum, Rüstung in Deutschland ist nicht nur sicherheitstechnisch

ein Gewinn, die Gesamtwirtschaft wird dadurch gestärkt.


Leichtfertige Rüstungswünsche


Als Papier der Industrie konnte man nichts anderes erwarten. Von einem

Papier, das aus dem Fokus der in der Industrie Beschäftigten kommt, auch

nicht ganz etwas anderes: es sind ja schließlich ihre Arbeitsplätze, um die

es hier geht. Im Namen der Gesamt-IGM ist das vielleicht schon wieder ein

bisschen anders. Von einem SPD-Wirtschaftsforum hingegen hätte man sich die

Berücksichtigung auch anderer wesentlicher Aspekte der Gesamtwirtschaft

erwarten können. Denn Rüstung ist nicht irgendeine Form einer

wirtschaftlichen Betätigung – hier wird das produziert, was andere dazu

verleitet, die militärische Bedrohung überhaupt erst zu erschaffen, gegen

die man sich mit mehr Waffen zu schützen glaubt. Rüstung erschafft per se

keine Sicherheit, sondern das Gegenteil davon. Der leichtfertige Wunsch,

mehr zu produzieren und zu exportieren, damit es der Volkswirtschaft gut

geht und Arbeitsplätze erhalten werden, wird erfüllt, in dem andere ggf. in

anderen Teilen der Welt in einer größeren Unsicherheit leben müssen, Opfer

von Krieg und Waffeneinsatz zu werden. Die Rechnung, mithilfe von vielen

unproduktiven Euro in die Rüstung würde es allen gut gehen, kann nicht

aufgehen – andere Bereiche der Wirtschaft sind hier wesentlich effektiver,

Wohlstand zu schaffen und zu erhalten, als eine überteuerte Rüstung. Ein

Fingerzeig ist hier, dass die Worte Gewinn, Rendite, Aktionäre in dem Papier

nicht zu finden sind – selbstlos.



IMI-List - Der Infoverteiler der

Informationsstelle Militarisierung

Hechingerstr. 203

72072 Tübingen

imi@imi-online.de


Redaktion: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka

ISSN: 1611-2563

https://www.imi-online.de/mailingliste/


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

15.02.2024

Editorial Lexikon der Politischen Strafprozesse

lexikon-der-politischen-strafprozesse.de, gegründet 2012 von Kurt Groenewold
herausgegeben von Kurt Groenewold / Alexander Ignor / Arnd Koch


Das Lexikon der politischen Strafprozesse ist ein freizugängliches und dynamisch wachsendes deutschsprachiges Online-Lexikon. Es versammelt in Listenform politische Strafprozesse und gibt zu jedem in Kurzform erste Informationen.


Kurt Groenewold
© Bernd Liebner AV













Video https://www.youtube.com/embed/yNmlMM7ll-A Dauer 7:53 min


Die Geschichte der politischen Strafjustiz besteht aus vielen einzelnen Geschichten. Ihre Deutung und historische Erinnerung ist nur möglich im Zusammenhang mit den jeweiligen politischen Umständen, Vorstellungen und Absichten. Zentraler Inhalt ist das Selbstverständnis der Prozessveranstalter einerseits und der Personen oder Personengruppen andererseits, die Gegenstand eines solchen Verfahrens sind. Es geht um das jeweilige historische Bild, das die Prozessveranstalter und die Angeklagten von sich zeichnen wollen.


Strafprozesse, die als politische Prozesse bezeichnet werden, hat es schon immer gegeben. Sie ziehen sich durch die Geschichte aller Staaten seit der Antike, durch die Neuzeit und das 19. Jahrhundert, um im 2o. Jahrhundert in den großen Prozessen, deren historischer Gegenstand der Holocaust war, dem Eichmann-Prozess in Jerusalem und dem Auschwitz-Prozess in Frankfurt, und in der Errichtung des Strafgerichtshofs in Den Haag eine internationale Dimension erreicht haben.


Der Begriff der politischen Strafjustiz ist umstritten. Er ist umstritten, weil die Prozessveranstalter einen politischen Charakter des Prozesses oft leugnen, während die Angeklagten sich gerade darauf berufen. Es ist ein Ziel des Lexikons, anhand der Summe der Einzelfälle den Begriff neu zu definieren. In der Geschichte des Begriffs stehen sich zwei Auffassungen gegenüber: Einmal diejenige, die den Begriff auf Verfahren beschränkt, die gegnerische oder kritische Meinungsäußerungen zum Gegenstand haben, sowie auf Hochverratsprozesse. Zum anderen die, jeder Strafprozess als solcher sei politisch insofern, dass er der Bestätigung bzw. Infragestellung von Gesetzen oder einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung dient.


Das Lexikon geht von einem anderen Begriff des politischen Strafprozesses aus. Die genannten Beispiele geben eine vorläufige Richtung an. Nicht in die Betrachtung einbezogen wird das Staatsverständnis der Rechts- und Staatsphilosophie. Die Frage, ob, im Sinne von Aristoteles, das Wohlergehen des Einzelnen im Mittelpunkt steht, oder, im Sinne von Machiavelli, die Erhaltung des Staates als Institution, spielt in der Darstellung einzelner Verfahren vielleicht eine Rolle, nicht jedoch dabei, eine Definition zu gewinnen.


Der Versuch, politische Strafverfahren mit einem Feindbild zu begründen, mit dem Bild eines „Unmenschen“ oder gar „Untermenschen“, der eigentlich vernichtet werden muss, wird in dem
Lexikon nicht verfolgt. Die Unterscheidung in politisch als solche anerkannte bzw. kriminelle
Straftaten ist daher überflüssig.


Strafverfahren finden nicht nur im Gerichtssaal statt. Sie beeinflussen die öffentliche Meinung und werden ihrerseits von dieser beeinflusst. Sie dienen nicht nur der Abbildung der in einer Gesellschaft herrschenden politischen Ideen oder des Staatsverständnisses, dessen Legitimierung und Durchsetzung nämlich, sondern zugleich auch dem Gegenteil. In einer von Vernunft geleiteten Gesellschaft ist es im Rahmen eines Strafprozesses zulässig, das bestehende System in Frage zu stellen, es zu delegitimieren oder gar seine Zerstörung zu propagieren.


Das Lexikon soll dazu beitragen, der öffentlichen Hysterisierung und pauschalen Feinderklärung mittels politischer Strafverfahren entgegenzuwirken.


Das Lexikon beschreitet einerseits den traditionellen Weg, geschichtliche Vorgänge darzustellen. Andererseits wird es einen neuen Blick auf die Strukturen von Strafprozessen allgemein ermöglichen und auf das Menschenbild, das dahintersteht.


Die Form des Lexikons erlaubt, über eine Vielzahl von Prozessbeschreibungen in Kurzform zu
verfügen. Jeder Artikel wird von einem ausgewiesenen Autor verfasst. Das Lexikon ersetzt keine
Essays, Monographien oder literarische Darstellungen.


Die Herausgeber sind für die Auswahl der Prozesse, für die Auswahl der Autoren und für die Endredaktion verantwortlich.

Kurt Groenewold


Zuschriften bitte an:

Redaktion
Lexikon der Politischen Strafprozesse
Dr. Sabine Groenewold
Dr. Georgia Stefanopoulou
Heußweg 35
20255 Hamburg

Hjördis Brett, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Johannes Morelli, wissenschaftlicher Mitarbeiter


Hinweis der Herausgeber:
Die Liste der Politische Strafprozesse ist alphabetisch nach Namen geordnet, unabhängig von
Nation oder Epoche.


Die jeweilige Charakterisierung basiert auf 5 Kategorien:
– Nation
– Zeitpunkt des Prozesses, vom ersten Zugriff des Staates bis zum Urteil/ Einstellung
– Vorwurf
– Verteidigung
– Historisches Stichwort

Die Kategorien bzw. Schlagwörter sind ihrerseits frei verknüpfbar, so dass zeitgeschichtliche,
gesellschaftspolitische oder überstaatliche Zusammenhänge erkennbar werden.


Beispiel 1: Der Prozess gegen Gracchus Babeuf, Frankreich 1797

https://www.lexikon-der-politischen-strafprozesse.de/glossar/babeuf-francois-noel/#more-619


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https://www.lexikon-der-politischen-strafprozesse.de/wp-content/uploads/2020/01/Babeuf.pdf


Info: https://www.lexikon-der-politischen-strafprozesse.de


hier Zitate daraus: Im Sog des Sturzes von Maximilien Robespierres begab Babeuf sich nach Paris. Er gründete eine Zeitung, Journal de la Liberté de la Presse, und trat für die Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte ein, die er unter der Terrorherrschaft Robespierres verlorengegangen und auch nach dessen Tod nicht wiederhergestellt sah. Später änderte Babeuf den Titel in Tribun du peuple; eine Reverenz an den von Charlotte Corday ermordeten Jean-Paul Marat und dessen radikales Blatt Ami du peuple. Auch seinen bürgerlichen Vornamen legte er ab und nannte sich Gracchus, nach den Brüdern Tiberius und Gaius, die während der Römischen Republik Volkstribunen waren und, obwohl selbst der Nobilität angehörend, ein populares politisches Programm verfolgten, wozu vor allem der Versuch der Rückführung privatisierter, ursprünglich von der Allgemeinheit genutzten, Ackerflächen an Landlose und Arme gehörte.


Die Brüder Gracchus, Skulptur von Jean-Baptiste Claude Eugène Guillaume, © s.u.


Mit der Machtübernahme der reaktionären Thermidorianer und anschließend des gemäßigten Direktoriums fürchtete Babeuf um den Fortbestand der Revolution. Er entschied sich, den Kampf für seine Ideale im Untergrund fortzusetzen. Mit seinen Komplizen schloss er sich zu einem „geheimen Direktorium des öffentlichen Wohles“ zusammen und bereitete den Sturz der Regierung vor.


Anfang April 1796 begann der Aufbau einer konspirativen Organisation, der Gesellschaft der Gleichen. In jedem der zwölf Pariser Bezirke bildeten sich revolutionäre Zellen um einen Agenten, der wiederum vom geheimen Direktorium instruiert war. Die illegale Bewaffnung erfolgte durch Überläufer aus den Reihen der Polizeilegion und der für die Regierungsgebäude zuständigen Wachregimenter. Den ursprünglich für viel später geplanten Zeitpunkt des Losschlagens sahen die Verschwörer gekommen, als Ende April zwei bereits für ihre Sache gewonnene Bataillone der Polizeilegion meuterten. Der auf einem klandestinen Vorbereitungstreffen beschlossene Aufstandsplan wurde schließlich durch einen eingeschleusten Spitzel verraten. Zitatende


b) Die Verteidigung

Den Angeklagten standen sieben Verteidiger zur Verfügung. Der profilierteste war Pierre-François Réal, ein wendehalsiger Jakobiner (Bruhat, 1978). Im Verlauf der Revolution hatte er seinen radikalen Ideen abgeschworen und sich dem Direktorium ( - 1799) angedient. Gefördert wurde Réal vor allem von Paul Barras, einem früheren Adligen im Ruf eines politischen Überlebenskünstlers, der während der Revolution mehrfach die Seiten gewechselt hatte und als einziges Mitglied des Direktorium s bis zum Staatsstreich Bonapartes (1799) durchhielt.


3. Zeitgeschichtliche Einordnung

Die so genannte Verschwörung der Gleichen fiel in die Spätphase der Französischen Revolution. Nach dem Sturz des ancien régime, dem Übergang in eine konstitutionelle Monarchie, danach in eine Republik, nach der Hinrichtung König Ludwigs XV., dem Terrorregime Robespierres und dem Gegenterror der Thermidorianer hatte mit dem Direktorium eine zwar gemäßigte Regierung übernommen, die ihrerseits sämtliche Errungenschaften der Revolution wieder rückgängig zu machen drohte.


Die „Verschwörung für die Gleichheit“ war ein Versuch, die Revolution zu retten. Sie hatte eine in Babeufs Augen völlig verkehrte Richtung eingeschlagen. Statt weiter mit fortschrittlichen Initiativen und Gesetzen eine Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen und eine gerechtere Gesellschaft herbeizuführen, schienen die neuen Machthaber in erster Linie bestrebt, eigene Interessen zu vertreten und ihre Pfründe zu wahren. Das war im ancien régime nicht anders gewesen.


Babeufs „Gesellschaft der Gleichen“, eine frühsozialistische Utopie, knüpft an Étienne-Gabriel Morellys Forderung nach Abschaffung des Privateigentums und Vergesellschaftung sämtlicher Güter an. Rechtliche Legitimation soll die Verfassung von 1793 sein, ideeller Leitfaden das Naturrecht, das allen den gleichen Anspruch auf das gemeine Wohl einräumte. Zitatenende

15.02.2024

Das Lexikon der politischen Strafprozesse – ein großer Wurf Karl Heinz Roth 

Zuerst erschienen in Strafverteidiger 7/2023, S. 501–506, unter dem Titel Politische Strafprozesse.

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https://www.lexikon-der-politischen-strafprozesse.de/wp-content/uploads/2023/09/LPS4_5_22_a.pdf


Seit zehn Jahren befindet sich ein von Kurt Groenewold, Alexander Ignor und Arnd Koch herausgegebenes und von Sabine Groenewold redigiertes Online-Lexikon der politischen Strafprozesse im Aufbau. Als Autorinnen und Autoren wurden namhafte Fachleute aus Geschichtswissenschaft, Justiz und Publizistik gewonnen. Die Dokumentation und Analyse von 209 Einzel- und Sammelverfahren ist vorgesehen, etwa ein Drittel davon steht mittlerweile im Netz.[1] Das Vorhaben umspannt herausragende Prozessereignisse aus der gesamten Neuzeit von der Englischen Revolution bis zur Gegenwart – und zwar weltweit. In den standardisiert aufgebauten Beiträgen spiegeln sich die epochalen Krisen und Umbrüche der letzten 400 Jahre wie in einem Brennglas. Zudem eröffnet der methodische Ansatz neuartige Einblicke in die Politik‑, Sozial- und Mentalitätsgeschichte, die weit über die unmittelbare Rechtsgeschichte hinausweisen. Er verleiht dem Projekt Pioniercharakter. Das Lexikon ist für historisch Interessierte, interdisziplinär orientierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Publizisten ein Nachschlagewerk ersten Ranges. Deshalb soll es im Folgenden etwas genauer skizziert werden.

Der methodische Ansatz

Das Editionsvorhaben bewegt sich bewusst außerhalb der Normen der Rechts- und Staatsphilosophie. Es ist in den Traditionen der Aufklärung und der Revolutionen des 17. und 18. Jahrhunderts verortet, die dem Herrschaftsanspruch des absoluten Staats die individuellen Menschenrechte und die Volkssouveränität entgegengesetzt hatten. Damit ist eine Absage an jegliche Konstruktion von Feindbildern verbunden. Es herrscht vielmehr Waffengleichheit zwischen den Prozessparteien, den Veranstaltern des Verfahrens (Staatsanwälte und Richter) und den Angeklagten und ihren Verteidigern. Die Kontrahenten begegnen sich auf gleicher Augenhöhe. Dem gesetzlich normierten Strafanspruch der Obrigkeit stehen Beschuldigte gegenüber, denen das Recht zugestanden wird, die herrschende Ordnung zu kritisieren, zu delegitimieren und sogar zu ihrer Beseitigung aufzurufen. Auf dieses elementare Menschenrecht insbesondere Groenewold hin. Aus ihm leitet sich die Befugnis der Verteidiger ab, dem Anspruch ihrer Mandanten Gehör zu verschaffen und sie bei der Erarbeitung ihrer Prozessstrategie zu unterstützen.
Dieses radikal-demokratische Axiom der gleichen Augenhöhe wurde nur äußerst selten verwirklicht, das wissen auch der Herausgeber und die Redaktionsmitglieder des Lexikons. Als ex-post etabliertes Verfahren außerhalb der herrschenden Rechtsnormen und Strafprozessordnungen ist es jedoch unverzichtbar, um die vielen historischen Einzelfälle politischer Strafprozesse so rekonstruieren zu können, dass das Agieren aller Beteiligten gleichrangig dargestellt und in die jeweiligen historischen Kontexte integriert wird.
Dieses Vorgehen jenseits der strafrechtlichen Codierungen der politischen Systeme ist folgenreich. Es sprengt den Rahmen dessen, was bislang unter die Kategorie ´politischer Strafprozess´ eingeordnet wurde. Es geht nicht nur um die klassischen Delikte ´Hochverrat´ und Regime-Kritik. Es geraten auch solche Handlungen in den Fokus, in denen Einzelne oder organisierte Aktivistinnen und Aktivisten aufgrund ihrer politisch-ideologischen Prägung Gewalttaten gegen Repräsentanten und Institutionen der Obrigkeit oder andere soziale Gruppen begangen haben; hinzu kommen die ´kleineren´ Widersetzlichkeiten wie Boykott- und Sabotageaktionen, Desertion und Kriegsdienstverweigerung usw. Das Ungewöhnliche dieser Vorgehensweise manifestiert sich vor allem in solchen Fällen, in denen das historische Verdikt der Angeklagten allgemeiner Konsens ist, etwa bei skrupellosen Diktatoren oder Akteuren von Massakern und Menschheitsverbrechen. Diese Verdikte sollen nicht etwa in Frage gestellt werden. Aber auch hier geht es nicht um die nachträgliche Bekräftigung des Schuldspruchs oder um moralische Verurteilung. Vielmehr sollen auch in diesen Konstellationen die historischen Kontexte ausgeleuchtet werden, um die Motive und Dispositionen der Angeklagten zu verstehen, die Vorbereitung und den Ablauf des Verfahrens zu rekonstruieren und seine Nachwirkungen herauszuarbeiten. Gerade in diesen Fällen erweist sich die Binnenanalyse, die den Umgang der Prozessveranstalter mit den Delinquenten und ihren Verteidigern herausarbeitet – fair, willkürlich oder jenseits aller sonst praktizierten Rechtsnormen -, als unverzichtbar. Sie verhilft bei der Lektüre so disparater Fallstudien wie beispielsweise über die Tribunale gegen den Organisator der Shoah Adolf Eichmann, [2] das rumänische Diktatorenpaar Nicolae und Elena Ceausescu [3] und den rechtsextremistischen Massenmörder Anders Behring Breivik [4] zu überraschenden Einsichten. Das Lexikon präsentiert zahlreiche weitere Beispiele dieser Art.

