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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
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german-foreign-policy.com, 1. März 2024
„Das Modell“ für den russischen Angriff auf die Ukraine habe „Afghanistan“ geliefert: Das sagte keine geringere als Hillary Clinton, ehemalige US-Außenministerin (2009 bis 2013), schon wenige Tage nach ebenjenem Angriff am 24. Februar 2022. Von einer „strategischen Falle“ spricht Georg Auernheimer in seinem gleichnamigen Buch mit Blick auf die bereits langjährige Hochrüstung der Ukraine hier und die einstige Bewaffnung der afghanischen Mudschahedin dort. Hatten die USA dereinst die Sowjetunion zu einer Intervention in Afghanistan provozieren und sie damit entscheidend schwächen wollen, so habe man nun, insbesondere seit dem „Euro-Maidan“ 2014, Russland aus der Reserve locken, sprich: zu einem Einmarsch in die Ukraine verleiten wollen. Wäre dem so, dann ließe sich damit erklären, warum jener Plan für einen Waffenstillstand, der bereits im Frühjahr 2022 bei weitreichenden Zugeständnissen Russlands sowie der Ukraine auf dem Tisch lag, nicht im Interesse des Westens sein konnte. War der Krieg also ein provozierter Krieg? Ein Stellvertreterkrieg? Auernheimer nimmt Vorgeschichte, Verlauf und Langzeitfolgen in den Blick.
Nach einem kurzen Abriss der innerrussischen Verhältnisse nach 1990, etwa mit Blick auf den Rückzug des Staates unter Jelzin und auf die wirtschaftspolitische Stabilisierung unter Putin, geht Auernheimer zur geopolitischen Gemengelage ab Mitte der 1990er Jahre über. Er erinnert an das Wort von Zbigniew Brzezinski, wonach der Kampf um die Ukraine der entscheidende Hebel zur Schwächung Russlands sei. Denn „ohne die Ukraine“, so hatte der einstige US-Sicherheitsberater in seinem Buch „The Grand Chessboard“ geschrieben, höre „Russland auf, ein eurasisches Imperium zu sein“. Es folgt das kleine Einmaleins der Vorgeschichte des Ukrainekriegs: die NATO-Osterweiterung seit den 1990er Jahren; der „Euro-Maidan“ 2014, dessen Verlauf und Ergebnisse Auernheimer angesichts der gezielten Förderung nationalistischer und neofaschistischer Gruppierungen unumwunden als prowestlichen Putsch bezeichnet; die von Kiew geförderte Heldenverehrung des Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera; der im westlichen Europa medial kaum erwähnte Krieg Kiews gegen die Bevölkerung im Osten des eigenen Landes (ab 2014); der Unwille zur Verständigung, vor allem die Missachtung des Minsker Abkommens, das laut Ex-Kanzlerin Angela Merkel ohnehin nur dazu gedient habe, „der Ukraine Zeit zu geben“; das Tauziehen um die Pipeline Nord Stream 2, die die USA erklärtermaßen verhindern wollten.
All das mag kennen, wer die Ereignisse auch jenseits der großen Medien verfolgt. Umso interessanter sind die weniger bekannten Hintergründe. Beispiel eins: der CIA-Anschlag von 1982 auf eine Pipeline, die Westeuropa einschließlich der Bundesrepublik mit Erdgas aus der Sowjetunion versorgen sollte – ein Vorfall, den die Washington Post 2004 ans Licht brachte. Ein Hinweis auf den Anschlag auf Nord Stream 2 im September 2022? In beiden Fällen hatten die USA das Projekt auf politischem Weg nicht verhindern können. Beispiel zwei: der auch kulturell durchschlagende Geschichtsrevisionismus in der Ukraine etwa mittels Sprachgesetzen, Theater- oder Denkmalpolitik. Vielfach wurde der NS-Kollaborateur Stepan Bandera auf den Sockel gehoben, während man andere hinunterstieß, die des Gedenkens nicht mehr würdig schienen, darunter Maxim Gorki, Leo Tolstoi oder Anton Tschechow. Derweil wurde der 14. Oktober, der historische Gründungstag der profaschistischen Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA), zum Feiertag erklärt. Eine Kulturpolitik, die im transatlantischen Westen – siehe die jahrzehntelang gepflegten Netzwerke ehemaliger ukrainischer NS-Kollaborateure in der Bundesrepublik, in den USA oder in Kanada – mitunter gezielt protegiert wurde. Und die im Gesamtbild, das legt der Band nahe, womöglich Teil der „strategischen Falle“ gewesen ist.
Auernheimer lässt zahlreiche nüchterne Stimmen aus Diplomatie und Militär zu Wort kommen, die sich vom politisch-medialen Mainstream abheben. Das gilt zum einen für die lange Vorgeschichte des Krieges, in der George F. Kennan, US-Diplomat und Historiker, bereits 1997 „eine Erweiterung der NATO“ als „verhängnisvoll“ bezeichnete. Mehr noch gilt es für die Phase seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine – mithin für einen Krieg, den der Autor nicht beschönigt, dessen beidseitige Opfer er aufzeigt. Und bei dem er, trotz der eigenen Befürchtung, zynisch zu wirken, einen militärischen Vergleich mit den Kriegen des Westens nicht scheut. Unter Verweis auf Harald Kujat, einst Generalinspektor der Bundeswehr, auf den Pentagon-Berater Colonel Douglas Macgregor und auf den Schweizer Oberstleutnant Ralph Bosshard heißt es, die Zahl der zivilen Opfer und die Zerstörung von Infrastruktur – wie Strom- und Wasserversorgung, Krankenhäuser, Schulen oder Medienanstalten – sei noch vergleichsweise gering, zumindest, wenn man ihnen die Opfer der Luftangriffe der NATO in Jugoslawien und mehr noch der US-geführten Kriegskoalition im Irak dagegenstellt. Doch zweifellos sei auch dieser Krieg desaströs, konstatiert Auernheimer. Und dies bis hin zu den Klimafolgen, wie ein eigenes Kapitel verdeutlicht. Auch die Emissionen eines NATO-Manövers seien unermesslich, geschweige denn von schwerem Gerät im Kriegseinsatz. Allein der Kampfpanzer Leopard 2 verbrauche bis zu 530 Liter Diesel auf 100 km, ein Eurofighter etwa 70 bis 100 Liter Kerosin pro Minute – elf Tonnen CO2 pro Flugstunde, das sei „so viel, wie durchschnittlich eine in Deutschland lebende Person im gesamten Jahr emittiert“.
Und Friedensverhandlungen? Die aussichtsreichsten und am weitesten gediehenen fanden unter türkisch-israelischer Vermittlung bereits im Frühjahr 2022 statt. Sie wurden jedoch vom damaligen britischen Premier Boris Johnson torpediert – offenbar, weil die in Aussicht gestellte Neutralität der Ukraine den strategischen Zielen des Westens zuwiderlief. Noch stand die „Falle“ zu weit offen; zudem verlangte sie es, immer mehr Waffen an Kiew zu liefern und die Boykottmaßnahmen immer weiter zu verschärfen, um Russland „zu ruinieren“ (Annalena Baerbock).
Im Verlauf der Lektüre allerdings mag sich schlagartig die Frage stellen: Wer läuft eigentlich in wessen Falle? Ist es vielleicht gar der Westen, der auf längere Sicht in eine Falle läuft, die er sich selbst gestellt hat? Die Entwicklung an den Fronten des Wirtschaftskriegs mag dafür sprechen, insbesondere im Fall Deutschlands und der EU. Auch für den Westen insgesamt, einschließlich seiner Führungsmacht USA, könnte der Ukrainekrieg, ob nun gezielt provoziert oder nicht, zum Katalysator eines langen Abstiegs werden. Nicht zuletzt angesichts des neuen Selbstbewusstseins des Globalen Südens und angesichts entsprechender tektonischer Verschiebungen, die das Buch konstatiert, mag die Falle gleichsam zum Bumerang werden.
Für die weiteren Auswirkungen des Ukrainekriegs auch auf die deutsche Innenpolitik hält Auernheimer zweierlei Aussichten parat: Die „massive Aufrüstung“ lasse angesichts eines „weiteren Abbaus des Sozialstaats“ künftig „soziale Proteste erwarten“. Bisherige Prognosen etwa zu einem „heißen Herbst“ 2022 oder 2023 erfüllten sich zwar kaum. Doch für den Fall, dass sich die Kämpfe zuspitzen, verweist Auernheimer auf eine Gefahr, die sich nicht nur in Deutschland abzeichnet: Die „Herrschenden und Vermögenden“ könnten, wie in der Vergangenheit, „die Unzufriedenheit in eine faschistische Bewegung umlenken“. In dieser Hinsicht sei „die Verharmlosung des ukrainischen Faschismus alarmierend“.
Unterm Strich drängt sich mit dem Band auf: Statt immer weiterer Waffenlieferungen wäre eine Friedenslösung das Gebot der Stunde – im Sinne der Menschen in der Ukraine und in Russland; im Sinne des absteigenden Westens und von dessen Volkswirtschaften; im Sinne der Abwendung einer ökologischen Katastrophe, zu deren Brandbeschleunigern Kriege gehören; und nicht zuletzt im Sinne eines Signals in Richtung Naher Osten, wo – darauf konnte Auernheimer kurz vor Redaktionsschluss noch eingehen – über den Krieg im Gazastreifen hinaus ein Flächenbrand aufzuhalten wäre, der ansonsten die gesamte Region zu erfassen droht.
Georg Auernheimer: Die strategische Falle. Die Ukraine im Weltordnungskrieg. Köln (PapyRossa Verlag) 2024. 191 Seiten. 16,90 Euro.
Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9500
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nachdenkseiten.de, vom 16. Mai 2022 um 8:52 Ein Artikel von Sevim Dagdelen
Anlass für diesen Text von Sevim Dagdelen über den Strategiewechsel des Westens im Ukraine-Krieg war ein Disput zwischen der Autorin und der FDP-Politikerin Strack-Zimmermann in der Phoenix Runde.
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Waffen, Waffen, immer mehr Waffen. Es scheint, als ginge es dem Westen gar nicht mehr darum, den fürchterlichen Angriffskrieg Russlands und das Sterben in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Statt einen Waffenstillstand und eine Verhandlungslösung zu erzielen, soll Russland nun militärisch besiegt werden. Diese Strategie ist aus zwei Gründen töricht und unverantwortlich: Erstens wird die Atommacht Russland wohl kaum bereit sein, in einem Konflikt, den sie für aus ihrer Sicht existenzielle Interessen führt, bedingungslos aufzugeben. Mit jedem Tag und jeder weiteren Waffenlieferung steigt daher die Gefahr der Ausweitung des Konflikts bis hin zum Dritten Weltkrieg und der atomaren Zerstörung Europas. Zweitens ist es zynisch, die Ukraine in einen langwierigen Stellvertreterkrieg schicken und die Menschen dort für eigene geopolitische Interessen auf dem Schlachtfeld opfern zu wollen.
Dass die Chancen auf einen Waffenstillstand und eine diplomatische Einigung schon einmal wesentlich besser standen, daran scheint sich angesichts der medialen Dauermobilmachung kaum jemand mehr zu erinnern. Dabei ist ein Blick zurück durchaus aufschlussreich.
„Offenbar eine große Annäherung“
Nach den Gesprächen in Istanbul zwischen ukrainischen und russischen Vertretern Ende März haben zahlreiche Medien über steigende Chancen auf eine Verhandlungslösung im Ukraine-Konflikt berichtet. Laut Redaktionsnetzwerk Deutschland gab es in der türkischen Metropole „offenbar eine große Annäherung“. Unter Verweis auf die britische Financial Times meldete RND am 29. März, dass beide Seiten in einem vielversprechenden Entwurf eines Waffenstillstandsdokuments wichtige Zugeständnisse gemacht hätten: Russland habe demnach auf einen Sturz der Regierung verzichtet, während sich die Ukraine offen gezeigt habe, einen neutralen Status des Landes sowie Verhandlungen über die Zukunft der Krim zu akzeptieren.
„Kein früher Frieden“
Am 5. April berichtete die Washington Post, dass in der NATO die Fortsetzung des Krieges gegenüber einem Waffenstillstand und einer Verhandlungslösung bevorzugt wird: „Für einige in der NATO ist es besser, wenn die Ukrainer weiter kämpfen und sterben als einen Frieden zu erreichen, der zu früh kommt oder zu einem zu hohen Preis für Kiew und das übrige Europa.“.
Maßgebliches „Hindernis“ in Kiew
Der Besuch des britischen Premierministers Boris Johnson bei Präsident Wolodimir Selenski in Kiew am 9. April war laut ukrainischen Presseberichten das maßgebliche „Hindernis“ neben den Berichten über Kriegsverbrechen in Butscha für die Fortführung von Verhandlungen mit Russland.
Deutlicher noch die britische Times am 4. April, der zufolge Boris Johnson vor seinem Kiew-Besuch die Maxime ausgab: „Keine Einigung mit Russland, solange die Ukraine nicht die Peitsche in der Hand hat“.
Laut britischem Guardian vom 28. April hat Premier Johnson den ukrainischen Präsidenten Selenski „angewiesen“, „keine Zugeständnisse an Putin zu machen“.
Die NZZ meldete am 12. April, dass die britische Regierung unter Johnson auf einen militärischen Sieg der Ukraine setzt. Die konservative Unterhausabgeordnete Alicia Kearns sagte: „Lieber bewaffnen wir die Ukrainer bis an die Zähne, als dass wir Putin einen Erfolg gönnen.“
„Strategische Notwendigkeit“
Die britische Außenministerin Liz Truss bekundete in einer Grundsatzrede, dass der „Sieg der Ukraine (…) für uns alle eine strategische Notwendigkeit“ sei und daher die militärische Unterstützung massiv ausgeweitet werden müsse.
Guardian-Kolumnist Simon Jenkins warnte: „Liz Truss riskiert, den Krieg in der Ukraine für ihre eigenen Ambitionen anzufachen“. Dies sei wohl der erste Tory-Wahlkampf, „der an den Grenzen Russlands ausgetragen wird“. Johnson und Truss wollten, dass Selenski „so lange weiterkämpft, bis Russland vollständig besiegt ist. Sie brauchen einen Triumph in ihrem Stellvertreterkrieg. In der Zwischenzeit kann jeder, der nicht ihrer Meinung ist, als Schwächling, Feigling oder Putin-Anhänger abgetan werden. Dass dieser Konflikt von Großbritannien für einen schäbigen bevorstehenden Führungswettstreit missbraucht wird, ist widerwärtig.“
Russland „über Jahre“ schwächen
Nach seinem Kiew-Besuch am 25. April erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, die USA wollten die Gelegenheit nutzen, um Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs auf Dauer militärisch und wirtschaftlich zu schwächen.
Laut New York Times geht es der US-Regierung nicht mehr um einen Kampf über die Kontrolle der Ukraine, sondern um einen Kampf gegen Moskau im Zuge eines neuen Kalten Krieges.
Bei dem von Austin einberufenen Treffen von Verteidigungsministern der NATO-Mitglieder und weiterer Staaten in Ramstein in Rheinland-Pfalz am 26. April gab der Pentagon-Chef den militärischen Sieg der Ukraine als strategisches Ziel vor.
Die Bundesregierung gab ihre ablehnende Position bezüglich Panzerlieferungen in die Ukraine auf, Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sagte in Ramstein die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine zu, angefangen mit Flugabwehrpanzern vom Typ Gepard.
Die FAZ berichtet am 27. April über den Strategiewechsel der US-Administration, der laut US-Präsident Biden darin bestehe, Russland „über Jahre“ zu schwächen.
„Sünde amerikanischer Politik“
Der frühere Bundesminister und Erste Bürgermeister von Hamburg, Klaus von Dohnanyi, machte in der ARD gerade die USA mitverantwortlich für den Krieg in der Ukraine. Es sei zum Krieg gekommen, „weil der Westen nicht bereit war, über die einzige wichtige Frage für Russland und Putin auch nur zu verhandeln“, die Frage nach der NATO-Mitgliedschaft der Ukraine. US-Präsident Joe Biden habe Verhandlungen darüber stets abgelehnt. Putin sei zwar „der Aggressor“, so der SPD-Politiker, die Möglichkeit den Krieg zu verhindern habe aber „im Westen“ gelegen. Es sei eine „Sünde amerikanischer Politik“, nicht verhandelt zu haben.
Eine „für alle Seiten tragfähige Lösung“ sieht Dohnanyi dennoch. Dafür müssten sich die Europäer jedoch an Washington und nicht an Moskau wenden. Die USA müssten erklären, dass der ukrainische Präsident Selenski recht habe, wenn er sagt, die Ukraine könne auch neutral sein.
„Bis zum letzten Ukrainer“
Der langjährige US-Diplomat und ehemalige stellvertretender Verteidigungsminister für internationale Sicherheitsfragen, Chas Freeman, äußerte sich schon am 22. März in einem Interview zur Kriegsstrategie des Westens, die offenbar darauf abziele, „die Kämpfe zu verlängern, anstatt ihr Ende und einen Kompromiss zu beschleunigen“. Zwar werde dieses Vorgehen zu einer großen Zahl an Todesopfern führen; dennoch fragten sich einige im Westen offenbar insgeheim: „Was ist so schrecklich an einem langen Krieg?“ Schließlich sei das Ganze – de facto ein Stellvertreterkrieg gegen Russland – für den Westen „im Wesentlichen kostenfrei“. Man könne die Strategie der US-Regierung im Ukraine-Krieg auf den Punkt bringen, „bis zum letzten Ukrainer“ zu kämpfen.
„Grundlagen für einen Frieden“
Starökonom Jeffrey Sachs warnte bereits am 1. April im Interview mit der Welt vor der US-Strategie, die auf einen jahrelangen Stellvertreterkrieg in der Ukraine mit Tausenden von Toten hinauslaufe. Auf die Frage, ob Energiesanktionen die Maßnahmen seien, die Putin zum Einlenken bewegen und den Ukraine-Krieg beenden könnten, antwortete Sachs: „Was den Ukraine-Krieg beenden könnte, sind die Angebote, die Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland vor den Verhandlungen in Ankara (…) gemacht hat. Eine neutrale Ukraine, Autonomie für den Donbass und die Bereitschaft, den Krieg am Verhandlungstisch zu beenden; das sind Grundlagen für einen Frieden. Die Europäische Kommission, Deutschland und die anderen EU-Länder sollten sich jetzt darauf konzentrieren, eine schnelle Verhandlungslösung zu fördern. Es wird ständig über Sanktionen oder militärische Hilfen geredet, aber nicht genug darüber, wie eine Verhandlungslösung aussehen könnte.“
Im Rausch des neuen deutschen Militarismus haben sich deutsche Politiker, allen voran die von Kriegseuphorie benebelten Bellizisten Annalena Baerbock, Anton Hofreiter und Agnes-Marie Strack-Zimmermann, zunehmend den Ansatz der USA und Großbritanniens zu Eigen gemacht, auf die wahnwitzige Illusion eines Siegfriedens zu setzen und dafür die Waffenlieferungen an die Ukraine immer mehr auszuweiten.
Im Gegensatz zur ukrainischen Presse wird der Johnson-Besuch in Kiew in seiner politischen Bedeutung und weitreichenden Wirkung für das Aus der Verhandlungsgespräche zwischen Vertretern der Ukraine und Russlands in den hiesigen Medien und Politik leider vollkommen unterbewertet.
Inwieweit die Verbrechen in Butscha die Verhandlungen entscheidend beeinflusst haben, vermag ich nicht zu beurteilen. Diese Kriegsverbrechen müssen dringend durch eine internationale unabhängige Untersuchung aufgeklärt werden. Es muss alles getan werden, um so schnell wie möglich durch einen Waffenstillstand und einen Verhandlungsfrieden weitere Verbrechen dieser Art zu verhindern und um zu verhindern, dass nicht weiter viele Menschen in diesem Krieg sterben.
