25.09.2024

Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien sowie zur Militarisierung in Deutschland  (I von II)

Aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 25. September 2024, 20.00 Uhr


Liebe Friedensinteressierte,


beiliegend einige Informationen zu den

Kriegen in der Ukraine und in Westasien -

und unter 10. zur Militarisierung in Deutschland.


Heute wieder einmal mit dem Hinweis, dass

ich nicht mit allen Aussagen übereinstimme,

die Artikel aber für relevant halte.


1. Die Zeit: Lage in der Ukraine: Eine Million Tote und Verletzte?


2. NYT: Der Deserteur

3. NZZ: Es ist klar, dass die Demokratie während des Krieges pausieren muss –


    dennoch macht der ukrainische Staat etwas Grundlegendes falsch


4. Infosperber: John J. Mearsheimer: Der Verursacher des Ukraine-Kriegs – eine Auslegeordnung


5. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker: Selenskyj hat für Treffen mit Biden und Harris seinen Siegesplan im Gepäck



6. Der Spiegel: Detonationen im Libanon und das Völkerrecht -  »Israel hätte die Pager nicht sprengen dürfen«


7. FAZ: Israels Militärchef spricht von Bodenoffensive gegen Hizbullah

8. IPG: Jessica Montell: Am Ziel vorbei


9. „Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V.“: Soziale Projekte im Libanon


10. Friedenskooperative: *Nein zur Rechtsentwicklung und Militarisierung in Schulen,


     Hochschulen und Kultureinrichtungen im Namen der „Kriegstüchtigkeit“!*



——



1. Die Zeit: Lage in der Ukraine: Eine Million Tote und Verletzte?



https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-09/ukraine-lage-verluste-soldaten-demografie-russland-woche?utm_source=pocket-newtab-de-de


Lage in der Ukraine: Eine Million Tote und Verletzte?


Der Ukraine fehlen Hunderttausende Soldaten. Doch die eigentliche

demografische Katastrophe spielt sich unter Zivilisten ab: Da geht es

um Millionen. Der Wochenrückblick


Von  Alexander Eydlin


20. September 2024, 19:08 Uhr


(…)


Die Ukraine beschloss im späten Frühling eine verstärkte Mobilmachung,

die pro Jahr deutlich mehr als 100.000 zusätzliche Soldaten in die

Armee holen soll. Russlands Präsident Wladimir Putin hingegen – den

seine Generäle dem WSJ zufolge schon seit einem halben Jahr zu einer

zweiten Mobilisierungswelle drängen – verzichtet bislang auf den

innenpolitisch unpopulären Schritt.


Doch das steigende Durchschnittsalter von Soldaten auch auf russischer

Seite und in die Höhe schießende Anwerbungsprämien zeigen: Auch

Russland fällt die Rekrutierung von Soldaten ohne Zwangsmaßnahmen

immer schwerer.


Das Verlustverhältnis fällt jedoch zuungunsten der Ukraine aus, selbst

wenn es sie auf den ersten Blick begünstigt. Denn die Demografie des

Landes wird durch Besatzung und Flucht extrem belastet – anders als in

Russland.


Jüngst aktualisierten US-Schätzungen zufolge hat das Land die derzeit

weltweit höchste Sterblichkeits- und zugleich die niedrigste

Geburtenrate: Auf drei Todesfälle kommt derzeit nur eine Geburt.


Die ukrainische Bevölkerung schrumpft ohnehin seit Jahrzehnten. Lebten

2001 noch 48 Millionen Menschen in dem Land, waren es vor Kriegsbeginn

noch 42 Millionen. Inzwischen leben nach Angaben aus Kiew weniger als

32 Millionen Menschen in ukrainisch kontrolliertem Gebiet.


Das WSJ zitiert eine demnach bisher unveröffentlichte Schätzung der

ukrainischen Regierung, wonach es inzwischen sogar höchstens 27

Millionen sind. Die Vereinten Nationen erwarten bis 2100 einen

Rückgang auf kaum mehr als 15 Millionen – wobei solche langfristigen

Prognosen sehr ungenau sind. Und dennoch, aus ukrainischer Sicht,

schockierend.


Ein Blick auf die Bevölkerungspyramide des Landes, die eine auffällige

Lücke in den Jahrgängen der Neunziger- und frühen Nullerjahre zeigt,

erklärt auch, warum die Ukraine bisher keine Männer zwischen 18 und 25

Jahren mobilisiert.


Von ihnen gibt es einfach zu wenige, Verluste würden sehr schwer

wiegen. Auch das WSJ schreibt, Selenskyj befürchte einen Kollaps der

Geburtenzahlen nach dem Krieg, sollten zu viele junge Männer

eingezogen werden.


Der Verlust von einem Drittel ihrer Bevölkerung seit Kriegsbeginn ist

der eigentliche Preis, den die Ukraine für ihren Überlebenskampf

zahlt. Denn für Millionen in die EU geflüchtete Menschen wird die

Rückkehr in die kriegsgebeutelte Heimat mit jedem Jahr unattraktiver.


Auch das spielt eine Rolle bei der Entschlossenheit, mit der Selenskyj

auf eine Wiederherstellung der ukrainischen Grenzen und einen

künftigen Nato-Beitritt beharrt:


Nur ein Land, das Millionen unter russischer Besatzung lebender

Menschen wieder integrieren kann und das durch verbindliche

Sicherheitsgarantien vor einem möglichen zweiten Krieg geschützt ist,

wird wirtschaftlich überlebensfähig sein, dürfte die Überlegung in

Kiew lauten.


Und auch in Moskau. Die langfristige Schwächung des ukrainischen

Staates durch das Herbeiführen einer demografischen Katastrophe ist

Putin unabhängig vom Kriegsausgang schon jetzt gelungen.



——


2. NYT: Der Deserteur


(in der automatisch angebotenen deutschen (fehlerhaften) Übersetzung)


https://www.nytimes.com/interactive/2024/09/20/magazine/ukraine-russia-war-deserter.html?unlocked_article_code=1.M04.Uf8G.3osqyypp9UKO&smid=url-share


Der Deserteur

Dies ist eine Geschichte, die in fünf Teilen erzählt wird. Aufgrund der Sicherheitsrisiken,


denen russische Deserteure ausgesetzt sind, werden überall Pseudonyme verwendet.



Sarah A. Topol und Elinor Carucci



22. September 2024


(…)


Am Feb. 24, kam die Nachricht, dass Russland in die Ukraine

einmarschierte. Obwohl alle sagten, dass sie es nicht glauben könnten,

waren fast 200.000 russische Militärangehörige wochenlang an der

Grenze zur Ukraine stationiert.


Den Truppen wurde gesagt, dass es sich nur um eine Übung handelte,

aber aus irgendeinem Grund hatten sie Waffen, medizinische Ausrüstung

und Ausrüstung erhalten. Um 4 Uhr Ortszeit begannen sie, über die

Grenze zu rollen. (…)


Kapitel 9


Weigerung, sich zu weigern


In ganz Russland weigerten sich ganze Einheiten zu kämpfen. Ende März

legten 300 Soldaten einer Einheit aus Buynaksk, Dagestan, ihre Waffen

nieder und verließen die Ukraine. Bis April waren 500

Nationalgardisten entlassen worden, weil sie die Ukraine nach nur vier

Tagen verlassen hatten.


In diesem Monat wurde öffentlich, dass 11 Mitglieder von OMON, einer

gefürchteten Einheit von Bereitschaftspolizisten, sich geweigert

hatten, sich zu entsenden. Im Juli wurden 150 Vertragssoldaten der

Panzerbrigade der Fünften Separate Guards entlassen, nachdem sie sich

geweigert hatten, die Grenze in die Ukraine zu überqueren.


Damals konnte ein Soldat über eine Woche lang AWOL (Anm. von C.

Ronnefeldt: Absent WithOut Leave,  dt: unerlaubt abwesend (von der

Truppe)) sein, ohne eine strafrechtliche Untersuchung zu veranlassen,

so dass die frühen Verweigerer nicht sofort in Haft waren, weil sie

die Front verlassen hatten. Aber sie konnten gefeuert werden.


Und für viele Soldaten war die drohende Kündigung abschreckend genug.

Diese Männer waren oft der einzige Ernährer ihrer Familie. Sie würden

ihre gesamten Lebensleistungen, ihr Recht auf kostenlose

Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung, Wohnungen, zusätzliche

Veteranenzahlungen aufgeben, um in den Abgrund und die Armut des

zivilen Lebens einzutreten, (…)


Kapitel 10


"Fleisch" an die Front senden


Die Grausamkeit war seit langem Teil der russischen Militärerfahrung.

Seit der Zeit der Sowjetarmee gab es kein professionelles

Unteroffizierkorps, um Millionen von Wehrpflichtigen zu verwalten.

Offiziere setzten Gewalt ein, um Disziplin durchzusetzen,


Ein Bericht der Russischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr

1994 ergab, dass ein Mann, der in die Armee eindrang, eine

80-prozentige Chance hatte, geschlagen zu werden, 30 Prozent in einer

„besonders wilden oder demütigenden Form“ und eine 5-prozentige

Chance, vergewaltigt zu werden.



Obwohl die Dienstzeit verkürzt und die Auszeichnung im ersten und

zweiten Jahr eliminiert worden war, belebte dieser Krieg die

schlimmsten Instinkte der russischen Militärkultur wieder auf. Die

Gewalt war zyklisch - die jüngeren Offiziere, die von ihren

Vorgesetzten in den früheren Kriegen Russlands in Afghanistan und

Tschetschenien missbraucht wurden, waren jetzt die Generäle. (…)


Einmal hörten die Männer ihren Kommandanten im Radio sagen: "Jetzt

sende ich dir mein Fleisch weiter in Richtung deiner Position." Dieser

Typ rief seine eigenen Untergebenen anFleisch. Sie warfen eine Granate

in sein Versteck, um ihn zu töten. Es hat nicht funktioniert.


Die Risiken, Befehle zu verweigern, sobald ein Mann hinter dem "Band"

ankam, wie die Front genannt wurde, waren noch größer. Sie hatten alle

Gerüchte über die Gruben gehört, die Keller, in denen Offiziere gegen

ihren Willen festgehalten wurden, weil sie sich weigerten zu kämpfen.


Es gab auch ein Bulletin Board, das Soldaten die Mauer der Schande

nannten, im Zentrum von Ivans Basis, die die Porträts dieser Männer

zeigt. Jeder wusste, dass das russische Militär keine Zimperlichkeit

über außergerichtliche Repressalien hatte - werfen einen Mann in einen

Graben und erschießen ihn, dann sagen Sie seinen Verwandten, dass er

desertieren war. (…)



Kapitel 13


Panik und Protest


Früher gab es viele Möglichkeiten, den obligatorischen nationalen

Militärdienst zu überspringen. Ein Mann konnte Aufschiebungen

kassieren, bis er über 27 Jahre alt war - wenn er zur Handelsschule

ging, wenn er aufs College ging, wenn er in ein Graduiertenprogramm

eintrat. Wenn er auf dem College war, könnte er sich für die

„Militärabteilung“ anmelden und als Leutnant in den Reserven

graduieren, ohne jemals einen Tag zu dienen. (Verteidigungsminister

Shoigu tat dies.)


Er könnte eine gesundheitliche Ausnahmegenehmigung

erhalten, manchmal real, manchmal nicht so real. Es gab keine

sinnvolle Strafe für die Nichteinhaltung eines Entwurfs - eine

Geldstrafe von 50 Dollar, weil er sie ignoriert hatte.


Aber die Mobilisierung stürzte all das in Unordnung. Wenn der Tribut des

Krieges weitgehend auf Militärfamilien beschränkt war, die meist aus

dem ärmeren Landesinneren stammten, kam nun das Regime für die Söhne

der Mittelklasse.



Am Tag der Ankündigung wurden 1.300 Personen wegen Protesten

festgenommen, die Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren riskierten.

Aber die meisten zeigten ihre Opposition, indem sie nach ihrem Leben

flohen. (…)


In der ersten Woche nach der „partiellen Mobilisierung“ verließen

schätzungsweise 200.000 Menschen Russland. Aber die Bevölkerung

Russlands beträgt 146 Millionen,(…)


Bis Mitte Oktober waren 2.457 Demonstranten festgenommen worden. Viele

der Männer, die festgenommen wurden, erhielten militärische

Vorladungen; 1.747 Verwaltungsfälle wurden eröffnet, und 58 Personen

wurden strafrechtlich verfolgt, von denen 10 ihren Protest online

veröffentlichten. Sechsunddreißig Militärrekrutierungsbüros und andere

Regierungsgebäude wurden angezündet. (…)


Von außen war es leicht, die versammelten Männer als eine

gesichtslose, zombifizierte russische Masse zu sehen, die sich

anstellte, um Hubschrauber zu besteigen und Flugzeuge in ihren eigenen

Tod zu transportieren, aber natürlich war es nie so einfach.


Viele dieser Zivilisten - Fahrer, Fliesen, Klempner, Sicherheitsleute,

Computerprogrammierer, Bergleute - wollten nie in der Ukraine landen.

Sie hatten kaum eine Meinung zur Politik; sie wussten nicht oder

glaubten nicht, dass sie Rechte hätten. Sobald ihre Vorladungen kamen,

glaubten sie nicht, dass sie eine Wahl hätten - es war ein Befehl, der

von ihrer Regierung herausgegeben wurde.



Kapitel 14


Ivan bekommt einen Kampfbefehl


(…)


„Wer Putins Weg hasst und die liberale Demokratie liebt, ist in

Deutschland willkommen“, twitterte Deutschlands Justizminister Marco

Buschmann am Tag der Ankündigung der Mobilisierung. Nancy Faeser, die

deutsche Innenministerin, wiederholte sein Gelübde.


„Die mit schwerer Repression bedrohten Deserteure können in der Regel

internationalen Schutz in Deutschland erhalten“, sagte sie am nächsten Tag

einer deutschen Zeitung.


 „Jeder, der Putins Regime mutig ablehnt und dadurch

in große Gefahr gerät, kann aus Gründen der politischen Verfolgung

Asyl beantragen.“ Amerikanische Beamte gaben ähnliche Erklärungen ab.

Vielleicht hatten die Politiker vergessen, wie viele Menschen sie

tatsächlich beim Wort nehmen. (…)


----


Sarah A. Topol ist Autorin für das Magazin. Sie lebte über ein

Jahrzehnt lang in Kairo und Istanbul und berichtete aus dem Nahen

Osten, Afrika, Asien und den ehemaligen Sowjetländern. Ihre Arbeit für

das Magazin wurde mit einem National Magazine Award für Reportagen und

einem Overseas Press Club Award ausgezeichnet.


Für diesen Artikel hat sie anderthalb Jahre lang über das russische

Militär recherchiert und die Hauptakteure sowohl online als auch

persönlich interviewt. Sie berichtete in acht Ländern auf vier

Kontinenten und interviewte 18 Deserteure.


Elinor Carucci ist eine Kunstfotografin, die bereits fünf Fotobücher

veröffentlicht hat. Sie unterrichtet im Rahmen des

Graduiertenprogramms für Fotografie und verwandte Medien an der School

of Visual Arts in New York. Sie arbeitet seit über 20 Jahren mit der

Zeitschrift zusammen. Für diesen Auftrag musste das Paar, das sie

fotografierte, aus Sicherheitsgründen anonym bleiben.



———



3. NZZ: Es ist klar, dass die Demokratie während des Krieges pausieren muss –


dennoch macht der ukrainische Staat etwas Grundlegendes falsch



https://www.nzz.ch/feuilleton/problematisch-in-der-ukraine-muss-die-demokratie-wegen-des-krieges-pausieren-ld.1849120



Es ist klar, dass die Demokratie während des Krieges pausieren muss –


dennoch macht der ukrainische Staat etwas Grundlegendes falsch


Wahlen finden nicht statt, das demokratische Leben ist gestoppt. Im

Krieg scheine das unvermeidlich, schreibt der ukrainische

Schriftsteller Sergei Gerasimow. Doch sei es um die

Rechtsstaatlichkeit im Land nicht zum Besten bestellt.


Sergei Gerasimow  


23.09.2024, 05.30 Uhr


Sergei Gerasimow lebt als Schriftsteller in der Grossstadt Charkiw,

die nach wie vor von den Russen beschossen wird. – Aus dem Englischen

von A. Bn.


«Vor dreissig Jahren musste ich dem Einberufungsamt beweisen, dass ich

völlig gesund war, um an einer Militärakademie zu studieren, und jetzt

muss ich belegen, dass ich krank bin, um nicht eingezogen zu werden.


Vor dreissig Jahren war ich mit Leib und Seele für die freie Mutter

Ukraine, und jetzt möchte ich mit Leib und Seele dieses Gebiet für

immer verlassen», sagt mir ein Mann namens Nikolai, der seine Heimat

ein «Gebiet» nennt.


Es beunruhigt mich, dass ich in den letzten Monaten gleich mehrere

Leute getroffen habe, die bekundeten: «Wir leben in einem

schrecklichen Land, und ich weiss gar nicht, wofür wir eigentlich

kämpfen. Es wäre wohl besser, sich schon jetzt Putin anzuschliessen.

Es würde ohnehin nicht schlimmer, denn schlimmer kann es gar nicht

kommen.»


Es verstört mich noch mehr, dass sie dies nicht sagen, um mich von

ihrer Ansicht zu überzeugen, sondern so, als ob sie sicher seien, dass

ich, ein Fremder, dieselbe Ansicht verträte wie sie.


Vor einem Jahr wäre solches noch undenkbar gewesen. Und es sind nicht

nur die Entbehrungen des Krieges oder das Gift der russischen

Propaganda, welches durch das dafür idiotischerweise nur halb

gesperrte ukrainische Internet sickert. Das Problem liegt tiefer: Der

ukrainische Staat macht ernsthaft etwas falsch.


Wie war das noch gleich zu Beginn der beschämenden Putinschen

«Spezialoperation»? «Wir kommen, um die russischsprachigen Bürger der

Ukraine zu verteidigen!»


Und schon bald verkündeten Putins Scharfmacher, dass ukrainische

Kinder ertränkt und verbrannt werden müssten. Die Entwicklung von

«verteidigen» zu «ertränken und verbrennen» dauerte nur sieben Monate,

während deren wir die Schrecken von Mariupol, den Beschuss von

Charkiw, das Massaker in Butscha und vieles mehr erlitten.


Organisierte Hungersnot


Die Ukrainer haben immer ihr Land geliebt, aber nie ihren Staat. Als

es diesen Staat noch nicht gab, träumten sie davon, ihn zu schaffen,

aber das heisst nicht, dass sie ihn jetzt lieben.


Es ist nur so, dass die Staaten anderer Völker immer viel schlimmer

waren als ihr eigener. In den frühen dreissiger Jahren organisierte

der sowjetische Staat zum Beispiel absichtlich eine Hungersnot, an der

jeder neunte Bürger in der Ukraine starb.