Begriffsgeschichtliche Aspekte

Dieser methodische Ansatz verfügt über solide begriffsgeschichtliche Grundlagen. Die Gestalter des Lexikons gehen von der historischen Evidenz aus, dass die Begrifflichkeit der politischen Strafprozesse wesentlich durch die Interessen der herrschenden Mächte definiert ist und von oben nach unten durchgesetzt wird. [5] Die Entwicklung von Gegenbegriffen der um ihre Legitimität kämpfenden Widersacher der Obrigkeit werden dagegen in der Regel ausgegrenzt und gelangen nur selten nach oben. Neutrale Kategorien, die sich diesem asymmetrischen Szenario entziehen und beispielsweise den Begriff ´Bürgerkrieg´ statt der antagonistischen Zuschreibungen ´Terrorismus´ und ´Bewaffneter Widerstand´ verwenden, sind ungewöhnlich.
Hinzu kommt die spezifische Semantik der auf dem Terrain der politischen Strafprozesse üblichen Kategorien. Hinter ihnen stehen jahrhundertealte kollektive Erfahrungen. Häufig weisen sie eine erstaunliche Konstanz auf und avancierten zu Grundbegriffen der politischen Strafverfolgung. Wegen ´demagogischer Umtriebe´ und ´Aufwiegelung´ waren schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Publizisten Ernst Moritz Arndt und Johann Jacoby angeklagt. [6] Im Verlauf des 20. Jahrhunderts erfanden die Protagonisten der politischen Justiz zahlreiche Unterbegriffe, um missliebige Oppositionelle und Regimekritiker wegen ´staatsfeindlicher Boykotthetze´, ´Verletzung der öffentlichen Ordnung´ oder ´Verfassungsfeindliche Propaganda´ belangen zu können. In epochalen Umbruchszeiten können sich die mit den jeweiligen Begriffen verbundenen semantischen Zuschreibungen aber auch schlagartig umkehren. Dann wird aus dem Revolutionär, dem bisherigen ´Staatsfeind´, ein Anhänger der ´neuen Staatsverfassung´, und dem Konterrevolutionär wird jetzt das Etikett des ´Staatsfeinds´ umgehängt. Gerade auf dem Terrain des justiziell inszenierten politischen Machtkampfs sind derartige Umdeutungen ins Gegenteil recht häufig, bevor sich Begriff und Semantik im Ergebnis längerer Perioden der Herrschaftsstabilisierung allmählich wieder angleichen.
Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel, und zwar vor allem in solchen Konstellationen, in denen die zur neuen politischen Herrschaft aufgestiegenen Fraktionen des Umsturzes mit ihren enttäuschten Weggefährten und Kritikern ´kurzen Prozess´ machen. Sie werden dann wegen ´Verrats der Revolution´ oder auch einfach ´Verschwörung´ vor die Tribunale gezerrt. Wie wir dem Lexikon entnehmen können, erlitten so unterschiedliche Akteure und Kollektive wie Georges Jacques Danton (1794) [7], die Gruppe um Gracchus Babeuf (1797) [8] und zahlreiche kommunistische Führungskader der Sowjetunion in den drei Moskauer Prozessen (1936–1939) [9] dieses Schicksal.
Trotz ihres Wissens um diese Fallstricke können sich die Lexikon-Autoren der asymmetrischen Prägung der Delikt-Begriffe nicht einfach entziehen. Sie müssen in ihrer ganzen Bandbreite referiert werden, um sie sodann zu relativieren und die von den Beschuldigten vertretene Gegenperspektive auszuweisen. Das Spektrum der obrigkeitlichen Deliktbegriffe ist weit gefächert, und es wäre eine lohnende Aufgabe, aus den Lexikonbeiträgen die Gegen-Begriffe herauszufiltern, auf die die Angeklagten und ihre Anwälte rekurrierten. Das Arsenal der umkämpften Begriffe reicht von den Verdikten der Insurrektion (´Aufruhr´, ´Bewaffneter Tumult´, ´Gewaltsamer Umsturz´, ´Landfriedensbruch´ und ´Sabotage´) über die Organisationsdelikte (vom ´Geheimbund´ des 18. und 19. Jahrhunderts´ bis zur ´Kriminellen´ beziehungsweise ´Terroristischen Vereinigung´ der Gegenwart) und die umfangreich dokumentierten klassischen Großdelikte der ´Staatsgefährdung´ (´Hochverrat´, ´Landesverrat´ und ´Geheimnisverrat´) bis hin zu den Kriegs- und Menschheitsverbrechen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von internationalen Gerichtshöfen geahndet werden und ebenfalls mit exemplarischen Fallstudien vertreten sind. Aber auch die aus politischen Gründen individuell oder in Kleingruppen begangenen Gewaltdelikte (Attentate, Bombenanschläge, Brandstiftungen, Entführungen, Körperverletzung und Mord) werden genauso abgehandelt wie die mit den politisch-militärischen Alltagskonflikten verwobenen Widersetzlichkeiten (Befehls- und Einberufungsverweigerung, Beleidigung, Denunziation, üble Nachrede usw.). Gerade in diesen massenhaft durchgeführten Verfahren spiegeln sich die kollektiven Widersetzlichkeiten der kleinen Leute in Kriegs- und Krisenzeiten.

Politische Strafprozesse als Inszenierungen in Umbruchszeiten

Das Spektrum der für das Lexikon vorgesehenen Beiträge umfasst fast knapp vier Jahrhunderte – vom Hochverratsprozess gegen den englischen König Charles I. 1649 bis zum ersten Verfahren gegen den russischen Dissidenten Alexei Nawalny wegen Veruntreuung 2012–2013. Dabei konzentriert sich die Mehrheit der Fallstudien auf die epochalen Umbruchsituationen. Das gilt auch für die zwei referierten Einzelereignisse, die in die um 1750 endende ´Sattelzeit´ fielen, in deren Verlauf das Ancien Regime erodierte: Sie werfen mit dem schon erwähnten Prozess gegen Charles I. und dem gegen den Quäker William Penn wegen ´unerlaubter Religionsausübung´ geführten Verfahren Schlaglichter auf den zirkulären Verlauf der englischen Revolution, [10] die im Wechselspiel mit der vorherigen Sezession der Niederlande den Niedergang des Absolutismus beschleunigte.
Die darauffolgenden Umbrüche standen im Zeichen der sprunghaften Politisierung der Strafprozesse durch die sich abwechselnden herrschenden Machtgruppen. Die amerikanische Revolution wird demnächst mit der Aufarbeitung ihres blutigen Beginns in Boston (Prozess gegen Thomas Preston und andere wegen des ´Boston Massacre´ 1770) vertreten sein. Sieben Lexikoneinträge rekonstruieren die Tribunale gegen die herausragenden Akteure der französischen Revolution, aber auch gegen die Marat-Attentäterin Charlotte Corday, [11] die wegen ´Umsturzes´ angeklagte Frauenrechtlerin Olympe de Gouges und die der ´Konterrevolution´ bezichtigte Comtesse du Barry. [12] In ähnlicher Dichte werden bald auch die Strafprozesse präsent sein, die unseren Blick auf die Etappen der europäischen Geschichte im 19. Jahrhundert schärfen, in dem sich die Perioden der Restauration in teilweise atemberaubendem Tempo mit den gescheiterten revolutionären Zäsuren verzahnten: die Metternich-Ära, der mitteleuropäische Vormärz, die Ausläufer des russischen Dekabristen-Aufstände, die Revolution von 1848/49 und die Pariser Commune von 1870/71. In den schon vorliegenden Beiträgen werfen die Autorinnen und Autoren nicht nur kritische Blicke auf die in die Justizpaläste verlegten Abrechnungen mit den gescheiterten Galionsfiguren, sondern es sollen auch die des Landfriedensbruchs bezichtigen Schlesischen Weber und die im Kölner Kommunistenprozess angeklagten Mitglieder des Bunds der Kommunisten [13] gewürdigt werden.
Die größte zahlenmäßige Dichte erreichen die Lexikonbeiträge mit ihren Fallstudien zum 20. und frühen 21. Jahrhundert. Die justizförmigen Inszenierungen gegen die Akteure der durch den Ersten Weltkrieg ausgelösten globalen Umsturzbewegungen sind eher spärlich, aber durch ihren abgewogenen Blick auf die weltweiten Verdikte gegen herausragende Exponenten (Mitteleuropa: Friedrich Adler, [14] Antonio Gramsci, Ernst Toller; Sowjet-Russland: Sozialrevolutionäre; USA: Eugene V. Debs, Sacco/Vanzetti) adäquat vertreten. Ähnlich sind auch die politischen Prozesse gegen einige Protagonisten der anti-kolonialen Befreiungsbewegung und des Widerstands gegen den Neo-Kolonialismus präsent: Mohandas Gandhi (1922), [15] Jomo Kenyatta (1953), [16] Fidel Castro (1953) sowie Nelson Mandela und andere (1963–1965).
Die Hauptmasse der Beiträge – knapp 40 – konzentriert sich hingegen auf die Rolle der politischen Justiz in ihrer Konfrontation mit dem Faschismus und der NS-Diktatur, die das ´Jahrhundert der Extreme´ besonders intensiv geprägt haben. Sie thematisieren dabei drei unterschiedliche Ebenen der justizförmigen Aufarbeitung zwischen Affirmation, Verharmlosung und kritischer Katharsis. Mehrere Beiträge beleuchten erstens die gescheiterten Versuche, die gewalttätigen Exzesse des Frühfaschismus gegen die Aktivisten der revolutionären Periode von 1918/19 einzudämmen; [17] den zweiten Schwerpunkt bildet die Indienstnahme der politischen Justiz durch die faschistischen und nazistischen Machthaber, die 1933 mit dem zur Machtstabilisierung instrumentalisierten Berliner Reichstagsprozess begann [18] und in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs ihren Höhepunkt erreichte; [19] und drittens die jahrzehntelange Aufarbeitung der NS- Diktatur, die unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit den Tribunalen gegen die besonders exponierten Kollaborateure einsetzte, während der Nürnberger Prozess gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher weitaus stärker als die ebenfalls im Lexikon anhand einer Fallstudie dokumentierten Verfahren gegen die japanischen Kriegsverbrecher neue internationale Standards setzte. [20] Die west- und ostdeutsche Auseinandersetzung mit den Hypotheken der NS-Diktatur setzte zu Beginn der 1950er Jahre ein und wird im Lexikon durch Beiträge zum summarischen Waldheimer Prozess und dem westdeutsche Verfahren gegen einen Rechtsextremisten gewürdigt, der die Akteure des 20. Juli des ´Volksverrats´ bezichtigt hatte. [21] Einen entscheidenden Beitrag zur Überwindung der post-nazistischen Mentalitäten leisteten jedoch erst die weichenstellenden Verfahren der frühen 1960er Jahre; sie werden im Lexikon insbesondere am Beispiel des schon erwähnten Eichmann-Prozesses und des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses herausgearbeitet. [22]
Die jahrzehntelange Aufarbeitung der NS-Hypotheken überschnitt sich in Europa seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre mit einer zweiten Prozesswelle, die unverhofft auf die politische Justiz zukam: der obrigkeitlichen Eindämmung der sozialen Massenbewegung von ´1968´. Dabei handelte es sich jedoch um ein weltweites Phänomen. Das globale 1968´ und seine vielfältigen Radikalisierungstendenzen im anschließenden ´roten Jahrzehnt´ machten den Veranstaltern der politischen Tribunale diesseits wie jenseits des Atlantiks schwer zu schaffen. Aber sie reagierten nach der Überwindung ihrer anfänglichen Desorientierung gründlich und systematisch. Im Lexikon finden sich für alle Etappen der Sozialrevolte repräsentative Fallbeispiele, und zwar insbesondere aus den USA und Westdeutschland. Dabei stand von Anfang an die Ahndung der Massenproteste und Widerstandsaktionen gegen den Vietnamkrieg im Vordergrund, so mehrere Verfahren wegen Befehlsverweigerung und der Verbrennung der Einberufungsbescheide, wegen der Massenproteste von Chicago und zwei Prozesse wegen der Offenlegung der Pentagon-Papiere, um nur die wichtigsten zu nennen. Parallel dazu konzentrierte sich die politische Justiz auf die Aburteilung der Mitglieder bewaffneten Gruppen und Organisationen, die schon früh die antiautoritären Proteste hinter sich gelassen hatten. Diese Prozess-Serie begann 1970 mit dem – gescheiterten – Versuch, die prominente Aktivistin Angela Davis mit einer Gewaltaktion der Black Panthers in Verbindung zu bringen [23] und mündete in spektakuläre Gruppenverfahren, die im Lexikon durch den Burgos-Prozess gegen die führenden Köpfe der baskischen ETA, [24] den StammheimProzess gegen Andreas Baader und andere (1972–1977), [25] zwei Gruppenprozesse gegen die italienischen Roten Brigaden und zwei britische Prozesse gegen Kader der IRA repräsentiert sein werden.
Aus der Retrospektive hat das globale ´1968´ die Welt zwar zeitweilig verändert, aber der Schatten, den die stalinistische Deformation des Staatssozialismus sowjetischer Prägung über das kurze 20. Jahrhundert warf, war länger und wirkt bis heute nach. Infolgedessen waren die Herausgeber und die Reaktion des Lexikons gut beraten, als sie sich für eine ebenfalls ansehnliche Dokumentation der stalinistisch und später ´realsozialistisch´ geprägten Prozesskultur entschieden. Zusätzlich zu dem in jeder Hinsicht paradigmatischen Moskauer Prozessen nahmen sie das weniger bekannte Vor-Verfahren gegen Peter Palchinsky und 52 Mitangeklagte (1928) in ihre Agenda auf; hinzu kamen der ungarische Prozess gegen den ´Titoisten´ László Rajk (1949) [26] und der in der CSSR 1951/52 inszenierte Hochverratsprozess gegen Rudolf Slánský. 1956 bis 19558 folgten die Tribunale gegen Exponenten und Sympathisanten des Ungarischen Aufstands von 1956, wofür Berichte über die Verfahren gegen den Schlüsselakteur Imre Nagy, [27] den DDR-Philosophen Wolfgang Harich [28] sowie die ostdeutschen Schriftsteller Walter Janka und Erich Loest verfasst wurden beziehungsweise geplant sind.
Dann kam 1989/90 die ´Wende´, und nun machten die Exponenten des ´Realsozialismus´ als Beschuldigte Bekanntschaft mit den politischen Tribunalen. Wie es ihnen dabei erging, werden die Autorinnen und Autoren des Lexikons anhand ihrer Fallstudien über das Ehepaar Ceausescu, Erich Honecker, den DDR-Geheimdienstchef Markus Wolf und die für den Grenz-Schießbefehl verantwortlich gemachten SED-Funktionsträger Hans-Joachim Arndt und andere nachzeichnen. Zu diesem Komplex liegt bislang nur der Beitrag zum Verfahren gegen die beiden Ceausescus vor. [29]
Die für die Epochenumbrüche der Neuzeit stehenden Einzelfallstudien enden mit beunruhigenden Ausblicken auf die jüngsten autoritären Entwicklungen weltweit, die die obrigkeitliche Asymmetrie der politischen Strafprozesse wieder zur Norm machen. Exemplarisch dafür sind zwei Tribunal-Analysen aus der Türkei vorgesehen, wo prominente Schriftsteller und Publizisten wegen ´Herabsetzung des Türkentums´ belangt wurden. Aber auch in der Ukraine und der Russischen Föderation betätigten sich die Prozessveranstalter als Exekutoren der machtpolitischen Vorgaben, missliebig gewordene politische Kapitalisten (´Oligarchen´) wie Julija Tymoschenko (2010–2012) [30] und Michail Chodorkovskij (YUKOS-Prozess 2003-201) hinter Gitter zu bringen. [31] Dass angesichts derartiger Entwicklungen auch die Aktivistinnen und Aktivisten von Massenprotesten [32] oder die anarchistische Pop-Gruppe ´Pussy Riot´ mit Akten justizförmig verbrämter Willkür konfrontiert waren, wird wohl niemand verwundern.
Dieser Überblick über die epochen-spezifischen Kontexte der Lexikonbeiträge war unvollständig. Trotzdem dürfte er die globalgeschichtliche Breite und Dichte des konzeptionellen Ansatzes hinreichend vor Augen geführt haben. Schon mit seinen bis jetzt vorliegenden knapp 70 Beiträgen präsentiert uns das Lexikon einen Steinbruch des enzyklopädischen Wissens, wie er bislang nicht existiert hat. Wenn alle in Aussicht genommene Beiträge vorliegen, wird sich dieser Eindruck um ein Mehrfaches verstärken. Trotzdem bestehen noch Lücken. Einige Weltregionen und Länder, so etwa China und die westliche Pazifikregion, aber auch Zentral- und Südostasien sowie einige Länder der europäischen Peripherie, sind im Editionskonzept unterrepräsentiert. Auch den historischen Hypotheken des Kolonialismus könnten noch stärker Rechnung getragen werden. Meines Erachtens sollte es möglich sein, diese Lücken im Ergebnis einer gut durchdachten Prioritätssetzung zu schließen.