Rubriken: Audio-Podcast Militäreinsätze/Kriege
Schlagwörter: GroßbritannienJohnson, Boris NATO Russland Stellvertreterkrieg Ukraine USA Waffenlieferungen Waffenstillstandsabkommen
Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=83910
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nachdenkseiten.de, vom 11. Oktober 2022 um 14:01 Ein Artikel von Michael von der Schulenburg
Von Michael von der Schulenburg[*]. – In der heutigen Welt, die vollgepackt ist mit Massenvernichtungswaffen, Hyperschall-Trägersystemen, Cyber-Kriegsführung, Weltraum-Kriegsführung und Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz sowie anderen schrecklichen Dingen, riskiert jede Strategie, die darauf abzielt, einen Krieg militärisch zu gewinnen, in einer Katastrophe zu enden. Dies gilt ganz besonders für den Krieg in der Ukraine, wo sich zwei Atommächte, Russland und die Vereinigten Staaten, gegenüberstehen und wo eine dritte Atommacht, China, dem angespannt zuschaut. Deshalb sollte der Westen einen Frieden und nicht einen militärischen Sieg anstreben. Das kann nicht durch Waffen, sondern nur durch Diplomatie erreicht werden.
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Was den Krieg in der Ukraine so außerordentlich gefährlich macht, ist die Tatsache, dass sich auch nach sieben Monaten Krieg alle Kriegsparteien einzig und allein darauf konzentrieren, diesen Krieg zu gewinnen, während sie keine Anstrengungen unternehmen, einen Frieden zu erreichen. Trotz des drohenden Atomkriegs gibt es zwischen dem Westen und Russland keine diplomatischen Kanäle, um Missverständnissen vorzubeugen, eine weitere Eskalation zu vermeiden und die Voraussetzungen für eine diplomatische Lösung zu schaffen. Um das Schlimmste zu verhindern, müssen der Westen und Russland jetzt miteinander ins Gespräch kommen. Trotz oder gerade wegen der Entwicklungen auf dem Kriegsschauplatz sollten Friedensgespräche noch möglich sein. Der Westen hat bereits zweimal die Gelegenheit zu Friedensverhandlungen verpasst; er sollte sie diesmal nicht verpassen.
Die jüngsten militärischen Erfolge der Ukraine scheinen all jene im Westen ermutigt zu haben, die glauben, dass dieser Krieg gewonnen werden kann, dass Russland besiegt und aus allen ukrainischen Gebieten, die es jetzt besetzt hält, vertrieben werden könnte. Auch der ukrainische Präsident Zelensky verkündete nun, dass das einzige Ziel ein vollständiger militärischer Sieg über Russland sein kann, und erneuerte seine Forderung nach einer raschen Aufnahme der Ukraine in die NATO – ein rotes Tuch für Russland. Aber wäre ein militärischer Sieg gegen eine Atommacht überhaupt möglich? Würde eine militärische Lösung, wenn überhaupt möglich, einen Frieden bringen oder nur den Boden für einen nächsten Konflikt bereiten? Wir könnten auf eine gefährliche Eskalation zusteuern, die zur Zerstörung der Ukraine führen könnte und eine Zerstörung, die letztlich auch die Nachbarn der Ukraine in Europa und Asien – wenn nicht sogar die ganze Welt – erfassen könnte.
Als Reaktion auf seine militärischen Rückschläge hat Russland mit einer teilweisen militärischen Mobilmachung geantwortet, die die Zahl der in der Ukraine stationierten Streitkräfte verdoppeln könnte. Aber es ist Putins Entscheidung, vier ukrainische Oblaste zu annektieren – Russland nennt es “Beitritte” – mit der er das Konfliktpotenzial erheblich erhöht hat. Als Teil Russlands, so droht er, würde Russland diese vor jedem Angriff zu schützen, wenn nötig mit Atomwaffen. Damit versucht Putin, sich gegen das zu wehren, was er als existenzielle Bedrohung für Russland ansieht: Den Beitritt der Ukraine zur NATO, die Errichtung von Militärbasen durch die USA entlang Russlands Grenzen und den Verlust des russischen Zugangs zum Schwarzen Meer. Es ist die Schwäche der konventionellen Streitkräfte Russlands, die diese Bedrohung so gefährlich macht. Wir sollten sie ernst nehmen.
Warnungen, dass der Krieg in der Ukraine zu einem Atomkrieg werden könnte, kommen auch von ukrainischer Seite. Kürzlich warnte in der staatlichen Medienagentur Ukrinform der oberste Militärbefehlshaber der Ukraine, General Valery Zaluzhny, dass dieser Krieg zum Einsatz taktischer Atomwaffen durch Russland und die USA führen könnte. Er spielte sogar auf einen möglichen Dritten Weltkrieg an: “Es ist auch nicht völlig auszuschließen, dass die führenden Länder der Welt direkt in einen ‘begrenzten’ Atomkonflikt verwickelt werden, in dem das Risiko für einen Dritten Weltkrieg bereits direkt sichtbar ist”, so Zaluzhny.
Die Warnung von General Zaluzhny erinnert daran, dass es sich nicht nur um einen konventionellen Krieg zwischen der Ukraine und Russland handelt, sondern im Wesentlichen um einen Konflikt zwischen zwei Atommächten, Russland und den USA, in dem es darum geht, wer die Ukraine kontrolliert. Die USA sind inzwischen so stark in diesen Krieg verwickelt, dass ein kleiner Funke oder ein einfaches Missverständnis diesen Stellvertreterkrieg in eine direkte Konfrontation zwischen Russland und den USA verwandeln könnte. Inzwischen spricht sogar Präsident Biden von der Möglichkeit eines Nuklearkrieges. Auch wenn die Hoffnung besteht, dass eine nukleare Konfrontation noch in weiter Ferne liegt, sollte allein die Gefahr, dass wir einem alles vernichtenden Atomkrieg näher sind als je zuvor seit der Kuba-Raketenkrise vor genau 60 Jahren, in allen Hauptstädten der Welt die Alarmglocken läuten und die Diplomatie auf Hochtouren laufen lassen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Unter den heutigen Umständen ist dies politischer Wahnsinn!
Entwicklungen auf dem Schlachtfeld könnten noch eine Chance für die Diplomatie bieten
Glücklicherweise hat der Krieg noch nicht den Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gibt; es gibt noch Raum für Diplomatie. Die militärischen Operationen beider Seiten beschränken sich geografisch auf die rund 1.000 km lange Frontlinie, die die ukrainischen und russischen Streitkräfte in der Ost- und Südukraine trennt. Selbst dort beschränken sich die Kämpfe auf nur drei Gebiete um Charkow, den Donbass und Cherson. Weder die ukrainischen noch die russischen Streitkräfte scheinen in der Lage zu sein, den Krieg auf andere Regionen auszudehnen. Behauptungen, Russland wolle Kiew oder gar die gesamte Ukraine besetzen, sind ebenso illusorisch wie ukrainische Behauptungen, sie stehe kurz vor der Rückeroberung des Donbass und der Halbinsel Krim. Es wird Monate dauern, bis die russische Verstärkung in vollem Umfang einsatzbereit ist, und auch die vom Westen versprochenen neuen und stärkeren Waffen werden erst nach einiger Zeit auf dem Schlachtfeld eintreffen. Am wichtigsten dabei ist aber, dass es sich immer noch um einen rein konventionellen Krieg handelt – zumindest jetzt noch. Es gibt also noch Spielraum für Gespräche.
Es gibt auch einige politische Bewegungen, die auf einen Raum für Diplomatie hindeuten. In bemerkenswerter Abkehr von der harten Position, die die NATO auf ihrem Gipfel im März eingenommen hatte, schrieb Präsident Biden im Mai in der New York Times, dass es nicht die Politik der USA sei, einen Regimewechsel in Russland anzustreben, und dass er mit dem ukrainischen Präsidenten die Überzeugung teile, dass nur eine diplomatische Lösung den Krieg beenden könne. Er spielte sogar auf die Möglichkeit an, dass die Ukraine möglicherweise territoriale Zugeständnisse machen müsse. Dies fällt zusammen mit der Entscheidung der USA, der Ukraine keine Langstreckenraketen zu liefern, mit denen sie den Krieg auf russisches Gebiet ausweiten könnte. Außerdem zog sich die EU von Litauens höchst gefährlicher Blockade des Kaliningrader Gebiets zurück, und der türkische Präsident Erdogan besuchte als erstes Staatsoberhaupt eines NATO-Landes Präsident Putin in Russland. Das von der Türkei und der UNO vermittelte russisch-ukrainische Getreideabkommen, die Beteiligung der IAEO am Schutz des Kernkraftwerks in Saporischschja und die jüngsten Gefangenenaustausche sind weitere ermutigende Zeichen.
Was macht dann die Suche nach einer diplomatischen Lösung so schwierig?
Das Schlüsselwort, das den Westen daran hindert, sich mit Russland an einen Tisch zu setzen, ist “Neutralität”. Russland möchte, dass die Ukraine neutral bleibt, während die USA eine feste Einbindung der Ukraine in das westliche Militärbündnis wünschen. Diese gegensätzlichen Positionen beruhen nicht auf einer besonderen Liebe der einen oder anderen Seite zur Ukraine, sondern es ist die strategische Lage der Ukraine zwischen Asien und Europa, die die Ukraine für beide Seiten geopolitisch so attraktiv macht.
Als Mitglied der NATO würde die Ukraine zu einem strategischen Aktivposten für den Anspruch der USA auf eine globale und unangefochtene Führungsrolle werden. Sie würde Russland als Großmacht aus dem Spiel nehmen und es zu einer Regionalmacht degradieren. Sie würde es der USA ermöglichen, den Handel zwischen Europa und Asien zu kontrollieren und ihre Macht bis tief nach Asien hineinzuprojizieren – der Hauptgrund, warum sich alle asiatischen Länder, mit Ausnahme von Japan und Taiwan, nicht der NATO/US-Politik der Verurteilung und Isolierung Russlands angeschlossen haben. Andererseits würde eine neutrale Ukraine (und damit auch ein neutrales Georgien) Russland davon befreien, von der NATO eingekreist zu werden. Es würde seinen Status als dominierende Macht in seiner unmittelbaren geografischen Nachbarschaft behalten und ein – wenn auch kleiner – internationaler Akteur bleiben.
Dass gerade die Neutralität der Stolperstein ist, ist beunruhigend, denn es wäre die Neutralität der Ukraine gewesen, die die zunehmenden Spannungen zwischen Russland und den USA wegen der NATO-Erweiterung hätte lösen können, und es wäre die Neutralität der Ukraine gewesen, die den Krieg im März dieses Jahres hätte beenden können, als sich ukrainische und russische Unterhändler auf einen möglichen Friedensplan geeinigt hatten. In beiden Fällen war es die NATO, allen voran die USA und das Vereinigte Königreich, die jeden Schritt in Richtung eines neutralen Status der Ukraine torpedierten. Während Russland die Schuld für den Beginn eines illegalen Angriffs auf die Ukraine trägt, ist es die NATO, die für die Verlängerung des Krieges verantwortlich ist.
Die NATO und das Ende einer Verhandlungslösung
Das auffälligste Beispiel dafür ist, als die NATO im März die ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen torpedierte. Damals, nur einen Monat nach Kriegsbeginn, gelang es ukrainischen und russischen Verhandlungsteams, einen 15-Punkte-Entwurf für ein mögliches Friedensabkommen vorzulegen, demzufolge die Ukraine keine NATO-Mitgliedschaft anstreben und keiner ausländischen Macht gestatten würde, Militärstützpunkte auf ihrem Hoheitsgebiet zu errichten. Im Gegenzug würden alle russischen Besatzungstruppen abziehen und die Ukraine würde ihre territoriale Integrität weitgehend bewahren. Der Entwurf sah auch Zwischenlösungen für den Donbass und die Krim vor. Man hoffte, dieses Abkommen auf einer Friedenskonferenz am 29. März in Istanbul auf Außenministerebene abschließen zu können. Sowohl ukrainische als auch russische Politiker hatten bereits Hoffnungen auf ein Ende des Krieges geäußert.
Doch dazu kam es nicht. Angesichts der Möglichkeit einer neutralen Ukraine berief die NATO für den 23. März einen Sondergipfel in Brüssel ein, an dem auch Präsident Biden teilnahm. Der einzige Zweck dieses Treffens bestand darin, die ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen zu beenden. Anstelle eines Kompromisses zwischen ukrainischer Neutralität und ukrainischer territorialer Integrität forderte die NATO nun den bedingungslosen Rückzug der russischen Streitkräfte aus den ukrainischen Gebieten, bevor es zu Friedensgesprächen kommen konnte: Wir fordern Russland auf, sich konstruktiv an glaubwürdigen Verhandlungen mit der Ukraine zu beteiligen, um konkrete Ergebnisse zu erzielen, angefangen bei einem dauerhaften Waffenstillstand bis hin zu einem vollständigen Rückzug seiner Truppen aus dem ukrainischen Hoheitsgebiet (Erklärung des NATO-Gipfels).
Die NATO verlangte also nichts Geringeres, als dass Russland seine Niederlage akzeptiert, was in krassem Gegensatz zu einer Kompromisslösung steht, auf die sich die ukrainischen und russischen Unterhändler geeinigt hatten. In der Abschlusserklärung der NATO wurden weder die ukrainisch-russischen Friedensgespräche noch die Istanbuler Friedenskonferenz, die mit nur fünf Tagen Verspätung stattfinden sollte, erwähnt. Auch das Wort “Neutralität” wurde nicht erwähnt. Wohl auf Druck der USA und des Vereinigten Königreiches brach die Ukraine daraufhin die Friedensgespräche ab und begann, im Vertrauen auf massive Waffenlieferungen des Westens und harte Sanktionen, die Forderungen der NATO nach einem bedingungslosen Abzug der russischen Truppen zu unterstützen. Damit war der ukrainisch-russische Friedensprozess gestorben und der Krieg dauert seither an.
Die Botschaft der NATO an Russland war eindeutig: Es würde keinen Verhandlungsfrieden geben, der zur Neutralität der Ukraine führen würde. Als Reaktion darauf änderte Russland seine Strategie und kündigte am 28. März an, dass es seinen militärischen Ring um Kiew aufheben und sich nun auf die militärische Eroberung der russischsprachigen Gebiete der Ost- und Südukraine konzentrieren würde. Damit hat der Krieg eine andere Richtung eingeschlagen. Russland hoffte nun, durch die Besetzung ukrainischen Territoriums den Beitritt der Ukraine zur NATO verhindern und seinen Zugang zum Schwarzen Meer schützen zu können. Die jüngsten Annexionen von vier ukrainischen Oblasts sind das Ergebnis dieses Strategiewechsels. Dies wird jedoch keinen Frieden bringen, sondern im Gegenteil eine ohnehin schon schwierige und gefährliche Situation noch verschlimmern.
Der Westen hat nun die seltsame Position eingenommen, dass er die Ukraine bei der Abwehr einer Invasion unterstützte, ansonsten aber keinen Anteil an der Erreichung eines Friedens haben könne. Friedensverhandlungen seien allein Sache der Ukraine: “Es ist Sache der Ukraine, über eine künftige Friedensregelung zu entscheiden, frei von äußerem Druck oder Einfluss” (Abschlusserklärung der G7). Nachdem die ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen im März torpediert wurden, ist dies eine ziemlich zynische Position. Zynisch ist auch die Annahme, dass die Ukraine nun “frei von äußerem Druck oder Einfluss” zu einer neuen Friedensregelung gelangen könnte, während sie von Russland militärisch unter Druck gesetzt wird und für ihr Überleben vollständig auf die finanzielle und militärische Unterstützung des Westens angewiesen ist. Der Frieden muss und kann nur zwischen dem Westen und Russland, natürlich mit Einschluss der Ukraine, ausgehandelt werden.
Der Weg zum Frieden ist klar, nur wer hat den Mut, ihn zu gehen?
In zwei seltenen öffentlichen Auftritten in Goslar und München hat die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Blick auf den Krieg in der Ukraine kürzlich zu mehr Verständnis und Kompromissbereitschaft aufgerufen. Während sie Russland vorwarf, mit dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar das Völkerrecht gebrochen zu haben, argumentierte sie eindringlich, dass Europa bei seinen Friedensbemühungen das Ziel nicht aus den Augen verlieren dürfe, eine gesamt-europäische Sicherheitsarchitektur aufzubauen, die Russland einschließt. Erst dann, so fügte sie hinzu, sei der Kalte Krieg wirklich vorbei. Sie warnte davor, Russlands Drohungen zu ignorieren.
Frieden für die Ukraine, Frieden mit Russland und Frieden in Europa sind untrennbar miteinander verbunden. Es wird keinen Frieden geben, ohne die Fehler zu korrigieren, die am Ende des Kalten Krieges mit der Erweiterung der NATO (und der EU) bei Ausschluss Russlands gemacht wurden. Die Entwicklung einer europäischen Sicherheitsarchitektur würde aber viel Zeit in Anspruch nehmen, die wir jetzt nicht haben. Aber Friedensgespräche zwischen dem Westen und Russland könnten damit beginnen, die Grundlagen dafür zu schaffen. Die Bestätigung der ukrainischen Neutralität, die Anerkennung russischer Sicherheitsinteressen und die damit verbundenen Sicherheitsvereinbarungen für die Ukraine, die sich nicht mehr auf die NATO stützen, wären ein erster Schritt. Die mutigen ukrainischen und russischen Verhandlungsteams haben uns im März den Weg dafür gezeigt, und ein Expertenteam, das sich im Juni im Vatikan getroffen hatte (michael-von-der-schulenburg.com/frieden-in-der-ukraine/), hat deren Ansatz weiterentwickelt. Wenn wir den Frieden anstreben wollen, anstatt einen Krieg zu gewinnen, wird es keine andere Lösung geben.
Aber haben wir heute Politiker vom Kaliber eines Kennedy oder Chruschtschow, eines Reagan oder Gorbatschow, oder gar einer Angela Merkel, die den Mut und Entschlossenheit hätten, die Spirale eines immer mehr außer Kontrolle geratenen Krieges zu durchbrechen und stattdessen einen Frieden anzustreben? Der Weg zum Frieden ist klar, aber “Wer ist bereit, diesen Weg zu gehen?” wird die alles entscheidende Frage sein, um die Ukraine, Europa und möglicherweise die Welt vor einer drohenden Katastrophe zu bewahren.
[«1] *Michael von der Schulenburg arbeitete für die Vereinten Nationen und war für sie an vielen Krisenherden eingesetzt, unter anderem in Haiti, Afghanistan, Pakistan, Iran, Iraq, Syrien, auf dem Balkan, in Somalia und Sierra Leone.
Rubriken: Audio-Podcast Friedenspolitik Militäreinsätze/Kriege
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nachdenkseiten.de, 29. Februar 2024 um 10:00 Ein Artikel von Bernhard Trautvetter
Die Nato wird bald 75 Jahre alt. Sie begann mit einer Lüge: Das Mittel der Manipulation der eigenen Bevölkerung und von Teilen der politischen Klasse ist Element der psychologischen Kriegsführung. Sie lenkt das Denken und Handeln der Menschen in eine bestimmte Richtung, möglichst, ohne dass diese es merken. Eines der dadurch bedingten Probleme ist, dass die Menschen die Probleme ihrer Zeit nicht mehr bewältigen können, da sie mit Falschmeldungen infiltriert werden. Der Vertreter der kritischen Theorie Th. W. Adorno erkannte dies früh, als er sagte, es gebe keain richtiges Leben im falschen.
Zum Falschen: US-Präsident Truman erklärte 1949 zum NATO-Gründungsdokument: „Dieser Vertrag ist ein einfaches Dokument und die Staaten, die es unterschreiben, stimmen nach den friedlichen Grundsätzen der Vereinten Nationen darin überein, die freundschaftlichen Beziehungen untereinander und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu erhalten, zusammenzustehen, wann immer das Territorium oder die Unabhängigkeit eines von ihnen verletzt wird, und sich gegenseitig zu Hilfe zu kommen, wenn einer von ihnen angegriffen werden sollte.“
Seine Truman-Doktrin genannte Strategie machte klar, dass es der NATO vor allem darum ging, den Einfluss der Sowjetunion einzudämmen – auch mit Hilfe Westdeutschlands, wie es der Leiter der Forschungsgruppe „Sicherheitspolitik“ der Stiftung Wissenschaft und Politik, Dr. Markus Kaim, erklärt: „1949 wurde die Bundesrepublik gegründet, bekam in weiten Teilen ihre außenpolitische Souveränität zurück, und dann sehr zügig begann ja auch die Debatte um eine Wiederbewaffnung …“ Statt einer gemeinsamen Problemlösung nach dem schlimmsten aller Kriege ging es um Konfrontation, Eindämmung und Rivalität. Das löst keine Probleme, sondern es schafft neue und verschärft Spannungen, die nun im Atomzeitalter eskalieren können.
