27.02.2024

Wo Scholz Recht hat, wie Orban einknickt – und Neues von Nawalny

lostineu.eu, 27. Februar 2024

Die Watchlist EUropa vom 27. Februar 2024 – Heute mit gefährlichen Gedankenspielen rund um den Ukraine-Krieg, drei Umfallern in Folge – und brisanten Erkenntnissen aus Moskau und Kiew.

Er wolle nicht wie Kaiser Wilhelm enden und Deutschland aus Versehen in einen Weltkrieg hineinziehen, erklärte Kanzler Scholz in den ersten Wochen nach der russischen Invasion in der Ukraine.

Das Kanzler-Wort mutete etwas merkwürdig an, weil Deutschland anfangs kaum Kriegsgerät in die Ukraine schickte. Später geriet es in Vergessenheit. Doch nun wissen wir: Scholz ist sich treu geblieben.

Weder Deutschland noch die Nato dürften direkt in den Ukraine-Krieg eingreifen, erklärte der Kanzler auf die Frage, weshalb er sich so hartnäckig gegen die Lieferung von „Taurus“-Marschflugkörpern sperre.

Garantiemacht Deutschland

Deutsche Soldaten dürfen an keiner Stelle und an keinem Ort mit den Zielen, die dieses System erreicht, verknüpft sein“, sagte er am Montag im Gespräch mit dpa. „Auch nicht in Deutschland“, fügte er hinzu.

Recht hat er! Es wäre fatal, wenn deutsche Soldaten den Taurus für einen Angriff auf die Kertsch-Brücke oder auf ein Ministerium in Moskau programmieren oder steuern würden. Das wäre eine Kriegserklärung.

Allerdings sind die Grenzen zum Krieg fließend. Scholz bewegt sich auf unsicherem Terrain. Seit er Deutschland zur Garantiemacht für die Ukraine erklärt hat, wird er Kaiser Wilhelm immer ähnlicher.

Westliche Truppen an die Front?

Dass der Kanzler nun auch noch an einer Kriegskonferenz in Paris teilnimmt, bei der Frankreichs Staatschef Macron noch mehr „rote Linien“ überschreiten will, macht ihn nicht glaubwürdiger – im Gegenteil.

Macron erklärte bei dieser Konferenz, er könne die Entsendung westlicher Truppen in die Ukraine nicht auf Dauer ausschließen. Es gebe zwar noch „keinen Konsensus“, doch die Dynamik sei unvorhersehbar.

Wenn Macron das ernst meint, dann muss Scholz laut und deutlich STOPP sagen. Denn was wäre ein Nein zu Taurus wert, wenn er am Ende Bundeswehr-Soldaten an die Front schicken würde?

Mehr zum Ukraine-Krieg hier

News & Updates

  • Ungarns Regierungschef Orban knickt schon wieder ein. Das ungarische Parlament hat am Montag dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt. Regierungschef Viktor Orban hatte die Entscheidung wochenlang hinausgezögert, nun hat er grünes Licht gegeben. Damit ist Orban bereits zum dritten Mal binnen drei Monaten eingeknickt – erst beim EU-Beitritt der Ukraine, dann bei Finanzhilfen für Kiew, nun bei der Nato. Auch die jüngsten EU-Sanktionen hat er abgenickt. – Dabei heißt es doch immer, Orban sei Putins bester Helfer…
  • Bauernprotest in Brüssel eskaliert. Bereits zum zweiten Mal binnen eines Monates ist der Bauernprotest in Brüssel eskaliert. Diesmal wurde nicht nur das Europaviertel, sondern die halbe Stadt lahmgelegt. Die belgischen Behörden wirken überfordert, die Regierung auch: Trotz vieler warmer Worte kann Premier De Croo, der derzeit den EU-Vorsitz innehat, keine Lösungen anbieten. – Mehr hier (Blog)
  • Von der Leyen trifft am liebsten deutsche Lobbyisten. Die deutsche EU-Chefin hatte mehr Lobby-Treffen als ihr Amtsvorgänger Juncker – und sie traf sich am liebsten mit deutschen Industrievertretern. Dies geht aus einer Analyse hervor, die „Politico“ veröffentlicht hat. – Echte News ist das allerdings nicht, wir hatten es ohnehin schon geahnt..

Das Letzte

Neues – und Suspektes – von Nawalny. Wenige Tage nach dem mysteriösen Tod des prominenten Kremlkritikers sind neue Details bekannt geworden, die Zweifel an der offiziellen Darstellung der EU wecken. Die Europäer hatten Präsident Putin persönlich für Nawalnys Tod verantwortlich gemacht. Nun kommt heraus, dass offenbar ein Gefangenenaustausch geplant war. Putin sei ein entsprechendes Angebot gemacht worden, sagte die Nawalny-Unterstützerin Maria Pewtschich in Moskau. Im Gegenzug hätte der in Deutschland inhaftierte „Tiergarten-Mörder“ Wadim Krasikow nach Russland zurückkehren sollen. Putin hatte im Interview mit T. Carlson angedeutet, dass er zum Austausch bereit sei. Es kommt aber noch verrückter: Folgt man dem Chef des ukrainischen Geheimdienstes Kyrylo Budanov, so ist Nawlany eines natürlichen Todes gestorben – an einem Blutgerinnsel, wie vom Kreml behauptet. Allerdings wirkt der Todeszeitpunkt – kurz vor dem geplanten Austausch – doch sehr merkwürdig, um nicht zu sagen suspekt…

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6 Comments

  1. Monika
    27. Februar 2024 @ 11:11

    Der schlaue Herr Scholz bleibt sich treu. Er liefert keine Taurus.
    Der bauernschlaue Herr Scholz signalisiert Unterstützung und befeuert alle anderen, sich aus dem Fenster zu lehnen. Wenn dann was schief geht, und das wird es, kann er im Brustton der Überzeugung sagen „ICH wars nicht“.
    Soweit genau reicht sein Bedenkenträgertum: die eigene Weste sauber zu halten.
    Leider wird Deutschland, über seine Verbindungen zu NATO und Europa die Bauerschläue des Herrn Scholz auf die Füße fallen. Angriffsziel Nummer 1 bei erweiterter Einmischung in den Krieg von NATO und/oder EU ist und bleibt deutsches Terrain. Wo, wenn nicht hier, kann auf kleinstem Raum NATO und EU der größtmögliche Schaden zugefügt werden? Das weiss auch ein Herr Macron, deswegen kann er sich leisten verbal den Krieg ein weiteres Stück zu eskalieren. Vielleicht auch ein kleiner „Freundschaftsbeweis“ unter Erzfreunden?

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  • Arthur Dent
    27. Februar 2024 @ 10:03

    Man erklärt der Ukraine nicht, wie man den Taurus bedient, um die Programmierungssysteme nicht offen zu legen. Waffen fallen schon mal in die Hände des Feindes.
    Plan B heisst, bei drohender Niederlage der Ukraine eigene Soldaten zu entsenden. Die Amerikaner haben allerdings nur sehr wenige Kampftruppen und Gerät auf dem europäischen Kontinent. Sie machen im Moment auch keine Anstalten daran etwas zu ändern.

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  • european
    27. Februar 2024 @ 09:48

    Zu Nawalny gibt es eine neue Analyse von Glenn Greenwald, die sehr interessante Aspekte aufwirft. Die berühmte cui-bono – Frage, also danach, wem tatsächlich etwas nutzt, ist auch hier wieder sehr erhellend, wenn man sich die aktuelle Politik insbesondere in den USA aber auch in der EU dazu ansieht.Die deutsche Übersetzung dazu findet sich hier:

    https://youtu.be/W6st-U3dATY?feature=shared

    Ein weiterer Aspekt über Sinn und Unsinn dieses Krieges und weiterer Kriegsaktivitäten wirft ein Artikel der East Anglia Bylines von vor 2 Tagen auf. Überschrift: Nothing left for the rich to invest in. Kein Geringerer als Warren Buffet hat die Shareholder von Berkshire Hathaway darüber informiert, dass nichts weiter passieren wird. Es gibt nichts zu investieren, nichts für die Reichen zu gewinnen. Es war auch eben jener Warren Buffett, der folgendes gesagt hat: Natürlich gibt es einen Krieg. Es ist der Krieg Reich gegen Arm und meine Klasse, die der Reichen, wird diesen Krieg gewinnen.

    Wenn einem Prozent der Menschheit nahezu 100 Prozent des Weltvermögens gehört, wozu werden dann die 99 Prozent der Menschheit noch gebraucht? Im Moment bewegen wir uns bei 60% des Weltvermögens, Tendenz steigend.

    https://eastangliabylines.co.uk/nothing-left-for-the-rich-to-invest-in/

    So auch hier. Dieser Krieg und auch der Krieg im Gaza und anderswo dient allein dem militärisch-industriellen Komplex, der ihn auch genau aus diesen Gründen immer wieder provoziert. Es hat diverse Berichte darüber gegeben, dass der Ukraine auch von USA aus entweder veraltetes Gerät geliefert wurde oder aber völlig neues Gerät, dass im freien Feldversuch dort getestet wurde, um dann über zukünftige Investments in der Rüstungsindustrie zu entscheiden.

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  • Kleopatra
    27. Februar 2024 @ 08:45

    Im Ukrainekrieg ist Kaiser Wilhelm der falsche Vergleich. Bereits der Versuch, durch ein nicht akzeptables Ultimatum einen „Kriegsgrund“ zu provozieren (wie seinerzeit Österreich-Ungarn gegenüber Serbien) ging diesmal von Russland aus; insofern ist Putin Franz Josef I. und Wilhelm II. in Personalunion und will offenbar die Macht seines Landes erweitern oder mit fliegenden Fahnen untergehen. Was die Bedienung der Taurus-Marschflugkörper betrifft, ist nicht einsichtig, warum man nicht in Gottes Namen den Ukrainern erklärt, wie man sie bedient.

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    • Roberts Fitzthum
      27. Februar 2024 @ 11:10

      Gähn

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  • Thomas Damrau
    27. Februar 2024 @ 08:10

    Es kommt, wie es kommen musste: Der ursprüngliche Plan „Wir liefern der Ukraine Waffen und die Ukraine verprügelt die Russen.“ geht nicht auf. Und jetzt wird auf der nach oben offenen Eskalationsskala hektisch nach einem Plan B gesucht.
    Neben dem Hauptrisiko, dass der Konflikt außer Kontrolle gerät, gibt es ein Nebenrisiko: Dass trotz Ausweitung des NATO-Engagements die Ukraine irgendwann nachgeben muss. Dann ständen die europäischen RegierungschefInnen endgültig als Volltrottel vor ihren BürgerInnen – mit dem entsprechenden Vertrauenverlust in das politische System, das dann Unmengen von (nicht nur finanziellen) Ressourcen für nichts und wieder nichts verschleudert haben wird, die man an anderer Stelle dringend gebraucht hätte.

    Reply


  • Info: https://lostineu.eu/wo-scholz-recht-hat-wie-orban-einknickt-und-neues-von-nawalny


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Bauernprotest legt EU-Viertel lahm – 500 Vorschläge?


    lostineu.eu, vom 26. Februar 2024

    Der teils gewalttätige Bauernprotest legt das Brüsseler Europaviertel lahm. Agrarminister Özedmir macht neue (leere) Versprechen.

    Angesichts eines Treffens der EU-Agrarminister in Brüssel haben Hunderte Landwirte teils gewaltsam gegen die Agrarpolitik der Union protestiert. Insgesamt 900 Traktoren blockierten am Montag Straßen im EU-Viertel.

    Bauern setzten Reifen in Brand, schütteten Gülle auf die Straße, und Pyrotechnik wurde gegen Polizisten gerichtet. Die Beamten setzten Wasserwerfer ein. Neben lautem Hupen waren auch immer wieder kleinere Explosionen zu hören.

    Diesmal waren auch Journalisten von den Protesten betroffen – sie konnten nicht am Pressebriefing der EU-Kommission teilnehmen und auch ihre Büros nicht erreichen – wegen zahlreicher Absperrungen.

    Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach sich für weniger Verwaltungsaufwand für Landwirte aus. Die derzeitige europäische Agrarpolitik sei „ein Bürokratiemonster“.

    Belgiens Landwirtschaftsminister David Clarinval sagte bei dem Treffen unter seiner Leitung, es gebe aus den 27 Mitgliedsländern 500 Vorschläge für flexiblere Regeln. Diese würden nun eingehend geprüft.

    „Eingehend“ ist gut. Die Proteste gab es schon beim EU-Gipfel im Januar – passiert ist nichts…

    P. S. Die belgischen Bauern fordern „gerechte Preise und Einkommen“ – und nicht nur Bürokratieabbau…

    4 Comments

    1. Karl
      27. Februar 2024 @ 11:12

      Kleinbauern finde ich heute bei den Biobauern, aber darüber redet niemand.

      Von den Kleinbauernkindern in meiner Klasse, die damals während meiner Schulzeit fehlten, wenn draußen der Bauernverband demonstrierte, haben alle bis auf einen die Höfe heute aufgegeben.

      Das Geld bekamen und bekommen die Großen – heute heißt der Bauernverbandspräsident Ruckwied und bekommt 100.000 € EU-Subvention im Jahr – und der gesamte Agrar-Industrielle Komplex Gift, Dünger, Südzucker, Trecker, Schlachthöfe hat Stimmrechte im Bauernverband.
      Und wenn der Freie Wähler ein Flugblatt schreibt, dann will’s nachher niemand gewesen sein.

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  • Arthur Dent
    26. Februar 2024 @ 23:37

    @european
    Völlig falsch – die Julia heisst bestimmt Luisa ????
    ansonsten aber Volltreffer. Wenn es ihn nicht schon gäbe, man hätte den Klimawandel erfinden müssen – ist praktisch eine Gelddruckmaschine. Man greift den Menschen immer tiefer in die Tasche, natürlich nur, um die Welt zu retten. Man selbst hat allerdings nichts davon – besser wird´s in vielleicht hundert Jahren. Erstaunlicherweise gibt es in Deutschland mittlerweile mehrere dutzend Organisationen, Verbände, Institutionen, Programme – vermutlich alle mehr oder weniger staatlich gefördert – die sich nur um die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen kümmern. Bundesprogramm ökologischer Landbau, Bundeszentrum für Ernährung, Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, Zukunftskommission Landwirtschaft, Zukunftsstrategie ökologischer Landbau – das geht endlos noch so weiter. Currywurst empfiehlt da allerdings keiner, eher mehr Hülsenfrüchte – wenn das mal kein Zufall ist.
    Weniger Fleischkonsum gleich Weniger Tierhaltung gleich mehr Fläche für Windräder und Photovoltaik oder Energiepflanzen. Noch eine Verordnung hier und da – so nach und nach bringt man schon die Bauern dazu aufzugeben. Seit 1950 hat sich die die Anzahl der Menschen verdreifacht auf der Erde, die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist aber enorm gesunken. Da die Anzahl der Hungernden in etwa gleich geblieben ist, hat sich die Produktivität enorm erhöht. Wenn man jetzt die Nahrungsmittel künstlich verknappt, macht man Lebensmittel teurer. Das freut Nestle, Cargill und Co.

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  • european
    26. Februar 2024 @ 13:36

    Wer sich fuer die Hintergruende der Bauernproteste interessiert, sollte sich das neue Interiew von Milena Preradovic mit Anthony Lee, dem aktuell bekanntesten der deutschen Bauernprotestler ansehen. Es geht um viel mehr als den Agrardiesel und auch die Dauerausrede Buerokratie zaehlt hier nicht so viel. Es gibt sie, aber sie ist nur eines von vielen Problemen. Es geht um die Abwicklung der deutschen Agrarwirtschaft, um sehr viel Geld, um kontinuierlich steigene Ackerlandpreise, um internationale Grosskonzerne und diejenigen, die am Klimawandel richtig Geld verdienen, z.B. die Familie Reemtsma. Merke: Auch Julia Neubauer ist eine Reemtsma.

    Beispiel: Der ukrainische Weizen. Dieser wird u.a. deshalb abgelehnt, weil es sich um minderwertige Ware handelt und dort noch Pestizide eingesetzt werden, die in der EU seit mehr als 20 Jahren aus gutem Grund verboten sind und mit der Einfuhr schlechte Ware der guten Ware beigemischt wird. Sehr aufschlussreiches Video. Man muss sich nur eine Warnmeldung davor denken. Achtung. Alles Rechts, rechts, Nazi…. ????

    https://youtu.be/XmbYSLmqNx8?feature=shared

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    • Helmut Höft
      27. Februar 2024 @ 09:00

      @european
      Danke für das Link. Es zieht sich durch das „kapitalistische Modell“ hindurch wie ein roter Faden: Wachse oder weiche … präziser: Wachse oder verrecke!
      Merke: Wettbewerb ist dazu da um ihn zu gewinnen, sonst nix – und dafür sind große und volle Taschen sehr hilfreich.
      Gemeinwohl, Klima- Boden- und Naturschutz, der ganze grüne Schoiß, sind nur so’n kostenintensives und hinderlich Zeusch. Das musss weg!


  • Info: https://lostineu.eu/bauernprotest-legt-eu-viertel-lahm-500-vorschlaege


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    27.02.2024

    Unterwerfung unter einen woken Zeitgeist – das Online-Magazin Telepolis und ein eigenartiger Disclaimer

    nachdenkseiten.de, 26. Februar 2024 um 10:00 Ein Kommentar von Marcus Klöckner

    Das Online-Magazin Telepolis vom Heise Verlag hat vor alle Beiträge, die vor 2021 erschienen sind, einen Disclaimer gestellt. Darin heißt es, der vorliegende Beitrag könnte „möglicherweise in Form und Inhalt nicht mehr den aktuellen journalistischen Grundsätzen der Heise Medien und der Telepolis-Redaktion“ genügen. Am Wochenende hat sich nun der ehemalige Chefredakteur des Magazins mit kritischen Worten geäußert.


    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

    Podcast: Play in new window | Download


    Es ist eine eigenartige Zeit. Bevor etwas gesagt wird, müssen sich zunächst alle von allem distanzieren. Und wenn sie sich von allem distanziert haben, bitten sie noch einige Male vorab um Verzeihung. Ausgeschlossen werden soll so, dass sich die Fraktion der taktisch sensiblen Vertreter eines woken Zeitgeistes über eine geäußerte Meinung verärgert fühlen. Das kann man machen. Man könnte aber auch einfach Rückgrat besitzen und zu seiner Sicht stehen. Zu sehen, was das Online-Magazin Telepolis sich leistet, schmerzt. Es schmerzt mich als Autor, der gerne für das Magazin geschrieben hat. Vor allen Beiträgen, die vor 2021 erschienen sind, findet sich der folgende Disclaimer:

    Der folgende Beitrag ist mehrere Jahre alt und entspricht daher möglicherweise in Form und Inhalt nicht mehr den aktuellen journalistischen Grundsätzen der Heise Medien und der Telepolis-Redaktion. Ausführliche Informationen zu unserer Arbeit und unseren Grundsätzen finden Sie in unserem Leitbild.

    Was denkt ein Leser, wenn er auf solche Zeilen stößt? Mir als Leser drängt sich der Verdacht auf: Hier liegt – das kann nicht ausgeschlossen werden – ein minderwertiges journalistisches Produkt vor. Warum sollte ich für einen derartigen Beitrag Lesezeit investieren? Die Frage steht im Raum: Entspricht der Beitrag nun „in Form und Inhalt nicht mehr den aktuellen journalistischen Grundsätzen“ oder nicht? Aber vor allem auch: Was heißt hier „aktuelle journalistische Grundsätze“? Welche Grundsätze haben sich geändert? Die Kerngrundsätze journalistischer Arbeit haben vor 30 Jahren genauso gegolten wie es heute der Fall ist. Zumindest theoretisch. In der Praxis hat sich innerhalb vieler Medien eine Art Zombiejournalismus etabliert. Journalistisch maximal entkernt, dafür weltanschaulich maximal im Sinne des woken Zeitgeistes aufgeladen. Doch das ist ein eigenes Thema.


    Mit diesem Disclaimer wertet Telepolis die Arbeit aller seiner Autoren, die vor 2021 dort Beiträge publiziert haben, pauschal ab. Die Verantwortlichen werten auch die Arbeit der Redaktion ab, die über viele Jahre ein innovatives Autorenmagazin ermöglicht hat. Auch das veröffentlichte „Leitbild“, auf das die Redaktion sich bezieht, vermag den Schritt hin zu dem Disclaimer nicht befriedigend zu erklären. Telepolis, das darf man ruhig sagen, hatte Mediengeschichte geschrieben. Es war das erste rein internetbasierte Magazin im deutschsprachigen Internet. Für seine journalistischen Leistungen erhielt das Magazin Preise. Die Autorin Christiane Schulzki-Haddouti wurde 2000 zusammen mit der Telepolis-Redaktion für investigative Recherchen zum Thema „Enfopol-Überwachung“ ausgezeichnet. Es gab den Europäischen Preis für Online-Journalismus der Medien-Konferenz Net-Media 2000 in der Kategorie „Investigative Reporting“. 2002 folgte der Grimme Online Award in der Kategorie Medienjournalismus und 2004 den Lead Award für spezialisierte Onlinemagazine. Die damals ausgezeichneten Beiträge sind heute mit einem Disclaimer versehen.


    Florian Rötzer hat das Projekt aufgebaut, Anfang 2021 gab er den Stab an Harald Neuber ab. Als ich durch Leser auf den Disclaimer aufmerksam gemacht wurde, habe ich das Gespräch mit Neuber gesucht. Es war ein kurzer Mailaustausch. Respektvoll, aber nicht konstruktiv. Die Hintergründe, die zur Etablierung dieses Disclaimers geführt haben, sind mir bis jetzt noch immer nicht sinnvoll nachvollziehbar. Der Disclaimer steht jedenfalls da. Was kommt als nächstes? Heute findet sich eine pauschale Distanzierung vor diesen Artikeln. Und morgen? Werden Beiträge, die dem Zeitgeist entgegenstehen, umgeschrieben? Verschwinden sie aus dem Archiv? Übernimmt der Geist von Orwell irgendwann? Dass bei einem Magazin wie Telepolis Journalismus im Vordergrund steht, ist sehr zu begrüßen. Ein Disclaimer, der als Unterwerfung unter einen woken Zeitgeist verstanden werden kann, hat aber mit Journalismus nichts zu tun. Möge sich die Vernunft durchsetzen.


    Rubriken: Audio-Podcast Medien und Medienanalyse Medienkritik

    Schlagwörter:


    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=111618


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


    unser weiterer Kommentar: Zum Schutz vor finanzstarken und streitig aufgelegten Antagonisten den Disclaimer (Haftungsauschluss) geltend zu machen, klingt andererseits vernünftig.

    27.02.2024

    Nachrichten von Pressenza: Stille und Stadt – ein unversöhnlicher Gegensatz?

    aus e-mail von <newsletter@pressenza.com>, 27. Februar 2024,


    Nachrichten von Pressenza - 27.02.2024


    Stille und Stadt – ein unversöhnlicher Gegensatz?


    Das Festival «stilles Zürich» vom 29. Februar bis 3. März lädt zu Entschleunigung und Achtsamkeit ein. Vor lauter Getöse und Getriebenheit, Geschäftigkeit und Dichte suchen die Bewohner der Stadt die Stille anderswo: in der Natur, in den Bergen, am Meer.&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/stille-und-stadt-ein-unversoehnlicher-gegensatz/


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    Denn die im Dunkeln … sieht man nicht


    #BerlinliesteinBuch – 2024 hat man sich für eines der großartigsten Bücher entschieden, wie ich finde. Deshalb tue ich jetzt etwas, was ich sonst nie tue: Ich hole eine Besprechung noch mal hervor und bitte euch inständig, dieses Buch zu lesen.&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/denn-die-im-dunkeln-sieht-man-nicht/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    27.02.2024

    „Build back better“

    makronom.de, vom 26. Februar 2024, Europa,  LUKAS BERTRAM & LYDIA KORINEK

    Hat die europäische Aufbau- und Resilienzfazilität ihr Versprechen erfüllt?

    Drei Jahre sind seit dem Start der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität vergangen. In der unmittelbaren Krisenbekämpfung war sie dabei durchaus erfolgreich. Doch es sind weitere Schritte erforderlich, um langfristige Resilienz aufzubauen.


    Um den volkswirtschaftlichen Schock der COVID-19-Pandemie abzufedern, verhandelten die europäischen Regierungen im Jahr 2020 über die Gestaltung und den Umfang von Konjunkturpaketen. Sie waren sich einig, dass diese Abfederungsmaßnahmen sowohl auf eine kurzfristige Erholung abzielen, als auch die europäischen Volkswirtschaften langfristig resilienter machen sollten. Daher auch der Name des auf EU-Ebene vereinbarten Instruments – die Aufbau- und Resilienzfazilität (Recovery and Resilience Facility, kurz RRF).


    Inzwischen sind drei Jahre und damit die Hälfte der Gesamtlaufzeit vergangen, seit das 723 Milliarden Euro schwere Paket in Kraft getreten ist. Die in der letzten Woche von der Europäischen Kommission veröffentlichte Halbzeitbewertung der RRF hebt die positiven Effekte auf die kurzfristige Erholung der Mitgliedsstaaten hervor. Inwieweit die RRF auch den zweiten Teil ihres Versprechens – die langfristige Stärkung der Resilienz der EU – eingelöst hat, bleibt darin weitestgehend unbeantwortet. Dabei gibt es auch hier Anzeichen für eine positive Entwicklung: Trotz der Herausforderungen, mit denen die EU seit 2020 konfrontiert ist, hat die ökonomische Resilienz der Mitgliedstaaten insgesamt nicht abgenommen. Die RRF scheint zu dieser Stabilität beigetragen zu haben.


    Die Administration der EU-Gelder

    Neu an der Administration der RRF ist, dass Mitgliedstaaten selbst gesteckte Meilensteine und Ziele aus ihren Nationalen Aufbau- und Resilienzplänen (NRRP) erreichen müssen, um auf die RRF-Mittel zugreifen zu können. An dieser Stelle fällt auf, dass Länder mit besonders detaillierten und breit gefächerten Reform- und Investitionsplänen – wie etwa Italien und Spanien – eine bemerkenswert schnelle Umsetzung ihrer Pläne und Fortschritte bei der Erreichung ihrer Ziele gezeigt haben. Dies deutet auf einen wirksamen Mechanismus hin – insbesondere wenn man bedenkt, dass diese Länder in der Vergangenheit Schwierigkeiten hatten, EU-Mittel zu absorbieren. Spanien beispielsweise war das Schlusslicht bei der Ausschöpfung der europäischen Strukturfondsmittel im Zeitraum 2014-2020, als es nur 39% der verfügbaren Mittel in Anspruch nahm. Jetzt, in der Laufzeit der RRF, hat Spanien bereits zur Halbzeit mehr als die Hälfte der bewilligten Zuschüsse erhalten und ist das Land mit der dritthöchsten Auszahlungsrate. Deutschland hingegen, dessen Krisenmanagement eher auf nationalen Maßnahmen basierte, hat bisher weniger als ein Viertel seiner RRF-Mittel absorbiert.


    Dennoch gibt es bei der Umsetzung der RRF nach wie vor Herausforderungen, wie zum Beispiel mangelnde Flexibilität bei der Anpassung an unvorhergesehene Umstände. Mit der Konzeption der RRF ist es jedoch gelungen, die nationale Eigenverantwortung zu verbessern, die unerlässlich ist, wenn die Mitgliedstaaten den Kurs für langfristige Ziele halten wollen. Doch können wir schon sagen, dass die RRF ihr übergeordnetes Ziel der Stärkung der ökonomischen Resilienz erreicht?


    Ökonomische Resilienz als Kompass

    In dieser turbulenten Zeit sind resiliente Volkswirtschaften zu einem der wichtigsten Leitbilder für die Wirtschaftspolitik geworden. Auch globale Institutionen wie die UNO, die OECD und die EU setzten sich die ökonomische Resilienz als feste Zielgröße. Sie erkennen die Notwendigkeit Volkswirtschaften so zu gestalten, dass sie in der Lage sind, kurzfristig größere soziopolitische Störungen und Rezessionen zu überstehen und gleichzeitig langfristig Wohlstand zu sichern.

    Ein ganzheitliches Verständnis von ökonomischer Resilienz geht also über die bloße Erholung von Krisen hinaus; es beschreibt die Fähigkeit von Volkswirtschaften, Schocks zu absorbieren, sich davon zu erholen und sich so anzupassen, dass künftige Krisen unwahrscheinlicher und besser gemeistert werden können. Resiliente Volkswirtschaften stellen nach Krisen nicht bloß den Status quo wieder her, sondern nutzen diese als Gelegenheit für positive Veränderungen in Richtung einer grüneren, stabileren und florierenden Wirtschaft. Ökonomische Resilienz dient also als Kompass für eine Wirtschaft, die ein gutes Leben für heutige und künftige Generationen im Rahmen der begrenzten Ressourcen unseres Planeten ermöglicht.


    Stabile Resilienz trotz krisengeschüttelter Jahre

    Um die ökonomische Resilienz in der EU zu quantifizieren und zu vergleichen, hat das ZOE Institut den Economic Resilience Index entwickelt. Ein Ranking der EU-Volkswirtschaften hinsichtlich ihrer ökonomischen Resilienz anhand der Index-Methodik zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Während Länder wie Schweden, Dänemark und Finnland in puncto ökonomischer Resilienz führend sind (Deutschland rangiert auf Platz 7), hinken andere wie Rumänien, Griechenland und Bulgarien hinterher. Doch die EU kann als Ganzes nur so resilient sein, wie ihr am wenigsten resilienter Mitgliedstaat. Deshalb sind gemeinsame Anstrengungen zur Stärkung der ökonomischen Resilienz der EU, insbesondere in den am stärksten gefährdeten Ländern, entscheidend.


    Die neuen Ergebnisse des Economic Resilience Index untersuchen die Entwicklung der ökonomischen Resilienz der EU von 2019 bis 2022:


    Screenshot_2024_02_27_at_07_14_40_Hat_die_europ_ische_Aufbau_und_Resilienzfazilit_t_ihr_Versprechen_erf_llt


    Sie zeigen, dass die ökonomische Resilienz der Union in diesem Zeitraum stabil geblieben ist. Dies ist an sich schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die EU mit noch nie dagewesenen Herausforderungen konfrontiert war, von der COVID-19-Pandemie bis zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise.


    Wie die folgende Abbildung zeigt, konnten Länder, die mehr RRF-Mittel pro Kopf erhielten, ihre ökonomische Resilienz im Durchschnitt stärker steigern als Länder mit weniger RRF-Mitteln:


    Screenshot_2024_02_27_at_07_20_32_Hat_die_europ_ische_Aufbau_und_Resilienzfazilit_t_ihr_Versprechen_erf_llt


    Zum jetzigen Zeitpunkt scheint die RRF also wie beabsichtigt zur Stärkung der ökonomischen Resilienz beizutragen. Dies unterstreicht, wie wichtig der Zugang zu Finanzmitteln für die am wenigsten resilienten Mitgliedstaaten ist, um die kollektive Stärke der EU zu steigern.

    Insbesondere scheint die Qualität der geplanten Reformen und Investitionen ein wichtiger Indikator für die Fähigkeit der Mitgliedstaaten zu sein, ihre ökonomische Resilienz zu verbessern: Ein höheres Maß an politischer Integration, vor allem in der Sozial- und Kohäsionspolitik, korreliert mit besseren Resilienz-Ergebnissen.