Die Binnenstruktur der Beiträge

Den Autorinnen und Autoren der Beiträge haben die Herausgeber einen Leitfaden zur Hand gegeben, der in der Regel aus neun Punkten besteht: (1) Prozessgeschichte / Prozessbedeutung, (2) Prozessbeteiligte (Angeklagte, Verteidiger, Gericht, Staatsanwaltschaft (3) Zeitgeschichtliche Einordnung, (4) Anklage, (5) Verteidigung, (6) Urteil, (7) Wirkung, (8) Würdigung und (9) Quellen und Literatur. Diese Vorgabe wurde jedoch nur als standardisierender Rahmen verstanden, wie er für ein Lexikon mit Handbuchcharakter unerlässlich ist; zudem trug er dem konzeptionellen Anspruch, alle Verfahrensbeteiligten auf gleicher Augenhöhe zu behandeln und die Fallstudien in ihre historischen Kontexte einzuordnen, Rechnung. Gleichwohl verbleiben den Verfasserinnen und Verfassern ausreichende Spielräume, um den jeweiligen Besonderheiten ihrer Beiträge gerecht zu werden. In nicht wenigen Fällen spielten beispielsweise die vom Gericht beigezogenen Gutachter eine gewichtige Rolle, und entsprechend wurde der für die Skizzierung der Verfahrensbeteiligten vorgesehene Punkt (2) erweitert. Bei anderen Beiträgen erweisen sich hingegen die teilweise bis in die Gegenwart fortwirkenden Folgen und Kontroversen als besonders bedeutsam; hier konnten die Autorinnen und Autoren zusätzliche Schwerpunkte einführen, um beispielsweise den Prozessverlauf oder die Gutachten genauer zu erörtern, die langfristigen Auswirkungen zu reflektieren und über die nicht seltenen Verfahren zur Aufhebung von Fehlurteilen zu berichten. Entsprechend schwankt der Umfang der bislang veröffentlichten Beiträge zwischen 7 und 32 Seiten. Hier zeigen sich die Vorteile einer – zudem kostenfrei zugänglichen und mit einer Volltext-Suchfunktion ausgestatteten – Präsentation des Lexikons im Internet. Sicher sind Umfangsbeschränkungen bei Beiträgen zu Nachschlagewerken und Handbüchern sinnvoll. Manche Themen und Fragestellungen sind jedoch derart komplex, dass sie sich den Lesern erst bei einer etwas genaueren Rekonstruktion erschließen. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Veröffentlichungsart besteht darin, dass die sonst üblichen und den Lesefluss störenden Wort- und Begriffsverstümmelungen unterbleiben.
Aus Platzgründen ist es nicht möglich, die positiven Auswirkungen dieser flexibel gehandhabten Leitlinien auf die einzelnen Beiträge anhand einiger Vergleichsparameter aufzuzeigen. Wer die einzelnen Fallstudien zur Hand nimmt, verdankt ihren Ausführungen über die Vorgeschichte, die Beeinflussung durch die politischen Machthaber, die Absichten der Prozessveranstalter, das jeweilige Ausmaß von Fairness und Willkür im Prozessverlauf sowie die Folgen und Nachwirkungen einen erheblichen Erkenntnisgewinn. Dabei lernt er / sie immer den aktuellen Forschungsstand kennen. Hier kann ich nur einige markante Beispiele herausgreifen. Die von Gracchus Babeuf und seinen Mitstreitern initiierte Verschwörung der ´Gesellschaft der Gleichen´ war ein letzter Versuch, die von den plebejischen Volksmassen erkämpften Errungenschaften der französischen Revolution zu retten; sie diente aber keineswegs als Matrix für die Blanquisten der Pariser Commune oder die strategischen Optionen der Bolschewiki, wie dies in der Geschichtsschreibung von rechts wie links bislang Konsens war. [33] Der Reichstagsbrandprozess von 1933 war von der Nazi-Führung weitaus stärker manipuliert worden, als dies bislang bekannt war; er durchlief nach dem Ende der NS-Diktatur eine Serie von Aufhebungsverfahren, bis die Bundesanwaltschaft schließlich 2007 das Todesurteil gegen Marinus van der Lubbe „ von Amts wegen“ aufhob. [34] Im Prozess gegen den japanischen General Tomoyuki Yamashita, dem ersten US-Kriegsverbrechertribunal nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde mit der Einführung des Straftatbestands der Vorgesetzten-Verantwortlichkeit (´command responsibility´) Rechtsgeschichte geschrieben, obwohl das Verfahren selbst höchst fragwürdig war und bis heute heftig umstritten ist. [35] Der Analyse des noch während des Vietnamkriegs gegen einen Offizier der US Army geführten US-Militärgerichtsverfahrens verdanken wir wichtige Hinweise auf den Mut und die Standhaftigkeit einiger weniger Akteure, die das Massaker an den Bewohnerinnen und Bewohnern des Dorf My Lai beobachtet und seine Ahndung gegen vielfältige Widerstände erzwungen hatten. [36] Nicht weniger aufwühlend ist der Bericht über den skandalös geführten Prozess gegen das rumänische Diktatorenpaar Nicolae und Elene Ceausescu: Ihre engsten Vertrauten stellten sie nach einer hastig inszenierten einstündigen Verhandlung vor ein Exekutionspeleton zur Vollstreckung der vorgefassten Todesurteils, um ihre Position an der Spitze des Umsturzes zu festigen und auch in der post-kommunistischen Ära an der Macht zu bleiben. [37]
Das sind nur wenige Beispiele. Wer sich weitere Fallstudien vornimmt, wird auch bei vertrauten historischen Konstellationen immer wiederauf neue Erkenntnissen stoßen, die den ungewöhnlichen Ansatz dieses Projekts ausweisen. Die schon jetzt vorliegenden mikrohistorische Studien werfen markante Schlaglichter auf die Allgemeingeschichte der Neuzeit.

Zur Entstehungsgeschichte des Lexikons

Begründer und Spiritus rector des Lexikons der politischen Strafprozesse ist der Hamburger Jurist und Strafverteidiger Kurt Groenewold. Seine Initiative kam nicht von ungefähr. Seit seiner Anwaltszulassung im Jahr 1965 engagierte sich Groenewold als Verteidiger von Aktivistinnen und Aktivisten der außerparlamentarischen Opposition und der neuen Sozialbewegungen. 1970 gehörte er zu den Beobachtern der politischen Tribunale der griechischen Militärjunta. Ein Jahr später reiste er in die USA und lernte als Gast der linken Anwaltsvereinigung National Lawyers Guild das amerikanische Strafprozessrecht kennen. [38] In ihm werden den Angeklagten und ihren Verteidigern weitaus größere Handlungsspielräume zugestanden als in Deutschland. Zwischen ihnen und der Staatsanwaltschaft herrscht insofern Waffengleichheit, als beide Parteien Zeugen benennen und verhören können. Auch die Richter der unteren und mittleren Gerichte sind weitgehend unabhängig, denn sie werden von den Städten befristet gewählt und sind der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig. Sie koordinieren und steuern das Verfahren, während der Schuld- oder Freispruch einer ebenfalls gewählten Jury obliegt, die teilweise auch das Strafmaß ausspricht. Diese in der Verfassung verankerten Verteidigerrechte können allerdings nur wahrgenommen werden, wenn sie den Beschuldigten bekannt sind und sie einen Anwalt bezahlen können. Genau daran hapert es aber bei den unterprivilegierten ethnischen, sozialen und politischen Minderheiten. Zur Überwindung dieser Variante von Klassenjustiz kamen damals die ´Radical Lawyers´ in Spiel. Ihre weit verbreiteten, in der Bürgerrechtsbewegung entstandenen und in Community Offices verankerten Vereinigungen setzten sich die Aufgabe, die Unterklassen zu vertreten und ihre konstitutionellen Rechte gegen behördliche und polizeistaatliche Willkür zu verteidigen.
Für Groenewolds weitere Juristenlaufbahn waren diese Erfahrungen prägend. Er engagierte sich nach seiner Rückkehr in die BRD für eine entsprechende Ausweitung der anwaltlichen Befugnisse auf organisatorischer und beruflicher Ebene. 1973 initiierte er eine Arbeitsgemeinschaft Hamburger Strafverteidiger. Sechs Jahre später folgte die Gründung des Republikanischen Anwaltsvereins auf Bundesebene, und 1980 erschien die erste Ausgabe der von ihm auf den Weg gebrachten Zeitschrift ´Strafverteidiger´. [39] Diesen radikal-demokratischen Anstößen blieb zwar ein den US-amerikanischen Initiativen vergleichbarer Erflog versagt. Aber sie schärften das komparative Wissen um die obrigkeitsstaatlichen Hypotheken der westdeutschen Rechtsnormen und verhalfen den Strafverteidigern zu einem nicht unerheblichen Rückhalt in den linksliberalen Strömungen der transatlantischen Welt.
Bei seinem Versuch, der Stärkung der Beschuldigten- und Verteidigerrechte auch auf der Bühne der politischen Strafprozesse Geltung zu verschaffen, wurde Groenewold hingegen konsequent ausgebremst. 1972 übernahm er zusammen mit fünf weiteren Rechtsanwälten die gemeinschaftliche Verteidigung der inzwischen inhaftierten Gründergruppe der Roten Armee Fraktion (RAF). [40] Zwei Jahre später wurden die Befugnisse einer koordinierten Gruppenverteidigung aufgrund der neuen Antiterror-Gesetzgebung aufgehoben, und Groenewold agierte nun als Wahlverteidiger eines der Beschuldigten weiter. Um die gemeinsame Prozessvorbereitung trotzdem fortzusetzen zu können, richtete Groenewold ein Info-System ein, mit dessen Hilfe sich die Häftlinge laufend abstimmen und eine gemeinsame Prozesserklärung vorbereiten konnten. Dieses Vorgehen widersprach dem Bestreben der Bundesregierung und der Anklagebehörde, die Fähigkeit der Gefangenen zur gemeinsamen Darstellung und Rechtfertigung ihrer Agenda vor der Prozessöffentlichkeit zu untergraben. Vor Beginn des Prozesses wurde Groenewold das Mandat entzogen, und die Bundeanwaltschaft erhob gegen ihn Klage wegen ´Unterstützung einer kriminellen Vereinigung. [41] Dabei ging es ihr nicht darum, ihm konkrete Straftaten wie etwa die Kontaktvermittlung der Gefangenen zu externen Gruppierungen der RAF nachzuweisen. Sie argumentierte vielmehr, Groenewold habe dem Fortbestand der kriminellen Vereinigung auch hinter Gefängnismauern gesichert, indem er ihren Kampf gegen die Haftbedingungen und ihren Hungerstreik unterstützt und für sie das Informationssystem aufgebaut habe. Das Verfahren fand als Pilotprozess der Bundesanwaltschaft vor dem Hamburger Oberlandesgericht statt. Obwohl Groenewold darauf hinwies, dass diese Konstruktion nicht nur ausländischen – insbesondere US-amerikanischen – , internationalen und auch bundesdeutschen Rechtsnormen zuwiderlief, [42] wurde er wegen ´Unterstützung einer kriminellen Vereinigung in einem besonders schweren Fall´ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt und bis 1981 mit einem Berufsverbot belegt.
Das war ein bitterer Rückschlag für die Verteidigerrechte. Aber Groenewold ließ sich durch ihn nicht beirren. Die Zeitschrift ´Strafverteidiger´ blieb ein entscheidender Rückhalt. Anlässlich ihres dreißigjährigen Bestehens kündigte er zudem die Gründung einer Stiftung ´Strafverteidigung und Politische Kultur´ an, die 2014 ins Stiftungsregister eingetragen wurde. Sie agiert seither als finanzielle Trägerin des Lexikons der politischen Strafprozesse, deren Chefredaktion die ehemalige Verlegerin Sabine Groenewold, übernahm. Im Wissen um die personelle Vorgeschichte des Projekts kann es nicht weiter verwundern, dass in diesem Lexikon auch einige Beiträge über Strafprozesse enthalten sein werden, die gegen Strafverteidiger wegen einer angeblich zu weit gegangenen Unterstützung ihrer Mandanten (´Contempt of Court´) geführt wurden.

Schlussbemerkungen

Es hat zahlreiche Versuche gegeben, die politischen Strafprozesse im kollektiven Gedächtnis zu verankern, ihre Langzeitfolgen abzuwägen und aus ihnen Lehren für die Zukunft zu ziehen. Dabei standen entweder die selektiven Belange der Prozessbeteiligten oder rechtsdogmatische Fragen im Vordergrund. Man denke nur an die von Hans Magnus Enzensberger besorgte Edition der Gerichtsreden der Angeklagten, [43] an die Autobiographien prominenter Strafverteidiger [44] oder an die von den Interessen der politischen Machtsysteme geleiteten rechtsdogmatischen Abhandlungen. [45] Hinzu kommen inzwischen auch einige Versuche, die Rechtshistorie ein Stück weit aus ihren juristischen Normierungen zu lösen und in breiter angelegte herrschaftsgeschichtliche Kontexte zu integrieren. [46] Von diesen selektiven Sichtweisen unterscheidet sich das Lexikon der politischen Strafprozesse grundlegend. Sein konzeptionell-begriffsgeschichtlicher Ansatz versteht die politischen Tribunale als Inszenierungen, die Schlaglichter auf die dabei aufeinandertreffenden Kontrahenten werfen. Das macht es möglich, alle an diesen Veranstaltungen Beteiligten auf gleicher Augenhöhe darzustellen und die Fairness oder Willkürlichkeit des jeweiligen Verfahrens zu beurteilen. Dadurch leistet jede einzelne Fallstudie einen Beitrag zur Abklärung der Wechselbeziehung zwischen obrigkeitlichem Ausgrenzungsanspruch und dem Stand der Menschen- und Bürgerrechte in der jeweiligen Epoche.
Dieser neuartige Ansatz verleiht dem Lexikon der politischen Strafprozesse Pioniercharakter. Bislang wurde es in der Öffentlichkeit nur sehr begrenzt wahrgenommen. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies bald ändert und eine internationale Rezeption in Gang kommt (wofür eine Übersetzung der Beiträge ins Englische hilfreich wäre). Dies wird den Herausgebern und der Redaktion den erfolgreichen Abschluss des Projekts erleichtern.

Fußnoten
  1. https://lexikon-der-politischen-strafprozesse.de 1. ↑
  2. Annette Weinke, Lexikonbeitrag Eichmann, Adolf. https://lexikon-der-politischen-strafprozesse.de 2. ↑
  3. Thomas Kunze, Lexikonbeitrag Ceausescu, Nicolae, Elena Ceausescu. Ebenda. 3. ↑
  4. Bernd Henningsen, Lexikonbeitrag Breivik, Anders Behring. Ebenda. 4. ↑
  5. Vgl. hierzu und zum Folgenden Reinhart Koselleck, Begriffsgeschichten. Studien zur Semantik und Pragmatik der politichen und sozialen Sprache, Frankfurt am Main 2006, S. 86 ff., 99 ff., 240 ff., 274 ff., 301 ff.; Ernst Müller / Falko Schmieder, Begriffsgeschichte und historische Semantik. Ein kritisches Kompendium, Berlin 2016, S. 278–337. 5. ↑
  6. Uwe Wesel, Lexikonbeitrag Jacoby, Johann. https://lexikon-der-politischen-strafprozesse.de. Der Beitrag zur Ernst Moritz Arndt ist noch nicht vergeben. 6. ↑
  7. Mark Hengerer, Lexikonbeitrag Danton, Georges Jacques. Ebenda. 7. ↑
  8. Ralf Höller, Lexikonbetrag Babeuf, François Noël (Gracchus Babeuf). Ebenda. 8. ↑
  9. Steffen Dietzsch, Lexikonbeitrag Bucharin Nikolai Iwanowitsch [u.a.] – Moskauer Prozesse. Ebenda. 9. ↑
  10. Beide Lexikonbeiträge sind noch nicht vergeben. Im Folgenden werde ich nur solche Beiträge referieren, die schon im Netz abgerufen werden können. 10. ↑
  11. Annette Reise, Lexikonbeitrag Corday, Charlotte. Ebenda. 11. ↑
  12. Mark Hengerer, Lexikonbeitrag Bécu, Marie Jeanne, Comtesse du Barry. Ebenda. 12. ↑
  13. Lexikonbeitrag Becker, Hermann Heinrich, Roland Daniels et al., vergeben an Klaus Köhlrr. 13. ↑
  14. John Zimmermann, Lexikonbeitrag Adler, Friedrich. https://lexikon-der-politischen-strafprozesse.de 14. ↑
  15. Dietmar Rothermund, Lexikonbeitrag Gandhi, Mohandas Karamchand. Ebenda. 15. ↑
  16. Jörn Axel Kämmerer / Andreas Haas, Kenyatta, Jomo (Johnston). Ebenda. 16. ↑
  17. Wichtige Beispiele: Marion Niemann, Lexikonbeitrag Bormann, Martin und Rudolf Höß, ebenda; Christopher Dowe, Lexikonbeitrag Das Erzberger-Attentat. Ebenda; Peter Reichel, Lexikonbeitrag Hitler, Adolf. Ebenda; Klaus Gietinger, Prozess um die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts. Ebenda. 17. ↑
  18. Alexander Bahar, Lexikonbeitrag Reichstagsbrand-Prozess. Ebenda. 18. ↑
  19. Wolfgang Benz, Lexikonbeitrag Witzleben, Erwin von, u.a. Ebenda. Vorgesehen sind weitere Beiträge zum Prozess der Vichy-Justiz gegen Léon Blum, zum Volksgerichtshof-Prozess gegen die ´Weiße Rose´ und zum Verona-Prozess. 19. ↑
  20. Vgl. Peter Reichel, Nürnberger Prozess. Ebenda; ; Hubert Seligger, Lexikonbeitrag Yamashita, Tomoyuki. Ebenda. 20. ↑
  21. Falco Werkentin, Lexikonbeitrag Waldheimer-Prozesse. Ebenda; Claudia Fröhlich, Lexikonbeitrag Remer, Otto Ernst. Ebenda. 21. ↑
  22. Peter Reichel, Erster Frankfurter Auschwitz-Prozess. Ebenda. 22. ↑
  23. Johann Meyer-Lenz, Lexikonbeitrag Davis, Angela. Ebenda. 23. ↑
  24. Moisés Prieto, Lexikonbeitrag Burgos-Prozess. Ebenda. 24. ↑
  25. Florian Jeßberger / Inga Schuchnann, Lexikonbeitrag Baader, Andreas, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Holger Meins, Jan Carl Raspe. https://lexikon-der-politischen-strafprozesse.de 25. ↑
  26. Vergeben an György Dalos. 26. ↑
  27. György Dalos, Lexikonbeitrag Nagy, Imre. Ebenda. 27. ↑
  28. Vergeben an Benedikt Pauka. 28. ↑
  29. Thomas Kunze, Lexikonbeitrag Ceausescu, Nicolae, Elena Ceausescu. Ebdna. Dazu noch weiter unten 29. ↑
  30. Heiko Pleines / Stanij Wicaz, Lexikonbeitrag Tymoschenko, Julija Wolodymyrniwna. Ebenda. 30. ↑
  31. Otto Luchterhandt, Lexikonbeitrag, YUKOS-Prozess. Ebenda. 31. ↑
  32. Fabian Burkhardt / Jan Martin Dollbaum, Lexikonbeitrag Bolotnaja-Prozess. Ebenda. 32. ↑
  33. Vgl. Ralf Höller, Lexikonbeitrag Babeuf, François Noël (Gracchus Babeuf). Ebenda. 33. ↑
  34. Vgl. Alexander Bahar, Der Reichstagsbrandprozess. Ebenda. 34. ↑
  35. Vgl. Hubert Seliger, Der Prozess gegen Tomoyuki Yamashita in Malina 1945/46. Ebenda. 35. ↑
  36. Vgl. Kurt Groenewold, William L. Calley (1969). Ebenda. 36. ↑
  37. Vgl. Thomas Kunze, Nicolae und Elena Ceausescu (1989). Ebenda. 37. ↑
  38. Vgl. hierzu und zum Folgenden Kurt Groenewold, Informationsreise zu linken Rechtsanwälten in den USA, Typoskript o.J. (1971), 13 S. 38. ↑
  39. Vgl. zur Geschichte der Zeitschrift Kurt Groenewold, Rede anläßlich des Symposiums zum 30-jährigen Bestehen der Zeitschrift ´Strafverteidiger´, in: Strafverteidiger, H. 8 / 2010, S. 451–452. 39. ↑
  40. Vgl. Florian Jeßberger / Inga Schuchmann, Lexikonbeitrag Baader, Andreas, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Holger Meins, Jan Carl Raspe. https://lexikon-der-politischen-strafprozesse.de 40. ↑
  41. Vgl. Kurt Groenewold, Angeklagt als Verteidiger. Prozesserklärung und andere Texte, Hamburg: Attica-Verlag 1978. Ein Lexikonartikel zu diesem Verfahren ist vorgesehen. 41. ↑
  42. Kurt Groenewold, Schlusserklärung am 14. Juni 1978: Das Recht auf Verteidigung und ausländisches Recht. Typoskript o.J. (1978), 24 S. 42. ↑
  43. Hans Magnus Enzensberger (Hg.), Freisprüche. Revolutionäre vor Gericht, Frankfurt am Main 1973. 43. ↑
  44. Vgl. beispielsweise Heinrich Hannover, Die Republik vor Gericht 1975–1995. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts, Berlin 1998; Ders., Reden vor Gericht. Plädoyers in Text und Ton, Köln 2010. 44. ↑
  45. Vgl. Jeffrey Ian Ross, An Introduction to Political Crime, Bristol 2012; Friedrich Christian Schroeder, Der Schutz von Staat und Verfassung im Strafrecht. Eine systematische Darstellung, entwickelt aus Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung, München 1970. 45. ↑
  46. Vgl. Karl Härter / Beatrice de Graaf (Hg.), Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus. Politische Kriminalität, Recht, Justiz und Polizei zwischen Früher Neuzeit und 20. Jahrhundert, Frankfurt 2012; Angela De Benedictis / Karl Härter (Hg.), Revolten und politische Verbrechen zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert. Rechtliche Reaktionen unnd juristisch-politische Diskurse, Frankfurt 2013. 46. ↑


Info: https://www.lexikon-der-politischen-strafprozesse.de/das-lexikon-der-politischen-strafprozesse-ein-grosser-wurf

15.02.2024

Das Problem heißt Biden, Pistorius bleibt cool – und der „grüne“ Preisschock

lostineu.eu, 15. Februar 2024

Die Watchlist EUropa vom 15. Februar 2024 – Heute mit dem bitteren Erbe des 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten, der bizarren Atomwaffen-Debatte und ernüchternden Studien zum Green Deal

Donald Trump ist überall. Mit einem einzigen Wahlkampf-Auftritt hat es der Ex-Präsident der USA geschafft, die Debatten in der EU und in der Nato zu prägen. Plötzlich reden alle vom 2-Prozent-Ziel und europäischen Atomwaffen.