Diese Konfrontations-Strategie konnte auf die antirussische Propaganda der Nazis im Zweiten Weltkrieg zurückgreifen, die immer noch das Alltagsbewusstsein vieler Menschen prägte.
Die NATO-Gründer legitimierten ihr Vorgehen mit politischen Konflikten in der Nachkriegsära, die sich auf China/Korea und auf Europa bezogen, wie zum Beispiel: Um die militärische Gefahr aus dem Osten zu belegen, griff die Propaganda auf mehrere Konflikte in Staaten zwischen Ost und West von Korea bis Berlin zurück – Beispiel: „Die Sowjetunion, die damals West-Berlin blockiert und ein Jahr zuvor den kommunistischen Umsturz in der Tschechoslowakei unterstützt hat, soll wissen, dass sie für weitere Expansionsversuche einen hohen Preis zu zahlen hat.“
Wie gehaltvoll die Legitimation der NATO als militärisches Bollwerk gegen den Kommunismus im Allgemeinen und gegen die Sowjetunion im Osten war, zeigt ein Text des späteren US-Botschafters in Moskau, des US-Strategen George F. Kennan: „Sie wollen den Kampf um Deutschland und Europa gewinnen, aber nicht durch militärische Aktion.“ G. F. Kennan kannte sicher die US-Geheimdienst-Studie, die die Wahrheit für die interne Beratung unverfälscht abbildete: Die sowjetische Führung sei sich „ihrer ungeheuren Schwäche durch die großen Verluste an Menschen (über 20 Millionen Tote…) und an Produktionspotential in der Nachkriegsperiode bewusst“. (Joint Intelligence Staff, hier laut Uli Cremer, Neue Nato: die ersten Kriege, HH 2009, S. 18)
Keine andere Armee, kein anderes Volk hatte so viele Verluste und Tote zu beklagen wie die Rote Armee und wie die Sowjetunion. Von diesem Blutzoll hat sie sich nie richtig erholen können. Es gab in der Sowjetunion kaum eine Familie, die nicht von diesem Vernichtungsfeldzug Nazideutschlands betroffen war, das gilt für Zivilisten und Soldaten gleichermaßen.
Das verlogene Gründungsnarrativ fand eine Vielzahl an weiteren Täuschungsmanövern bis heute. Sei es der Vietnamkrieg, den die NATO-Führungsmacht USA ohne nennenswerte Kritik aus der NATO mit Millionen Toten durchziehen konnte. Zum einen folgte die Legitimation der sogenannten Domino-Theorie, der zufolge Vietnam nicht kommunistisch werden darf, weil sonst – wie Dominosteine – weitere Staaten für die demokratische Welt verloren gehen würden.
Den Bombenterror gegen nordvietnamesische Städte begründeten die USA als Vergeltung gegen einen Angriff auf ihre Marine vor der vietnamesischen Küste im Golf von Tonkin. Dieser Angriff erwies sich allerdings als selbstinszenierter Vorwand der USA für ihren Bombenterror. 1972 zog US-Präsident Nixon einen Atomschlag gegen Nordvietnam in Erwägung. Die NATO tolerierte die Propagandamaschinerie und die Gewalt ihrer Führungsmacht, sie hüllte sich in Schweigen darüber, dass die USA viermal so viele Bomben auf Vietnam warfen, wie während des Zweiten Weltkrieges gefallen waren.
Wenige Jahre später erfand sie einen von ihr so genannten Nachrüstungsbedarf, da sie zwar sowjetische Arsenale in Europa erwähnte, ohne das Drohpotential Frankreichs und Großbritanniens mit zu erwähnen. Die Friedensbewegung erkannte das und erhob sich in der Summe millionenfach gegen die atomare Bedrohung.
Wieder eine Weile später log die NATO, indem sie bekundete, man habe der Sowjetunion zum Ende des Kalten Krieges nur mündlich und damit nicht rechtsverbindlich versprochen, dass die NATO sich keinen Zentimeter („not an inch“) nach Osten hin ausdehnen würde. Sie verschwieg dabei die internationalen Festlegungen im 2+4-Vertrag, der Charta von Paris und der OSZE-Sicherheits-Charta, nach denen die gegenseitige Sicherheit Basis einer gemeinsamen Friedensordnung sein soll.
Die Einhaltung dieser Verpflichtung hätte vermutlich den Ukrainekrieg verhindert. Doch ehe es dazu kam, brach die NATO 1999 im Jugoslawienkrieg mit der Bombardierung Serbiens durch einige NATO-Staaten ohne UN-Mandat Völkerrecht. Die Legitimation war, man müsse ein neues Auschwitz verhindern. Man erklärte Bilder von Bürgerkriegs-Szenen um in Berichte über ein Massaker. Dazu kommentierten ARD-Reporter, der Krieg habe mit einer Lüge begonnen.
Die dann nächste große und brandgefährliche NATO-Lüge war das Legitimationsnarrativ für den Irak-Krieg, denn Saddam Hussein hatte nicht die ihm von den USA angedichteten Massenvernichtungswaffen, der unprovozierte Überfall war ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Die Bundesregierung weigert sich allerdings, diesen Krieg zu verurteilen.
Der nächste Rechtsbruch war der Libyen-Krieg von NATO-Staaten 2011: Russland hatte sich noch im Weltsicherheitsrat enthalten, um den USA und anderen NATO-Staaten zu ermöglichen, die Zivilbevölkerung gegen diktatorische Gewalt zu schützen. Dieses Mandat hat die sogenannte Koalition der Willigen aus einigen NATO-Staaten mit ihrer Regime-Change-Operation überreizt und dadurch die gesamte Region bis heute ins Chaos gestürzt.
Anders verhält sie sich beim Krieg Russlands in der Ukraine. Hier folgt sie der NATO-Propaganda: Generalsekretär Stoltenberg erklärte Anfang Februar 2024, man müsse mit einer Ausdehnung der russischen Aggression rechnen und mit einem jahrzehntelangen Konflikt mit Russland. Die gesamte Propaganda westlicher Medien und Politiker spricht von einem unprovozierten russischen imperialen Machtstreben, einem Überfall, insgesamt also von einem unprovozierten Angriffskrieg.
Im EU-Parlament hatte Jens Stoltenberg im September 2023 den wahren Grund für den Krieg benannt: Es sei Russland darum gegangen, dass die Ukraine mit ihrer langen Grenze mit Russland kein NATO-Land werde. Diesen Wunsch habe man Russland verwehrt. „Er wollte, dass wir das Versprechen unterschreiben, die NATO niemals zu erweitern. Er wollte, dass wir unsere militärische Infrastruktur in allen Verbündeten, die der NATO seit 1997 beigetreten sind, entfernen, … Das haben wir abgelehnt. Also zog er in den Krieg, um …, mehr NATO in der Nähe seiner Grenzen zu verhindern.“ Demgegenüber wird die westliche Öffentlichkeit mit einer Kriegspropaganda überzogen, um sie für Hoch- und Atomrüstung zu gewinnen, statt eine den Verträgen entsprechende Friedensordnung aufzubauen, die auch das ökologische Überleben der Menschheit sichern könnte.
Was sich durch 75 Jahre NATO durchzieht: Militarisierung des menschlichen Denkens und gesellschaftlichen Handelns, Kriegspropaganda, Gewalt, Rüstung und Täuschung. Das kann sich die Menschheit auf der zerbrechlichen Erde des 21. Jahrhunderts nicht mehr leisten. Sie braucht die Überwindung der Militärpakte zugunsten einer friedensökologischen Weltordnung im Rahmen der UNO.
Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Gedenktage/Jahrestage Kampagnen / Tarnworte / Neusprech Militäreinsätze/Kriege Strategien der Meinungsmache
Schlagwörter: Fake News Irak Jugoslawien Konfrontationspolitik Kriegslügen Libyen Militarisierung NATORusslandSowjetunionSystemkonkurrenzUSAVietnam
Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=111755
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nachdenkseiten.de, 29. Februar 2024 um 14:00 Ein Artikel von Karin Leukefeld
Geschafft. Endlich hat Deutschland seinen Platz an der Seite von USA und Großbritannien eingenommen, um den Welthandel im Roten Meer gegen die „von Iran unterstützten Huthis“ aus dem jemenitischen Hochland zu schützen. Scharf geschossen wurde auch schon, wie die deutsche Öffentlichkeit am Mittwochmorgen aus den Nachrichten erfahren konnte. Und getroffen hat sie auch, die Fregatte Hessen, die sich seit Anfang der Woche gegen den „Terror der Huthis“ im Einsatz befindet. „Das an der EU-Militärmission “Aspides” beteiligte Schiff zerstörte nach Angaben der Bundeswehr zwei Drohnen“ und wehrte damit „erstmals einen Huthi-Angriff ab“, hieß es in einer Meldung von tagesschau.de. Allerdings sei unklar, ob die Drohnen die deutsche Fregatte oder ein Handelsschiff angreifen sollten.
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Geschossen, getroffen, geschafft!
Dass der Einsatz nicht ohne Risiken ist, zeigte sich bereits unmittelbar nach Ankunft im Einsatzgebiet. Die Besatzung entdeckte erwartungsgemäß eine Drohne auf dem Radar und kontaktierte die Leitstelle der US-geführten Mission, um eine mögliche Verwechslung auszuschließen. Die US-Mission winkte ab, es sei keine ihrer Drohnen unterwegs, und auf der „Hessen“ wurden die Flugabwehrraketen startklar gemacht und gefeuert. Der Abschuss sei dann aber „nicht gelungen“, hieß es etwas unscharf vom Sprecher des Verteidigungsministeriums Michael Stempfle, ein ehemaliger Journalist der ARD Berlin.
Nach Informationen des Internetportals Augen geradeaus hatten beide Raketen „aus technischen Gründen ihr Ziel verfehlt“. Zum Glück, kann man nur sagen, denn es stellte sich heraus, dass das Ziel eine US-Drohne der Marke MQ-9 war, eine sogenannte „Reaper-Drohne“, auch Schnitter oder Sensenmann genannt – Stückpreis rund 30 Millionen Euro. Die Maschine war offenbar in einer so geheimen Mission unterwegs, dass sie nicht nur ihre „Freund-Feind-Erkennung“ ausgeschaltet hatte, sondern ihre Lenker hatten auch keine Operationszentrale – weder der USA noch auf Kriegsschiffen anderer Nationen in dem Gebiet – über ihren Flug informiert. Erst eine Woche zuvor hatten die Huthis eine MQ-9 der US-Armee mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen.
Der Deutsche Bundestag hatte (am 23. Februar 2024) noch nicht einmal über den Einsatz und dessen Sinn debattiert, geschweige denn entschieden, da verabschiedete der Verteidigungsminister (am 20. Februar 2024) in einem verschwiegenen Hafen auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta die Fregatte Hessen bereits in den Einsatz. Bis zu 700 Soldaten und Soldatinnen sind vorgesehen. Am Tag der namentlichen Verabschiedung im Bundestag (538 Ja, 31 Nein, 4 Enthaltungen, 163 nicht gegebene Stimmen) hatte die „Hessen“ schon den Suez-Kanal erreicht und konnte umgehend ins Einsatzgebiet weiterfahren.
Das Einsatzgebiet der „Hessen“ reicht vom Roten Meer, die Meerenge Bab al Mandab (Tor der Tränen) über den Golf von Aden zur Straße von Hormus bis in den Persischen Golf. Der Einsatz für den Schutz von Handelsschiffen gilt offiziell nicht nördlich von Maskat, der Hauptstadt des Oman (d.h. nicht in der Straße von Hormus und nicht im Persischen Golf).
Nach Ansicht der Bundesregierung handelt es sich bei dem Einsatzgebiet um einen maritimen „Raum von besonderer geostrategischer Bedeutung für die internationale Handelsschifffahrt“, heißt es in der Information des Bundestages zur Abstimmung. „Über diese mit am stärksten befahrene Seeverbindungslinie der Welt transportieren Schiffe Güter zwischen Asien und Europa, darunter einen Großteil aller Energielieferungen für Europa. Etwa 65 Schiffe pro Tag, circa zwölf Prozent des weltweiten Warenverkehrs, verkehren auf dieser Route.“ Der wirtschaftliche Schaden durch die Angriffe der Huthi-Miliz sei erheblich – auch für Deutschland. Der Einsatz sei zunächst bis Ende Februar 2025 befristet, die „Zusatzausgaben (…) für diesen Zeitraum“ werden auf „voraussichtlich rund 55,9 Millionen Euro“ beziffert.
Zum Einsatz der „Hessen“ sei an dieser Stelle auf ein Interview der Bundeswehr „Marine: Seekrieg im Fokus“ mit dem Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan-Christian Kaack, verwiesen. Das Besondere an der „Hessen“ seien „ihre Radaranlagen und Waffen“, die genau für den Fall des Geleitschutzes und von Kommandos auf Schiffen „optimiert“ seien. Die Radaranlagen an Bord verfügen demnach über „etwa 400 Kilometer Reichweite“ und können „auch kleinste Kontakte aufnehmen“, so der Marineinspekteur. „Im Schutz kann sie (die Fregatte Hessen, KL) auf drei Arten wirken. Sie kann sich neben ein Handelsschiff stellen, sodass alles, was anfliegt, quasi von der Fregatte ausmanövriert wird und mit Rohrwaffen oder dem Flugkörper Rolling Airframe Missile auf bis zu zehn Kilometer bekämpft werden kann. In einem größeren Ansatz, um mehrere Schiffe zu schützen, kann sie den Evolved Sea Sparrow Missile mit einer Reichweite von über 50 Kilometern einsetzen und darüber hinaus den Flugkörper Standard Missile 2 mit einer Reichweite von etwa 160 Kilometern.“
Ein Radarsystem (APAR) ist auf die Zielverfolgung spezialisiert, Reichweite bis zu 160 km. Ein weiteres Radarsystem (SMART-L) ist auf die Luftüberwachung – auch Aufklärung – mit einer Reichweite von bis zu 400 km spezialisiert; wohlgemerkt immer im Radius. Diese Reichweite umfasst nicht nur Teile des Jemen, sondern auch von Saudi-Arabien, Eritrea, Äthiopien, Dschibouti und die Meerenge Bab al-Mandab. Kaack weiter:
„Angesichts eines absehbaren Austauschs der Lagebilder auch mit der US-Mission hat der deutsche Einsatz damit voraussichtlich auch Bedeutung über die EU-Operation hinaus.“
Auf die Frage, warum die Deutsche Marine überhaupt in den Einsatz ins Rote Meer geschickt werde, antwortet Kaack:
„Das ist eigentlich ziemlich einfach zu beantworten: Deutschland und Europa sind absolut abhängig von sicheren Seewegen. 90 Prozent des Handels gehen über die Seewege. Das Rote Meer und der Suezkanal ist die zweitwichtigste Wasserstraße der Welt. Was passiert, wenn diese gesperrt sind, haben wir mit der Ever Given vor drei Jahren erlebt. Völliger Stillstand der Industrie in einigen Teilen, und zur Zeit sehen wir es auch. Tesla hat seine Produktion hier im deutschen Werk einstellen müssen, weil die Lieferketten eben nicht mehr funktionieren.“
So viel zu den öffentlichen und offiziellen Angaben aus Politik, Medien, Bundeswehr und Marine zu dem ersten Einsatz der deutschen Fregatte Hessen im Seekrieg im Roten Meer gegen die „vom Iran unterstützten“ Huthi-Milizen.
Und hier die andere Perspektive:
USA und Großbritannien, die seit mehr als einem Monat auch Stellungen der Ansar Allah, auch Huthi-Bewegung genannt, im Jemen angreifen, nennen ihre Mission „Wächter zum Erhalt des Wohlstands“. An ihrer Seite nun die EU-Mission Aspides, altgriechisch für Schild, im Sinne von Beschützer. Beschützt werden allerdings nicht Menschen, sondern die Handelsinteressen der Weltwirtschaft, deren Waren durch das Rote Meer und den Suezkanal nach Deutschland und Europa, Israel, Großbritannien transportiert werden.
Die Transporte schippern durch das Rote Meer und den Suez-Kanal vorbei an den Habenichtsen im Jemen, in Dschibouti, Eritrea, Äthiopien und Ägypten, vorbei an den „Killing Fields“ im Palästinensischen Gazastreifen in die israelischen Häfen, wo sie Waffen und Munition abliefern, Weizen und Öl, Konsumgüter aller Art für die israelische Bevölkerung. Einige Israelis verhindern aktiv mit Blockaden, dass Hilfsgüter der UNO oder des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz über den israelischen Hafen Aschdod an die bedrohten, hungernden Menschen im Gazastreifen gelangen. Der Regierung von Israel ist das recht.
Damit der Krieg der israelischen Armee in Gaza, der von den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und anderen NATO-Bündnisstaaten unterstützt wird, ein Ende hat, hat die Huthi-Bewegung im November 2023 damit begonnen, Handelsschiffe dieser Länder, die in Richtung Israel unterwegs sind, zu stoppen, zu bedrohen und zu Kursänderungen zu zwingen. Ein Schiff wurde entführt, andere werden mit Drohnen angegriffen. Bisher ist kein einziger Seemann auf diesen Schiffen ums Leben gekommen.
Die Forderung der Huthi-Bewegung ist klar: Waffenstillstand in Gaza, und die Angriffe auf die Handelsschiffe werden eingestellt. Verhandlungen zur Freilassung aller Gefangenen und eine gerechte Lösung für Palästina, damit es Hilfe, Schutz und eine Zukunft für die Menschen im Gazastreifen gibt. Kaum jemand versteht das Elend und Leid der Palästinenser so gut wie die Huthis und die Menschen im Jemen, die (2015 bis 2022) einem erbarmungslosen Bombenkrieg einer von Saudi-Arabien geführten Kriegsallianz widerstanden. Die seit 2001 bis 2022 einem US-amerikanischen Drohnenkrieg ausgesetzt waren. Seit dem 7. Oktober wurden 30.000 Palästinenser getötet, darunter 13.000 Kinder und mehr als 8.500 Frauen. Der Lebensraum von 2,3 Millionen Menschen wurde zerstört, täglich werden dicht mit Inlandsvertriebenen besiedelte Gebiete bombardiert. Jede Woche gehen im jemenitischen Sanaa Millionen Menschen für die Palästinenser auf die Straßen.
Die Huthi-Bewegung hat keinen „Platz am Tisch des internationalen Systems“ und will auch nicht auf der „Speisekarte“ derjenigen landen, die dort sitzen. Vielmehr beharren sie auf ihrem Recht und dem Recht der Palästinenser auf Souveränität, Respekt und Entwicklung, wie es die UN-Charta festlegt. Darum haben die Kämpfer aus dem jemenitischen Hochland einen ihnen möglichen Weg gewählt, um die Interessen von USA, Israel, EU und NATO zu behindern, damit sie Israel zu einem Waffenstillstand in Gaza zwingen.
Die Reedereien sind am Geschäft, nicht an dem Konflikt interessiert und wählen in ihrer Mehrheit lieber den – wenn auch teureren und zeitaufwendigeren – Umweg um das Kap der Guten Hoffnung, als sich auf ein militärisches Abenteuer einzulassen. Den Entscheidungsträgern in Washington, London, Berlin und Brüssel fehlt diese Intelligenz oder Einsicht, und sie reagieren, wie sie es immer tun, wenn sie ihre Interessen nicht anders durchsetzen können. Sie bezeichnen ihre politischen Gegner als „Terroristen“, verhängen Sanktionen und schicken das Militär.
Zur Erinnerung
Parallel zu dem Entscheidungsprozess über die Entsendung der Marine ins Rote Meer wurde in Berlin der erste Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Afghanistan“ des Deutschen Bundestags vorgelegt. Die Staatengemeinschaft habe nach dem 11. September 2001 den Afghanistan-Einsatz „überstürzt begonnen“, so eine erste Erkenntnis des Vorsitzenden Michael Müller. „Wir (haben) uns nicht hinreichend mit Kultur und Geschichte dieses Landes auseinandergesetzt.“ Zwar finden die getöteten deutschen Soldaten Erwähnung bei Müller, nicht aber die Toten der afghanischen Zivilgesellschaft.