Wenn jeder neunte Bürger aus Mangel an Nahrung stirbt, bedeutet das,

dass jeder zweite oder dritte am Rande des Verhungerns steht. Es

lassen sich noch viele weitere üble Beispiele anführen.


Leider ist der ukrainische Staat in den dreiunddreissig Jahren seiner

Unabhängigkeit (was keine Kleinigkeit ist, sie umfassen bereits das

Leben Christi) nie wirklich demokratisch gewesen.


Ein Militär-Blogger, dem ich oft zuhöre, bezeichnete die Ukraine

kürzlich sogar als oligarchisches Konzentrationslager. Dabei verglich

er die Ukraine mit Dänemark, einem Land, in dem alles zum Wohle des

Volkes organisiert ist.


Das ist natürlich eine Übertreibung, aber wenn die Ukraine wirklich

ein oligarchisches Konzentrationslager sein sollte, dann eines, wo die

schlauen, im Herzen und in der Seele freien Insassen alle Wachtürme

niedergerissen und riesige Löcher in den Stacheldraht geschnitten

haben – was zu einer Art von Demokratie führte.


Wäre dies nicht der Fall, hätte der Blogger niemals die Gelegenheit

gehabt, solche Worte vor dem ganzen Land zu äussern. In der Ukraine

herrscht Meinungs- und Redefreiheit, auch jetzt, während des Krieges.

Diese Freiheit indes ist stark eingeschränkt, aber das ist in Ordnung,

denn jeder weiss, dass Krieg herrscht.


Es ist normal, wenn die Demokratie in diesem Ausnahmezustand auf Eis

gelegt wird. Der Ausdruck «auf Eis gelegt» bedeutet jedoch, dass die

Demokratie vorher da war und jetzt suspendiert ist; wenn alles vorbei

ist, wird sie wie durch einen Schalter wieder aktiviert und überströmt

wieder alle Bürger mit ihrem sanften Licht. Leider stellt sich die

Situation der Demokratie in der Ukraine etwas schlechter dar.


Weder Ameisen noch Bienen


Eines der Schlüsselelemente von Demokratie sind freie und faire

Wahlen. Derzeit finden in der Ukraine keine Wahlen statt, und

wahrscheinlich wird es auch noch lange Zeit keine geben. Den Ukrainern

ist dies im Grunde genommen ziemlich egal.


Was wir aber wissen: Wenn jemand versucht, uns für immer unserer

Wahlmöglichkeit zu berauben, werden wir eine weitere Revolution

anzetteln, und dieser jemand wird fliehen müssen, wie es ein

ukrainischer Präsident bereits getan hat. Ein weiterer Putin oder

Lukaschenko wird in der Ukraine niemals sonnengleich den Aufstieg

feiern.


Ein weiteres Merkmal der Demokratie ist der politische und kulturelle

Pluralismus. Natürlich ist ein echter Pluralismus während des Krieges

fast unmöglich, aber jetzt wird in der Ukraine an dessen Stelle etwas

Hässliches aufgebaut: eine Gesellschaft mit universeller patriotischer

Identität, ein ideologischer Zustand patriotischer Einmütigkeit.


Leider wird dies mit Blick auf die Zukunft betrieben, auf die

Jahrzehnte, die nach dem Krieg kommen werden.


Die nationale Identität ist plötzlich zu einem so hohen Wert geworden,

dass die Hochschulen des Landes nun Spezialisten für die Stärkung der

ukrainischen Identität ausbilden, sprich Leute, die hauptberuflich zur

Stärkung unserer Identität da sein sollen.


Und was ist mit jenen, die nicht «identisch» sein wollen? Was sollen

die tun, die individuell bleiben und sich von anderen unterscheiden

wollen? Was ist mit denjenigen, die auf ihrer eigenen Meinung

beharren? Wir sind schon identisch genug, indem wir Putins Invasoren

hassen und unsere Heimat lieben. Man mache uns bitte nicht noch

identischer. Wir sind weder Ameisen noch Bienen.


Die Transparenz der Regierung bei der Entscheidungsfindung ist

ebenfalls ein Merkmal der Demokratie. In der Ukraine machen die

Behörden traditionell, was sie wollen, ohne sich herabzulassen, das

Volk zu konsultieren oder ihm etwas zu erklären.


Eines Tages verschwindet plötzlich der bei den Leuten beliebte

Oberbefehlshaber, dasselbe geschieht mit dem verhassten Sekretär des

Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, dem allseits

verachteten Verteidigungsminister und vielen anderen Ministern, die

man kaum kennt.


Aber keinem der Repräsentanten der Macht kommt in den Sinn, dem Volk

diese Umbauten im schmierigen Motor der Verwaltung irgendwie zu

erklären. Die ukrainischen Behörden waren schon immer so weit vom Volk

entfernt wie die Sterne vom Meeresgrund.


Die staatlichen Institutionen sollten in ihrem Wirken transparent sein

und der Öffentlichkeit, der sie dienen, Rechenschaft ablegen. Dieses

Element der Demokratie ist nicht auf Eis gelegt worden, denn es war

noch nie funktionstüchtig.


Beamte in der Ukraine haben in der Kommunikation mit dem Volk schon

immer gelogen. Sie haben vor dem Krieg gelogen, sie haben während des

Krieges gelogen, und sie werden auch nach dem Krieg schamlos lügen.


«Wenn der Frühling kommt, werden wir sie ins Gefängnis stecken», sagte

der Präsidentschaftskandidat Selenski im Jahr 2019. Dieses Versprechen

sollte 2020 in die Tat umgesetzt sein. Nichts dergleichen ist

geschehen.


«Wir stehen am Ende der Ära der Armut», versprachen Selenskis

Wahlplakate. Dieses Ende ist nie eingetreten.


Kurz vor Kriegsbeginn, als er wusste, dass die russische Invasion

unvermeidlich kommen würde, sagte Selenski etwas, was man ihm nie

verzeihen wird. Er versicherte, es werde keinen Krieg geben, und im

Mai würden wir alle grillieren gehen. Die Menschen glaubten ihm, und

allein das kostete das Land Zehntausende von Menschenleben.


Hier ein weiteres Beispiel. «Wir sind ein demokratischer Staat»,

verkündete Selenski am 9. Februar 2023 in Brüssel. «Wir können nicht

ein Beispiel abgeben wie Russland, das jemanden mit Stöcken in den

Krieg prügelt. Wir sind nicht diese Art von Land.»


Die Plage der Mobilisierung


Nun stellt sich heraus, dass wir es doch sind. Der ukrainische

Historiker Ihor Schwez kommentiert ein Video, in dem drei

Mobilisierungsbeamte einen Mann zu Boden stossen und dann anfangen,

ihn zu treten.


Sie traktieren ihn abwechselnd, auch wenn er wehrlos auf dem Boden

liegt. Der Historiker ist überrascht, dass sich niemand für das Opfer

dieser Misshandlung einsetzt.


Was er beschreibt, ist nur einer von Tausenden von Fällen der

«Einbussung», sprich des Aufgreifens von Menschen auf offener Strasse

unter Anwendung von Gewalt, ihrer Einpferchung in Kleinbusse und des

späteren Transfers an die Front.


Solches geschieht jeden Tag in ukrainischen Städten und Dörfern. Der

ukrainische Ombudsmann hat allein in diesem Jahr 1600 Beschwerden über

das Vorgehen der «Einbusser» erhalten.


«Was kommt als Nächstes?», fragt der Historiker. «Was wird aus der

Ukraine werden? Ehrlich gesagt, es ist beängstigend.»


Ich persönlich bin keineswegs überrascht, dass die Leute sich nicht

für einen Mann einsetzen, der geschlagen wird. Wenige würden gegen

eine Bande von Kriminellen, die Waffen in den Händen halten, mit

Schlägen vorzugehen versuchen.


Die «Einbusser» sind, auch wenn sie dem Land dienen, Kriminelle, denn

es gibt kein Gesetz, das es ihnen erlaubt, Leute zu verprügeln, sie zu

schikanieren, zu demütigen, ihnen Handys und Dokumente wegzunehmen.


Sie sind Kriminelle, die den Befehl «Hol sie dir!» von einem Staat

erhalten haben, der nicht wirklich versucht, eine anständige, legitime

Mobilisierung zu organisieren.


Eines der unabdingbaren Merkmale der Demokratie ist die

Rechtsstaatlichkeit. Auch sie ist derzeit auf Eis gelegt. Es ist

dieser Umstand, der den Ukrainern im Moment grösste Sorge bereitet.

Vor ein paar Tagen zuckte ein Klempner, der in unserer Wohnung einen

Wasserhahn wechselte, zusammen, als er hörte, dass eine unserer Katzen

Bursik heisst.


Die Sache ist die, dass dieser Name nach «busik», Kleinbus, tönt, und

das Wort «busik» darf, so wie der Name von Lord Voldemort in «Harry

Potter», nicht ausgesprochen werden. So ist es derzeit um die

Realitäten der ukrainischen Demokratie bestellt.


Sergei Gerasimow lebt als Schriftsteller in der Grossstadt Charkiw,

die nach wie vor von den Russen beschossen wird. – Aus dem Englischen

von A. Bn.



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4. Infosperber: John J. Mearsheimer: Der Verursacher des Ukraine-Kriegs – eine Auslegeordnung



https://www.infosperber.ch/politik/welt/der-verursacher-des-ukraine-kriegs-eine-auslegeordnung/


Sonntag, 22.09.2024


Der Verursacher des Ukraine-Kriegs – eine Auslegeordnung


John J. Mearsheimer / 21.09.2024  


Der Imperialist Putin, der die ganze Ukraine einverleiben will.


Oder der Westen, der die Nato auf die Ukraine ausdehnen wollte?



upg. Professor John J. Mearsheimer lehrt seit 1982

Politikwissenschaften an der University of Chicago. Ein Gastbeitrag.



Übersetzung von Infosperber. Zwischentitel von der Redaktion.



Die Antwort auf diese Frage – Imperialist Putin oder Ausdehnung der

Nato – ist äusserst wichtig, denn der Krieg ist eine Katastrophe. Die

Ukraine wird faktisch zerstört. Das Land verlor einen beträchtlichen

Teil seines Territoriums und wird möglicherweise noch mehr verlieren.


Seine Wirtschaft liegt in Trümmern. Mehrere Millionen Ukrainer sind

Binnenvertriebene oder aus dem Land geflohen.


Bisher hat es Hunderttausende von Toten und Verletzten gegeben.

Russland hat wohl einen noch höheren Blutzoll zu tragen.


Auf der strategischen Ebene werden die Beziehungen zwischen Russland

und Europa – ganz zu schweigen zwischen Russland und der Ukraine – auf

absehbare Zeit vergiftet sein. Deshalb bleibt die Gefahr eines grossen

Krieges in Europa noch lange bestehen, selbst wenn sich der

Ukraine-Krieg zu einem eingefrorenen Konflikt entwickeln sollte.


Wer die Verantwortung für diese Katastrophe trägt, wird wahrscheinlich

noch lange diskutiert. Die Frage wird uns noch stärker beschäftigen,

wenn immer mehr Menschen realisieren, welches Ausmass diese

Katastrophe hat.



«Putin ist allein verantwortlich, weil er ein Imperialist ist»


Nach der am meisten verbreiteten Meinung im Westen ist Wladimir Putin

für den Ukraine-Krieg allein verantwortlich. Die Invasion ziele darauf

ab, die gesamte Ukraine zu erobern und sie zu einem Teil eines

Grossrusslands zu machen. Sobald dieses Ziel erreicht sei, würden sich

die Russen daranmachen, ein Imperium in Osteuropa zu errichten,

ähnlich wie es die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg tat.


Damit sei Putin eine Bedrohung für den Westen und müsse mit allen

Mitteln bekämpft werden. Kurz gesagt, Putin sei ein Imperialist mit

einem Masterplan, der sich nahtlos in eine reiche russische Tradition einfüge.



«Die USA und der Westen sind hauptverantwortlich, weil sie die Ukraine

in die Nato aufnehmen wollen»


Die andere Sichtweise, mit der ich mich identifiziere, ist im Westen

eine Minderheitsmeinung:


Russland ist in die Ukraine einmarschiert und hat den Krieg begonnen.

Doch die USA und ihre Verbündeten haben den Krieg provoziert.


Die Hauptursache des Konflikts ist der Entscheid der Nato, die Ukraine

in das Bündnis aufzunehmen. Fast alle russischen politischen Führer

sehen diese Absicht als existenzielle Bedrohung an, die beseitigt

werden muss.


Die Nato-Erweiterung ist Teil einer umfassenderen Strategie der USA,

welche die Ukraine zu einem westlichen Bollwerk an der Grenze zu

Russland machen will.


Die beiden anderen Strategien dieser Politik bestanden darin, in der

Ukraine eine friedliche Farbrevolution zu fördern – sie in eine

prowestliche liberale Demokratie zu verwandeln – sowie die Ukraine in

die EU zu bringen.


Die russische Führung fürchtet alle drei Strategien. Aber am meisten

fürchtet sie die Nato-Erweiterung. Um dieser Bedrohung zu begegnen,

hat Russland am 24. Februar 2022 einen Präventivkrieg begonnen.


Die Debatte über die Ursachen des Ukraine-Krieges heizte sich auf, als

zwei prominente westliche Politiker – der ehemalige Präsident Donald

Trump und der britische Parlamentsabgeordnete Nigel Farage –

argumentierten, dass die Nato-Erweiterung die treibende Kraft hinter

dem Konflikt sei. Die Verteidiger der konventionellen Meinung

reagierten sofort mit einem Gegenangriff.


Was besonders bemerkenswert ist: Der scheidende Nato-Generalsekretär

Jens Stoltenberg hat im vergangenen Jahr zweimal erklärt:


«Präsident Putin hat diesen Krieg begonnen, weil er die Tür für die

Nato schliessen und der Ukraine das Recht verweigern wollte, ihren

eigenen Weg zu gehen».


Diese klare Feststellung des Nato-Chefs löste im Westen kaum

Widerspruch aus. Stoltenberg selbst nahm seine Äusserungen nicht zurück.


Im Folgenden seien die wichtigsten Fakten und Argumente dargelegt,

welche die Ansicht stützen, dass Putin nicht in die Ukraine

einmarschiert ist, weil er ein Imperialist ist, der die Ukraine zu

einem Teil eines Grossrusslands machen wollte, sondern vor allem wegen

der Nato-Erweiterung und der Bemühungen des Westens, die Ukraine zu

einem westlichen Bollwerk an der russischen Grenze zu machen.


(…)


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5. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker: Selenskyj hat für Treffen mit Biden und Harris seinen Siegesplan im Gepäck


https://www.n-tv.de/politik/18-35-Selenskyj-hat-fuer-Treffen-mit-Biden-und-Harris-seinen-Siegesplan-im-Gepaeck--article23143824.html


25.09.2024


Ukraine-Krieg im Liveticker


18:35 Selenskyj hat für Treffen mit Biden und Harris seinen Siegesplan im Gepäck


Ukraines Staatschef Wolodymyr Selenskyj wird am Donnerstag in

Washington zu Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden und

Vizepräsidentin Kamala Harris zusammentreffen.


Selenskyj wird aller Voraussicht nach Biden seinen sogenannten

Siegesplan vorlegen, der einen Weg zur Beendigung des Ukraine-Krieges

aufzeigen soll. Selenskyj erklärte dazu, im Herbst werde sich

entscheiden, "was als nächstes in diesem Krieg passieren wird“.


Die Regierung in Kiew ist überzeugt, dass der Einsatz westlicher

Waffen gegen Ziele auf russischem Gebiet das Kriegsgeschehen

maßgeblich zugunsten der Ukraine beeinflussen könnte. Bisher werden

solche Waffen von den Unterstützerländern der Ukraine nicht zur

Verfügung gestellt.


Laut der britischen "The Times" enthält der Plan vier Kernpunkte:


- Forderung nach "Trump-sicheren" westlichen Sicherheitsgarantien nach

dem Vorbild eines gegenseitigen Verteidigungspakts der NATO


- Fortsetzung des ukrainischen Einmarsches in die russische Region

Kursk, der als "territoriales Verhandlungsinstrument" dienen soll


- Forderung nach hochmodernen Waffen


- Internationale Finanzhilfen, um die wirtschaftliche Erholung der

Ukraine sicherzustellen



——



12:01 Politico: Ukraine hat bevorzugten Mittelsmann für Beendigung des Krieges gefunden


Laut einem Bericht von Politico hat die Ukraine ihren bevorzugten

Mittelsmann gefunden, der helfen soll, den Krieg mit Russland zu beenden:


Narendra Modi, der indische Premierminister. So soll ein hochrangiger

ukrainischer Beamter dem Medium gesagt haben, dass Indien Kiews große

Hoffnung sei, einen Friedensvertrag zu erreichen, mit dem es leben könne.


Dem Beamten zufolge sei Modi in den Gesprächen mit der Ukraine im

Sommer klar gewesen, dass Kiew zwar zwangsläufig in einigen Punkten

Kompromisse eingehen müsse, dass aber alle Vorschläge zur Beendigung

des Krieges keine Gebietsabtretungen an Russland beinhalten dürften.

Indien pflegt gute Beziehungen zu Moskau.


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6. Der Spiegel: Detonationen im Libanon und das Völkerrecht -  »Israel hätte die Pager nicht sprengen dürfen«



https://www.spiegel.de/panorama/detonationen-in-libanon-israel-haette-die-pager-nicht-sprengen-duerfen-a-04207456-bf8f-4501-9539-b564529e4a99

Detonationen im Libanon und das Völkerrecht


 »Israel hätte die Pager nicht sprengen dürfen«


Die Fernzündung Tausender Pager war militärisch ein Erfolg.


Aber sie verstößt wohl gegen ein internationales Verbot, sagt

Völkerrechtler Daniel-Erasmus Khan.


Ein Zusatzprotokoll zum Uno-Waffenübereinkommen sei entscheidend.


Ein Interview von Dietmar Hipp  


21.09.2024, 14.19 Uhr


(…)


________________


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

25.09.2024

Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien sowie zur Militarisierung in Deutschland  (II von II)


7. FAZ: Israels Militärchef spricht von Bodenoffensive gegen Hizbullah


https://www.faz.net/aktuell/politik/krieg-in-nahost/liveticker-zum-krieg-in-nahost-israels-militaerchef-spricht-von-bodenoffensive-gegen-hizbullah-faz-19972506.html



Liveblog zum Krieg in Nahost :


Israels Militärchef spricht von Bodenoffensive gegen Hizbullah


25.09.2024, 17:33



Laut Herzi Halevi, Generalleutnant der israelischen Armee, bereitet

das Militär eine mögliche  Bodenoffensive in Libanon vor. Dies geht

aus einem Bericht des israelischen Online-Mediums „The Times of

Israel“ hervor.


Die Hizbullah werde im späteren Verlauf des Tages eine „sehr starke

Antwort“ erhalten. Kontinuierliche Luftangriffe durch Israels Armee

dienten sowohl dazu, sich auf die Möglichkeit eines Eindringens

israelischer Truppen in Libanon vorzubereiten, als auch zur direkten

Schwächung der Terrormiliz.