Dabei gibt es keinen Grund, über Trumps Stöckchen zu springen. Der Mann ist ein notorischer Provokateur und Rechtsbrecher – bisher ist nicht einmal klar, ob er zur Wahl im November antreten darf.

Das eigentliche Problem sitzt im Weißen Haus und heißt Joe Biden. Der angeblich so konstruktive Noch-Präsident hat Europa und die Welt in eine tiefe Krise geführt. Der „Leader of the free world“ hinterlässt ein bitteres Erbe.

Biden hat nichts getan, um den russischen Einmarsch in der Ukraine zu verhindern. Er hat nichts getan, um den Krieg zu beenden. Er hat das Ende von Nord Stream herbeigeredet und der EU teures LNG aufgeschwatzt.

Seine Sanktionen haben die EU nicht nur von Russland abgekoppelt, nun stören sie auch den Handel mit China. Sein „Inflation Reduction Act“ lockt deutsche Unternehmen in die USA und verzerrt den Markt für „grüne“ Technologien.

Am Rande des 3. Weltkriegs

Als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre, hat Biden die USA in einen Mehr-Fronten-Krieg in den Nahen Osten verwickelt, der Kapazitäten aus der Ukraine abzieht und den Rest der Welt gegen den Westen aufbringt.

Rund sechs Monate vor dem Ende seiner Amtszeit stehen wir am Rande eines 3. Weltkriegs, jederzeit kann ein Funke den großen Brand entfachen. Polen, das Baltikum, der Libanon, Taiwan und sogar das Rote Meer – überall droht Gefahr.

Doch die EU-Politiker sehen in Biden immer noch den großen Freund und Helfer – dabei ist er nicht einmal mehr in der Lage, die versprochene Hilfe für die Ukraine zu liefern. Biden ist zur „lame duck“ geworden.

Nun starren sie wie die Kaninchen auf die Schlange Trump – und erkennen nicht, dass der Niedergang der einstigen Schutzmacht USA, der unter Biden dramatische Formen angenommen hat, auch Europa nach unten zieht…

Siehe auch „Mit Biden wir es nicht besser“

P.S. Der größte Fan von Biden ist übrigens Ursula von der Leyen, gleich danach kommt Olaf Scholz ????

News & Updates

  • Nato wehrt Atomwaffen-Debatte ab. Nato-Generalsekretär Stoltenberg und der deutsche Verteidigungsminister Pistorius zweifeln nicht an der nuklearen Abschreckung. Die Nukleardebatte sei „eine Eskalation in der Diskussion, die wir nicht brauchen“, sagte er in Brüssel. Die Europäer dürften „nicht ständig wie das Kaninchen auf die Schlange“ starren, so Pistorius. Es bringe nichts, jedes Zitat aus dem US-Wahlkampf auf die Goldwaage zu legen. – Da hat der Mann Recht, siehe meinen Kommentar für die „taz“
  • Deutsche Wirtschaft läuft „dramatisch schlecht“. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat angekündigt, dass die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich senken wird. Erwartet werde nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. Dies sei „dramatisch schlecht“, sagte Habeck. „So können wir nicht weitermachen.“Das war leider abzusehen, mehr hier 
  • Hätte, hätte, Lieferkette. Das Lieferkettengesetz der EU muß warten. Der Ministerrat hat es erneut verschoben, nun könnte es eng werden. Der belgische EU-Vorsitz will es trotzdem noch einmal versuchen – ein paar Wochen bleiben noch, bevor der Europawahlkampf beginnt. Und wer weiß, vielleicht lenkt die FDP noch ein? – Mehr im Blog

Das Letzte

Preisschock beim Green Deal? Die 2027 geplante Einführung des europäischen Emissionshandels ETS II dürfte in Deutschland zu deutlich höheren CO₂-Preisen bis hin zu einem „Preisschock“ führen. Dies geht aus einer neuen Studie des Öko-Instituts hervor. Theoretisch sei eine Verdoppelung oder gar Verdreifachung denkbar. Doch das ist noch nicht alles: Der „Green Deal“ werde die Menschen in der EU nicht reicher, sondern ärmer machen, sagt Pierre Wunsch, der Chef der belgischen Zentralbank. Man müsse sich auf einen ähnlichen Schock wie in der Ölkrise in den 70ern einstellen…

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Was sagen Sie dazu?

Info: https://lostineu.eu/das-problem-ist-biden-pistorius-bleibt-cool-und-der-naechste-preisschock


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




Weiteres:




Hätte, hätte, Lieferkette


lostineu.eu, vom 14. Februar 2024

Das Lieferkettengesetz der EU muß warten. Der Ministerrat hat es erneut verschoben – nun könnte es eng werden.

Ursprünglich sollte die Richtlinie, die Kinderarbeit und Umweltsünden eindämmen soll, bereits letzten Freitag verabschiedet werden. Weil die FDP Nein sagte und Deutschland sich enthielt, kam keine qualifizierte Mehrheit zustande.

Dann sollte es heute (Mittwoch) so weit sein. Doch wieder nichts. Keine Mehrheit in Sicht, so der belgische EU-Vorsitz. Auch Italien hat Bedenken – deutsche Liberale und itlaienische Rechtspopulisten arbeiten Hand in Hand ????

Offenbar gibt es aber auch handwerkliche Mängel. Die EU-Richtlinie sei „weder praxistauglich noch verhältnismäßig“, sagte etwa der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.

Aldi Süd und der Textil-Discounter Kik sind hingegen für das EU-Gesetz. Sie befürchten, dass Wettbewerbsnachteile für sie entstünden, weil es in Deutschland bereits ein Lieferkettengesetz gibt.

Was nun? Belgien will es noch einmal versuchen – ein paar Wochen bleiben noch, bevor der Europawahlkampf beginnt. Bis dahin heißt es: Hätte, hätte, Lieferkette…

1 Comment

  1. KK
    15. Februar 2024 @ 01:20

    „itlaienische Rechtspopulisten“

    Warum so schüchtern?


Info: https://lostineu.eu/haette-haette-lieferkette


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.





Weiteres:




Aufrüstung sprengt alle Rekorde – Ukraine-Hilfe auch


lostineu.eu, 14. Februar 2024

Die Nato hat im vergangenen Jahr einen massiven Anstieg der Rüstungsausgaben registriert. Auch die Ukraine-Hilfe explodiert – offenbar übertrifft sie schon den Marschall-Plan.

Die Ausgaben der europäischen Verbündeten und Kanadas seien 2023 um elf Prozent erhöht worden, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Dies sei beispiellos.

Er gehe davon aus, dass in diesem Jahr insgesamt 18 der 31 Mitglieder das Nato-Ziel erreichten, zwei Prozent ihres BIP für Verteidigung auszugeben, so Stoltenberg. Das seien sechsmal so viele wie 2014. 

Auch Deutschland hat massiv aufgerüstet. Im neuen Jahr soll das Nato-Ziel erstmals seit 1992 wieder erreicht werden – mit schätzungsweise 2,01 Prozent.

Kurz zuvor kam die Meldung, dass auch die Ukraine-Hilfe regelrecht explodiert. Die EU-Unterstützung sei größer als der US-Marschallplan für Europa nach dem 2. Weltkrieg, meldet die Bank EBRD.

Und das ist erst der Anfang. Schließlich dürfte der Krieg ja noch mehrere Jahre weitergehen – und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…

10 Comments

  1. Wolf
    15. Februar 2024 @ 09:59

    Der Vergleich der Bankchefin hinkt: Verglichen werden können die Anstrengungen und Ausgaben der Antihitlerkoalition mit den jetzigen Ausgaben für die Ukraine-Unterstützung. Der Marshallplan hingegen war für den Wiederaufbau und der wird apropos Ukraine natürlich umso teurer, je länger die Parteien sich nicht an den Verhandlungstisch setzen.

Reply

  • Michael Conrad
    15. Februar 2024 @ 09:58

    Den Ostteil der Ukraine wird ja wohl Russland wieder aufbauen müssen, dort sind ja auch die größten Zerstörungen.
    Darin hat Russland allerdings Erfahrung und in Grozny schon erfolgreich vorgemacht. In Mariopul ist der Aufbau schon angelaufen.
    Die deutsche Politik wird ein großes Problem haben, einer Bevölkerung zu erklären warum sie den Wiederaufbau der Restukraine finanzieren soll, wenn in Deutschland die Wirtschaft schrumpft und die marode Infrastruktur weiter verfällt.
    Die Schuldenbremse hat sich also perspektivisch schon erledigt.

    Reply

  • KK
    15. Februar 2024 @ 01:10

    „und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…“

    Wieso Wiederaufbau? Die Ukraine ist doch bereits als Kornkammer der Welt an hauptsächlich US- und ein paar andere wetsliche Investoren verkauft worden. Da wird nix wieder aufgebau, da wird dann grösstenteils nur noch untergepflügt!

    Reply

  • Arthur Dent
    14. Februar 2024 @ 22:06

    „Da bleibt kein Stein mehr auf dem anderen…“ – und wer genau will jetzt zurück zu einem einfachen, kargen und kurzen Leben. Hab ich von der Jugend noch nicht gehört. Ohne Smartphone die Welt retten? Wie soll das gehen? Selbst „Klimakleber“ wollen ab und zu nach Bali. Vor der industriellen Revolution lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei ungefähr Mitte dreißig – auch in den USA. Wenn Sie also heute so um die vierzig oder ein bisschen drüber sind, umarmen sie keine Bäume. Suchen Sie den rußigsten und düstersten Kamin, den Sie finden können und umarmen den. Der hat dafür gesorgt, dass Sie das in diesem Alter noch können.

    Reply

  • Arthur Dent
    14. Februar 2024 @ 15:39

    Die „tapferen“ Grünen haben heute schon mal ihren politischen Aschermittwoch in Biberach mit der Begründung abgesagt, protestierende Bauern seien zu verbal-aggressiv aufgetreten.

    Reply

  • Stef
    14. Februar 2024 @ 12:53

    „Und das ist erst der Anfang. Schließlich dürfte der Krieg ja noch mehrere Jahre weitergehen – und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…“

    Ja, das ist nur der Anfang und nicht das Ende, schon gar nicht den Höhepunkt der Entwicklung. Der Wiederaufbau der Ukraine ist dabei von der Dimension her eher eine untergeordnete Herausforderung.

    Wir erleben gerade eine sich aufbauende und zuspitzende globale Blockkonfrontation. Auf der einen Seite der Westen (Nato und andere US-Verbündete) und andererseits die Brics mit Unterstützern insbesondere des globalen Südens. Die Ausgaben für Militär werden sich aufgrund dessen weiterhin hochschaukeln zulasten der Leistungsfähigkeit in allen anderen zivilen und sozialen Bereichen. Sollte es zu einem heißen Konflikt kommen, sogar dramatisch und schlagartig.

    Im Gegensatz zu den Brics, die sich derzeit formieren und auf die aktuelle Lage kollabierender internationaler Rahmenbedingungen einstellen, datiert das sozioökonomische „Betriebssystem“ des Westens aus der Nachkriegszeit. Es ist tief verankert in Normen, Erwartungen und der gesellschaftlichen Realität und es basiert auf den Rahmenbedingungen der Vergangenheit, die jetzt gerade vor unseren Augen aufhören zu existieren.

    Die Herausforderung der Brics besteht darin, in den relevanten Bereichen auf Augenhöhe zum Westen aufzuschließen. Sie können dabei auf mannigfaltige Ressourcen und leistungsfähige Produktionskapazitäten zurückgreifen. Politik und Bevölkerung haben im Großen und Ganzen dabei etwas zu gewinnen, denn die bestehende Ordnung wird als Zumutung verstanden. Insbesondere aber können sie dabei Handlungs- und Kooperationsformen entwickeln, die den sich abzeichnenden neuen Gegebenheiten von vornherein Rechnung tragen.

    Demgegenüber steht der Westen vor der Herausforderung, sein gesellschaftlich/politisch/wirtschaftliches Betriebssystem vollständig neu zu erfinden und bei laufender Krise implementieren zu müssen. Letzteres bedeutet dramatische wirtschaftliche und soziale Umbrüche, innere Verteilungskonflikte und zunehmend repressive staatliche Antworten auf den drohenden Kontrollverlust bei uns im Westen.

    Die Herausforderungen auf Seiten des Westens sind im Vergleich meines Erachtens die deutlich größeren. Wenn ich mir die uns bevorstehende Doppelherausforderung bestehend aus zunehmender Blockkonfrontation und galoppierendem Strukturwandel vergegenwärtige, komme ich zu einem extrem holprigen Ritt. Am ehesten fällt mir die Analogie mit der aufholenden Industrialisierung der Sowjetunion Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts dazu ein. Die damit verbundenen Maßnahmen haben ganze Landstriche dem Hunger ausgeliefert, der Wert des menschlichen Lebens war drastisch infrage gestellt, die Repression dramatisch. Mit anderen Worten: Stimmen meine Prämissen und meine Analyse, steht uns im Westen womöglich die Neuauflage des Stalinismus bevor.

    Um dies zu sehen, muss man heutzutage nur das Radio oder den Fernseher anmachen und sich die Frage stellen, woher die Ressourcen kommen sollen, um die Rüstungswünsche unserer Politelite zu realisieren. Und zwar nicht das erforderliche Geld, das ließe sich durch die Zentralbank ggfs. ja noch drucken. Sondern die Produktionskapazitäten, die Arbeitskraft und die Wertschöpfung, die dann zwangsläufig nicht mehr für zivile und soziale Zwecke zur Verfügung stehen wird.

    Reply

    • Skyjumper
      14. Februar 2024 @ 14:16

      Leider sehr treffend analysiert. Allerdings vollzieht sich das „Sterben von Imperien“ über Jahrzehnte. Wir werden nicht gleich Morgen in Höhlen wohnen. Der „Stalinismus“ lässt allerdings tatsächlich bereits an allen Ecken und Kanten grüßen.

      „Die Herausforderung der Brics besteht darin, in den relevanten Bereichen auf Augenhöhe zum Westen aufzuschließen. Sie können dabei auf mannigfaltige Ressourcen und leistungsfähige Produktionskapazitäten zurückgreifen. Politik und Bevölkerung haben im Großen und Ganzen dabei etwas zu gewinnen, denn die bestehende Ordnung wird als Zumutung verstanden. Insbesondere aber können sie dabei Handlungs- und Kooperationsformen entwickeln, die den sich abzeichnenden neuen Gegebenheiten von vornherein Rechnung tragen.“

      Es stellt sich die Frage inwieweit es einen solchen Zwang zum Aufschließen überhaupt gibt? Unbenommen gibt es Bereich in denen der Westen derzeit noch (deutlich) die Nase vorn hat. Das betrifft insbesondere technische Belange und den IT-Bereich. Damit sichert sich der Westen, speziell die USA, nach wie vor ihren Wettbewerbs-vorteil.

      Eine stringente Blocktrennung einmal unterstellt, und derzeit läuft einiges in genau diese Richtung, nützt dieser Wettbewerbsvorteil nur nichts mehr. Wenn ein IPhone in China, in Russland, ggf. im gesamten BRICS+-Bereich, nicht mehr verkauft (oder auch gekauft) werden kann, greift der China gezwungener Weise zum Huawei. Wenn der Fender oder der John Deere nicht mehr verkauft, oder gekauft, werden kann, greift der Russe zwangsweise zum russischen oder chinesischen Produkt.
      Ein Wettbewerbsvorteil ist nur solange ein Vorteil wie es auch einen Wettbewerb gibt. Mit zunehmenden (beidseitigen) Sanktionen entfällt das.

      Am Ende bleibt dann nur noch ein West-Block mit Patenten und Knowhow, der ohne Rohstoffe aber nix produzieren kann, und ein Gegen-Block der die Rohstoffe hat und daher auf etwas niedrigeren Niveau weiter produzieren kann. Wessen Zivilgesellschaft wird da wohl der Gewinner sein? Eine Ausnahme stellt hier die USA mit ihren durchaus vorhandenen Rohstoffen dar. Das macht das Risiko der Entwicklung für West-Europa aber nicht kleiner, eher im Gegenteil.

      Reply

      • KK
        15. Februar 2024 @ 01:17

        „Eine Ausnahme stellt hier die USA mit ihren durchaus vorhandenen Rohstoffen dar.“

        Und die Rohstoffe, die sie nicht selbst haben, holen sie sich mit ihrer Armee… die ist schliesslich mit weitem Abstand die teuerste der Welt, die muss das wieder reinholen. Machen sie ja schon länger so.