    Aussichten nach 2026

    Vor diesem Hintergrund ist es besorgniserregend, dass die EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2026, wenn die RRF ausläuft, drohen vor einer Finanzierungsklippe zu stehen. Wir wissen, dass die Verbesserung der Zukunftsfähigkeit von Volkswirtschaften ein Marathon ist und kein Sprint. Ohne Zugang zu Finanzmitteln nach 2026 besteht die Gefahr, dass der langfristige positive Effekt der RRF verloren geht und sie nur als Instrument der Konjunkturbelebung in Erinnerung bleibt, anstatt langfristig Resilienz aufzubauen.


    Gleichzeitig werden die neuen EU-Fiskalregeln, die bald in Kraft treten, die Mitgliedstaaten dazu drängen, ihre hohe Staatsverschuldung zu senken. Dies wird umsichtige Ausgabenmaßnahmen erfordern und viele Regierungen dazu zwingen, den Gürtel enger zu schnallen. Der Ausgabenbedarf wird jedoch hoch bleiben, nicht zuletzt für die Finanzierung des Europäischen Green Deal. Einer aktuellen Schätzung zufolge werden allein für die Dekarbonisierung der EU-Volkswirtschaften zusätzliche öffentliche Investitionen in Höhe von 260 Milliarden Euro pro Jahr benötigt, was über dem liegt, was die RRF derzeit bereitstellt. Angesichts geopolitischer Unsicherheiten, wie zum Beispiel möglicher Verschiebungen in den globalen Handelspartnerschaften mit China und den USA und potenziellen Disruptionen in den internationalen Lieferketten, wird der Investitionsbedarf noch größer.


    Besonders für Deutschland gilt es, die jüngsten geopolitischen Entwicklungen als Weckruf für eine stärkere europäische Integration zu erkennen und eine europäische Finanzierungsantwort auf die vielschichtigen Herausforderungen nicht länger abzulehnen. Denn der Mehrwert der europäischen Zusammenarbeit beschränkt sich seither nicht mehr nur auf die schon länger bekannten Vorteile wie den europäischen Binnenmarkt, der für deutsche Unternehmen den Zustrom von Vorprodukten und Arbeitskräften sowie wichtige Exportmärkte bietet. Spätestens seitdem wieder Krieg in Europa herrscht und man sich unabhängiger von globalen Handelspartnern machen möchte, erscheint die Investition in ein resilientes und zukunftsfähiges Europa auch aus Sicherheits- und Souveränitätsaspekten alternativlos.


    Deutschland könnte sich für ein RRF-Nachfolgeinstrument einsetzen, das den Mitgliedstaaten hilft, die Dynamik hin zu resilienten Volkswirtschaften aufrechtzuerhalten. Ein solches längerfristiges Instrument würde auf den Erfolgen der RRF aufbauen, ihren Zeithorizont verlängern und ihre Fähigkeiten verbessern, so dass sie besser auf die sich entwickelnden Herausforderungen eingehen kann. Zum Beispiel könnte der häufig kritisierte Mangel an Flexibilität bei der Anpassung an unvorhergesehe Umstände dadurch adressiert werden, dass Mitgliedsstaaten NRRPs vorlegen, in denen sie sich stärker zur Erreichung übergeordneter Ziele als zu rigiden Maßnahmen verpflichten. In unvorhergesehenen Situationen, wie es beispielsweise die Energiekrise war, ließe sich schnell und einfach auf neue Maßnahmen umsatteln, solange sie auf das gleiche Ziel einzahlen. Dies würde auch der Vorstellung resilienter Volkswirtschaften entsprechen, die schnell, flexibel und angemessen auf Krisen reagieren.


    Nach 2026 muss die EU sicherstellen, dass alle Mitgliedstaaten, insbesondere diejenigen mit begrenzter Finanzkapazität, Zugang zu Ressourcen für wichtige Reformen und Investitionen zur Stärkung der Resilienz als eine gemeinsame Priorität der EU haben. Die aus der Krise entstandene Aufbau- und Resilienzfazilität scheint bisher ihrem Namen gerecht zu werden und den EU-Mitgliedsstaaten zu helfen, im Marathon der Vorbereitung auf die Zukunft nicht nur wieder auf die Beine zu kommen, sondern auch in die richtige Richtung zu laufen. Aber die Ziellinie ist noch weit entfernt, und längerfristiges Denken ist erforderlich, wenn die positiven Trends der ökonomischen Resilienz aufrechterhalten werden sollen.

     

    Zu den AutorInnen:

    Lukas Bertram ist Ökonom am ZOE Institut für zukunftsfähige Ökonomien. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Ökonomie der grünen Transformation und der ökonomischen Resilienz der EU.


    Lydia Korinek ist wirtschaftspolitische Beraterin am ZOE Institut für zukunftsfähige Ökonomien. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Ökonomie der grünen Transformation und der ökonomischen Resilienz der EU.

    Kommentare


    Info: https://makronom.de/hat-die-europaeische-aufbau-und-resilienzfazilitaet-ihr-versprechen-erfuellt-45960?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=hat-die-europaeische-aufbau-und-resilienzfazilitaet-ihr-versprechen-erfuellt


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    27.02.2024

    Auf Krieg einstellen (IV)Weil die Bundeswehr im Kriegsfall den Großteil ihrer regulären Soldaten an der Front einsetzen will – etwa in Osteuropa gegen Russland –, sollen weitgehend Reservisten Verteidigungsaufgaben im Landesinnern übernehmen.

    german-foreign-policy.com, 27. Februar 2024

    BERLIN (Eigener Bericht) – Die Bundeswehr sucht „händeringend“ verlässliche Reservisten für den Dienst in sogenannten Heimatschutzregimentern zur Sicherung der „Heimatfront“ im Krisen- und Kriegsfall. Dies geht aus Äußerungen führender Militärs im Zuge der Diskussion um den derzeit in Arbeit befindlichen Operationsplan Deutschland hervor. Hintergrund ist, dass der wesentliche Teil der deutschen Armee etwa im Fall eines Krieges gegen Russland nicht für Verteidigungsaufgaben im Landesinneren zur Verfügung stehen, sondern im Osten kämpfen wird; deshalb sollen auf deutschem Territorium vor allem Reservisten die Stellung halten. Durch die Einbindung der Reservisten erschließt sich die Bundeswehr Personal über die aktiv verpflichteten Berufssoldaten hinaus. Bis 2026 will sie sechs Heimatschutzregimenter mit insgesamt rund 6.000 Reservisten aufstellen. Der Reservistenverband plädiert dafür, das verfügbare Personal mit einer „Dienstpflicht“ noch einmal auszuweiten. Zusätzlich zur unmittelbaren personellen Entlastung erhofft sich die Bundeswehr von den Reservisten mittel- bis langfristig auch Erfolge in Sachen Personalaufwuchs und zivil-militärische Zusammenarbeit.


    Zitat: Kaum Soldaten für die HeimatfrontWie die Bundeswehr mitteilt, wird im Kriegsfall ein „größerer Teil“ der regulären Soldaten an der „Ostflanke“ der NATO kämpfen; er kann deshalb zur Absicherung des deutschen Territoriums selbst „nicht eingeplant werden“. Um den „Schutz“ der Bundesrepublik auf ihrem eigenen Hoheitsgebiet dennoch zu gewährleisten, setzt der für die Erarbeitung des Operationsplans Deutschland verantwortliche Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant André Bodemann, auf die „neu aufzustellenden Heimatschutzkräfte“.[1] Diese Truppenteile bestehen hauptsächlich aus Reservisten und nur zu einem geringen Teil aus aktiven Soldaten. Den „Heimatschutz“ im Wesentlichen auf der Reserve aufzubauen, ist in der Truppe allerdings nicht unumstritten. Der Befehlshaber des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise, Brigadegeneral Uwe Nerger, warnte in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung zu dem Operationsplan, es sei ein „Fehler“ zu „suggerieren, dass wir [in der Reserve] genügend Personal haben“; vielmehr sei man gerade damit befasst, „händeringend“ dafür zu werben, „dass Menschen verlässlich Reservistendienst leisten“.[2]


    „Aufmarsch führendes Kommando“

    Federführend bei der Erstellung des Operationsplans Deutschland ist das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr. Das Kommando ist erst 2022 aufgestellt worden; es hat die Aufgabe, alle Aktivitäten der Bundeswehr im Inland zu befehligen und zu koordinieren. In Zusammenarbeit mit den beiden Kommandostrukturen in Ulm, dem Multinationalen Kommando Operative Führung und dem Joint Support and Enabling Command (JSEC) (german-foreign-policy.com berichtete [3]), nimmt es die Funktion eines „Aufmarsch führenden Kommandos“ wahr.[4] Darüber hinaus ist es zuständig für „Auf- und Ausbau der Territorialen Reserve einschließlich der Heimatschutzkräfte“.[5]


    Heimatschutzregimenter

    Bis 2026 sollen laut Plänen des Bundesverteidigungsministeriums sechs Heimatschutzregimenter aufgestellt werden; drei davon sind bereits aktiv. Sie sollen die Bundeswehr personell „entlasten“.[6] Von den insgesamt rund 6.000 Dienstposten im Heimatschutz belegt die Bundeswehr nur zwischen 120 und 180 mit aktiven Soldaten. Den überwiegenden Teil füllt sie mit Reservisten. Damit werden mehrere tausend Berufssoldaten für den Einsatz an der NATO-Ostflanke frei. Um „unmittelbaren personellen Aufwuchs, die Einsatzbereitschaft und die Durchhaltefähigkeit“ der Bundeswehr zu erreichen, sollen die Soldaten „im gesamten Aufgabenspektrum durch die Reserve verstärkt“ werden, heißt es dazu in den Verteidigungspolitischen Richtlinien, dem aktuellen Grundsatzdokument der deutschen Militärpolitik. Der Operationsplan werde zeigen, wie viele Heimatschutzregimenter „tatsächlich“ gebraucht würden, kündigt Generalleutnant Bodemann an.[7]


    Wach- und Sicherungsaufgaben

    Bereits im Frieden übernehmen die Reservisten Tätigkeiten der Militärs – vor allem „Wach- und Sicherungsaufgaben“.[8] Als Teil des sogenannten Host Nation Support beispielsweise, der Versorgung verbündeter Truppen auf deutschem Territorium, „bewachen“ Reservisten der Heimatschutzregimenter im Zuge des transatlantischen Aufmarschs in Osteuropa „Rastpunkte von Militärtransporten“ nicht nur, aber vor allem der US-Streitkräfte auf dem Weg durch Deutschland.[9] Während Konflikten und Kriegen sollen die Heimatschutzkräfte militärische und „verteidigungswichtige“ Infrastruktur sichern, so etwa „Häfen, Güterumschlagplätze, Bahnanlagen und Brücken, aber auch digitale Netze und Energienetze“, erläutert die Bundeswehr. Für Auslandseinsätze müssen die Reservisten der Heimatschutzregimenter allerdings nicht zur Verfügung stehen.


    „Pistole, Maschinengewehr und Panzerfaust“

    Die Bundeswehr bemüht sich zudem, auch sogenannten Ungedienten, also Menschen, die noch nicht bei ihr tätig waren, den Weg in die Heimatschutzregimenter zu ebnen – etwa durch eine Grundausbildung im Rahmen des Freiwilligen Wehrdienstes im Heimatschutz oder „über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren in Ausbildungsblöcken meist am Wochenende“. Der Schwerpunkt der Ausbildung zum „Heimatschützer“ liegt laut Angaben der Bundeswehr auf „Wach- und Sicherungsaufgaben“ – inklusive „Waffenausbildung an Pistole, Maschinengewehr und Panzerfaust“, „Häuserkampf“, „Flieger- und Drohnenabwehr“ und „politische Bildung“.[10] Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und heutige Präsident des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr, Oberst der Reserve Patrick Sensburg, sprach sich im Kontext mit dem „Heimatschutz“ unlängst für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus.[11]


    Zivil-militärisches Bindeglied

    Der Freiwillige Wehrdienst im Heimatschutz erleichtert dabei mit seiner für das Militär vergleichsweise unverbindlichen Konzeption – ohne jahrelange Dienstverpflichtung und drohende Auslandseinsätze – neuen Rekruten den ersten Schritt in die Bundeswehr. Selbst wenn es der Truppe nicht gelingt, die Rekruten während ihres freiwilligen Jahres längerfristig an sich zu binden, bleiben sie ihr über einen Zeitraum von sechs Jahren immerhin als Reservisten erhalten. Diese sind für die Bundeswehr – ob als Lehrer, der den Jugendoffizieren die Türen zu seiner Schule öffnet, oder als Angestellter, der in einem Logistikunternehmen Werbung für den Heimatschutz macht – ein wertvolles Netzwerk, mit dem sie neues Personal rekrutieren kann und Kontakte für die sogenannte zivil-militärische Zusammenarbeit knüpft.

     

    Mehr zum Thema: Auf Krieg einstellen (III).

     

    [1] „Hoffentlich keine Landung von russischen Fallschirmjägern“. t-online.de 25.01.2024.

    [2] Deutschland hat einen Plan. reservistenverband.de 02.02.2024.

    [3] S. dazu Auf Krieg einstellen (II).

    [4] Bundeswehr stellt Territoriales Führungskommando auf. bmvg.de 13.06.2022.

    [5] Territoriales Führungskommando der Bundeswehr. bundeswehr.de.

    [6] Vielfältiger Einsatz für den Heimatschutz. bundeswehr.de 29.04.2022.

    [7] „Hoffentlich keine Landung von russischen Fallschirmjägern“. t-online.de 25.01.2024.

    [8] Heimatschutzregiment 2. bundeswehr.de.

    [9] S. dazu Auf Krieg einstellen (I).

    [10] Heimatschutzregiment 2. bundeswehr.de.

    [11] Deutschland hat einen Plan. reservistenverband.de 02.02.2024.



    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9496


    26.02.2024

    Schlagzeile






    Info:


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.02.2024

    Palästina / IGH China: Bewaffneter Widerstand legitim

    aus e-mail von Doris Pumphrey, 26. Februar 2024, 20:44 Uhr


    _RT 6.2.2024

    _*Palästinensischer Ministerpräsident Mohammed Schtajjeh tritt zurück


    *Der Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiegebiete, Mohammed

    Schtajjeh, hat heute in Ramallah seinen Rücktritt eingereicht. Das sei

    auf Wunsch des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas erfolgt, hatte

    zuvor der Fernsehsender /Watan TV/ unter Berufung auf Regierungsbeamte

    berichtet.


    Schtajjeh kommentierte seinen Rückzug mit den Worten:

    "Die Entscheidung zum Rücktritt kam angesichts der beispiellosen

    Eskalation im Westjordanland und in Jerusalem sowie des Krieges, des

    Völkermords und des Hungers im Gazastreifen (...) Ich sehe, dass die

    nächste Phase und ihre Herausforderungen neue staatliche und politische

    Regelungen erfordern, die der neuen Realität in Gaza und der

    Notwendigkeit eines palästinensisch-palästinensischen Konsenses auf der

    Grundlage der palästinensischen Einheit und der Ausweitung der

    einheitlichen Autorität über das Land Palästina Rechnung tragen."


    Arabische Länder der Region und die USA hätten entsprechenden Druck auf

    Abbas ausgeübt, hieß es. Es hatte seit Längerem Berichte über einen

    solchen Schritt Schtajjehs gegeben.

    Eine Neugestaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde soll dabei

    helfen, die zuletzt nahezu bedeutungslos gewordene Zweistaatenlösung

    wieder ins Spiel zu bringen.


    Der mögliche Rücktritt Schtajjehs sei jedoch zunächst als eher

    symbolischer Schritt zu werten, hieß es. Der Politiker, der als loyaler

    Mitarbeiter des seit 2005 regierenden Abbas gilt, werde weiterhin als

    Chef einer kommissarischen Regierung amtieren.


    Die Bildung einer neuen Regierung des nationalen Konsenses könne Wochen

    oder Monate in Anspruch nehmen. Ihr Gelingen hänge in erster Linie davon

    ab, ob der Krieg im Gazastreifen beendet und ein international

    überwachter Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Küstengebiet

    erreicht werden kann.


    _

    RT 25.2.2024


    _*Verfahren gegen Israel: Annexion palästinensischer Gebiete,

    Vertreibung, Apartheid und Völkermord

    */Von Maria Müller/


    In der vergangenen Woche fand im "Friedenspalast" in Den Haag eine

    Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) über die rechtlichen

    Konsequenzen der israelischen Besatzungspolitik

    <https://www.cbc.ca/news/world/un-court-legality-israeli-occupation-palestinian-lands-1.7119309

    auf palästinensischem Territorium statt. Dieses Verfahren wird auf

    Antrag der UN-Generalversammlung durchgeführt. Vor einem Jahr, im

    Dezember 2022, hatte eine Staatenmehrheit den IGH gebeten, ein

    Rechtsgutachten zur Besetzung der palästinensischen Gebiete durch Israel

    zu erstellen. Die Anhörung läuft vom 19. bis zum 26. Februar. Das

    Verfahren ist unabhängig vom Antrag Südafrikas, mit dem das Land Ende

    Dezember 2023 den IGH um Prüfung des Verdachts auf Völkermord an der

    palästinensischen Bevölkerung in Gaza durch Israel ersuchte.


    Ein Team von 15 Richtern soll nun die rechtlichen Konsequenzen der

    Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der Palästinenser durch Israel

    feststellen. Die Besetzung, Kolonisierung und anhaltende Annexion

    palästinensischen Territoriums seit 1967 steht diesmal im Mittelpunkt.

    Die Richter sollen über die Rechtmäßigkeit der israelischen Besatzung

    entscheiden, mit der das Gebiet eines künftigen palästinensischen

    Staates schrittweise zerstückelt und damit seiner Lebensfähigkeit

    beraubt wird. Dazu zählt auch die Annexion von Ost-Jerusalem im Jahr

    1980, wo seitdem diskriminierende Gesetze zur Änderung der

    demografischen Zusammensetzung, des Charakters und des Status der

    "Heiligen Stadt" herrschen.


    Im Laufe der vergangenen Jahre verfasste das UN-Hochkommissariat für

    Menschenrechte mehrere Berichte, in denen diese Besetzungen "aufgrund

    ihrer Dauerhaftigkeit und der faktischen Annexionspolitik der

    israelischen Regierung" für illegal erklärt wurden. Bisher hat das

    jedoch kein Richter bestätigt.


    Insgesamt standen 52 Staaten und drei Organisationen – die Afrikanische

    Union, die Arabische Liga und die Organisation für Islamische

    Zusammenarbeit – bei der Anhörung auf der Rednerliste.


    *Das Tribunal ist nach über 50 Jahren Vertreibung ein "historisches

    Ereignis"*

    Der palästinensische Botschafter in den Niederlanden, Rawan Sulaiman,

    bezeichnete das Verfahren als historisch: /"Dieses Tribunal ist nicht

    nur ein historisches Ereignis für unser Volk und unsere gerechte Sache.

    Es ist auch historisch für das Völkerrecht und die internationale

    Gerechtigkeit."/


    Die Delegation Palästinas wurde von Außenminister Riyad Al-Maliki

    geleitet, der den ersten Redebeitrag hielt. Er beschuldigte Israel des

    "Kolonialismus und der Apartheid

    <" rel="noopener">https://www.cbc.ca/news/world/un-court-legality-israeli-occupation-palestinian-lands-1.7119309>",

    während er das Gericht aufforderte, zu erklären, dass /"Israels

    Besetzung von Territorien, die für einen palästinensischen Staat gedacht

    sind, illegal ist und sofort beendet werden muss./ /Seit über einem

    Jahrhundert wird das unveräußerliche Recht des palästinensischen Volkes

    auf Selbstbestimmung geleugnet und verletzt."/


    Der Anwalt Palästinas beim Internationalen Gerichtshof stellte fest,

    dass die langjährige Besetzung der Gebiete durch Israel schwerwiegend

    rechtswidrig sei. Nach internationalem Recht könne eine Besatzung nur

    ein vorübergehender Zustand sein.

    Vusi Madonsela, der Vertreter Südafrikas

    <https://www.bbc.com/mundo/articles/czrl8zv388eo>, sagte: /"Israel

    praktiziert eine noch extremere Form der Apartheid, als wir es in

    Südafrika erlebt haben."/


    Auch die Vereinigten Staaten, China, Russland, Südafrika und Ägypten

    nehmen an den Anhörungen teil. Mehrere südamerikanische Länder äußerten

    in Den Haag scharfe Kritik an Israel, darunter Kolumbien, Brasilien und

    Chile.


    *Israel betonte schriftlich, Palästina verweigere eine Zwei-Staaten-Lösung*

    Israel selbst sprach nicht in Den Haag. Das Land hat im Juli 2023 dem

    Gericht einen kurzen, fünfseitigen Schriftsatz vorgelegt, in dem es das

    Verfahren ablehnte und "eine klare Verzerrung der Geschichte" des

    Konflikts anprangerte. Außerdem kritisierte es "die Weigerung der

    palästinensischen Führung, Angebote zur Beilegung des Konflikts und zur

    Gründung eines palästinensischen Staates an der Seite Israels

    anzunehmen". Das Dokument wurde dem Gericht vorgelegt. Sprecher der

    Klägerstaaten wiesen jedoch darauf hin, dass die Regierung Netanjahu

    eine Zwei-Staaten-Lösung ablehne.


    *Das strategische Ziel: den Gaza-Streifen zu entvölkern*

    Das Gerichtsverfahren findet inmitten der Schrecken der israelischen

    Bombardierungen gegen die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens statt,

    einem letzten Zufluchtsort für mehr als eine Million Palästinenser,

    nachdem diese vor israelischen Angriffen in den Süden der Enklave

    geflohen waren.


    Nach Darstellung von Riyad Al-Maliki verfolge Israel seit Beginn des

    Krieges gegen die Zivilbevölkerung Palästinas ein klares strategisches

    Ziel: den Gaza-Streifen unbewohnbar zu machen und die Bevölkerung zu

    vertreiben

    <https://taz.de/Palaestinensischer-Minister-zu-Gaza/!5992468/>. Gleich

    am ersten Tag des Krieges habe Staatschef Netanjahu alle Bewohner

    aufgefordert, den Gaza-Streifen in Richtung Ägypten zu verlassen.

    Seitdem habe das israelische Militär die Menschen aus dem Norden bis

    nach Rafah im äußersten Süden der Enklave vertrieben. Israel wolle sie

    jetzt noch über die Grenze nach Ägypten drängen. Das sei das Hauptziel

    dieser Militäroperation.


    *Gutachten sind rechtlich nicht bindend, schaffen jedoch Konsequenzen

    für Drittstaaten*

    Obwohl die Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs nicht

    bindend sind, haben sie nach Meinung von juristischen Experten dennoch

    "großes rechtliches Gewicht und moralische Autorität". Auch die

    Beziehungen von Drittstaaten zu Israel würden im Falle seiner

    Verurteilung beeinflusst und könnten ebenso rechtlichen Konsequenzen

    unterliegen. Denn nach der Konvention zur Verhinderung von Völkermord

    macht sich ein Staat als Waffenlieferant an einen anderen Staat zum

    Komplizen dieses Verbrechens, wenn die Waffen dafür eingesetzt werden.

    Vor kurzem beantragte Nicaragua deshalb vor dem Internationalen

    Gerichtshof ein Ermittlungsverfahren gegen die deutsche Regierung

    <https://amerika21.de/2024/02/268165/nicaragua-klage-unterstuetzung-israel

    sowie gegen Großbritannien, die Niederlande und Kanada.


    *Die Mauer*

    Es ist das zweite Mal, dass die UN-Generalversammlung den

    Internationalen Gerichtshof um ein Gutachten zum besetzten

    palästinensischen Gebiet bat. Bereits im Juli 2004 stellte das Gericht

    fest, dass die israelische Trennmauer im Westjordanland gegen

    internationales Recht verstoße und abgebaut werden müsse. Sie besteht

    bis heute – und erinnert an die Berliner Mauer, die über 30 Jahre lang

    ununterbrochen von der westlichen Politik und den Medien in den höchsten

    Tönen verurteilt wurde. Die Gaza-Mauer hingegen ist kaum bekannt.


    Hätte dieses Verfahren früher stattgefunden, wäre Israel bei seinem

    Angriff auf palästinensische Gebiete womöglich gebremst worden. Zugleich

    hätte die palästinensische Bevölkerung die große internationale

    Unterstützung stärker wahrgenommen und auf eine Lösung des Konflikts

    durch die UNO vertraut. Womöglich wäre der Verlauf der Geschichte gerade

    noch rechtzeitig in andere Bahnen gelenkt worden, um die dramatische

    Eskalation zu verhindern. Allerdings werden die Richter wahrscheinlich

    auch weiterhin Monate dafür brauchen, eine Stellungnahme abzugeben.

    Angesichts der verzweifelten Situation in Gaza überschattet die

    Arbeitsweise des Gerichts seine Glaubwürdigkeit.



    https://tkp.at/2024/02/23/china-palaestinenser-haben-recht-auf-bewaffneten-widerstand/

    23.2.2024

    *China: Palästinenser haben Recht auf bewaffneten Widerstand

    *Von Thomas Oysmüller


    *Eine entschiedene Haltung nahm China vor dem Internationalen

    Gerichtshof in Den Haag ein: Die „bewaffnete Gewalt“ Palästinas gegen

    Israel sei „wohlbegründetes Recht“. *


    Chinas Position in der Israel-Frage ist schon länger ziemlich

    unverändert: Man fordert eine Zwei-Staaten-Lösung und damit soll der

    jahrzehntelange Konflikt zur Ruhe kommen. Das ist die Vorstellung

    Chinas. Am Donnerstag sorgte der chinesische UN-Botschafter aber für

    Aufsehen. Mit Verweis auf das „unveräußerliche Recht, das im Völkerrecht

    verankert ist“, erklärte er Waffengewalt der Palästinenser gegen

    israelische Besatzung als rechtlich gedeckt. Der bewaffnete Kampf sei

    demnach ein „legitimes“ und „wohlbegründetes“ Recht der Palästinenser.


    *Bewaffneter Widerstand legitim

    *China würde das Recht „des palästinensischen Volkes mit Waffengewalt

    gegen die israelische Besetzung seines Landes vorzugehen“ unterstützen.

    Das erklärte Zhang Jun während des vierten Tages der öffentlichen

    Anhörungen des Internationalen Gerichtshofs (IGH) in Den Haag, und

    berichtet /Middle East Eye

    </" rel="noopener">https://www.middleeasteye.net/news/palestinians-have-right-use-armed-force-against-israel-says-china-icj>/.


    Am IGH beschäftigen sich aktuell Vertreter von 52 Ländern mit der

    israelischen Besetzung von Gebieten, die außerhalb der eigentlichen

    israelischen Grenzen liegen. Der Gesandte Pekings erklärte dort, es gebe

    „verschiedene Völker, die sich von der Kolonialherrschaft befreit

    haben“, und diese könnten „alle verfügbaren Mittel einsetzen,

    einschließlich des bewaffneten Kampfes“.


    In der Konsequenz dieser Argumentation bezeichnete er den bewaffneten

    Widerstand der Palästinenser als legitim und nicht als einen

    terroristischen Akt. /„Der Kampf der Völker für ihre Befreiung und ihr

    Selbstbestimmungsrecht, einschließlich des bewaffneten Kampfes gegen

    Kolonialismus, Besatzung, Aggression und Herrschaft ausländischer

    Mächte, sollte nicht als Terrorakt betrachtet werden“,/ sagte Zhang Jun

    vor Gericht.


    Israel sieht das bekanntlich anders, und kämpft aktuell aus eigener

    Sicht einen „Krieg gegen den Terrorismus“. Auffallend ist, dass sich

    Israel mit Kritik an der chinesischen Aussage zurückhält. China ist

    wirtschaftlich stark in Israel vertreten. Unüblich für Israel, das

    ansonsten sehr schnell Kritik recht emotional zurückweist. Die

    Gerichtsverhandlung ignoriert Israel und nimmt nicht daran teil.


    Die chinesische Kritik war jedenfalls sehr deutlich. Laut Jun habe die

    israelische Politik /„die Ausübung und vollständige Verwirklichung des

    Rechts des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung ernsthaft

    unterminiert und behindert.“/


    Die Anhörung vor dem IGH läuft noch bis 26. Februar und geht auf einer

    Resolution der UN-Generalversammlung zurück, in der der IGH um ein

    Gutachten ersucht wurde. Die Zahl der Staaten, die an der mündlichen

    Verhandlung teilnehmen, ist die höchste seit der Gründung des IGH im

    Jahr 1945 und unterscheidet sich von der öffentlichkeitswirksamen

    Völkermordklage Südafrikas.


    Es wird erwartet, dass ein Gremium von 15 Richtern etwa sechs Monate für

    seine Beratungen benötigt, bevor es eine beratende Stellungnahme abgeben

    kann.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.02.2024

    Das sind die Gründe, warum polnisch-ukrainische Beziehungen zusehends hässlicher werden

    meinungsfreiheit.rtde.life, 25 Feb. 2024 20:25 Uhr, Von Maxim Jussin

    Die Kluft zwischen den Polen und den Ukrainern ist auf emotionaler Ebene spürbar geworden. Erstere werfen ihren Nachbarn Undankbarkeit vor, Letztere schlagen mit Vorwürfen von Egoismus und Gier zurück. Gleichzeitig geraten die Staats- und Regierungschefs der EU zunehmend ins Kreuzfeuer.


    Quelle: www.globallookpress.com


    Bauernproteste in Polen; auf dem Plakat eines Traktors mit Misthaufen steht: "Politiker, das ist euer Platz"; Poznan, 09.02.2024


    Die Europäische Kommission hat die polnischen Sicherheitskräfte aufgefordert, den Transit ukrainischer Waren über die EU-Grenze zu gewährleisten. Die Behörden seien für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung verantwortlich, daher müsse Warschau die Rechte der Reisenden und den freien Warenverkehr schützen, weil diese für die Lieferketten des EU-Binnenmarkts von entscheidender Bedeutung seien, ließ Brüssel verlautbaren.


    Das Massaker von Wolhynien – 80 Jahre danach



    Das Massaker von Wolhynien – 80 Jahre danach







    Unterdessen gesellen sich zu den Bauern und Lastwagenfahrern, die seit November ukrainische Lastwagen blockieren, nun auch Jäger dazu, die sich gegen die Umweltpolitik der neuen polnischen Regierung stellen. Die Bauern selbst planen, ihre Proteste auszuweiten und Kontrollpunkte entlang der Grenze zur Ukraine zu errichten sowie Verkehrsknotenpunkte und Zufahrtsstraßen zu Bahnterminals und Seehäfen zu blockieren.


    Die Krise in den ukrainisch-polnischen Beziehungen mag auf den ersten Blick völlig unlogisch und paradox erscheinen. Schließlich war es Warschau, das sich nach dem 24. Februar 2022 als Kiews zuverlässigster und entschlossenster Verbündeter in Europa positionierte und die härtesten Maßnahmen gegen Moskau forderte. Selbst dann noch, als Paris und Berlin zögerten, Präsident Emmanuel Macron vorschlug, den Dialog mit seinem russischen Amtskollegen fortzusetzen und Kanzler Olaf Scholz zunächst hoffte, sich auf die Lieferung von 5.000 Helmen an die ukrainische Armee beschränken zu können.