Israel wolle erreichen, dass Bewohner aus dem Norden dorthin

zurückkehren können, sagte Halevi. „Um das zu erreichen, bereiten wir

den Prozess eines Manövers vor, was bedeutet, dass eure Militärstiefel

feindliches Gebiet betreten werden.“  


(…)


Angesichts der Lage im Nahen Osten warnt US-Präsident Joe Biden vor

einem umfassenden Krieg, sieht aber dennoch das Potenzial für eine

diplomatische Lösung.


„Ein umfassender Krieg ist möglich“, sagte Biden auf Nachfrage in der

Talkshow „The View“ des US-Senders ABC. „Aber ich denke, dass wir

immer noch die Chance auf eine Einigung haben, die die gesamte Region

grundlegend verändern könnte.“


Die arabische Welt sei sehr daran interessiert und dazu bereit,

Vereinbarungen mit Israel zu treffen, wenn Israel im Gegenzug seine

Politik ändere, sagte Biden weiter. „Ich bin ein überzeugter

Unterstützer Israels“, betonte der US-Präsident.


Er machte gleichzeitig deutlich, mit der Politik von Israels

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht einverstanden zu sein. „Ich

stimme mit seiner Position nicht überein“, sagte Biden. (…)



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Heute 17:43 Uhr


Simon Röhricht


Die USA nehmen Insidern zufolge einen neuen Anlauf, um die Kämpfe im

Libanon und im Gazastreifen mit diplomatischen Mitteln zu beenden.


Dabei solle erstmals versucht werden, eine gemeinsame Lösung für beide

Konflikte zu finden, sagen mehrere mit der Angelegenheit vertraute

Personen. Die Details würden während der aktuellen Vollversammlung der

Vereinten Nationen (UN) ausgehandelt.



Heute 15:08 Uhr


Gregor Grosse


Die katholischen deutschen Bischöfe zeigen sich sehr besorgt über die

jüngste Eskalation der Gewalt in Nahost.


„Im Gazastreifen, im Westjordanland oder im Libanon, überall Gewalt,

Leid und Verlust“, sagte in Fulda der Augsburger Bischof Bertram

Meier, der zugleich Vorsitzender der Kommission Weltkirche der

Deutschen Bischofskonferenz ist. Die Bischöfe forderten eine

Freilassung der israelischen Geiseln, außerdem müsse es umfassende

humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen sowie eine

sofortige Waffenruhe geben.



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8. IPG: Jessica Montell: Am Ziel vorbei


https://www.ipg-journal.de/regionen/naher-osten/artikel/am-ziel-vorbei-1-7795/?utm_campaign=de_40_20240924&utm_medium=email&utm_source=newsletter



Naher Osten/Nordafrika 24.09.2024 |


Jessica Montell

Am Ziel vorbei


Jessica Montell ist seit 2017 Geschäftsführerin der israelischen

Menschenrechtsorganisation HaMoked.


Zuvor leitete sie B’Tselem, das israelische Informationszentrum für

Menschenrechte in den besetzten Gebieten.


Der Bundestag arbeitet an einer Resolution zur Bekämpfung von Antisemitismus.


Doch israelische Menschenrechtsorganisationen warnen vor dem Entwurf.


Seit dem Massaker, das die Hamas am 7. Oktober im vergangenen Jahr an

der israelischen Bevölkerung verübt hat, erleben wir eine massive

Zunahme antisemitischer Rhetorik und antisemitischer Vorfälle. Das ist

eine beunruhigende und gefährliche Entwicklung – weltweit und auch in

Deutschland.


Die deutsche Regierung hat eine moralische Verpflichtung, dieser

Entwicklung entgegenzuwirken. Deshalb ist es notwendig und

begrüßenswert, wenn die Bundesregierung und der Bundestag klar und

entschieden auf diese Entwicklung reagieren und eindeutig Stellung

beziehen.


Im Bundestag arbeiten die Partner der Ampelkoalition gemeinsam mit der

CDU/CSU-Fraktion seit Monaten an einer Resolution zur Bekämpfung des

Antisemitismus in Deutschland. Frühere Fassungen dieser Resolution

haben nicht nur bei Rechtswissenschaftlern und Kunstschaffenden,

sondern auch bei Menschenrechtsorganisationen wie der unsrigen heftige

Kritik hervorgerufen.


Ein veröffentlichter Entwurf dieser Entschließung löst bei mir und bei

anderen israelischen Menschenrechtsorganisationen Besorgnis aus, weil

er eine repressive Stoßrichtung hat und für Spaltung sorgt.


Das liegt vor allem daran, dass er Antisemitismus mit Kritik an Israel

verwechselt. Als jüdische Israelin, die sich aktiv in der israelischen

Zivilgesellschaft engagiert und sich berechtigt und in der Pflicht

sieht, die eigene Regierung zu kritisieren, weise ich diese

Gleichsetzung mit Nachdruck zurück.


Diese Verquickung von Antisemitismus und Israelkritik ist so weit

gefasst, dass sie sogar auf Juden und Israelis in Deutschland

zutrifft, die zum Beispiel die Behandlung der Palästinenser durch die

israelische Regierung kritisieren.


Jüdische Vertreter des öffentlichen Lebens in Deutschland sahen sich

veranlasst, in einem offenen Brief den Resolutionsentwurf zu

kritisieren, der paradoxerweise der Vielfalt des jüdischen Lebens in

Deutschland womöglich schadet, statt sie zu schützen.


Der Kern des Problems ist, dass die Resolution auf der umstrittenen

Antisemitismus-Arbeitsdefinition der Internationalen Allianz zum

Holocaustgedenken (International Holocaust Remembrance Alliance, IHRA)

aufbaut.


Sie macht diese Definition zum entscheidenden Maßstab für die

Regulierung und Zuweisung öffentlicher Mittel – mit weitreichenden

nachteiligen Folgen für Wissenschaft, Kunst und Zivilgesellschaft in

Deutschland, aber auch für die Arbeit und Zusammenarbeit zwischen

deutschen Organisationen und ihren ausländischen Partnern vor Ort.


Bundestag und Bundesregierung haben sich 2017 die IHRA-Definition zu

eigen gemacht. In der Folge wurde diese Definition Gegenstand heftiger

Kontroversen und wird in der Wissenschaft intensiv diskutiert.

Führende internationale Antisemitismusforscher (darunter viele

Israelis) haben Alternativdefinitionen erarbeitet – unter anderem die

Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus.


Daher stellt sich die Frage: Wieso ergreift der Bundestag in einem

wissenschaftlichen Streit Partei für eine Seite? Warum ist der Entwurf

nicht offen für Entwicklungen in der akademischen Diskussion und geht

auf andere Definitionen gar nicht ein?


Die Sorge über die Auswirkungen, die sich durch die Verwendung der

Antisemitismus-Definition der IHRA ergeben können, ist keineswegs

bloße Theorie.


Die Sorge über die Auswirkungen, die sich durch die Verwendung der

Antisemitismus-Definition der IHRA ergeben können, ist keineswegs

bloße Theorie. In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, dass diese

Definition taktisch genutzt wird, um Zwang auszuüben. Die israelische

Regierung setzt sie als Waffe ein, um öffentlich artikulierten

Widerspruch gegen ihre rechtswidrige und schädliche Politik zum

Schweigen zu bringen.


Die Liste derer, die wegen ihrer Äußerungen zur Palästinenserpolitik

der israelischen Regierung oder ihres Verhaltens gegenüber dieser

Politik als Antisemiten abgestempelt wurden, ist sehr lang und umfasst

sogar den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), dessen

Chefankläger Karim Khan und die Vereinten Nationen.


Kürzlich schmähte Israels Außenminister Israel Katz den

EU-Außenbeauftragten und spanischen Sozialisten Josep Borrell als

„Antisemiten und Israelhasser“ und warf ihm vor, er führe „eine

Hasskampagne gegen Israel, die Erinnerungen an die schlimmsten

Antisemiten der Geschichte weckt“.


Diverse Gruppen, die sich international schützend vor die israelische

Regierung stellen und Kritik an ihrer Menschenrechtsbilanz zum

Schweigen bringen wollen, nutzen die IHRA-Definition fortwährend und

in zynischer Weise. Mithilfe dieser Definition haben sie Mitglieder

des Irischen Parlaments als Antisemiten gebrandmarkt, weil sie einen

Boykott von Erzeugnissen aus den Siedlungsgebieten ins Spiel gebracht

hatten;


sie haben die Regierungen der Niederlande und Schwedens antisemitisch

genannt, weil sie palästinensische Menschenrechtsorganisationen

finanziell unterstützen; und sie haben dem Europäischen Gerichtshof

Antisemitismus vorgeworfen, nachdem er geurteilt hatte, dass Produkte

aus israelischen Siedlungsgebieten als solche gekennzeichnet werden

müssen.


In Israel nutzen rechte Parlamentarier die Definition der IHRA, um

etablierte Menschenrechtsgruppen und zivilgesellschaftliche

Organisationen zu delegitimieren und sie nach Möglichkeit von ihren

internationalen Finanzierungsquellen abzuschneiden.


Im März 2023 bezeichnete der Likud-Abgeordnete Ariel Kellner zum

Beispiel Breaking the Silence als „antisemitische Organisation“, die

„Soldatinnen und Soldaten der israelischen Streitkräfte verunglimpft

und als Nazis darstellt“. Und weiter: „Mal lässt sie die

Ritualmordlegende wiederaufleben, mal misst sie moralisch mit

zweierlei Maß.


Beides fällt unter die internationale Definition von Antisemitismus.“

Breaking the Silenceist eine gemeinnützige israelische Organisation,

die Übergriffe im Zusammenhang mit der israelischen Besetzung der

Palästinensergebiete aufdeckt und das Ziel hat, die Besatzung zu

beenden.


Alle Beschäftigten und Mitglieder der Organisation sind ehemalige

israelische Soldaten (und Juden). Wie lächerlich es ist, eine solche

Organisation als antisemitisch zu bezeichnen, liegt auf der Hand.

Allen sollte klar sein, dass hier ein israelisches Regierungsmitglied

auf zynische Weise versucht, die Organisation mit möglichst

niederträchtigen Anschuldigungen zu diskreditieren.


Allein die Tatsache, dass der Knesset-Abgeordnete Ariel Kellner sich

zur Untermauerung dieser Anschuldigungen auf die „internationale

Definition von Antisemitismus“ berufen kann, zeigt deutlich, wie

problematisch diese Definition ist.


Die Kernaufgabe von Menschenrechtsorganisationen in aller Welt wird

mitunter auf das Naming and Shaming verkürzt – also darauf,

Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und öffentlich

anzuprangern, um Aufmerksamkeit zu erregen und die Verantwortlichen zu

zwingen, diese Rechtsverstöße abzustellen.


Diese Arbeit ist überall auf der Welt notwendig und wichtig. Im

israelisch-palästinensischen Kontext ist sie essenzieller als je zuvor

vor dem Hintergrund, dass seit elf Monaten in Gaza ein brutaler Krieg

geführt wird, dass in Israel eine ultranationalistische Regierung an

der Macht ist und Extremisten die Annexion des Westjordanlands und die

Zwangsenteignung der dort lebenden Palästinenser vorantreiben.


Damit sie ihre Arbeit machen können, müssen sich

Menschenrechtsorganisationen frei äußern können.


Damit sie ihre Arbeit machen können, müssen sich

Menschenrechts-Organisationen frei äußern können, zumal sie mitunter

sehr schwerwiegende Vorwürfe erheben. Das heißt nicht, dass wir

unsererseits gegen Kritik abgeschirmt werden müssen. Das lässt

natürlich genügend Raum, um unsere Erkenntnisse infrage zu stellen und

mit unseren Bewertungen nicht einverstanden zu sein.


Fakten können unzutreffend sein. Interpretationen können ihre

Schwachstellen haben. Manche mögen uns für fehlgeleitet oder naiv

halten. Das alles ist legitim. Aber die Meinungsabweichungen in diesen

Fragen als antisemitisch abzustempeln, ist unverantwortlich und darf

nicht sein.


Mit solchen politisch motivierten Anschuldigungen sollen diejenigen,

die Missstände zur Sprache bringen, zum Schweigen gebracht werden,

damit man sich mit der eigentlichen Kritik nicht auseinandersetzen

muss. Durch diese Anschuldigungen gerät der Begriff „antisemitisch“

zur Farce – und das schadet den aufrichtigen Bemühungen, den ganz

realen Antisemitismus zu bekämpfen.


Aus diesen Gründen warnen 15 israelische Menschenrechtsgruppen und

zivilgesellschaftliche Organisationen – meine Organisation HaMoked ist

eine von ihnen – in einer gemeinsamen Erklärung vor der Resolution,

über die der Bundestag derzeit berät. Bei dieser Warnung geht es unter

anderem auch um unsere Möglichkeiten, unsere Kernaufgabe mit deutscher

Unterstützung wahrzunehmen:


Wir befürchten, dass die Resolution des Bundestags, sollte sie auf der

Grundlage des Entwurfs verabschiedet werden, instrumentalisiert wird,

um die finanzielle Unterstützung aus Deutschland für unsere

Menschenrechtsarbeit unter Beschuss zu nehmen und einzuschränken und

im weiteren Sinne unserer Zusammenarbeit mit der deutschen

Zivilgesellschaft die Grundlage zu entziehen.


Dies würde Schmutzkampagnen befeuern und die vielen komplexen

Herausforderungen, die wir in der aktuellen Eskalationssituation

ohnehin schon zu bewältigen haben, noch weiter verschärfen.


Wie wir in unserer Erklärung betonen, begrüßen wir, dass die

Bundesregierung sich ausdrücklich zur Bekämpfung des Antisemitismus

bekennt, und ermutigen den Bundestag, eine auf Inklusivität und

Universalität abzielende Resolution zu verabschieden.


Wir ermuntern ihn, eine Resolution zu verabschieden, die unserer

Menschenrechtsarbeit nicht potenziell schadet, sondern sie schützt und

unterstützt. Alle Versuche, auf Basis der IHRA-Definition finanzielle

Zuwendungen an Bedingungen zu knüpfen, sollten aus dieser Resolution

gestrichen werden – und der Kampf gegen Antisemitismus sollte inklusiv

und in einen universellen Kampf gegen Rassismus in jeglicher Form

eingebettet werden.


Aus dem Englischen von Andreas Bredenfeld



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9. „Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V.“: Soziale Projekte im Libanon


Wer für ein soziales Projekte im Libanon spenden möchte, findet hier das Spendenkonto –

weitere Informationen unter der Homepage

„Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V.“ Sitz Tübingen  :

 www.frieden-libanon.de <http://www.frieden-libanon.de/>   


Kontoverbindung: IBAN: DE54 6001 0070 0974 2337 01 / BIC: PBNKDEFF  





Nach meiner Libanonreise 2019 mit Verantwortlichen des

Vereins „Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V". entstand diese Sendung:


https://www.youtube.com/watch?v=JS8dhn3F3rU&ab_channel=LebenmitderEnergiewende

LIBANON - GESCHICHTE, PALÄSTINENSISCHE UND SYRISCHE GEFLÜCHTETE



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10. Friedenskooperative: *Nein zur Rechtsentwicklung und Militarisierung in Schulen,


     Hochschulen und Kultureinrichtungen im Namen der „Kriegstüchtigkeit“!*



https://www.friedenskooperative.de/aktion/nato-atomkriegsmanoever-2024-stoppen-aufruf-zur-demo-in



*Nein zur Rechtsentwicklung und Militarisierung in Schulen, Hochschulen

und Kultureinrichtungen im Namen der „Kriegstüchtigkeit“!*


Wir sind engagiert in Wissenschaft, Kultur, Bildung, Lehre oder

Industrie. Mit unserer Arbeit wollen wir zu einem besseren Leben für

die Menschen beitragen.


Wir wollen nicht, dass diese für die Entwicklung von automatisierten

Waffen und Massenvernichtungswaffen und zum Töten Unschuldiger

missbraucht wird. Als Forschende und Lehrende, Schülerinnen und

Schüler, Auszubildende oder Studierende möchten wir für eine Welt ohne

Kriege und Bedrohung durch sich entfaltende Umweltschäden arbeiten und lernen.


Mit unserem Engagement wollen wir zum gegenseitigen Verständnis und

zur Völkerfreundschaft beitragen. Angesichts der Gefahr einer

Eskalation aktueller Kriege wie in der Ukraine und in Nahost zu einem

Weltkrieg fordern wir alle friedensliebenden und demokratischen Kräfte auf:


Treten wir einer neuen Qualität der Militarisierung von Ausbildung,

Schulen, Hochschulen und Forschung entgegen, die mit

Zwangsverpflichtungen zur Militärforschung und Zusammenarbeit mit der

Bundeswehr in Bayern bereits beschlossen wurde und bundesweit

vorangetrieben wird. In diesem Zusammenhang protestieren wir auch

gegen neue undemokratische Bestrebungen zur Gesinnungsprüfung von

Antragstellern aus Kultur und Wissenschaft.



Wir fordern


 * Keine Verpflichtung für militärische Forschung und Zusammenarbeit

   mit der Bundeswehr an Schulen und Hochschulen! Weg mit dem

   bayrischen Gesetz zur Förderung der Bundeswehr!


 * Keine Gesinnungsüberwachung und Entscheidung über

   Fördermittelvergabe durch den Verfassungsschutz!


 * Nein zu undemokratischen Angriffen auf fortschrittliche kritische

   Wissenschaft, Lehre und Kultur.


 * Stellen wir uns Militarisierung und Rechtsentwicklung an

   Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Schulen entgegen.


 * Für freie politische, wissenschaftliche und kulturelle Betätigung an

   Schulen, Hochschulen, Kultur- und Forschungseinrichtungen auf

   antifaschistischer Grundlage!


 * Für Förderung von fortschrittlicher Wissenschaft, Forschung und

   Lehre, u.a. zum Umweltschutz, zur Kreislaufwirtschaft, Beseitigung

   von Armut und Hunger und zur Beendigung von Kriegen!


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Mit freundlichen Grüßen


Clemens Ronnefeldt

Referent für Friedensfragen beim deutschen

Zweig des internationalen Versöhnungsbundes


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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

25.09.2024

Der UN-Gipfel 2024 und der Krieg in Nahost

nachdenkseiten.de, 25. September 2024 um 9:00 Ein Artikel von Karin Leukefeld

Die diesjährige UN-Generalversammlung in New York ist seit Sonntag Bühne für Staatschefs aus aller Welt. Auf einem „Zukunftsgipfel“ werden Sonntagsreden darüber gehalten, was die Vereinten Nationen tun müssen, um die Verpflichtungen einzuhalten, die sie im Hinblick auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und die Charta der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 eingegangen sind. Von Karin Leukefeld.


Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

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Deutschland und Namibia haben einen Pakt für die Zukunft entwickelt, der vom Plenum bereits am Sonntag angenommen wurde. UN-Generalsekretär António Guterres rief dazu auf, eine „Zukunft für unsere Enkelkinder zu schaffen“.