Die US-geführten Kriege gegen den Terror seit dem 11. September 2001 kosteten von Afghanistan über Pakistan, Irak, Syrien, Jemen und auf weiten Kriegsschauplätzen (Libyen, Somalia, Sudan) bis zu 940.000 Menschen das Leben. Indirekt starben an den Folgen dieser Kriege mindestens bis zu 4,7 Millionen Menschen an Verletzungen, Krankheiten, zerstörten Lebensgrundlagen und Infrastruktur sowie Unterernährung. Mindestens 37 Millionen Menschen wurden aus diesen Ländern durch die Kriege vertrieben.
Im Jemen, dem „Armenhaus der arabischen Welt“, gibt es nach wie vor eine große Hungersnot. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO und dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF galten für den Zeitraum 2016 bis 2021 mindestens 2,3 Millionen Kinder im Jemen als akut unterernährt, fast 400.000 Kinder unter fünf Jahren waren vom Hungertod bedroht. Nach Beginn des saudisch geführten Krieges gegen die Huthi-Bewegung im Jemen waren (2015 bis 2020) vier Millionen Menschen immer wieder neuer Vertreibung ausgesetzt, 1,4 Millionen davon waren Kinder. Stand Februar 2024 sind mehr als elf Millionen Kinder auf Hilfe angewiesen.
Durch die Wiederannäherung von Iran und Saudi-Arabien, mit chinesischer Unterstützung (März 2023), wurde ein bestehender, durch die UNO vermittelter Waffenstillstand zwischen Jemen und Saudi-Arabien verlängert, und es kam im Frühsommer des Jahres zu einem großen Gefangenenaustausch als vertrauensbildende Maßnahme. Beide Seiten einigten sich Ende Dezember 2023 unter UN-Vermittlung auf einen Friedensprozess in den kommenden 18 Monaten.
Der militärische Aufmarsch von USA, Großbritannien, Deutschland und EU im Roten Meer könnte die Region in einen weiteren Krieg stürzen. Alle arabischen Staaten – bis auf Bahrain – lehnen die Marine-Operationen von USA, GB und der EU ab. Saudi-Arabien hat die USA aufgefordert, ihre Flugplätze auf saudischem Territorium nicht für Angriffe auf den Jemen zu nutzen. Anstatt weiter zu eskalieren, muss – so die mehrheitliche Meinung nicht nur in der arabischen Welt – alles für einen Waffenstillstand in Gaza aktiviert werden.
Politik, Medien, die Öffentlichkeit und das Militär in Deutschland sollten sich „mehr mit Kultur und Geschichte“ der Region auseinandersetzen, statt mit einer übereifrigen Marinemission im Roten Meer Konflikte und Kriege weiter anzufeuern. Das gilt für alle Länder und Schlachtfelder des „Krieges gegen den Terror“, von Afghanistan bis Libyen.
Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Audio-Podcast Militäreinsätze/Kriege
Schlagwörter: FlüchtlingeGazaHandelskriegHuthiIsraelJemenKrieg gegen den TerrorUNO
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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
Der Mitbegründer von Attac Deutschland und Friedensaktivist Peter Wahl erklärt die Verwerfungen in der politischen Linken. Er klärt über Geopolitik auf und argumentiert gegen den Moralismus der Politik, denn nur so könne eine Friedensperspektive eröffnet werden.
In Kriegszeiten liegt die Aufgabe der politischen Linken auf der Hand. Eigentlich. Peter Wahl fasst sie am Ende seiner Flugschrift „Der Krieg und die Linke“ zusammen:
Ihre Aufgabe ist es, der Militarisierung der Gesellschaft, der Aufrüstung und den Großmachtambitionen des herrschenden Blocks entgegenzutreten. Dazu gehört auch, dämonisierende Feindbilder zu bekämpfen, die erst Kriegsbereitschaft erzeugen. (S. 96)
Was eigentlich banal klingt, zumindest wenn man die Maßstäbe bis Anfang der 1990er Jahre ansetzt, muss mittlerweile explizit geschrieben werden. Denn es gehört zur fundamentalen Krise der politischen Linken, dass sie keine eindeutige Position in der Kriegsfrage hat. Anders gesagt: Viele vermeintliche Linke haben sich bereits beim Irakkrieg 1991, andere im Kosovokrieg 1999, weitere nach dem 11. September 2001 oder noch mehr im Konflikt um die Ukraine seit 2014 von der Friedensfront abgemeldet. Sie sind mittlerweile Bellizisten.
Peter Wahl ist ein Streiter für den Frieden geblieben. Sein gut lesbares Buch über die linke Geschichte und die Friedenspolitik, die Geopolitik und insbesondere die aktuellen Herausforderungen kann als Hilfestellung in verwirrenden Zeiten dienen, in denen „die Kategorien links und rechts durcheinandergeraten zu sein scheinen“. (S. 8) Dabei scheint es, dass der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 einer ohnehin gespaltenen bundesdeutschen Linken endgültig den Todesstoß gegeben hat. Hierfür nur ein Beispiel von einer Attac-Mailingliste, auf der ein (ungenanntes) langjähriges Mitglied der deutschen Attac-Führung im Februar 2022 schrieb: „Jede Panzerfaust, die in der Ukraine einen russischen Panzer trifft, ist eine gute Panzerfaust.“ (S. 10)
Eine Linke, die die Panzerfaust zu lieben lernte, braucht kein Mensch. Sie ist nicht mehr anschlussfähig zu den Resten der Friedensbewegung, die es auch in Deutschland noch gibt, die aber ein eher tristes Dasein fristet. Sie versucht, Menschen auf die Straße zu bekommen und grenzt sich meist gleichzeitig von denen ab, die aus der Mahnwachenbewegung nach dem Maidan-Putsch oder aus der Corona-Maßnahmenkritik stammen. Annäherungen gab es, mittlerweile vielleicht am deutlichsten zu erkennen im Umfeld des Bündnisses Sahra Wagenknecht, das aber nach Veröffentlichung von Wahls Buch gegründet wurde.
Angesichts einer Unkenntnis über Geopolitik in der Linken und dem Fehlen eigenständiger Analysen stellt sich der Autor an die Seite derer, die eine „intellektuelle Gegenmacht gegen Bellizismus und Krieg“ aufbauen wollen. Einen kleinen Teil der Aufklärung dafür kann das vorliegende Buch leisten. Wahl stellt dabei zunächst generelle Erfahrungen der politischen Linken mit dem Krieg vor, denn bereits vor dem Ersten Weltkrieg schienen die Parteien der Arbeiterbewegung zunächst für die Kriegsbegeisterung immun – nicht nur in Deutschland die SPD. Dass sie dann quasi mit wehenden Fahnen an die Seite der Herrschenden wechselten und in großen Teilen für den Krieg eintraten, ist eine der einschneidenden Erfahrungen der linken Geschichte. Wichtig ist dabei die Erkenntnis, so Wahl, dass Organisationen der Linken „unter dem Konformitätsdruck des politischen Systems anfälliger [sind] als ihre Basis und die subalternen Klassen generell“.(S. 16) Auch die Linke konnte sich nicht dem Wahrheitsregime entziehen, das Massenmedien und Multiplikatoren errichtet hatte – was 1914 galt, scheint heute umso stärker wirksam.
Um überhaupt vernünftig für den Frieden einstehen zu können, braucht es Sachverstand. Über die Geschichte wie die Gegenwart und über Krieg und Frieden an sich. Kenntnisse über Atomwaffen, Raketen, Abschreckung, Erst- und Zweitschlagfähigkeit inklusive. Es genüge nicht, die Welt verändern zu wollen, schreibt Wahl, man müsse sie auch richtig interpretieren (S. 22). Dafür liefert seine kurze Darstellung der Geopolitik auf 25 Seiten eine gute Grundlage, denn es gelingt ihm, auf diesen wenigen Seiten die wichtigsten Aspekte für die Frage von Krieg und Frieden nebst den wichtigsten Akteuren der Geopolitik abzuhandeln. Wahl schaut auf die USA, Russland, China und die EU, und er macht deutlich, dass es unabdingbar ist, sich Zusammenhänge anzuschauen.
Wenn die Ausblendung des geopolitischen Kontextes des Krieges beim offiziellen Bellizismus folgerichtig ist – alles andere würde die Moral an der Heimatfront untergraben, so ist es eine intellektuelle Bankrotterklärung, wenn Linke das tun. (S. 25)
Wahl betrachtet die Entwicklung hin zu einer multipolaren Ordnung. Er stellt die besondere Bedeutung der USA für den Weltfrieden heraus, erläutert die Stärke Chinas, die insbesondere in der beachtlichen Soft Power im Globalen Süden bestehe, betrachtet die begrenzten Handlungsoptionen Russlands im internationalen System und erklärt, warum die EU kaum mehr ist als subalterner Juniorpartner der USA.
Das BRICS-Bündnis sieht er als Teil der Transformation zur Multipolarität. Die Transformation ist dabei in seinen Augen „ein Schritt zur Demokratisierung des internationalen Systems, ein Schritt zur Selbstermächtigung, der einigen Akteuren Stimme und Einfluss gibt, die sie bisher nicht hatten“. (S. 47) Es sei ein Schritt nach vorne, beispielsweise wenn die BRICS-Staaten erklären, die UN-Charta in das Zentrum einer neuen Weltordnung zu stellen. Eine linke Außenpolitik müsste dazu, so Wahl, eine „eingriffsfähige Position“ erarbeiten. Dabei ist die Linke weit weg davon, überhaupt irgendwo eingreifen zu können, was eben auch mit ihrer fehlenden Fähigkeit zur realistischen Analyse zusammenhängt. Peter Wahl zeigt, dass es auch anders geht und liefert nach der generellen Analyse der Geopolitik auch noch eine gute Zusammenfassung der Grundlage für die aktuellen Konflikte sowohl in der Ukraine als auch in Israel.
Mit Moralismus kann es keinen Frieden geben
Viele Linke hingegen verlieren sich im Moralischen. Besonders gut zu sehen war dies vor genau einem Jahr, als Sahra Wagenknecht gemeinsam mit Alice Schwarzer ein Manifest für Frieden auf den Weg brachte. Statt über den Inhalt zu diskutieren, wurde den Initiatorinnen die Billigung von Vergewaltigungen und anderen Kriegsverbrechen vorgehalten – auch und gerade aus dem weiten Feld der politischen Linken.
Aber emanzipatorische Friedenspolitik kann nicht auf Wut und Empörung gründen. Hass und Rache rufen wiederum Hass und Rache hervor und schaukeln sich so wechselseitig immer höher. Und Hass macht blind. (S. 62)
Wer sich auf die Moral zurückzieht, hat es einfach, er analysiert nicht, sondern urteilt und verurteilt, so Wahl (S. 65). Ein besonders drastisches Beispiel dafür liefert er mit einem Zitat von Matthias Döpfner, der sich letztlich gegen jegliches Verstehen der Handlungen der Hamas wendet. Es dürfe kein Verständnis geben, so Döpfner Ende Oktober vergangenen Jahres in der Bild am Sonntag. Peter Wahl hält dagegen:
Hier wird Moral zur Waffe gegen Denken und Verstehen überhaupt, es zählen nur Gefühle, die man ertragen kann – oder nicht. Das ist Obskurantismus pur und die Liquidierung von Aufklärung und Rationalität. (S. 66)
Wahl macht deutlich, dass es mit dem allgemeinen Moralismus keinen Frieden geben kann, sein Buch ist aktuell, weil er den Beginn der aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas mit einbeziehen konnte. Er konfrontiert er die Moralisten dabei auch mit der Frage, wie sie das massenhafte Sterben (der anderen, in diesem Fall der Ukrainer) im Krieg moralisch vertreten können? Und er weist auf den Maximalismus der Bellizisten hin, die Gerechtigkeit um jeden Preis fordern – auch wenn die Welt darüber zugrunde ginge
Damit es dazu nicht kommt, braucht es wieder eine politische Linke, die für den Frieden und nicht für den Krieg einsteht, die sachlich argumentiert und sich von den Vereinfachungen des Mainstreams nicht kirre machen lässt. Eine Linke, die, wie zu Beginn zitiert, der Militarisierung der Gesellschaft entgegentritt, den Internationalismus als internationales Bündnis der Lohnabhängigen versteht und nicht als Beglückung anderer Länder mit vermeintlicher Demokratie von außen. Peter Wahls Buch ist ein gelungener Versuch, solch eine Linke zu adressieren und ihr eine Basis für die aktuellen Auseinandersetzungen zu geben. Klar dürfte sein: Wenn sich eine solche Linke wieder formiert, dann jenseits der bisherigen ausgetretenen Pfade, die sie erst zur heutigen Misere geführt hat.
Schlagwörter: Buchrezension, Geopolitik, Krieg, Linke, Pazifismus
14 Kommentare
Erinnert sehr deutlich an den Umgang vieler Linker mit der Corona Politik. Kapitalinteressen der großen Pharmakonzerne existierten in deren Analyse kaum, Folgeschäden die die potenziellen Schäden durch die Krankheit übersteigen gab es auch nicht, die Tatsache, dass mit der Corona Politik eine der größten Umverteilung von unten nach oben erfolgte, gar der Blick auf Netzwerke oder globale Akteure? Auf gar keinen Fall, das sind alles Philanthropen! Alles irrelevant, Grundrechtszerstörung, Freiheitsaufgabe, all das war nicht Teil der Analyse, die Analyse endete bei: es geht um Leben und Tod, rette sich wer kann! Wer nicht mitmacht ist unsolidarisch und ein Spinner!
Daher wundert mich die fehlende Tiefe bei der Analyse von Fragen zu Krieg und Frieden wirklich NULL.
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Deutsche Linke? Was soll das denn sein? Die AfD oder was habe ich darunter zu verstehen?
Eine politische „Linke“ ist dann erst wieder ernst zu nehmen,wenn deren Analyse so weit geht,dass sie erkennen, das sie die nützlichen Idioten des globalen Finanzkapitals sind.
Wenn das geschehen sollte, dann können wir uns mal darüber unterhalten,was die politische „Linke“ eigentlich will und für wen sie Politik machen möchte.
Bis das soweit ist,gibt’s für mich keine politische „Linke“ in diesem Land.
Inzwischen haben die Gobalisten erkannt, dass die Gefahr nicht von den Sozialisten und Kommunisten ausgeht, die inzwischen ja „obdachlos“ geworden sind, sondern von den Populisten. Denn die “Klasse”, die heutzutage die Macht der Globokonzerne brechen kann, ist die mittelständische national basierte Industrie. Deshalb unterstützten in UK Unternehmer wie James Dyson den Brexit und gründeten sogar eine spezielle Brexitpartei, und forderte Donald Trump als Vertreter der nationalen Industrie america first und führte Zölle ein, und brachten in Russland die Oligarchen Putin an die Macht, um die Verschleuderung der Energieressourcen zu unterbinden, und wurden die Oligarchen in der Ukraine zugunsten der globalen Konzerne mit wohlfeilen Korruptionsvorwürfen ausgeschaltet. In diesem Konkurrenzkampf zwischen Globalismus und Populismus benutzen die Konzerne Parteien, Medien und NGOs um gegen den Populismus zu hetzen und die Bevölkerung aufzuwiegeln, und Verbote auf jeder Ebene durchzusetzen. Und die Korruption beginnt schon ganz unten. So informiert die Bundeszentrale für politische Bildung – bpb.de, wie man eine Initiative gegen Rechts gründet und dann Fördermittel beantragt und auf diese Weise Antifa Gruppe konstituiert. Der Globalismus ist das neue Obdach der neuen Linken. Make war not love
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Ich weiß nicht ob es zu einem Frieden kommt, ob der 3. Weltkrieg ausbricht und sich die Mensch in diesem nuklearen Gemetzel ausrotten. Aber man sollte es auf jeden Fall versuchen. Kantsch betrachtet sind alle Menschen ziemlich gleich und daher ergeben Kriege unter Gleichen keinen Sinn. Kriege gibt es nur dann wenn sich mächtige Eliten nicht verstehen. Wenn die Jachtbesitzer und Despoten untereinander Zoff haben. Das Problem dabei ist die Ansammlung von zu großen Kapitalmengen und damit Macht in den Händen einzelner Familien. Hass auf andere Kulturen oder Menschen ist sehr dumm und macht uns nur zu einem Werkzeug der Mächtigen. Nur wenn wir uns gegenseitig achten und respektieren, wenn wir miteinander reden können wir dauerhaft Frieden schaffen.
Es paßt mal wieder nirgendwo, ist aber wichtig, deshalb
OT: „USAF Serviceman Bushnell Claimed To Have Intel On US Forces Fighting in Gaza
…..
Bushnell was serving in the Air Force’s 70th Intelligence, Surveillance and Reconnaissance Wing at the time of his suicide. He told the friend his position in that division gave him top-secret clearance to military military intelligence which confirmed to him that US troops had been deployed to aid the IDF in its war against Hamas. “He told me on Saturday that we have troops in those tunnels, that it’s US soldiers participating in the killings,’’ said the friend who the New York Post confirmed was close to Bushnell. “He told me that we had troops on the ground, you know, that were there and were killing large numbers of Palestinians.““
Und nun auch noch das:
PS Die UNO hatte Israel schon früher aufgefordert, die Gaza-Polizei nicht mehr anzugreifen, die die Hilfslieferungen begleitet und organisiert, weil sonst eine geordnete Übergabe nicht möglich wäre.
Na endlich. Den einzigen von diesen Scheißkriegen, die durch Demonstrationen beendet werden konnte, war der Vietnamkrieg. Und das waren Linke, die sich nicht über den Tisch ziehen ließen.
Aber es hat inzwischen eine Hirnerweichung stattgefunden, die m.E. auf das Verschwinden von Marx und Lenin aus dem linken Diskurs zu erklären sind. Ohne die kapiert man nicht, was gespielt wird. Dass sowohl im Jugoslawien- als auch im Ukrainekonsflikt ein klassisch imperialistisches Vorgehen zu sehen war, das fiel der Linken nicht auf. Obwohl es geradezu lehrbuchhaft in Lenins Imperialismustheorie passt.
In Kürze bekommt sie Lenin in mundgerechten Häppchen serviert. Imperialisten, die sich maßlos überschätzt, die Öffentlichkeit belogen und am Ende verloren haben. Ja, ich meine die Ukraine.
Vielleicht idst dann der Moment der Erleuchtung.
2 Antworten auf diesen Kommentar anzeigen ▼
die politische linke dieses landes hat zwei probleme. erstens ihr deutschsein und zweitens die abwesenheit, und zum teil sogar ablehnung, analytischer fähigkeit. die, die es könnten, haben sich zurückgezogen, oder sterben gerade aus.
dafür gibts keinerlei lösung, die revolution, und anaylse, muss von aussen kommen und einsickern. wäre ja nicht das erste mal bei den deutschen, denen die obszönität und blasphemie von heimatgeschwafel und leitkultur einfach über alles geht. ausgenommen das geldscheffeln ohne rücksicht auf mensch, tier, umwelt und alles nichtdeutsche.
die konfliktlinie ist längst nicht mehr zwischen links und rechts zu finden. sie ist seit 2 jahrzehnten zwischen rechts und noch weiter rechts verortet. merkel hatte die schwächen der linken, da wurde die spd noch höhnischerweise dazugezählt, exakt erkannt und ausgenutzt. dieser rechtsruck kann deswegen auch heute noch von der rechten als linksruck unterm wahlvolk verhökert werden…
im übrigen war die „liquidierung von aufklärung“ schon immer ein projekt der deutschen herrschaftsschichten.
Und sie bombadieren damit auch unsere Kinder:
https://twitter.com/i/status/1763249641523396609
Ich erwarte ja mittlerweile wirklich eigentlich ALLES, aber das hat selbst mich noch mal gekickt….