    Heute, zwei Jahre später, sind die Rollen vertauscht. Frankreich und Deutschland gelten heute als bedingungslose Unterstützer der ukrainischen Behörden und vermeiden öffentliche Kritik an Kiew – selbst dann, wenn sie angebracht wäre. Auf der anderen Seite haben die Polen eine Kehrtwende vollzogen; sie haben aufgehört, sich zurückzuhalten und lassen stattdessen ihrem Unmut freien Lauf. Sie scheuen sich nicht davor, beleidigt zu sein und äußern freimütig ihre Klagen über Kiew.


    In diesem Zusammenhang war die Erklärung des stellvertretenden Sprechers des polnischen Parlaments, Piotr Zgorzelski, bemerkenswert, der den Bürgermeister von Lemberg, Andrei Sadowyi, beschuldigte, "die Stepan-Bandera-Sprache des Nazi-Kollaborateurs der 1940er-Jahre zu verwenden", und seine Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass eine solche Rhetorik in der heutigen Ukraine keinen Platz mehr haben sollte.


    Wo ist sie, die "polnisch-ukrainische Freundschaft"? Angst und Schrecken an der Grenze




    Analyse

    Wo ist sie, die "polnisch-ukrainische Freundschaft"? Angst und Schrecken an der Grenze





    Solche Worte wurden im westlichen Lager seit zwei Jahren nicht mehr geäußert – es sei denn, man berücksichtigt die Ministerpräsidenten Ungarns und der Slowakei mit ihrer Sonderhaltung. Die Verehrung in der Ukraine von Stepan Bandera, Roman Schuchewitsch und anderen umstrittenen Persönlichkeiten wird weitgehend ignoriert. Vor dem Hintergrund des Konflikts der Ukraine mit Russland wurde dies als eine unbequeme Nuance betrachtet, die besser nicht angesprochen werden sollte, um das bequeme Schwarz-Weiß-Bild nicht zu stören.


    Ein weiterer ukrainischer Staatsbeamter, der stellvertretende Wirtschafts- und Handelsminister Taras Katschka, geriet ebenfalls ins Fadenkreuz des stellvertretenden Sprechers des polnischen Parlaments. Zgorzelski forderte ihn auf, seine Rhetorik zu mäßigen und polnische Bauern, die an den Grenzübergängen protestieren, nicht zu beleidigen. Es sei darauf hingewiesen, dass Zgorzelski die "Allianz der dritten Kraft" vertritt, die Teil der Regierungskoalition des liberalen Premierministers Donald Tusk ist. Kiew hatte gehofft, dass nach dem Regierungswechsel in Polen, dem Übertritt der nationalkonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" in die Opposition und dem Siegeszug der proeuropäischen Kräfte die Spannungen mit Warschau der Vergangenheit angehören würden. Aber wie wir jetzt sehen, ist nichts dergleichen eingetreten.


    Während die Regierung Tusk ein Lippenbekenntnis gegenüber Kiew abgegeben hat, stellt sie die ukrainischen Behörden an der Grenze in Wirklichkeit vor enorme Probleme – oder vielmehr unternimmt die polnische Regierung nichts, um diese zu lösen und aus der Welt zu schaffen. Unterdessen beklagt Kiew, dass die Blockade der Grenzübergänge bereits zu Problemen bei der Lieferung nicht nur humanitärer, sondern auch militärischer Güter geführt hat. Dies kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Situation an der Front für die ukrainische Armee bereits dramatisch zugespitzt hat.


    Wie Polen still und heimlich die Kontrolle über die Westukraine übernimmt





    Analyse

    Wie Polen still und heimlich die Kontrolle über die Westukraine übernimmt





    In ukrainischen sozialen Netzwerken werden den Polen Hochverrat und Dolchstöße vorgeworfen. Alle Postings auf Telegram-Kanälen, die das Vorgehen der polnischen Landwirte und Lastwagenfahrer zum Thema haben, werden von Hunderten von wütenden – und ehrlich gesagt grob beleidigenden – Kommentaren begleitet, darunter Vorschläge wie: "russische Truppen durch die Ukraine durchzulassen, damit sie mit den Pšeks (Polaken) fertig werden können", was noch zu den milderen Kommentaren gehört. Eine ukrainische Flüchtlingsfrau, die nach Warschau gezogen ist, erzählte mir, dass sie in den vergangenen Monaten zunehmend feindselige Einstellungen erlebt habe. Ihr Auto, das Kiewer Nummernschilder trägt, wurde bereits dreimal beschädigt.

    Die Kluft zwischen den Polen und den Ukrainern ist auf emotionaler Ebene spürbar geworden. Erstere werfen ihren Nachbarn Undankbarkeit vor, Letztere schlagen mit Vorwürfen von Egoismus, Gier und mangelndem Einfühlungsvermögen zurück. Gleichzeitig geraten die Staats- und Regierungschefs der EU zunehmend ins Kreuzfeuer.


    Sie waren es, die voller Emotionen und ohne Abwägen der Vor- und Nachteile die Entscheidung trafen, die Zölle auf ukrainische Waren, vor allem landwirtschaftliche Produkte, abzuschaffen. Sie dachten nicht an die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Diese erwiesen sich als gravierend, sowohl für die Landwirte, die nicht nur in Polen protestieren, als auch für die Lkw-Fahrer, deren Kollegen aus der Ukraine zu viel niedrigeren Löhnen und Transportkosten arbeiten und somit das gesamte Geschäft ruinieren.


    Generell lassen uns die turbulenten Ereignisse an der ukrainisch-polnischen Grenze über die Folgen einer möglichen EU-Mitgliedschaft Kiews nachdenken, den die derzeitigen Spitzenpolitiker in Brüssel zumindest in Worten anstreben. Angesichts der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament im kommenden Juni wird es jedoch interessant sein zu sehen, inwieweit die Wähler in der EU mit diesen Ambitionen einverstanden sind.


    Ersterscheinung in der russischen Zeitung Kommersant.


    Maxim Jussin ist russischer Journalist und politischer Beobachter für die Zeitung "Kommersant".


    Mehr zum Thema - Polen: Bauern wollen "totale Blockade aller Grenzübergänge" zur Ukraine


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    26.02.2024

    Das Friedensbuch

    manova.news, vom 23. Januar 2024, 16:00 Uhr, von Christian Deppe

    Patrik Baabs neuestes Werk „Auf beiden Seiten der Front — Meine Reisen in die Ukraine“ bildet eine Brücke des Verständnisses über die Schützengräben hinweg.Foto: kibri_ho/Shutterstock.com

    Patrik Baab, Journalist und Dozent, hat ein Buch über den Krieg in der Ukraine vorgelegt, dessen Lektüre die Augen weit öffnet. Der Autor hat einen viele Dimensionen umfassenden Erkenntnisstand erarbeitet, hinter den es kein Zurück mehr gibt. Seine Schilderungen können traurig machen ob all des menschlichen Leids, der unermesslichen Zerstörungen und der anhaltenden Aussichtslosigkeit der Lage. Die bedrückenden Erfahrungen und die Strapazen der Reisen durchgestanden zu haben — dies und die Bewältigung des immensen Stoffs verdienen Respekt und Anerkennung.


    Patrik Baab hat den Westen der Ukraine kurz vor, den Osten nach Beginn des Krieges bereist. Die Wucht der persönlichen Begegnungen und die Eindringlichkeit der Beobachtungen des Kriegselends, die Kompaktheit der historischen Darlegungen und die vielfältigen Belege ihrer Beweisführung sind überwältigend; die mehr als 600 Fußnoten sind auf der Homepage des Verlags zu finden. Anhand von Quellen, Zeugenaussagen und Spuren macht Baab die lange Vorgeschichte des Krieges anschaulich und so erst begreifbar, wie es dazu kommen konnte.


    Er lässt die Menschen vor Ort, auf beiden Seiten der Front, Bauern, Städter, Soldaten, Schmuggler, Fahrer zu Wort kommen — nicht die geringste Leistung des Buches. Die Menschen sagen: Wir wollen den Krieg nicht. Der Leser wird hineingezogen in das Panorama einer hemmungslosen Politik, die den Krieg als ihr selbstverständliches Mittel anwendet. Die Narrative der westlichen Kriegspropaganda, die die „bellizistische Umerziehung“ des Westens versuchen, erweisen sich im Angesicht der Schilderungen Baabs als eben das — als bloße Erzählungen, schlicht gesagt: als Lügen.


    Vor dem gegenwärtigen Krieg Russlands war die Ukraine schon Angriffsziel des Westens: Nach 1945 sollte von ihr die Destabilisierung der Sowjetunion ausgehen. 2014 wurde vom Westen ein Putsch inszeniert, um das Land dem Einfluss Russlands zu entziehen. Die Änderung der geopolitischen Ausrichtung musste das Land spalten. Seit 2014 war der russische Osten den Angriffen faschistischer Gruppierungen ausgesetzt, Tausende starben. Baab kann zeigen: Nicht erst der russische Krieg hat die Ukraine verheert. Bereits 2013 wurde die Krim als Operationsbasis der NATO auserkoren. Russlands Einmarsch im Februar 2022 gingen vielfältige Provokationen voraus. Ein Land als Beute des Westens — auf dem Weg zur Zerschlagung Russlands ist die Ukraine nur eine Zwischenstation, so Baab. Ihre Soldaten kämpfen für ein Land, das längst unter den Oligarchen und westlichen Investoren aufgeteilt ist.

    Einmal mehr erweisen sich die westliche Rhetorik und die nationalistische Propaganda bis hin zu ihren faschistischen Ausprägungen als Mantel zur Vertuschung der Interessen des Kapitals.

    Im wirtschaftlichen Sinne, so zitiert Baab den französischen Historiker Emmanuel Todd, hat der dritte Weltkrieg schon begonnen. Was das für die Stabilität von Wirtschaft und Demokratie der EU und Deutschlands als Vasallen der USA bedeutet, skizziert Baab ebenfalls: Es ist eine absehbare, angekündigte Katastrophe. Zu der gehört, so der Autor, dass auch Putin in der Folge des Vordringens des Westens auf einen den US-Neocons komplementären Kurs eingeschwenkt ist. Die Verortung des Ursprungs des Kriegs im wahlweise irren oder bösen Hirn eines einzelnen Politikers erweist sich hingegen als ahistorische und apolitische Fiktion der „Guten“ im Westen.

    Das Kompositionsprinzip des Buches ist das des Films: Im schnellen Wechsel zwischen den Zeitformen und in zum Teil sehr kurzen Schnitten setzt Baab Beobachtungen an Diagnosen, Dialoge an Analysen, historische Exkurse an persönliche Wertungen und einige verhalten emotionale Äußerungen. Kann man die dem Autor verdenken? Die Technik macht dem Leser klar: Das Verständnis der Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland und die Aufklärung der Rolle der beteiligten Akteure bei Entstehung und Fortdauer der Konflikte bis hin zum Krieg sind nicht einfach zu haben. Sie ergeben sich aus einer Vielzahl von Informationen, die sich zu dem ziemlich konsistenten Bild einer erheblichen Verantwortung des Westens für die Eskalation seit Februar 2022 fügen. Westliches Geld und westliche Waffen verhindern seitdem den Frieden.

    Die Sortierung der Akteure nach „gut“ und „böse“, die die hiesigen Medien oktroyieren wollen, ist nach Lektüre des Buchs nicht mehr so einfach möglich. Baab hat die Referenz zum Thema geschaffen, die nicht ignoriert werden kann — sein Buch ist ein Beitrag zu einer künftigen Friedenspolitik. Wie die Reaktionen auf die Reisen des Autors und auf sein Buch — Verunglimpfung, Kündigung der Dozenturen — zeigen, vermittelt es Einsichten, die in den westlichen Medien nicht vorkommen dürfen. Dagegen gilt: Wer dieses Buch und seinen Autor zu diskreditieren versucht, der meint es – ob wissentlich oder nicht –, nicht gut mit der Ukraine, meint es nicht gut mit dem Frieden.

    „Es gibt eine Kriegswissenschaft; jetzt muss eine Friedenswissenschaft begründet werden.“ „Auf beiden Seiten der Front“ folgt dieser Owen D. Young zugeschriebenen Forderung: Das Buch ist ein Beitrag zu dieser neuen Wissenschaft. Deshalb sei der Aufruf, das Buch zu lesen und es zu verbreiten, erlaubt.

    Screenshot_2024_02_26_at_23_00_48_Das_Friedensbuch


    Hier können Sie das Buch bestellen: Buchkomplizen


    Info: https://www.manova.news/artikel/das-friedensbuch


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    26.02.2024

    Zwei Jahre Militäroperation: Kindische Fantasien des Westens treffen auf russische Realitäten

    meinungsfreiheit.rtde.life, 26 Feb. 2024 15:50 Uhr,Von Pepe Escobar

    Der 24. Februar 2022 war der Tag, der die Geopolitik des 21. Jahrhunderts für immer veränderte. Er markiert vor allem den Beginn einer umfassenden militärisch-technischen Konfrontation zwischen dem Westen und Russland.


    Quelle: AFP © Alexander Nemenow


    Ein Werbeplakat in Moskau mit der Aufschrift "Join Your Owns" für den Dienst in der Vertragsarmee am 25. Februar 2024


    Am vergangenen Samstag vor zwei Jahren, am 24. Februar 2022,  verkündete Wladimir Putin den Beginn einer speziellen Militäroperation Russlands in der Ukraine – und er nannte auch deren Ziele. Das Ereignis war die unvermeidliche Folge dessen, was drei Tage zuvor, am 21. Februar 2022 – also genau acht Jahre nach dem Maidan 2014 in Kiew – geschah, als Russland die selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk offiziell anerkannt hatte.


    Während dieser kurzen, aber bedeutungsvollen Zeitspanne von nur drei Tagen erwarteten alle, dass die russischen Streitkräfte militärisch eingreifen würden, um den seit drei Wochen massiv intensivierten Bombenangriffen und dem ukrainischen Beschuss entlang der Frontlinie ein Ende zu setzen. Der Kreml sah sich sogar gezwungen, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen nach Russland zu evakuieren. Russische Geheimdienstinformationen lieferten schlüssige Belege dafür, dass die von der NATO unterstützten ukrainischen Streitkräfte bereit waren, im russischsprachigen Donbass eine ethnische Säuberung durchzuführen.


    Welche Herausforderungen der Durchbruch bei Awdejewka noch lösen könnte





    Analyse

    Welche Herausforderungen der Durchbruch bei Awdejewka noch lösen könnte





    Der 24. Februar 2022 war der Tag, der die Geopolitik des 21. Jahrhunderts auf mehrere komplexe Arten für immer veränderte. Vor allem markierte er den Beginn einer brutalen, umfassenden Konfrontation – "militärisch-technischer Natur", wie die Russen sie nennen – zwischen dem Imperium des Chaos, der Lüge und der Plünderung (sowie dessen ergebenen NATO-Vasallen) und Russland – mit der Ukraine als Schlachtfeld. Es steht außer Frage, dass Putin vor und während dieser drei schicksalhaften Tage damit gerechnet hatte, dass seine Entscheidungen die grenzenlose Wut des kollektiven Westens auslösen würden – inklusive eines Tsunamis an Sanktionen.

    Und das ist auch der Punkt: Es geht um Souveränität. Und eine wirklich souveräne Macht kann nicht hinnehmen, unter permanenter Bedrohung leben zu sollen. Es ist sogar möglich, dass Putin gewollt hat, dass über Russland Sanktionen verhängt werden. Schließlich besitzt Russland von Natur aus solch einen Reichtum, dass ohne eine ernsthafte Herausforderung aus dem Ausland die Versuchung groß ist, von dessen Dividenden zu leben und gleichzeitig das zu importieren, was man leicht auch selbst produzieren könnte.


    Die Gläubigen einer "Einzigartigkeit des Westens" spotteten immer gern darüber, Russland sei nur "eine Tankstelle mit Atomwaffen". Das ist allerdings lächerlich. Öl und Gas machen in Russland etwa 15 Prozent des BIP, 30 Prozent des Staatshaushalts und 45 Prozent der Exporte aus. Öl und Gas stärken die russische Wirtschaft – und stellen keine Belastung dar. Indem Putin die Selbstgefälligkeit Russlands (unter Jelzin) erschütterte, machte er aus der Tankstelle ein Land, das alles produzieren kann, was das Land braucht, einschließlich konkurrenzloser Atom- und Hyperschallwaffen. Versuchen Sie mal, das zu toppen.

    Victoria Nuland: Putin hat US-Plan für Russland vereitelt





    Victoria Nuland: Putin hat US-Plan für Russland vereitelt







    Die Ukraine war nie zuvor weniger eine Nation als heute

    Xavier Moreau ist ein französischer politisch-strategischer Analyst, der seit 24 Jahren in Russland lebt. Er ist ein Absolvent der renommierten Militärakademie Saint-Cyr und besitzt ein Diplom der Eliteuniversität Sorbonne. Er moderiert zudem zwei Sendungen auf RT France, dem französischsprachigen Ableger von Russia Today.


    Sein gerade erschienenes neuestes Buch "Ukraine: Pourquoi La Russie a Gagné" (Ukraine: Weshalb Russland gewonnen hat) ist ein unverzichtbarer Leitfaden für das europäische Publikum in Bezug auf die Realitäten des Krieges – und eben nicht über die kindischen Fantasien, die im NATO-Umfeld von "Experten" mit weniger als null militärischer Erfahrung mit modernen Waffen ständig ausgeheckt werden. Moreau macht sehr deutlich, was jedem unparteiischen, realistischen Analysten von Anfang an bewusst war: die verheerende militärische Überlegenheit Russlands, die das Endspiel bestimmen wird. Das Problem besteht auch weiterhin darin, wie dieses Endziel erreicht werden soll, nämlich die von Moskau geforderte "Entmilitarisierung" und "Entnazifizierung" der Ukraine.


    Es ist bereits klar, dass die "Entmilitarisierung" der Ukraine und auch der NATO ein voller Erfolg ist, an dem auch keine neuen Wunderwaffen – wie die F-16 – etwas ändern werden.


    Moreau versteht vollkommen, dass die Ukraine fast zehn Jahre nach dem Maidan keine Nation mehr ist und "nie zuvor weniger eine Nation war als heute". Die Ukraine ist vielmehr ein Gebiet, in dem Bevölkerungen durcheinander gewirbelt wurden, die untereinander alles trennt. Zudem sei die Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit ein "grotesker" gescheiterter Staat. Moreau widmet etliche äußerst unterhaltsame Seiten der Auseinandersetzung mit der Groteske der Korruption in der Ukraine unter einem Regime, das "seine ideologischen Bezüge durch die gleichzeitige Bewunderung von Stepan Bandera und Lady Gaga erhält". In den von Oligarchen kontrollierten europäischen Mainstream-Medien wird natürlich über nichts dergleichen berichtet.


    Das sind die Gründe, warum polnisch-ukrainische Beziehungen zusehends hässlicher werden




    Meinung

    Das sind die Gründe, warum polnisch-ukrainische Beziehungen zusehends hässlicher werden





    Man achte auf Deng Xiao Putin

    Das Buch von Moreau bietet eine äußerst hilfreiche Analyse jener geistesgestörten polnischen Eliten, die "eine schwere Verantwortung für die strategische Katastrophe tragen, die Washington und Brüssel in der Ukraine erwartet". Diese Polen glaubten tatsächlich, dass Russland von innen zusammenbrechen würde, gefolgt von einer farbigen Revolution gegen Putin. Das klingt wie Zbigniew Brzeziński unter Drogen.


    Moreau zeigt, dass 2022 jenes Jahr war, in dem die NATO-Staaten, insbesondere die Angelsachsen – bereits historisch gesehen rassistische Russophobiker – davon überzeugt waren, dass Russland zusammenbrechen würde, weil es eine "arme Macht" auf der Welt sei. Offensichtlich begriff keine dieser Koryphäen die Art und Weise, wie Putin die russische Wirtschaft gestärkt hatte, etwa so wie es Deng Xiaoping es mit der chinesischen Wirtschaft geschafft hatte. Diese "Selbstvergiftung", wie Moreau es nennt, hat für den Kreml Wunder bewirkt. Inzwischen ist selbst jedem Blinden und Tauben klar, dass die Zerstörung der europäischen Wirtschaft ein gewaltiger taktischer und historischer Sieg für den US-Hegemon war – wie auch der geführte Blitzkrieg gegen die russische Wirtschaft ein katastrophaler Misserfolg war.


    All das bringt uns zu einem Blick auf das Treffen der Außenminister der G20 in der vergangenen Woche in Rio. Das Treffen war nicht gerade ein Durchbruch. Der russische Außenminister Sergei Lawrow machte sehr deutlich, dass der kollektive Westen bei diesem G20-Treffen mit allen Mitteln versucht habe, die Agenda zu "ukrainisieren" – mit weniger als null Erfolg. Sie waren zahlenmäßig unterlegen und wurden von den BRICS-Mitgliedern wie dem Globalen Süden in die Schranken gewiesen.


    In der Ukraine kein gutes Geld schlechtem Geld hinterherwerfen





    Meinung

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    Auf seiner Pressekonferenz äußerte sich Lawrow zu den Aussichten eines Krieges des kollektiven Westens gegen Russland deutlicher. Hier sind die wichtigsten Punkte, die er ansprach:


    • Westliche Länder wollen grundsätzlich keinen ernsthaften Dialog über die Ukraine.
    • Es gab keine ernsthaften Vorschläge seitens der Vereinigten Staaten, Kontakte mit der Russischen Föderation zum Thema strategische Stabilität aufzunehmen. Das Vertrauen kann jetzt nicht wiederhergestellt werden, solange Russland zum Feind erklärt wird.
    • Am Rande des G20-Treffens gab es weder mit [dem US-amerikanischen Außenminister] Blinken noch mit dem britischen Außenminister Kontakte.
    • Die Russische Föderation wird auf neue westliche Sanktionen mit praktischen Maßnahmen reagieren, die sich auf die autarke Entwicklung der russischen Wirtschaft beziehen.
    • Falls Europa versuchen will, die Beziehungen zur Russischen Föderation wiederherzustellen und sie dabei von EU-Launen abhängig zu machen, dann sind solche Kontakte überflüssig.



    Auswärtiges Amt behauptet: Baerbocks Delegation von russischer Drohne überrascht





    Auswärtiges Amt behauptet: Baerbocks Delegation von russischer Drohne überrascht






    Kurz und undiplomatisch ausgedrückt: Sie sind irrelevant, und uns ist es egal.

    Dies ergänzte noch Lawrows Intervention während des Treffens, als er erneut einen klaren, vielversprechenden Weg zur Multipolarität erklärte. Hier sind die wichtigsten Punkte, die er dazu ansprach:


    • Die Gestaltung einer gerechten multipolaren Weltordnung ohne klares Zentrum und Peripherie ist in den vergangenen Jahren deutlich intensiver geworden. Asiatische, afrikanische und lateinamerikanische Länder werden zu wichtigen Teilnehmern der Weltwirtschaft. Nicht selten geben sie den Ton und die Dynamik vor.
    • Viele westliche Volkswirtschaften, insbesondere in Europa, stagnieren vor diesem Hintergrund tatsächlich. Die entsprechenden Statistiken stammen von Institutionen, die vom Westen kontrollierten werden – von dem IWF, der Weltbank und der OECD.
    • Diese Institutionen werden zu Relikten der Vergangenheit. Die westliche Vorherrschaft beeinträchtigt bereits ihre Fähigkeit, den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Mittlerweile ist es heute völlig offensichtlich, dass die aktuellen Probleme der Menschheit nur durch eine konzertierte Anstrengung und unter gebührender Berücksichtigung der Interessen des globalen Südens und allgemein aller globalen wirtschaftlichen Realitäten gelöst werden können.
    • Institutionen wie der IWF, die Weltbank, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBWE und die Europäische Investmentbank EIB priorisieren die militärischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse Kiews. Der Westen stellte der Ukraine über 250 Milliarden US-Dollar zur Verfügung, um seine Untergebenen zu alimentieren, was zu Finanzierungsengpässen in anderen Teilen der Welt führte. Die Ukraine beansprucht den Großteil der verfügbaren Mittel und zwingt Afrika und andere Regionen des globalen Südens zur Rationierung.


    Wie Russland die Ukraine zum Rückzug aus der am stärksten befestigten Stadt im Donbass zwang




    Analyse

    Wie Russland die Ukraine zum Rückzug aus der am stärksten befestigten Stadt im Donbass zwang





    • Länder, die sich durch rechtswidrige Handlungen wie einseitige Sanktionen und die Beschlagnahme von Staatsvermögen und Privateigentum bis hin zu Blockaden, Embargos und Diskriminierung von Wirtschaftsteilnehmern aufgrund ihrer Nationalität diskreditiert haben, um mit ihrem geopolitischen Gegner abzurechnen, können nicht als Garanten der Finanzstabilität angesehen werden.
    • Zweifellos sind neue Institutionen erforderlich, die sich auf Konsens und gegenseitigen Nutzen konzentrieren, um das globale Wirtschaftssystem zu demokratisieren. Heute sehen wir eine positive Dynamik bei der Stärkung verschiedener Allianzen, darunter die Staaten der BRICS, die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit SOZ, der Verband Südostasiatischer Nationen ASEAN, die Afrikanische Union, die Liga der Arabischen Staaten, die Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten CELAC und die Eurasische Wirtschaftsunion EAWU.
    • In diesem Jahr hat Russland den Vorsitz bei der Vereinigung BRICS, der mehrere neue Mitglieder beigetreten sind. Russland wird sein Bestes tun, um das Potenzial dieser Vereinigung von Staaten und ihre Verbindungen zur G20 zu stärken.
    • Angesichts der Tatsache, dass 6 von 15 Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats die westliche Welt vertreten, werden wir die Erweiterung dieses Gremiums ausschließlich durch den Beitritt von Ländern aus Asien, Afrika und Lateinamerika unterstützen.


    Nennen wir das Ganze geopolitisch betrachtet nun kurz den realen Stand der Dinge –  zwei Jahre nach Beginn der speziellen Militäroperation in der Ukraine.


    Übersetzt aus dem Englischen und zuerst erschienen bei Strategic Culture


    Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Man kann ihm auf Telegram und auf X folgen.


    Mehr zum ThemaWas lehrt der Kiewer Maidan? – Ein Putsch bringt nie die erhofften Verbesserungen


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    Info: https://meinungsfreiheit.rtde.life/international/197407-zwei-jahre-nach-beginn-russischen-milit%C3%A4roperation-ist-der-westen-voellig-gelaehmt


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    26.02.2024

    Selenskij: Putin bestand 2019 auf Waffenstillstand im Donbass

    meinungsfreiheit.rtde.life, 26 Feb. 2024 13:12 Uhr

    Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij erklärte in einem Interview, dass sein russischer Amtskollege Wladimir Putin bei Gesprächen im Jahr 2019 auf einen Waffenstillstand im Donbass gedrängt haben soll. Er, Selenskij, habe sich dagegen ausgesprochen.


    Selenskij: Putin bestand 2019 auf Waffenstillstand im DonbassQuelle: AFP © Sergei Supinsky


    Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij während einer Pressekonferenz im Rahmen des Forums "Ukraine Year 2024" in Kiew am 25. Februar 2024


    Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat eingeräumt, dass sein russischer Amtskollege Wladimir Putin ihn im Jahr 2019 explizit gedrängt habe, die Feindseligkeiten der Kiewer Führung im Donbass einzustellen. Selenskij fügte hinzu, er habe damals große Bedenken gehabt, dass Diplomatie den Konflikt einfrieren, aber nicht lösen würde.

    Auf einer Pressekonferenz am Sonntag berichtete Selenskij über sein persönliches Treffen mit Putin in Paris im Dezember 2019, das einige Monate nach seiner Wahl stattfand.


    Selenskij fordert Visa-Stopp für Putin-Anhänger in Italien






    Selenskij fordert Visa-Stopp für Putin-Anhänger in Italien






    Laut Selenskij hatte er ein langes Gespräch mit Putin, der "ständig das Thema Waffenstillstand ansprach". Der ukrainische Präsident sagte, er habe dem russischen Präsidenten geantwortet, dass dies auf lange Sicht nicht funktionieren würde, was sich ja schließlich als richtig erwiesen habe.


    Selenskij meinte, sich daran zu erinnern, dass er während des Gesprächs mit Putin seine Zweifel an den Minsker Vereinbarungen geäußert habe – mit denen ja ebenfalls die Feindseligkeiten im Donbass beendet werden sollten –, "weil ... der Rückzug der Truppen entlang der Kontaktlinie nicht funktioniert" hätte.


    Er behauptete, Putin Daten gezeigt zu haben, die belegten, dass die Fortschritte zu gering und zu langsam seien: "Ich habe ihm gezeigt, dass wir 20 Jahre brauchen würden, um unsere Truppen zurückzuziehen.


    Selenskij sagte weiter, dies hätte bedeutet, dass der Donbass-Konflikt für viele Jahre eingefroren geblieben wäre, und fügte hinzu, dass er und Putin lange Zeit über dieses Thema "gefeilscht" hätten.


    Die mit von Deutschland und Frankreich vermittelten Minsker Abkommen von 2014 und 2015 zielten darauf ab, die Feindseligkeiten im Donbass zu beenden und den Regionen Donezk und Lugansk einen Sonderstatus innerhalb des ukrainischen Staates zuzusichern.


    Welche Herausforderungen der Durchbruch bei Awdejewka noch lösen könnte





    Analyse

    Welche Herausforderungen der Durchbruch bei Awdejewka noch lösen könnte





    Das Treffen zwischen Selenskij und Putin im Jahr 2019 fand im sogenannten Normandie-Format statt, an dem folglich auch die deutsche und die französische Führung teilnahmen. Bei den Verhandlungen wurden einige Fortschritte erzielt, indem sich beide Seiten auf den Abzug der Truppen im Donbass und den Austausch von Gefangenen einigten.


    Russland warf der Ukraine jedoch stets vor, die Minsker Vereinbarungen von 2014/2015 nicht umgesetzt zu haben, und nannte dies einen der Hauptgründe für den Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine.


    Der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte früher bereits zugegeben, dass das Hauptziel Kiews darin bestand, mit dem festgefahrenen Situation an der Kontaktlinie im Donbass Zeit zu gewinnen, um in der Ukraine "mächtige Streitkräfte zu schaffen", ein Eingeständnis, das später nachträglich auch von der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem ehemaligen französischen Präsidenten Francois Hollande öffentlich gemacht wurde.


    Im Herbst 2022, einige Monate nach Beginn des Ukraine-Konflikts, stimmten die beiden Donbass-Regionen sowie zwei weitere ehemalige ostukrainische Gebiete in Volksabstimmungen mit überwältigender Mehrheit für den Anschluss an die Russische Föderation.


    Mehr zum ThemaVictoria Nuland: Putin hat US-Plan für Russland vereitelt


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

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    26.02.2024

    Babylonische Gefangenschaft: Doch Europas Industrie wendet sich langsam von den USA ab

    meinungsfreiheit.rtde.life, 25 Feb. 2024 21:18 Uhr,Von Dagmar Henn

    Irgendetwas ist in Bewegung, nicht nur in der deutschen Industrie, auch in jener der Nachbarländer. Das zeigt nicht nur dieses Treffen bei BASF in Antwerpen. Oder eben deren Erklärung, man werde nach China abwandern und nicht in die USA.