Tatsächlich ist die „Weltgemeinschaft“ weit davon entfernt, die 17 Nachhaltigkeitsziele auch nur annähernd realisieren zu können.

„Keine Armut, kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen und hochwertige Bildung“ lauten die Ziele, die ganz am Anfang der Wunschliste stehen. Für Kriegs- und Krisengebiete auf der Welt ist das Gegenteil der Fall. Das gilt für die Bewohner des Gazastreifens und im von Israel besetzten Westjordanland. Das gilt für die Bevölkerung im Libanon und für Millionen von Flüchtlingen in Lagern. Das gilt für die Menschen, die seit mehr als 20 Jahren versuchen, den endlosen, US-geführten „Kriegen gegen den Terror“ und den „vielen Arten von Krieg Israels“ im Nahen und Mittleren Osten zu widerstehen.

Am vergangenen Sonntag, dem 22. September 2024, lag die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen bei mehr als 41.421, teilte die palästinensische Gesundheitsbehörde (Gaza) mit. Mehr als 16.000 der Toten sind demnach Kinder. Mindestens 10.000 Menschen gelten als vermisst unter Trümmern. Die meisten der Toten seien Frauen und Kinder, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk im August. Seitdem ist die Zahl der Toten täglich gestiegen.

Am 10. Juni 2024 hatte der UN-Sicherheitsrat die Resolution 2735 verabschiedet, die einen Waffenstillstand in Gaza anordnete.

Der Resolutionstext basierte auf einem von den USA eingereichten Textvorschlag, weswegen die USA zustimmte. Bis dahin hatten die USA jede Resolution für einen Waffenstillstand mit ihrem Veto verhindert. Vorgesehen war ein Drei-Phasen-Plan, wie die Hamas ihn über Vermittler bereits Anfang des Jahres vorgelegt hatte. Die Hamas stimmte also zu, doch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab den israelischen Unterhändlern immer neue Vorbedingungen mit. Schließlich wurde auch dem Letzten klar, dass er an einem Waffenstillstand und an dem Abzug der israelischen Armee aus dem palästinensischen Gazastreifen nicht interessiert war. Gegenüber den Angehörigen der Geiseln ließ er erklären, dass er den Krieg gegen Gaza nicht beenden werde, um die Geiseln zu befreien.

Am 18. Juli verabschiedete das israelische Parlament (Knesset) eine Resolution, mit der die Zweistaatenlösung abgelehnt wurde.

Am 19. Juli gab der Internationale Gerichtshof in Den Haag das Ergebnis seiner jahrelangen Begutachtung bekannt, wonach die Besatzung palästinensischer Gebiete unrechtmäßig sei und gegen internationales Recht verstoße. Israel müsse die Besatzung „so schnell wie möglich beenden”.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte daraufhin, die „israelischen Siedlungen in allen Gebieten unseres Heimatlandes … sind rechtmäßig. Das jüdische Volk ist kein Eroberer in seinem eigenen Land.“

Am 18. September 2024 befasste sich die UN-Vollversammlung mit einer Resolution, die den Gutachterspruch des Internationalen Gerichtshofes vom 19. Juli 2024 stärken sollte. Gefordert wurde, dass Israel innerhalb von zwölf Monaten und ohne Verzögerungen „seine unrechtmäßige Anwesenheit in den besetzten palästinensischen Gebieten beenden“ müsse. Israel müsse seine Armee zurückziehen, alle neuen Siedlungsaktivitäten einstellen, alle Siedler aus dem besetzten Land abtransportieren und Teile der Mauer, die innerhalb des Westjordanlandes errichtet worden war, abbauen. Land und anderes nicht bewegliches Eigentum müsse (an die Palästinenser) zurückgegeben werden, das Gleiche gelte für Kulturgut. Die vertriebenen Palästinenser müssten zurückkehren können oder entschädigt werden. Ausdrücklich bezog sich die Erklärung auf das Gutachten des Internationalen Gerichtshofes. Die Generalversammlung nahm die Resolution mit 124 Stimmen an. 14 Staaten votierten dagegen und 43 Staaten enthielten sich, darunter Deutschland.


Niemand ist mehr sicher

Fast zeitgleich explodierten im Libanon und in Syrien Tausende Personenrufgeräte, sogenannte „Pager“, in den Händen oder Taschen ihrer Benutzer. In Syrien war die Zahl der Verletzten gering, doch im Libanon wurden zwölf Personen getötet und 2.800 Menschen teilweise lebensgefährlich verletzt.

Bei einer zweiten Explosionswelle am folgenden Tag explodierten zeitgleich Hunderte Walkie-Talkies und Funkgeräte. 20 Personen wurden getötet, mehr als 600 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Die Geräte explodierten auf Balkonen, Küchentischen und in Autos und lösten Brände aus. Die Zahl der Toten beider Angriffe stieg auf 39, mehr als 3.000 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt.

Da es sich um Gegenstände handelt, die im Alltag von Rettungsdiensten, in Hotels, an Flughäfen und in großen Unternehmen, aber auch von der libanesischen Hisbollah genutzt werden, um das Abhören und Überwachen von Mobiltelefonen durch Israel zu vermeiden, hielten die Benutzer die Geräte in den Händen oder transportierten sie in Taschen. Verletzungen gab es im Gesicht, an den Augen, den Händen, Fingern und am Bauch. Ärzte berichteten, sie hätten noch nie so grauenhafte Verletzungen gesehen.

Im Libanon machte man den israelischen Geheimdienst Mossad verantwortlich. Die US-Administration erklärte, nichts gewusst zu haben. Die New York Times lieferte – hinter einer Bezahlwand – eine Geschichte, die um die Welt ging.

Danach soll der Mossad eine komplette Produktionskette aufgebaut haben. Mit eigener Firma als Subunternehmen der taiwanesischen Firma Gold Apollo habe der Mossad den kompletten Auftrag abgewickelt. Bei Gold Apollo in Taiwan hatte die Hisbollah 5.000 Personenrufgeräte (Pager) bestellt, daher ist naheliegend, dass der Mossad den Angriff geplant, vorbereitet und durchgeführt hat. Die NYT-Geschichte kursiert inzwischen international und auch in deutschen Medien mit Varianten.

Libanon forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates, die auf Antrag Algeriens, einem nicht-ständigen Mitglied im UNSR, für Freitag, den 20. September (New York, Ortszeit) einberufen wurde.

Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk nannte die Angriffe eine „neue Entwicklung der Kriegsführung. Kommunikationsgeräte werden Waffen.“ Zeitgleich Tausende von Menschen durch die manipulierten Geräte anzugreifen, ohne zu wissen, wer das jeweilige Gerät benutze, sei ein Verstoß gegen das internationale humanitäre Recht. Die „tragische Situation“ dürfe nicht isoliert gesehen werden, denn sie hänge direkt mit dem Krieg in Gaza und der anhaltenden israelischen Besatzung von palästinensischem Territorium zusammen.

Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib sagte, nach „diesen abgründigen“ elektronischen Angriffen sei „niemand mehr sicher in dieser Welt“. Sollte der Sicherheitsrat diesen „Terrorangriff“ nicht als solchen benennen und den Verursacher verurteilen, stehe die Glaubwürdigkeit des Gremiums auf dem Spiel. „Wenn man so ein Vorgehen akzeptiert, öffnet man die Büchse der Pandora“, sagte Bou Habib. Staaten und extremistische Gruppen werden dem Beispiel folgen und Zivilisten in aller Welt mit tödlicher Technologie angreifen. Seit 1948 habe Israel keine UN-Sicherheitsratsresolution eingehalten, so sei aus dem Land ein „Schurkenstaat“ geworden, der den ganzen Mittleren Osten mit Krieg überziehen werde. Er forderte den Sicherheitsrat auf, Israel zu verurteilen, das die Souveränität des Libanon verletzt habe. Der syrische Botschafter bei den Vereinten Nationen betonte, dass die Staaten, die Israel unterstützten, volle Verantwortung für dessen Aggression trügen. Die brutalen israelischen Angriffe seien für die arabischen Länder nicht neu. Neu sei allerdings die Manipulation von modernen technischen Geräten, die den Menschen nutzen sollten, in tickende Zeitbomben.

Der israelische UN-Botschafter forderte den UN-Sicherheitsrat auf, Hisbollah und die iranischen Revolutionsgarden zu „Terrororganisationen“ zu erklären. Dem libanesischen Außenminister warf er vor, einer „Terrororganisation erlaubt zu haben, einen Staat innerhalb des Libanon“ gegründet zu haben. Israel werde sich verteidigen und nicht zulassen, dass „die Hisbollah libanesisches Territorium als Abschussrampe für Gewalt“ benutzt. Die US-Vertretung stellte sich hinter Israel, das sich gegen die täglichen Angriffe verteidigen müsse. Malta forderte eine Untersuchung. Die Schweiz erinnerte an Verhandlungen. Russland regte ein internationales Gesetz gegen die Nutzung von Alltagsgegenständen als Waffen an. China forderte wie auch der Iran eine Verurteilung Israels. (Quelle: press.un.org)

Eine Entscheidung gab es nicht. Am Abend des gleichen Tages (20. September 2024, Beirut Ortszeit) bombardierte die israelische Luftwaffe ein Wohnhaus im dicht bewohnten Süden von Beirut mit vier Raketen und brachte das Haus zum Einsturz. Dutzende Menschen wurden verschüttet. 15 Angehörige der Hisbollah wurden tot geborgen, darunter zwei hochrangige Kommandeure. Die Zahl der Toten stieg im Laufe der Bergungsarbeiten auf 51, darunter waren Frauen und Kinder. Zehn Personen werden noch vermisst. Am Wochenende flogen israelische Kampfjets teilweise im Minutentakt Angriffe auf den Süden des Libanon und feuerten nach eigenen Angaben auf Hunderte angebliche Raketenabschussrampen der Hisbollah.

Die Hisbollah reagierte am Samstag mit elf Angriffen, bei denen militärische Stellungen im Norden Israels und auf den besetzten und annektierten Golanhöhen getroffen wurden. Am frühen Sonntagmorgen wurden erstmals schwere Raketen von der Hisbollah eingesetzt. Deren Ziel war bei zwei Angriffen die israelische Luftwaffenbasis Ramat David bei Haifa. Ein dritter Angriff galt dem militärischen Rüstungskomplex der Firma Rafael, die auf die Produktion elektronischer Geräte und Ausrüstung spezialisiert ist. Die Firma liegt im Norden von Haifa (Zevulun) und sei mit Dutzenden Fadi 1, Fadi 2 und Katjusha-Raketen getroffen worden, hieß es in der dazugehörigen Hisbollah-Erklärung. Es handele sich um eine „vorläufige Antwort auf das brutale Massaker, das der Feind Israel in verschiedenen Gebieten des Libanon am Dienstag und Mittwoch (Massaker mit Pager und Funkgeräten) verübt“ habe.


Warnungen und Drohungen

Mitte der Woche hatte Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Hisbollah, nach den israelischen Massenangriffen auf Libanesen über manipulierte Kommunikationsgeräte Israel mit Vergeltung gedroht. Die feigen Angriffe hätten die Hisbollah und Unterstützer in ihrem Alltag getroffen, nicht mit der Waffe in der Hand an der Front. Die Hisbollah sei geschwächt, werde aber gestärkt aus dem Angriff hervorgehen. Israel werde mit schärferen Reaktionen rechnen müssen. Nasrallah wandte sich direkt an Benjamin Netanjahu und an Yoav Gallant, den israelischen Verteidigungsminister, und sagte: „Die Front im Libanon wird nicht ruhig werden, bis die Aggression gegen Gaza stoppt.“

Israels Militärsprecher Daniel Hagari erklärte nun vor Journalisten, dass neben den massiven Luftangriffen auf den Südlibanon auch ein Truppeneinmarsch nicht ausgeschlossen sei. Die israelische Armee kündigte Luftangriffe auf Gebäude an, in denen die Hisbollah angeblich Waffen versteckt haben soll. Die libanesische Zivilbevölkerung wurde aufgerufen, die Gebiete umgehend zu verlassen. Beobachter bewerteten die Aussagen Hagaris als „klassisches Beispiel für psychologische Kriegsführung“. Israel wende das gleiche Vorgehen im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland an, schrieb der Journalist Zein Basravi (Amman). Die Bevölkerung solle verunsichert und das Ausland darauf hingewiesen werden, dass die politischen und militärischen Führer (Hisbollah) die Bevölkerung als „menschliche Schutzschilde“ benutzten. Damit „verschleiere die israelische Armee ihre eigene Aggression“ gegenüber der Bevölkerung, so Basravi.

Zu Beginn des offiziellen UN-Gipfels am Montag (23. September 2024) warnten zahlreiche Politiker erneut vor einem regionalen Krieg, der durch einen israelischen Krieg gegen den Libanon ausgelöst werden könne. Der ägyptische Außenminister Badr Abdelatty forderte einen Waffenstillstand in Gaza, der alle Fronten beruhigen werde.

Der libanesische amtierende Ministerpräsident Najib Mikati sagte seine Reise zum UN-Gipfel in New York ab und erklärte bei einer Dringlichkeitssitzung der Regierung in Beirut, die internationale Gemeinschaft und das menschliche Gewissen müssten „eine klare Position zu den grauenhaften Massakern einnehmen“, die im Libanon verübt worden seien. Internationales Recht müsse aktiviert werden, um zivile Technologie davor zu schützen, dass sie als Waffe genutzt werden könne. Alles müsse getan werden, „um die vielen Arten von Kriegen, die der Feind Israel verübe, zu stoppen“, so Mikati.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat derweil seine Reise zum UN-Gipfel verschoben. Aktuell soll er statt Dienstag nun am Mittwoch nach New York reisen. Medien berichten allerdings unter Berufung auf seine Mitarbeiter, dass er vermutlich erst am Freitag in New York vor der UN-Versammlung sprechen wird. Beobachter erwarten, dass viele Staatenvertreter den Plenarsaal dann aus Protest gegen Israels Kriege verlassen werden.


Titelbild: Shutterstock / Lev Radin


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Reden vom Krieg


Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Audio-Podcast Militäreinsätze/Kriege


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Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=121848


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




Weiteres:




Der schmutzige Krieg gegen die Palästinenser wird auf den Libanon ausgeweitet


Panik in Beirut, Hunderte von Verletzten müssen in Spitäler eingeliefert werden, viele von ihnen werden ein Leben lang verkrüppelt bleiben – "dank" Israel. (Screenshot aus einem Video von Al Jazeera) (Bild)


25. September 2024 Von: in Geschichte, Militär, Politik

(Red.) Wovor alle gewarnt haben: Israel tut’s trotzdem – oder erst recht! Und Israel setzt sogar eine total neu erfundene Waffe ein: Mit Sprengstoff gefüllte Kommunikationsgeräte, sogenannte Pager oder auch Walkies Talkies, werden aus der Ferne zur Explosion gebracht und töten oder verletzen ihre Träger – Hisbollah-Mitglieder ebenso wie unschuldige Männer, Frauen und Kinder. Hunderte werden blind oder anderswie verkrüppelt durchs weitere Leben gehen müssen – „dank“ Israel, diesem Staat, der nach wie vor von den USA und auch von Deutschland unterstützt wird, sogar mit Waffenlieferungen. Die UNO reagiert mit neuen Resolutionen, doch sie gehen Israel – wie man in Deutschland zu sagen pflegt – „am Arsch vorbei“, so wie schon alle bisherigen Resolutionen, in denen es von der UNO zu einem rechtmäßigen und menschlichen Verhalten aufgefordert wurde. (cm)

In New York, am Sitz der Vereinten Nationen, hob sich am Montag der Vorhang zur Bühne für Staatschefs aus aller Welt. UN-Generalsekretär António Guterres rief dazu auf, eine „Zukunft für unsere Enkelkinder zu schaffen“. Für die Libanesen aber begann in den frühen Morgenstunden der tödlichste Tag seit dem Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 dauerte. 

492 Tote in 24 Stunden

Weder für die Kinder in Palästina und Libanon noch für deren Kinder und Enkelkinder soll es nach dem Willen Israels eine Zukunft geben. Israel, seit 1949 Mitglied der Vereinten Nationen unter dem Vorbehalt, die UN-Resolutionen in Sachen Palästina und die UN-Charta einzuhalten, hat am Montag (23.9.2024) in wenigen Stunden 274 Menschen in einem Bombenhagel getötet, wie der libanesische Gesundheitsminister auf einer Pressekonferenz in Beirut am Nachmittag mitteilte. Mehr als 1000 Menschen wurden verletzt. Nur wenige Stunden später war die Zahl der Toten auf 356 gestiegen, die Zahl der Verletzten auf 1.256. Auch zwei Rettungssanitäter wurden getötet. Am nächsten Morgen (24.9.2024) wird die Zahl der Toten mit 492 angegeben, darunter 35 Kinder und 58 Frauen. 

Die stellvertretende Ministerpräsidentin Belgiens, Petra de Sutter, äußerte sich schockiert auf X, dem ehemaligen Kurznachrichtendienst Twitter: „492 Tote im Libanon, mehr als 1600 Verletzte. Zehntausenden wurde befohlen, ihre Häuser zu verlassen. An 1 Tag. Dieser grauenhafte Angriff von Israel wird zu keiner Lösung in der Region führen. Nur Diplomatie kann die Bürger sicher in ihre Wohnungen zurückbringen. Nur ein Waffenstillstand wird das Leid beenden.“ 

Gigantische Explosionen

Aufnahmen zeigen gigantische Explosionen in Dörfern und Städten im Südlibanon. Mehr als 100.000 Menschen packten das Notwendigste und flohen mit ihren Kindern. Israel bombardierte auf und entlang der Straße, über die sich der kilometerlange Flüchtlingstreck Richtung Norden bewegte. „Die Menschen sitzen durch- und übereinander in den Autos“, erzählte der 16-jährige K. im Telefonat mit der Autorin. Er habe die fliehenden Fahrzeuge in seinem Dorf gesehen, als er im Nachbarhaus nach seinem Freund sehen wollte. „Taschen, Koffer, alles haben sie irgendwie eingepackt und fliehen.“ Sein Dorf sei wiederholt bombardiert worden, auch er und die Familie seien nun in Beirut. Sein Traum, sich nach den Sommerferien im letzten Schuljahr auf das Abitur vorzubereiten, steht in den Sternen. Seine Schule, die eigentlich im Oktober wieder öffnen sollte, bleibt vorerst geschlossen. Die Schulen und Universitäten in der Hauptstadt wurden am Montag für die Inlandsvertriebenen geöffnet.