Info: https://overton-magazin.de/buchempfehlungen/der-krieg-und-die-linken-2
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
meinungsfreiheit.rtde.life, 29 Feb. 2024 15:00 Uhr, Von Armin Schmitt
In einer Videobotschaft hat Bundeskanzler Scholz klargestellt, dass er keine deutschen Soldaten in die Ukraine entsenden wird. Macron hingegen schließt den Einsatz von Bodentruppen nicht aus. Die AfD unterstützt Scholz, während CDU, FDP und die Grünen Druck auf ihn ausüben.
Bundeskanzler Olaf Scholz (R) und der französische Präsident Emmanuel Macron verlassen das Podium nach einer gemeinsamen Pressekonferenz in Hamburg, Norddeutschland, am 10. Oktober 2023.
Auf der Social-Media-Plattform X hat Olaf Scholz in seiner jüngsten Videobotschaft mitgeteilt, dass er als deutscher Kanzler die Bundeswehr nicht in die Ukraine entsenden werde. Darauf könnten sich Soldaten und Bürger verlassen. Die NATO werde nicht zur Kriegspartei. Darin seien sich Deutschland und seine Verbündeten einig, so Scholz. Der französische Präsident Emmanuel Macron hingegen hatte zuvor seinerseits erklärt, es gebe zwar keinen Konsens über die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine, in dieser Dynamik dürfe jedoch nichts ausgeschlossen werden.
Seit seiner Weigerung, den Marschflugkörper Taurus an die Ukraine zu liefern, laufen Kampagnen in den sozialen Medien gegen den Kanzler. Seine letzten Beiträge zur Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine wurden auf X von "Faktenfindern" untersucht, um seine Positionen zu widerlegen. Auf europäischer Ebene verschärfte sich die Lage zunehmend, als der französische Präsident Deutschland auf dem Ukraine-Gipfel in Paris hart kritisierte. Der Grund hierfür war das Zögern Deutschlands bei der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew.
Zum Hintergrund: Am Montag legte Kanzler Scholz in Berlin erstmals öffentlich dar, warum er Kiew die erbetenen weitreichenden Taurus vorenthält. Wenige Stunden später ließ Macron in Paris mit seiner provokativen Bemerkung aufhorchen, dass er eine Entsendung westlicher Bodentruppen in die Ukraine nicht ausschließe.
Die Begründung von Scholz, warum er keine Taurus an die Ukraine liefern will, liegt auf der Hand. Der Taurus-Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 Kilometern besitzt die Fähigkeit, die Krim-Brücke und logistische Zentren auf der Krim zu treffen. Der Taurus kann lediglich von Tornados oder Eurofightern abgeschossen werden. Deutsche Soldaten müssten dann nur auf den Knopf drücken und wären damit direkt an Kampfhandlungen gegen Russland beteiligt. Scholz will unbedingt vermeiden, dass Deutschland als Kriegspartei gesehen wird. Zuvor hatte er angedeutet, dass britische Truppen der Ukraine dabei helfen würden, Langstreckenraketen auf russische Truppen abzufeuern. Er legt damit nahe, dass die Briten und Franzosen bereits aktiv an den Kriegshandlungen beteiligt sind.
In Deutschland bekommt Scholz ausgerechnet von der AfD Unterstützung, während CDU, FDP und die Grünen seit Wochen Druck auf den Kanzler ausüben. Deutschland dürfe keine Ostfront 2.0 eröffnen, mahnte der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl 2024, Maximilian Krah. Der Kreml hat bereits mehrfach klargemacht, falls westliche Truppen in die Ukraine entsandt werden sollten, wäre eine direkte militärische Konfrontation zwischen der NATO und Russland nicht mehr abzuwenden.
Mehr zum Thema - Selenskij besucht US-Stützpunkt in Deutschland: USA treiben Ukraine wieder in die Konfrontation
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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
aus e-mail von Doris Pumphrey, 29. Februar 15:39 Uhr
*Ups, "friendly fire" und Munitionsprobleme – Deutsche Fregatte auf
"Erfolgskurs" im Roten Meer
*Die deutsche Fregatte "Hessen" hat bei ihrem gerade begonnenen Einsatz
im Roten Meer am Montag zweimal unwissentlich auf eine US-Drohne
geschossen. Aus technischen Gründen blieben die Schüsse erfolglos, beide
Abfangraketen fielen ins Meer. Erst einen Tag später, am Dienstag,
gelang es der Besatzung der "Hessen", zwei Drohnen der Huthi-Rebellen
abzuschießen.
/Siehe Ausschnitt Bundespressekonferenz:/
28.2.2024
*Deutsche Marine im Roten Meer: Nur bedingt einsatzfähig?
*von Julia Weigelt
Der EU-Einsatz der Fregatte "Hessen" im Roten Meer zeigt, dass die
deutsche Marine schneller "kriegstüchtig" werden musste, als es sich
viele vorgestellt hatten. Doch Wollen ist nicht gleich Können. Wie
durchhaltefähig ist die Marine?
Im Ernstfall bleibt den Schiffsbesatzungen nicht viel Zeit zum
Nachdenken: "Im schlechtesten Fall haben sie nur wenige Sekunden, 10 bis
20 Sekunden. Im günstigsten Fall haben sie vielleicht noch ein bisschen
mehr, vielleicht eine Minute oder vielleicht sogar noch mehr", sagte
Flottenadmiral Axel Schulz, Kommandeur der Einsatzflottille 2 der Marine
in Wilhelmshaven, zu der auch die "Hessen" gehört. Gleichwohl betonte er
gegenüber dem NDR immer wieder, wie groß sein Vertrauen in das Können
und die Entschlossenheit seiner Männer und Frauen sei.
Doch wie steht es um die Ausrüstung der "Hessen", die am Dienstag
bereits erstmals scharf schießen musste? Marineinspekteur Jan Christian
Kaack fand auf einer Tagung im Januar deutliche Worte: "Auch im Bereich
der Beschaffung von Munition sind wir leider noch nicht da, wo wir
hinmüssen. Allein mit Blick auf die aktuellen Munitionsverbräuche
unserer Partner bei der Operation 'Prosperity Guardian' mache ich mir
große Sorgen um die Durchhaltefähigkeit unserer Einheiten - und bei den
Aktivitäten im Roten Meer sprechen wir noch nicht von Landesverteidigung
oder Bündnisverteidigung."
*Munition für die deutschen Schiffe ein knappes Gut
*Operation "Prosperity Guardian" ist die Bezeichnung der US-geführten
Mission im Roten Meer, die EU-Mission im selben Gebiet heißt Operation
"Aspides". Was Kaack mit "großen Sorgen bei der Durchhaltefähigkeit"
meinte, berichten andere Marine-Offiziere konkreter: So sei die Fregatte
"Hessen" zwar voll aufmunitioniert ins Rote Meer gefahren, unter anderem
mit drei verschiedenen Raketenarten an Bord. Aber wenn die verschossen
seien, gebe es nur für eine Sorte minimalen und für die anderen beiden
gar keinen Nachschub aus deutschen Depots.
Das räumte auch Admiral Schulz ein: "Wir können nicht unendlich lange da
stehen, die Schiffe immer wieder ausrüsten, sondern wir haben eine
begrenzte Anzahl an Flugkörpern, sodass wir derzeit den Einsatz begehen
können, aber irgendwann wird uns gerade die Hochwert-Munition auch
ausgehen. Wenn wir irgendwann mal keine Munition mehr haben sollten,
wenn wir alles verschossen haben, dann wird der Einsatz sowieso beendet
sein für uns. Das geht ja nicht anders. Wir können ja Schiffe nicht
unmunitioniert irgendwohin schicken."
Die Sicherheit der Soldatinnen und Soldaten an Bord ist also nicht
gefährdet, doch in Sachen Abschreckung in Richtung Russland sendet der
Munitionsmangel ein Signal der Schwäche. Mehrere Analysten gehen davon
aus, dass Moskau in fünf bis sechs Jahren seine Invasionspläne
/[inzwischen also schon „Invasionspläne“ ???]/auch auf die
NATO-Mitglieder im Baltikum ausweiten könnte. Und dort wäre die deutsche
Marine noch viel intensiver gefordert als derzeit im Roten Meer.
*Personalmangel als Teufelskreis
*Eine sogar noch höhere Priorität als Munition hat für Marineinspekteur
Kaack allerdings der dramatische Personalmangel, die Lage sei "in Teilen
desaströs". Admiral Schulz nennt als Beispiel den Operationsdienst
seiner Flottille, also Soldatinnen und Soldaten, die Radargeräte, Waffen
und andere Sensoren bedienen: "Da liegen Antrete- und Besatzungsstärke
teilweise nur bei 50 Prozent. Insofern ergibt es schon unweigerlich,
dass wir letzten Endes nicht alle Schiffe besetzen können und nicht alle
Schiffe auch gleichzeitig in den Einsatz schicken können."
Ein Teufelskreis: Wegen Personalmangels werden die, die da sind, immer
häufiger in den Einsatz geschickt, was den Job immer unattraktiver
macht. 230 Tage auf See und mehr sind keine Seltenheit. Um genug
Personal zu bekommen, müsste die Marine alle Bevölkerungsgruppen
ansprechen. Doch eine neue Bundeswehrstudie zeigt: Die Anzahl zum
Beispiel junger Frauen, die die Truppe attraktiv findet, ist in den
letzten fünf Jahren um die Hälfte gesunken, auf nur noch 36 Prozent.
Gründe dafür sind, so berichten es Soldatinnen immer wieder, fehlender
Respekt und der Unwille, Familie und Dienst ausreichend vereinbar zu
machen. Doch möglicherweise ist der Druck auf die militärische und
politische Führung bald so hoch, dass sie die nötigen Veränderungen doch
angeht.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
aus e-mail von Doris Pumphrey, 29. Februar 2024, 15:39 Uhr
_RT 28.2.2024
_*Nothing and chips – Russland kündigt Fischereiabkommen auf, Briten
dürfen sich klughungern
*/Von Jewgenij Krutikow/
Russlands Abkommen von 1959 mit Großbritannien über den Fischfang war
bereits mehrere Jahrzehnte aktiv. Nun löst Russland es auf. Worum aber
geht es hier genau – doch sicherlich nicht nur um Fisch?
/"Die Engländer haben Sanktionen gegen uns verhängt – und selber formen
sie ihr Menü zu 40 Prozent aus unserem Kabeljau. Vielleicht werden sie
ja klüger, wenn sie etwas schlanker geworden sind." /So kommentierte
Wjatscheslaw Wolodin, Vorsitzender der Russischen Staatsduma, den
Austritt Russlands
<https://freedert.online/international/193172-russland-wird-grossbritannien-fischfang-in/>
aus dem Abkommen von 1959 mit Großbritannien über den Fischfang. Dieses
Abkommen war bereits mehrere Jahrzehnte aktiv. Worum aber geht es hier
genau – doch sicherlich nicht nur um Fisch?
Russlands Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, mit dem ein Abkommen
über Fischerei mit Großbritannien aufgekündigt wird, das noch in der
Sowjetzeit abgeschlossen worden war. Dieser Völkerrechtsakt vom 25. Mai
1956 berechtigt zum Fischfang in den Gewässern der Barentssee von
Schiffen aus, deren Heimathäfen im Vereinigten Königreich liegen.
Erstmals in der Geschichte wird damit ein völkerrechtlicher Vertrag
aufgelöst, der Lebensmittel betrifft.
Eines sollte man sich hierbei vor Augen halten: Fisch, so gewöhnlich und
selbstverständlich er auch erscheint, ist ein überaus wichtiges
strategisches Lebensmittel – Streitigkeiten um Fischereirechte führten
in der Geschichte regelmäßig zu Kriegen. Für manche europäische Staaten
ist Fisch zudem ein äußerst wichtiges Volkslebensmittel. Zum Beispiel
für Großbritannien. Und diesen überholten, ja, schon seit seinem
Abschluss sinnlosen Vertrag aufzukündigen – das ist eines der wenigen
Beispiele für Gegensanktionen, die Russland gegen diesen unfreundlichen
Staat verhängen kann, die der Wirtschaft und dem nationalen
Selbstbewusstsein dieses Staates real schaden können.
Im offiziellen Erklärungsblatt zu dem Gesetzentwurf wird hervorgehoben:
/"Das Abkommen ist auf vorwiegend einseitige Begünstigung ausgerichtet –
Punkte, aus denen sich analoge oder verhältnismäßige Vorteile für die
Russische Föderation ergeben, fehlen darin gänzlich."/
Grund und Anlass liegen vor: /"Eingedenk des Beschlusses Großbritanniens
vom 15. März 2022, die Meistbegünstigung bezogen auf bilateralen Handel
mit der Russischen Föderation aufzuheben, wird die Aufkündigung des
Abkommens keine ernstzunehmenden außenpolitischen oder wirtschaftlichen
Folgen für die Russische Föderation nach sich ziehen."
/Austrittsmöglichkeiten sind vorgesehen und durch einen der Artikel des
Abkommens geregelt.
Inhaltlich beschränkt sich das Abkommen in der Tat lediglich auf
Folgendes: Es erlaubte britischen Schiffen den Fischfang in der
Barentssee – in der sowjetischen und später russischen Wirtschaftszone
östlich des Kaps Kanin bis zur Insel Kolgujew und weiter an den Ufern
der beiden Nowaja Semlja-Inseln. Historisch gesehen sind das
Fischereigewässer der Pomoren – einer ethnischen Untergruppe der
Großrussen, die an der Küste des Weißen Meeres lebt. Heute fischt dort
die russische Fischfangflotte mit Heimathäfen im Gebiet Archangelsk.
Sprich, im Wesentlichen sind dies historisch gesehen Binnengewässer (im
politischen Sinne) Russlands, im Russischen Norden. Die Engländer
stießen nie bis dorthin vor; diejenigen unter den Norwegern, die ganz
besonders eigenwillige Vorstellungen von Geographie pflegten, jagten die
Pomoren wirksam hinfort. Doch dann, unter Nikita Chruschtschow als
Generalsekretär der KPdSU, kam das Unterwartete. Der
Staatsduma-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin erinnert
<:" rel="noopener">https://t.me/dumatv/5720>:
/"Da haben wir doch tatsächlich alles an England hingegeben – einseitig,
indem wir Fischfang vor unseren Ufern erlaubten. Engländer, die diesen
Fisch 68 Jahre lang aßen, verhängten völlig gewissenlos Sanktionen gegen
uns. Dabei bereiten sie 40 Prozent ihres Menüs aus unserem Kabeljau zu.
Sollen sie jetzt ein wenig abnehmen – vielleicht macht sie das ja klüger."/
Wozu schloss die Sowjetunion im Jahre 1956 ein für sich selbst so
ungünstiges Abkommen ab – und wozu bewahrten und befolgten die
Sowjetunion und nach ihr auch Russland dieses Abkommen auch noch über 60
Jahre? Nun, damals hatte die UdSSR Zugang zu praktisch unbegrenzten
biologischen Meeresressourcen und entwickelt ihre Fischfangindustrie
äußerst rege. Und Mitte der 1950er Jahre ließ die sowjetische
Staatsführung sich dazu verleiten, diesen Vorteil als
Softpower-Instrument in der großen Außenpolitik zu nutzen.
Gerichte mit Kabeljau und Schellfisch sind in Großbritannien ein
unverzichtbarer Teil nicht allein der nationalen Küche. Nein, Fish&Chips
sind ein unverzichtbarer Teil der britischen Lebensart, für die Briten
noch weitaus wichtiger sogar als etwa Blini und Pelmeni für die Russen.
Faktisch ein nationales Symbol.
Dabei mussten die Briten schon immer die Filetstücke der Weltmeere für
sich mit Waffengewalt sichern – insbesondere im Nordatlantik und den
anliegenden Gewässern, wo diese Arten von Weißfisch (der Ausdruck hier
kulinarisch verwendet
<https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Ffisch#Verwendung_des_Begriffs_im_internationalen_Handel>)
reichlich vorkommen.
Und da kam doch KPdSU-Generalasekretär Nikita Chruschtschow oder jemand
aus seinem Umfeld im Jahre 1956 auf die Schnapsidee, eine Art Geste des
guten Willens zu vollführen: Schiffen unter britischer Flagge Zugang zu
den Seegewässern des russischen Nordens zu gewähren und ihnen dort
nicht nur den Fischfang zu erlauben, sondern auch, vor Anker zu gehen.
Ohne jegliches Entgelt von der britischen Seite. Angenommen wurde,
London oder die Briten würden vor Liebe zur Sowjetunion entbrennen. Das
gehörte zu Nikita Chruschtschows Politik Namens "friedliches
Zusammenleben mit dem Westen", die mit gewissen Korrekturen auch unter
Leonid Breschnew fortgesetzt wurde.
Doch London ist anders gestrickt. Dort betrachtet man den Fang von
Weißfisch in den Gewässern nördlich von Archangelsk als Teil und
Fortsetzung der eigenen Kolonialgeschichte. Und natürlich gilt auch:
Angeboten? Abgestaubt! So stammten denn zum Jahr 2022 40 Prozent
von Kabeljau, Schellfisch und Lodde, die in Großbritannien konsumiert
werden, aus russischen Gewässern. Dabei essen sie diese Fischarten
nahezu täglich – zuhause wie außer Haus. Geradezu überdeutlich trat dies
nach dem Brexit zutage, als die Lieferketten sauber getrennt wurden.
Schließlich kam im März 2022 dann der Schuss ins eigene Knie: Die Briten
hoben das Meistbegünstigungsprinzip für Russland auf – und belegten
Kabeljau aus Russland mit 35-prozentigen Zöllen. Also nicht Fisch, den
Fischer von Schiffen unter britischer Flagge in russischen Gewässern
fangen, sondern Fisch, den sie zusätzlich aus Russland importieren.
Auch ein "schlauer Plan" wurde in Rowan Atkinsons Heimatland hierfür
geschmiedet. Denn selbst nach dem Austritt aus dem Fischfangabkommen mit
den Briten bleibt Russland Mitglied der regionalern
Fischfangorganisationen: Die Nordostatlantische Fischereikommission und
die Nordwestatlantische Fischereiorganisation geben ihren Mitgliedern
Mechanismen an die Hand, um ihre Beziehungen hinsichtlich des Fischfangs
zu regeln. In London dachte man anscheinend, sich mithilfe jener
Mechanismen Quoten für Fischfang in der russischen Wirtschaftszone
erwirken zu können. Doch NEAFC und NAFO regeln lediglich die Prozeduren
für die Überwachung der Fischfangaktivitäten und ja, sie verteilen auch
die Fischfangquoten – die eigentlichen Lizenzen hingegen werden von dem
Staat vergeben, in dessen Gewässern oder der ausschließlichen
Wirtschaftszone gefischt werden soll. Ebenso wie dieser Staat die
Einhaltung der jeweiligen Regeln überwacht. Darum schließen Staaten
hierüber jeweils bilaterale Abkommen ab.
Quoten für Fischfang in der Barentssee, zum Beispiel, werden durch
Beschlüsse der Russisch-Norwegischen Fischereikommission vergeben – und
85 Prozent davon sind unter Russland und Norwegen aufgeteilt. Von den
verbleibenden 15 Prozent geht nur ein Prozent an London. Norwegen, das
bei den westlichen Sanktionen gegen Russland nur zu aktiv mitzieht,
verzichtet in Fragen der Fischerei seinerseits auf jegliche
Einschränkungen und arbeitet weiterhin aktiv mit Russland zusammen.
Fisch ist eben wichtiger als die Ukraine und die europäische
Solidarität; und für Norwegen ist es äußerst lukrativ, alle biologischen
Meeresressourcen der Nordmeere nur mit Russland untereinander
aufzuteilen und alle anderen über Bord zu werfen.
Warum das für Norwegen günstig ist? Ein Beispiel zum Verständnis: Außer
den Briten gibt es in Europa ein weiteres Volk, für dessen nationale
Küche Weißfischgerichte aller Art ebenfalls ein Symbol sind – die Polen.
Kein Fest in Polen kommt ohne Kabeljau oder Zander im Pelzmantel aus
(was in etwa dem russische Schichtsalat "Hering im Pelzmantel"
gleichkommt). Rezepte polnischer Fischgerichte sind auch außerhalb der
Rzeczpospolita bekannt – ebenso wie schlesische und polnische
Fischsaucen. Nun kann Warschau es sich aber geopolitisch gesehen ums
Verrecken nicht erlauben, auf Sanktionen gegen Russland zu verzichten.