    Quelle: www.globallookpress.com © stadtratte via www.imago-images.


    Symbolbild


    Bald zwei Jahre lang hat man sich wundern müssen, in welchem Loch eigentlich die deutsche Industrie verschwunden ist. Nicht nur, dass keine Reaktion auf die Sanktionsbeschlüsse erfolgte, deren verheerende Folgen für mehrere Branchen man an fünf Fingern abzählen konnte, lange ehe sie eintraten. Oder auf die Sprengung von Nord Stream. Oder auf die ganze Serie von aberwitzigen ökonomischen Entscheidungen der Ampelregierung. Es kam einem fast so vor, als habe man den sonst eigentlich so redseligen Vorstandsvorsitzenden deutscher Konzerne die Zunge herausgeschnitten.


    Die Krise der Gewerbeimmobilien geht in die zweite Runde





    Die Krise der Gewerbeimmobilien geht in die zweite Runde







    Und plötzlich ist alles anders. Erst die Neujahrsrede des BDI-Präsidenten, und jetzt diese Antwerpener Erklärung aus der energieintensiven Industrie. Im Jahr 2022 haben die Glashütten noch ganz stumm die Türen geschlossen. Klar, in beiden Fällen wird der ganzen übrigen Nummer, vor allem der Klimaerzählung, nach wie vor Reverenz erwiesen. Aber trotzdem zeigt in beiden Fällen allein die Tatsache, dass bestimmte Dinge ausgesprochen werden, dass da eine ernstzunehmende Unzufriedenheit vorherrscht. Ähnliches zeigte auch der Aufsatz im Monatsbericht der Bundesbank, der sich mit den Wirtschaftsverbindungen nach China befasste, beziehungsweise vor allem damit, deutlich zu erklären, dass die Vorhaben, die wirtschaftlichen Beziehungen nach China auch nur einzuschränken, eine ziemlich dumme Idee sind.


    Es ist allerdings ein wenig kompliziert, einen Grund zu finden, warum das erst jetzt geschieht, und warum in dieser Form. Entscheidend dürfte letztlich sein, dass zuletzt alle westlichen Pläne schiefgegangen sind. Schlimmer noch, oft das Gegenteil dessen bewirkt haben, was sie bewirken sollten. Und sich jetzt die unterschiedlichen Arten des Scheiterns gegenseitig verstärken. Was, das zumindest der Eindruck von diesen Veröffentlichungen, einige jetzt versuchen lässt, die Reißleine zu ziehen.


    Man kann sich vorstellen, dass das vor einigen Jahren ganz hübsch aussah. Dafür muss man zuallererst wissen, wie sich die Wirtschaft in den westlichen Kernländern in den letzten Jahrzehnten verändert hat, wenn auch in unterschiedlichem Maß. In allen "klassischen" Industrieländern fand eine Verlagerung statt, weg vom Export von Waren, hin zum Export aller möglicher Arten von "geistigem Eigentum". Das war die Lösung, die nach der Krise der 1970er gefunden wurde, und zu deren Durchsetzung der Neoliberalismus diente: sich vor allem auf die Abschöpfung von Gewinnen zu konzentrieren, die aus Produktion und Konsum an einem völlig anderen Ort stammen.


    Diese Art der Abschöpfung ist aber unmittelbar auf eine militärische Überlegenheit angewiesen, denn während die Gewinne, die aus der Produktion und dem Verkauf von Waren stammen, über einen weitgehend verhüllten Mechanismus entstehen, ist das Geld, das für Patente, Designs und Marken erhoben wird, eher eine Art Pacht, eine Abgabe an einen Grundherrn, nur dass in diesem Fall der Grund selbst ein virtueller ist. Weshalb das gleiche Problem entsteht, das schon die Lehnsherrn des Mittelalters hatten, und das ein wichtiger Anlass zum Bau von Burgen war: Warum sollten die Leibeigenen ihre Arbeitskraft oder deren Produkte an jemanden abtreten, der erklärt, ihm gehöre das Land, auf dem sie arbeiteten? Burgen und bewaffnete Trupps waren auf ganz unmittelbare und handfeste Weise das überzeugende Argument. Eine Geschichte, die jeder so ungefähr aus Robin Hood kennen dürfte.


    BDI-Präsident: Wirtschaftlicher Stillstand und berechtigte Wut






    BDI-Präsident: Wirtschaftlicher Stillstand und berechtigte Wut






    Unser überdimensionaler Sheriff von Nottingham heißt in diesem Fall USA, und all seine adligen Kumpane verlassen sich auf seine Dienste, um beim Landvolk das einzutreiben, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht. Wobei das Landvolk hier vor allem all jene Länder sind, die man mittlerweile den globalen Süden nennt.


    Natürlich ist das ganze System komplexer, und nutzt auch Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds zu seiner Stabilisierung; der Vergleich mit dem Sheriff von Nottingham dient hier nur dazu, nachvollziehbar zu machen, dass militärische Vormacht eine der Voraussetzungen für sein Funktionieren ist. Recht eindringlich zeigte das in den vergangenen Jahrzehnten auch die französische Armee, die immer dann in den vermeintlich ehemaligen französischen Kolonien auftauchte, wenn diese womöglich eine souveräne Politik versuchten.


    Das ist der zweite Ankerpunkt, der in dieser ganzen Struktur zentral ist: niedrige Rohstoffpreise. Nach der Welle der Unabhängigkeit zwischen 1945 und 1960 stiegen diese deutlich an, was mit zu der massiven Krise der Siebziger beitrug. Danach entstand dann das koloniale System in seiner heutigen Form, und wurde in den Achtzigern ein erstes Mal stabilisiert. Dabei war es vor allem die externe Verschuldung, die diese Länder in der Abhängigkeit hielt. Aber nach über vierzig Jahren brauchte diese Struktur eine Auffrischung. Das ist der Punkt, an dem die Klimaideologie ins Spiel kommt.


    Es war die Absicht, über eine politische Durchsetzung der Klimavorgaben die Kreditmöglichkeiten der Länder des globalen Südens so zu begrenzen, dass keine Gefahr einer wirklichen Unabhängigkeit mehr bestand, weil eine Autonomie etwa bei der Energieversorgung dauerhaft ausgeschlossen werden konnte. Was funktioniert hätte, wenn – ja wenn nicht mit China mittlerweile ein alternativer Kreditgeber zur Verfügung stände, der eben diese Auflagen nicht macht. Und der obendrein geradezu verbotene Projekte anbietet, wie Infrastruktur kreuz und quer durch Afrika, statt immer nur zum nächsten Exporthafen.


    Bundesbank: Pläne, sich von China abzukoppeln, sind gefährlich – auch für die Banken





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    Im vergangenen Jahr gab es diese Welle, in der sich in Westafrika gleich mehrere französische Kolonien dem besonderen französischen Kolonialsystem entzogen. All der Eifer, mit dem man in Europa für die Klimaerzählung geworben, ja, die gesamte Gesellschaft geradezu darauf verpflichtet hatte, scheint vergebens gewesen zu sein, weil die Länder außerhalb des Westens sehr wohl wissen, wie sie Souveränität erlangen und verteidigen können.


    Mit der abermaligen Stabilisierung des Kolonialsystems ist es also Essig. Das heißt natürlich auch, dass die auf diesem Wege erhofften Geldströme ausbleiben. Was das bedeutet, wird man demnächst an Frankreich genau beobachten können. Aber das bleibt nicht das einzige Problem.

    Das nächste sind nämlich die gescheiterten Pläne Russland betreffend. Man sollte nicht allzu viel Humanität an den Spitzen von Konzernen erwarten, aber es zeigt sich gerade womöglich, dass das Schweigen bezogen auf die Folgen der Sanktionen nur deshalb herrschte, weil auch in diesen Kreisen eine Niederlage Russlands mit in der Folge entsprechend reicher Beute erwartet wurde.


    Was ein wenig überrascht, weil man doch davon ausgehen müsste, dass der ökonomische Sachverstand in den Unternehmen etwas höher ist als in dieser Bundesregierung, und auch die wirtschaftlichen Gründe für das Scheitern dieses Beutezuges wenn nicht davor, so doch ziemlich bald nach Beginn erkennbar waren; aber vielleicht wurden sogar die Führungsetagen der Konzerne davon überrascht, als wie ahnungslos und dumm sich viele der Thinktanks und strategischen Planer erweisen sollten (vom NATO-Militär mal ganz zu schweigen). Und dass aus der vermutlich als vorübergehend angepriesenen Rückwirkung der Sanktionen gegen Russland eine dauerhafte Mangellage wurde, die einen Deindustrialisierungsschub auslöste.


    Putin: Deutschland könnte schon morgen Gas über Nord Stream 2 erhalten



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    Weder das eine noch das andere Scheitern ist noch zu übersehen; dazu kommt allerdings, dass die Vereinigten Staaten unverkennbar die Gelegenheit genutzt haben, sich europäische Konkurrenz vom Halse zu schaffen. Was zumindest für die Herren der Industrie immer noch kein Problem wäre, wenn das mit dem kolonialen System geklappt hätte (die Bedürfnisse der europäischen Bevölkerungen spielen hierbei keine Rolle); aber da ist nicht nur der Plan mit der Rekolonisierung gescheitert; die ganze Geschichte rund um den israelischen Genozid in Gaza hat auch hier die Prozesse weiter beschleunigt. Denn während man sich davor – selbst nach dem Scheitern des Russlandraubzugs – zumindest noch die Chance einbilden konnte, sich irgendwie mit einer Art "Kolonialismus light" wenigstens eine Zeit lang durchzumogeln, werden die politischen Auseinandersetzungen durch diese kleinen Massaker in Westasien so scharf, dass ein kompletter Abbruch von Beziehungen denkbar scheint. Nicht einfach nur zwischen dem einen oder anderen Land und Israel; zwischen dem globalen Süden und dem kollektiven Westen.


    Ein Risiko, das eine, auf welchem Wege auch immer, vollständig in der amerikanischen Tasche steckende Bundesregierung auch noch ohne Not weiter verschärft, durch die Unterstützung der israelischen Seite beim IGH und die Entsendung einer Fregatte ins Rote Meer. Man vergisst es gern, aber diplomatische und Handelsbeziehungen sind nicht voneinander zu trennen; wenn die ersten brechen, folgen in der Regel die zweiten. Durch die Welt hampeln und unerwünschte Ratschläge erteilen kann man sich leisten, wenn man groß und stark ist. Ist man es aber nicht oder nicht mehr, sind diplomatische Fähigkeiten gefragt, die das derzeitige Angebot weit übersteigen.

    Als Sahnehäubchen obendrauf kommt dann noch die drohende nächste Folge der Finanzmarktkrise, die unter anderem in den Gewerbeimmobilien lauert, was inzwischen ebenfalls bei der deutschen Wirtschaftspresse angekommen ist (lang genug hat es gedauert). Und das ist gewissermaßen das letzte Rädchen. Denn im Falle einer großen Entwertung fiktiven Kapitals verkehrt sich die in den letzten Jahrzehnten gewohnte Rangordnung der unterschiedlichen Sektoren völlig – die ganzen gigantischen IT-Unternehmen könnten sich weitgehend in Rauch auflösen, während ganz materielle Produktionsanlagen vergleichsweise wenig an Wert verlieren. Und wenn sich das Spielfeld, das man überhaupt noch bespielen kann, womöglich auf den kollektiven Westen einengt, dann wird die Bemühung der Vereinigten Staaten, Industrie in ihr deindustrialisiertes Land zurückzuzwingen, plötzlich zur existentiellen Bedrohung, weil damit auch der europäische Binnenmarkt verloren geht.


    Industrieverband: "Deutschland hat seine Konkurrenzfähigkeit verloren"





    Industrieverband: "Deutschland hat seine Konkurrenzfähigkeit verloren"






    Dumm gelaufen, könnte man sagen. Der Druck ist jedenfalls hoch genug, dass jetzt, zeitgleich mit der Antwerpener Erklärung, Berechnungen in den Medien aufschlagen, wieviel "der Krieg in der Ukraine" die Deutschen gekostet habe bisher.


    Zwei verschiedene Wirtschaftsinstitute kommen dabei auf bisher 200 bis 240 Milliarden Euro für die Jahre 2022 und 2023. Und das sind jetzt nicht die Kosten, die für ukrainische Flüchtlinge aufgewandt wurden, oder die Gelder, die direkt oder über die EU nach Kiew geschickt wurden, sondern die Verluste, die vor allem durch die höheren Energiekosten entstanden. Man könnte auch sagen, die Folgen der Sanktionspolitik.


    Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass schon der Bürgerkrieg in der Ukraine seit 2014 die Folge politischer Entscheidungen auch in Deutschland war. Folge der Anerkennung der Putschregierung im Februar 2014, des Schweigens über das Massaker von Odessa, des Betrugs bei den Minsker Abkommen, und zuletzt der Weigerung, über eine Erhaltung einer ukrainischen Neutralität auch nur nachzudenken. Hinter all dem stand aber noch die Hoffnung auf die russische Beute. Was die Haltung der deutschen Industrie dazu zwar weder nett noch moralisch, aber zumindest rechnerisch nachvollziehbar macht.


    Nun, das ist vorbei. Spätestens jetzt, mit der Einnahme von Awdejewka, braucht es nicht mehr viel Verstand, um die verlorene Sache als verloren zu erkennen. Gleichzeitig war aber am Beispiel von VW zu sehen, dass der Druck aus den USA auf die deutschen Firmen, sich nicht nach China, sondern in die USA zu verlagern, nur noch weiter steigen wird.

     

    Soziologe: "Ampelkoalition macht Wirtschaftspolitik, die zielgerichtet in die Sackgasse führt"


    Soziologe: "Ampelkoalition macht Wirtschaftspolitik, die zielgerichtet in die Sackgasse führt"






    Von all den drängenden Problemen gibt es nur genau eines, auf das noch eingewirkt werden kann. Militärisch ist nichts mehr zu holen. Das Kolonialsystem zerfällt mit zunehmender Geschwindigkeit, und der Aufstieg der BRICS ist kaum mehr aufzuhalten. Aber die Spielchen der Vereinigten Staaten, die müssen nicht hingenommen werden. Schon gar nicht, wenn alles, was man sich zum Ausgleich erhofft hat, ins Reich der Träume entschwunden ist.


    Ein klein wenig wie in dem alten deutschen Märchen vom Fischer und seiner Frau; nachdem die Wünsche immer gewaltiger wurden und der letzte Auftrag der Frau an den zaubermächtigen Fisch lautete: "Ich will werden wie Gott!", fanden sich beide in ihrer schäbigen Hütte wieder. Die Rolle der Frau liegt in diesem Fall bei den USA, und die Deutschen sind der Mann, der versucht, vor dem absehbaren Ende unter Mitnahme einiger Reichtümer aus dem Märchen auszusteigen und der schäbigen Hütte zu entrinnen.


    Dass diese Entwicklung so sichtbar gemacht wird, und derartige Erklärungen nicht mit einem orchestrierten Vorlauf in den Medien, sondern gewissermaßen abrupt und politisch nicht widergespiegelt aufschlagen, ist ein Zeichen, dass nicht nur die deutsche Industrie, sondern das gesamte Land derzeit in einer Sackgasse gefangen ist. Denn selbst, wenn diese Erklärungen ein Umlenken jener andeuten, die in der Regel in diesem Land das Sagen haben, gibt es keine politische Konstellation, die den darin verborgenen Wunsch eines Bruchs mit der US-Strategie politisch umsetzen könnten. Und all dies ereignet sich vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen Absturzes, der gerade erst am Anfang steht, weil sowohl die Politik der Ampel als auch der Verlust der französischen Kolonien auf den Gesamtkomplex EU noch gewaltige Auswirkungen haben werden.


    Ein Schuft, der Böses dabei denkt – USA blockieren Autos von VW und Porsche





    Meinung

    Ein Schuft, der Böses dabei denkt – USA blockieren Autos von VW und Porsche





    Selbst wenn die Mittel für das gescheiterte ukrainische Projekt sofort gestoppt würden – mit Deutschland und Frankreich in ernsten und vorerst unlösbaren Problemen fehlt der EU schlicht die Finanzgrundlage. Was auch die entscheidende Information ist, um die Antwerpener Erklärung zu bewerten, denn das dürfte den betreffenden Herren mehr als bewusst sein; weshalb man getrost all die Forderungen die EU betreffend als Dekoration betrachten kann, die um die entscheidende strategische Aussage gewunden wurde. Aber niemand, auch nicht die Antwerpener Runde, hat bisher eine Antwort, wie Deutschland oder gegebenenfalls Europa aus dieser babylonischen Gefangenschaft entrinnen könnte.


    Mehr zum Thema - Die deutsche Wirtschaft liegt im Sterben – Warum das so ist und was als Nächstes passieren wird


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    26.02.2024

    Kriegsbeteiligung In welchem Umfang die CIA in den Krieg gegen Russland verwickelt ist

    anti-spiegel.ru, 25. Februar 2024 18:50 Uhr, von Anti-Spiegel

    Die New York Times hat einen sehr detaillierten Artikel über den Umfang der Zusammenarbeit der CIA mit der Ukraine veröffentlicht. Der Bericht zeigt ein weiteres Mal, dass die USA längst Kriegspartei im Krieg gegen Russland sind.

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    Der Artikel in der New York Times, der den Umfang der Zusammenarbeit der CIA mit der Ukraine aufdeckt, dürfte der innenpolitischen Debatte in den USA über weitere Waffenhilfen für Kiew geschuldet sein. Aber er ist ausgesprochen lesenswert, weshalb ich ihn komplett übersetzt habe.


    Beginn der Übersetzung:

    Der Spionagekrieg: Wie die CIA der Ukraine heimlich im Kampf gegen Putin hilft

    Seit mehr als einem Jahrzehnt pflegen die USA eine geheime Geheimdienstpartnerschaft mit der Ukraine, die nun für beide Länder im Kampf gegen Russland von entscheidender Bedeutung ist.

    Eingebettet in einen dichten Wald wirkt die ukrainische Militärbasis verlassen und zerstört, ihre Kommandozentrale ist eine ausgebrannte Hülle, ein Opfer eines russischen Raketenbeschusses zu Beginn des Krieges.

    Aber das ist oberirdisch.

    Nicht weit entfernt führt ein diskreter Durchgang zu einem unterirdischen Bunker, in dem Teams ukrainischer Soldaten russische Spionagesatelliten verfolgen und Gespräche zwischen russischen Kommandanten belauschen. Auf einem Bildschirm zeigte eine rote Linie die Route einer explosiven Drohne, die von einem Punkt in der Zentralukraine durch die russische Luftverteidigung zu einem Ziel in der russischen Stadt Rostow flog.

    Der unterirdische Bunker, der in den Monaten nach der russischen Invasion als Ersatz für die zerstörte Kommandozentrale errichtet wurde, ist ein geheimes Nervenzentrum des ukrainischen Militärs.

    Es gibt noch ein weiteres Geheimnis: Die Basis wird fast vollständig von der CIA finanziert und teilweise ausgestattet.

    „110 Prozent“, sagte General Sergej Dvoretsky, ein hochrangiger Geheimdienstkommandeur, in einem Interview auf dem Stützpunkt.

    Die Geheimdienstpartnerschaft zwischen Washington und Kiew geht nun in das dritte Jahr eines Krieges, der Hunderttausende Menschenleben gefordert hat, und ist ein Dreh- und Angelpunkt für die Fähigkeit der Ukraine, sich zu verteidigen. Die CIA und andere amerikanische Geheimdienste liefern Informationen für gezielte Raketenangriffe, verfolgen russische Truppenbewegungen und helfen bei der Unterstützung von Spionagenetzwerken.

    Aber die Partnerschaft ist keine Schöpfung aus Kriegszeiten, und die Ukraine ist auch nicht der einzige Nutznießer.

    Es hat vor einem Jahrzehnt Wurzeln geschlagen, als es unter drei sehr unterschiedlichen US-Präsidenten schubweise zusammenkam und von Schlüsselpersonen vorangetrieben wurde, die oft mutige Risiken eingingen. Es hat die Ukraine, deren Geheimdienste lange Zeit als von Russland völlig kompromittiert galten, heute zu einem der wichtigsten Geheimdienstpartner Washingtons gegen den Kreml gemacht.

    Der Abhörposten im ukrainischen Wald ist Teil eines von der CIA unterstützten Netzwerks von Spionagestützpunkten, das in den letzten acht Jahren aufgebaut wurde und zwölf geheime Orte entlang der russischen Grenze umfasst. Vor dem Krieg bewiesen die Ukrainer ihr Können gegenüber den Amerikanern, indem sie Aufnahmen abfingen, die dazu beitrugen, Russlands Beteiligung am Abschuss eines Verkehrsflugzeugs, Flug 17 der Malaysia Airlines, im Jahr 2014 zu beweisen. Die Ukrainer halfen den Amerikanern auch bei der Verfolgung der russischen Agenten, die sich in die US-Präsidentschaftswahl 2016 eingemischt hatten.

    Um 2016 hat die CIA begann mit der Ausbildung einer ukrainischen Elitekommandotruppe – bekannt als Einheit 2245 –, die russische Drohnen und Kommunikationsausrüstung erbeutete, sodass CIA-Techniker sie rückentwickeln und Moskaus Verschlüsselungssysteme knacken konnten. (Ein Offizier der Einheit war Kirill Budanow, heute General, der den militärischen Geheimdienst der Ukraine leitet.)

    Und die CIA half auch dabei, eine neue Generation ukrainischer Spione auszubilden, die in Russland, in ganz Europa sowie in Kuba und anderen Orten operierten, wo die Russen stark präsent sind.

    Die Beziehung ist so tief verwurzelt, dass CIA-Beamte an dem abgelegenen Ort in der Westukraine blieben, als die Biden-Regierung in den Wochen vor der russischen Invasion im Februar 2022 US-Personal evakuierte. Während der Invasion übermittelten die Beamten wichtige Informationen, darunter, wo Russland Angriffe plante und welche Waffensysteme sie einsetzen würden.

    „Ohne sie hätten wir keine Möglichkeit gehabt, den Russen zu widerstehen oder sie zu besiegen“, sagte Ivan Bakanow, der damals Chef des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU war.

    Die Einzelheiten dieser Geheimdienstpartnerschaft, von denen viele von der New York Times zum ersten Mal offengelegt werden, sind seit einem Jahrzehnt ein streng gehütetes Geheimnis.

    In mehr als 200 Interviews beschrieben aktuelle und ehemalige Beamte der Ukraine, der USA und Europas eine Partnerschaft, die beinahe am gegenseitigen Misstrauen gescheitert wäre, bevor sie sich stetig ausweitete und die Ukraine zu einem Zentrum für die Informationsbeschaffung machte, das mehr russische Kommunikation abfing als die CIA-Station in Kiew zu Anfang verarbeiten konnte. Viele der Beamten sprachen unter der Bedingung, anonym zu bleiben, um über Geheimdienste und sensible diplomatische Angelegenheiten zu sprechen.

    Jetzt sind diese Geheimdienstnetzwerke wichtiger denn je, da Russland in der Offensive ist und die Ukraine stärker auf Sabotage und Langstreckenraketenangriffe angewiesen ist, für die Spione weit hinter den feindlichen Linien erforderlich sind. Und sie sind zunehmend gefährdet: Wenn die Republikaner im Kongress die Militärfinanzierung für Kiew einstellen, wird die CIA möglicherweise reduziert werden.

    Um die ukrainischen Führer zu beruhigen, hat CIA-Direktor William Burns der Ukraine letzten Donnerstag einen geheimen Besuch abgestattet, seinen zehnten Besuch seit der Invasion.

    Von Anfang an brachte ein gemeinsamer Gegner – der russische Präsident Wladimir Putin – die CIA und seine ukrainischen Partner zusammen. Besessen davon, die Ukraine an den Westen zu „verlieren“, hatte Putin regelmäßig in das politische System der Ukraine eingegriffen und Führer ausgewählt, von denen er glaubte, dass sie die Ukraine im Einflussbereich Russlands halten würden, doch jedes Mal schlug das fehl und trieb die Demonstranten auf die Straße.

    Herr Putin beschuldigt westliche Geheimdienste seit langem, Kiew zu manipulieren und in der Ukraine eine anti-russische Stimmung zu säen.

    Laut einem hochrangigen europäischen Beamten überlegte Herr Putin Ende 2021, ob er seine umfassende Invasion starten sollte, als er sich mit dem Chef eines der wichtigsten Spionagedienste Russlands traf, der ihm sagte, dass die CIA zusammen mit dem britischen MI6 die Ukraine kontrollierte und sie in einen Brückenkopf für Operationen gegen Moskau verwandelte.

    Doch eine Recherche der Times ergab, dass Herr Putin und seine Berater eine kritische Dynamik falsch eingeschätzt hatten. Die CIA ist nicht in die Ukraine vorgedrungen. US-Beamte zögerten oft, sich umfassend zu engagieren, weil sie befürchteten, man könne den ukrainischen Beamten nicht trauen, und weil sie befürchteten, den Kreml zu provozieren.

    Doch ein enger Kreis ukrainischer Geheimdienstmitarbeiter hofierte eifrig die CIA und machte sich nach und nach für die Amerikaner lebenswichtig. Im Jahr 2015 kam General Valery Kondratjuk, damals Chef des militärischen Geheimdienstes der Ukraine, zu einem Treffen mit dem stellvertretenden Stationsleiter der CIA und überreichte ihm ohne Vorwarnung einen Stapel streng geheimer Akten.

    Diese erste Tranche enthielt Geheimnisse über die Nordflotte der russischen Marine, darunter detaillierte Informationen über die neuesten russischen Atom-U-Boot-Konstruktionen. Schon bald verließen die Teams der CIA sein Büro regelmäßig mit Rucksäcken voller Dokumente.

    „Wir haben verstanden, dass wir die Bedingungen des Vertrauens schaffen müssen“, sagte General Kondratjuk.

    Als sich die Partnerschaft nach 2016 vertiefte, wurden die Ukrainer angesichts der ihrer Meinung nach unangemessenen Vorsicht Washingtons ungeduldig und begannen, Attentate und andere tödliche Operationen zu inszenieren, die gegen die Bedingungen verstießen, denen die Ukrainer nach Ansicht des Weißen Hauses zugestimmt hatten. Wütend drohten Beamte in Washington damit, die Unterstützung einzustellen, was jedoch nie geschah.

    „Die Beziehungen wurden immer stärker, weil beide Seiten darin einen Wert sahen und die US-Botschaft in Kiew – unsere Station dort, die Operation aus der Ukrain – zur besten Quelle für Informationen, Signale und alles andere über Russland wurde“, sagte er ein ehemaliger hochrangiger amerikanischer Beamter. „Wir konnten nicht genug davon bekommen.“

    Dies ist die unerzählte Geschichte darüber, wie das alles passiert ist.

    Ein vorsichtiger Anfang

    Die Partnerschaft der CIA in der Ukraine lässt sich auf zwei Telefonanrufe in der Nacht des 24. Februar 2014 zurückführen, auf den Tag genau acht Jahre vor der umfassenden Invasion Russlands.

    Millionen Ukrainer hatten gerade die kremlfreundliche Regierung des Landes überrannt und Präsident Viktor Janukowitsch und seine Spionagechefs waren nach Russland geflohen. In dem Tumult übernahm eine fragile pro-westliche Regierung schnell die Macht.

    Der neue Geheimdienstchef der Regierung, Valentin Nalivaitschenko, traf im Hauptquartier des Inlandsgeheimdienstes ein und fand im Hof einen Stapel schwelender Dokumente. Im Inneren waren viele der Computer gelöscht oder mit russischer Schadsoftware infiziert.

    „Es war leer. Keine Lichter. Keine Führung. Niemand war da“, sagte Herr Nalivaitschenko in einem Interview.

    Er ging in ein Büro und rief den CIA-Stationschef und den örtlichen Chef des MI6 an. Es war fast Mitternacht, aber er rief sie zum Gebäude, bat um Hilfe beim Neuaufbau der Behörde von Grund auf und schlug eine Dreierpartnerschaft vor. „So begann alles“, sagte Herr Nalivaitschenko.

    Die Situation wurde schnell gefährlicher. Herr Putin hat die Krim erobert. Seine Agenten schürten separatistische Aufstände, die im Osten des Landes zu einem Krieg führten. Die Ukraine befand sich im Kriegszustand und Herr Nalivaitschenko wandte sich an die CIA, um Overhead-Bilder und andere Informationen zu bekommen, die zur Verteidigung ihres Territoriums beizutragen.

    Während die Gewalt eskalierte, landete ein nicht gekennzeichnetes Flugzeug der US-Regierung mit John Brennan, dem damaligen Direktor der CIA, auf einem Flughafen in Kiew. Er teilte Herrn Nalivaitschenko mit, dass die CIA daran interessiert war, eine Beziehung aufzubauen, allerdings nur in einem Tempo, mit dem die CIA sich wohlfühlte, so US-amerikanische und ukrainische Beamte.

    Für die CIA war die unbekannte Frage, wie lange Herr Nalivaitschenko und die prowestliche Regierung noch bestehen würden. Die CIA war bereits zuvor in der Ukraine verbrannt worden.

    Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 erlangte die Ukraine ihre Unabhängigkeit und schwankte dann zwischen konkurrierenden politischen Kräften: denen, die in der Nähe Moskaus bleiben wollten, und denen, die sich dem Westen anschließen wollten. Während einer früheren Tätigkeit als Spionagechef begann Herr Nalivaitschenko eine ähnliche Partnerschaft mit der CIA, die sich auflöste, als das Land sich wieder Russland zuwandte.

    Jetzt erklärte Herr Brennan, dass die CIA Unterstützung freischalten kann, und dass die Ukrainer nachweisen mussten, dass sie den Amerikanern wertvolle Informationen liefern konnten. Sie mussten sich auch von russischen Spione säubern; Die inländische Spionageagentur SBU war mit ihnen übersät. (Ein typisches Beispiel: Die Russen erfuhren schnell von Herrn Brennans angeblich geheimem Besuch. Die Propagandakanäle des Kremls veröffentlichten ein mit Photoshop bearbeitetes Bild des CIA-Direktors mit Clownsperücke und Make-up.)

    Herr Brennan kehrte nach Washington zurück, wo die Berater von Präsident Barack Obama zutiefst besorgt waren, Moskau zu provozieren. Das Weiße Haus erarbeitete geheime Regeln, die die Ukrainer verärgerten und einige innerhalb der CIA als Handschellen ansahen. Die Regeln untersagten den Geheimdiensten jegliche Unterstützung der Ukraine, bei der „vernünftigerweise zu erwarten“ sei, dass sie tödliche Folgen habe.

    Das Ergebnis war ein heikler Balanceakt. Die CIA sollte die Geheimdienste der Ukraine stärken, ohne die Russen zu provozieren. Die roten Linien waren nie genau klar, was zu anhaltenden Spannungen in der Partnerschaft führte.

    In Kiew wählte Herr Nalivaitschenko einen langjährigen Berater, General Kondratjuk, als Leiter der Spionageabwehr aus, und sie gründeten eine neue paramilitärische Einheit, die hinter den feindlichen Linien stationiert wurde, um Operationen durchzuführen und Informationen zu sammeln, die die CIA und der MI6 Kiew nicht geben würde.