Die Bewohner des Südlibanon hatten auf ihren Mobiltelefonen Anrufe und SMS-Nachrichten von der israelischen Armee erhalten. Darin wurden sie aufgefordert, sofort zu verschwinden. In den Nachbarhäusern habe die Hisbollah Waffen gelagert, die werde Israel jetzt zerstören. Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, erklärte in einer Videoaufzeichnung, „wir fordern die Bewohner der libanesischen Dörfer auf, die Nachrichten und Warnungen der IDF (Israeli Defense Forces) ernst zu nehmen. Es ist eine Vorabwarnung für sie und für die Sicherheit ihrer Familien.“ 

Die Israelische Armee warf Flugblätter über dem südlichen Libanon ab. Darauf die Anordnung, sich zu entfernen. Nach den Angriffen der Hisbollah sei die israelische Armee „gezwungen“, die militärischen Stellungen anzugreifen, zitiert das Internetportal The New Arab (London) aus dem Papier. „Wenn Sie in einem Gebäude sind, das Hisbollah Waffen enthält, müssen Sie das Dorf innerhalb von zwei Stunden verlassen und bis auf weiteres nicht zurückkehren.“ Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte, die Angriffe auf Libanon würden fortgesetzt, bis Israel sein Ziel erreicht habe. Das Ziel sei, „dass die Bewohner des nördlichen Israels sicher in ihre Häuser zurückkehren können.“

Beobachter werteten die Aussagen Hagaris als „klassisches Beispiel für psychologische Kriegsführung“. Israel wende das gleiche Vorgehen im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland an, schrieb der Journalist Zein Basravi (Amman).  Die Bevölkerung solle verunsichert und das Ausland solle darauf hingewiesen werden, dass die politischen und militärischen Führer (Hisbollah) die Bevölkerung als „menschliche Schutzschilde“ benutzten. Damit „verschleiere die israelische Armee ihre eigene Aggression“ gegenüber der Bevölkerung.

Raed Jarrar von der Hilfsorganisation DAWN in Washington DC erklärte, „Israel macht der gesamten Welt klar, dass es einen breiten regionalen Krieg will. Nicht nur in den besetzten palästinensischen Gebieten, sondern auch im Libanon und Iran.“ Der einzige Weg, Israel zu stoppen, sei es, das Land noch mit Waffenlieferungen zu belohnen. Ohne die Angriffe zu stoppen, werde es keinen Weg zum Frieden geben. Die Konsequenzen würden weit jenseits der libanesischen Grenzen zu spüren sein.

Die doppelten Gesichter der US-Administration

Die USA sind über die militärischen Pläne Israels in seinen Kriegen gegen die Palästinenser und gegen Libanon, gegen Syrien und gegen Iran, gegen Jemen und darüber hinaus, informiert. Die Aussage des US-Außenministeriums, Washington habe nichts über den massenhaften Angriff auf die libanesische Zivilbevölkerung (mit Personenrufgeräten und Walkie-Talkies) gewußt, war von Anfang an unglaubwürdig. Die USA und Israel, ihre Geheimdienste CIA und Mossad, sind zwei Seiten einer Medaille. US-Militärs und Sondereinsatzkräfte sind in die Entscheidungsstrukturen der israelischen Armee seit Anfang des Gaza-Krieges integriert. Kaum etwas geschieht, was der eine vom anderen nicht weiß.

Pentagonsprecher Generalmajor Pat Ryder räumte auf seiner Pressekonferenz am Montag ein, dass es allein n der vergangenen Woche vier Telefonate zwischen den Verteidigungsministern beider Länder gegeben habe. Die operativen Entscheidungsebenen beider Seiten dürften in einem sehr viel engeren Kontakt stehen. Israel habe die USA vor den massenhaften Angriffen „über eine geplante militärische Operation“ informiert, erklärte Ryder. In einem anschließenden Gespräch gab es weitere Informationen. Auch die massiven Luftangriffe auf Libanon seit Montagmorgen gab Israel der US-Administration im Voraus bekannt. 

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bekräftigt bei jeder öffentlichen Erklärung das Recht Israels, sich zu verteidigen und dass die USA fest an seiner Seite stehe. Austin wird nicht müde, wie auch sein Kollege Außenminister Antony Blinken, eine diplomatische Lösung anzumahnen. Doch die für Israel notwendigen Waffen, Munition, Aufklärungsdaten und Spezialisten werden weiter aus den USA geliefert.

Die USA werden ihr eigenes Personal in der Region schützen, so Austin. Wohlwissend, dass US-Militärs auch in der israelischen Armee eingebunden sind. Die rund 40.000 US-Soldaten auf offiziellen Militärbasen und illegalen Stützpunkten (Syrien) in der gesamten Region würden aufgestockt, erklärte Pentagonsprecher Ryder. Zahlen nannte er nicht. Der Flugzeugträger USS Harry S. Truman, zwei Zerstörer und Begleitschiffe machten sich am Montag auf den Weg von den USA zur 6. US-Flotte, die für Europa und Afrika zuständig ist und ihren Haupthafen im Mittelmeer, in Neapel, Italien hat.

Der scheidende US-Präsident Joe Biden erklärte, die USA arbeiten an einem Plan, um Israel und die libanesische Hisbollah „vom Abgrund“ eines regionalen Krieges zurückzudrängen. Die ehemalige Mandatsmacht Frankreich forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates und sandte ihren Libanonbeauftragten Jean-Yves Le Drian nach Beirut. Frankreich habe eine „moralische Verpflichtung, im Libanon zu sein“, hieß es in Paris. Paris könne „mit allen Akteuren reden“, um die Bombardierungen durch Diplomatie zu stoppen.

Israel und die palästinensische Realität

Diplomatie hat seit bald einem Jahr Krieg gegen Gaza nur einmal etwas erreicht. Im November 2023 schwiegen – ausgehandelt von Ägypten, Katar und den USA – die Waffen für eine Woche. Israelische Gefangene wurden aus dem Gaza-Streifen gebracht, während im Gegenzug palästinensische Gefangene – Kinder, Frauen, Kranke – freigelassen wurden. Seitdem hat Israel nahezu alle zivile Infrastruktur im Gaza-Streifen zerstört und täglich Dutzende Menschen getötet: Wohnungen, Schulen, Kindergärten, Universitäten, Kliniken, die Strom- und Wasserversorgung des Gaza-Streifens wurden unter dem Vorwand zerbombt, sich „verteidigen“ zu müssen. Als UN-Generalsekretär António Guterres bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates am 23. Oktober 2023 daraufhin hinwies, dass der Angriff der Hamas und ihrer Verbündeter auf israelische Dörfer und Orte am 7. Oktober 2023 „nicht im luftleeren Raum“ stattgefunden habe, forderte der Vertreter Israels bei den Vereinten Nationen seinen Rücktritt. Guterres rechtfertige Terror und Mord und sei „völlig abgekoppelt von der Realität in unserer Region“, so der israelische UN-Diplomat.

Guterres hatte genau auf die Realität des palästinensischen Volkes hingewiesen, das „56 Jahre lang einer erdrückenden Besatzung ausgesetzt“ sei. Es habe miterlebt, wie sein Land durch Siedlungen dezimiert und von Gewalt heimgesucht worden sei. Es habe erlebt, wie Menschen vertrieben und Häuser zerstört wurden, so Guterres. Die Hamas-Angriffe könnten die „kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes nicht rechtfertigen“.

Allein im ersten Monat – Stand 1. November 2023 – bedeutete die „kollektive Bestrafung“ der Palästinenser im Gaza-Streifen, dass von Israel pro Stunde 42 Bomben abgeworfen wurden. Pro Stunde wurden 12 Wohnhäuser zerstört, 15 Personen getötet, 6 davon waren Kinder. Pro Stunde wurden 35 Menschen verletzt. Um die Wucht der israelischen Angriffe zu verdeutlichen, veröffentlichte damals, am 1.11.2023, der katarische Nachrichtensender Al Jazeera basierend auf Angaben der israelischen Armee diese Zahlen.

Wir sind keine Zahlen

We are not numbers“, „wir sind keine Zahlen“ heißt ein Jugendprojekt, das 2014 – nach einem der israelischen Kriege – in Gaza entstand. Es ist eng mit der Organisation Euro-Med Monitor verbunden ist. Viele junge Palästinenser berichteten dort über ihre Kriegserfahrungen und Verluste. Jene, die in der täglichen Berichterstattung nicht vorkommen, bekommen so Gesicht und Stimme. 

Was der Krieg für die Menschen bedeutet, beschreiben auch palästinensische Journalisten, die nun seit fast einem Jahr unter Lebensgefahr von dem Kriegsschauplatz berichten. „In den letzten Stunden gab es einen Angriff im südöstlichen Teil des Zentrums von Deir el-Balah Stadt, wo eine Menschengruppe Ziel einer Rakete wurde, die eine Drohne abgefeuert hatte“, schreibt Hani Mahmoud in seinem Beitrag für den Sender Al Jazeera (22.09.2024). Der Journalist ist in Deir el-Balah und beschreibt, was er sieht: „Die Szenen hier im Krankenhaus, wo die Verletzten eingeliefert werden, sind herzzerreißend. Die eingelieferten Menschen sind – von Metallstücken getroffen – in Stücke zerteilt, mit zertrümmerten Knochen, mit zerbrochenem Schädel.“ 

Mahmoud schreibt über einen zweiten Angriff, der sich im Westen von Gaza-Stadt, im Al Shati Flüchtlingslager ereignete. Mindestens 6 Menschen seien getötet worden, als die Schule getroffen wurde, in der ein Zentrum für evakuierte Menschen eingerichtet worden war. Die Menschen waren aus dem Jabalia Flüchtlingslager geflohen, nachdem das israelische Militär die Räumung eines Hauses angeordnet hatte, das direkt neben der Schule stand, die dann getroffen wurde. „Das Problem hier ist, es gibt keinen sicheren Raum in der Umgebung und die Menschen wissen nicht, wohin sie gehen sollen“, so Mahmoud. „Es ist zynisch zu sagen, man habe Sicherheitsvorkehrungen getroffen.“

Am Abend dieses gleichen Tages meldet das palästinensische Gesundheitsministerium (Gaza), dass in den vergangenen 24 Stunden bei Angriffen der israelischen Armee 40 Menschen getötet und 58 verletzt worden seien. Ein Ende dieses Krieges ist nicht in Sicht. Vielmehr weitet Israel seine Angriffe auf den Libanon aus, ohne seine Angriffe im Gaza-Streifen oder im besetzten Westjordanland zu reduzieren.

Am vergangenen Sonntag (22.9.2024) lag die Zahl der getöteten Palästinenser im Gaza-Streifen bei mehr als 41.421, teilte die palästinensische Gesundheitsbehörde (Gaza) mit. Mehr als 16.000 der Toten sind demnach Kinder. Mindestens 10.000 Menschen gelten als vermisst unter Trümmern. Die meisten der Toten, zwei Drittel, seien Frauen und Kinder, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk im August. Seitdem ist die Zahl der Toten täglich gestiegen.

Missachtung des internationalen Rechts

Am 10. Juni 2024 hatte der UN-Sicherheitsrat die Resolution 2735 verabschiedet, die einen Waffenstillstand in Gaza anordnete. 

Der Resolutionstext basierte auf einem von den USA eingereichten Textvorschlag, weswegen die USA zustimmte. Bis dahin hatten die USA jede Resolution für einen Waffenstillstand mit ihrem Veto verhindert. Vorgesehen war es ein Drei-Phasen-Plan, wie die Hamas ihn über ihre Vermittler bereits Anfang des Jahres vorgelegt hatte. Die Hamas stimmte also zu, doch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab den israelischen Unterhändlern immer neue Vorbedingungen mit. Schließlich wurde auch dem letzten klar, dass er an einem Waffenstillstand und an dem Abzug der israelischen Armee aus dem palästinensischen Gaza-Streifen nicht interessiert war. Gegenüber den Angehörigen der Geiseln ließ er erklären, dass er den Krieg nicht beenden werde, um die Geiseln zu befreien.

Am 18. Juli verabschiedete das israelische Parlament (Knesset) eine Resolution, mit der die Zwei-Staaten-Lösung abgelehnt wurde. 

Am 19. Juli gab der Internationale Gerichtshof (Den Haag) das Ergebnis seiner Jahrelangen Begutachtung bekannt, wonach die Besatzung palästinensischer Gebiete unrechtmäßig sei und gegen internationales Recht verstoße. Israel müsse die Besatzung „so schnell wie möglich beenden„. 

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte daraufhin, die „israelischen Siedlungen in allen Gebieten unseres Heimatlandes … sind rechtmäßig. Das jüdische Volk ist kein Eroberer in seinem eigenen Land.“

Zielscheibe: UNRWA

Der UN-Sicherheitsrat kann sich nicht einigen, wie er mit Israel und seinen absichtlichen und aggressiven Zurückweisungen von allen UN-Resolutionen und Entscheidungen umgehen soll. Sprachlos bleibt der UNSR gegenüber den Drohungen gegen die UN-Organisation für die Unterstützung der palästinensischen Flüchtlinge UNRWA, deren Mitarbeiter bei Angriffen der israelischen Streitkräfte getötet werden, deren Lager, Schulen, Kliniken, Suppenküchen, Fahrzeuge und Hilfsgüter ganz oder teilweise zerstört werden. Schulen, in denen die UNRWA Inlandsfamilien untergebracht hat, werden gezielt von der israelischen Luftwaffe und der Artillerie angegriffen und zerstört. Die Armeeführung behauptet regelmäßig, die Hamas habe in den Notunterkünften für Inlandsvertriebene Kommandozentralen unterhalten, Belege für diese Behauptung werden nicht vorgelegt.

Am 20.09.2024 schreibt Philippe Lazzarini, Leiter der UNRWA, die Drohungen gegen UNRWA-Mitarbeiter und die Verbreitung von „unvollständigen und Falschinformationen“ müssten aufhören. Dazu gehöre auch, dass gerechtfertigt werde, UNRWA-Personal zu töten, weil sie „Kämpfer bewaffneter Gruppen wie Hamas“ seien. Für so gefährliche Behauptungen gäbe es keine Beweise, es schüre Angst unter den Mitarbeitern und deren Familien. Solche Behauptungen hätten nichts mit UNRWA zu tun, sondern sollten von den „Grausamkeiten in diesem Krieg ablenken“. Sie sollten Unerträgliches rechtfertigen, die UNRWA solle „unglaubwürdig und eliminiert“ werden, so Lazzarini.

In einer weiteren Erklärung am gleichen Tag machte Lazzarini darauf aufmerksam, dass Israel für Leiter und Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen keine Visa mehr ausstelle. Die Organisationen arbeiteten seit Jahren mit der UN zusammen, um die Menschen humanitär zu unterstützen. Diejenigen, die über die Gräuel des Krieges und deren Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung berichteten, sollten verschwinden.

Zielscheibe: Medien 

Dazu gehören auch die Angriffe auf Medien und Journalisten. Der katarische Nachrichtensender Al Jazeera wurde in Israel im Mai verboten und musste nach Amman (Jordanien) ausweichen. Vor wenigen Tagen stürmten israelische Soldaten mitten in der Nacht das Büro von Al Jazeera im besetzten Westjordanland, in Ramallah. Den Journalisten wurde ein Schließungsbefehl für 45 Tage übergeben. Sie hätten 10 Minuten, um persönliche Sachen zu packen und zu gehen. Wenn sie mehr wissen wollten, sollten sie sich an die Militärbehörde wenden.

Der Vorgang wurde von Kameraleuten des Senders gefilmt und live übertragen. Zu sehen waren zahlreiche Bilder und Zeichnungen von Shireen Abu Akleh, die überall an den Wänden hingen. Die Soldaten, die das Büro stürmten und schlossen, rissen ihre Bilder herunter. Die Journalistin hatte 25 Jahre für Al Jazeera gearbeitet und war am 11. Mai 2022 von einem Scharfschützen der israelischen Armee von hinten erschossen worden, als sie mit Kollegen über eine Razzia der israelischen Armee in Jenin berichtete.

173 Journalistinnen und Journalisten, Kameraleute und Medienmitarbeiter wurden seit dem 7. Oktober 2023 bei israelischen Angriffen getötet. Diese Zahl stammt von der palästinensischen Medienbehörde. «Reporter ohne Grenzen» spricht von 130 getöteten Journalisten, die internationale Journalisten Föderation nennt 127 getötete Journalisten in Gaza, 4 getötete Journalisten in Israel und 3 getötete Journalisten im Libanon.

Die Netanjahu-Regierung scheint sich ihrer Sache sicher. Waffen, Munition, Ersatzteile, Aufklärungsdaten und Geld werden von Israels engsten Partnern USA, Großbritannien und Deutschland geliefert. Im Scheinwerferlicht internationaler Medien fordern die Außenminister Verhandlungen, doch die Unterstützung für Israel bleibt „eisern“. Forderungen nach politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Israel, weil es UN-Resolutionen missachtet, oder nach einem Stopp von Waffenlieferungen stoßen in Washington, Berlin, London und Paris auf taube Ohren. In Deutschland könnten sie gar noch juristisch und/oder polizeilich verfolgt werden. In Berlin jagten kürzlich Polizisten und Polizistinnen sogar einem Jungen hinterher, der eine Palästinaflagge schwenkte.

Die UN-Staatengemeinschaft in ihrer Mehrheit ist da weiter. Am 18. September 2024 befasste sich die UN-Vollversammlung mit einer Resolution, die den Gutachterspruch des Internationalen Gerichtshofes vom 19.07.2024 stärken sollte. Gefordert wurde, dass Israel innerhalb von 12 Monaten und ohne Verzögerungen „seine unrechtmäßige Anwesenheit in den besetzten palästinensischen Gebieten beenden“ müsse. Israel müsse seine Armee zurückziehen, alle neuen Siedlungsaktivitäten einstellen, alle Siedler aus dem besetzten Land abtransportieren und Teile der Mauer, die innerhalb des Westjordanlandes errichtet worden war, abbauen. Land und anderes nicht bewegliches Eigentum müsse (an die Palästinenser) zurückgegeben werden, das gleiche gelte für Kulturgut. Die vertriebenen Palästinenser müssten zurückkehren können oder entschädigt werden. Ausdrücklich bezog sich die Erklärung auf das Gutachten des Internationalen Gerichtshofes. Die Generalversammlung nahm die Resolution mit 124 Stimmen an. 14 Staaten votierten dagegen, darunter die USA und Argentinien. 43 Staaten enthielten sich, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz. Einige weitere waren gar nicht anwesend.


In der UNO-Vollversammlung, in der es im Gegensatz zum Sicherheitsrat kein Vetorecht einzelner Staaten gibt, stimmten – neben Israel selbst – 13 Staaten zugunsten der israelischen Besatzungspolitik, darunter natürlich die USA und ein paar US-abhängige Kleinstaaten, aber aus Europa auch die Tschechische Republik und Ungarn. Die große Mehrheit, 124 Staaten, darunter aus Europa Belgien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Irland, Luxemburg, Malta, Monaco, Norwegen, Portugal, San Marino, Slovenien und auch Spanien, hießen die Resolution gut, mit der Israel aufgefordert wird, ihre Besatzungspolitik zu beenden.