        Interessant wird dabei sein, wie lange dabei noch der Anschein einer liberalen Demokratie bewahrt werden kann – aber dafür stehen ja schon die Republikaner mit Trump und Konsorten in den Startlöchern, die sch…, pardon, pfeifen auf den Anschein.

  • european
    14. Februar 2024 @ 12:24

    „Schließlich dürfte der Krieg ja noch mehrere Jahre weitergehen – und dann kommt auch noch der Wiederaufbau…“

    Und im Hintergrund hoert man die Kassen klingeln. Ich finde uebrigens sehr bemerkenswert, wie auf deutscher Seite von der gruenen Eva Herrmann, die mir bisher in einigen Dingen bezueglich ihrer Wirtschaftskenntnisse positiv aufgefallen ist, allen Ernstes ganz offen die Kriegswirtschaft als Uebergang zur klimaneutralen Kreislaufwirtschaft propagiert.

    „Da bleibt kein Stein mehr auf dem anderen…“
    https://youtu.be/AFiXZlCG4dM?feature=shared

    Erklaert vielleicht, weshalb die Gruenen die Hauptkriegstreiber in Deutschland sind. Sie verfolgen eine voellig andere Agenda und die Ukraine ist nur das Vehikel. Das bedeutet, dass hier zwei unterschiedliche Interessensvertreter am gleichen Strang ziehen. Zum einen die verdienende Elite, Blackrock und Co sowie die, die immer vom Krieg profitieren und dann die anderen, die genau das nicht wollen und die voellige Zerstoerung fuer ihre eigene Ideologie benoetigen.

    Spannende Zeiten. Wer stoppt die denn?

    Reply

    • european
      14. Februar 2024 @ 14:27

      Hab ich Eva Herrmann gesagt????

      Ich meinte natuerlich Ulrike Herrmann. Sorry fuer den Lapsus.
      Sowas ????


  • Info: https://lostineu.eu/aufruestung-sprengt-alle-rekorde-ukraine-hilfe-auch


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    15.02.2024

    Der tägliche Wahnsinn – Grünen-Politikerin Künast: Antifa braucht "verlässliche Finanzierung"

    meinungsfreiheit.rtde.life, 15 Feb. 2024 08:54 Uhr

    "Schöne neue Welt" oder einfach nur der normale Irrsinn? Täglich ist man als Medienkonsument mit Meldungen aus allen möglichen Themenbereichen konfrontiert, die man vor wenigen Jahren noch als Satire verbucht hätte. Wir präsentieren hier in loser Folge eine kleine Auswahl aktueller Fälle.


    Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/haertelpress


    Antifa-Mitglieder bei der inhaltlichen Umsetzung vom Demokratiefördergesetz


    • 15.02.2024 08:53 Uhr

    08:53 Uhr

    Grünen-Politikerin Künast fordert "verlässliche Finanzierung der Antifa"

    Nicht allen Bürgern ist es vergönnt, ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen zum täglichen Miteinander in "unserer freiheitlichen Demokratie" unbekümmert formulieren zu dürfen. Selbst ihren sogenannten Volkvertretern im Deutschen Bundestag droht bei anderslautenden Ansichten der Mehrheit ihrer Abgeordnetenkollegen durchaus schon mal ein Ordnungsruf und schlimmstenfalls eine Bußgelddrohung. 

    Die Politikerin Renate Künast von den Grünen, bekannt für ihre markigen Auftritte innerhalb wie außerhalb des Reichstagsgebäudes in Berlin, beeindruckte während der jüngsten Debatte zum sogenannten "Demokratiefördergesetz" wieder mit ungebrochenem Selbstverständnis und unmissverständlichen Formulierungen zur außerparlamentarischen Opposition:

    "Wir brauchen ein Demokratiefördergesetz. Und ich bin es ehrlich gesagt leid, wie wir seit Jahrzehnten kämpfen … darum, dass NGOs und Antifagruppen, die sich engagieren, immer um ihr Geld ringen und nur von Jahr zu Jahr Arbeitsverträge abschließen. Das reicht nicht!

    Die müssen eine verlässliche Finanzierung haben, wir [die Grünen?] sind es leid, dass zwischendurch einigen das Geld gestrichen wird … Es gehört mit in den Teil: Bekämpfung des Rechtsextremismus."

    Der Kameramann des öffentlich-rechtlichen Senders Phoenix dokumentierte die Zustimmung und den Applaus der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.


    Info: https://meinungsfreiheit.rtde.life/gesellschaft/177846-taegliche-wahnsinn


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    15.02.2024

    Putinversteher Arestowitsch: "Putin ist der Einzige, der Frieden will"

    meinungsfreiheit.rtde.life, 14 Feb. 2024 21:07 Uhr

    Unergründlich sind die Wege des Herrn: Ausgerechnet der größte Hardliner auf ukrainischer Seite, Selenskij-Berater und Top-Propagandist, Alexei Arestowitsch, ist zum Putin-Versteher mutiert und fordert, das Friedensangebot des russischen Präsidenten anzunehmen.


    Quelle: Gettyimages.ru © Foto der ukrainischen Präsidentschaft/Anadolu Agency


    Damals noch ukrainischer Präsidentenberater: Alexei Arestowitsch während eines Pressebriefings in Kiew am 04. April 2022.


    Der frühere Chefpropagandist des ukrainischen Präsidenten Selenskij, Alexei Arestowitsch, hat sich diese Woche in einem Videointerview endgültig als Putin-Versteher geoutet. Der russische Präsident sei von allen in den russisch-ukrainischen Konflikt involvierten Politikern der Einzige, der tatsächlich Frieden will, behauptete Arestowitsch, der nach Beginn des Krieges in der Ukraine bis zu seinem Rücktritt vor einem Jahr Selenskij-Berater und Sprecher der ukrainischen Präsidentenadministration war, wo er stets den unnachgiebigen Hardliner mimte:

    "Ich möchte einen unheimlich subversiven Gedanken äußern: Von allen drei an dieser Geschichte Beteiligten (Russland, USA, Ukraine) will nur Putin Frieden."

    Wörtlich ließ er den sichtlich verblüfften Interviewer Folgendes wissen:

    "Er (Putin) sagt: 'Ich möchte keinen Krieg führen'. Kolja, ich gebe dir 121 Prozent darauf – und das ist ein sehr unpopulärer Gedanke – aber er will den Krieg wirklich nicht. Er will den Krieg nicht. Es fällt ihm schwer, diesen Krieg zu führen, moralisch schwer. Besonders ist es ihm moralisch schwer gegen die Ukraine Krieg zu führen. Wenn er nämlich sagt 'Es ist alles ein einheitliches russisches Volk', dann glaubt der Mistkerl das tatsächlich. Und für ihn ist es ein Bürgerkrieg, er ist gezwungen seine eigenen Leute zu töten."

    Moskauer Gericht: Ex-Berater Arestowitsch des ukrainischen Präsidialbüros ist zu inhaftieren





    Moskauer Gericht: Ex-Berater Arestowitsch des ukrainischen Präsidialbüros ist zu inhaftieren





    Putin sei in diesen Äußerungen absolut aufrichtig, urteilte Arestowitsch. Hätte die Ukraine die wenigen Punkte erfüllt, die Moskau ultimativ eingefordert hat, hätte der Krieg gar nicht erst begonnen, fuhr er fort. Und selbst wenn Kiew diese ("ein, zwei, drei") Punkte jetzt akzeptieren würde, würde der Krieg sofort aufhören.


    Putin plane nicht, die Ukraine zu annektieren und auch nicht die Zerstörung des Westens, so die heutige Analyse des ukrainischen Ex-Hardliners. Er wolle vielmehr zweierlei erreichen: Erstens, im Westen auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden und, zweitens, mit Blick auf die Ukraine die paraphierten Vereinbarungen von Istanbul umsetzen und zusätzlich dazu die vier Regionen behalten, die bereits Teil der Russischen Föderation geworden sind. Gleichzeitig glaube er, Arestowitsch, dass die Ukraine immer noch über die Zugehörigkeit von zwei der vier Regionen verhandeln könne, und der russische Präsident bis dahin ergebnisoffen sei.


    Putins nächstes Angebot "in einem Jahr oder so" werde in jedem Fall für die Ukraine ungünstiger ausfallen, warnte der "Militärexperte" abschließend.


    Mehr zum ThemaDer Konflikt in der Ukraine - Er wird nicht zu den Bedingungen von Wladimir Selenskij enden


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
    Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
    Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.

    Info: https://meinungsfreiheit.rtde.life/international/196209-putinversteher-arestowitsch-putin-ist-einzige-der-frieden-will


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    15.02.2024

    Pressemitteilung | 14.02.2024 In eigener Sache: Warum wir die Münchner Friedenskonferenz nicht mehr fördern wollen

    gruene-fraktion-muenchen.de, vom 14. Februar 2024

    Die Stadt München befindet sich in einer Haushaltskrise und muss seit 2020 konstant Einsparungen vornehmen. Auch Kleinst-Förderungen stellen wir im Zuge dessen auf den Prüfstand und nehmen diese (selbst-)kritisch in den Blick. Die internationale Friedenskonferenz, seit vielen Jahren via Kulturreferat gefördert, ist keine Kulturveranstaltung, sondern eine rein politische Veranstaltung, weshalb sie im Haushalt des Kulturreferats nicht zu den Förder- und Aufgabenschwerpunkten passt.


    Es handelt es sich zwar um eine vergleichbar kleine Fördersumme, und die Einsparungswirkung ist dementsprechend gering. Die Veranstaltenden und unterstützenden Organisationen baten uns in einem Brief deshalb, unseren Antrag zurückzuziehen und uns für die Förderung aus einem anderen, inhaltlich passenden Teilhaushalt einzusetzen. Dazu fehlt jedoch – das wollen wir nicht verschweigen – gegenwärtig der politische Wille. Das ist kein politisches Desinteresse am Thema an sich, ganz im Gegenteil:


    Wir halten es besonders in aktuellen Zeiten von globaler Aufrüstung und von Kriegen, sei es der russische Angriffskrieg in der Ukraine, quasi vor unserer Haustüre oder aber der asymmetrische Krieg in Israel und Gaza, im Nahen Osten, welchen die Hamas bewusst ausgelöst hat, für wichtig, dass neben der Sicherheitskonferenz ein zivilgesellschaftlich initiiertes und organisiertes Programm stattfindet, welches auch ganz gezielt die Themen Abrüstung, Friedensförderung sowie machtkritische Perspektiven in den Blick nimmt.


    Solche zivilgesellschaftlichen Veranstaltungen gibt es glücklicherweise auch an anderer Stelle, wie beispielsweise das Programm von „War unmasked“ von Bellevue di Monaco, welches bereits Ende Januar stattfand: https://bellevuedimonaco.de/veranstaltung/war-unmasked/


    An der „Friedenskonferenz“ üben wir schon seit Jahren Kritik sowohl an der inhaltlichen Programmgestaltung als auch am Gebaren der Organisator*innen.


    Die Stadt hat die Münchner Friedenskonferenz lange gefördert, auch offizielle Vertreter*innen geschickt (oft auch aus den Reihen der Grünen), um die Teilnehmer*innen zu begrüßen. Diese Förderung entsprang dem Wunsch, der großen, im Bayerischen Hof tagenden Sicherheitskonferenz eine Alternative entgegenzusetzen: einen alternativen Zugang zu Frieden und Sicherheit, vielfältige Sichtweisen auf internationale Probleme, einen kritischen Umgang mit der oft auf militärische Mittel fixierten Sicherheitspolitik der großen Mächte, die nötig ist, aber oft auch zu kurz greift. Immer gab es dabei auch radikalere Kritik – dies gehörte quasi zum Kolorit dieser Konferenz, die einem breiten Spektrum von Meinungen Raum bot.


    Schwer zu ertragen fanden wir allerdings Vorträge, die die unsäglichen Gräueltaten des Diktators und Kriegstreibers Assad in Syrien relativierten. Eine ernsthafte Irritation entstand, als die Veranstalter der Friedenskonferenz Ende 2019 ein Grußwort des jüdischen SPD- und vormals CSU-Stadtrats Marian Offman ablehnten, das dieser in Vertretung des Oberbürgermeisters halten sollte. Der Hintergrund dieser Zurückweisung war die scharfe Ablehnung des Israel-Boykotts BDS durch den Münchner Stadtrat – durch Offman also ebenso wie durch den Oberbürgermeister, den er vertreten sollte und viele andere Mitglieder des Stadtrats. Warum also wurde gerade Offman abgelehnt? Die Doppelmoral hinter diesem Verhalten ist leider mehr als offensichtlich. 

    Bei der diesjährigen Friedenskonferenz gehört, wie immer, die Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner zum Trägerkreis. Die DFG-VK hat zwei Wochen nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel zu einer Kundgebung gegen den Krieg aufgerufen, gemeinsam mit „Palästina spricht“, einer Organisation, die den 7. Oktober 2023 als „revolutionary day to be proud of“ bezeichnet. Wer sich mit solchen Bündnispartner umgibt, macht sich als Friedensinitiative komplett unglaubwürdig.


    Für die Abendveranstaltung der diesjährigen Friedenskonferenz sind zwei Referenten angekündigt, deren einseitige Sicht auf den israelisch-palästinensischen Konflikt die unausweichliche Frage aufwirft, ob diese Veranstaltung als „Kulturveranstaltung“ mit dem Geld gefördert und dem Namen der Landeshauptstadt unterstützt werden sollte:


    Yanis Varoufakis hat sich nach dem 7. Oktober mehrfach zur Lage im Nahen Osten geäußert. Eine klare Verurteilung des terroristischen Überfalls auf Israel hat er bisher verweigert und dies u.a. mit einer Analogie zur Ukraine begründet: „…ich werde die Hamas nicht verurteilen, genauso wenig wie ich die Ukrainer:innen verurteilen würde.“ (>>>hier) Hat Israel also seine Nachbarn überfallen, so wie Russland die Ukraine? Eine derartige Täter-Opfer-Umkehr mag von der Meinungsfreiheit gedeckt sein. Für eine explizite Unterstützung seitens der Stadtpolitik durch eine fortgeführte oder neue Förderung durch die Verwaltung ist sie für uns ein klares Ausschlusskriterium. Dies gilt in gleicher Weise für den Auftritt der irischen MdEP Clare Daly, die Israel der ethnischen Säuberung bezichtigt und es als „Kolonie Europas“ bezeichnet. Eine Veranstaltung mit einer Referentin, die sich so eindeutig antisemitisch äußert, wollen wir als Stadtregierung weder unterstützen noch bewerben.


    In der Summe ergibt sich hier das Bild einer Veranstaltung, die ihren ursprünglichen Auftrag, sich für Frieden und Menschenrechte einzusetzen, immer weniger erfüllen kann, weil sie Redner*innen eine Bühne bietet, die sich nicht klar von Diktaturen und Autokraten sowie deren Kriegen und Menschenrechtsverletzungen distanzieren beziehungsweise sie sogar gut heißen. Es gibt im Stadtrat keinen mehrheitlichen politischen Willen mehr eine solche Veranstaltung offiziell zu unterstützen – weder finanziell und schon gar nicht politisch.


    Noch nie war es unseres Erachtens so wichtig wie jetzt, dass es eine aktive, große, breit zivilgesellschaftlich getragene Friedensbewegung im Sinne einer Graswurzelbewegung gibt. Dies kann aber nur gelingen, wenn das auf Basis von demokratischen, freiheitlichen Werten passiert, die Haltung zeigt gegen jede Art von Rassismus, Antisemitismus oder aber Queerfeindlichkeit.


    Info: https://www.gruene-fraktion-muenchen.de/in-eigener-sache-warum-wir-die-muenchner-friedenskonferenz-nicht-mehr-foerdern-wollen


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Newsletter Nr. 22 zur 60. Münchner Sicherheitskonferenz 2024

    Projektgruppe MSK verändern

    »Münchner Sicherheitskonferenz verändern« e.V.


    Unsere Vision ist eine Münchner Konferenz für Friedenspolitik

    Our Vision is a Munich Conference for Peace Policy


    Informationen rund um die Münchner Sicherheitskonferenz 2024 14. Februar 2024


    Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens,


    vom 16.-18.2.2024 wird im Bayerischen Hof die 60. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) stattfinden. Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltung stark von der „Zeitenwende“ geprägt sein. Die Politik wirbt intensiv für eine noch stärkere Militarisierung der Gesellschaft. Die Rüstungsausgaben werden weiter steigen, zur Freude der Waffenindustrie. Wird dadurch die Sicherheit unseres Landes und der Menschen, die hier leben, verbessert? Es sind erhebliche Zweifel angebracht.

    Der Krieg in der Ukraine tobt seit fast genau zwei Jahren. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Verluste an Menschenleben und Zerstörungen sind auf beiden Seiten immens. Verhandlungen finden offensichtlich nicht mehr statt. Eine tragische Entwicklung. Im Oktober 2023 ist mit dem Krieg in Israel/Gaza ein weiterer blutiger Konflikt dazugekommen. Auch dort hat die Diplomatie bisher weitgehend versagt. Eine positive Perspektive gibt es aktuell weder für die Palästinenser noch für die Israelis.

    Unsere Projektgruppe MSKv begeht in diesem Jahr ihr 20 jähriges Bestehen. Seit 2004 arbeiten wir darauf hin, dass bei der MSC die Sicherheitslogik durch eine Friedenslogik abgelöst wird. Wo konnten wir Akzente setzen, wo zum Nachdenken anregen? Was hat die Arbeit unseres kleinen Teams überhaupt bewirkt? Mehr dazu in unserer neuen MSKv-Zeitung.

    Am Wochenende der Sicherheitskonferenz gibt es in München viele Aktivitäten, auf die wir hinweisen möchten:


    (1) MSC-Konferenzbeobachtung unseres Vereins (DO, 15.02. – 18.02.2024)

    Ralf Becker (sicherheitneudenken.de) und Matthias Linnemann (mskveraendern.de) werden in diesem Jahr unsere Beobachter der MSC sein.

    Darüber berichten wir auch in unser neuen Zeitung. Siehe unten Pkt. 9.


    (2) Nachbetrachtung der MSKv-Konferenz-Beobachter zur MSC (SO, 18.02.2024, 17.00 Uhr)

    Im Haus der Kulturen und Religionen wird es unsere Nachbetrachtung der MSC geben. Unsere Konferenzbeobachter, Ralf Becker und Matthias Linnemann, werden ihre Eindrücke schildern und Ihre Fragen beantworten.

    Direkt anschließend findet dort das Friedensgebet der Religionen – siehe unten Pkt. 6 – statt.