    Diese als Fünfte Direktion bekannte Einheit würde mit Offizieren besetzt sein, die nach der Unabhängigkeit der Ukraine geboren wurden.

    „Sie hatten keine Verbindung zu Russland“, sagte General Kondratjuk. „Sie wussten nicht einmal, was die Sowjetunion war.“

    In diesem Sommer explodierte Flug 17 der Malaysia Airlines auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur mitten in der Luft und stürzte in der Ostukraine ab, wobei fast 300 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Die Fünfte Direktion produzierte innerhalb weniger Stunden nach dem Absturz abgehörte Telefongespräche und andere Informationen, die schnell den von Russland unterstützten Separatisten die Verantwortung zuwiesen.

    Die CIA war beeindruckt und ging ihre erste echte Verpflichtung ein, indem sie Mitgliedern der Fünften Direktion und zwei anderer Eliteeinheiten sichere Kommunikationsausrüstung und spezielle Schulungen zur Verfügung stellte.

    „Die Ukrainer wollten Fisch und wir konnten den Fisch aus politischen Gründen nicht liefern“, sagte ein ehemaliger US-Beamter und verwies auf Geheimdienste, die ihnen im Kampf gegen die Russen helfen könnten. „Aber wir brachten ihnen gerne das Angeln bei und stellten ihnen die Ausrüstung zum Fliegenfischen zur Verfügung.“

    Ein heimlicher Weihnachtsmann

    Im Sommer 2015 veränderte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko den Inlandsdienst und ernannte einen Verbündeten als Nachfolger von Herrn Nalivaitschenko, dem vertrauenswürdigen Partner der CIA. Aber die Veränderung eröffnete anderswo eine Chance.

    Im Rahmen der Umbildung wurde General Kondratjuk zum Chef des militärischen Geheimdienstes des Landes, bekannt als GUR, ernannt, wo er Jahre zuvor seine Karriere begonnen hatte. Es wäre ein frühes Beispiel dafür, wie persönliche Bindungen, mehr als politische Veränderungen, das Engagement der CIA in der Ukraine vertiefen würden.

    Im Gegensatz zur inländischen Behörde hatte die GUR die Befugnis, Informationen außerhalb des Landes, einschließlich Russlands, zu sammeln. Aber die Amerikaner hatten wenig Wert darin gesehen, die Behörde zu kultivieren, weil sie keine wertvollen Informationen über die Russen produzierte – und weil sie als Bastion russischer Sympathisanten galt.

    Um Vertrauen aufzubauen, arrangierte General Kondratjuk ein Treffen mit seinem amerikanischen Amtskollegen beim Verteidigungsgeheimdienst und übergab ihm einen Stapel geheimer russischer Dokumente. Aber leitende DIA-Beamte waren misstrauisch und entmutigten den Aufbau engerer Beziehungen.

    Der General musste einen willigeren Partner finden.

    Monate zuvor, als General Kondratjuk noch bei der Inlandsbehörde war, besuchte er das CIA-Hauptquartier in Langley, Virginia. Bei diesen Treffen traf er einen CIA-Beamten mit fröhlichem Auftreten und buschigem Bart, der für den Posten des nächsten Stationsleiters in Kiew ausgewählt worden war.

    Nach einem langen Tag voller Besprechungen nahm die CIA General Kondratjuk mit zu einem Eishockeyspiel der Washington Capitals, wo er und der Chef der neuen Station in einer Luxusloge saßen und Alex Ovetschkin, den Starspieler des Teams aus Russland, laut ausbuhten.

    Der Stationschef war noch nicht eingetroffen, als General Kondratjuk der CIA geheime Dokumente über die russische Marine übergab. „Wo das herkommt, gibt es noch mehr“, versprach er und die Dokumente wurden an Analysten in Langley geschickt.

    Die Analysten kamen zu dem Schluss, dass die Dokumente authentisch waren, und nachdem der Stationschef in Kiew eingetroffen war, wurde General Kondratjuk der wichtigste Partner der CIA.

    General Kondratjuk wusste, dass er die CIA brauchte, um seine eigene Behörde zu stärken. Die CIA dachte, der General könnte Langley vielleicht auch helfen. Es hatte Schwierigkeiten, in Russland Spione zu rekrutieren, da die Mitarbeiter streng überwacht wurden.

    „Wenn ein Russe sich von einem Amerikaner rekrutieren lässt, begeht er den absoluten Verrat und Hochverrat“, sagte General Kondratjuk. „Aber wenn ein Russe von einem Ukrainer rekrutiert wird, sind das nur Freunde, die sich bei einem Bier unterhalten.“

    Der neue Stationschef besuchte General Kondratjuk regelmäßig, dessen Büro mit einem Aquarium geschmückt war, in dem gelbe und blaue Fische – die Nationalfarben der Ukraine – Kreise um ein Modell eines versunkenen russischen U-Bootes schwammen. Die beiden Männer kamen sich näher, was die Beziehung zwischen den beiden Diensten förderte, und die Ukrainer gaben dem neuen Stationschef einen liebevollen Spitznamen: Weihnachtsmann.

    Im Januar 2016 flog General Kondratjuk zu Treffen in Scattergood, einem Anwesen des CIA-Campus in Washington, Virginia, wo die Agentur häufig Würdenträger feiert, die zu Besuch kommen. Die Agentur erklärte sich bereit, die GUR bei der Modernisierung zu unterstützen und ihre Fähigkeit zum Abfangen russischer Militärkommunikation zu verbessern. Im Gegenzug erklärte sich General Kondratjuk bereit, alle Rohinformationen mit den Amerikanern zu teilen.

    Jetzt war die Partnerschaft real.

    Operation Goldfisch

    Heute ist die schmale Straße, die zur geheimen Basis führt, von Minenfeldern eingerahmt, die in den Wochen nach der russischen Invasion als Verteidigungslinie errichtet wurden. Die russischen Raketen, die den Stützpunkt trafen, hatten ihn scheinbar lahmgelegt, doch nur wenige Wochen später kehrten die Ukrainer zurück.

    Mit Geld und Ausrüstung der CIA begannen die Besatzungen unter dem Kommando von General Dvoretsky mit dem Wiederaufbau, allerdings unterirdisch. Um einer Entdeckung zu entgehen, arbeiteten sie nur nachts und wenn sich keine russischen Spionagesatelliten über ihnen befanden. Auch die Arbeiter parkten ihre Autos in einiger Entfernung von der Baustelle.

    Im Bunker wies General Dvoretsky auf Kommunikationsgeräte und große Computerserver hin, von denen einige von der CIA finanziert wurden. Er sagte, seine Teams nutzten die Basis, um sich in die sicheren Kommunikationsnetzwerke des russischen Militärs zu hacken.

    „Das ist das Ding, das in Satelliten einbricht und geheime Gespräche entschlüsselt“, sagte General Dvoretsky einem Times-Journalisten auf einer Tour und fügte hinzu, dass sie sich auch in Spionagesatelliten aus China und Weißrussland hackten.

    Ein anderer Beamter legte zwei kürzlich erstellte Karten auf einen Tisch, als Beweis dafür, wie die Ukraine russische Aktivitäten auf der ganzen Welt verfolgt.

    Das erste zeigte die Flugrouten russischer Spionagesatelliten über der Zentralukraine. Der zweite zeigte, wie russische Spionagesatelliten strategische Militäranlagen – darunter eine Atomwaffenanlage – im Osten und in der Mitte der USA überfliegen.

    Die CIA begann 2016 nach dem entscheidenden Treffen in Scattergood mit der Lieferung von Ausrüstung und General Dvoretski sagte, dass sie auch verschlüsselte Funkgeräte und Geräte zum Abfangen geheimer feindlicher Kommunikation bereitstellte.

    Jenseits der Basis beaufsichtigte die CIA außerdem lein Schulungsprogramm, das in zwei europäischen Städten durchgeführt wurde, um ukrainischen Geheimdienstoffizieren beizubringen, wie sie in Russland und anderen Ländern, die sich mit der Ausrottung von Spionen auskennen, überzeugend falsche Identitäten annehmen und Geheimnisse stehlen können. Das Programm hieß „Operation Goldfisch“ und entstand aus einem Witz über einen russischsprachigen Goldfisch, der zwei Esten im Austausch für seine Freiheit Wünsche anbietet.

    Die Pointe war, dass einer der Esten mit einem Stein auf den Kopf des Fisches einschlug und damit erklärte, dass man jemandem, der Russisch spreche, nicht trauen könne.

    Die Offiziere der Operation Goldfish wurden bald in zwölf neu errichteten, vorgelagerten Stützpunkten entlang der russischen Grenze stationiert. Von jedem Stützpunkt aus, sagte General Kondratjuk, hätten die ukrainischen Offiziere Netzwerke von Agenten betrieben, die Informationen innerhalb Russlands sammelten.

    CIA-Beamte installierten an den Stützpunkten Ausrüstung, um Informationen zu sammeln, und identifizierten außerdem einige der fähigsten ukrainischen Absolventen des Operation Goldfish-Programms, um gemeinsam mit ihnen potenzielle russische Quellen anzusprechen. Diese Absolventen bildeten dann Schläferagenten auf ukrainischem Territorium aus, die im Falle einer Besetzung Guerillaoperationen starten sollten.

    Es kann oft Jahre dauern, bis die CIA genügend Vertrauen in eine ausländische Agentur aufbaut, um mit der Durchführung gemeinsamer Operationen zu beginnen. Bei den Ukrainern hatte es weniger als sechs Monate gedauert. Die neue Partnerschaft begann, so viele Rohinformationen über Russland zu produzieren, dass sie zur Verarbeitung nach Langley geschickt werden mussten.

    Aber die CIA. hatte rote Linien. Sie würde den Ukrainern nicht helfen, offensive und tödliche Operationen durchzuführen.

    „Wir haben zwischen Geheimdienstoperationen und Dingen, die explodieren können, unterschieden“, sagte ein ehemaliger hochrangiger US-Beamter.

    „Das ist unser Land“

    Das war eine Unterscheidung, die den Ukrainern auf die Nerven ging.

    Erstens war General Kondratjuk verärgert, als die Amerikaner sich weigerten, Satellitenbilder aus dem Inneren Russlands zur Verfügung zu stellen. Kurz darauf beantragte er bei der CIA Unterstützung bei der Planung einer geheimen Mission zur Entsendung von GUR-Kommandos nach Russland, um Sprengkörper in Zugdepots des russischen Militärs zu platzieren. Sollte das russische Militär versuchen, mehr ukrainisches Territorium einzunehmen, könnten die Ukrainer den Sprengstoff zünden, um den russischen Vormarsch zu verlangsamen.

    Als der Stationsleiter seine Vorgesetzten informierte, „verloren sie den Verstand“, wie ein ehemaliger Beamter es ausdrückte. Herr Brennan, der CIA-Direktor, rief General Kondratjuk an, um sicherzustellen, dass die Mission abgesagt wurde und dass die Ukraine sich an die roten Linien hielt, die tödliche Operationen verbieten.

    General Kondratjuk sagte die Mission ab, zog aber auch eine andere Lehre. „In Zukunft haben wir daran gearbeitet, mit Ihren Leuten keine Diskussionen über diese Dinge zu führen“, sagte er.

    Spät im Sommer entdeckten ukrainische Spione, dass russische Streitkräfte Kampfhubschrauber auf einem Flugplatz auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim stationierten, möglicherweise um einen Überraschungsangriff durchzuführen.

    General Kondratjuk beschloss, ein Team auf die Krim zu schicken, um auf dem Flugplatz Sprengstoffe zu platzieren, damit diese gezündet werden könnten, falls Russland einen Überraschungsangriff durchführen sollte.

    Diesmal fragte er die CIA nicht um Erlaubnis. Er wandte sich an Einheit 2245, die Kommandotruppe, die von der paramilitärischen Elitegruppe der CIA, dem so genannten Ground Department, eine spezielle militärische Ausbildung erhielt. Der Zweck der Ausbildung bestand darin, Verteidigungstechniken zu lehren, aber die CIA-Beamten verstanden, dass die Ukrainer diese Techniken bei offensiven tödlichen Operationen ohne ihr Wissen anwenden könnten.

    Zu dieser Zeit war der zukünftige Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, General Budanow, ein aufstrebender Stern in der Einheit 2245. Er war für gewagte Operationen hinter den feindlichen Linien bekannt und hatte enge Verbindungen zur CIA. Die Agentur hatte ihn geschult und auch den außergewöhnlichen Schritt unternommen, ihn zur Rehabilitation in das Walter Reed National Military Medical Center in Maryland zu schicken, nachdem ihm bei Kämpfen im Donbass in den rechten Arm geschossen worden war.

    In russische Uniformen gekleidet, führte der damalige Oberst Budanow Kommandos in aufblasbaren Schnellbooten über eine schmale Bucht und landete nachts auf der Krim.

    Doch eine russische Elitekommandoeinheit erwartete sie. Die Ukrainer wehrten sich und töteten mehrere russische Kämpfer, darunter den Sohn eines Generals, bevor sie sich an die Küste zurückzogen, sich ins Meer stürzten und stundenlang in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet schwammen.

    Es war ein Disaster. In einer öffentlichen Ansprache beschuldigte Präsident Putin die Ukrainer, einen Terroranschlag geplant zu haben, und versprach, den Tod der russischen Kämpfer zu rächen.

    „Es besteht kein Zweifel, dass wir diese Dinge nicht zulassen werden“, sagte er.

    In Washington war das Weiße Haus unter Obama wütend. Joe Biden, damals Vizepräsident und Verfechter der Hilfe für die Ukraine, rief den ukrainischen Präsidenten an, um sich wütend zu beschweren.

    „Es verursacht ein gigantisches Problem“, sagte Herr Biden in dem Anruf, dessen Aufzeichnung durchgesickert und online veröffentlicht wurde. „Alles, was ich Ihnen als Freund sagen möchte, ist, dass es mir jetzt viel schwerer fällt, hier zu argumentieren.“

    Einige Berater von Herrn Obama wollten das CIA-Programm schließen, aber Herr Brennan überzeugte sie davon, dass das selbstzerstörerisch wäre, da die Beziehung allmählich Informationen über die Russen lieferte, da die CIA die Einmischung Russlands in Wahlen untersuchte.

    Herr Brennan telefonierte mit General Kondratjuk, um die roten Linien noch einmal hervorzuheben.

    Der General war verärgert. „Das ist unser Land“, antwortete er laut einem Kollegen. „Es ist unser Krieg und wir müssen kämpfen.“

    Der Rückruf aus Washington kostete General Kondratjuk seinen Job. Aber die Ukraine gab nicht nach.

    Einen Tag nach der Absetzung von General Kondratjuk erschütterte eine mysteriöse Explosion in der von Russland besetzten Stadt Donezk in der Ostukraine einen Aufzug mit einem hochrangigen russischen Separatistenkommandanten namens Arsen Pawlow, bekannt unter seinem Kampfnamen Motorola.

    Die CIA erfuhr bald, dass es sich bei den Attentätern um Mitglieder der Fünften Direktion handelte, der Spionagegruppe, die CIA-Ausbildung erhalten hatte. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst hatte sogar Erinnerungsaufnäher an die Beteiligten verteilt, auf denen jeweils das Wort „Lift“ angebracht war, die britische Bezeichnung für einen Aufzug.

    Wieder waren einige von Obamas Beratern wütend, aber sie waren lahme Enten, denn die Präsidentschaftswahlen zwischen Donald Trump und Hillary Rodham Clinton waren noch drei Wochen entfernt – und die Attentate gingen weiter.

    Ein Team ukrainischer Agenten hat in einem Gebäude in den besetzten Gebieten einen unbemannten, von der Schulter abzufeuernden Raketenwerfer aufgestellt. Er lag direkt gegenüber vom Büro eines Rebellenkommandanten namens Michail Tolstytsch, besser bekannt als Givi. Nach Angaben US-amerikanischer und ukrainischer Beamter feuerten sie den Werfer mit einem Fernabzug ab, als Givi sein Büro betrat, und töteten ihn.

    Ein Schattenkrieg war nun in vollem Gange. Die Russen ermordeten den Chef der Einheit 2245, der ukrainischen Elitekommandotruppe, mit einer Autobombe. Der Kommandant, Oberst Maxim Schapoval, war auf dem Weg zu einem Treffen mit CIA-Beamten in Kiew, als sein Auto explodierte.

    Auf der Trauerfeier für den Oberst stand die US-Botschafterin in der Ukraine, Marie Yovanovitch, trauernd neben dem CIA-Stationschef. Später tranken CIA-Offiziere und ihre ukrainischen Kollegen Whiskey-Shots auf Oberst Schapoval.

    „Für uns alle“, sagte General Kondratjuk, „war das ein Schlag.“

    Auf Zehenspitzen um Trump herumschleichen

    Die Wahl von Herrn Trump im November 2016 brachte die Ukrainer und ihre CIA-Partner an den Abgrund.

    Herr Trump lobte Herrn Putin und wies die Rolle Russlands bei der Wahleinmischung zurück. Er war der Ukraine gegenüber misstrauisch und versuchte später, ihren Präsidenten Wladimir Selensky unter Druck zu setzen, Ermittlungen gegen seinen demokratischen Rivalen Biden einzuleiten, was zur ersten Amtsenthebung von Herrn Trump führte.

    Aber was auch immer Herr Trump sagte und tat, seine Regierung ging oft in die andere Richtung. Das liegt daran, dass Herr Trump Russland-Falken in Schlüsselpositionen eingesetzt hatte, darunter Mike Pompeo als CIA-Chef und John Bolton als nationalen Sicherheitsberater. Sie besuchten Kiew, um ihre volle Unterstützung für die geheime Partnerschaft zu unterstreichen, die um speziellere Ausbildungsprogramme und den Bau zusätzlicher Geheimstützpunkte erweitert wurde.

    Der Stützpunkt im Wald wuchs um eine neue Kommandozentrale und Kaserne und wuchs von 80 auf 800 ukrainische Geheimdienstoffiziere. Zu verhindern, dass sich Russland in künftige Wahlen in den USA einmischt, war eine der wichtigsten Aufgaben der CIA. In dieser Zeit hatte dies Priorität, und ukrainische und amerikanische Geheimdienstoffiziere schlossen sich zusammen, um die Computersysteme der russischen Geheimdienste zu untersuchen, um Agenten zu identifizieren, die Wähler manipulieren wollten.

    In einer gemeinsamen Operation täuschte ein GUR-Team einen Offizier des russischen Militärgeheimdienstes, indem er ihm Informationen lieferte, die es der CIA erlaubten, die russische Regierung mit der sogenannten Hackergruppe Fancy Bear in Verbindung zu bringen, die mit Wahleinmischungsbemühungen in einer Reihe von Ländern in Verbindung gebracht wurde.

    General Budanow, den Herr Selensky 2020 zum Leiter der GUR ernannte, sagte über die Partnerschaft: „Sie hat sich nur gestärkt. Es wuchs systematisch. Die Zusammenarbeit weitete sich auf weitere Bereiche aus und wurde umfangreicher.“

    Die Beziehung war so erfolgreich, dass die CIA sie mit anderen europäischen Geheimdiensten replizieren wollte, die sich gemeinsam auf die Bekämpfung Russlands konzentrierten.

    Der Leiter des Russland-Hauses, der CIA-Abteilung, die die Operationen gegen Russland überwacht, organisierte ein geheimes Treffen in Den Haag. Dort einigten sich Vertreter der CIA, des britischen MI6, des GUR, des niederländischen Dienstes (ein wichtiger Geheimdienst-Verbündeter) und anderer Behörden darauf, mehr Informationen über Russland zu bündeln.

    Das Ergebnis war eine geheime Koalition gegen Russland – und die Ukrainer waren wichtige Mitglieder dieser Koalition.

    Marsch in den Krieg

    Im März 2021 begann das russische Militär damit, Truppen entlang der Grenze zur Ukraine zu versammeln. Als die Monate vergingen und immer mehr Truppen das Land umzingelten, stellte sich die Frage, ob Herr Putin eine Finte beging oder sich auf einen Krieg vorbereitete.

    In diesem November und in den darauffolgenden Wochen übermittelten die CIA und der MI6 ihren ukrainischen Partnern eine einheitliche Botschaft: Russland bereitete sich auf eine groß angelegte Invasion vor, um die Regierung zu enthaupten und in Kiew eine Marionette einzusetzen, die den Befehlen des Kremls folgen würde.

    Nach Angaben von US-Beamten verfügten US-amerikanische und britische Geheimdienste über Abhörnachrichten, zu denen die ukrainischen Geheimdienste keinen Zugriff hatten. Der Information listete die Namen ukrainischer Beamter auf, die die Russen töten oder gefangen nehmen wollten, sowie der Ukrainer, die der Kreml an die Macht bringen wollte.

    Präsident Selensky und einige seiner Top-Berater schienen nicht überzeugt zu sein, selbst nachdem Herr Burns, der CIA-Direktor, im Januar 2022 nach Kiew eilte, um sie zu informieren.

    Als die russische Invasion näher rückte, machten CIA- und MI6-Offiziere letzte Besuche in Kiew bei ihren ukrainischen Kollegen. Einer der M16-Offiziere brach aus Angst, die Russen würden sie töten, vor den Augen der Ukrainer in Tränen aus.

    Auf Drängen von Herrn Burns wurde eine kleine Gruppe von CIA-Beamten von der umfassenderen US-Evakuierung ausgenommen und in einen Hotelkomplex in der Westukraine verlegt. Sie wollten ihre Partner nicht im Stich lassen.

    Kein Endspiel

    Nachdem Herr Putin am 24. Februar 2022 die Invasion gestartet hatte, waren die CIA-Beamten in dem Hotel die einzige Präsenz der US-Regierung vor Ort. Jeden Tag trafen sie sich im Hotel mit ihren ukrainischen Kontaktpersonen, um Informationen auszutauschen. Die alten Handschellen wurden abgelegt und das Weiße Haus von Biden ermächtigte die Geheimdienste, geheimdienstliche Unterstützung für tödliche Operationen gegen russische Streitkräfte auf ukrainischem Boden zu leisten.

    Oftmals enthielten die CIA-Briefings schockierend spezifische Details.

    Am 3. März 2022 – dem achten Kriegstag – gab das CIA-Team einen genauen Überblick über die russischen Pläne für die kommenden zwei Wochen. Noch am selben Tag eröffneten die Russen einen humanitären Korridor aus der belagerten Stadt Mariupol und eröffneten dann das Feuer auf die Ukrainer, die ihn nutzten.

    Nach Angaben der CIA planten die Russen, die strategische Hafenstadt Odessa einzukreisen, doch ein Sturm verzögerte den Angriff und die Russen nahmen die Stadt nie ein. Dann, am 10. März, wollten die Russen sechs ukrainische Städte bombardieren und hatten für diese Angriffe bereits Koordinaten in Marschflugkörper eingegeben.

    Die Russen versuchten auch, hochrangige ukrainische Beamte, darunter Herrn Selensky, zu ermorden. In mindestens einem Fall hat die CIA laut einem hochrangigen ukrainischen Beamten Geheimdienstinformationen mit dem Inlandsgeheimdienst der Ukraine geteilt, die dazu beitrugen, eine Verschwörung gegen den Präsidenten zu verhindern.

    Als der russische Angriff auf Kiew ins Stocken geraten war, freute sich der CIA-Stationschef und sagte seinen ukrainischen Kollegen, dass sie „den Russen ins Gesicht schlagen“, so ein ukrainischer Beamter, der im Raum war.

    Innerhalb weniger Wochen war die CIA nach Kiew zurückgekehrt und die Agentur schickte zahlreiche neue Beamte, um den Ukrainern zu helfen. Ein hochrangiger US-Beamter sagte über die beträchtliche Präsenz der CIA: „Ziehen sie Abzüge? Nein. Helfen sie beim Zielen? Absolut.“

    Einige der CIA-Offiziere wurden auf ukrainischen Stützpunkten stationiert. Sie überprüften Listen potenzieller russischer Ziele, die die Ukrainer angreifen wollten, und verglichen die Informationen, die die Ukrainer hatten, mit US-Geheimdiensten, um sicherzustellen, dass sie korrekt waren.

    Vor der Invasion hatten die CIA und der MI6 ihre ukrainischen Kollegen darin geschult, Quellen zu rekrutieren und geheime und parteiische Netzwerke aufzubauen. In der südlichen Cherson-Region, die in den ersten Kriegswochen von Russland besetzt war, seien diese Partisanennetzwerke laut General Kondratjuk aktiv geworden, hätten lokale Kollaborateure ermordet und den ukrainischen Streitkräften dabei geholfen, russische Stellungen anzugreifen.

    Im Juli 2022 sahen ukrainische Spione, wie sich russische Konvois darauf vorbereiteten, eine strategische Brücke über den Fluss Dnjepr zu überqueren, und benachrichtigten den MI6. Britische und amerikanische Geheimdienstoffiziere überprüften dann schnell die ukrainischen Geheimdienste anhand von Echtzeit-Satellitenbildern. Der MI6 übermittelte die Bestätigung und das ukrainische Militär eröffnete das Raketenfeuer und zerstörte die Konvois.

    Im unterirdischen Bunker sagte General Dvoretsky, dass ein deutsches Flugabwehrsystem ihn jetzt gegen russische Angriffe verteidigt. Ein Luftfiltersystem schützt vor chemischen Waffen und für den Fall, dass das Stromnetz ausfällt, steht ein spezielles Stromversorgungssystem zur Verfügung.

    Die Frage, die einige ukrainische Geheimdienstoffiziere jetzt ihren amerikanischen Kollegen stellen – während die Republikaner im Repräsentantenhaus abwägen, ob sie Milliarden von Dollar an Hilfsgeldern streichen sollen – ist, ob die CIA sie aufgeben werde. „Das ist schon einmal in Afghanistan passiert, und jetzt wird es auch in der Ukraine passieren“, sagte ein hochrangiger ukrainischer Beamter.

    In Bezug auf Herrn Burns‘ Besuch in Kiew letzte Woche sagte ein CIA-Beamter: „Wir haben über viele Jahre hinweg ein klares Bekenntnis zur Ukraine gezeigt und dieser Besuch war ein weiteres starkes Signal dafür, dass das Engagement der USA fortgesetzt wird.“

    Die CIA und die GUR haben zwei weitere geheime Stützpunkte errichtet, um russische Kommunikation abzufangen, und zusammen mit den zwölf vorgelagerten Stützpunkten, von denen General Kondratjuk sagt, dass sie immer noch einsatzbereit sind, sammelt und produziert die GUR jetzt mehr Geheimdienstinformationen als jemals zuvor im Krieg – und viel davon teilt sie mit der CIA.

    „Informationen wie diese kann man nirgendwo bekommen – außer hier und jetzt“, sagte General Dvoretsky.

    Ende der Übersetzung


    Info: https://www.anti-spiegel.ru/2024/in-welchem-umfang-die-cia-in-den-krieg-gegen-russland-verwickelt-ist


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.02.2024

    Anti-Atom-Bündnis in Berlin und Potsdam Atomreaktor Wannsee dichtmachen!

    atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de, vom (Veröffentlicht:) 19. Februar 2024

    Warum mehr Geld für die Fusionsforschung?




    Anlass für diesen Artikel war unser Beitrag „Kernfusion: Bagatellisierung durch Verschweigen?“ in dem wir dem Max-Planck-Institut (MPI) für Plasmaphysik (IPP) die stillschweigende Löschung eines Satzes aus Ihren FAQ’s zur Mengenabschätzung des radioaktiven Abfall vorgeworfen hatten. Da die Pressestelle des IPP nach mehrfacher Erinnerung die Gründe für die Streichung dieser Mengenabschätzung offengelegt hat, möchten wir Sie:


    1. über die Gründe des IPP informieren,
    2. Sie zu einem Exkurs in die Unwägbarkeiten der Mengenabschätzung des radioaktiven Abfalls von Fusionsreaktoren einladen und
    3. Sie anregen, über Sinn und Zweck nachzudenken.

    1. Schätzung des radioaktiven Abfalls von Fusionsreaktoren aus dem Jahr 2005

    Nach Aussagen des IPP basierte der bis zum Februar 2023 in den FAQ’s zu findende Satz:

    Insgesamt wird ein Fusionskraftwerk während seiner etwa 30jährigen Lebenszeit je nach Bauart zwischen 60.000 und 160.000 Tonnen radioaktiven Materials erzeugen, das nach Betriebsende des Kraftwerks zwischengelagert werden muss.“

    auf dem „Final Report of the European Fusion Power Plant Conceptual Study (PPCS)“ aus dem Jahr 2005. Dieser Satz wurde durch das IPP bei einer Überarbeitung der Webseite gestrichen, da dieser Satz „nicht mehr den Angaben aktueller wissenschaftlicher Veröffentlichungen entsprach[1].


    Nach der Durchsicht des o.g. Final Reports und weiterer darauf basierender Einschätzungen ist nachzuvollziehen, dass die Angaben von 2005 nur grobe Richtwerte über die radioaktiven Abfallmengen sein konnten. Es gibt jedoch keinen Anlass daraus zu schlussfolgern, dass man heute von weniger radioaktivem Abfall ausgehen kann! 


    Im Gegenteil: Da bisher keine technische Lösung für die fusionsbasierte Energiegewinnung existierte, konnten damals die Anforderungen an die verwendeten Materialien auch noch nicht abschließend spezifiziert werden. Die Eigenschaften der verwendeten Materialien z.B. beim Stahl hängen aber von dessen Zusammensetzung ab. D.h. die Katze beißt sich hier in den Schwanz und die Frage "Wie viel radioaktiver Abfall entsteht bei der Fusion?" lässt sich eigentlich erst nach Spezifikation der verwendeten Materialen incl. der Verunreinigungen klären.


    Nach der Durchsicht des o.g. Final Reports wird aber auch klar, dass der radioaktive Abfall nur eines der vielen Probleme von Fusionskraftwerken ist. Die benötigten Mengen an radioaktiven Brennstoff Tritium offenbaren den Gigantismus von Fusionskraftwerken. Ein Fusionskraftwerk mit 1 GW benötigt etwa 150 kg Tritium pro Jahr. Klingt nicht viel – aber: „Das weltweite Tritium-Inventar infolge natürlicher Erzeugung umfasst ... eine Masse von etwa 3,5 kg[2].


    2. Was weiß man heute bezüglich des radioaktiven Abfalls von Fusionsreaktoren?

    Das IPP hat nun in die gekürzte Antwort auf die Frage „Entsteht bei der Fusion radioaktiver Abfall?“ zwei Zitate von neueren wissenschaftlichen Beiträgen zum radioaktiven Abfall aufgenommen. Wir werteten den Artikel Sehila M. Gonzalez de Vicente et al: Overview on the management of radioactive waste from fusion facilities: ITER, demonstration machines and power plants. 2022 Nucl. Fusion 62 085001 kursorisch aus. Der Artikel fasste die in dem IAEA Meeting „Entsorgungskonzept“ (Ende 2019) adressierten Hauptprobleme zusammen.