Zielscheibe: der Mensch

Während dieser Debatte im Plenum der Vereinten Nationen explodierten im Libanon und in Syrien Tausende Personenrufgeräte, so genannte „Pager“, zeitgleich in den Händen oder Taschen ihrer Benutzer. Es war der 18. September (NY Ortszeit). In Syrien war die Zahl der Verletzten gering, doch im Libanon wurden 12 Personen getötet und 2800 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. 

Bei einer zweiten Explosionswelle am folgenden Tag (19. September) explodierten zeitgleich Hunderte Walkie-Talkies und Funkgeräte. 20 Personen wurden getötet, mehr als 600 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Die Geräte explodierten auf Balkonen, Küchentischen und in Autos und lösten Brände aus. Die Zahl der Toten beider Angriffe stieg auf 39, mehr als 3000 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Viele sind verstümmelt und werden ein Leben lang gezeichnet und auf Hilfe angewiesen sein.

Da es sich bei den Personenruf- und Funkgeräte um Gegenstände handelt, die im Alltag von Rettungsdiensten, in Hotels oder am Flughafen und in großen Unternehmen, aber auch von Mitgliedern, Angehörigen oder Unterstützern der Hisbollah genutzt werden, um das Abhören und Überwachen von Mobiltelefonen durch Israel zu vermeiden, hielten die Benutzer die Geräte in den Händen oder transportierten sie in Taschen. Die Explosionen wurden durch eine gesendete Botschaft ausgelöst. Verletzungen gab es im Gesicht, den Augen, den Händen, Fingern, Bauch, Beinen und Füßen. Ärzte berichteten, sie hätten noch nie so grauenhafte Verletzungen gesehen. Die Verletzten seien junge Männer gewesen, einige junge Frauen, aber auch Kinder. Viele hätten Verletzungen im Gesicht, an den Augen gehabt, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur AP. Ärzte operierten rund um die Uhr und konnten doch oft die Augen der Verletzten nicht mehr retten.

Eine neue Art von Krieg

Im Libanon machte man den israelischen Geheimdienst Mossad verantwortlich. Die US-Administration erklärte, nichts gewußt zu haben. Die New York Times lieferte eine Geschichte, die – hinter einer Bezahlschranke – um die Welt ging. Danach soll der Mossad eine komplette Produktionskette aufgebaut haben und mit einer eigenern Firma als Subunternehmen von der taiwanesischen Firma Gold Apollo den kompletten Auftrag abgewickelt haben. Bei Gold Apollo in Taiwan hatte die Hisbollah 5000 Personenrufgeräte (Pager) bestellt, daher ist naheliegend, dass der Mossad den Angriff geplant, vorbereitet und durchgeführt hat. Die NYT-Geschichte kursiert inzwischen international mit Varianten.

Libanon forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates, die auf Antrag Algeriens, einem nicht-ständigen Mitglied im UNSR, für Freitag, den 20. September (New York, Ortszeit) einberufen wurde.       

Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk nannte die Angriffe eine „neue Entwicklung der Kriegsführung. Kommunikationsgeräte werden Waffen.“ Zeitgleich tausende Menschen mit den manipulierten Geräte anzugreifen, ohne zu wissen, wer das jeweilige Gerät benutze, sei ein Verstoß gegen das internationale humanitäre Recht. Die „tragische Situation“ dürfe nicht isoliert gesehen werden, denn sie hänge direkt mit dem Krieg in Gaza und der anhaltenden israelischen Besatzung von palästinensischem Territorium zusammen. Türk forderte einen sofortigen Waffenstillstand, humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im gesamten Gaza-Streifen, bedingungslose Freilassung aller Geiseln in Gaza und ein Ende der willkürlichen Inhaftierung von Tausenden Palästinensern durch Israel. Entsprechend der UN-Rolle forderte Türk sowohl Israel als auch die Hisbollah auf, die Feindseligkeiten zu reduzieren. 

Unerwähnt blieb, was doch alle Beteiligten sehr wohl wissen: die Hisbollah hat wiederholt ein Ende ihrer „Unterstützungsfront“ für den Gaza-Streifen erklärt, sobald es einen Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel gibt.

Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib sagte, nach „diesen abgründigen“ elektronischen Angriffen sei „niemand mehr sicher in dieser Welt“. Sollte der Sicherheitsrat diesen „Terrorangriff“ nicht als solchen benennen und den Verursacher verurteilen, stehe die Glaubwürdigkeit des Gremiums auf dem Spiel. „Wenn man so ein Vorgehen akzeptiert, öffnet man die Büchse der Pandora“, sagte Bou Habib. Staaten und extremistische Gruppen werden dem Beispiel folgen und Zivilisten in aller Welt mit tödlicher Technologie angreifen. Seit 1948 habe Israel keine UN-Sicherheitsratsresolution eingehalten, so sei aus dem Land ein „Schurkenstaat“ geworden, der den ganzen Mittleren Osten mit Krieg überziehen werde. Er forderte den Sicherheitsrat auf, Israel, das die Souveränität des Libanon verletzt habe, zu verurteilen. Der syrische Botschafter bei den Vereinten Nationen betonte, dass die Staaten, die Israel unterstützten, volle Verantwortung für dessen Aggression trügen. Die brutalen israelischen Angriffe seien für die arabischen Länder nicht neu. Neu sei allerdings die Manipulation von modernen technischen Geräten, die den Menschen nutzen sollten, in tickende Zeitbomben.

Der israelische UN-Botschafter forderte den UN-Sicherheitsrat auf, Hisbollah und die iranischen Revolutionsgarden zu „Terrororganisationen“ zu erklären. Dem libanesischen Außenminister warf er vor, einer „Terrororganisation erlaubt zu haben, einen Staat innerhalb des Libanon“ gegründet zu haben. Israel werde sich verteidigen und nicht zulassen, dass „die Hisbollah libanesisches Territorium als Abschussrampe für Gewalt“ benutzt. Die US-Vertretung stellte sich hinter Israel, das sich gegen die täglichen Angriffe verteidigen müsse. Malta forderte eine Untersuchung. Russland regte ein internationales Gesetz gegen die Nutzung von Alltagsgegenständen als Waffen an. China forderte, wie auch der Iran, eine Verurteilung Israels. Eine Entscheidung gab es nicht.

Am Abend des gleichen Tages (20.9.2024, Beirut Ortszeit) bombardierte die israelische Luftwaffe ein Wohnhaus im dicht bewohnten Süden von Beirut mit vier Raketen und brachte das Haus zum Einsturz. Dutzende Menschen wurden verschüttet. 15 Angehörige der Hisbollah wurden tot geborgen, darunter zwei hochrangige Kommandeure. Die Zahl der Toten stieg im Laufe der Bergungsarbeiten auf 51, darunter Frauen und Kinder. 10 Personen werden noch vermisst. Am Wochenende flogen israelische Kampfjets teilweise im Minutentakt Angriffe auf den Süden des Libanon und feuerten nach eigenen Angaben auf hunderte angebliche Raketenabschussrampen der Hisbollah.

Die Hisbollah reagierte am Samstag mit 11 Angriffen, bei denen militärische Stellungen im Norden Israels und auf den besetzten und annektierten Golanhöhen getroffen wurden. Am frühen Sonntagmorgen wurden erstmals schwere Raketen von der Hisbollah eingesetzt. Deren Ziel war bei zwei Angriffen die israelische Luftwaffenbasis Ramat David bei Haifa. Ein dritter Angriff galt dem militärischen Rüstungskomplex der Firma Rafael, die auf die Produktion elektronischer Geräte und Ausrüstung und auf das Luftabwehrsystem „Iron Dome“ spezialisiert ist. Die Firma im Norden von Haifa (Zevulun) sei mit Dutzenden Fadi 1, Fadi 2 und Katyusha Raketen getroffen worden, hieß es in der Hisbollah-Erklärung. Es handele sich um eine „vorläufige Antwort auf das brutale Massaker, das der Feind Israel in verschiedenen Gebieten des Libanon am Dienstag und Mittwoch (Massaker mit Pager und Funkgeräten) verübt“ habe.

Warnungen und Drohungen

Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Hisbollah, hatte nach den israelischen Massenangriffen auf Libanesen über manipulierte Kommunikationsgeräte Israel mit Vergeltung gedroht. Die feigen Angriffe hätten Unterstützer der Hisbollah und viele andere in ihrem Alltag getroffen, nicht mit der Waffe in der Hand an der Front. Die Hisbollah sei geschwächt, werde aber gestärkt aus dem Angriff hervorgehen. Israel werde mit schärferen Reaktionen rechnen müssen.  Nasrallah wandte sich direkt an Benjamin Netanjahu und an Yoav Gallant, den israelischen Verteidigungsminister, und sagte: „Die Front im Libanon wird nicht ruhig werden, solange nicht die Aggression gegen Gaza stoppt.“ 

Der Leser und die Leserin sind nun wieder am Anfang des Textes angekommen. Wenn Israel mit Gewalt nicht erreicht was es will, lautet seine Antwort: noch mehr Gewalt. Dieses geflügelte Wort kursiert unter Diplomaten, wenn die Mikrophone ausgeschaltet sind. Israel hat im Krieg gegen die Hamas zwar den Gaza-Streifen zerbombt, aber nicht die Vernichtung der Hamas erreicht. Geschweige denn wurde das Unrecht wieder gut gemacht, das zu den Angriffen am 7. Oktober 2023 geführt hat. Der Krieg gegen Gaza wurde mit mehr Gewalt auf das besetzte Westjordanland ausgeweitet. Nun setzt Israel mit noch mehr Gewalt auf einen weiteren Krieg und will die Hisbollah im Libanon vernichten. 

Der amtierende Ministerpräsident des Libanon, Najib Mikati, sagte seine Reise zum UN-Gipfel in New York ab und erklärte in Beirut, die internationale Gemeinschaft und das menschliche Gewissen müssten „eine klare Position zu den grauenhaften Massakern einnehmen“, die im Libanon verübt worden seien. Internationales Recht müsse aktiviert werden, um zu verhindern, dass zivile Technologie als Waffe genutzt werden könne. Alles müsse getan werden, „um die vielen Arten von Kriegen, die der Feind Israel verübe, zu stoppen“, so Mikati. 

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Reise zum UN-Gipfel verschoben. Aktuell wird er vermutlich erst am Freitag in New York sprechen. Sollte das tatsächlich so sein, werden voraussichtlich viele Staatenvertreter den Plenarsaal am Sitz der Vereinten Nationen aus Protest gegen Israels Kriege verlassen.

24.09.2024 Nachtrag: 

Israel hat am Nachmittag erneut ein Wohnhaus im Süden von Beirut bombardiert. Die „Dakhiye Doktrin“, die bereits in Gaza und im palästinensischen Lager im besetzten Westjordanland eingesetzt wurde. Der israelische General Gadi Eisenkot hatte diese „Doktrin“ im Krieg 2006 gegen Libanon und gegen die Hisbollah entwickelt. Dabei wird unverhältnismäßig große Gewalt eingesetzt, um größtmögliche Zerstörung ziviler Infrastruktur zu erreichen. Damit soll die Hisbollah unter Druck gesetzt werden, die massenhafte Vertreibung der Bevölkerung wird zur Kriegswaffe.

Der Gesundheitsminister meldet nach einem ersten Rettungseinsatz bei dem zerstörten Wohnhaus 6 Tote und 15 Verletzte. Die Zahl der Toten durch israelische Luftangriffe auf Libanon ist damit auf 558 gestiegen, darunter 50 Kinder und 94 Frauen. Die Zahl der Verletzten wird nun mit 1.835 angegeben. Hunderte Menschen sind über die Grenzen nach Syrien geflohen.

We are not numbers. Wir sind keine Zahlen.

Ich habe einen der jungen Zivilschützer erreicht, die ich im Juli an der „Blauen Linie“ getroffen habe. Ihm, seinen Freunden und der Familie gehe es gut, schreibt er. Er hoffe, dass sie in ihrem Dorf bleiben könnten und dass „wir sicher sein werden“.  Ob in Gaza, im Westjordanland oder im Libanon – sie alle verteidigen nur ihr Land, ihre Heimat und das Recht auf eine gute Zukunft für sich und ihre Kinder. (kl)


(Red.) Siehe dazu auch in der rechten Spalte unter «Empfohlene Artikel auf anderen Plattformen» den Beitrag «Kein Ende für die Tötungsmaschine Israels und die Mitschuld der USA»


Siehe zur gleichen Thematik einen Bericht von Karin Leukefeld auf den NachDenkSeiten.


Info: https://globalbridge.ch/der-schmutzige-krieg-gegen-die-palaestinenser-wird-auf-den-libanon-ausgeweitet


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

25.09.2024

Skandinavien und die baltischen Staaten bereiten zweite Front gegen Russland vor

freedert.online, 25 Sep. 2024 13:02 Uhr, Von Irina Alksnis

Was erklärt die neue Kriegslust in den kleinen Ländern des Baltikums und Skandinaviens, die nun schon offen von einem "präventiven" Überfall auf Russland sprechen? Was erklärt die ständigen Provokationen aus Stockholm, Helsinki, Kopenhagen, Tallinn und Riga? Irina Alksnis hat eine Erklärung.


Quelle: Sputnik © RIA Nowosti


Kriegerische Zwerge, KI-generiertes Symbolbild.


Andrus Merilo, Befehlshaber der estnischen Verteidigungskräfte, erklärte, dass Tallinn und Helsinki ihre Zusammenarbeit im Bereich der Seeverteidigung ausbauen und insbesondere über die Entwicklung "konkreter Pläne" sprächen, um die Ostsee wenn nötig vollständig für russische Schiffe zu sperren.

Diese Erklärung fügte sich organisch in den allgemeinen Rahmen der Ereignisse ein, bei denen die skandinavischen und baltischen Länder bereitwillig die Führung in der aggressiven, russophoben Politik übernommen haben, wobei sie sogar die Polen überholt und sich in dieser Disziplin einen Platz gleich hinter der Ukraine gesichert haben. So erklärte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, die Verbündeten Kiews sollten den Einsatz westlicher Waffen für Angriffe tief im russischen Hoheitsgebiet genehmigen. Im Übrigen haben die Dänen bereits ihre offizielle Genehmigung für den Einsatz der von ihnen übergebenen F-16 erteilt.


Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland





Analyse

Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland






Diese Aktivitäten der Skandinavier und der Balten lösen bei uns oft Verwunderung aus. Gut, die Ukraine hatte Illusionen über ihre Aussichten auf einen militärischen Sieg über Russland: Als entwickeltes Industrieland mit vielen Millionen Einwohnern und voller Unterstützung durch den Westen rechnete sie ernsthaft mit einem militärischen Erfolg. Aber was erhoffen sich die Skandinavier und die Balten denn? Vor allem jetzt, wo die Unvermeidlichkeit einer Niederlage für die Ukraine für jedermann offensichtlich wird, was den Kriegsgelüsten viel kleinerer und schwächerer Länder automatisch ein Ende setzen sollte.

Darüber hinaus (und dies wird von der Führung des Landes ausdrücklich geäußert) betrachtet Russland das ukrainische Volk als dem russischen eng verwandt und den Konflikt als einen teilweise von äußeren Kräften angezettelten Bürgerkrieg. Es legt sich daher bei der Durchführung der militärischen Sonderoperation bewusst Beschränkungen auf. In Bezug auf andere feindliche Länder hat Moskau keine vergleichbaren moralischen Schranken und wird nicht zögern, die gesamte Bandbreite der Mittel und Methoden einzusetzen, die nach den Gepflogenheiten und Gesetzen des Krieges zulässig sind.

Unter diesen Bedingungen ist es schlichtweg selbstmörderisches Verhalten von Staaten, die offensichtlich nicht in der Lage sind, Russland eine militärische Niederlage zuzufügen oder ihm auch nur ernsthafte Probleme zu bereiten. Dennoch bewegen sich die Skandinavier und die Balten überheblich in Richtung offener Konfrontation.

Die Lösung für diesen Teil des Rätsels ist einfach: Das baltische und das skandinavische Regierungsestablishment dienen offen fremden Interessen und erfüllen Aufträge aus dem Ausland. Die öffentliche Meinung in ihren eigenen Ländern interessiert und stört sie nicht im Geringsten. Zumal die russophobe Propaganda dort in erheblichem Maße aufgepumpt wird, um ein ausreichendes Maß an Unterstützung für die verrücktesten antirussischen Abenteuer zu gewährleisten.


Estnischer General: Bereiten Raketenangriffe auf Russland vor




Analyse

Estnischer General: Bereiten Raketenangriffe auf Russland vor






Ein anderer Aspekt der Ereignisse ist interessanter und komplizierter zugleich: Welchen Sinn hat es überhaupt, die militärischen Provokationen und die Eskalation gegen Russland fortzusetzen? Die Ukraine hat ganz offensichtlich die Aussichtslosigkeit des Versuchs demonstriert, unserem Land eine militärische Niederlage beizubringen.

Einerseits sind wir der Meinung, dass die Idee, Russland eine militärische Niederlage zuzufügen, wenn nicht ganz aufgegeben, so doch in die Kategorie der unwahrscheinlichen Szenarien verschoben wurde. Andererseits besteht für unsere Gegner die Aufgabe darin, Russland so stark wie möglich zu schwächen und so weit wie möglich die Hände zu binden, damit es physisch nicht in der Lage ist, sich mit voller Kraft an der sich anbahnenden geopolitischen Neuaufteilung der Welt zu beteiligen – sei es durch Verdrängung des Westens aus Afrika oder dem Nahen Osten, sei es durch die Unterstützung Chinas in dessen Konfrontation mit den Vereinigten Staaten, sei es durch Beteiligung an Dutzenden anderer wichtiger Entwicklungen.

Wir müssen einräumen, dass unsere Gegenspieler unseren verwundbaren Punkt – eine kolossale Grenze mit einem Haufen unfreundlicher Nachbarn – präzise erkannt haben. Die Esten, Letten, Dänen oder Finnen müssen Moskau überhaupt nicht besiegen. Es genügt für die Hintermänner, die die Fäden ziehen, dass sie Russland zu einem ständigen Einsatz von Kräften und militärischen, finanziellen, administrativen Ressourcen zwingen. Und zwar durch die permanente Erforderlichkeit, diese kolossale Grenze zu schützen, die Sicherheit der Bevölkerung in den Grenzgebieten zu gewährleisten, die Kommunikation mit dem Kaliningrader Gebiet aufrechtzuerhalten.


Estland und Finnland wollen Bewegungen der russischen Baltischen Flotte verbieten





Estland und Finnland wollen Bewegungen der russischen Baltischen Flotte verbieten






Wir wissen bereits, wie unsere Kräfte und Ressourcen beansprucht werden könnten, wir kennen dies vom Beispiel der Regionen Kursk und Belgorod. Der Westen hat darauf gesetzt, dieses Szenario entlang der gesamten russischen Grenze zu reproduzieren, wo immer so etwas organisiert werden kann. Das ist übrigens auch der Grund, warum sie Druck auf Georgien ausüben und nun sogar einen gewaltsamen Regierungswechsel vorbereiten, den Sturz einer Regierung, die absolut prowestlich, aber nicht bereit ist, das eigene Land den Interessen anderer zu opfern.