    Termin: SO, 18.02.24, 17.00
    Ort: Haus der Kulturen und Religionen, Nazarethkirche, Barbarossastraße 3, München
    U-Bahn: U4 Böhmerwaldplatz – 5 Minuten zu Fuß


    (3) Internationale Münchner Friedenskonferenz
     (FR – SO, 16.2. – 18.2.2024)

    Die Friedenskonferenz steht in diesem Jahr unter dem Titel „Wohin treibt Europa“ und „Peace in Progress. Alternativen zu Militarismus und Kapitalismus“. Es werden namhafte Redner:innen, u.a. Clare Daly, Michael von der Schulenburg und Yanis Varoufakis erwartet. Überschattet wird die diesjährige Konferenz von der Ankündigung des Kulturreferats der Stadt München, die Friedenskonferenz finanziell nicht mehr zu unterstützen.

    Ein Grund mehr, der Konferenz in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

    Details zum Programm und zu den Veranstaltungsorten: friedenskonferenz.info

      

    (4) Beten für den Frieden  (FR, 16.02. und SA, 17.02.2024) – mit der Projektgruppe MSKv

    „Wir beten für die Teilnehmenden der Münchner Sicherheitskonferenz, hochrangige Entscheidungsträger*innen und Meinungsführer*innen aus aller Welt, dass sie den Frieden durch Dialog fördern. Wir erbitten den Beistand Gottes für die Menschen, die in den Krisenherden dieser Welt unverschuldet großes Leid ertragen müssen. Segne uns, Gott, damit wir selbst den Frieden leben und zu echten Partner*innen für unsere Nächsten werden.”

    Die einzelnen Gebetszeiten werden von Orden, Hilfswerken, geistlichen Gemeinschaften, Kirchen der ACK München, Vereinen und Initiativen gestaltet.

    Die Gebetsstunde am SA 17.02.24, 16.00 Uhr wird von unserer Projektgruppe gemeinsam mit Pax Christi gestaltet.

    Termin: FR 16.02.24  ab 17.00 Uhr und SA 17.02.24, ab 13.00h Uhr, jeweils bis etwa 19.30 Uhr
    Ort: Bürgersaal Unterkirche, Neuhauserstraße 14, München, sowie zu weiteren Zeiten an weiteren Orten
    Details über den folgenden Link und im Flyer
    Münchner Friedensgebet (erzbistum-muenchen.de)      


    (5) Friedensdemonstration anlässlich der MSC (SA, 17.02.2024)

    “Nie wieder ist jetzt”! Wir erwarten von der Münchner Sicherheitskonferenz, dass sie Raum gibt, und Impulse, dieses “Nie wieder” mit einem “WAS nie wieder” zu benennen. Wir wollen und können uns nicht abfinden mit Krieg, Waffenlieferung, dem immer gleichen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt: überall auf der Welt, bei uns in Europa im Krieg Russlands gegen die Ukraine und in Israel und Palästina. Es existieren weltweit Konzepte, Erfahrungen und gelingende Mechanismen von Herbeiführen von Waffenstillstand und Verhandlung, zum (internationalen) Ausgleich von Interessen. Diese müssen auf der Münchner Sicherheitskonferenz ihren Platz und ihr Podium finden. Dazu führt unsere Projekt-gruppe seit 20 Jahren einen beständigen Dialog mit der Konferenz. Auch wenn wir nicht mit allen Formulierungen ein-verstanden sind, unterstützen wir als Projektgruppe MSKv auch in diesem Jahr den Demo-Aufruf des „Aktionsbündnis gegen die NATO-Sicherheitskonferenz“. Ergänzend haben wir einen eigenen Aufruf verfasst:


    Unser Demo-Aufruf

    Mit unserem Aufruf als Einladung an alle Friedenswilligen unterstützen wir die Friedensdemonstration, mit der die MSC und die Öffentlichkeit an “Frieden schaffen – ohne Waffen” (lautstark) erinnert werden soll.

    Auftaktkundgebung:
    Sa, 17.02.2023, 13.00 Uhr, Stachus. Anschließend zeitgleich Friedenskette durch die Fußgängerzone und Demo-Zug.
    Schlusskundgebung: ca. 15.00 Uhr, Marienplatz.

    Weitere Infos zur Demo


    (6) Friedensgebet der Religionen – Erzähl‘ mir vom Frieden (SO, 18.02.2024, 18.00 Uhr)

    Juden, Christen, Muslime, Bahá’i und Buddhisten beten für den Frieden. Alle sind willkommen, auch Personen ohne religiöse Bindung.

    Termin: SO, 18.02.24, 18.00
    Ort: Haus der Kulturen und Religionen, Nazarethkirche, Barbarossastraße 3, München
    U-Bahn: U4 Böhmerwaldplatz – 5 Minuten zu Fuß

    Anschließend Beisammensein bei Tee und Gebäck

    Infos: Friedensgebet der Religionen


    (7) Nachbetrachtung der Petra-Kelly-Stiftung 
     (SO, 18.02.24, 15.00 Uhr)

    Bei der traditionellen Nachbetrachtung direkt nach Konferenzende wird leider auch in diesem Jahr niemand aus unserem Verein am Podium mitwirken können. Wir hoffen, im kommenden Jahr wieder an die langjährige Tradition, dass unsere Konferenzbeobachtenden dort berichten, anknüpfen zu können.

    Termin: SO, 18.02.24, 15.00 Uhr – 17.00 Uhr
    Ort: PresseClub, Marienplatz 22, München

    Infos: Nachbetrachtung MSC


    (8) Jubiläumsausstellung der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC)

    Zu ihrem 60-jährigen Jubiläum hat die MSC eine umfangreiche Ausstellung über ihre Geschichte erstellt. Auch unser Verein wurde bereits im Oktober 2023 um Beiträge angefragt. Leider wurden uns aber von der MSC im Januar 2024 nur knapp 5 Stunden eingeräumt, um für den von der MSC aufgrund unserer Beiträge zusammengestellten Text über unseren Verein die Freigabe zu erteilen – zu knapp für die Feinabstimmung in unserem ehrenamtlich arbeitenden Kreis. Die Ausstellung bringt nicht den Mut auf, die inhaltlichen Punkte unserer Kritik zu benennen. Es fehlt sowohl, was wir an der MSC kritisieren – ihr Grundvertrauen in militärische Gewalt – als auch unsere Vision einer „Münchner Konferenz für Friedenspolitik“. Insgesamt ist es aber eine interessante Ausstellung im Amerikahaus in München, die das Selbstverständnis der MSC deutlich macht.

    Infos: Ausstellung 60 Jahre MSC

    Einige Einblicke:

    (Bilder)

     

    (9) Aktuelle MSKv-Projektzeitung

    Die neue Ausgabe der Projektzeitung steht zur Verfügung. Wir berichten über die MSC 2024 und über die 20 jährige Geschichte von MSKveraendern.

    Wir freuen uns auf Ihr Feedback zu den Inhalten:


    Englische Version (Übersetzung von Yuki Bachmann)


    Was sonst noch wichtig ist…

    (10)  20 Jahre Projektgruppe MSKv (FR, 12.04.2024)

    Wir möchten gemeinsam mit Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern, Aktiven, Förderinnen und Förderern und gerne auch mit Kritikerinnen und Kritikerinnen auf 20 Jahre Projektgruppe MSKv zurückblicken.

    Termin: FR 12.04.2024, 19.00 Uhr
    Ort: Eine-Welt-Haus, München

    Falls Sie an unserer Veranstaltung teilnehmen möchten, schreiben Sie uns bitte: info@mskveraendern.de

    10.12.2023: Denkmail Nr. 40 Sicherheitsstrategien neu denken 13. Februar 2024


    Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,
    bereits im Dezember haben wir die Denkmail von Ralf Becker (“Sicherheit neu denken”)
    an alle verschickt, die sich für unseren Newsletter angemeldet haben. Der Vollständigkeit
    halber veröffentlichen wir den Beitrag auch hier:

    Denkmail Sicherheits-Strategien neu denken November 2023_2

    Projektzeitung Nr. 19 zur Münchner Sicherheitskonferenz 2024 7. Februar 2024

    Deutschland müsse “kriegstüchtig” werden. Das sagte kürzlich Verteidigungsminister Boris Pistorius.
    Was bedeutet das aber für die Sicherheit unseres Landes? Welche Rolle sollte Deutschland zukünftig einnehmen? Welche Alternativen gibt es zu einer Politik, die hauptsächlich auf militärische Stärke setzt?
    Unter anderem darüber berichten wir in unserer neuen Projektzeitung.

    MSKv ist 20 Jahre alt geworden. Eine gute Gelegenheit, um auf die Arbeit unserer Projektgruppe
    zu blicken: Wie fing es an – wo stehen wir heute?

    Es erwarten Sie spannende Beiträge, u.a. von
    Hanne-Margret Birckenbach, Ralf Becker und Clemens Ronnefeldt

    Projektzeitung Nr.19 EF

    Englischsprachige Ausgabe (Übersetzung Yuki Bachmann):

    13.11.2023: “Wehrhaft ohne Waffen mit sozialer Verteidigung” – Ein Thema für die Münchner Sicherheitskonferenz? 11. November 2023

    Wehrhaft ohne Waffen zu sein, bedeutet für uns, dass unser Umfeld sozial verteidigt werden soll. Soziale Verteidigung soll es den Menschen ermöglichen, sich mit allen Mitteln des gewaltfreien Widerstands gegen Gewalt von innen und außen zur Wehr zu setzen.
    Wir wollen zeigen, wie mächtig organisierter, gewaltfreier Widerstand sein kann, und dabei sogar erfolgreicher als militärische Aktionen. Gerade in Zeiten sinnloser Kriege mit Tausenden von Toten, Verletzten, wahnwitzigen Zerstörungen und furchtbarem Leid müsste sich die Sicherheitskonferenz eigentlich mit wirklicher ,,menschlicher Sicherheit” (human security) und damit mit sozialer Verteidigung befassen.

    Die Projektgruppe ,,Münchner Sicherheitskonferenz verändern” e.V. lädt im Rahmen der Münchner Friedenswochen 2023 zur Diskussion ein:

    Wann? Montag, 13. November 2023, 19:00 – 21:00 Uhr
    Wo?  Eine-Welt-Haus, Raum 111/112, Schwanthalerstr. 80 (U-Bahnstation Theresienwiese)
    Flyer zum Ausdrucken und Weitergeben: Infoblatt 13.11.

    Der Eintritt ist frei.


    10.11.2023: 5. Munich Peace Meeting 11. November 2023

    Auf Anregung der Projektgruppe „Münchner Sicherheitskonferenz verändern“ e.V. und unter Beteiligung des Teams der Münchner Sicherheitskonferenz findet seit 2019 jährlich ein Munich Peace Meeting als nicht-öffentliches Fachgespräch statt.

    Das Munich Peace Meeting (MPM) hat sich zu einer wichtigen Veranstaltung entwickelt, auf der
    – sich Friedenswissenschaft, Friedensarbeit, Friedensbewegung und MSC vernetzen,
    – ein vertiefter Expert/innenaustausch zu Aspekten der Sicherheits- und Friedenspolitik stattfindet,
    – konkrete Anregungen für die kommende MSC im Februar jeden Jahres in Bezug auf Themen, Gäste und Formate entstehen können.

    Am 10.11.2023 konnten wir nach dreimaliger Durchführung im Video-Format wieder in Präsenz tagen und so den Begegnungsraum offener gestalten. Wir haben dabei an die ursprüngliche Idee eines gemeinsamen spontanen Austauschs von kreativen Einfällen angeknüpft und durch den gleichberechtigten, respektvollen Austausch aller Beteiligter eine gegenseitige Erweiterung des Horizonts ermöglicht.
    Das MPM wird, unabhängig von der direkten Auswirkung auf die kommende MSC, als gemeinsamer Raum des Nach- und Vordenkens von Expert/innen mit unterschiedlichen Positionen einen Wert in sich haben. So kann das Munich Peace Meeting einen kleinen Beitrag zu innergesellschaftlicher Vertrauensbildung leisten.

    Gestaltung als offenes Gruppengespräch mit professioneller Moderation.

    Die MSC hat für den Raum und das Catering gesorgt.


    06.07.2023: Denkmail Nr. 39 zum Thema Friedensgutachten 2023 6. Juli 2023

    “Ob es noch sinnvoll ist, das FGA von 2023 (pessimistischer Titel „Noch lange kein Frieden“) auf der nächsten MSC zu diskutieren, erscheint fraglich, denn der Grundtenor des Gutachtens lautet im Wesentlichen ähnlich wie die offizielle Sicherheitspolitik der Regierung.”  Zitat: Erwin Schelbert (Gründungsmitglied MSKv)

    Link:  Denkmail Nr. 39 Webseite


    17.02.2023: Projektzeitung Nr. 18 zur Münchner Sicherheitskonferenz


    24. Januar 2023

    In unserer aktuellen Projektzeitung berichten wir über die Arbeit unseres Vereins. Außerdem beleuchten wir diesmal aus verschiedenen Perspektiven den Krieg Russlands in der Ukraine und die Chancen für Frieden in Europa.

    Unsere Autor:innen: Ralf Becker, Andrea Behm, Hubert Heindl, Houngbedji Gbeognin Mickael, Thomas Mohr, Alessia Neuner, Clemens Ronnefeldt, Erwin Schelbert, Mechthild Schreiber, Anja Ufermann und Theodor Ziegler.
    Projektzeitung Nr 18 – 2023


    Info: https://mskveraendern.de/?nltr=Nzs5O2h0dHBzOi8vbXNrdmVyYWVuZGVybi5kZTs7ZDExYjZkNmJjYTgwOTM4ZDdkZTU0NTQ3YjQ2ZGRmMjc%3D


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    15.02.2024

    Nachrichten von Pressenza: Stadt München streicht Unterstützung für Friedenskonferenz

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 15. Februar 2024, 7:18 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 15.02.2024


    Stadt München streicht Unterstützung für Friedenskonferenz


    Pressemeldung des Trägerkreises der Münchner Friedenskonferenz vom 11. Februar 2024 OB Reiter und Kulturreferent Biebl canceln Förderung der Friedenskonferenz Mit Schreiben vom 6. Februar 2024 informierten Kulturreferent Anton Biebl und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter den Trägerkreis der Internationalen Münchner Friedenskonferenz,&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/stadt-muenchen-streicht-unterstuetzung-fuer-friedenskonferenz/


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    Klimaretter Regenwurm &#8211; Wie er den Boden lebendig hält


    Seit 2005 gibt es jedes Jahr am 15. Februar den internationalen Tag zu Ehren des Regenwurms. Auch die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. möchte im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt mit dazu beitragen, welch wichtiges Schlüsselelement der Regenwurm&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/klimaretter-regenwurm-wie-er-den-boden-lebendig-haelt/


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    Das Wettern der Woche: Links, Rechts, Autobahn


    Als die FPD 1948 als kleineres Übel auf die Welt kam, wollten die alten Kameraden die neue Partei umgehend zur &#8222;NS-Kampftruppe&#8220; umwandeln. Die FDP erholte sich davon – aber: Nie wieder ist jetzt. Hatte &#8217;33 Theodor Heuss den Nazis nicht&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/das-wettern-der-woche-links-rechts-autobahn/


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    Hacking Justice &#8211; Free Assange


    Die Zukunft von Julian Assange &#8211; und des investigativen Journalismus &#8211; entscheidet sich vor Gericht: Die jetzt für den 20. und 21.Februar 2024 angesetzten Anhörungen könnten das Ende seines Weges im britischen Gerichtssystem bedeuten. Wenn der High Court seinen Berufungsantrag&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/hacking-justice-free-assange/


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    Heinrich Heine, Jude und Deutscher


    Von Heine wird gesagt, dass er ein in sich zerrissener Mensch gewesen sei. Heine war nicht zerrissen, sondern er wurde es, weil ihm das Verlangen, Jude und Deutscher zugleich zu sein, verwehrt wurde. Es war Deutschland, das ihn zerriss. Düsseldorf,&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/heinrich-heine-jude-und-deutscher/


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    Sieg gegen den Bergbau


    Nach einer massiven Protestwelle kippt das Oberste Gericht Panamas ein umstrittenes Bergbaugesetz. Von Oktober bis Dezember 2023 erlebte Panama die größten landesweiten Proteste seit der Rückkehr zur Demokratie vor 34 Jahren. Im Fokus des Wutausbruches der Bevölkerung stand die Annahme&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/sieg-gegen-den-bergbau/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    15.02.2024

    Ein Autounfall in Zeitlupe  Führende internationale Medien sagen den industriellen Abstieg Deutschlands voraus und üben scharfe Kritik an der Politik der Bundesregierung – auch weil diese die Ursachen des Aufstiegs der extremen Rechten nicht bekämpft.

    germen-foreign-policy.com, 15. Feb. 2024


    WASHINGTON/LONDON/PARIS (Eigener Bericht) – Schonungslose Beschreibungen der deutschen Wirtschaftskrise, scharfe Kritik an der Berliner Politik und Sorge über den Aufstieg der extremen Rechten lösen das einst positive Deutschlandbild in wichtigen internationalen Medien ab. Während die US-Nachrichtenagentur Bloomberg voraussagt, Deutschlands „Tage als industrielle Supermacht“ seien gezählt, heißt es in der Londoner Financial Times, in der deutschen Wirtschaft könne man aktuell einen „Autounfall in Zeitlupe“ beobachten. Im Wall Street Journal ist vom „kranken Mann Europas“ die Rede, während Pariser Medien mit – in Deutschland eher unbekannter – Selbstironie urteilen, die Krise der Bundesrepublik trage „französische Züge“. Der Londoner Guardian, ansonsten nicht für Deutschlandkritik bekannt, weist auf Widersprüche der Berliner Politik wie etwa denjenigen zwischen Belehrungen in Sachen Klimaschutz und dem Kampf für schwere Autos mit Verbrennungsmotor hin. Dass in Deutschland jüdische Kritiker der israelischen Regierung wegen angeblichem Antisemitismus festgenommen würden, sei „kafkaesk“. Die Berichterstattung kontrastiert scharf damit, dass Deutschland noch vor wenigen Jahren als „beliebtestes Land der Welt“ gelobt wurde.


    Das beliebteste Land der WeltEin Beispiel für das positive Deutschlandbild, das lange Zeit international verbreitet war, lässt sich Umfragen des BBC World Service entnehmen. Als dieser etwa im Jahr 2013 eine Umfrage unter mehr als 26.000 Menschen in insgesamt 25 Staaten durchführte, um eine Rangliste der weltweit beliebtesten Länder zu erstellen, stand die Bundesrepublik am Ende unter 16 Ländern und der EU auf Platz eins. Die BBC führte dies damals darauf zurück, dass nicht nur die deutsche Wirtschaft gut lief und bessere Resultate erzielte als diejenige der anderen Staaten Europas. Ursache sei auch, hieß es, eine fleißige deutsche Diplomatie, die mit regelmäßigen Besuchen von Berliner Regierungsmitgliedern in aller Welt einhergehe.[1] Vier Jahre später erzielte die Bundesrepublik erneut Zustimmungswerte von 59 Prozent [2]; und wenngleich sie damit lediglich auf Platz zwei landete, da im Jahr 2017 Kanada mit 60 Prozent knapp an ihr vorbeizog, konnte sie dennoch ihre hohe Popularität behaupten. Zum Vergleich: Frankreich erhielt eine positive Bewertung von 52 Prozent aller Befragten, Großbritannien von 51 Prozent, während die Vereinigten Staaten, wohl auch mit Blick auf den damaligen Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump, bei schwachen 34 Prozent lagen; rund 49 Prozent bewerteten sie sogar überwiegend negativ.