    • Verunreinigungen der in Fusionsreaktoren verwendeten Materialien bestimmen maßgeblich das später anzuwendende Abfall-Management. So muss z.B. der Gehalt am Schwermetall Niob (Nb) unter 1 ppm (part per million) gehalten werden. Und Beryllium sollte mit Uran nur mit 0,1 ppm verunreinigt sein.
    • Der Tritiumgehalt in den verschiedenen Abfallarten ist ein Schlüsselparameter für die Auswahl des Abfallbehandlungsverfahrens sowie für die Annahmekriterien für Endlager.
    • Achtung: Die häufig zur Charakterisierung von radioaktivem Abfall eingesetzte Gammaspektrometrie kann nicht zur Tritiummessung verwendet werden. Es sind aufwändige spezifische Messmethoden nötig.
    • Bei der Aufarbeitung von radioaktiven Materialien von Fusionsreaktoren muss man mit Strahlungen bis zu 10000 Sv/h rechnen. Dabei ist zu beachten, dass der Grenzwert für die effektive Dosis zum Schutz von beruflich strahlenexponierten Personen 20 mSv im Kalenderjahr beträgt. Bei dieser Strahlung würde man den Grenzwert für die Jahresdosis in ca. 0,007 Sekunden erreichen! D.h. es MÜSSEN ferngelenkte Systeme für die Aufarbeitung von radioaktiven Materialien von Fusionsreaktoren eingesetzt werden. Man gibt sich der Illusion hin, dass man die gesamte Aufarbeitung von einem Fusionsreaktor mit den "60.000 bis 160.000 Tonnen radioaktiven Materials" in weniger als einem Jahr mit den ferngelenkten Systemen schaffen würde.
    • Achtung: Alle Schätzungen zu den Abfallmengen beruhen auf den Freigabewerten der IAEA auf Basis des 10µSv Konzeptes.
    • Für möglicherweise relevante Isotope im Abfall von Fusionsreaktoren (10Be, 26Al, 32Si, 91,92Nb, 98Tc, 113mCd, 121mSn, 150Eu, 157,158Tb, 163,166mHo, 178nHf, 186m,187Re, 193Pt, 208,210m,212Bi, 209Po) sollen jedoch IAEA Empfehlungen für Freigabewerte fehlen.


    Die Schlussfolgerung des IPP, die Mengenangaben zu dem radioaktiven Abfall aus den FAQ‘s zu streichen ist daher nicht nachvollziehbar. Die aufgezeigten Probleme zum Abfall-Management werden die zu erwartenden Mengen radioaktiven Abfalls eher noch steigern!


    3. WER wird WANN den Gigantismus hinterfragen?

    Forschungsgelder

    Eine Basis für Forschungs-Gigantismus ist die Forschungsförderung in Form von Großgeräten. Dieses Phänomen untersuchte der Wissenschaftshistoriker Burghard Weiss anhand der Großforschung in Berlin am ehemaligen Hahn-Meitner-Institut und kam zu dem Resultat[3]:

    Die Beantragung, Finanzierung und Weiterentwicklung solcher Großgeräte bekommt regelmäßig eine rational nicht mehr erklärbare Eigendynamik.

    Unter der Rubrik „Wissenschaftskritik“ finden Sie bei uns in dem Beitrag: „Naturwissenschaftliches Denken und Handeln als Herrschaftsinstrument“ das Kapitel „BIG SCIENCE, GROSSFORSCHUNG. EINE NEUE WISSENSCHAFTSINDUSTRIE ENTSTEHT“ mit weiteren Analysen zum Thema. Und da wird auf Seite 71 gefragt:

    Aber genau in was investieren? Dieser Frage sollten sich die Physiker in der Grundlagenforschung gemeinsam annehmen. Gebraucht wird eine Analyse der Fehlschläge der letzten Jahrzehnte und eine feldübergreifende Diskussion."

    Aber wir wissen, dass unsere Sonne ein für uns funktionierendes Fusionskraftwerk ist, das fünftausend Mal mehr Energie auf die Erde sendet, als der Weltenergiebedarf groß ist (Wikipedia). Und wir wissen, dass die Kernfusion, falls überhaupt technisch realisierbar, zur Bekämpfung der Klimakrise viel zu spät kommt und zu teuer sein wird. Daran ändern auch nicht die immer wieder vermeldeten „Energie-Rekorde“ der Fusions-Forscher[4]

    Die taz postulierte deshalb:

    Sollte irgendwann die heute schon spottbillige Solarstromerzeugung auch noch ebenso billige Speicher zur Seite gestellt bekommen, könnte die Fusion auch schlicht daran scheitern, dass sie nicht konkurrenzfähig ist.“

    Aber wir wissen auch, dass über die Ampel bis 2028 deutsche Steuergelder in Milliardenhöhe in die Fusionsforschung fließen, die Fusionsforschung einen Platz in dem Bayrischen Koalitionsvertrag hat und derzeitig AfD mit der CDU/CSU um eine „Stärkung der Fusionsforschung auf Weltklasseniveau“ kämpfen. 

    Milliarden für Luftschlösser

    Wer profitiert davon?

    Wer von Fusionskraftwerken träumt, denkt in den Mustern der heutigen Großindustrie. Wenige zentrale Produzenten teilen sich in friedlichen Zeiten den Energie-Markt und die Dividenden. Doch man kann sich an allen 10 Fingern abzählen, was die ersten Angriffs-Ziele bei militärischen Auseinandersetzungen sein werden. Man bewahre uns vor solch einer Risikotechnologie!


    Der BUND analysierte die Frage „Wer profitiert von Kernfusion?“ und resümierte: „Hinter der Kernfusion steckt also auch das Ziel, Forschungsgelder in militärische Fusionswaffen-Labore zu spülen“. Laut Drucksache 20/6622 (02.05.2023) (https://dserver.bundestag.de/btd/20/066/2006622.pdf) hat die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (Max-Planck-Gesellschaft) keine Zivilklausel. Und dieses System alimentiert natürlich eine ganze Armee von Wissenschaftlern, die den zivilen und militärischen Sinn und Zweck nicht mehr hinterfragen. Wie viele der 1100 Mitarbeiter des IPP man dazu zählen muss, bleibt den Außenstehenden natürlich verborgen.


    Globales System-Denken gefragt

    Eisenhower hatte 1953 in seiner Rede „Atoms for peace“ vor der UNO als ein Ziel erklärt: „Ein besonderer Zweck wäre die Bereitstellung reichlicher elektrischer Energie in den stromarmen Gebieten der Welt.“ Heute wissen wir, dass Atomkraftwerke vorrangig in den Industriestaaten gebaut worden sind. Aber ist es überhaupt zielführend, dass die Menschheit ständig mehr Energie unnatürlicher Herkunft produziert und damit diese in den Strahlungshaushalt der Erde freisetzt? Kann die Menschheit wie der kleine Häwelmann immer „mehr, mehr“ Energie wollen? Das Denken, dass man die Stoff- und Energieströme der Erde global betrachten muss, ist ja erst wenige Jahre alt. Wie wird die Energie aus Atom- und Fusionskraftwerken langfristig den Strahlungshaushalt der Erde beeinflussen und welchen Konsequenzen könnte das auf das Klima haben? Haben sich IPP Forscher diese Frage auch gestellt?


    Bitten an das IPP

    Bitte erweitern Sie die FAQ‘s Ihrer Einrichtung um folgende Fragen:

    • Wie geht das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik mit Fehlern / Fehlschlägen / Fehlentwicklungen (BIAS) in der eigenen Grundlagenforschung um?
    • Warum hat sich die Max-Planck-Gesellschaft keine Zivilklausel gegeben?
    • Wie viel radioaktiver Abfall entsteht durch Fusionskraftwerke?
    • Wie wird der Strahlungshaushalt der Erde durch die in Atom- und Fusionskraftwerken erzeugte Energie beeinflusst?

    [1] Persönliche Mitteilung der Pressestelle des IPP vom 12.01.2024

    [2] „Tritium in der Umwelt“ VKTA – Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf e.V 2/2019: https://www.vkta.de/wp/wp-content/uploads/2019/07/SSP_2_2019_Kaden.pdf

    [3] Weiss, Burghard: Großforschung in Berlin; Geschichte des Hahn-Meitner-Institutes; Campus Verlag Frankfurt, New York 1994; ISBN 3-593-35133-1

    [4] Europäisches Experiment erzielt Energierekord: https://www.ipp.mpg.de/5405195/jet_rekord_2024

    Bildquellen:

    Einleitungsbild: Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger auf dem FDP-Landes­partei­tag Hessen 2017

    Da wir das Originalbild des BMBF "Mehr Geld für Fusionsforschung" nicht verwenden durften, haben wir die offiziellen Zahlen in unser Bild "Deutsche Forschungsgelder für Fusions-Luftschlösser ?" übernommen.


    Info: https://www.atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de/atompolitik/nukleare-projekte/423-warum-mehr-geld-f%C3%BCr-die-fusionsforschung.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    bmbf.de, vom 5.09.2023 , Thema: Fusionsforschung

    Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger stellt großes Förderprogramm zur Fusionsforschung vor. Ziel ist unter anderem der Aufbau eines Fusionsökosystems mit der Industrie.


    Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger stellt ein neues Förderprogramm zur Fusionsforschung vor. © BMBF/Hans-Joachim Rickel


    „Wir wollen ein Fusionsökosystem mit der Industrie schaffen, damit ein Fusionskraftwerk in Deutschland schnellstmöglich Wirklichkeit wird“, machte Stark-Watzinger in einem Presssestatement Anfang September im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) deutlich. Die Ministerin kündigte an, sie werde die Forschungsförderung für Fusion mit zusätzlichen 370 Millionen Euro über die kommenden fünf Jahre signifikant erhöhen. Zusammen mit bereits vorgesehenen Mitteln für die Forschungseinrichtungen stellt das BMBF damit bis 2028 über eine Milliarde Euro für die Fusionsforschung bereit. Ziel sei es, durch innovative Zukunftsenergien eine saubere, verlässliche und bezahlbare Energieversorgung zu sichern, so Stark-Watzinger.


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    Zwischen 2024 und 2028 investiert das BMBF mehr als eine Milliarde Euro in die Fusionsforschung © BMBF

    Das neue Forschungsprogramm zielt darauf ab, ein Fusionsökosystem aufzubauen. Magnet- und Laserfusion werden dabei gleichermaßen gefördert. Industrie und Forschungseinrichtungen sollen gemeinsam die technologischen Herausforderungen angehen, damit ein Fusionskraftwerk realisiert werden kann.


    Geplant sind unter anderem Kooperationen mit der Privatwirtschaft für die Entwicklung von Infrastruktur für die lasergetriebene Fusion. Dafür wird das BMBF über die Agentur für Sprunginnovationen SPRIND die Tochtergesellschaft „Pulsed Light Technologies GmbH“ gründen, über die in den kommenden fünf Jahren bis zu 90 Millionen Euro investiert werden sollen.


    Mit dem neuen Forschungsprogramm verfolgt das BMBF seinen Weg zu einem ersten Fusionskraftwerk konsequent weiter:  Ein im Juni veröffentlichtes Positionspapier beschreibt die Rahmenbedingungen, wie ein Fusionskraftwerk Wirklichkeit werden kann. Es ist zugleich die Grundlage für das nun vorgestellte Programm.


    Bereits im Mai hatte Ministerin Stark-Watzinger das Memorandum der Expertenkommission zur Laserfusion entgegengenommen. Das Memorandum beschreibt die Potentiale des Industrie- und Forschungsstandorts Deutschland mit Blick auf die Laserfusion und definiert Bedarfe zur weiteren Erforschung auf dem Weg zu einem ersten Fusionskraftwerk.


    Info: https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/2023/09/230905_fusion-PK.html

    26.02.2024

    Habeck will den Einsatz von CCS ermöglichen: „Ohne CCS können wir unmöglich die Klimaziele erreichen.“

    bmwk.de, 26.02.2024 - Pressemitteilung - Klimaschutz

    BMWK legt Eckpunkte einer Carbon Management Strategie und den Entwurf zur Änderung des Kohlendioxidspeicherungsgesetzes vor


    Einleitung

    Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat heute die Eckpunkte für eine Carbon Management-Strategie und einen darauf basierenden Gesetzentwurf zur Änderung des Kohlendioxid- Speicherungsgesetzes vorgelegt. Demnach sollen die Anwendung von CCS/CCU, der Transport und die Offshore-Speicherung in Deutschland ermöglicht werden. Meeresschutzgebiete werden ausgeschlossen. Der strategische Fokus für den Einsatz von CCS liegt dabei auf schwer oder nicht vermeidbaren Emissionen. CCS (Carbon Capture and Storage) steht für die Abscheidung und Speicherung von CO₂, CCU (Carbon Capture and Usage) für die Abscheidung und Nutzung von CO₂.


    Die Eckpunkte und der Gesetzentwurf sind eine Richtungsentscheidung. Ihr waren intensive Vorarbeiten vorangegangen, unter anderem ein eingehender Dialogprozess mit Umweltverbänden, der Wirtschaft und der Wissenschaft im vergangenen Jahr zur Meinungsbildung sowie erste regierungsinterne Abstimmungen. Die Eckpunkte und den Gesetzentwurf hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in die Ressortabstimmung gegeben. Nach Abschluss der Ressortabstimmung folgen die Länder- und Verbändeanhörung und anschließend die Kabinettbefassung.


    Dazu Bundesminister Habeck: Wir treffen heute eine pragmatische und verantwortungsvolle Richtungsentscheidung: CCS und CCU sollen in Deutschland ermöglicht werden. Sonst sind die Klimaziele unmöglich zu erreichen. Die Technologie ist auch wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Industriestandorts Deutschland. Ein Verzicht darauf würde uns Wettbewerbsnachteile verschaffen und uns teuer zu stehen kommen.


    Wir werden auch die Offshore-Speicherung erlauben; Meeresschutzgebiete nehmen wir aber aus. Mit der Erlaubnis schließen wir zu unseren europäischen Nachbarn wie Norwegen und vielen weiteren Staaten auf. Wir stellen uns so der Verantwortung anstatt sie auf andere zu verlagern.


    Unstrittig ist für mich, dass die CCS-Technologie nur eine notwendige Ergänzung in der Klimapolitik ist. Im Zentrum unserer Anstrengungen steht immer, Emissionen erst gar nicht entstehen zu lassen. Deshalb forcieren wir mit enormer Kraft und Erfolg den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Wir treiben den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energieträgern, mehr Energieeffizienz und eine Kreislaufwirtschaft voran. All das ist Klimaschutz. Aber Deutschland hat das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein. Das ist sehr ambitioniert. Und es gibt Emissionen in der Industrie, die nur sehr schwer oder gar nicht vermeidbar sind. Das gilt vor allem bei der Herstellung von Zement und Kalk und der thermischen Abfallbehandlung. Hier müssen wir verbleibendes CO₂ abscheiden und speichern. Nur dann können wir diese Industriezweige in Deutschland halten und unsere Klimaziele in der Industrie erreichen.

    Wir blicken mittlerweile auf viele Jahre der Erforschung, Erprobung und Anwendung der CCS-Technologie zurück. Mit diesem Erfahrungsschatz können wir heute sagen: Diese Technologie ist sicher. Risiken sind - wie die im Bergbau oder in der Chemieindustrie - managebar. Deutschland ist auch nicht allein, wenn wir CCS ermöglichen. Im Gegenteil. Viele Industrieländer gehen bei der Entwicklung der Technologie bereits mit großen Schritten voran. Deutschland agiert hier im europäischen und internationalen Konzert. Mit dieser Entscheidung ermöglichen wir auch, dass deutsche Unternehmen hier Know-how aufbauen und so zukünftige Wertschöpfung mit der CCS/CCU-Technologie sichern.


    Der Minister ergänzte: Um wieder ein nachhaltiges Gleichgewicht in der Atmosphäre herzustellen, brauchen wir auch negative Emissionen. Eine wichtige Möglichkeit ist die Stärkung natürlicher CO₂ Senken wie Böden und Moore. Das allein wird aber bei allen Anstrengungen nicht reichen. Wir müssen auch mit Technik ran und sogenannte technische Senken schaffen. Auch dafür brauchen wir eine CCS-Infrastruktur. Mein Haus arbeitet deshalb ebenfalls mit Hochdruck an einer Strategie für Negativemissionen. Sie wird eine Art Schwesterstrategie zur Carbon Management-Strategie.


    Das Vorhaben

    Der Weltklimarat IPCC hatte in seinem jüngsten Bericht klargestellt, dass neben anderen Minderungsmaßnahmen auch CCS/CCU in emissionsintensiven Sektoren mit schwer vermeidbaren Emissionen eine notwendige Klimaschutztechnologie ist, um 1,5 Grad Temperaturerhöhung nicht zu überschreiten. In Europa betreiben bzw. planen Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Island, Italien, Frankreich, Kroatien, Polen, Rumänien und das Vereinigte Königreich daher bereits geologische Speicher. Die USA fördern mit dem Inflation Reduction Act die CCS/CCU-Technologien. Auch die Europäische Kommission treibt die europaweite Anwendung der Technologie u.a. über den Net Zero Industry Act voran. Am 6. Februar 2024 wurde zudem eine Mitteilung der Kommission mit einer Industrial Carbon Management Strategy veröffentlicht.

    Die heute vorgelegten Eckpunkte zeigen wichtige Weichenstellungen auf, die dann in der Carbon Management-Strategie fachlich tiefer ausbuchstabiert und quantifiziert werden. Die vorliegenden Eckpunkte bilden zudem die Grundlage für Anpassungen des Rechtsrahmens zu CCS/CCU in Deutschland. Hierzu hat das BMWK einen Referentenentwurf für die Novelle des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (KSpG) vorgelegt, die vor allem einen klaren Rechtsrahmen für den Aufbau einer CO₂-Pipelineinfrastruktur schaffen soll. Im Referentenentwurf wird zudem die Speicherung Offshore, d.h. in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) bzw. dem Festlandsockel, in engen Grenzen und unter Ausschluss einer Injektion von Kohlendioxid in Meeresschutzgebieten, erlaubt. Die Speicherung Onshore wird weiterhin nicht ermöglicht.


    Die Eckpunkte für die Carbon Management-Strategie und der Gesetzentwurf zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes wurden auf der Grundlage des Ende 2022 veröffentlichten Evaluierungsberichts zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz erarbeitet. Bei dem breit angelegten Stakeholderdialog von März bis August 2023 waren Vertreterinnen und Vertretern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft einbezogen. Dabei wurden alle relevanten Fragen zu Quellen, Transport, Nutzung und Speicherung von CO₂ in Deutschland diskutiert, bevor erste regierungsinterne Abstimmungen folgten.


    Kerninhalte

    Kerninhalte der Eckpunkte der Carbon Management Strategie und des Referentenentwurfs zur Novelle des KSpG:

    • Da Emissionen in bestimmten Bereichen nur schwer oder anderweitig nicht vermeidbar sind, werden die momentan bestehenden Hürden für die Anwendung von CCS/CCU in Deutschland beseitigt. Das betrifft insbesondere Prozesse, die man weder in Gänze vermeiden, noch unmittelbar auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen oder Wasserstoff umstellen kann.
    • Um klimaschädliche Emissionen in der Stromerzeugung zu vermeiden, setzt die Bundesregierung auf den beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien sowie auf den in der Kraftwerksstrategie beschriebenen Kapazitätsmechanismus und im Vorgriff darauf den Neubau von Gaskraftwerken, die auf Wasserstoff umgestellt werden. Für Verstromungsanlagen mit gasförmigen Energieträgern oder Biomasse wird die Anwendung von CCS/CCU im Sinne eines technologieoffenen Übergangs zu einem klimaneutralen Stromsystem ebenfalls ermöglicht, aber jedenfalls bei fossilen Energieträgern nicht gefördert. Es bleibt beim Kohleausstieg; für Emissionen aus der Kohle-Verstromung wird der Zugang zu CO₂-Pipelines ausgeschlossen.
    • Die staatliche Förderung für CCS/CCU wird auf schwer oder nicht vermeidbare Emissionen fokussiert.
    • Der Hochlauf von CCS/CCU muss im Einklang mit den Treibhausgasminderungszielen des deutschen Klimaschutzgesetzes (KSG) und dem Erreichen der Klimaneutralität 2045 stehen. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, wird die Bundesregierung im Dialog mit den Unternehmen Lösungen suchen, wie Betriebsgenehmigungen für Energieinfrastruktur (Kraftwerke oder Gasleitungen) mit fossilen Brennstoffen rechtssicher so erteilt werden können, dass der Betrieb über das Jahr 2045 hinaus nur mit nicht-fossilen Brennstoffen fortgesetzt werden kann, ohne einen Investitionsstopp, Fehlinvestitionen und Entschädigungsansprüche auszulösen.
    • Um mit dem Bau von CO₂-Pipelines in privater Trägerschaft innerhalb eines staatlichen Regulierungsrahmens beginnen zu können, wird das KSpG entsprechend den Vorschlägen der Bundesregierung im Evaluationsbericht von Ende 2022 aktualisiert. Rechtsunsicherheiten bei der Anwendung des Gesetzes werden behoben. Konkret wird im Referentenentwurf ein einheitliches Zulassungsregime für Kohlendioxidleitungen geschaffen.
    • Die Bundesregierung ratifiziert die Änderung des London-Protokolls zur Ermöglichung des CO₂-Exports zwecks Offshore-Speicherung und nimmt die hierfür notwendigen Änderungen am Hohe-See-Einbringungsgesetz vor.
    • Die Erkundung von Offshore-Speicherstätten in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) bzw. dem Festlandsockel wird gesetzlich ermöglicht. Bei nachgewiesener Standorteignung, unter Berücksichtigung von Sicherheitsstandards und ökologischen Kriterien sowie bei Ausschluss einer Übernutzung des Meeres können entsprechende Speicher für die industrielle Nutzung erschlossen werden. Eine Injektion von Kohlendioxid in Meeresschutzgebieten ist ausgeschlossen.
    • Dagegen wird die dauerhafte Speicherung von CO₂ im geologischen Untergrund auf dem Gebiet des deutschen Festlands (onshore) weiterhin nicht ermöglicht. Downloads


    Downloads

  • 26.02.2024 - PDF - Energiewende

    Publikation: Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes

    Referentenentwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz

    PDF, 352 KB Öffnet PDF "Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes" in neuem Fenster. (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Gesetz/20240226-referentenentwurf-cms.pdf?__blob=publicationFile&v=8)

  • 26.02.2024 - PDF (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Gesetz/20240226-referentenentwurf-cms.pdf?__blob=publicationFile&v=8) -

    Publikation: Eckpunkte der Bundesregierung für eine Carbon Management-Strategie

    PDF, 184 KB (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/E/240226-eckpunkte-cms.pdf?__blob=publicationFile&v=6)

    Öffnet PDF "Eckpunkte der Bundesregierung für eine Carbon Management-Strategie" in neuem Fenster.

  • Weiterführene Informationen

  • 26.02.2024 - Video (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Videos/2024/02/240226-pk-carbon-management-strategie/video.html) -

    Video: Pressekonferenz Eckpunkte Carbon Management Strategie
    Mit Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
    Ottmar Edenhofer, Direktor Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
    Dominik von Achten, CEO Heidelberg Materials

    Öffnet Einzelsicht

  • Info: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2024/02/20240226-habeck-will-den-einsatz-von-ccs-ermoeglichen.html




    Weiteres:




    Artikel - Industriepolitik

    CCU/CCS: Baustein für eine klimaneutrale und wettbewerbsfähige Industrie


    bmwk.de, 26.02.2024

    Gerade in der Zementindustrie stellt die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 eine wichtige Option zur Reduktion prozessbedingter Emissionen dar


    © AdobeStock/dmitrykobets


    Inhalt









    Einleitung

    Für eine klimaneutrale Zukunft beschreiten wir als Volkswirtschaft drei Wege, um möglichst wenig schädliches CO₂ in die Atmosphäre einzubringen: Einleitung

    1. Vermeidung,
    2. Substitution, also der Ersatz von fossilen durch erneuerbare Energieträger, und
    3. Entnahme von CO₂ aus der Atmosphäre beziehungsweise das Verhindern, dass es dorthin gelangt.


    Prioritär sind die ersten beiden Strategien, denn jede Tonne CO₂, die vermieden oder ersetzt werden kann, muss nicht aufwändig eingefangen, gespeichert oder wiederverwendet werden.

    Deutschland hat im Bundes-Klimaschutzgesetz das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Nach dem Jahr 2050 sollen sogar negative Treibhausgasemissionen erreicht werden, d.h. dass der Atmosphäre dann insgesamt mehr Emissionen entzogen werden sollen als emittiert werden

    Trotz aller Anstrengungen wird es aber selbst nach 2045 noch Emissionen geben, die nicht durch die bislang verfügbaren oder sich in Entwicklung befindlichen Technologien vermieden werden können.

    Klimaneutralitätsstudien gehen deshalb davon aus, dass unvermeidbare bzw. schwer vermeidbare CO₂-Emissionen in bestimmten Fällen eine Abscheidung und anschließende Nutzung von CO₂ (engl. Carbon Capture and Utilization, CCU)  sowie eine sichere und dauerhafte Speicherung von CO₂ in tiefliegenden geologischen Gesteinsschichten (engl. Carbon Capture and Storage, CCS) erfordern.

    Die Bundesregierung plant zu diesem Zweck eine Carbon Management-Strategie, um den Umgang mit diesen unvermeidbaren bzw. schwer vermeidbaren Restemissionen zu regeln.


    Technologien zur Abscheidung und Transport von CO₂

    Die Abscheidung von unvermeidbaren bzw. schwer vermeidbaren CO₂-Emissionen bietet sich vor allem bei der Industrie und Abfallwirtschaft an. In den vergangenen Jahren hat die Entwicklung der verfügbaren Abscheidetechnologien große Fortschritte hinsichtlich Abscheideeffizienz, Marktreife und Kostenreduktion gemacht, sodass ein großtechnischer Einsatz zeitnah möglich erscheint.

    Der Transport großer Mengen CO₂ zum Standort der Nutzung oder zum Zweck der dauerhaften Speicherung erfordert gegebenenfalls neue Netze und Infrastrukturen und kann besonders effizient über Leitungen erfolgen. Zum Teil kommt aber auch der Transport per Schiff, LKW oder Schiene in Betracht. Durch ein gezieltes Carbon Management in Industrieclustern können Transportbedarfe reduziert werden.


    CO₂ als Rohstoff: Schaffung von Kohlenstoffkreisläufen

    Die Nutzung von abgeschiedenem CO₂ bietet eine Option, den Ausstoß von Prozessemissionen aus industriellen Quellen zu verringern und gleichzeitig Kohlenstoffkreisläufe zu schließen. CO₂ wird als Kohlenstoffquelle eine wachsende Bedeutung in der chemischen Industrie zugerechnet; spätestens dann, wenn fossile Kohlenstoffquellen nicht mehr bzw. nur noch in geringem Umfang genutzt werden. 

    Das im Zuge des Nutzungsverlaufs in den Produkten gebundene CO₂ wird allerdings – solange der CO₂-Kreislauf noch nicht vollständig geschlossen ist – am Ende des Produktlebens wieder freigesetzt.


    Dauerhafte Speicherung von CO₂

    Die dauerhafte geologische Speicherung von CO₂ in Tiefenbereichen von etwa 800 bis 4.000 Metern bietet die Möglichkeit, CO₂ permanent einzuspeichern. Die geologische Speicherung von CO₂ wird weltweit seit Jahrzehnten praktiziert – von kleinen Pilot- bis hin zu großen Industrieprojekten und unter verschiedenen geologischen Rahmenbedingungen. Geeignete geologische Speicher sind zum Beispiel ausgeförderte Öl- oder Erdgaslagerstätten und Salzwasser führende Gesteinsschichten (sog. salinare Aquifere). In diese Speicher können große CO₂-Mengen injiziert und sicher über geologische Zeiträume gespeichert werden.

    Das bisher einzige CO₂-Speicherprojekt in Deutschland befindet sich westlich von Berlin am Pilotstandort Ketzin. Von Juni 2008 bis August 2013 wurden insgesamt ca. 67 Tausend Tonnen CO₂ in einem salinen Aquifer in einer Tiefe von 630 bis 650 m gespeichert.

    Die großen Speicherkapazitäten in Deutschland und Europa liegen insbesondere unterhalb der Nordsee bzw. der Norwegischen See.


    Negative Emissionen

    Sogenannte negative Emissionen entziehen der Atmosphäre CO₂. Sie können entweder durch natürlichen Klimaschutz, bspw. die Erhöhung der Kohlenstoffvorräte im Wald, aber auch mit Hilfe technischer Ansätze erreicht werden. Hier sind v.a. Verfahren zum direkten CO₂-Entzug aus der Luft (DACCSengl. Direct Air Capture and CCS) oder der energetischen Biomassenutzung mit CCS (BECCSengl. Bioenergy and CCS) zu nennen. Bei der BECCS-Technologie wird CO₂ aus der Verbrennung von Biomasse abgeschieden und anschließend im geologischen Untergrund dauerhaft gespeichert. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass nachhaltig erzeugte Biomasse nur im begrenzten Umfang verfügbar ist. Zum Umgang mit Negativemissionen wird die Bundesregierung – wie im Koalitionsvertrag vereinbart - eine Langfriststrategie Negativemissionen erarbeiten.


    Fördermaßnahme CO₂-Vermeidung und -Nutzung in Grundstoffindustrien

    Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wird Projekte energieintensiver Grundstoffindustrien fördern, die zum Ziel haben, im Einklang mit der Carbon Management-Strategie Treibhausgasemissionen mittels CCU/CCS-Technologien einer Nutzung zuzuführen oder möglichst dauerhaft im tiefen Untergrund unterhalb der Nordsee zu speichern. Die Projekte sollen damit einen Beitrag auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität leisten und zum Erhalt strategischer Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa beitragen. Die geförderten Projekte sollen einen hohen Innovations- und Demonstrationscharakter haben und modellhaft auf andere Unternehmen übertragbar sein.


    Rechtsrahmen

    Die Abscheidung des CO₂ regelt vor allem das Bundesimmissionsschutzgesetz, den Transport und die Speicherung das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG).

    Die Bundesregierung hat das Gesetz sowie die Erfahrungen zur CCS-Technologie Ende 2018 evaluiert. Im zweiten Evaluierungsbericht zum KSpG von Ende 2022 hat die Bundesregierung zusätzlich CCU-Technologien evaluiert. Die Bundesregierung hat in dem Bericht die Empfehlung ausgesprochen, den Rechtsrahmen für CCS/CCU anzupassen. Dazu soll das KSpG zeitnah angepasst werden, u.a. um den Bau von CO₂-Leitungen zu erleichtern und auch für Zwecke von CCU im KSpG zu regeln. Außerdem sollen Hindernisse für den Export von CO₂ abgebaut werden.


    Die Carbon Management-Strategie

    Der letzte Evaluierungsbericht zum KSpG enthielt bereits eine Vorausschau auf die von der Bundesregierung geplante Carbon Management-Strategie. Diese soll – begleitet durch einen umfassenden Stakeholderdialog (Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft) – im ersten Quartal 2024 vorgelegt werden. Notwendige Anwendungsgebiete der CCU und CCS-Technologien aber auch die Frage, wo CO₂ gespeichert werden könnte, insbesondere unter dem Meeresboden, sollen im Rahmen der Carbon Management-Strategie beleuchtet werden.