Aber die skandinavischen und baltischen Führer haben die Bedenken der Regierung in Tiflis nicht: Sie haben den Auftrag erhalten, ihre Länder in einen militärischen Konflikt mit Russland zu verwickeln, und gehen konsequent auf dieses Ziel zu. Wenn dabei Tallinn, Helsinki oder Kopenhagen vom Erdboden verschluckt werden, wird keiner der Strippenzieher und keine der Marionetten darüber traurig sein – im Gegenteil, es wird ihnen neue Karriereperspektiven auf höherer Ebene eröffnen.


Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 24.09.2024 auf ria.ru erschienen.


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25.09.2024

Hat die EU plötzlich erkannt, wie katastrophal ihre Wirtschaftslage ist?

freedert.online, 25 Sep. 2024 07:00 Uhr

Mario Draghis "Wettbewerbsfähigkeitsbericht" zeigt, dass die wirtschaftliche Lage der EU katastrophal ist... aber er scheut sich, den Schuldigen zu benennen. Vielleicht wäre ein langer, strenger Blick in den Spiegel für die EU-"Führung" angebracht?

Hat die EU plötzlich erkannt, wie katastrophal ihre Wirtschaftslage ist?Quelle: Gettyimages.ru © Hannelore Foerster

Archivbild: Mario Draghi




Von Rachel Marsden 

Die EU befindet sich in einer ausgewachsenen Existenzkrise. Irgendjemand hat ihre Wirtschaft gründlich vermurkst, und in einem neuen Bericht, der das Gemetzel skizziert, fällt auf, dass der Schuldige nicht erwähnt wird. Gibt es in Brüssel keine Spiegel?

Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank und italienische Ministerpräsident Mario Draghi hat nach einem Jahr Arbeit seinen neuen Bericht über die "wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit" veröffentlicht, dessen Erstellung im Auftrag der Europäischen Kommission unter der nicht gewählten "Königin" Ursula von der Leyen veranlasst wurde. Und es ist ein echter Hingucker, eines der großen Rätsel unserer Zeit.

Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland

Analyse

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Man blättert atemlos durch das 400-seitige Dokument auf der Suche nach einem Schuldigen, der für das von Draghi beschriebene massive wirtschaftliche Gemetzel verantwortlich ist. "Zum ersten Mal seit dem Kalten Krieg müssen wir wirklich um unsere Selbsterhaltung fürchten", sagte er vor Journalisten in Brüssel. Wie wäre es, wenn wir damit beginnen würden, uns nicht aktiv selbst zu sabotieren?

Draghi sagte, dass der Euroraum dringend mit China und den USA mithalten müsse, es aber nicht geschafft habe. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass die EU bereitwillig auf der Straße des Regimewechsels an der Seite von Onkel Sam mitgefahren ist, jetzt aber am Straßenrand Dreck aufwirbelt und ihren eigenen Weg gehen will.

"Jetzt haben sich die Bedingungen geändert", sagte Draghi. "Der Welthandel verlangsamt sich. China verlangsamt sich tatsächlich sehr stark, aber es ist uns gegenüber viel weniger offen geworden und konkurriert auf den globalen Märkten in jeder Hinsicht mit uns. Wir haben unseren Hauptlieferanten für billige Energie, Russland, verloren. Und jetzt müssen wir zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder für unsere Verteidigung aufkommen." Offensichtlich sind die Witzbolde, die Europa aus dem großen Zelt in Brüssel regieren, schockiert darüber, dass sie zum Opfer geworden sind. Wer könnte so etwas getan haben?

Man muss die Verwendung des Passivs hier einfach lieben. Sie haben ihre billige Energie aus Russland "verloren". Als wäre sie ihnen einfach aus der Tasche gefallen wie ein Satz Hausschlüssel auf dem Heimweg vom Einkaufen.

Wenn man Draghi zuhört, könnte man meinen, dass die EU die Strategie der "Abkopplung" ("de-coupling") von China nicht wirklich übernommen hat, angestachelt von Washington, das Europa ganz für sich allein haben wollte, bevor die EU-Beamten es in "Risikominderung" ("de-risking") umtauften, als sie erkannten, wie dumm es wäre, China als wichtigsten Handelspartner und Kunden des Blocks völlig zu entfremden.

Und jetzt, oh je, muss die EU wieder über ihre eigene Verteidigung nachdenken, sagte Draghi, anstatt sie nur zu benutzen, um ein paar natürliche Ressourcen aus all den Orten mit zufällig angesiedelten Terrorismusproblemen freizuschütteln.

Der Ukraine-Konflikt war eine ebenso bequeme Ausrede, um auf Kosten der Steuerzahler mehr Waffen für die eigene Verteidigung herzustellen, nachdem man den alten Schrott aus den Schränken geholt hatte. Das ist auch gut so, denn mehr Waffen zu produzieren ist derzeit die einzige wirklich einfache Lösung, um die Wirtschaft zu verbessern, wenn man sich die düstere Lage ansieht, die in diesem neuen Bericht beschrieben wird. Doch die EU kann nicht einmal das militärisch-industrielle Geschäft richtig machen.

Ökonom: Deindustrialisierung beschleunigt sich

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Draghi hat darauf hingewiesen, dass die EU-Mitglieder im Grunde genommen Idioten sind, weil sie die meisten ihrer Waffen im Ausland kaufen, wobei fast zwei Drittel aus den USA stammen. Es ist ein großes Rätsel, warum Washington die Party in der Ukraine am Laufen halten will, wo es doch Geld damit verdient, die Waffenkäufe für die EU-Mitglieder unter dem Vorwand zu erhöhen, dass ihre frühere wichtigste wirtschaftliche Lebensader und ihr Energielieferant (Russland) plötzlich eine große Bedrohung für sie darstellt. Der Bonus: Europa wird auch bei teurerem Gas noch abhängiger von den USA.

Der ganze Bericht ist voller Perlen, wie dieser hier: "Wenn Europa nicht produktiver werden kann, werden wir gezwungen sein, uns zu entscheiden. Wir werden nicht in der Lage sein, gleichzeitig eine führende Rolle bei neuen Technologien, ein Leuchtturm der Klimaverantwortung und ein unabhängiger Akteur auf der Weltbühne zu werden. Wir werden nicht in der Lage sein, unser Sozialmodell zu finanzieren. Wir werden einige, wenn nicht alle unsere Ambitionen zurückschrauben müssen. Dies ist eine existenzielle Herausforderung..."

Draghi redet von all diesen großartigen Ambitionen, wie zum Beispiel neue Technologien anzuführen und eine Ikone in Sachen Klima und Soziales zu sein, während die europäischen Eliten das Volk anschreien, die Heizung und die Klimaanlage herunterzudrehen, um es Putin heimzuzahlen, und milde Winter bejubeln, als würden wir im finsteren Mittelalter leben. Draghi sagte auch, dass die EU weitere 800 Milliarden Euro benötigt, was etwa 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des gesamten Blocks entspricht, nur um weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben. Und diese Wettbewerbsfähigkeit kann nur dadurch erreicht werden, dass man alles, was man in den letzten zweieinhalb Jahren durch selbstverschuldeten Schwachsinn verbockt hat, um die Freundin Wladimir Selenskij (auch bekannt als Präsident der Ukraine) zu beeindrucken, gründlich zurückschraubt.

Draghi sagte auch, dass die Menge an Geld, die benötigt wird, um die EU wettbewerbsfähig zu machen, so gewaltig ist, dass private Investitionen einfach nicht ausreichen werden. Und Sie wissen ja, was das bedeutet. In diesem Zusammenhang, liebe EU-Steuerzahler, gibt es bei Amazon Frankreich gerade eine Tube Gleitgel für vier Euro zu kaufen.

Aber was ist, wenn sich die EU-Steuerzahler nicht daran halten wollen, weil sie genug davon haben, für all diese Fehler zu bezahlen, wie die jüngsten Wahlen in der EU zeigen, bei denen die Anti-Establishment-Parteien im Aufwind sind. Nun, hier ist Draghi mit einem Plädoyer. Einsatz der Geigen: "Warum kümmern wir uns so sehr um das Wachstum? Ja, wir müssen diese Bedürfnisse finanzieren, und diese Bedürfnisse sind wichtig, aber warum sind sie so wichtig? Nun, sie sind wichtig, weil sie mit unseren Grundwerten, Wohlstand, Gerechtigkeit, Frieden und Demokratie in einer nachhaltigen Welt zu tun haben. Und die EU existiert, um den Europäern zu garantieren, dass sie tatsächlich von diesen Grundrechten profitieren können. Und wenn Europa seinen Bürgern diese Rechte nicht mehr bieten kann, dann hat es seine Daseinsberechtigung verloren."

Mario Draghi schlägt Alarm: EU steht vor existenzieller Herausforderung

Mario Draghi schlägt Alarm: EU steht vor existenzieller Herausforderung

Okay, legt das Gleitmittel auf Eis, Leute ‒ er versucht es mit Verführung. Königin Ursula wird sicher bald auftauchen, um den "bösen Bullen" zu spielen.

Im Grunde genommen hat das EU-Expertengremium einen Haufen Geld verpulvert und die Wirtschaft "für die Ukraine" dereguliert, aber jetzt müssen die Europäer damit einverstanden sein, noch mehr Geld auszuhändigen, denn es ist ja nur zu ihrem Besten. Dieses Mal wird es klappen, versprochen. Genauso wie mit dem Ex, den man einmal zu oft in sein Leben zurückkriechen ließ.

Währenddessen spricht von der Leyen von der Notwendigkeit wirtschaftlicher Versorgungssicherheit und Draghi sagt, dass die EU mehr Freunde brauche. Vorzugsweise solche, die über eine Menge Ressourcen verfügen, mit denen sie sich anfreunden kann. Und er sagt auch, dass einige Länder bereits versuchen, dies auf eigene Faust zu tun, aber es wäre besser, wenn die EU die Verantwortung dafür übernehmen würde. Draghi fügte hinzu, dass der Block "unter unserer Macht" stehe.

Wenn man sich die jüngste Politik und Leistung der EU anschaut, hat sie sich eher selbst ins Knie geschossen, und zwar immer wieder.

Übersetzt aus dem Englischen.

Rachel Marsden ist Journalistin und politische Expertin in internationaler Politik. Sie ist Produzentin und Moderatorin verschiedener TV- und Radioproduktionen. Ihre Webseite heißt rachelmarsden.com.

Mehr zum Thema ‒ Die Ukraine reißt ganz Europa mit in ein schwarzes Energieloch

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25.09.2024

Karriere-Ende: Stoltenberg verabschiedet sich von Gewissen und NATO

freedert.online, 24 Sep. 2024 17:25 Uhr, Von Dmitri Bawyrin

Zum Abschluss seiner Karriere versuchte NATO-Generalsekretär Stoltenberg, den Dritten Weltkrieg auszulösen, indem er sich zu Raketenangriffen auf Russland, zum NATO-Beitritt der Ukraine und zur Konfrontation mit China äußerte. Warum duldet Europa Leute wie Stoltenberg?


Quelle: Gettyimages.ru © Beata Zawrzel/NurPhoto


Archivbild: NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg


Zehn Tage vor seinem Rücktritt als NATO-Generalsekretär hat Jens Stoltenberg erklärt, er habe, wie es in Witzen heißt, zwei Nachrichten für das Nordatlantische Bündnis: eine gute und eine schlechte. Auf seiner Abschiedspressekonferenz sagte er:

"Die gute Nachricht ist, dass wir das Versprechen, das wir vor zehn Jahren gegeben hatten, erfüllen konnten. Aber die schlechte Nachricht ist, dass dies nicht mehr ausreicht, um unsere Sicherheit zu gewährleisten."

Das erwähnte Versprechen betrifft die Erhöhung der nationalen Verteidigungshaushalte der NATO-Mitgliedsstaaten auf zwei Prozent des BIP. Dafür setzte sich vor allem der geldgierige US-Präsident Donald Trump ein, aber jetzt maßt sich Stoltenberg die Lorbeeren an und sogar die Idee selbst, was ziemlich gewissenlos ist.

Aber die "schlechte Nachricht" macht Stoltenbergs Gewissenlosigkeit einfach eklatant – er ist wie ein "Problemlöser", der eigentlich nichts lösen kann, sondern nur Geld aus dem "Kunden" saugt. Stoltenberg saugt Geld in zweistelliger Milliardenhöhe und wird nicht müde, sich angesichts des offensichtlichen Scheiterns der strategischen Arbeit selbst zu loben. So behauptete er zum Beispiel, die NATO sei heute in einem besseren Zustand als jemals zuvor in ihrer Geschichte.


Stoltenberg: Entscheidung über Angriffe auf Russland macht NATO nicht zum Teilnehmer des Konflikts




Stoltenberg: Entscheidung über Angriffe auf Russland macht NATO nicht zum Teilnehmer des Konflikts






In der Tat erreichten nur 23 von 32 NATO-Staaten das Ziel von zwei Prozent des BIP für die Verteidigung. Für einige ist das eine kolossale Summe, und ein Teil davon wurde direkt an Stoltenberg weitergeleitet, in dessen Jahrzehnt sich der Haushalt des Bündnisses verdoppelte.

Jetzt sagt der Generalsekretär: Ihr habt gut gezahlt, aber ihr müsst noch viel mehr zahlen. Gleichzeitig scheiterte er mit seiner Führungsaufgabe, wenn wir sie als Gewährleistung der Sicherheit des Bündnisses verstehen. Niemand wird bestreiten, dass es heute viel weniger Sicherheit in Europa gibt als noch vor zehn Jahren: Jede Woche wird aufs Neue ein Dritter Weltkrieg vorausgesagt.

Das ist das Ergebnis von Stoltenberg und seiner Politik der Provokation (im NATO-Jargon: "Abschreckung") Russlands. Selbst am Ende seiner Karriere in der Allianz ist er bereit, genau diesen Dritten Weltkrieg auszulösen, und forderte erneut die Aufhebung aller Beschränkungen für den Einsatz von Langstreckenraketen, die von Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Frankreich an die ukrainischen Streitkräfte geliefert werden.

Stoltenberg zufolge seien die "roten Linien" Russlands nichts, wovor man sich fürchten müsse. Wenn es aber nichts zu befürchten gibt, ist nicht klar, warum der militärische Riese der NATO ein so kolossales Budget benötigt.

Er zieht die Ukraine auch weiterhin in die NATO, indem er "offene Türen" und "eine nie dagewesene Nähe" proklamiert. Obwohl er selbst sehr wohl weiß, dass genau dieses Hineinziehen zu der größten militärischen Konfrontation in Europa seit dem Zweiten und bisher letzten Weltkrieg geführt hat.


EU-Parlament fordert Freigabe von Langstreckenwaffen für Ziele in Russland





EU-Parlament fordert Freigabe von Langstreckenwaffen für Ziele in Russland






Der Norweger Stoltenberg schürt den Konflikt zwischen Europa und China mit gleicher Leidenschaft weiter ‒ auf seiner Abschiedspressekonferenz sprach er erneut von "Bedrohungen, die von China ausgehen". Ein solcher Konflikt ist für Europa im Zusammenhang mit dem bereits bestehenden Konflikt mit Russland schlichtweg kontraindiziert, aber der Generalsekretär, der den russischen Bären verärgerte, ermutigt alle dazu, auch den chinesischen Drachen mit einem Stock in die Flanke zu stoßen.

Natürlich ist er nicht selbst ein solcher Wahnsinniger. Stoltenberg erfüllte seine Aufgaben gut, wenn man davon ausgeht, dass seine wahren Aufgaben darin bestehen, die Abhängigkeit Europas von den Vereinigten Staaten zu erhöhen und Brüssel gegen Washingtons Rivalen ‒ Moskau und Peking ‒ aufzuhetzen.

Das erklärt alle Merkwürdigkeiten im Verhalten Stoltenbergs, der als Sicherheitsverantwortlicher für seinen Arbeitgeber kostspielig neue Bedrohungen schafft.

Schließlich kritisierte er entrüstet die Idee, eine schnelle Reaktionstruppe der EU zu schaffen, und begründete seine Kritik damit, dass ein solcher Schritt die NATO schwächen würde. In Wirklichkeit würde ein solcher Schritt die Abhängigkeit der EU von den USA schwächen, was im Widerspruch zu Stoltenbergs Mission steht. Sie lässt sich wie folgt zusammenfassen: den Inhalt der europäischen Waffenarsenale an die Ukraine und die Schlüssel für die Arsenale an das Pentagon schicken.

In diesem Sinne ist die nächste Ernennung von Stoltenberg, der sein derzeitiges Amt am 1. Oktober an den ehemaligen niederländischen Premierminister Mark Rutte übergibt, aussagekräftig. Es wird erwartet, dass er nach einer gewissen Beurlaubung die Münchner Sicherheitskonferenz leiten wird. Eben jene Konferenz, auf der der russische Präsident Wladimir Putin 2007 an den Westen (vor allem die USA und die NATO) appellierte, zur Vernunft zu kommen und die Angelegenheit nicht zu den aktuellen großen Bedrohungen und exorbitanten Verteidigungsausgaben eskalieren zu lassen.


Medienberichte: Stoltenberg soll Chef der Münchner Sicherheitskonferenz werden





Medienberichte: Stoltenberg soll Chef der Münchner Sicherheitskonferenz werden






Die Ernennung Stoltenbergs ist jedoch nicht deshalb aussagekräftig (oder, besser gesagt, nicht nur deshalb), sondern aufgrund der Tatsache, dass die Münchner Konferenz ursprünglich eine deutsche Veranstaltung war. Seit ihrer Gründung 1963 zur Erörterung der Probleme der europäischen Sicherheit und der Verhinderung eines Dritten Weltkriegs waren ihre Leiter stets Deutsche.

Der Umzug des norwegischen Generalsekretärs nach München bedeutet nicht nur, dass alle Diskussionen über einen alternativen Weg der Konfrontation mit Russland nun dort abgebrochen werden. Er ist gleichsam die Krönung des Prozesses der Beseitigung der letzten Rudimente militärisch-politischer Souveränität in Deutschland ‒ auch auf der Ebene einer Diskussionsplattform.

Zu den strategischen Zielen der USA gehörte die Zerstörung der deutsch-russischen Wirtschaftskooperation und die Schwächung der beiden Mächte. Als Ergebnis der Sonderoperation (sowohl unserer als auch der politischen Sonderoperation der USA) wurde Deutschland von den US-amerikanischen Energieressourcen abhängig, verlor den Wettbewerbsvorteil seiner Industrie und verlor schließlich seine Verteidigungsfähigkeit. Es gab Tage, an denen Berlin ohne Raketenabwehr stand, weil Luftabwehrmittel nach Kiew geschickt wurden.

All das ist Stoltenbergs Verdienst, auch als Lobbyist. Aber in einem Moment, in dem man ihn dafür hätte verfluchen sollen, gaben die Deutschen dem NATO-Generalsekretär ein weiteres Stück von sich.