    Abschied von der industriellen Supermacht

    In der aktuellen Berichterstattung international führender Medien ist von diesem überaus positiven Deutschlandbild nichts übriggeblieben. Im Vordergrund steht bereits seit Wochen die desolate Entwicklung der deutschen Industrie, die weltweit mit erheblichem Erstaunen, mittlerweile aber auch illusionslos kommentiert wird. Am Samstag etwa hieß es in einem Beitrag der US-Nachrichtenagentur Bloomberg, Deutschlands „Tage als industrielle Supermacht“ seien, wie ein Blick auf die seit Jahren fallende industrielle Produktion zeige, womöglich gezählt.[3] Ursachen seien die zunehmende Konkurrenz durch die USA – mit deren milliardenschweren Investitionsprogrammen – und durch China, vor allem aber auch die Entscheidung, auf kostengünstiges russisches Erdgas zu verzichten. Letztere habe vor allem die für die Bundesrepublik bedeutende chemische Industrie getroffen, in der beinahe zehn Prozent aller Unternehmen Produktionsstilllegungen planten. Hinzu kämen aber auch Probleme wie eine „knarzende Infrastruktur“ – eine Umschreibung etwa für bröckelnde Straßen, Schienen und Brücken –, eine alternde Erwerbsbevölkerung, ein schlechte Ergebnisse erzielendes Bildungssystem sowie eine ausufernde Bürokratie, hielt Bloomberg fest. Obendrein sei inzwischen auch noch „politische Lähmung“ zu beklagen.


    „Der kranke Mann Europas“

    Ähnliches war bereits im Januar zu lesen gewesen. Im Wall Street Journal etwa hieß es, die Aussichten für die deutsche Wirtschaft seien „nicht gut“; längst sei mit Blick auf Deutschland vom „kranken Mann Europas“ die Rede.[4] Die Financial Times verglich die Entwicklung der deutschen Wirtschaft – mit einem Seitenhieb darauf, dass Kanzler Olaf Scholz Anfang 2023 in Davos eine „neue Deutschlandgeschwindigkeit“ angekündigt hatte – mit einem „Autounfall in Zeitlupe“. In dem Beitrag, dem besonderes Gewicht zukam, weil er als eine Stellungnahme der gesamten Redaktion etikettiert wurde, hieß es weiter, Privathaushalte und Unternehmen würden nicht nur von hohen Energiekosten drastisch getroffen; sie hätten auch kein Vertrauen mehr. Zur maroden Infrastruktur komme neben weiteren Mängeln noch eine dürftige Digitalisierung hinzu.[5] Nicht vorteilhafter ist das Urteil über die deutsche Malaise in französischen Medien. Die Zeitschrift Marianne etwa verwies auf die schrumpfende industrielle Produktion, den Einbruch der Exporte und die Tatsache, dass die Bundesrepublik als einziges EU-Land in die Rezession abrutsche; breite Proteste und Abstiegsängste kämen hinzu.[6] Das Wochenmagazin Le Point urteilte selbstironisch, nur zwei Jahre nach dem Amtsantritt der Ampelkoalition rutsche Deutschland in eine existenzielle Krise ab, die „mehr und mehr französische Züge“ annehme.[7]


    Kafkaeske Züge

    Der kritische Blick auf Deutschland reicht inzwischen weit über die ökonomische Krise hinaus. So hieß es in der vergangenen Woche im Londoner Guardian, der gewöhnlich EU- und dabei überwiegend auch deutschlandfreundlich argumentiert, gravierende Widersprüche durchzögen die Berliner Politik immer mehr. Die Bundesrepublik gebe die Oberlehrerin in Sachen CO2-Vermeidung, verschleppe aber die Abschaffung des Verbrennungsmotors: „Die deutsche Gesellschaft versucht das Klima zu schützen und gleichzeitig große, PS-starke Autos so schnell wie möglich zu fahren.“[8] Es sei kein Wunder, dass andere Staaten beim CO2-Ausstieg längst erfolgreicher seien als die Bundesrepublik. In Deutschland würden jüdische Kritiker der israelischen Regierung aufgrund angeblicher antisemitischer Hassrede verhaftet, was an sich schon „ein kafkaesker Scherz“ sei, aber noch grotesker werde, wenn man sich den Unterschied zwischen der verbreiteten Repression gegen Proteste, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen forderten, und dem lockeren Umgang mit auch denjenigen Bauernprotesten vergegenwärtige, an denen extrem rechte Kräfte beteiligt seien. Endgültig absurd sei es, die Zuwanderung von Pflege- und anderen Fachkräften zu verlangen und gleichzeitig fremdenfeindlich, ja rassistisch zu hetzen, was „ein immer normalerer Teil des politischen Lebens in Deutschland geworden“ sei.


    Ursache und Wirkung

    Spezielle Aufmerksamkeit und spürbare Sorge ruft bei alledem der Aufstieg der extremen Rechten in Deutschland hervor. Dabei werden die Massendemonstrationen der vergangenen Wochen gegen die Alternative für Deutschland (AfD) unterschiedlich beurteilt. Während es etwa in der New York Times hieß, Deutschland sei „endlich aufgewacht“ [9], gab sich beispielsweise die Financial Times skeptisch. Wenngleich die AfD nach jüngsten Umfragen leicht verloren habe – manche führen dies freilich auf einen Schwenk mancher vorheriger AfD-Wähler zum neuen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zurück –, sei noch lange nicht klar, ob ihre leichte Schwächung Bestand habe.[10] So profitiere sie von der verbreiteten Stimmungsmache gegen Migranten; auch treibe ihr der außergewöhnlich starke Unmut über die Berliner Regierungspolitik zahllose Unterstützer zu.[11] Die Wirtschaftskrise verschärfe die Lage – und die Haushaltsprobleme nähmen der Bundesregierung die Möglichkeit, die Härten der Krise angemessen abzufedern. Die Debatte über ein AfD-Verbot wiederum wird von der Financial Times mit Skepsis beobachtet. Der Versuch, etwas zu verbieten, anstatt die Ursachen dafür zu bekämpfen, erinnere an Bertolt Brecht, urteilt das Londoner Finanzblatt: „Wäre es nicht einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“[12]

     

    Mehr zum Thema: Eine Schneise der Verwüstung.

     

    [1] BBC poll: Germany most popular country in the world. bbc.co.uk 23.05.2013.

    [2] Sharp drop in world view of US, UK: Global poll for BBC World Service. bbc.co.uk 03.07.2017.

    [3] Wilfried Eckl-Dorna, Jana Randow, Carolynn Look, Petra Sorge: Germany’s Days as an Industrial Superpower Are Coming to an End. bloomberg.com 10.02.2024.

    [4] Tom Fairless: Europe’s Growth Engine Is Broken. wsj.com 15.01.2024.

    [5] The Editorial Board: The faltering German economy. ft.com 25.01.2024.

    [6] Jean-Michel Quatrepoint: Crise : extreme droite, paysans, grève, désindustrialisation… l’Allemagne, une France comme une autre ? marianne.net 17.01.2024.

    [7] Luc de Barochez: La crise française de l’Allemagne. lepoint.fr 23.01.2024.

    [8] Peter Kuras: Tractor chaos, neo-Nazis and a flatlining economy: why has Germany lost the plot? theguardian.com 06.02.2024.

    [9] Anna Sauerbrey: Germany Has Finally Woken Up. nytimes.com 31.01.2024.

    [10] Sam Jones: Banning Germany’s AfD misses the point. ft.com 10.02.2024.

    [11] The Editorial Board: The faltering German economy. ft.com 25.01.2024.

    [12] Sam Jones: Banning Germany’s AfD misses the point. ft.com 10.02.2024.


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9485


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    15.02.2024

    A Call for Urgent International Intervention:
    Stop the genocide in Rafah and the forcible displacement of the
    Palestinians!

    Kairos Palestine, the most extensive Palestinian Christian ecumenical non- violent movement, is based on Kairos Palestine document: A Momentof Truth, launched in 2009, affirming that the Pal estinian Christians are part and parcel of the Palestinian nation, calling for peace to end all
    suffering in the Holy Land by laboring for justice, hope and love, embraced by the Christian community, signed by all historically recognized Palestinian Christian organizations, and endorsed by the Heads of Churches in Jerusalem.


    Email: kairos@kairospalestine.ps
    Website: www.kairospalestine.ps


    Date: Feb 13th, 2024


    “For God made not death, neither hath he pleasure in the destruction of the living. For he
    created all things that they might be: and he made the nations of the earth for health: and
    there is no poison of destruction in them, nor kingdom of hell upon the earth.”
    (Wisdom, 1: 13-14)


    Despite the International Court of Justice ruling that Israel is plausibly committing genocide
    against Palestinians in Gaza and despite the provisional measures the court issued—including
    the demand that Israel take all measures within its power to spare the lives of the civilians—
    Israel has intensified its genocidal war on the Gaza Strip and is planning for a horrific assault on
    Rafah.


    On 9 February 2024, Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu ordered the Israeli army to
    submit a plan to his Cabinet for “evacuating the population” from Rafah before the army
    invades.


    In addition to the 270,000 Palestinian residents of Rafah, there are around 1.5 million
    Palestinians taking refuge in the city. Residents and refugees alike live in desperate and
    inhumane conditions under continuing Israeli bombardment and lack of sufficient humanitarian
    aid. These displaced people moved from across Gaza to Rafah following the instructions of the
    Israeli army which designated Rafah as a safe zone for civilians. But Palestinians there have
    not experienced any safety or security from Israeli carpet shelling targeting civilians and civilian
    infrastructure.


    There is no safe place in Gaza!
    Israel’s impending siege of Rafah will leave the Palestinians there with only two options: be
    killed, or leave Gaza “voluntarily” or forcibly to Egypt or any other place of their “choice.” This is
    genocide and ethnic cleansing. This is not the time for people of the civilized world to be
    silent!


    In his Sermon on the Mount, Jesus said, “Blessed are the peacemakers.” We urgently appeal to
    the churches, to His holiness Pope Francis, to the World Council of Churches, to the
    international community to take up the work of active peacemaking to stop this genocide and
    ethnic cleansing. You cannot later say, “We didn’t know.” You know. Your failure to act makes
    you complicit in the crimes Israel is committing. The Prophet Isaiah foresaw the day when
    peoples “shall beat their swords into plowshare, and their spears into pruning hooks.” We plead
    with you to act today and tomorrow to bring Isaiah’s vision to fulfillment:


    • Call for an immediate and permanent ceasefire and to protect the Palestinian people
    from forced displacement and destruction.
    • Insist on a diplomatic solution.
    • Put pressure on the countries which are supporting the Israeli actions in Gaza or are
    remaining silent to demand from Israel an immediate implementation to the
    provisional measures ruled by the International Court of Justice.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    15.02.2024

    Staatsräson oder Knast

    unsere-zeit.de, , Categories Politik

    Verschärfung des Strafrechts zur Unterdrückung von Kritik an Israel geplant. Vernichtung Palästinas darf weiter gefordert werden


    Der abgeschaffte Paragraf zur „Majestätsbeleidigung“ soll neu ­gefasst werden, um Abweichler zu bestrafen. (Foto: freepik.com)


    Im Oktober letzten Jahres hatte der hessische Justizminister Roman Poseck (CDU) vorgeschlagen, dem in unsere Staatsräson aufgenommenen Schutz des israelischen Staates das Strafrecht zur Seite zu stellen. Die Herbstkonferenz der Justizminister am 10. November 2023 nahm die Idee auf. Der Schutz des israelischen Staates gehöre zu „den zentralen historischen Fundamenten“ Deutschlands, ergo – so der gefasste Beschluss – müsse man das Strafrecht nach „Schutzlücken“ durchsehen. Es gehe um nichts weniger als den „Erhalt des öffentlichen Friedens“.

    Ganze vier Tage dauerte es, da lag schon der Gesetzentwurf „zur Bekämpfung von Antisemitismus, Terror, Hass und Hetze“ auf dem Tisch. Gebastelt von den Rechtsexperten der CDU-Bundestagsfraktion, die Juristen der Ampel kamen nicht schnell genug in die Startlöcher. Begründet mit: „Die Sicherheit Israels und seiner Bürger ist deutsche Staatsräson“, sieht der Entwurf neben der Verschärfung des Landfriedensbruch-Tatbestands und der Strafbarkeit von „Sympathiewerbung“ die Einführung eines neuen Passus’ im Volksverhetzungsparagrafen 130 Strafgesetzbuch (StGB) vor: Bis zu fünf Jahren Haft für den, der „das Existenzrecht des Staates Israel leugnet oder zur Beseitigung des Staates Israel aufruft“. Bereits drei Tage später hatte es die Gesetzesvorlage ins Parlament geschafft. In der Debatte signalisierten die Abgeordneten fraktionsübergreifend von den Grünen bis zur AfD prinzipielle Zustimmung, die Vertreterin der Partei „Die Linke“, Petra Pau, mahnte an, es müsse mehr Zeit investiert werden, um die „geltende Rechtslage auf etwaige Regelungs- und Strafbarkeitslücken zu analysieren“.

    Diese Zeit hat die Gesetzgebungsmaschine nicht. Am 15. Januar dieses Jahres trafen sich geladene Sachverständige aus den Kreisen der Justiz, der Polizei, der Anwaltschaft und Universitäten im Berliner Paul-Löbe-Haus. Einig waren sich die Teilnehmer, dass Staatsanwaltschaften im Bereich israelkritischer Meinungen zu lasch verfolgen und Gerichte zu viele Strafverfahren einstellen. Das liege auch daran, dass Paragraf 130 StGB schlecht formuliert, undeutlich bis konturlos sei. Von Seiten der Rechtswissenschaft kam der Rat, bevor der Gesetzgeber hier weitere Komplikationen einführe, solle sich die Justiz besser mit „Fortbildungsangeboten, Leitfäden und Handreichungen“ an Richter und Staatsanwälte wenden, sprich, diese auf Kurs bringen. Außerdem könnte ein neuer Straftatbestand Abhilfe schaffen, wie die Leipziger Professorin Elisa Hoven vorschlug: „Denkbar wäre die Einführung einer Norm, die das Auffordern zur gewaltsamen Beseitigung eines Staates unter Strafe stellt, zu dem Deutschland diplomatische Beziehungen unterhält.“

    Genau – und da ist seit Januar 2018 doch Paragraf 103 StGB im Kapitel „Straftaten gegen ausländische Staaten“ (vulgo: „Majestätsbeleidigung“) freigeworden. Die erste Formulierungshilfe kommt vom Tikvah-Institut (gefördert vom Bundesinnenministerium mit 300.000 Euro) unter Leitung des Grünen Volker Beck. „Das Tikvah-Institut regt dazu an, unter der Überschrift ‚Aufruf zur Vernichtung eines Staates‘ einen neuen § 103 in das StGB zu schreiben. Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe soll bestraft werden, wer zur Vernichtung eines Staates, der Mitglied der Vereinten Nationen ist, aufruft oder diese billigt.“

    Ein Aufruf, Palästina von der Landkarte zu löschen, betont Beck, solle nicht unter die neue Strafvorschrift fallen. Palästina sei nämlich kein Staat, nur eine „Entität“, also ein Ding. Da es „nicht Vollmitglied der Vereinten Nationen“ sei, könne es keinen Schutz durch die UN-Charta erwarten. 139 von 193 Mitgliedstaaten der UN erkennen Palästina als Staat an, seit 2015 ist es Mitglied des Internationalen Strafgerichtshofs. Das alles ist Beck allerdings egal, denn Deutschland gehört zur Minderheit der 54 Staaten, die Palästina bis heute diplomatisch nicht anerkannt haben. Es steht zu erwarten, dass in Kürze ein regierungsamtlicher Entwurf an die Öffentlichkeit kommen wird.


    Über den Autor

    Ralf Hohmann

    Ralf Hohmann

    Ralf Hohmann (Jahrgang 1959) ist Rechtswissenschaftler.

    Nach seinen Promotionen im Bereich Jura und in Philosophie arbeitete er im Bereich der Strafverteidigung, Anwaltsfortbildung und nahm Lehraufträge an Universitäten wahr.

    Er schreibt seit Mai 2019 regelmäßig für die UZ.




    Info: https://www.unsere-zeit.de/staatsraeson-oder-knast-4788628/16.2.2024


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    14.02.2024

    Schlagzeile





    Info:


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    14.02.2024

    Kommentar Waffenstopp jetzt

    jungewelt.de, 14.02.2024, Seite 8 / Ansichten, Von Sevim Dagdelena


    Baerbocks Nahostreise. Gastkommentar


    Fabrizio Bensch/REUTERS


    Der Außenminister der palästinensischen Nationalbehörde, Riad Al-Maliki, und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Dienstag in Berlin


    Sevim Dagdelen ist für die BSW-Gruppe im Deutschen Bundestag Mitglied im Auswärtigen Ausschuss


    US-Präsident Biden postuliert: »Kein Angriff auf Rafah ohne Schutz von Zivilisten.« Aus der Echokammer des Auswärtigen Amts sekundiert die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock: »Israel muss in Rafah internationales Völkerrecht achten.« Angesichts der dramatischen Lage vor Ort, der tausendfachen Tötungen von palästinensischen Zivilisten durch die israelische Armee, der ausgesprochenen Vertreibungspläne der israelischen Regierung im Hinblick auf nach UN-Angaben 1,3 Millionen Palästinenser und der geplanten Umsiedlung in Lager unter Kontrolle Ägyptens können diese Äußerungen nur noch als blutiger Zynismus gewertet werden. Die vorgeblich wertebasierte deutsche Außenpolitik war immer nur der Lack, der die teilhabende Gewalt an den US-Stellvertreterkriegen mühsam verdecken sollte.


    Sicher auch vorher schon hatte es deutliche Risse in der Menschenrechtstünche gegeben. In der Ukraine ist man sogar willens, die Kriegsbeteiligung der USA zu substituieren. Ganz als wolle man die Nibelungensage als Farce auf die Bühne bringen: Auch nach dem Tod seines Lehnsherrn Gunther hält Hagen die Nibelungentreue. Nazis und Nationalisten in höchsten Positionen, eine völkische Herrschaftsideologie unter Berufung auf den Nazikollaborateur Stepan Bandera als Säulenheiligen Kiews, alles kein Problem und erst recht kein Grund, bei Waffen- und Finanzhilfe jetzt nicht für die USA in die Bresche springen zu wollen.