    Downloads

  • 26.02.2024 - PDF -

    Publikation: Eckpunkte der Bundesregierung für eine Carbon Management-Strategie

    PDF, 184 KB

    Öffnet PDF "Eckpunkte der Bundesregierung für eine Carbon Management-Strategie" in neuem Fenster.
  • 26.02.2024 - PDF - Energiewende

    Publikation: Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes

    Referentenentwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz

    PDF, 352 KB

    Öffnet PDF "Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes" in neuem Fenster.

  • Weiterführende Informationen

  • 26.02.2024 - Video - https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Videos/2024/02/240226-pk-carbon-management-strategie/video.html

    Video: Pressekonferenz Eckpunkte Carbon Management Strategie
    Mit Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
    Ottmar Edenhofer, Direktor Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
    Dominik von Achten, CEO Heidelberg Materials

    Öffnet Einzelsicht

  • Externe Informationen zum Thema


    • Externes Angebot - acatech.de Externe Informationen zum Thema

      Externes Angebot: acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften: CCU und CCS – Bausteine für den Klimaschutz in der Industrie

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - bgr.bund.de

      Externes Angebot: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR): CO2-Speicherung

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - fossil.energy.gov

      Externes Angebot: The Carbon Sequestration Leadership Forum (CSLF): Startseite

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - co2geonet.com

      Externes Angebot: CO2GeoNet: Startseite

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - cleanenergyministerial.org

      Externes Angebot: Clean Energy Ministerial (CEM): Carbon Capture Utilization and Storage 

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - globalccsinstitute.com

      Externes Angebot: Global CCS Institute: Startseite

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - gfz-potsdam.de

      Externes Angebot: Deutsches GeoForschungsZentrum: Startseite

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - iea.org

      Externes Angebot: International Energy Agency: Carbon Capture, Utilisation and Storage

      Öffnet Einzelsicht
    • Externes Angebot - umweltbundesamt.de

      Externes Angebot: Umweltbundesamt: Carbon Capture and Storage


    Info: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/weitere-entwicklung-ccs-technologien.html




    Weiteres:




    Evaluierungsbericht zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) Bericht der Bundesregierung


    bmwk.de, vom 21.12.2022 - PDF - Energiedaten und -szenarien


    Einleitung


    Info: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energiedaten/evaluierungsbericht-bundesregierung-kspg.html


    Kommentar: Einige Habecks waren und sind da ziemlich flott-smart am Werk. Auch für den der  weiß, dass Mitglieder das alles mitmachen.

    26.02.2024

    Nachrichten von Pressenza: Auf Krieg einstellen (III)

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 26. Februar 2024, 7:17 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 26.02.2024


    Auf Krieg einstellen (III)


    Mit dem neuen „Operationsplan Deutschland“ treibt die Bundeswehr die Militarisierung der Zivilgesellschaft voran. Militärplaner setzen beim Aufmarsch gegen Russland auf die Einbindung ziviler Ressourcen. Der von der Bundeswehr angekündigte „Operationsplan Deutschland“ beinhaltet neben militärischen Maßnahmen umfassende Schritte zur Militarisierung der&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/auf-krieg-einstellen-iii/


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    72 Prozent der Ukrainer für Verhandlungen


    Eine große Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung möchte den Krieg gegen Russland durch Verhandlungen zu einem Ende bringen. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie (KIIS) hervor, die am Mittwoch (21. Februar) veröffentlicht wurde. 72 Prozent&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/72-prozent-der-ukrainer-fuer-verhandlungen/


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    Von Resten zu Ressourcen: Südkoreas beeindruckendes Recycling


    Südkorea verwertet fast 100 Prozent seines Lebensmittelabfalls. Dank strikter Trennung, KI, Gebühren, Bildung – und Strafen. Daniela Gschweng   für die Online-Zeitung INFOsperber Noch 2005 wurden lediglich zwei Prozent aller Lebensmittelabfälle in Südkorea weiterverwertet. Inzwischen hat sich das asiatische Land zum&hellip;

    http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/von-resten-zu-ressourcen-suedkoreas-beeindruckendes-recycling/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.02.2024

    Vortrag in Hannover, 27.02.2024 um 18 Uhr
    Der 7. Oktober 2023 - Kampf gegen die Hamas

    Aktuelles & Veranstaltungen


    Der 7. Oktober 2023 - die Geiseln – der Kampf gegen die Hamas im Gazastreifen. Fakten und Perspektiven

    Am 27.02.2024 referiert Amos Davidowitz zur Perspektive und Situation der Geiseln im Gazastreifen. Dieser Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem ZeitZentrum Zivilcourage und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hannover.


    Screenshot_2024_02_26_at_09_44_57_Der_7._Oktober_2023_Kampf_gegen_die_Hamas_Aktuelles_Veranstaltungen_ZeitZentrum_Zivilcourage_Erinnerungskultur_Architektur_Geschichte_Kultur_Freizeit


                                   Amos Davidowitz

    Vortrag in Hannover

    27.02.2024 um 18 Uhr

    Zeitzentrum Zivilcourage

    Theodor Lessingplatz 1A, 30159 Hannover


    Amos Davidowitz, geb. 1958, war über Jahrzehnte friedensbewegter Aktivist in der israelischen Gesellschaft. Über zwei Dekaden war er israelischer Partner bei Austauschprojekten zwischen jüdischen und arabischen Israelis sowie Jugendlichen aus Hannover. Er leitete ein Projekt zur Friedenserziehung mit arabischen und jüdischen Jugendlichen aus Israel, türkischen und griechischen Zyprioten sowie katholischen und protestantischen Jugendlichen aus Nordirland. Außerdem beteiligte er sich aktiv an der Expo 2000. Vor dem Mordüberfall am 7. Oktober war er im Rahmen von "Brothers and Sisters in Arms" am Widerstand gegen die geplante Justizreform in Gaza aktiv beteiligt.


    Gleichzeitig war er jahrzehntelang Reservist in einer Kombatteinheit der israelischen Armee.

    Aktuell gehört er zu einer Einheit erfahrener älterer Soldaten, die das Kampfgeschehen in Gaza eng begleiten und versuchen aufgrund ihrer Erfahrungen in früheren Kriegen, Fehler der Armee zu vermeiden bzw. in Problemsituationen alternative Vorgehensweisen zu entwickeln.

    Im Februar wird er vorläufig demobilisiert und begibt sich auf Vortragsreisen in die USA und nach Deutschland.


    In seinem Vortrag, der in englischer Sprache gehalten und ins Deutsche übersetzt wird, berichtet er über die Ereignisse am 07. Oktober, über die Situation der Geiseln und die inner-israelischen Auseinandersetzungen um die Wege zu ihrer Befreiung. Darüber hinaus referiert er über die Situation im Gazastreifen und die Strategie der israelischen Armee.

    Abschließend skizziert er die Perspektiven Israels, der Palästinenser und der gesamten Region.


    Termine

    27.02.2024 ab 18:00 bis 20:00 Uhr

    Termin speichern


    Ort

    ZeitZentrum Zivilcourage. Lernort zur hannoverschen Stadtgesellschaft im Nationalsozialismus
    Theodor-Lessing-Platz 1A
    30159 Hannover

    Dies ist eine Veranstaltung mit freiem Eintritt


    Kontakt

    Collage aus Fotos des Teams des ZeitZentrum Zivilcourage, Januar 2021 © LHH

    ZeitZentrum Zivilcourage Osterstr. 46 (2. OG)

    ,

    30159 Hannover

    +49 511 168-42088

    +49 511 168-40315

    ZeitZentrum Zivilcourage, Theodor-Lessing-Platz 1a, 30159 Hannover  Büroanschrift: Osterstr. 46, 30159 Hannover  Homepagewww.hannover.de/das-zSoziale Medi...

    lesen


    Info: https://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Architektur-Geschichte/Erinnerungskultur/ZeitZentrum-Zivilcourage/Aktuelles-Veranstaltungen/Der-7.-Oktober-2023-Kampf-gegen-die-Hamas


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Soldat für Israel: Wie geht man mit so einem Feind um?


    archive.ph, vom (Aktualisiert am ) 14. Januar 2024, 6:33 Uhr,Protokoll:

    Amos Davidowitz und Amit Barak sind seit Wochen im Gazastreifen im Einsatz. Hier berichten sie von Terroristen, die sich in Wohnhäusern verschanzen, sich unter Flüchtlinge mischen und im Schutz von weißen Flaggen das Feuer eröffnen.


    Amos Davidowitz, 65, Oberstleutnant © Ofir Berman für DIE ZEIT


    / 22 Kommentare /

    Exklusiv für Abonnenten

    Wie geht man mit so einem Feind um? – Seite 1

    I

    Ist das Vorgehen Israels im Gazastreifen gerechtfertigt? Mittlerweile steht sogar der Vorwurf des Völkermords im Raum. Bei uns schildern zwei israelische Soldaten ihren Alltag.


    "Du darfst nicht deine Menschlichkeit verlieren"

    Amos Davidowitz, 65, Oberstleutnant

    Eigentlich bin ich kein Soldat, sondern Zivilist. Hätte die Hamas uns nicht überfallen, würde ich jetzt als Tourguide arbeiten. Aber am 7. Oktober wurde ich eingezogen. Es ist mein vierter Krieg als Reservist. Dass ich mit 65 Jahren noch in der Armee diene, hat mit meiner Familie zu tun, die im Holocaust fast ganz zerstört wurde.


    Als junger Soldat habe ich mir geschworen: So etwas darf nie wieder passieren. Heute gehöre ich zum Netzwerk der Offiziere, die der Truppe "gelernte Lektionen" vermitteln: wie der Feind agiert und wie wir unsere Taktik anpassen müssen. In meinem Team sind fast alle jünger als ich, wir haben auch einen Diplomaten, einen Arzt, einen promovierten Hisbollah-Experten.


    Der Krieg in Gaza ist anders als alles, wofür ich in den 1970ern ausgebildet wurde: Nationalstaat gegen Nationalstaat, alle tragen Uniform. Die Terroristen kämpfen in Zivil, und sie haben den Kampf komplett in die Wohngebiete verlagert. Meine Aufgabe ist es, trotzdem eine westliche Ethik der Kriegsführung hochzuhalten – und zugleich unser Risiko zu minimieren.


    Gestern haben wir in Gaza wieder Tunnel gesprengt. Es gibt vier Arten: einfache vertikale, schräge mit Licht und Telekommunikation, horizontale mit massiven Toren und große, in denen Autos fahren können. Um sie zu zerstören, muss man hinein. Wie viel Geld hier verschwendet wurde, das ist verrückt. Die Hamas hat ihren eigenen Leuten die Zukunft gestohlen.

    Im Gazastreifen gibt es übrigens 36 Krankenhäuser. Fast alle, mit denen unsere Armee in diesem Krieg zu tun hatte, wurden als Waffenverstecke benutzt, viele auch als Standorte der Hamas. Wir haben dort frisch mit Zement verschlossene Eingänge von Tunnelschächten gefunden.

    Die Hamas weiß, dass die israelische Armee Kliniken, Gotteshäuser und Schulen nicht bombardieren darf – es sei denn, wir werden von dort aus beschossen. Unter einer Moschee haben wir eine Fabrik zur Herstellung von Granaten gefunden. Wie geht man mit so einem Feind um?


    "Unser Ziel ist die Vernichtung der Hamas"

    Das Wichtigste ist, ihn zu verstehen. Sie beschießen uns zum Beispiel aus Wohnhäusern, und wenn wir mit Präzisionsschüssen reagieren, gehen sie im Haus immer höher und lassen uns keine Wahl, als das Gebäude zu zerstören.


    Manche sagen, Israel nehme Rache. Das ist falsch! Wir wollen verhindern, dass die Hamas uns wieder angreifen kann. Unser Auftrag ist, Terroristen zu töten. Die Opferzahlen aus dem Gazastreifen kommen direkt von der Hamas.


    Noch eine typische Situation in Gaza: Es nähert sich eine Gruppe verschleierter Frauen mit weißen Flaggen. Wir signalisieren, sie sollen anhalten, aber das tun sie nicht. Plötzlich holen einige Gewehre raus, eröffnen das Feuer. Es sind verkleidete Männer. Unser Befehl lautet: Leben schonen, besonders das von Frauen, Kindern und Alten. Ob das gelingt, hängt aber davon ab, wie die Hamas kämpft. Ihre Strategie ist, uns zu Fehlern zu verleiten. Sie verminen zum Beispiel ganze Gebiete. Oder sie verletzen Einzelne von uns, warten auf Sanitäter und attackieren sie. Ihre Sniper schießen auf unsere Offiziere, die durch helle Schulterklappen erkennbar sind. Deshalb ist der Prozentsatz der gefallenen Kommandeure bei uns außergewöhnlich hoch.


    Noch zwei typische Fallen: Taschen oder Kleidung aus unseren Kibbuzim wurden ausgelegt, damit wir glauben, es seien israelische Geiseln in der Nähe. Dann hörten wir in einer Moschee Kinderstimmen auf Hebräisch, die kamen aber vom Band, und drin waren Bewegungsmelder installiert, damit, wenn wir reingehen, alles explodiert.


    So kämpft unsere Armee nicht! Wenn du zulässt, dass dein Feind dich runterzieht auf sein Niveau, hast du verloren. Wer in Israel einfällt und unsere Zivilisten abschlachtet, wer unser Land vernichten will, den müssen wir töten. Aber wir schlachten niemanden ab. Unser Ziel ist die Vernichtung der Hamas. Deshalb ist der Vorwurf, wir würden in Gaza einen Genozid begehen, absurd.


    Ich habe früher viel Friedensarbeit gemacht, in Deutschland und auch in Gaza. Das finde ich bis heute richtig. Mein Vater war Rabbiner, meine Schwester ist Rabbinerin, unsere Familie hat eine 700-jährige Tradition von Rabbinern. Als Kind durfte ich nie Kriegsspielzeug haben. Manchmal ist Krieg leider das einzige Mittel, um Frieden zu erreichen. Aber die Shoah lehrt uns auch: Du darfst im Kampf nicht deine Menschlichkeit verlieren.


    "Sie lassen Kinder und Alte Munition transportieren"

    Amit Barak, 47, Soldat

    Mein Fazit: Es gibt keine Unbeteiligten in Gaza", sagt Amit Barak. © Ofir Berman für DIE ZEIT


    Das ist extrem riskant. Wir rechnen ständig mit Hinterhalten, Sprengfallen – und damit, dass Hamaskämpfer plötzlich aus Tunneln auftauchen.


    Alle Soldaten der israelischen Armee haben Befehl, nicht auf Zivilisten zu schießen. Das wissen die Terroristen und benutzen es gegen uns. Sie lassen Kinder und Alte Munition transportieren. Frauen verstecken Waffen in Kinderwagen.


    Ich wurde am 7. Oktober als Reservist eingezogen, erst seit einer Woche bin ich wieder zu Hause bei meiner Frau und unseren zwei Kindern. Mein Fazit: Es gibt keine Unbeteiligten in Gaza. In jedem Haus, das wir besetzt haben, fanden wir Kampfmonturen oder Munition oder Symbole der Hamas, der Fatah, der PLO. Sogar in Kinderzimmern. Dort entdeckten wir nicht nur Waffen, auch immer wieder Schulbücher mit Landkarten, auf denen Israel einfach fehlt. Es macht mich traurig, wie viel Geld die Hamas nicht nur in Tunnel und Raketen, sondern auch in ein Bildungssystem des Hasses investiert hat.


    Gaza könnte schöner sein als Dubai. Es gibt dort wunderbare Strände und die Palästinenser hätten mit den Milliarden an Hilfsgeldern ein Paradies schaffen können. Aber sie haben sich für Terror entschieden. Als israelische Geiseln freikamen, habe ich erlebt, wie sogenannte Zivilisten die Hamas feierten.


    "Wie bleiben wir als israelische Soldaten unseren Werten treu?"

    Trotzdem hat unsere Armee die Bevölkerung im Gazastreifen immer wieder zur Flucht aufgefordert, sie vorgewarnt, obwohl das militärisch ein Nachteil für uns ist.


    Am schwersten war für uns Soldaten, einen Monat auf den Einsatz zu warten. Air Force und Artillerie mussten ihn vorbereiten, sonst wäre es noch gefährlicher für uns gewesen. Wichtig zu verstehen ist: Die Terroristen kämpfen niemals Mann gegen Mann. Sie sehen aus wie Zivilisten. Auf der Straße mischen sie sich unter die Flüchtlinge.


    Das wussten wir vorher. Überrascht hat mich, dass wir in vielen Häusern, egal ob armen oder reichen, gehortete Hilfspakete des Hilfswerkes UNRWA fanden. Wir entdeckten auch einen Tunneleingang direkt bei einem UNRWA-Hospital. Wenn die internationale Gemeinschaft helfen will, die Hamas zu stoppen und diesen Krieg zu beenden, muss sie auch ihre Illusionen über vermeintliche Helfer der Palästinenser aufgeben. Und verstehen, wie die Hamas Gaza dominiert. Vor Ort habe ich den Eindruck gewonnen: Gaza ist Hamas.


    Wie bleiben wir als israelische Soldaten trotzdem unseren Werten treu? Meine Antwort: Indem wir im Gazastreifen unser Leben riskieren, statt einfach alles aus der Luft zu zerbomben. Mein Bruder dient in derselben Einheit wie ich als Arzt. Zum Glück habe ich ihn noch nicht gebraucht, aber es ist ein gutes Gefühl zu wissen, falls ich verletzt werde, ist er da.


    Im normalen Leben arbeite ich für zivilgesellschaftliche Organisationen, seit zehn Jahren setze ich mich für arabischsprachige Christen ein. Ich selbst bin nicht religiös, sondern säkular und politisch links. Ich achte aber religiöse Traditionen.


    Meine Frau wurde in einem Kibbuz nahe Nazareth geboren. Ich führe Touristen durch das Heilige Land, am 7. Oktober war ich mit einer Gruppe in Galiläa unterwegs. Dann kam die Einberufung. Ich fuhr nur kurz nach Hause, habe mich verabschiedet und bin zu meiner Einheit.


    Das ist für mich das Härteste am Krieg: von meiner Familie getrennt sein. Alles andere akzeptiert man. Meine Einheit hat bereits vier Leute verloren. Aber wir wissen, es geht um unser Land. Anfangs kursierte das Gerücht, dass am 7. Oktober ein Kind in einem Ofen verbrannt worden sei. Wir Soldaten haben es nicht geglaubt. Bis wir einen Kameraden aus dem Anti-Terror-Team trafen, der das verbrannte Kind gefunden hatte. Er sagte uns: Es ist wahr.


    Das ist der Grund, warum wir kämpfen. Im Moment habe ich keinen neuen Einsatzbefehl, sondern ein paar Tage Urlaub. Ich bin froh, bei meiner Familie zu sein.


    Die Gespräche mit den Soldaten wurden per Zoom geführt. Ihre Angaben können wir nicht prüfen. Lesen Sie hier mehr zum Thema Israel und Gaza.


    Info: https://archive.ph/VaOS2 / https://archive.ph/VaOS2#selection-1327.0-1380.0


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


    unser weiterer Kommentar: Folgende Zitate stammen aus diesem Artikel,


    Zitat: "Unser Ziel ist die Vernichtung der Hamas" (Zitatende)

    Zitat: Mein Fazit: Es gibt keine Unbeteiligten in Gaza" (Zitatende)

    Zitat: "Vor Ort habe ich den Eindruck gewonnen: Gaza ist Hamas" (Zitatende)


    und verdeutlichen den politischen wie militärischen Aberwitz, da auf den derzeit praktizierten Wegen, weder Frieden und Gerechtigkeit wieder hergestellt werden kann, noch Vergeltung ausgeübt werden kann, es sei denn so, wie es aus alttestamentarischen Quellen überliefert ist.

    26.02.2024

    Lesenswertes Interview mit dem israelischen Wissenschaftler Omer Bartov in Qantara.de

    -------- Weitergeleitete Nachricht --------


    Betreff: Lesenswertes Interview mit dem israelischen Wissenschaftler

    Omer Bartov in Qantara.de

    Datum: Sun, 25 Feb 2024 19:24:59 +0100

    Von: Martin Breidert <martin.breidert@gmx.de>

    An: Martin Breidert <martin.breidert@gmx.de>



    Ein interessantes Interview mit dem israelischen Wissenschaftler Omer

    Bartov in Qantara.de:


    https://qantara.de/artikel/interview-mit-dem-holocaust-forscher-omer-bartov-deutschland-k%C3%B6nnte-israel-und-pal%C3%A4stina


    Er  erklärt verständlich  die  Definitionen von  Apartheid,

    Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Ethnische

    Säuberung, Völkermord.


    Er meint, Deutschland solle ein konstruktive Rolle spielen und

    Verantwortung für Israel UND die Palästinenser übernehmen.


    Die Internet-Plattform Qantara.de gehört zur Deutschen Welle, die ein

    staatlicher Sender ist.


    Martin Breidert




    Interview mit dem Holocaust-Forscher Omer Bartov, Von Ceyda Nurtsch


    · 20.02.2024 "Deutschland könnte Israel und Palästina auf dem Weg zu Versöhnung unterstützen“


    Der Historiker und Holocaust-Forscher Omer Bartov






    Deutschland könnte "Israel und Palästina dabei helfen, in enger Zusammenarbeit mit anderen Verbündeten, insbesondere den Vereinigten Staaten, den Weg der Versöhnung und Koexistenz einzuschlagen", sagt Omer Bartov. "Am Ende könnte dies Deutschlands größte Sühne sein für das Ereignis, das zur Gründung des Staates Israel geführt hat." (Foto: Felix Schmitt/Bildungsstätte Anne Frank)


    Der weltweit angesehene Holocaust-Forscher Omer Bartov spricht im Interview mit Qantara.de über die Anklage gegen Israel am Internationalen Gerichtshof, die Instrumentalisierung von Antisemitismus und Deutschlands mögliche Rolle bei einer Zwei-Staaten-Lösung.


    Herr Bartov, der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hat die Klage Südafrikas gegen Israel angenommen und einige der von Südafrika beantragten Maßnahmen angeordnet. Unter anderem erklärte das Gericht, Israel müsse die Aufstachelung zum Völkermord "verhindern und bestrafen“. Wie interpretieren Sie das? Welche Auswirkungen wird das haben?


    Omer Bartov: Mit diesen vorläufigen Maßnahmen zeigt das Gericht, dass es die von Südafrika vorgebrachte Sorge akzeptiert, die Aussagen der politischen und militärischen Führer Israels könnten als Anstiftung zum Völkermord gewertet werden können. In meinem Kommentar in der New York Times Anfang November habe ich genau davor gewarnt.  
     
    Der Internationale Gerichtshof hat einige dieser Äußerungen vorgetragen. Diese Aussagen wurden nicht – wie die israelische Verteidigung zu argumentieren versuchte – von einigen unbedeutenden Einzelpersonen gemacht, sondern von Personen mit exekutiven Befugnissen und in hohen öffentlichen Ämtern, wie dem Präsidenten, dem Premierminister und dem Verteidigungsminister.


    In der Folge des Urteils des IGH hat Benjamin Netanjahu versucht, seinen Ministern einen Maulkorb zu verpassen. Allerdings ohne Erfolg. Erst kürzlich rief sein Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir auf einer Kundgebung in Israel und dann in einem Interview für das Wall Street Journal öffentlich dazu auf, die Bevölkerung des Gazastreifens zu "ermutigen", den Streifen ganz zu verlassen. In gewisser Weise ist das eine Aufforderung zur ethnischen Säuberung.


    An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.


    Was passiert nach dem IGH-Urteil? Das zeigt, dass die Maßnahmen des IGH vielleicht eine gewisse Auswirkung auf Netanjahu haben. Doch da er nicht imstande ist, seine Minister zu kontrollieren – nicht zuletzt, weil er einen Kollaps seiner Koalition befürchtet, was zu seiner Inhaftierung führen könnte – bleibt ihre allgemeine Wirkung eher gering. 


    Die Frage ist, was passiert in ein paar Wochen, wenn Israel dem IGH über die Umsetzung dieser Maßnahmen berichterstatten muss. Möglicherweise könnte der IGH Israel an den Sicherheitsrat verweisen, um Strafmaßnahmen wie Sanktionen zu verhängen. Die USA könnten gegen diesen Schritt ihr Veto einlegen. 

    Oder aber die USA könnten gleich Maßnahmen gegen Polizeiminister Ben Gvir beschließen, wie etwa die Sperrung seiner Finanzkonen. Das haben sie bereits bei mehreren Siedlern getan. Das wäre ein deutlicher Warnschuss für alle anderen Politiker.


    Können Sie bitte den Unterschied zwischen "ethnischer Säuberung“ – auch häufig "Zwangsumsiedelung“ genannt – "Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und "Kriegsverbrechen“ erklären?  

    Bartov: Sowohl "Kriegsverbrechen" als auch "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" sind schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. Bei "Kriegsverbrechen" sprechen wir von Verstößen gegen die Genfer Konvention von 1949 und die angehängten Protokolle. Unter "Kriegsverbrechen" versteht man die "weitreichende Zerstörung und Aneignung von Eigentum, die nicht durch militärische Notwendigkeiten gerechtfertigt sind und rechtswidrig und mutwillig durchgeführt werden" sowie "rechtswidrige Deportation oder Umsiedlung". 


    Ein wichtiges Element dabei ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Das bedeutet, dass die Auswirkungen der bei der Kriegsführung eingesetzten Mittel und Methoden nicht in einem Missverhältnis zu dem angestrebten militärischen Vorteil stehen dürfen.

    Beispielsweise kann der Abwurf einer 2000-Pfund-Bombe auf eine Schule mit 200 zivilen Flüchtlingen mit dem Ziel zwei Hamas-Führer zu töten, als unverhältnismäßiger Einsatz von Munition bewertet werden.



    Kinder im Gazastreifen stehen um Nahrungsmittel an. Nach Angaben der UN ist auch Wasser in dem Gebiet inzwischen ein rares Gut. (Foto: MOHAMMED ABED/AFP)


    "Ethnische Säuberungen" führen häufig zu Völkermord “Verbrechen gegen die Menschlichkeit” dagegen werden im Römischen Statut des Internationalen Gerichtshofs als "Handlungen, die im Rahmen eines ausgedehnten oder systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung begangen werden" definiert. Von besonderer Bedeutung sind hier die Punkte "Vernichtung“ und "Deportation oder Zwangsumsiedlung“.


    Im Gegensatz zum Völkermord zielen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht unbedingt auf eine bestimmte Gruppe von Menschen. Im Gegensatz zu Kriegsverbrechen werden sie außerdem nicht zwangsläufig während eines Krieges begangen.


    "Ethnische Säuberung" wird vom humanitären Völkerrecht nicht definiert. Sie ist ähnlich, aber nicht gleichbedeutend mit "Deportation oder gewaltsamer Umsiedlung der Bevölkerung“. Das heißt, "ethnische Säuberung" kann unter "Kriegsverbrechen" und/oder "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" fallen.


    Allgemein versteht man darunter den Versuch, eine ethnische Gruppe aus einem bestimmten Gebiet zu vertreiben, um eine andere ethnische Gruppe zu begünstigen, welche einen alleinigen Anspruch auf das Gebiet erhebt. 


    Die UN-Sachverständigenkommission, die mit der Untersuchung von Verstößen gegen das Völkerrecht im ehemaligen Jugoslawien beauftragt war, definierte ethnische Säuberungen als "zielgerichtete Politik einer ethnischen oder religiösen Gruppe, die darauf abzielt, die Zivilbevölkerung einer anderen ethnischen oder religiösen Gruppe durch gewaltsame und terroristische Mittel aus bestimmten geografischen Gebieten zu vertreiben".  
     
    In der Geschichte haben "ethnische Säuberungen" häufig zu Völkermord geführt. Etwa beim Völkermord in Deutsch-Südafrika 1904, beim Völkermord an den Armeniern 1915 und während der Frühphase des Holocaust.  


    Cover von Omer Bartov Anatomie eines Genozids


















    Omer Bartov' Mikrostudie über Buczacz wurde mit dem National Jewish Book Award and dem Yad Vashem International Book Prize for Holocaust Research ausgezeichnet. (Quelle: Suhrkamp Verlag)


    Kriterien für den Völkermord Das IGH sieht den Genozid-Verdacht als "plausibel". Was bedeutet das und ab wann kann man juristisch von "Genozid“ sprechen? 


    Bartov: Das Verbrechen des Völkermords wird in der UN-Völkermordkonvention von 1948 als "Handlungen, die in der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe an sich, ganz oder teilweise zu zerstören“ definiert. Zu solchen Handlungen gehören die "Tötung, die Verletzung körperlicher oder geistiger Integrität, die Lebensgefährdung durch Verschlechterung der Lebensbedingungen, die Geburtenverhinderung innerhalb der auszurottenden Bevölkerungsgruppe und die gewaltsame Überführung von Kindern aus der auszurottenden in eine andere Bevölkerungsgruppe“. Es ist möglich, dass alle diese Punkte, mit Ausnahme des letzten, auf Gaza zutreffen.  
     
    Entscheidend für die Definition von Völkermord ist erstens die ausdrückliche Absicht, eine Gruppe als solche zu vernichten. Zweitens gehören Handlungen dazu, die zeigen, dass diese Tötungen nicht willkürlich erfolgen, sondern sich absichtlich gegen Mitglieder dieser bestimmten Gruppe richten, mit dem Ziel, diese zu vernichten.  
     
    Insofern sind die Aussagen von politischen Führern von Bedeutung und wie diese Aussagen mit den Handlungen vor Ort verknüpft sind. Als Verbrechen gilt nach internationalem Recht auch die Aufstachelung zu Genozid – wie ihn solche Aussagen belegen würden. Darauf bezog sich auch der IGH in den von ihm ausgesprochenen Maßnahmen.


    Juristisch bedeutet "Plausibilität des Völkermords“, die der IGH hat festgestellt, es lägen genügend Beweise dafür vor, dass möglicherweise ein Völkermord verübt wird oder unmittelbar bevorsteht. Und, dass es in der Zeit, bis der IGH seine endgültige Entscheidung fällt, was Jahre dauern kann, in dem Gebiet zu erheblichem Schaden kommen wird.



    Die Haltung der Bundesregierung zum Gaza-Krieg      ·  30.01.2024

    Ein zerstörtes Gebäude in Chan Junis nach einem israelischen Luftangriff am 1.12.2023. Gefährlicher Irrweg  Die kaum hörbare Kritik der Bundesregierung an der israelischen Kriegsführung in Gaza richtet großen außen- und sicherheitspolitischen Schaden an und schwächt die Demokratie in Deutschland und weltweit. Umsteuern ist dringend nötig.  


    Gaza: Absichtliche Gefährdung der Palästinenser Ich sehe die Situation in Gaza so: Wenn die Bevölkerung, die sich momentan in einem kleinen Gebiet im Süden des Gazastreifens befindet, nicht in ihre (größtenteils zerstörten) Häuser zurückkehren darf, im Rahmen eines Abkommens, das ihnen den Wiederaufbau ihrer Häuser und ihrer lebensnotwenigen Infrastruktur erleichtert, sondern in immer größerer Zahl an Unterernährung und Epidemien zu sterben beginnt, oder gezwungen wird, aus dem Gazastreifen zu fliehen, dann kann es sein, dass die gesamte Operation der israelischen Armee als "ethnische Säuberung" bzw. Zwangsumsiedlung bewertet wird. 