Genau hier setzen die schlauen Norweger an: Sie fangen Kabeljau nach
Quote in der Barentssee, kaufen ihn auch aus Russlands eigenem Fang zu,
verpacken ihn hübsch und verkaufen ihn an die Polen. Ist damit
irgendjemand unzufrieden? Niemand, außer den Briten.
Die Restquoten von 15 Prozent auf den Fischfang in der Barentssee, nach
der Aufteilung unter Russland und Norwegen, gehen an andere Staaten,
meist an Island. Hören sie das Wort Kabeljau, greifen diese Wikinger mit
einer Hand nach dem Netz – und mit der anderen, blutroten Auges, gleich
zum Enterhaken: Im 20. Jahrhundert brachen die Isländer allein nach dem
Jahr 1952 sage und schreibe drei Kabeljaukriege gegen Großbritannien vom
Zaun, indem sie ihre Wirtschaftszone willkürlich ausweiteten. Es kam
dabei sogar zu Kampfhandlungen auf See, mit Rammmanövern von
Kriegsschiffen gegeneinander – auch Schüsse fielen
<https://en.wikipedia.org/wiki/Cod_Wars>. Islands Regierung forderte von
London im Jahr 1972 ultimativ, die Wirtschaftszone des Landes
anzuerkennen, drohte, bei Nichtbefolgung den für die NATO überaus
wichtigen Stützpunkt Keflavik räumen zu lassen – und begann sogar
geheime Verhandlungen mit der Sowjetunion über den Erwerb von
Kriegsschiffen. Hier musste Washington auf die Briten Druck ausüben,
damit diese Insel, die für das Atlantikbündnis von kritischer
Wichtigkeit ist, ihre Orientierung nicht hin zu einer pro-sowjetischen
wechselt.
London gab auf, und die Isländer erpressen nach wie vor alle um sich
herum mit ihrer Unberechenbarkeit in Fragen des Fischfangs. Auch mit den
Norwegern hatten sie sich in den 1990er Jahren deswegen in der Wolle –
nur eben in den Gewässern um Spitzbergen, die Norwegen zu seinem
Staatsgebiet zählt. Auch hier kam es zum Einsatz von Kriegsschiffen –
zum Geleitschutz der Trawler-Flottillen.
Im Ergebnis dessen kam es denn zum russisch-norwegischen, wenn man so
will, Fischfangkartell – nur die Isländer will man lieber nicht nervös
machen und vergibt an sie regelmäßig ihre Quoten. Dafür haben es fast
alle auf Großbritannien abgesehen
<https://freedert.online/europa/126299-streit-uber-fischerei-nach-brexit/>,
seitdem es aus der Europäischen Union ausgetreten ist. Dänemark etwa hat
den Briten gleich im Ganzen verboten, an Grönlands Ufern zu fischen, und
erklärt dies mit der Sorge um die dortigen Inuit mit deren
traditionellen Fischfangmethoden.
Und so betrugen die an Großbritannien vergebenen Fangquoten auf Kabeljau
im Jahr 2023
<https://ukfisheries.net/about-distant-fishing/the-quota-system> lediglich
5.950 Tonnen, davon 5.200 Tonnen in den Gewässern um die
demilitarisierte Spitzbergen-Inselgruppe – und läppische 500 Tonnen in
den eigentlichen Gewässern Norwegens selbst.
Russlands Aufhebung seines Fischereiabkommens mit Großbritannien wird
dessen ohnehin krisengeplagter Fischfangbranche den Rest geben.
Journalisten der /Daily Mail/ geben sich derweil nicht nur über das
Schicksal der traditionellen britischen Gerichte besorgt – sondern auch
darüber, dass Schiffe der Nordmeerflotte Russlands gegen britische
Trawler Gewalt anwenden könnten. Dabei schossen die Isländer während der
Kabeljaukriege doch nicht einmal so oft auf ihre britischen Konkurrenten
wie sie diesen die Netze durchschnitten – das erwies sich als wirksam
genug gegen die Fischwilderer. Doch da gibt es einen weiteren Aspekt: Es
liegen Gründe für die Annahme vor, dass manchmal die britischen Trawler
zu Spionagezwecken benutzt wurden. Denn die Barentssee von Spitzbergen
bis Nowaja Semlja – das ist der Beginn des Nördlichen Seewegs; das sind
die Stützpunkte der Nordmeerflotte; das sind die
Nuklearwaffen-Testgelände auf Nowaja Semlja; und die Einfahrt zum Weißen
Meer, wo Sewerodwinsk mit seinen Kriegsschiff- und U-Boot-Werften sowie
große Übungsgelände und -gewässerzonen der Nordmeerflotte Russlands
liegen. Nein, nein, liebe Briten – regeln wir das doch lieber so: Ihr
fangt euren leckeren Fisch lieber irgendwo schön weit weg von Russlands
Ufern!
Veraltete, überholte Abkommen und Verträge dieser Art, sollte hier
separat erwähnt werden, gibt es noch viele. Manche davon wurden bereits
revidiert. So wurde die Frage mit Japans Fischfang vor den Südkurilen
gelöst
<https://freedert.online/international/182453-japan-scheitert-an-einigung-mit/>,
der dem Land der aufgehenden Sonne im Austausch gegen die Finanzierung
mehrerer Projekte auf diesen Inseln gestattet war. Die Revision all
dieser Abkommen ist bereits angelaufen – und es scheint, als sei der
Fall mit Großbritannien nur der Beginn eines großen Weges.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
berliner-zeitung.de, vom 28.02.2024
Der israelische Regisseur Yuval Abraham („No Other Land“) erhält Todesdrohungen. Die Schuld gibt er auch deutschen Politikern, die ihm Antisemitismus vorgeworfen haben.
Die Filmemacher Basel Adra und Israeli Yuval Abraham. Sie gewannen mit „No Other Land“ bei der Berlinale den Dokumentarfilmpreis.AP
Nicht nur, dass der israelische Filmemacher Yuval Abraham („No Other Land“) nach eigenen Angaben Todesdrohungen bekommt. Am Dienstagabend schrieb er in den sozialen Medien, dass ein rechter israelischer Mob zum Haus seiner Familie in Israel gekommen sei und enge Familienmitglieder bedroht habe. Mitten in der Nacht hätte seine Familie in eine andere Stadt fliehen müssen. „All das ist passiert, nachdem israelische Medien und deutsche Politiker meine Preisrede bei der Berlinale absurderweise als ‚antisemitisch‘ bezeichnet haben.“ In der Rede forderte Abraham gleiche Rechte für Israelis und Palästinenser, einen Waffenstillstand und ein Ende der Apartheid im Westjordanland.
Yuval Abraham spricht von einem „ungeheuerlichen Missbrauch“ des Antisemitismusbegriffs durch Deutsche. Sie wollten damit nicht nur palästinensische Kritik an Israel zum Schweigen bringen, sondern auch Israelis wie ihn selbst, die einen Waffenstillstand befürworten, der seiner Meinung nach nicht nur das Töten in Gaza beenden würde, sondern der auch dazu führen würde, dass die Geiseln freigelassen werden. Der Missbrauch des Begriffs Antisemitismus beraube ihn seiner Bedeutung. „Das bringt Juden in der ganzen Welt in Gefahr.“
Seine Großmutter sei in einem Lager in Libyen auf die Welt gekommen, der Großteil der Familie seines Großvaters sei im Holocaust von Deutschen ermordet worden. Deshalb finde er es besonders empörend, dass deutsche Politiker im Jahr 2024 es wagen, diesen Begriff wie eine Waffe gegen ihn selbst zu wenden und so seine Familie zu gefährden. Und vor allem bringe dies seinen palästinensischen Kollegen Basel Adra in größte Gefahr, er lebe in Masafer Yatta im Westjordanland unter israelischer Besatzung und von gewalttätigen Siedlern umgeben. „Er ist in viel größerer Gefahr als ich.“
Abgesehen davon sei er froh, dass ihr Film „No Other Land“ eine wichtige internationale Debatte über dieses Thema ausgelöst habe. Er endet seinen Post mit den Worten: „Ihr könnt harte Kritik üben an dem, was Basel und ich bei der Preisverleihung gesagt haben – ohne uns zu dämonisieren. Wenn ihr das aber macht, mit eurer Holocaust-Schuld im Rücken – dann will ich eure Schuld nicht.“
Am Telefon sagte Basel Adra nun der Berliner Zeitung, sie würden sich bei Interviewanfragen aktuell zurückhalten. Yuval Abraham befinde sich nicht mehr in Berlin, sei aber auch nicht nach Israel zurückgekehrt. Basel Adra hatte bei der Berlinale-Preisverleihung Deutschland aufgefordert, keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Er sagte auch, dass es für ihn schwer sei, den Preis zu feiern, während „Zehntausende Menschen in Gaza geschlachtet“ würden.
Tumulte im Kino International bei der Premiere von „No Other Land“
„No Other Land“ von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham, Rachel Szor zeigt die Vertreibung von Palästinensern aus Masafer Yatta, einer Siedlung aus 19 Dörfern im Westjordanland, die Zerstörung ihrer Häuser, der Ställe durch Bulldozer, sogar einer Schule durch die israelische Armee, die hier 1981 ein militärisches Sperrgebiet errichtet hat. Bereits bei der Premiere im Kino International in Berlin hatte es Tumulte gegeben. Der Berliner Kultursenator Joe Chialo hat die Äußerungen verschiedener Filmschaffender auf der Preisverleihung der Berlinale am Montagabend in den „Tagesthemen“ als antisemitisch bezeichnet. Laut Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat das Filmfestival „schweren Schaden“ genommen, weil dort Antisemitismus viel zu unwidersprochen geblieben ist. Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth forderte eine Aufarbeitung. Lesen Sie mehr zum Thema
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Grünen-Militärexperte Anton Hofreiter kritisiert, Olaf Scholz sei zu nachsichtig gegenüber Russland. Deutschland müsse der Ukraine das Taurus-System liefern.
Und dann kritisiert er auch noch Emmanuel Macron: Anton Hofreiter Foto: Michael Kappeler/dpa
taz: Herr Hofreiter, wie steht es um die Ukraine?
Anton Hofreiter: Die letzten Tage waren sehr schwierig für Europa und die Ukraine. Der deutsche Kanzler und der französische Präsident sind weit auseinandergefallen. Olaf Scholz hat ohne jede Not mit einer sehr schwierigen Begründung die Lieferung der Marschflugkörper Taurus abgesagt und Emmanuel Macron hat ohne jede Not und ohne jeden Sinn die Entsendung von Bodentruppen ins Spiel gebracht. Damit verunsichert er die Bevölkerung: Bodentruppen stehen nicht zur Debatte. Putin dürfte sich sehr gefreut haben.
Was ist so schwierig an der Argumentation des Kanzlers?
Sie signalisiert: Wir haben Angst vor Putin. Ein Diktator wie Putin sieht Schwäche und nutzt sie aus. Wenn man erreichen will, dass er den Krieg möglichst schnell beendet und nicht weiter aggressiv vorgeht, muss man Stärke signalisieren. Putin wird erst dann bereit sein, ernsthaft über Frieden zu verhandeln, wenn er zu der Überzeugung kommt, dass er seine Ziele auf dem militärischen Weg nicht erreicht.
Spricht aus Scholz’ Argumentation nicht gesunde Vorsicht? Was ist, wenn es doch eine rote Linie für Putin gibt, ab der er zurückschlagen würde?
Auch ich habe Sorge vor einer Ausweitung des Krieges. Entscheidend ist, dass wir diese Ausweitung verhindern. Die Argumentation mit der roten Linie hat sich bislang als falsch erwiesen und signalisiert Erpressbarkeit. Das ermutigt den Aggressor. Wenn man es hart ausdrücken will, ist es klassische Appeasementpolitik. Die funktioniert gegenüber Diktatoren nicht.
Warum agiert der Kanzler so?
Zum Teil aus falsch verstandener Tradition der wirklich erfolgreichen Ostpolitik von Willy Brandt. Scholz glaubt wohl, dass man mit Putin durch eine gewisse Nachgiebigkeit verhandeln kann. Das ist eine schwere Fehleinschätzung. Er will als vorsichtiger Kanzler dastehen, dabei sorgt er dafür, dass dieser Krieg länger dauert. Und er ermuntert Putin, weitere Länder anzugreifen.
Er trifft mit seiner Vorsicht den Willen der Bevölkerung, weit mehr als Sie.
Ich verstehe, wenn sich Menschen Sorgen machen. Wir haben den größten kriegerischen Konflikt in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber wenn mit falschen Behauptungen Angst geschürt wird, braucht man sich über die Stimmung in der Bevölkerung nicht zu wundern. Angesichts dessen bin ich ehrlicherweise manchmal erstaunt, wie stark die Unterstützung im Land für die Ukraine noch ist.
Was genau ist faktisch an der Begründung des Kanzlers falsch?
Man muss die ukrainischen Soldaten am Taurus ausbilden, aber deutsche Soldaten müssen dafür nicht in die Ukraine. Südkorea hat 260 von diesen Marschflugkörpern und dort wartet man nicht darauf, dass sie im Ernstfall von deutschen Soldaten bedient werden. An den Leopard II-Panzern wurden die Ukrainer auch in Deutschland ausgebildet.
Ist das Thema Taurus-Lieferung nach dieser Aussage des Kanzlers durch?
In meinen Augen nicht. Die größten Sorgen bereitet mir aber Scholz’ Begründung für die Nichtlieferung. Die Gefahr ist, dass Putin sich dadurch ermuntert fühlt. Scholz’ Aussagen sind ein Sicherheitsrisiko.
Wenn das so ist, ist er als Kanzler für Sie noch tragbar?
Wir müssen dringend diese Politik verändern. Vergangene Woche hat der Bundestag mit einer Mehrheit beschlossen, die Ukraine ausreichend zu unterstützen, damit sie diesen Krieg gewinnen kann. Ich erwarte vom Kanzler, dass er das jetzt umsetzt.
Sind die Grünen gegenüber dem Kanzler nicht durchsetzungsfähig genug?
Ich glaube, dass die Grünen, die FDP und auch die Union in dieser Frage durchsetzungsfähiger werden müssen, weil wir alle ein hohes Interesse daran haben, dass die Ukraine den Krieg gewinnt.
Wie groß ist dafür die Bedeutung des Taurus? Wird er nicht überbewertet?
Wird er. Es kommt aufs Gesamtpaket an. Wir müssen dringend mehr Geld in die Friedensfazilität der EU geben, aus der das ukrainische Militär unterstützt wird. Wir brauchen eine funktionierende Struktur zum Einkauf von Rüstungsgütern und müssen Garantien an die Rüstungsindustrie geben, damit die Produktion hochgefahren wird. Wir brauchen mehr Munition, mehr Flugabwehr und wir müssen die Bundeswehr besser ausstatten, bis wir wirklich konventionell abschreckungsfähig sind.
Russland hat drei Kriegsziele. Das erste ist die Wiedererrichtung des russischen Imperiums, das zweite die Zerstörung der demokratischen Ukraine. Und das Dritte, das eigentlich das zentrale ist und bei uns zu wenig wahrgenommen wird, ist die Zerstörung der regelgebundenen internationalen Ordnung. Dazu muss Putin die Nato und die Europäische Union spalten. Deswegen ist dieses Signalisieren von Schwäche so problematisch.
Und wie wollen Sie all das, was Sie gerade aufgezählt haben, bezahlen? Das Geld ist nicht da.
Doch, das ist da. Die Bundesrepublik Deutschland ist das am niedrigsten verschuldete große Industrieland. Wir sind die drittgrößte Industrienation der Welt, die ökonomisch zweitmächtigste Demokratie der Welt. Die Kosten des Nicht-Handelns, die uns im Falle einer Ausweitung des Krieges drohen, sind viel höher als die Summe, die wir jetzt investieren müssen. Deshalb müssen wir dringend die Schuldenbremse aufheben. Sie ist eine Gefahr für die nationale und europäische Sicherheit.
Anton Hofreiter, geboren 1970, gehört seit 2005 dem Bundestag an und zwischen 2013 und 2021 war er mit Katrin Göring-Eckardt Vorsitzender der grünen Fraktion. Er ist promovierter Biologe.
Info: https://taz.de/Hofreiter-ueber-Scholz-Ukraine-Politik/!5995425
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
lostineu.eu, vom 28. Februar 2024
Auch im dritten Anlauf hat das Lieferkettengesetz der EU nicht die nötige qualifizierte Mehrheit gefunden. Das hat Gründe – schuld ist nicht nur die FDP.
Die FDP lehnt das Gesetz ab und hat Deutschland im Ministerrat zur Enthaltung gezwungen. Doch um Deutschland geht es längst nicht mehr.
Beim dritten Versuch hat der belgische EU-Vorsitz sich auf Italien konzentriert. Denn auch das stramm rechts regierte Land ist bisher nicht an Bord.
Insgesamt haben sich 13 Staaten enthalten, Deutschland war also nicht allein. Schweden stimmte sogar mit Nein.
Das liegt nicht etwa daran, dass irgendjemand Kinderarbeit dulden oder Umweltfrevel erleichtern wollte. Es liegt an der Wirtschaftskrise – und an nationalen Regeln und Lasten, die jetzt schon zu hoch sind.
In Deutschland ist es vor allem das bestehende deutsche Lieferkettengesetz, das vielen Unternehmen zu schaffen macht. Sie fürchten durch die geplanten neuen EU-Regeln noch mehr Bürokratie.
Das stimmt zwar nicht – das EU Gesetz ist vergleichweise schlank, Klopapier wird entgegen anderslautenden Gerüchten nicht erfasst. Doch der Widerstand hat durchaus nachvollziehbare Gründe.
Auch EU-Gesetze entstehen nicht in einem luftleeren Raum, sie müssen in den wirtschaftlichen und politischen Kontext passen. Und das ist hier offenbar nicht der Fall…
Mehr hier (Analyse für den Makroskop)
‹ USA und Nato wollen keine Truppen schicken – jedenfalls nicht offiziell › Scholz und Macron auf Abwegen, Alarm in Moldau – und Sperre für Amazon
2 Comments
Karl
29. Februar 2024 @ 08:23
Mit den Normungen und unendlichen Regelwerken – in allen unseren Lebensbereichen -, um sich Konkurrenz vom Leib zu halten, haben die Konzerne keine Probleme. Diese sind sogar ihre Existenzgrundlage, gerade auch gegenüber dem Mittelstand.
Aber geht es um die die Klimakrise, um Hungerlöhne – um den Erhalt der nicht-kapitalistischen Lebensgrundlagen – dann ist das Gejammer wie immer groß… So viel Lüge wie beim Lieferkettengesetz war selten.
KK
28. Februar 2024 @ 15:50
„Das stimmt zwar nicht – Klopapier wird entgegen anderslautenden Gerüchten durch die EU-Vorlage nicht erfasst.“
Klar, darauf müssen ja die ganzen EU-Vorschriften geschrieben werden – denn viel mehr wert sind sie ohnehin nicht, seitdem Madame „L’Union c’est moi“ sich entgegen der Verträge auf immer mehr Feldern, aus denen die EU-Kommission sich eigentlich herauszuhalten hätte, selbst ermächtigt.