    Die verschämte Heiligung aber des bevorstehenden israelischen Angriffs auf Rafah sprengt diese Dimension der Willigkeit, die Kombination aus Lüge und Gewaltbereitschaft, bei weitem. Nach Rafah aber wird auch für die deutsche Außenpolitik nichts mehr so sein, wie es einmal war. Für die Staaten des globalen Südens, in ihrer überwiegenden Mehrheit, prägt sich das Deutschlandbild eines schmierigen Kollaborateurs mit dem eklatanten Bruch des humanitären Völkerrechts zunehmend ein. Man kann natürlich versuchen, sich angesichts der anschwellenden Klage aus dem Süden, etwa Namibias, bezüglich der Waffenlieferungen Deutschlands taub und stumm zu stellen. Allein, das wird nicht funktionieren. Denn selbst aus der Wallonie und den Niederlanden kommen jetzt ähnliche Signale. Wenn dort Gerichte Waffenlieferungen an Israel stoppen angesichts der massiven Tötungen von palästinensischen Zivilisten, ist es höchste Zeit, auch unsere Stimme in Berlin und Washington zu erheben gegen diese bewaffnete Zusammenarbeit für Tod und Vertreibung der Palästinenser.


    Info: https://www.jungewelt.de/artikel/469311.waffenstopp-jetzt.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    14.02.2024

    Welthandel Handel zwischen BRD und China bricht ein

    jungewelt.de, 15.02.2024, Seite 1 / Kapital & Arbeit, Von Jörg Kronauer


    Volksrepublik bleibt 2023 Deutschlands wichtigster Handelspartner – aber nur noch knapp vor den USA


     

    Christian Charisius/dpa (Bild)


    Der deutsche Außenhandel mit China lag 2023 um rund 15,5 Prozent unter dem Vorjahreswert


    Der deutsche Außenhandel mit China ist im vergangenen Jahr erstmals seit Jahrzehnten eingebrochen und lag 2023 um rund 15,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dies geht aus den aktuellen Außenhandelsdaten hervor, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch vorlegte. Damit bleibt die Volksrepublik zwar der größte Handelspartner der Bundesrepublik, liegt aber mit einem Volumen von 253,1 Milliarden Euro nur noch knapp vor den USA, deren Handel mit Deutschland 2023 leicht um rund 1,1 Prozent wuchs und 252,3 Milliarden Euro erreichte. Zu den Ursachen gehört einerseits, dass die Produktionsstandorte deutscher Firmen in China wegen der hohen Sanktionsgefahr den Bezug von Vorprodukten aus Deutschland minimieren und ihre Vorprodukte lieber sanktionssicher in der Volksrepublik kaufen anstatt in der Bundesrepublik. Andererseits beleben die gewaltigen US-Investitionsprogramme das Geschäft deutscher Unternehmen in den Vereinigten Staaten.

    Insgesamt ist der deutsche Außenhandel im vergangenen Jahr so deutlich zurückgegangen wie ebenfalls noch nie seit Jahrzehnten, mit Ausnahme der Jahre 2009 und 2020, in denen die globale Finanzkrise bzw. die Covid-19-Pandemie zu Einbrüchen führten. Die deutschen Exporte gingen um zwei Prozent auf 1.562,4 Milliarden Euro zurück, die Importe sogar um 10,1 Prozent auf 1.352,8 Milliarden Euro, wobei Letzteres teilweise auf die Energiepreise zurückzuführen ist: Diese lagen 2022 in den hohen Schockwellen, die der Ukraine-Krieg und die westlichen Erdöl- und Erdgasboykotte auslösten, extrem hoch, gingen seither jedoch zurück, weshalb 2023 deutlich weniger Geld für ihren Import ausgegeben werden musste. Allerdings spiegelt sich wohl auch der schwache private Konsum in den stark geschrumpften Einfuhrzahlen. Fast vollständig kollabiert ist der Import aus Russland, der nur noch 3,7 Milliarden Euro erreichte; das entspricht etwa dem Import aus Nordmazedonien. Die Exporte nach Russland lagen allerdings immer noch bei 8,9 Milliarden Euro, darunter vor allem Medikamente, medizinisches Gerät und Lebensmittel.


    Info: https://www.jungewelt.de/artikel/469348.welthandel-handel-zwischen-brd-und-china-bricht-ein.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    14.02.2024

    Journalistische Standards der ARD: Acht Lügen in fünf Minuten

    meinungsfreiheit.rtde.life, 13 Feb. 2024 20:16 Uhr,

    Von Anton Gentzen

    Dass deutsche Mainstreammedien das Putin-Interview mit einer Dreckkampagne gegen Tucker Carlson und der Wiederholung der üblichen Narrative kontern werden, war zu erwarten. Idealtypisch ist ARD-Reporter Demian von Osten, der es schaffte, all das in fünf Minuten und in einem Satz gleich drei Lügen unterzubringen.


    Quelle: Gettyimages.ru © Horst Galuschka/dpa


    Der Journalist Demian von Osten, damals noch ARD-Studio Moskau, heute "Hauptstadtreporter", zu Gast bei "Maischberger" (25.04.2023)


    Der "Qualitätsjournalismus" der westlichen, speziell deutschen, Mainstreammedien lässt den kritisch denkenden Konsumenten in den letzten Jahren immer wieder ratlos zurück. Beispiele für Lügen und Manipulationen sind so zahlreich, dass die Lebenszeit eines Menschen nicht ausreicht, um jedes aufzugreifen. Gewöhnlich hat man dafür auch keinen Nerv und versucht, das Gelesene, Gehörte oder Gesehene schnellstmöglich zu vergessen, der eigenen Seelenruhe wegen.

    Was aber ARD-Journalist Demian von Osten in einer Tucker Carlsons Putin-Interview gewidmeten Zuschaltung in den Tagesthemen am Freitag ablieferte, war in der Konzentration und Dichte der Lüge so intensiv, dass ich mir das fünfminütige Video in der ARD-Mediathek dann doch wider Willen nochmals ansehen musste: Ich wollte nachzählen, wie viele Lügen genau der "Qualitätsjournalist", der bis Dezember letzten Jahres das Studio Moskau geleitet hatte, in diesen fünf Minuten unterbringen konnte. Ich zählte acht.


    Baerbock bei Maischberger: Zwei Ukraine-"Versteher*innen" unter sich – und Xi bleibt "Diktator"


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    Lüge Nummer 1: Der Interview-Begriff des Westens

    Von Osten: "Also, das hatte mit Interviews, die wir nach westlichen journalistischen Standards kennen, tatsächlich nichts zu tun, eher mit dem, was wir aus dem russischen Staatsfernsehen kennen. Also ein Interviewer, der eher Stichworte gibt und eher unkritisch Fragen stellt."

    Keine Ahnung, woher von Osten seinen Interview-Begriff hat. Im Gegensatz zu vielen deutschen Journalisten, die gar keine Berufsausbildung abgeschlossen haben, kann er immerhin auf ein abgeschlossenes Studium der Wirtschaftswissenschaften verweisen. Doch ein Lehr- oder Handbuch des Journalismus hielt offenbar auch er noch nie in den Händen.

    Dort wird ein Interview nämlich definiert als "eine Form der Befragung mit dem Ziel, Informationen, Sachverhalte oder Meinungen zu ermitteln". Lehrbücher kennen sowohl das kontroverse als auch das nicht-kontroverse Interview und betrachten beide Formen gleichberechtigt. Der Einsatz der einen oder der anderen Methode hängt von den Umständen ab.

    Aufgabe eines Interviews ist es immer, dem Interviewten so viel Informationen zu entlocken wie nur irgend möglich. Wenn die kontroverse Methode erwartbar dazu führt, dass sich der Interviewte verschließt, wird explizit die nicht kontroverse Methode empfohlen. Es ist ausdrücklich nicht die Aufgabe des Journalisten, das vom Gesprächspartner Gesagte zu bewerten oder einzuordnen, Letzteres ist Sache des Zuschauers oder der Analytiker und Kolumnisten, die später ihre Meinungsartikel über das Interview schreiben.


    Tucker Carlsons Putin-Interview und wie man es richtig macht



    Tucker Carlsons Putin-Interview und wie man es richtig macht






    Mit seiner Art hat CarlsonWladimir Putin immerhin zwei Stunden vielfältiger Aussagen entlockt, Stoff für Hunderte von Dissertationen. Ein konfrontatives Interview hätte Putin zweifellos auch bewältigt, aber was hätte der Zuschauer von dem ständigen Unterbrechen und Einhaken durch den "Qualitätsjournalisten"?


    Vielleicht führt die ARD ja ausschließlich konfrontative Interviews? Als Beispiel kann dienen, wie Caren Miosga vor Kurzem den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij interviewte. Während sie ihn journalistisch befriedigte, hatte Miosga während des gesamten Interviews einen Gesichtsausdruck, als fantasiere sie gerade darüber, das Gegenüber auch in einem anderen Sinn zu befriedigen. Und Miosgas kritischste Frage war diejenige, ob Selenskij sich zum Geburtstag Torten leiste.


    Lüge Nummer 2: "Angriffe auf die Zivilbevölkerung"

    Von Osten: "Keine Fragen dazu, warum es diese Angriffe auf die ukrainische Zivilbevölkerung gibt."


    Damit will der Qualitätsjournalist suggerieren, dass die russische Armee gezielt und vorsätzlich Angriffe auf die Zivilbevölkerung führt. Das ist jedoch nicht unser Eindruck, die wir den Ukraine-Krieg jeden Tag seit beinahe zwei Jahren intensiv beobachten und jeden Vorfall mit zivilen Opfern akribisch unter die Lupe nehmen.


    Tagesschau im Lügenmodus – Wie der Beschuss von Donezk umgedeutet wurde




    Meinung

    Tagesschau im Lügenmodus – Wie der Beschuss von Donezk umgedeutet wurde






    Bei dem größten Teil der russischen Angriffe fällt die Präzision auf, mit der ukrainische militärische Anlagen oder für die ukrainische Kriegsführung bedeutsame Infrastruktur doppelter Nutzung getroffen werden. Wenn es zu Opfern unter Zivilisten auf ukrainischer Seite kommt, dann sind dies in der Regel vorsätzliche ukrainische False-Flag-Aktionen – Kramatorsk, Konstantinowka oder Theatergebäude in Mariupol –, oder es ist die schlampige Arbeit der ukrainischen Luftabwehr, die versucht, russische Raketen über bewohntem Gebiet abzufangen, und regelmäßig danebenschießt oder für Trümmerregen auf Wohngebäude sorgt.


    Wer wissen will, wie vorsätzlicher Terror gegen Zivilisten aussieht, braucht sich nur den ukrainischen Beschuss der Städte des Donbass oder das israelische Vorgehen im Gazastreifen anzusehen. Kiew – Party-Nancy hat sich vom "normalen Alltagsleben" verführen lassen, kann es also bezeugen – sieht nach zwei Jahren Krieg übrigens nicht im Entferntesten aus wie Dresden am 14. Februar 1945.


    Lüge Nummer 3: "40, 50 Minuten Ausführungen zur russischen Geschichte" 

    Demian von Osten: "Und es begann sehr bemerkenswert mit sehr ausführlichen Ausführungen des russischen Präsidenten über die Geschichte, über mehrere Jahrhunderte. Diese Ausführungen haben ungefähr 40, 50 Minuten gedauert."


    Tatsächlich waren es 25 Minuten, in der 26. Minute ging es schon um die Gegenwart Chinas. Danach kehrte Putin nochmals kurz zur Jelzin-Ära und dem Schicksal Jugoslawiens zurück, der Rest war jedoch schon der Gegenwart, nämlich der NATO-Expansion gewidmet. Man kann natürlich auch den gestrigen Tag zu einem langweiligen Geschichtsthema erklären ...


    Lüge Nummer 4: Putin lügt über ältere und jüngere Geschichte

    Von Osten: "Je näher sich Putin dann näherte den heutigen Ereignissen, umso mehr fingen sie an sich zu unterscheiden von dem, was Historiker sagen, was auch wir als Journalisten vor Ort jeweils aufgenommen haben."


    Die Tagesschau lügt weiter über den "Euromaidan"





    Analyse

    Die Tagesschau lügt weiter über den "Euromaidan"






    Nun, ich nehme für mich in Anspruch, die russische und ukrainische Geschichte gut zu kennen, und zeitgeschichtliche Ereignisse wie den Euromaidan habe ich Tag und Nacht mitverfolgt. Faktische Fehler sehe ich in den Ausführungen des russischen Präsidenten nicht.


    Was allerdings stimmt: Die Wahrheit, die Putin erzählt, unterscheidet sich in der Tat davon, was deutsche Journalisten in den letzten zehn Jahren und darüber hinaus über Russland und die Ukraine zusammengelogen haben.


    Lüge Nummer 5: Putin ging davon aus, die Ukraine binnen drei Tagen zu besiegen

    Von Osten: "Wie wir sie auch zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine gesehen haben, wo Putin ja davon ausging, in drei Tagen könne er die Ukraine ... hmm ... überfallen (gemeint ist offensichtlich besiegen)."


    Woher der "Qualitätsjournalist" dies hat, weiß man nicht. Kann er Putins Gedanken lesen? Denn öffentlich hat der russische Präsident derartiges nie geäußert, nicht einmal angedeutet. Die Mär von den drei Tagen (in denen die russische Armee in Kiew sein würde) kam vielmehr von westlichen "Analysten", die offizielle russische Seite hat sich nie zum Zeitrahmen geäußert.


    Lüge Nummer 6: Putin hat vor dem 24.02.2022 westliche Politiker belogen 

    Von Osten: "Putin hat spätestens auch mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine international jede Glaubwürdigkeit verloren, weil er ja auch die westlichen Staatschefs ... hmm ... ja bewusst angelogen hat wenige Tage vor dem Krieg, da war ja ein diplomatisches Kommen und Gehen."


    Russlands Außenminister im RT-Interview: "Zu oft getäuscht, wollen darum verbindliche Garantien"





    Russlands Außenminister im RT-Interview: "Zu oft getäuscht, wollen darum verbindliche Garantien"





    Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder von Osten versteckte sich während der Gespräche am langen Tisch im Kreml in dem Rollkoffer von Olaf Scholz und weiß etwas über das dort Gesprochene, das wir alle nicht wissen, oder er lügt. Denn öffentlich hatte der russische Präsident in jenen Wochen wiederholt erklärt, dass Russland die durch die Ausbreitung der NATO-Infrastruktur in die Ukraine entstehende Gefahr mit "militärisch-technischen" Mitteln beseitigen werde, falls der Westen nicht ernsthaft über den Rückzug der NATO und ungeteilte Sicherheit in Europa verhandele.

    Deutlicher kann man ein Ultimatum nicht stellen und nach den langen Gesichtern von Scholz und Emmanuel Macron zu urteilen, hat Putin ihnen unter vier Augen auch nichts davon Abweichendes gesagt, genauso, wie die beiden selbst keinerlei ernsthafte Verhandlungsbereitschaft nach Moskau mitgebracht hatten.


    Lüge Nummer 7: Carlson wird in den russischen Staatsmedien hochgepäppelt 

    Von Osten: "Ja, Tucker Carlson wird in den russischen Staatsmedien schon seit einigen Jahren, ja man kann schon sagen, hochgejubelt als der einzige US-Journalist, der wirklich kritische Fragen stellen würde."


    Ich habe in großen russischen Medien nie eine solche Aussage gehört. Es gab ab und zu Zitate von Carlson, wenn er etwas Neocon-Kritisches in seiner Sendung gesagt hat. Dass er besonders häufig Thema in russischen Medien war, stimmt jedenfalls nicht. Schon gar nicht hat man ihn dort als "einzigen US-Journalisten, der wirklich kritische Fragen stellt" bezeichnet.

    Bekannt ist Carlson in Russland in der Tat, sein Bekanntheitsgrad rührt jedoch aus der Verbreitung seiner Videos in sozialen Netzwerken her. Wenn er im russischen Fernsehen in den vergangenen zehn Jahren 20-mal – hauptsächlich in Nachmittagstalkshows – Erwähnung gefunden hat, dann ist es schon sehr hoch geschätzt. Die Google-Suche bis zum 31. Dezember ergibt Erwähnungen nur in Printmedien, und das hauptsächlich mit seinem Rausschmiss bei Fox News.


    Lüge Nummer 8: Carlson verbreitet Kreml-Propaganda

    Von Osten: "Tucker Carlson ist eben der einzige, vielleicht einzige oder einer der wenigen prominenten westlichen Journalisten, der – ja, man muss es so sagen – sehr aktiv Kremlpropaganda verbreitet."


    "Rachsüchtige Russen!" – Wie die Tagesschau Dugin die Worte im Mund verdreht





    Meinung

    "Rachsüchtige Russen!" – Wie die Tagesschau Dugin die Worte im Mund verdreht





    Uralte europäische Sitte: Wenn dir die Botschaft nicht gefällt, töte den Boten. Und als Kremlpropaganda bezeichnen unsere Qualitätsjournalisten ja auch alles, was ihnen nicht gefällt, als Verschwörungstheorie alles, was sie nicht wissen. Eine Lüge, die über die bloße Wertung hinausgeht, bleibt es trotzdem.


    Carlson ist ein US-Journalist und Bürger der USA, der sich hauptsächlich mit der US-Politik beschäftigt. Dass er dabei auf Kriegsfuß mit dem Neocon-Faschismus ist, ehrt ihn, macht ihn aber nicht zum Kreml-Propagandisten.


    Viel näher an der Wahrheit ist da die Aussage, dass von Osten Langley- und Pentagon-Propaganda verbreitet. Nomen ist bei ihm definitiv nicht Omen.

    Fazit

    Im deutschen Volksmund sind Anwaltswitze beliebt. Einer davon lautet:

    "Woran erkennt man, dass ein Anwalt lügt?

    Seine Lippen bewegen sich."

    Dem Anwaltsberuf tut dieser Witz zu großen Teilen Unrecht, auf deutsche Mainstreamjournalisten bezogen würde er indes wie die sprichwörtliche Faust auf das sprichwörtliche Auge passen. Und das ist das wahrscheinlich größte Problem Deutschlands, steht es doch aktuell der Lösung aller anderen Probleme im Wege.


    Mehr zum Thema - Reaktionen auf Putin-Interview: Die große Dunning-Kruger-Show


    RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://meinungsfreiheit.rtde.life/meinung/195966-journalistische-standards-ard-acht-luegen-in-fuenf-minuten


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