    Das wäre also ein "Kriegsverbrechen" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" oder möglicherweise sogar ein Völkermord. Denn ein solches Resultat ließe sich interpretieren als "absichtliche Lebensgefährdung der Gruppe, mit dem Ziel, die Gruppe als Ganzes oder in Teilen zu zerstören“. Mit Gruppe meine ich die ethnische und nationale Bevölkerung von Gaza.


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    Deutschland sollte sich für die Lösung der Krise einsetzen Die unkritische Loyalität Deutschlands gegenüber der Politik der israelischen Regierung wird von vielen kritisiert. Gleichzeitig findet in Deutschland ein Rechtsruck statt und Antisemitismus und Rassismus nehmen zu. Isoliert sich Deutschland mit dieser Positionierung zunehmend international? 

    Bartov: Im europäischen und US-amerikanischen Kontext hat sich Deutschland noch nicht in großem Maße isoliert. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Länder wie Frankreich, Großbritannien und die USA eine ähnliche Haltung zum Gaza-Konflikt und zum IGH einnehmen.  
     
    Aber auf lange Sicht könnte sich Deutschland isolieren. Ich denke, Deutschland könnte sich – sowohl angesichts seiner Probleme im Inneren als auch international innerhalb der Staatengemeinschaft – am besten positionieren, indem es sich aktiv für die Lösung der derzeitigen Krise einsetzt und an einer politischen Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts mitarbeitet. 

    Dazu gehört, dass es die israelische Politik kritisiert und stärkeren Druck auf die Regierung ausübt. Dazu gehört auch, dass es positive Schritte in Richtung eines Friedensabkommens unternimmt, das zu einer Zwei-Staaten-Lösung führen soll. Ich halte eine Konföderation für die einzig gangbare Lösung, worauf ich im Folgenden noch eingehen möchte.  

    Deutschland kann seine Solidarität mit den Palästinensern zeigen, indem es auf dieses Ziel hinarbeitet. Anstatt die derzeitige rechtsextreme Regierung in Israel zu unterstützen, die in Wirklichkeit gerade Israels eigene nationale Interessen untergräbt. Das würde es der deutschen Regierung zudem erleichtern, sich von seinen eigenen Rechtsextremen zu distanzieren. Und es würde Verantwortungsbewusstsein sowohl gegenüber den Juden als auch gegenüber den Palästinensern demonstrieren. 

    Deutschland hat aber natürlich nicht nur ein Problem mit seinen Rechtsextremen, sondern auch mit den Spannungen mit seiner großen – jungen, aber auch älteren – Einwanderungsgesellschaft, in der große Teile aus dem Nahen Osten stammen und muslimisch sind. Es fällt Deutschland schwer, diese Menschen zu integrieren, die sich oft ausgeschlossen und stereotypisiert fühlen.  

    Mehr Fürsorge für die Palästinenser und ein stärkeres und sensibleres Bemühen, die Eingewanderten zu integrieren, würden viel dazu beitragen, die innenpolitischen Spannungen abzubauen und die eigentliche, von den Rechten ausgehende, innere Gefahr abzuwehren.



    Die Schoa und die Nakba   ·  13.07.2022

    Wenn Palästinenser auf die Schoa angesprochen werden, bringen sie oft die Nakba zur Sprache, die Vertreibungen im Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels. Ein israelischer Holocaustforscher und ein palästinensischer Politikwissenschaftler haben dazu ein Konzept für den Dialog über die nationalen Traumata entwickelt.  Zwei eng verflochtene Urkatastrophen Wenn Palästinenser auf die Schoa angesprochen werden, bringen sie oft die Nakba zur Sprache, die Vertreibungen im Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels. Ein israelischer Holocaustforscher und ein palästinensischer Politikwissenschaftler haben dazu ein Konzept für den Dialog über die nationalen Traumata entwickelt.  Von Joseph Croitoru 

    "Antisemitismus wird instrumentalisiert" Zuletzt hatte der Berliner Senat angekündigt, die Kulturförderung an ein Bekenntnis gegen Antisemitismus zu knüpfen, was nach Protesten von Kulturschaffenden zurückgenommen wurde. Viele Kulturschaffende sehen durch solche Versuche die Kunstfreiheit bedroht. Teilen Sie diese Befürchtung? 

    Bartov: Ich teile diese Angst und habe mich an verschiedenen Stellen dagegen ausgesprochen, Antisemitismus zu instrumentalisieren, um Meinungsäußerungen zu kontrollieren. Besonders, wenn darum geht, Kritik an der Politik Israels einzuschränken oder vollkommen zu unterbinden. Das war auch ein langfristiges Ziel der unterschiedlichen Administrationen unter Netanjahu.  

    Die Definition der IHRA (Internationale Allianz zum Holocaustgedenken) hat diesem Ziel außerordentlich gut gedient. Das schadet nicht nur der notwendigen Kritik an der Besatzung und den Verstößen gegen das humanitäre Völkerreicht durch Israel, sondern widerspricht auch unserem Verständnis von Antisemitismus. 

    Wie sehen, dass IHRA-Definition zu einer Verharmlosung dessen geführt hat, was wir unter Antisemitismus und Holocaust verstehen. In dem Angriff auf Masha Gessen hat sich diese Hexenjagd manifestiert. 

    Ein anderes Beispiel sind die jüngsten Angriffe von rechtsgerichteten Elementen und einflussreichenden Spendern in den USA auf Professor Derek Penslar aus Harvard, einem herausregenden Gelehrten für jüdische Geschichte und Zionismus. Das zeigt, wie fehlgeleitet solche vermeintlichen Versuche, Antisemitismus zu bekämpfen, sind. Und wie leicht sie missbraucht werden können, um freie Meinungsäußerung einzuschränken und das Unhaltbare zu verteidigen.


    An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.


    Friedensplan "A Land for All" Sie sind Mitunterzeichner der Petition "The Elephant in the Room. Jews Fight for Justice“ vom August 2023, in der von einem israelischen "Apartheid-Regime“ die Rede ist. Für den "Tag danach“, nach dem Gaza-Krieg, fordern Sie einen internationalen Plan. Wie könnte dieser Plan aussehen und welche Rolle sollten Deutschland und EU darin spielen?  

    Bartov: Lassen Sie mich zunächst einmal sagen, dass "The Elefant in the Room" von der Errichtung eines Apartheidregimes im Westjordanland sprach. Nicht davon, dass Israel als Ganzes ein Apartheidregime sei. 

    Ein internationaler Plan bräuchte zwei Elemente, zum einen Schritte zur Bewältigung der gegenwärtigen Krise. Sie würden beinhalten: einen Waffenstillstand, die Rückführung der Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen, die Entfernung der Hamas-Führung aus dem Gazastreifen, die vorübergehende Präsenz einer Internationalen arabischen Polizei im Gazastreifen sowie die schrittweise Übernahme des Streifens durch eine neu gestaltete Palästinensische Behörde. 

    Eine neue politische Führung sowohl für die palästinensische als für die israelische Seite wären dafür nötig. Diese Führungskräfte gibt es bereits, aber sie können die Macht nicht übernehmen, solange die alten korrupten und gewalttätigen Elemente an der Macht sind. 

    Zum anderen, als übergeordneter Rahmen für das Genannte, geht es um die Schaffung zweier Staaten. Hier erscheint mir das in A Land for All skizzierte Programm das beste, originellste und machbarste. Dieser Plan ist das Ergebnis jahrelanger Überlegungen einer Gruppe von Israelis und Palästinensern und sieht die Gründung von zwei Staaten entlang der Grenzen von 1967 vor. Das wäre eine Konföderation, in der jeder Staat absolut unabhängig und souverän ist, basierend auf dem Selbstbestimmungs- und Rückkehrrecht, und mit Jerusalem als gemeinsamer Hauptstadt. 

    Dieser Plan unterscheidet sich von der nicht mehr existierenden Zwei-Staaten-Lösung in der Hinsicht, als die Konföderation einen Unterschied zwischen dem Staatsbürgerschafts- und dem Aufenthaltsrecht macht. Das bedeutet, Juden und Palästinenser können Bürger eines Staates sein, aber in einem anderen Staat wohnen, wie es in der Europäischen Union bereits der Fall ist.  

    Natürlich müsste die Zahl der ausländischen Einwohner auf beiden Seiten überwacht werden. Aber die Grenzen wären offen, die Bewegungsfreiheit wäre gewährleistet. In Bereichen wie Verkehr, Energie, Wasser, Cyberspace und anderer Infrastruktur wäre das ganze Gebiet ohnehin untrennbar vernetzt. Die konföderativen Institutionen würde also diese Vernetzung kontrollieren, ebenso sowie die Außengrenzen dieser gesamten Einheit.


    Deutschland könnte dabei helfen, diesen Plan sowohl politisch als auch wirtschaftlich schneller umzusetzen. So könnte es einen elementaren Beitrag leisten. Als politische Zukunftsvision und Verheißung, als Weg hinaus aus Zerstörung und Gewalt, kann dieser Plan, oder ein ähnlicher, sowohl die Politik als auch die Vorstellungswelt der Menschen verändern. 


    1945 hat Deutschland bewiesen, dass es mit großer Hilfe anderer einen Weg aus Zerstörung und Schrecken gibt. Jetzt könnte es Israel und Palästina dabei helfen, in enger Zusammenarbeit mit anderen Verbündeten, insbesondere den Vereinigten Staaten, den Weg der Versöhnung und Koexistenz einzuschlagen. Am Ende könnte dies Deutschlands größte Sühne sein für das Ereignis, das zur Gründung des Staates Israel geführt hat. Und sein größter Beitrag zu einem friedlicheren 21. Jahrhundert. 

    Das Interview führte Ceyda Nurtsch.

    © Qantara.de 2024


    Omer Bartov, 1954 in Israel geboren, ist Professor für europäische Geschichte und deutsche Studien an der Brown University in Providence, Rhode Island, USA.


    Info: https://qantara.de/artikel/interview-mit-dem-holocaust-forscher-omer-bartov-deutschland-k%C3%B6nnte-israel-und-pal%C3%A4stina


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.02.2024

    Übliches und Betrübliches - Die deutschen Bischöfe und ihr Friedenswort

    aus e-mail von Thomas Nauerth, 26. Februar 2024, 09:30 Uhr


    Guten Morgen,


      das neue Friedenswort der Deutschen Bischöfe ist wahrlich kein großer

      Wurf. Was alles fehlt, kann man in einem Kommentar von Egon Spiegel

      nachlesen, veröffentlicht auf


      https://www.domradio.de/artikel/gastkommentar-zum-friedenswort-der-deutschen-bischoefe


      Sein Fazit lautet:  "An der Bergpredigt und der Expertise der

      kritischen Friedensforschung vorbei (...) Überraschend Neues kann man

      den Ausführungen nicht entnehmen, eine ethische Alternative zu den im

      Blätterwald vertretenen Standpunkten sucht man vergebens. Rückgriffe

      auf die Kerninhalte der Friedensprogrammatik Jesu – Fehlanzeige. Von

      der Bergpredigt mit ihren Seligpreisungen jener, die auf Gewalt

      verzichten, keine Spur."


    Immerhin muss man positiv herausstellen, sie betonen explizit, sie

    wollen das Hirtenwort "Gerechter Friede" nicht ersetzen und sie würden

    bewußt auf einen biblischen Teil verzichten. Der biblische Teil I von

    Gerechter Friede ist also weiterhin gültig, er läuft auf eine biblische

    begründete Haltung der Gewaltfreiheit hinaus. Ich denke, das neue Papier

    wird bald vergessen sein, es liest sich dröge und es ist unglaublich

    laaaang.


    pax et bonum


    Thomas



    --

    apl. Prof. Dr. theol. Thomas Nauerth


    Institut für Katholische Theologie

    Universität Osnabrück

    tnauerth@uni-osnabrueck.de


    www.friedenstheologie.de

    www.bibelunddidaktik.uni-osnabrueck.de/


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    An der Bergpredigt und der Expertise der kritischen Friedensforschung vorbei


    domradio.de, vom 24.02.2024 Gastkommentar zum Friedenswort der deutschen Bischöfe,

    Autor/in: Egon Spiegel

    Mit einem "Friedenswort" haben sich die deutschen Bischöfe zum Einsatz militärischer Gewalt geäußert. Der Theologe und Politologe Egon Spiegel blickt kritisch auf das Schreiben der Bischöfe. Ein Gastkommentar.


    Das Friedenswort "Friede diesem Haus" wurde heute (21. Februar 2024) in einer Pressekonferenz während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz von Bischof Georg Bätzing (3.v.r.), Bischof Bertram Meier (2.v.r.) und Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe (3.v.r.) vorgestellt. Der Text steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte „Gerechtigkeit schafft Frieden“ (1983) und "Gerechter Friede" (2000). / ©    Marko Orlovic (DBK)


    Im Rahmen einer umfänglichen Tour d'Horizon durch die bekannten globalen und regionalen Konfliktfelder haben sich die deutschen Bischöfe in einem soeben veröffentlichten "Friedenswort" insbesondere zum Einsatz militärischer Gewalt klar positioniert. Diese haben sie im Sinne der klassischen Ausnahme – einschließlich damit zusammenhängender Rüstungsaktivitäten und -transfers (als "moralisches Übel") – mit vor allem dem Argument eines Rechts auf Selbstverteidigung legitimiert.


    Prof. Egon Spiegel / © Egon Spiegel (privat)

    Prof. Egon Spiegel / © Egon Spiegel ( privat )


    Keine neuen Impulse

    Überraschend Neues kann man den Ausführungen nicht entnehmen, eine ethische Alternative zu den im Blätterwald vertretenen Standpunkten sucht man vergebens. Rückgriffe auf die Kerninhalte der Friedensprogrammatik Jesu – Fehlanzeige. Von der Bergpredigt mit ihren Seligpreisungen jener, die auf Gewalt verzichten, keine Spur. 

    In einem späteren historischen Rückblick wird man auch dieses Wort als bloße, nicht wirklich weiterführende, ebenso wortreiche wie blasse Rhetorik erinnern. Militärische Gewalt als Ausnahme – das vertreten, in Anlehnung an ein Zitat aus der Bergpredigt, "sogar die Heiden, die Gott nicht kennen".


    Abgrenzung von einem imaginären pazifistischen "Lager"

    Ins Auge sticht allerdings im Friedenswort die durchgängig defensive, implizite wie explizite, Abgrenzung von einem imaginären pazifistischen "Lager" mit den dort vorausgesetzten Positionen. Reiben sich die Bischöfe an mit dem Schlagwort "Pazifismus" gebündelten Überzeugungen an Stelle einer fundamentalen Beschäftigung mit der originären Friedensethik Jesu und ihren politischen Folgerungen?


    Bischof Georg Bätzing zum neuen Friedenswort der Bischofskonferenz

    Ebenso redundant wie lapidar und ohne – zumindest – eine sachdienliche bibeltheologische bzw. exegetische Einlassung auf die erhellenden Texte wird Jesu konsequente Ablehnung jeder Art von Gewalt mit Hinweis auf eine besondere, zeitspezifische Herausforderung und die Notwendigkeit einer moraltheologischen Fortschreibung eines urkirchlich praktizierten Gewaltverzichtspostulats zu einer Ethik bedingter Gewaltanwendung ausgehebelt. 

    Dabei wird völlig verkannt, dass nicht nur in der subjektiven Wahrnehmung Jesu, der Urgemeinde und der Christen/innen der ersten Jahrhunderte die Welt in Flammen stand, diese aber ungeachtet dessen der Gewalt abschworen.


    Expertise der kritischen Friedensforschung fehlt

    Für die Ansicht, dass die von den Bischöfen mehrfach artikulierte Einladung an das pazifistische Lager zu einem kritischen Diskurs nicht über eine joviale Gestik, die auch als zynisch verstanden werden könnte, hinausgeht, spricht, dass dieses Lager nicht durch – wenigstens – eine einzige ihm zurechenbare Person zur Mitarbeit am Friedenswort eingeladen wurde. Hier hätte doch das Gespräch, wenn es wirklich gewollt wäre, beginnen können.


    Kirchen rufen zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls zu Friedensgebeten auf

    So begnügt sich das Friedenswort, einer einseitigen Beratung geschuldet, mit friedenswissenschaftlichem Halbwissen und einem durch Fachfremde vorgetragenes und dementsprechend defizitäres Gewaltfreiheitsverständnis. Die Expertise der kritischen Friedensforschung – mit ihren unzähligen Studien zur gewaltfreien Konfliktlösung – bleibt außen vor.


    Gewaltfreiheit und Selbstverteidigung

    Selbstverständlich geht es auch der Gewaltfreiheit – unzählige Male dokumentiert – um Selbstverteidigung. Einer exklusiven Inanspruchnahme des Rechts auf Selbstverteidigung zur Legitimierung militärischer Gewalt ist damit der Boden entzogen. Weiter: das der Lehre vom gerechten Krieg entnommene Argument, dass erst dann zu militärischen Mitteln der Konfliktlösung gegriffen werden darf, wenn alle anderen erschöpft sind, ist in der Praxis alles andere als geeignet, den Einsatz militärischer Gewalt zu rechtfertigen.


    In der Regel – eigentlich immer – wurden gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien nicht einmal ansatzweise erprobt, geschweige ihr breites Spektrum an Handlungsalternativen ausgeschöpft, bevor die Entscheidung zur militärischen Verteidigung erging. Dass gewaltfreies Handeln hinsichtlich seiner Praktikabilität ein Mindestmaß an ethischer Verantwortung im Gegenüber zur Voraussetzung hat, ist ein typisches Missverständnis der Gewaltfreien Aktion. Diese agiert unilateral und bedingungslos. Es führt zu weit, hier darüber hinaus die strukturellen Dimensionen der Gewaltfreiheit auch nur anzudeuten.


    Gewaltverzicht Jesu

    In an chinesischen Universitäten gehaltenen Vorlesungen erläutere ich die jesuanische Friedensprogrammatik anhand eines Fensterbildes aus der Friedenskirche in Taizé. Es zeigt Jesus auf einem Esel – eine Symbolhandlung in der Fluchtlinie der prophetischen Kritik militärischer Gewalt durch die Ablehnung des Pferdes als Kriegspferd und das Vertrauen darauf als atheistisch. 

    Die Bergpredigt, die Seligpreisung der Gewaltfreien, die Feindesliebe als eine ethische Konsequenz jesuanischer Reich Gottes Eschatologie sind Kernthemen theologischer Vorlesungen. Ihre professionelle Behandlung in Studienseminaren und in der schulischen Praxis verlangen den Beteiligten ein hohes Maß an Einfühlung und letztlich Zustimmung zum Gewaltverzichtspostulat Jesu und seiner biblisch bezeugten Realisierung ab. Sollten alle diese Bemühungen durch politische Praxis und die Relativierung der Botschaft Jesu immer wieder neu konterkariert und ad absurdum geführt werden?


    Vertane Chance oder Möglichkeit für mehr?

    Mit ihrem Friedenswort vertreten die Bischöfe sicherlich einen Teil, einen Großteil ihrer Kirche. Ein nicht unbeträchtlicher Teil wird sich indes ratlos zurückgelassen sehen. Hier hoffen Menschen auf eine Orientierung, die über das, was ihnen in der Tagespresse begegnet, hinausgeht: auf Impulse und Perspektiven, die an ihre Erfahrungen einer gewaltfreien Lebens- und Weltgestaltung anknüpfen, sie mutig aufnehmen und einfallsreich weiterführen. Was sie mit dem Friedenswort bekommen haben, ist allerdings das nicht nur heute, sondern seit Menschengedenken Gängige. 

    Braucht es dafür aber die Kirche? Wieder einmal wurde eine Chance vertan. Allerdings: die auffallend angestrengte Auseinandersetzung mit einem gespenstartig gegenwärtigen "Pazifismus" könnte den Beginn einer Zeitenwende (auch) in der katholischen Friedensethik markieren und eine Entwicklung einläuten, die über das bloße Plädoyer für einen "Frieden" – mit der Legitimierung von Gewalt als Ausnahme – hinaus auf ein Plädoyer für Gewaltverzicht im Sinne Jesu zielt. Alles daran zu setzen, genau dieses zu entwerfen und kreativ umzusetzen, dafür könnte die Kirche ein berufener Ort sein.  


    Zum Autor: Prof. Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel, Diplomtheologe, Diplompolitologe, ausgebildeter Pastoralreferent, Advisory Professor am UNESCO-Lehrstuhl für Friedenswissenschaft der Nanjing University, Nanjing/China, bis 2022 Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Theologie der Universität Vechta.


    Weitergehende Literaturauswahl des Autors:

    Spiegel, Egon: Dresden 1945, Nanjing: Nanjing Normal University Press, 2022


    Spiegel, Egon / Mutalemwa, George / Liu, Cheng / Kurtz, Lester R. (eds.): Peace Studies for Sustainable Development in Africa. Conflicts and Peace Oriented Conflict Resolution, Cham/Schweiz: Springer Nature, 2022


    Liu, Cheng / Spiegel, Egon: Peacebuilding in a Globalized World. An illustrated Introduction to Peace Studies, Beijing: People's Publishing House, 2015


    Nagler, Michael / Spiegel, Egon: Politik ohne Gewalt. Prinzipien, Praxis und Perspektiven der Gewaltfreiheit, Berlin: LIT, 2008


    Spiegel, Egon: Gewaltverzicht. Grundlagen einer biblischen Friedenstheologie, Kassel: WeZuCo, 2. Aufl. 1989; außerdem als Nachdruck in der von Thomas Nauerth hrsg. Digitalen Handbibliothek Christlicher Friedenstheologie, Berlin 2005


    Thomas Nauerth / Annette M. Stroß (Hrsg.): In den Spiegel schauen. Friedenswissenschaftliche Perspektiven für das 21. Jahrhundert. Ein Lesebuch mit Texten von Egon Spiegel, Norderstedt: edition pace, 2022


    Das neue Friedenswort "Friede diesem Haus" Das neue Friedenswort der Bischöfe -  Gewalt überwinden und doch nicht auf Wehrhaftigkeit verzichten 

    Die deutschen Bischöfe reden bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg nicht nur über innerkirchliche Fragen. Mit einem 175-Seiten-Papier nehmen sie Stellung zur Sicherheitspolitik: Warum Aufrüstung unvermeidlich ist, aber dennoch an Irrsinn grenzt.


    Das Friedenswort wurde während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Der Text steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte "Gerechtigkeit schafft Frieden" (1983) und "Gerechter Friede" (2000). / © Marko Orlovic (DBK https://www.dbk.de)


    Info: https://www.domradio.de/artikel/gastkommentar-zum-friedenswort-der-deutschen-bischoefe


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    Das neue Friedenswort "Friede diesem Haus"


    Das Friedenswort wurde während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Der Text steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte "Gerechtigkeit schafft Frieden" (1983) und "Gerechter Friede" (2000). / © Marko Orlovic (DBK)

    Das neue Friedenswort der Bischöfe -  Gewalt überwinden und doch nicht auf Wehrhaftigkeit verzichten


    Die deutschen Bischöfe reden bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg nicht nur über innerkirchliche Fragen. Mit einem 175-Seiten-Papier nehmen sie Stellung zur Sicherheitspolitik: Warum Aufrüstung unvermeidlich ist, aber dennoch an Irrsinn grenzt.


    Am 24. Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine. Schlagartig schien der Traum vom Frieden aus den Jahren nach dem Ende des Kalten Kriegs ausgeträumt. Doch das ist nicht der einzige Anlass für die deutschen Bischöfe, ihre Friedensethik neu zu formulieren. Wenige Tage nach der Münchner Sicherheitskonferenz legten sie am Mittwoch in Augsburg ein neues Friedenswort vor.

    Müsste man das 175-Seiten-Papier auf einen knappen Nenner bringen, lautete dieser in etwa so: Frieden lässt sich nicht ganz ohne Waffen schaffen, aber auch Selbstverteidigung hat Grenzen. Im Text findet sich dafür der Begriff "christlicher Realismus". Dazu gehörte offenbar auch, General Carsten Breuer, den ranghöchsten deutschen Militär, zur Frühjahrsvollversammlung einzuladen - zum Gespräch hinter verschlossenen Türen.


    Der Text gliedert sich in vier Abschnitte: Nach der Klärung ethischer Grundlagen folgt eine Analyse global bedeutsamer Konflikte und Gewaltpotenziale. Dazu zählen die Bischöfe auch ungerechte Strukturen der Weltwirtschaft und die Schwäche internationaler Organisationen wie der UN; ebenso einen populistischen Politikstil, der Demokratien von innen aushöhlt, und, eng damit verbunden, ausgrenzendes Identitäts-Gerede. Dann werden politische Herausforderungen benannt und die Verantwortung der Religionen für die Überwindung der Gewalt beschrieben.


    Der Pazifismus, der sich auf die Bergpredigt Jesu beruft, wird als einer von zwei wichtigen Traditionssträngen der christlichen Friedensethik gewürdigt. Dieser werde nicht nur zu Unrecht als Feigheit diffamiert, er sei auch älter als die Option für einen begrenzten, defensiv ausgerichteten Gewalteinsatz. Beide Positionen müssten immer wieder zusammengebracht werden.


    Dazu sollte keine Seite der anderen "Verrat am Evangelium" vorwerfen, mahnen die Bischöfe. Ein Hinweis, dass die aktuellen Debatten um Waffenlieferungen, Aufrüstung und militärische Auslandseinsätze in Kirchenkreisen bisweilen zu verhärteten Fronten führen.


    Für die praktische Politik heißt das: Die Bischöfe halten mit Blick auf neue Bedrohungen eine angemessene Ausstattung der Bundeswehr für geboten. Auf absehbare Zeit werde es notwendig sein, auf Abschreckung zu setzen. Auf lange Sicht aber fordern sie "die Bundesregierung auf, im Rahmen der NATO einen Prozess anzustoßen und gemeinsam mit den Bündnispartnern Lösungen zu finden, wie die vermutlich auf absehbare Zeit erforderliche Abschreckung ohne Nuklearwaffen gewährleistet werden kann."


    Und dann kommen sie auf ein ethisches Dilemma zu sprechen: "Auch wenn wir Rüstungsanstrengungen gegenwärtig als unverzichtbares Element einer verantwortlichen Politik ansehen, grenzt es in globaler Perspektive an Irrsinn, angesichts der gewaltigen Probleme, die sich vor der Menschheit auftürmen, Unmengen von finanziellen und intellektuellen Ressourcen zu verschleudern, um uns gegenseitig davor abzuschrecken, einander zu vernichten, anstatt alle Kräfte darauf zu konzentrieren, gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft zu meistern."


    Vor allem der Klimawandel erfordere mehr Kooperation als je zuvor, schreiben die Bischöfe. "Wir müssen den Schreckensvisionen einer sich selbst zerfleischenden Menschheit kraftvolle Bilder gelingenden Miteinanders von Menschen und Völkern entgegensetzen." Wie das geht, dazu konnten die Kirchen zumindest bis vor kurzem auch auf Fortschritte im ökumenischen Dialog verweisen. Doch auch dieser hat durch die Kriegspredigten des Moskauer Patriarchen Kyrill I. einen herben Rückschlag erlitten.


    Wie nun die anderen Christen mit der Russisch-Orthodoxen Kirche umgehen sollen, darauf wissen die deutschen Bischöfe "keine klare Antwort". Nur so viel: "Es ist möglich, Beziehungen ruhen zu lassen, ohne einen harten Bruch zu vollziehen." Im Austausch sei während des Kalten Krieges und nach dem Ende der Sowjetunion vieles gewachsen.


    Diese Netzwerke hielten zusammen, "was irgendwann wieder zu einem Fundament des Friedens werden kann".


    Die Bischöfe verstehen ihren Text als ein "Wort des Nachdenkens in bedrängter Zeit". Als Diskussionsangebot an die bundesdeutsche Gesellschaft, aber nicht nur, wie ihr Konferenzvorsitzender Georg Bätzing am Montag in Augsburg sagte: "Das ist auch ein Wort an uns.


    Wenn wir etwa über Gewalt sprechen, auch über psychische und sexualisierte, dann haben wir da leider Erfahrung beizusteuern." (Quelle: KNA 21.02.2024)


    Info: https://www.domradio.de/glossar/das-neue-friedenswort-friede-diesem-haus


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.02.2024

    LatestVideoVideo Böse Überraschungen, asymmetrischer Krieg. Nikki verliert. Meloni, Elensky Nr. 5. Annalena, Sanktionen funktionieren nicht

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    theduran.com, 25. Februar 2024,, 19Ansichten 54Stimmen 7 Kommentar

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    Unterstaatssekretärin Victoria Nuland:
    Der zweijährige Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine im großen Stil



    Die in dieser Kolumne geäußerten Aussagen, Ansichten und Meinungen sind ausschließlich die des Autors und stellen nicht unbedingt die dieser Seite dar. Diese Seite gibt keine finanziellen, Investitionen oder medizinischen Rat.


    Bericht

    Alex Christoforou

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    7 Kommentare

    Alten


    Francis Lee

    25. Februar 2024

    Asymmetrischer Krieg Leicht erklärt: Wenn eine Seite die gleiche Fähigkeit wie die andere hat, mit Mitteln, die sie sogar sind. Das ist es. Welche brillante Einsicht Frau Nuland ist – nicht!


    Antwort


    Lilly Greenwood

    Antwort aufFrancis Lee26. Februar 2024

    Ich mache mehr als 13 Tsd. Dollar pro Monat online. Es reicht, um mein altes Arbeitseinkommen bequem zu ersetzen, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich nur etwa 11 bis 12 Stunden pro Woche von zu Hause aus arbeite. Ich war erstaunt, wie einfach es war, nachdem ich es ausprobiert hatte...
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    Details this Link- http://tinyurl.com/3evmsudu

    Zuletzt bearbeitet vor 1 Stunde von LillyGreenwood


    Antwort


    Stiftrose

    25. Februar 2024

    Die Neocon White House und Mental Care Facility. Joey Biden, Chef-Bewohner.


    Antwort


    Stiftrose

    25. Februar 2024

    Meloni hat sich zu purem Baloney. Nette Bestechungsgelder, Georgien?


    Antwort


    Stiftrose

    25. Februar 2024

    In Anbetracht dieser Crew, die nach Kiew ging, muss ein Kümmelunternehmen seine Mitarbeiter vermissen.


    Antwort


    Anna Cornelia

    26. Februar 2024

    „Verteidigen Sie Demokratie und Freiheit auf der ganzen Welt.“ Sie glaubt das wirklich, nicht wahr? Die Kriegstreiber haben sich selbst und leider das amerikanische Volk davon überzeugt, dass jeder Krieg, den sie beginnen, „die Demokratie zu verteidigen“. In der Tat ist es jetzt der Hauptwirtschaftstreiber der USA, wie Vicky Nuland sagte. Das Geld kommt direkt zurück zu den Waffenherstellern. Außer, dass die Waffen nicht mehr Top-Schublade sind. Die USA hinken sogar den Huthis hinterher, wenn es um Waffenüberlegenheit geht. Hauptsächlich, weil die USA einen veralteten Blick auf den Krieg haben, weshalb die NATO-Strategien für das Schlachtfeld scheitern und deshalb... … Read More »


    Antwort


    David Rennie

    26. Februar 2024

    Sie schickten die Clownshow nach Kiew.


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    Info: https://theduran.com/nasty-surprises-asymmetric-war-nikki-loses-meloni-elensky-no-5-annalena-sanctions-dont-work


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

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