Info: https://lostineu.eu/lieferkettengesetz-das-scheitern-hat-gruende
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
aus e-mail von <newsletter@pressenza.com>, 29. Februar 2024,
Nachrichten von Pressenza - 29.02.2024
Der Wille zum Weltkrieg
Berlin dringt trotz Warnungen in den USA auf militärischen Sieg der Ukraine über Russland. Leitmedien diffamieren den Versuch, Deutschland nicht mit Taurus-Lieferung in den Krieg zu führen, als unnötige „Angst“. Durchhalteparolen, Forderungen nach einem Sieg über Russland und Spott über…
http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/der-wille-zum-weltkrieg/
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Friedenskonferenz vs. Sicherheitskonferenz
Sie haben keine Lösungen und darüber diskutieren sie auf der Sicherheitskonferenz, denn sie wollen die Welt, die Menschen kriegstüchtig machen. Sie kennen Wege zum Frieden und darüber diskutieren sie auf der Friedenskonferenz, denn sie wollen die Menschen und die Welt…
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Volunteer des Monats: Engagement ist Zukunft
Elias engagiert sich beim Quartiermeister e.V. Dort kann er seine Stärken und Erfahrungen aus der IT-Welt einbringen, indem er z.B. eine Vereinscloud aufgebaut hat und nun an einem Wiki arbeitet. Ansonsten zapft er aber auch mal für den guten Zweck…
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Das Wettern der Woche: „Schweine-Regime?“
He, Leute, Böhmermann ist ja auch nicht schlecht! Und von dem haben Sie mehr als von mir, auch wenn ich ganz andere Reichweiten erreiche. Böhmermann hat uns in seiner letzten Sendung Mut gemacht zum „Besser werden“ in den sozialen Netzen.…
http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/das-wettern-der-woche-schweine-regime/
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Wasser ist Leben, keine Ware
Wasser ist unser wichtigstes Lebens-Mittel, und zwar in jeder nur möglichen Hinsicht. Unsere Zukunft, der Friede und das Leben auf der Erde hängen davon ab, dass wir lernen, mit Wasser wesensgerecht umzugehen. (Ein Beitrag aus dem neuen Zeitpunkt.) VON CHRISTA…
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Klimakiller Nummer Eins: Reichtum und Finanzen
Reiche tragen viel stärker zur Klimakrise bei als ärmere Bevölkerungsteile. Das ist bekannt. Aber: Wohlhabend zu sein schadet dem Klima sogar noch mehr als gedacht. Denn auch Vermögen und dessen Vermehrung verursachen CO2. von Mira Dolleschka Eine neue Studie des…
http://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/02/klimakiller-nummer-eins-reichtum-und-finanzen/
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Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.
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overton-magazin.de, vom 27. Februar 2024 Wolf Wetzel 29 Kommentare
„Yildirim“ war sehr lange in Deutschland beliebt. Er hat den türkischen Fahrlehrer gespielt, der den Deutschen erklärt, wo es langgeht. Das ging jahrelang gut. Aber manchmal reichen 20 Minuten, damit es mit „unserem“ Türken vorbei ist.
„Yildirim“ war eine Kultfigur. Man hat ihn ins Herz geschlossen. Man hat gelacht – sogar über sich selbst, wenn er „die Deutschen“ parodiert hatte. Das war manchmal hart, aber dann hat er uns zugeblinzelt und wir haben es ihm verziehen.
Und dann das. Ende Januar hat Kaya Yanar ein TV-Video unter dem Titel „Tagesguck“ mit besagten 20 Minuten hochgeladen. Vieles davon ist sehr lustig, sehr makaber, sehr pointiert. Aber er hatte ein völlig falsches Thema gewählt: Den Nahostkonflikt. Im Zentrum steht der israelische Einmarsch in Gaza, nachdem am 7. Oktober 2023 bewaffneten Palästinenser den Gefängnis-Zaun bzw. die Mauer überwunden hatten. Sie griffen Polizei- und Militärposten an, richteten ein Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung an und nahmen etwa 150 Israelis als Geißel. Nun übt seit über drei Monaten das israelische Militär in Gaza ein „Selbstverteidigungsrecht“ aus. Yildirim spricht über das, was seitdem in Gaza passiert, dass Zehntausende ermordet wurden, die nichts mit Hamas zu tun haben und über die vielen Lügen, die diesen Krieg rechtfertigen sollen.
Er ist sehr präzise in seinen Vorwürfen. Er belegt sie haargenau. Lügen, über die in Deutschland, in den öffentlich-rechtlich-privaten Anstalten so gut wir nicht gesprochen wird. Er weist etwa 20 Quellen aus, auf die er sich bezieht.
Er führt einige eindrucksvolle Beispiele aus der Nahzeit auf:
Da wäre die Lüge von „40 geköpften Babys“ am 7. Oktober 2023 auf israelischem Gebiet. Oder das israelische Armee-Video, das Waffen in einem Krankenhaus in Gaza zeigt, um zu beweisen, dass die Hamas dieses als Operationsbasis nutzt. Yildirim belegt anhand von Recherche-Videos, dass die Waffenfunde manipuliert wurden.
Wirklich eindrucksvoll ist auch eine Szene, in der man ein Blatt Papier an der Wand eines Krankenhauses in Gaza sieht, auf dem arabische Zeichen zu sehen sind. Der Kommentator erklärt den ZuschauerInnen, dass es sich bei dieser Liste um einen Dienstplan der Hamas handele, in den sich die Kämpfer für ihre Schicht eingetragen hatten. Tatsächlich waren dort keine Namen aufgeführt, sondern nur die Wochentage auf Arabisch.
Am Ende spricht nicht Yildirim, sondern er selbst: Kaya Yanar. Er beklagt das Leid, das im Gazastreifen angerichtet wird. Das Völkerrecht werde tagtäglich mit Füssen getreten. „Ich bin erschüttert über das Leid der unschuldigen Männer, Frauen und vor allem der Kinder“.
Wer diese Anzeige gestellt hat, weiß man nicht. Man weiß nur, dass diese mit dem 20-minütigen Video begründet wird. Diese Anzeige hat prominente Unterstützer. Dazu zählt auch die „Jüdische Allgemeine“.
Die Autorin Nicole Dreyfus kommt gleich zur Sache:
„Nun also auch Sie. Sie haben die Seite gewechselt. Das dürfen Sie. Sie setzen sich in einem 20-minütigen Video, oder sagen wir besser in einem Plädoyer, für die palästinensische Bevölkerung ein, decken vermeintliche ‚Desinformation‘ auf, weisen auf potenzielle Fake News hin und gehen mit Israel hart ins Gericht. Und dies alles in Ihrer Kultrolle als ‚Yildirim‘. Sie haben sich die Mühe gemacht, sämtliche Statements der israelischen Armee und Ausschnitte verschiedenster TV-Beiträge zu analysieren und zu kommentieren. Alles legitim. Aber warum in der Rolle einer Kultfigur?“
Man fragt sich sofort, was sie daran stört? Der Inhalt oder der Umstand, dass ein Comedian eine „Kultfigur“ benutzt, so wie er das jahrelang gemacht hat.
Man kann es erahnen, mehr als das. Es geht nicht um den Inhalt, um die Frage, ob seine Demontage von Kriegslügen und Kriegspropaganda Bestand hat, ob man begründete Zweifel dagegen vorbringen kann.
Es geht ihr allen Ernstes um die „Kultfigur“. Was geht sie das an? Ist es ihr Job, welche Kunstfigur zum Einsatz kommt? Nein.
Aber man kann den Grund erahnen. Er stinkt geradezu zum Himmel. Diese Kultfigur erreicht Hunderttausende von Zuschauer. Und das war in diesem Fall so. Innerhalb von wenigen Tagen hatte diese „Tagesguck“-Ausgabe über 600.000 Zuschauer.
In dem ganzen Beitrag geht es mit keinem Wort um die gemachten Vorwürfe. Dass das früher schon so war und jetzt wiederholt wird, gehört zum Abnick-Journalismus, der gegen jedes Kopfschütteln verteidigt werden muss.
Kaya Yanar weiß um diesen Mechanismus und benennt sie:
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Wer zehn Mal lügt, dem ist es scheißegal. (…) Mark Twain hat einmal gesagt: Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.“
Wenn Nicole Dreyfus gar nichts den Vorwürfen entgegnen kann und will, dann muss sie den Boten fertigmachen. Und wieder spielt eine Begründung, eine Erklärung am Gesagten nicht die geringste Rolle.
Geradezu blind kommt sie zum Ab-Schluss:
„Satire darf das, höre ich Sie sagen. Gewiss. Wir wollen Sie nicht canceln. Es geht auch gar nicht darum zu urteilen, wie viel Satire adäquat ist oder was ihre Funktion ist. Aber Sie gehen antisemitischen Klischees auf den Leim, und Ihre Fangemeinde nimmt es mit Handkuss auf.“
Diese Passage ist selbst satirereif. Zuerst die Zusage, dass „wir Sie nicht canceln“ wollen. Und dann ein Cancel-Akt aus der Prime League.
Sie wirft Kaya Yanar vor, antisemitischen Klischees auf den Leim gegangen zu sein. Das hat die Qualität jenes Blatt Papiers, auf die Hamas-Kämpfer ihr verbrecherisches Tun dokumentiert haben sollen.
Nicole Dreyfus arbeitet mit Wortsalven und Paintballs, anstatt sich die Mühe zu machen, eben nicht die Cancel-Methode zu übernehmen, sondern mit solchen schwerwiegenden Vorwürfen achtsam umzugehen.
Dass ihr das von Kaya Yanar Gesagte egal ist, gehört zur Methode, zu ihrem Achtsamkeitstraining. Aber es ist doch besonders, wenn sie den Antisemitismus-Vorwurf wie Streusalz benutzt.
Frau Nicole Dreyfus
Frau Nicole Dreyfus, ich bin mir sicher, dass Sie genug über Antisemitismus wissen. Wir können uns also schnell und zügig darauf einigen, dass im Antisemitismus der Jude als imaginären Feind im Zentrum steht. Verstehen Sie? Der Jude als imaginärer Feind, der tatsächlich weder die Macht hat, noch die übermächtigen Verbindungen spielen lassen kann, die man ihm zuschreiben muss, um von den wirklichen Machtverhältnissen abzulenken.
Klingelt es jetzt? Nein?
Wenn Menschen in Gaza verzweifelt, wütend und vielleicht sogar hasserfüllt auf „die Juden“ sind, dann imaginieren sie nicht die Juden als allmächtigen Feind. Sie haben vielmehr die realen Machtverhältnisse vor Augen, in denen der jüdische Staat ihnen erklärt, wo er anfängt, wo er aufhört, was er mit den Palästinensern machen kann und will, wie er lebt, wann nicht mehr.
Wenn also, Frau Dreyfus, die Palästinenser irgendetwas nicht brauchen, dann ist es Antisemitismus. Wenn ihn jemand braucht, in dieser entstellten Form, dann sind Sie es.
Kaya Yanar hat sich zu diesen Vorwürfen geäußert:
„Der Antisemitismus-Vorwurf, den sich jetzt manche Tastatur-Akrobaten aus deutschen Redaktionen herbei dichten wollen, ist haltlos und verletzend (…) Wie kann man aus einer Kritik an einem militärischen Vorgehen einer Regierung schlussfolgern, dass man das Volk Israels und sogar darüber hinaus alle Menschen jüdischen Glaubens dafür zur Verantwortung zieht? Diese Denke fühlt sich für mich rassistisch an und entspricht nicht meiner Art zu denken.“
„Ich hoffe, wir sind nicht abgestumpft. Denn wenn wir unsere Smartphones zücken, tauchen wir in eine wilde virtuelle Welt ein, die uns in Sekundenschnelle mit Bildern konfrontiert, die viel zu weit von unserer eigenen Lebensrealität entfernt sind. Aber das ist echt. Das passiert gerade wirklich. Echte Bomben töten echte Menschen. Die Hinterbliebenen zittern, schreien und weinen. Während unsere führenden Politiker, Medien das alles mit Selbstverteidigungssrecht rechtfertigen. Da ist eine Mutter, die sich wünscht, noch einmal die Stimme ihrer toten Tochter zu hören (…) eine Tochter, die sich wünscht, statt ihrer Mutter getötet worden zu sein. (…) Nie wieder ist jetzt, für alle.“
Ich bin sehr dankbar für den Menschen Kaya Yanar. Und wir müssen sehr viel tun, damit er nicht alleine bleibt, dass wir zusammenbleiben, damit wir seine Stimme hören können und wir unsere Stimme erheben.
Tagesguck-Sondersendung, Januar 2024: https://www.youtube.com/watch?v=5H00APE8L8c
Wir sind enttäuscht von Ihnen. Sie gehen antisemitischen Klischees auf den Leim, Jüdische Allgemeine/Nicole Dreyfus vom 02.02.2024: https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/lieber-kaya-yanar/
„Muss ein Irrtum sein“. Anzeige gegen Comedian Kaya Yanar wegen Volksverhetzung, Focus.de vom 09.02.2024: https://www.focus.de/kultur/stars/muss-ein-irrtum-sein-anzeige-gegen-comedian-kaya-yanar-wegen-volksverhetzung_id_259654839.html
Palästinenser brauchen keinen imaginären Feind, 2024, Wolf Wetzel: https://overton-magazin.de/hintergrund/kultur/palaestinenser-brauchen-keinen-imaginaeren-feind/
‘Nakba 2.0?‘ Israel: ethnische Säuberung als politisches Programm und die deutsche Staatsräson: https://klartext-info.de/?p=1318
Schlagwörter: Israel, Kaya Yanar, Nahostkonflikt, Palästina, Propaganda, Yildirim
29 Kommentare
Egal was man in Deutschland sagt. Fest steht, dass heute wieder die Faschisten in einer neuen Tarnfarbe am Werk sind. Aber Nazis gibt es doch schon lange nicht. Nun, dann schau dir mal die deutsche Regierung und ihre Journalisten an?
Game over!
Sachliche Diskussionen sind endgültig nicht mehr erwünscht und der Vorwurf des Antisemitismus wird mittlerweile mit einer Leichtfertigkeit verwendet, die einen erschaudern lässt.
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Wie krass & konkret soll man schreiben?
So wie Herr Wetzel? Ja, besser geht es wohl nicht.
Jedoch möchte ich zugeben, das mir diverse Dinge mittlerweile am allerwertesten vorbei geht.
Denn die Frau Dreyfuss hat sich mit ihrer Aussage ja selbst in die Tonne getreten. So viel Chuzpe hätte ich der Person nicht zugetraut. Der Grund dazu lieber Herr Wolf liegt in der Offentsichtlichkeit vom besagten selbst. Dreyfuss hat ihren Intellekt selbst in Frage gestellt. Wunderbar wie die Keule sich selbst schlägt.
Danke für ihren Artikel, ohne diesen Inhalt, wäre das an mir vorbei gerauscht.
MfG
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Gern und wütend gelesen.
Wer als sog. „Promi“ das obrigkeitliche Kriegsgeschrei für „nationale Selbstverteidigung“ und die bedingungslose Solidarität mit Genozid und ethnischer Säuberung nicht abfeiert, gehört ja schon zur, leider nur schweigenden Ausnahme. Wer allerdings wie Kaya eine (vermutlich gute) „wirtschaftliche Existenz“ riskiert (vielleicht sogar mehr), weil er den Mördern und Lügnern hier in Deutschland öffentlich die Stirn bietet, der verdient ausschließlich Respekt und Hochachtung. Ich fürchte allerdings, dass sich damit seine Karriere als Fernsehclown erledigt hat, falls er nicht reumütig widerruft und der deutschen Staatsräson den Hintern küsst.
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Warum soll Yildirim gestorben sein?
Der lebt doch, so wie in seinen allerbesten Tagen!
Guckt Euch das an!
Diese Sendung hat der große Künstler Kaya Yanar mit seinem Herzblut sensibel gemacht.
Er zeigt Dinge, die würde ich mir woanders nie angucken, weil ich seiner Menschlichkeit vertraue.
Unvergesslich, wie die Kriegspropaganda Stück für Stück durchlöchert, zerpflückt und lächerlich gemacht wird.
Ein befreiendes Lachen!
Die Beklemmung fällt ab.
Kein Wunder, dass die Kriegstreiber diese großartige Real-Comedy hassen!
Sie können Strafanzeigen stellen wie sie wollen, gegen diese Real Aufklärung haben sie kein demokratisches Mittel.
Unbedingt angucken und weiter verbreiten:
https://www.youtube.com/watch?v=5H00APE8L8c
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Wenigstens einer der wenigen Prominenten, die den Mut haben, gegen die nahezu verordnete hündische Speichelleckerei der israelischen Politik anzugehen. Respekt! Dass er den Hass aller israelgläubigen Institutionen auf sich ziehen wird, war abzusehen. Daher noch einmal: Respekt seinem Mut!
Interessant übrigens, weswegen in DE Strafanzeigen gestellt werden. Allmählich soll jede Abweichung vom politischen Mainstream gewaltsam unterbunden werden.
Wenigstens einer der wenigen Prominenten, die den Mut haben, gegen die nahezu verordnete hündische Speichelleckerei der israelischen Politik anzugehen. Respekt! Dass er den Hass aller israelgläubigen Institutionen auf sich ziehen wird, war abzusehen. Respekt seinem Mut!!
Hut ab, Herr Yanar. Hoffentlich war’s das nicht mit ihrer Fernsehpräsenz.
Zu befürchten ist es. Die Meute hat jede Selbstkontrolle verloren.
Das, was derzeit an Hetzjagden stattfindet, kann nicht ewig bleiben. Trotz Dauerberieselung bleibt irgendwo noch Vernunft und Humanität in Gehirnen übrig. Hitler hatte nach 12 Jahren fertig und auch er konnte den Widerstand nicht vollständig brechen. Bei der DDR waren es 40 Jahre, aber zuletzt fruchtete die Propaganda auch nicht mehr. Es wird sich zeigen, wielange der Wertewesten es durchhält. Es endete jeweils im Chaos.
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Auch Deutschland muss endlich lernen, dass die Welt da draußen ganz anders tickt. https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/genozid-pavillon-kuenstler-wollen-israel-von-der-biennale-venedig-ausschliessen-li.2191471
—„„Genozid-Pavillon“: Künstler wollen Israel von der Venedig Biennale ausschließen
Tausende Künstler fordern, dass Israel keinen Länderpavillon bei der größten und ältesten Kunstausstellung der Welt bespielen darf. Die Wortwahl ist drastisch.“—
Auch das lächerliche Theater um die Berlinale. Sie haben Genozid gesagt.
Aber dann große Empörung zur Schau stellen über Russland, in dem massenhaft Worte verboten seien, was doch ein Zeichen für die Unterdrückung der Wahrheit sei, bei uns hingegen als Unterdrückung der Unwahrheit gilt.
Erfreulich, dass Yanar sich als politisierter Mensch herausstellt, weit wahrhaftiger als die deutsche Polit-Comedian-Szene, die nicht bemerkt, dass sie längst staatstragend geworden ist.
Mittlerweile wird man auch bei Telepolis gecancelt, wenn man sich herausnimmt, mit Filmkritiker Suchsland dezidiert nicht einverstanden zu sein, wenn er die Äusserungen von Menschen skandalisiert, die in der Öffentlichkeit den Staat Israel für seine Taten verurteilen. Bei mir spielt es keine Rolle. Umso wichtiger, dass Menschen, die eine beträchtliche soziale Reichweite haben, nicht schweigen, sondern Argumente-bewehrt ’sagen, was ist‘ – wenn es diejenigen, die sich diesen Satz auf die Fahne geschrieben haben und eigentlich genau dafür bezahlt werden, es nicht tun.
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Das ist schon erlesen infam. Wer auf die Verlogenheit der israelischen und amerikanischen Regierung aufmerksam macht und darauf wie mit dümmsten Lügen das Massaker an Palästinensern gerechtfertigt wird, der ist in Wirklichkeit ein Brandstifter, der den Antisemitismus in Deutschland wieder entzündet.„Aber haben Sie auch nur eine Sekunde an die jüdische Bevölkerung gedacht? Was Sie mit Ihren Statements anrichten? Dass alles, was Sie sagen, eine Reichweite hat und auf antisemitischem Nährboden landet? Gerade in einem Land, wo der Antisemitismus wieder aufflammt.“
Als hätten die Journalisten einen Leitfaden zur Rechtfertigung des Gazagreuel erhalten. Das Prinzip besteht darin dem Morden in Gaza, immer das israelische Volk als wahres Opfer entgegenzuhalten. Bloß dass der „aufflammende“ Antisemitismus in Deutschland nur eine Strohpuppe, der von der Regierung verordneten Israelsolidarität ist.
Wenn die Russen, besser gesagt die UdSSR das Recht auf Selbstverteidigung 1945 so ausgelegt hätten, wie es Israel zurzeit tut, dann gäbe es kein Deutschland, keine Deutschen mehr.
Hm.
Auch dies natürlich ein guter Artikel von Wolf Wetzel, der zu Recht Dinge gerade rückt.
Jedoch: Mittlerweile habe ich die Nase voll, mich mit Äußerungen der Propagandamedien zu befassen. Der öffentlich-rechte Rundfunk und die Konzernmedien sondern ausschließlich Mist ab, da gibt es keinerlei Substanz, an die man anknüpfen könnte, nichts, mit dem sich zu beschäftigen lohnte. Pausenloser Propagandamüll, nichts sonst, kommt von denen.
Das Overton-Magazin könnte Kaya Yanar zur Kooperation einladen, analog zu Lisa Fitz und den Nachdenkseiten, auf denen dieser in diesen Kontext hier passende Artikel erschien:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=111697
Auf der Hand liegt, dass die kapitalistisch-imperialistisch-faschistische Herrschaftsriege außer Rand und Band geraten ist, Soziopathen in Verbund mit Psychopathen, die auf Raubzug sind, die Weltbevölkerung plündern und brandschatzen wollen und einen Atomkrieg anstreben. Da diese Leute keinen Widerstand erfahren, ufern sie mit ihrem Irresein immer weiter aus.
Die Mitforist/inn/en hier bitte ich, nicht zu vergessen, wer für die Zerstörung der Erde verantwortlich ist:
In Deutschland die „Ampelregierung“ + CDSU und „Linke“, in Europa die „EU“ unter „Führung“ der nicht auf demokratische Weise ins Amt geratenen Antidemokratin und offensichtlichen Monarchistin „vdL“, die (noch) von einem Noweger bevorstandende (us-geleitete) NATO und die nicht in Bürgerhand befindlichen, von Raffgeiern besessenen Konzerne sowie dieses Neocon-Pack in den USA, die sowohl die „demokratische“ (was ein Hohn!) wie die republikanische (wie viele Lügen können in einem einzelnen Wort stecken?) Partei befördern.
Ich hoffe natürlich auf ein Wiederposten nach dem WW III und wünsche allen Forist/inn/en das Überleben.
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Antisemitismus ist in Deutschland auch ein Mittel über den Straftatsbestand der Volksverhetzung die Deutungshoheit zu zementieren. Wir führen hier einen sehr woken Kulturkampf der Toleranz und Pluralismus nachhaltig beschädigen wird.
Die Interessenverbände der jüdischen Diaspora in Deutschland versuchen sehr krampfhaft ein Bild Israels aufrecht zu erhalten, dass der Realität die wir über andere Medien erhalten nicht mehr entspricht. Die Klage Nicaraguas gegen Deutschland macht es sehr deutlich.
Auch die Berlinale hat neben der Buchmesse sehr deutlich gemacht, ohne Bezugnahme auf die Vorfälle am 7. Oktober ist jedwede Kritik an Israel immer irgendwie antisemitisch.
Ich kann in diesem Zusammenhang »The Daily Show« anstatt der »heute show« empfehlen.
Die neue Frage lautet, was darf Realsatire? Für viele Medienschaffende ist Kanya Yanar deshalb ein Affront, weil er argumentiert und dokumentiert, die Deutungshoheit der Gatekeeper offen in Frage stellt.
Info: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/yildirim-ist-gestorben-dafuer-sorgen-wir
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
meinungsfreiheit.rtde.life, 29 Feb. 2024 12:48 Uhr
Die Unterstützung Israels ist in Deutschland Staatsräson. Ein Erfolg der Klage Südafrikas gegen Israel wegen Völkermordes vor dem IGH hätte auch juristische Konsequenzen für die Bundesregierung. In Deutschland wurden Anzeigen gegen Scholz, Habeck, Baerbock und Lindner wegen Beihilfe zum Völkermord erstattet.
Die vier für die Anklagebank wegen Unterstützung von Völkermord: Christian Lindner (FDP), Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
Das Verfahren des Internationalen Gerichtshofs (IGH) gegen Israel wegen Völkermord hat auch auf Deutschland Auswirkungen, denn die Unterstützung von Völkermord ist selbst ein Verbrechen. Bereits am 12. Februar hat Nicaragua angekündigt, Deutschland, Kanada, die Niederlande und Großbritannien wegen Unterstützung des israelischen Genozids an den Palästinensern vor dem IGH in Den Haag zu verklagen.
Der niederländischen Regierung wurde per Gerichtsbeschluss die Lieferung von Kampfjets des Typs F-35 an Israel verboten. Die Bereitstellung von Waffen mache die liefernden Länder für damit verübte Verstöße gegen das Völkerrecht mitverantwortlich, heißt es in der Begründung. Das gilt selbstverständlich nicht nur für die Niederlande. Auch Deutschland liefert Waffen an Israel.
Die Bundesregierung scheint sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein, sollte der IGH auch im Hauptverfahren der Klage Südafrikas recht geben. Dann hätte Deutschland einen Völkermord juristisch eindeutig aktiv unterstützt. Die Bundesregierung setzt daher darauf, ein entsprechendes Urteil zu verhindern, schreibt die Wochenzeitung Unsere Zeit.
Meinung
Zerbombt, geköpft, gefoltert: Israelischer Telegram-Kanal feiert grausame Gewalt an Palästinensern
Der Beitrag des Journalisten Ralf Hohmann verweist zudem darauf, dass der Bundesregierung nicht nur von außen Ungemach droht. Auch in Deutschland zieht man gegen die Unterstützungspolitik der Bundesregierung vor Gericht. Gegen die Mitglieder des Bundessicherheitsrates wurde beim Generalbundesanwalt Strafanzeige erstattet. Am 23. Februar reichte die Rechtsanwältin Nadija Samour im Namen palästinensisch-deutscher Familien eine Anzeige ein. Der Bundesregierung, namentlich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) wird darin Beihilfe zum Völkermord vorgeworfen. Zuvor hat bereits der ehemalige CDU-Abgeordnete Jürgen Todenhöfer Anzeige erstattet.
Die Anzeigen haben allerdings kaum Aussicht auf Erfolg. Die Staatsanwaltschaft in Deutschland ist nicht unabhängig, sondern politisch weisungsgebunden. Daher ist die Klage Nicaraguas von größerer Bedeutung. Sie schafft die Grundlage dafür, dass die deutschen Leugner des Völkermordes durch Israel an den Palästinensern juristisch zur Rechenschaft gezogen werden können.
Mehr zum Thema – Berlinale: Ungezieme Israelkritik und deutsche Verlogenheit
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Deutschland unterstützt die Ukraine im Kampf gegen die Aggression Russlands – mit Material, Munition und Gerät, aber auch durch die Ausbildung ukrainischer Truppen. Verteidigungsminister Boris Pistorius besuchte am Montag die Panzertruppenschule der Bundeswehr in Munster, um mit Soldaten und ihren Ausbildern zu sprechen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius lässt sich bei seinem Besuch in Munster den Innenraum eines Marder-Schützenpanzers zeigen. Ende März sollen in Deutschland ausgebildete Panzergrenadiere aus der Ukraine mit dem Fahrzeug ins Gefecht ziehen. Bundeswehr/Ralf Bonk
Zwölf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche werden ukrainische Panzersoldaten im Umgang mit ihren Gefechtsfahrzeugen aus Deutschland unterwiesen: Dem Kampfpanzer Leopard 2 und dem Schützenpanzer Marder. Um sich gegen Russland zu verteidigen, werden der Ukraine 14 Kampfpanzer Leopard 2 A6 und bis zu 40 Schützenpanzer Marder 1 A3 überlassen.
„Ziel ist es, dass bis Ende März die Panzer – sowohl die Leoparden als auch die Marder – ausgeliefert werden und dann auch die Ausbildung abgeschlossen ist.”
Vermittelt werden Kenntnisse, die im Krieg gebraucht werden: Schießen und Treffen sowie das Zusammenwirken mit anderen Waffensystemen, um im Gefecht verbundener Waffen kämpfen zu können. Sechs bis acht Wochen haben die Soldaten Zeit, um alle Handgriffe an den Gefechtsfahrzeugen zu erlernen. Die Zeit drängt: Ende März werden die Panzer und ihre Besatzungen in die Ukraine verlegen. Dann geht es für die Soldaten um das Überleben im Gefecht. „Man merkt: Die wissen, warum sie hier sind“, sagt einer der deutschen Ausbilder zur Motivation der Ukrainer.
Ausgebildet werden sowohl Panzerbesatzungen als auch Instandsetzungstrupps, die die Kettenfahrzeuge gefechtsfähig halten sollen. Denn Deutschland liefert nicht nur die Panzer, sondern auch Ersatzteile und passende Munition. Geschult werden die neuen Nutzer der Fahrzeuge im Rahmen der multinationalen Ausbildungsmission EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine. Die Ausbildung in Deutschland wird vom Special Training Command in Strausberg organisiert.
Der Verteidigungsminister ließ sich sowohl den scharfen Schuss mit den Turmwaffen des Marders als auch mit der Bordkanone des Kampfpanzers Leopard zeigen. Zudem verfolgte er das Training der Leopard-Besatzungen im Simulator. Das Team im Inneren eines Panzers muss sich nahezu blind verstehen, um in der Hitze des Gefechtes einen kühlen Kopf zu wahren. Per Übersetzer sprach Pistorius mit ukrainischen Soldaten, um einen Eindruck von der Qualität der Ausbildung zu bekommen. Auch holte er sich Einschätzungen von ihren Ausbildern ein, welche Lernerfolge bereits erzielt wurden und wo noch nachgeschult werden müsse.
„Die ukrainischen Soldaten sollen lernen, mit ihren Fahrzeugen im Team im Gefecht zusammenzuwirken.”
Begleitet wurde der Minister von Generalleutnant Andreas Marlow, dem Kommandeur des Special Training Commands, dem ukrainischen Botschafter Oleksij Makejew und von Wladimir Klitschko. Der Bruder des Kiewer Bürgermeisters und ehemalige ukrainische Boxer war extra angereist, um sich ein Bild vom Stand der Ausbildung zu machen. Vor General Marlow liegt die Aufgabe, dieses und nächstes Jahr mehrere Zehntausend Soldatinnen und Soldaten auf den Fronteinsatz vorzubereiten. Dabei werden die Themen, Ziele und Schwerpunkte direkt mit den Ausbildungsverantwortlichen aus der Ukraine abgesprochen: „Die Ukrainer wissen am besten, was sie brauchen und benötigen.“
Er habe sich persönlich von der Ausbildung der ukrainischen Panzertruppen überzeugen wollen, sagte Pistorius zum Abschluss seines Besuchs. „Ausbilden ist eine Stärke der Bundeswehr und die Panzertruppenschule hier in Munster bietet hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten.“ Bei seinem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew vor zwei Wochen habe er einige der Soldaten vor ihrem Abflug nach Deutschland treffen können. „Ich bin beeindruckt, was sie in kürzester Zeit bereits gelernt haben.“ Ziel sei es, die Panzer-Ausbildung bis Ende März abzuschließen sowie die Leoparden und Marder an die Ukraine zu übergeben.
Die Professionalität und der Lerneifer der Ukrainer habe auch ihren deutschen Ausbildern imponiert, so der Minister weiter. „Ich danke allen Männern und Frauen, die mit ihrem hohen persönlichen Einsatz zum Erfolg der Ausbildung beitragen.“ Wichtig bleibe aber auch, dass die von der Bundeswehr an die Ukraine abgegebenen Kampf- und Schützenpanzer nachbeschafft würden, so der Minister. Gespräche mit der Rüstungsindustrie würden bereits geführt.
von Tobias Luckau und Timo Katherunser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
german-foreign-policy.com, 29. Februar 2024
BERLIN/KIEW (Eigener Bericht) – Gestern vor zwei Jahren, am 28. Februar 2022 begannen die ersten, beinahe von Erfolg gekrönten Verhandlungen über eine Beendigung des Ukraine-Kriegs. Daran erinnert eine kürzlich publizierte Studie von Oberst a.D. Wolfgang Richter, einem einstigen Militärberater der deutschen Vertretungen bei der UNO und der OSZE. Die Verhandlungen öffneten Ende März 2022 den Weg zu einem Kompromiss, der die Neutralität und einen EU-Beitritt der Ukraine sowie einen Abzug der russischen Truppen vorsah und einen baldigen Frieden „in Reichweite“ erscheinen ließ, wie Richter feststellt, der heute für das Geneva Centre for Security Policy (GCSP) tätig ist. Zentrale Ursache für das Scheitern war demnach, neben dem „Widerstand“ ukrainischer Nationalisten, „massive Einflussnahme westlicher Regierungsvertreter“, die Kiew energisch drängten, den Krieg fortzusetzen. Wie die New York Times berichtet, schlug Russlands Präsident Wladimir Putin bereits im Herbst 2022, dann erneut seit September 2023 ein Einfrieren der Front und einen Waffenstillstand vor. Kiew und der Westen verweigern dies, um einen Sieg um jeden Preis bemüht, bis heute. Die Folge: Europa diskutiert inzwischen über die Entsendung von Bodentruppen.
Zitat: Erste Verhandlungen
Verhandlungen über eine schnelle Beendigung des Krieges waren, wie Richter schreibt, bereits am 28. Februar 2022 aufgenommen worden, vermittelt vor allem durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett. Sie fanden zunächst in Belarus statt – im Bezirk Gomel –, dann zudem in der Türkei wie auch in Israel. Eingebunden war unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, der am 2. März 2022 zu Gesprächen mit Bennett über den Ukraine-Krieg nach Israel reiste. Bennett traf am 5. März in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin und flog dann nach Berlin, um erneut mit Scholz zu konferieren. Am 14. März tauschte sich Scholz in Ankara mit Erdoğan aus, während am selben Tag – so schildert es Richter – der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von „bedeutsamen Verhandlungsfortschritten“ sprach.[1] Am 19. März „stoppte Moskau den Vormarsch bei Kiew“, heißt es in Richters Analyse: Die bilateralen Verhandlungen zwischen den beiden Seiten hatten mittlerweile „erste substantielle Ergebnisse erzielt“ und Moskau zu ersten militärischen Zugeständnissen veranlasst. Es gab Hoffnung auf einen Verhandlungserfolg und einen baldigen Waffenstillstand.
Ein Durchbruch schien am 29. März 2022 zu gelingen, als sich beide Seiten in Gesprächen in Istanbul auf das Istanbul Communiqué einigten; dieses sah in zehn Punkten Schritte vor, die es ermöglichen sollten, den Krieg zu beenden.[2] Sie umfassten ein Bekenntnis der Ukraine zur Neutralität, einen Verzicht des Landes auf Atomwaffen und die Zusicherung, weder auswärtige Militärstützpunkte noch fremde Truppen auf ukrainischem Gebiet zuzulassen. Umgekehrt erklärte Russland sich bereit, seine Truppen abzuziehen – Ausnahme: die Krim – und keinerlei Einwände gegen einen ukrainischen EU-Beitritt zu erheben. Die Ukraine sollte Sicherheitsgarantien mehrerer Staaten erhalten, darunter die USA, Großbritannien und Deutschland sowie eventuell China und die Türkei. „Im Falle eines Angriffs auf die neutrale Ukraine“, erläutert Richter, seien Beistandsmechanismen „einschließlich der Anwendung von Waffengewalt“ zum Schutz des Landes vorgesehen gewesen. Details hätten mit den Garantiemächten geklärt werden sollen. Für die Lösung des Streits um die Zugehörigkeit der Krim habe man einen Zeitraum von 15 Jahren vorgesehen. „Ein Kompromissfrieden“, hält Richter fest, „schien somit in Reichweite zu sein“. Russland leitete noch am selben Tag, dem 29. März, den Rückzug seiner vor Kiew stehenden Truppen ein.
Letztlich scheiterte der Kompromiss allerdings an zwei Faktoren. In Kiew formierte sich, berichtet Richter, „die nationale Opposition“, die sich „vermutlich“ mit einigen der mit der Ukraine verbündeten Mächte abstimmte sowie das Istanbul Communiqué kategorisch zurückwies. Zugleich verweigerten auch die westlichen Staaten ihre Unterstützung. So traf am 9. April 2022 der britische Premierminister Boris Johnson in der ukrainischen Hauptstadt ein und erklärte, wie Richter unter Berufung auf ukrainische Verhandlungsteilnehmer schreibt, „die britische Regierung“ sei „nicht bereit ..., ihre Unterschrift unter ein Garantieabkommen“ zu setzen. „Stattdessen ermutigte er Kiew, die Kampfhandlungen fortzusetzen, und sicherte umfangreiche Waffenhilfe zu.“[3] Weitere Regierungen westlicher Staaten schlossen sich dem in den folgenden Tagen an. Letztlich brach die Ukraine am 19. Mai die Verhandlungen ab. „Nach Aussagen ukrainischer Verhandlungsteilnehmer“, schreibt Richter, „hatten sowohl die massive Einflussnahme westlicher Regierungsvertreter als auch der Widerstand der nationalen Opposition gegen jegliche Zugeständnisse an Russland die ukrainische Führung zum Verhandlungsabbruch bewegt. Diese Auffassung wird vom ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Bennett geteilt“.
Chancen, die Kämpfe zu stoppen und zu Verhandlungen überzugehen, hat es seitdem immer wieder gegeben. So berichtete im Dezember 2023 die New York Times unter Berufung auf zahlreiche Insider auf russischer wie auch auf westlicher Seite, Putin habe bereits im Herbst 2022 nach der damaligen erfolgreichen Offensive der Ukraine dem Westen über interne Kanäle zu verstehen gegeben, er sei trotz der jüngsten russischen Geländeverluste weiterhin zu einem Waffenstillstand bereit.[4] Auch international nahmen damals die Bemühungen um ein Ende der Kampfhandlungen zu; dafür machten sich zum Beispiel Brasilien, Indien und China stark.[5] China etwa legte am ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine ein Zwölf-Punkte-Papier „zur politischen Beilegung der Ukraine-Krise“ vor und entfaltete intensive Vermittlungsaktivitäten.[6] All dies scheiterte daran, dass der Westen darauf setzte, die ukrainischen Streitkräfte könnten mit einer schon vorab gepriesenen Frühjahrsoffensive weitere Territorien zurückgewinnen. Moskau müsse dann, so hieß es regelmäßig, aus einer Position der Schwäche in Verhandlungen mit Kiew gehen. Die Hoffnung lautete, dies sei bis Ende 2023 erreichbar und werde es US-Präsident Joe Biden ermöglichen, unbelastet in den Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen.
Das Scheitern der ukrainischen Offensive hat die Pläne des Westens zunichte gemacht. Seit spätestens September 2023, so berichtete es im Dezember die New York Times, signalisierte Präsident Putin erneut seine Bereitschaft, den aktuellen Frontverlauf einzufrieren und zu einem Waffenstillstand überzugehen.[7] Moskau habe dies über vielerlei Kanäle vermittelt, hieß es – nicht nur über die üblichen bilateralen Kommunikationswege, sondern zudem über fremde Regierungen, die über gute Beziehungen sowohl zu Russland als auch zu den USA verfügten. Im Spätsommer und im Herbst gab es im Westen ernsthafte Überlegungen, in einen Waffenstillstand einzuwilligen (german-foreign-policy.com berichtete [8]); doch setzte sich letztlich ganz offenkundig diejenige Fraktion, die Russland um jeden Preis militärisch niederwerfen will, durch – dies, obwohl Militärs schon seit dem Herbst warnen, das sei nicht mehr möglich. Inzwischen ist es den russischen Streitkräften gelungen, die Stadt Awdijiwka einzunehmen und in die Offensive zu gelangen; Kiew gerät immer mehr in die Defensive. Dies veranlasst Berlin, die EU und weitere europäische Staaten, nicht nur die Lieferung von Waffen stark auszuweiten; inzwischen wird sogar über die Entsendung von Bodentruppen diskutiert [9] – in einen Krieg, der im Frühjahr 2022 hätte beendet werden können.
[1], [2], [3] Wolfgang Richter: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wien, Dezember 2023. S. auch Die Kriegsziele des Westens.
[4] Anton Troianovski, Adam Entous, Julian E. Barnes: Putin Quietly Signals He Is Open to a Cease-Fire in Ukraine. nytimes.com 23.12.2023.
[5] S. dazu Auf der Seite der Diplomatie (III).
[6] S. dazu Auf der Seite des Krieges.
[7] Anton Troianovski, Adam Entous, Julian E. Barnes: Putin Quietly Signals He Is Open to a Cease-Fire in Ukraine. nytimes.com 23.12.2023.
[8] S. dazu Heikle Gespräche.
[9] S. dazu Der Wille zum Weltkrieg (II).
Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9499
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