Vermutlich heißt sein neuer Posten nur deshalb nicht "militärischer Generalgouverneur der USA in Deutschland", weil er nicht in die derzeitige Verwaltungsstruktur des Regierens in Europa passt.


"Über den Frieden von morgen nachdenken": Macron fordert Umdenken in Beziehungen zu Russland





"Über den Frieden von morgen nachdenken": Macron fordert Umdenken in Beziehungen zu Russland





Stoltenbergs Karriereweg ist ein Beispiel dafür, wie das große Geld, hohe Posten und die aktive Beteiligung Washingtons selbst diejenigen zu globalistischen Generälen machen, die zu Beginn ihres Weges leidenschaftlich gegen die NATO und das US-Militär protestierten. Der derzeitige NATO-Generalsekretär in seinem kalten Norwegen war einst ein solcher Politiker, um dann als Falke der schlimmsten Art zu enden ‒ einer Art, die nicht einmal vor einem Atomkrieg Angst hat.

Wir können nicht sagen, dass dies ein besonders origineller oder paradoxer Weg ist. Der Bundeskanzler Olaf Scholz zum Beispiel war auch ein solcher Politiker, und es gibt Hunderte, nicht Dutzende solcher Beispiele. Loyalität gegenüber den Vereinigten Staaten ist eine Voraussetzung, um in der politischen Elite Europas Fuß zu fassen, und viele schlugen tatsächlich den Weg des Schwurs auf Washington ein.

Aber warum genau Stoltenberg auf diesem Weg so demonstrativ sowohl die Angst als auch das Gewissen verlor, müssen die Geschichtsforscher noch herausfinden. Hoffentlich wird es in den Werken, die dem zweiten Kalten Krieg und nicht den Gründen für den Beginn des ersten Atomkriegs gewidmet sind, zu finden sein.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 21. September 2024 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.

Dmitri Bawyrin ist ein russischer Journalist.


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25.09.2024

Krise der UN: Deutschland verstößt gegen den Geist der Gründungsidee

freedert.online, vom 24 Sep. 2024 19:01 Uhr,Von Gert Ewen Ungar

Die Vereinten Nationen wurden gegründet, um "zukünftige Generationen vor der Geißel des Krieges" zu bewahren. Das hat nie perfekt funktioniert, heute funktioniert es gar nicht mehr. Am Versagen hat Deutschland großen Anteil, denn deutsche Außenpolitik verstößt gegen den Geist der Gründungsidee der UN.


Quelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler


Im Zeichen der Krise eröffnet UN-Generalsekretär Antonio Guterres die UN-Generaldebatte. An der Krise hat Deutschland maßgeblichen Anteil. Deutsche Außenpolitik verstößt gegen den Geist der Gründungsidee der UN.


Die UN stecken zweifellos in einer schweren Krise. Es brennt an allen Ecken und Enden in der Welt, doch die Vereinten Nationen wirken wie gelähmt. Diese Lähmung hat ihre Ursache nicht in der Organisation selbst, auch wenn es gute Gründe dafür gibt, sie zu reformieren. Ihre einzelnen Organe sind in die Jahre gekommen und den realen Verhältnissen in der Welt nicht mehr angemessen.


UN-Generaldebatte hat begonnen – Baerbock wird Rede halten





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Der Globale Süden ist unterrepräsentiert, im Sicherheitsrat gibt es kein ständiges Mitglied aus Afrika und auch keins aus Lateinamerika. Aber das Anachronistische der Organisation ist nicht der Grund für die Lähmung. Der Grund sind die Mitgliedstaaten selbst. Nicht alle, aber einige. Deutschland gehört dazu.

Die Gründungsidee der Vereinten Nationen war, dass es immer ein Primat der Diplomatie geben muss. Das ist zwar nicht einklagbar, denn es gibt nicht so etwas wie ein oberstes Weltgericht, das gegenüber den Mitgliedstaaten der UN Recht spricht. Das Gebot und der Vorrang der Diplomatie sind lediglich die eingegangene moralische Verpflichtung, die sich aus der Aufnahme als Mitglied ergibt. 

Man spricht immer miteinander, ist die Essenz der Charta der Vereinten Nationen, wenn es um das Verhältnis der Länder zueinander geht. In Krisenzeiten und in Zeiten der Differenzen und des Streits spricht man besonders viel und intensiv. Man sucht nach Lösungen. 

Unter dem Schock des Zweiten Weltkriegs sind die Vereinten Nationen Organisation gewordene Ablehnung von Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung. Das hat nie hundertprozentig funktioniert, doch jetzt funktioniert es gar nicht mehr. Man setzt vor allem im Westen wieder auf militärische Lösungen.


Britischer Ex-Militärattaché prognostiziert "endlosen Krieg" in der Ukraine





Britischer Ex-Militärattaché prognostiziert "endlosen Krieg" in der Ukraine






Und da sind wir bei den Ländern, die gegen den Gründungsgedanken der Vereinten Nationen fundamental verstoßen. In diesen Kreis gehört Deutschland. Das ist besonders schändlich, denn Deutschland trägt vor dem Hintergrund seiner Geschichte besondere Verantwortung. Der Schrecken des Zweiten Weltkriegs und die damit verbunden Gräuel sowie das erlittene Leid waren der Anlass zur Gründung der Vereinten Nationen. Durch die UN sollten "zukünftige Generationen vor der Geißel des Krieges" bewahrt werden.

Diese vornehme Idee scheitert in diesem historischen Moment. Deutschland trägt viel zum Scheitern bei, denn Deutschland handelt außenpolitisch dem Gründungsgedanken der UN komplett zuwider. Ob im Ukraine- oder im Nahost-Konflikt – Deutschland positioniert sich einseitig und hintertreibt Diplomatie und Verhandlungen. Die Bekenntnisse zum Völkerrecht der deutschen Außenministerin sind reine Heuchelei.

Die Floskelmaschine wird angeworfen, und es wird von deutscher Politik beteuert, mit welch großem Respekt man als Land doch dem Völkerrecht verpflichtet sei. Doch jenseits all des wohlfeilen Geredes verstößt Deutschland unentwegt gegen den Geist der Charta der UN. Das war bei Minsk II der Fall, und das ist auch im Hinblick auf die Zweistaatenlösung in Nahost nicht anders.

Wäre Deutschland seiner Verpflichtung nachgekommen und hätte die Ukraine als Garantiemacht zur Umsetzung der Minsker Vereinbarung gedrängt – es gäbe jetzt keinen Krieg in Europa. Hätte Deutschland nicht bei den Maidan-Protesten kräftig mitgezündelt, die Minsker Vereinbarungen wären niemals notwendig geworden.


Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland





Analyse

Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland






Deutschland hat dieses Mal zwar nicht zuerst geschossen, es hat aber alles dafür getan, dass geschossen wird. Doch damit nicht genug, denn inzwischen tut Deutschland alles dafür, dass auch noch immer weiter geschossen wird. Verhandlungen lehnen die Bundesregierung und die größte Oppositionspartei im Bundestag ab. 

Auf die Umsetzung der Zweistaatenlösung in Nahost wartet die Welt seit nunmehr 40 Jahren. Als Mitte September ein Resolutionsentwurf in die UN-Generalversammlung eingebracht wurde, der das Ende der israelischen Besatzung din den Palästinensergebieten fordert, enthielt sich Deutschland der Stimme. Begründung: Die im Resolutionsentwurf festgelegte Frist von zwölf Monaten sei zu knapp für einen Rückzug. Außerdem würden Israels Recht auf Selbstverteidigung und seine Sicherheitsinteressen nicht berücksichtigt.

Trotz schwerster Kriegsverbrechen und Verstößen gegen die Menschenrechte geht der deutschen Außenministerin kein kritisches Wort gegenüber Israel über die Lippen, der Kanzler leugnet schlicht die Realität. Das deutsche Lavieren wirkt im Hinblick auf das jahrzehntelange Ringen um die Zweistaatenlösung nur noch zynisch. 

Deutschland hat erkennbar kein Interesse an der Lösung beider genannten Konflikte. Deutsche Politik trägt zur Lösung nicht nur nichts bei, sondern verhindert sie. 

Hinzu kommt, dass Deutschland wieder Krieg als Mittel zur Lösung von Konflikten betrachtet. Eine Verhandlungslösung im Ukraine-Konflikt lehnt Deutschland ab. Die deutsche Außenministerin behauptet faktenwidrig, Russland wolle nicht verhandeln. Das ist schlicht gelogen. Deutschland will nicht, dass verhandelt wird.


Reaktionen auf Pager-Anschläge im Libanon: von Schweigen bis zur offenen Verhöhnung der Opfer





Reaktionen auf Pager-Anschläge im Libanon: von Schweigen bis zur offenen Verhöhnung der Opfer





Der Kanzler meint, Russland wolle in Verhandlungen nur seine Position durchsetzen. Es lohne sich daher gar nicht, in Verhandlungen einzutreten. Man müsse daher weiter Waffen liefern und der Ukraine weiterhin ermöglichen, Widerstand zu leisten. Der Kanzler hat das Prinzip von Verhandlungen nicht verstanden. Verhandlungen dienen der Annäherung einander entfernter Positionen. Wenn man bereits übereinstimmt, muss man nicht verhandeln. Klar macht das allerdings: Deutschland fällt mit seiner Verhandlungen ablehnenden Haltung im Ukraine-Krieg hinter den Gründungsgedanken der UN zurück. 

International bleibt das nicht unbemerkt. Aus diesem Grund haben die Ideen Deutschlands zu einer Reform der UN kaum Aussichten auf Erfolg. Nicht nur deshalb, weil sie absehbar darauf zielen, den westlichen Einfluss in der internationalen Staatengemeinschaft zu stärken, sondern vor allem, weil Deutschland sich für die Länder der Welt klar erkennbar erneut auf der falschen Seite der Geschichte positioniert. Deutschland steht wieder auf der Seite genau des Unrechts, das durch die Gründung der UN künftig für alle Zeit verhindert werden sollte.


Mehr zum Thema – Gescheiterter Frieden 2022: Nun plaudert auch Erdoğan


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Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

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25.09.2024

SPDler und Friedensdemo am 3. Oktober 24

aus e-mail von Doris Pumphrey, 25. September 2024, 12:43 Uhr


https://www.jungewelt.de/artikel/484461.spd-und-friedensbewegung-sozialdemokratisches-sowohl-als-auch.html

25.9.2024


*SPD und Friedensbewegung

Sozialdemokratisches Sowohl-als-auch

*SPD-Politiker mobilisieren mit eigenem Aufruf für Friedensdemo am 3.

Oktober in Berlin

/Von Marc Bebenroth


/Als Sozialdemokrat wolle er die Friedensbewegung nicht »den Populisten«

überlassen. Am Dienstag hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner

erneut seinen geplanten Auftritt am 3. Oktober auf der Demonstration der

Initiative »Nie wieder Krieg – die Waffen nieder« in Berlin verteidigt.

Anlass war der am Montag veröffentlichte Aufruf

<https://www.ralf-stegner.de/2024/09/23/unser-ziel-frieden-in-der-welt/

von ihm und anderen Sozialdemokraten, an der Friedensdemonstration

teilzunehmen. Noch am Montag hatten Befürworter einer Art Siegfrieden

Kiews im Ukraine-Krieg Stegner beispielsweise vorgeworfen, nicht auf dem

Roten Platz in Moskau Präsident Wladimir Putin zum Truppenabzug

aufzufordern.


»Wo andere Naivität, Nationalpazifismus, Appeasement und mangelnde Moral

sehen« oder wo »Bellizisten« und Anhänger einer Abschreckung durch

Aufrüstung »Konjunktur haben«, wo Waffen »in alle Welt« exportiert

werden sollen und »Militarisierung von Denken und Handeln, Sprache und

politischer Prioritätensetzung vorherrschen«, sei es »umso wichtiger«,

Alternativen zu formulieren, erklärte der Außenpolitiker am Dienstag auf

Facebook. Stegner bejahte Forderungen nach »Verteidigungs- und

Bündnisfähigkeit« ebenso wie die nach »Unterstützung von Ländern, die

angegriffen und überfallen werden«. Im Zweifelsfall sei er aber gegen

eine »militärische Logik« als »Kompass und Maßstab« zur Konfliktlösung.


Die Sozialdemokraten verurteilen »den kriegerischen Überfall Russlands

auf die Ukraine« sowie »den terroristischen Überfall unter Führung der

radikal islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023«. Beides sei

»durch nichts zu rechtfertigen« – also weder durch die tödliche

Kolonial- und Besatzungspolitik der Regierung(en) in Tel Aviv gegenüber

den Palästinensern, noch durch den Bürgerkrieg Kiews gegen die

russischsprachigen Gebiete im Donbass seit 2014 oder die drohende

Ausdehnung der NATO-Kriegsallianz bis an die russische Grenze.


Die Unterzeichner, darunter der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer,

Bundestagspräsident a. D. Wolfgang Thierse, der Naturfreunde-Vorsitzende

Michael Müller und Ex-SPD-Chef Norbert Walter-Borjans, fordern die

Lieferung von Flugabwehrwaffen in die Ukraine, aber auch »noch mehr

intensive internationale diplomatische Anstrengungen«. Militärisch die

russische Seite an den Verhandlungstisch zu zwingen, habe »bislang«

nicht funktioniert. Einbezogen werden müssten auch Staaten, die Einfluss

auf das diplomatische Bemühen haben.


Die Unterzeichner setzen sich für einen Frieden in der Ukraine ein, der

deren »Souveränität« wahre und nicht »Aggressoren wie Putin belohnt«.

Die Hamas wird aufgefordert, alle israelischen Geiseln sofort

freizulassen. Man unterstütze die Forderung der israelischen Opposition,

den Gazakrieg der Regierung von Benjamin Netanjahu zu beenden. Diese

führe einen »Krieg ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung«. Die

»Verteidigungsstrategie« des israelischen Regierungschefs im Libanon

habe »mit den massenhaften Explosionen terroristische Züge angenommen«.

Es brauche »die Sicherheit Israels gegen Terrorismus und Antisemitismus«

sowie »Wohlstand, Selbstbestimmung und Humanität für das

palästinensische Volk«.


Der Aufruf eröffnet übrigens damit, dass die SPD »seit ihrer Gründung

vor 161 Jahren« bei allen »historischen Irrungen und Wirrungen« immer

eine Friedenspartei gewesen sei. Zu diesen gehören dann wohl auch die

Zustimmung zu Kriegskrediten 1914, die blutige Niederschlagung der

Novemberrevolution durch den Sozialdemokraten Gustav Noske oder das Ja

zu Kriegseinsätzen der Bundeswehr.



https://www.ralf-stegner.de/2024/09/23/unser-ziel-frieden-in-der-welt/

Pressemitteilung


*Unser Ziel: Frieden in der Welt!


*Aufruf von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten zur

Friedensdemonstration am 03.10.2024 in Berlin: Krieg ist eine furchtbare

und grausame Folge politischen Versagens, die viele unschuldige Opfer

trifft - immer! Die Behauptung, es gebe „saubere“ Kriege, die „nur“

militärische Ziele angreifen, ist immer unwahr. Verletzung und Tod,

Vergewaltigungen und Kindesentführungen, Vertreibung und Zerstörung,

Angst, Kälte und Traumatisierung, Kriegsverbrechen, militärische und

zivile, alte und junge Opfer - das ist die Realität des Krieges - immer!

Am Ende profitieren von Kriegen nur die, die Kriegswaffen verkaufen. Das

gilt erst recht bei jahrelangen „Stellungs- und Erschöpfungskriegen“,

bei denen es nicht gelingt, ein Kriegsende herbeizuführen. Der Frieden

ist bei Marktschreiern und Populisten, Kriegstreibern und den Anhängern

des Primates der militärischen Logik in denkbar schlechten Händen. Wir

dürfen den Frieden und die Friedensbewegung deshalb nicht den

Extremisten überlassen und auch nicht den Populisten, die sich

gleichzeitig links und rechts geben. Am Ende führen uns alle Extremisten

aufs Schlachtfeld.


Dabei geht es natürlich um einen Frieden, der die Souveränität der

Ukraine wahrt und nicht Aggressoren wie Putin belohnt, Grenzen mit

Gewalt verschieben zu wollen.


Die SPD ist seit ihrer Gründung vor 161 Jahren – bei allen historischen

Irrungen und Wirrungen immer eine Friedenspartei gewesen, die Diktatur

und Krieg die Stirn geboten, Demokratie und Freiheit verteidigt, für

internationale Gerechtigkeit und Solidarität gekämpft hat. Die

Friedensbewegung war immer Sammlungsbewegung mit unterschiedlichen

Akteuren, wie zum Beispiel Gewerkschaften– sie war nie eine parteiliche

Bewegung. Bei allen Unterschieden war es immer ein ehrenhaftes

Unterfangen, für den Frieden auf die Straße zu gehen. Die SPD war immer

Teil der Friedensbewegung – das muss auch so bleiben! Ja, wir müssen an

der Spitze der Friedensbewegung stehen, denn „Frieden ist nicht alles,

aber ohne Frieden ist alles nichts.“ (Willy Brandt)


Deshalb rufen wir zur Teilnahme an der Friedensdemonstration am

3.10.2024 in Berlin auf und sind froh, dass es gelungen ist, vorab

festzustellen, dass die Veranstalter dieser Demonstration die Teilnahme

von Faschisten, Rassisten, Antisemiten und Anhängern gruppenbezogener

Menschenfeindlichkeit oder das Zeigen ihrer Symbole, Parolen und Fahnen

nicht dulden werden.


*In Unterscheidung zu anderen Demonstrationsaufrufen erklären wir:*


1) Wir verurteilen den kriegerischen Überfall Russlands auf die Ukraine

vom 24.02.2022 und den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der seit über

zwei Jahren unermessliches Leid, Tod, Zerstörung und Vertreibung

angerichtet und auch ein ökologisches Desaster verursacht hat.


Der russische Angriffskrieg hinterlässt verbrannte Erde in der Ukraine,

schadet auch der russischen Bevölkerung massiv und ist durch nichts zu

rechtfertigen – durch nichts.


Die Ukraine muss sich gegen diesen Überfall verteidigen, verteidigen

können und dürfen!


Dafür braucht und erhält sie internationale Unterstützung auch von

Deutschland: Humanitär, ökonomisch, auch militärisch. Deutsche

Luftabwehrtechnik schützt Wohngebiete, Kindergärten und Schulen,

Krankenhäuser und Energieversorgung gegen russische Drohnen und Raketen

und rettet mehr Leben als irgendeine andere Hilfe.


Gleichzeitig braucht es jetzt noch mehr intensive internationale

diplomatische Anstrengungen, um die Chance für ein baldiges Ende des

Krieges absehbar erreichen zu können, was die prioritäre militärische

Logik (Putin militärisch an den Verhandlungstisch zu zwingen)

offenkundig bislang nicht bewirkt hat. Dabei müssen auch Staaten

einbezogen werden, deren Einfluss für solche diplomatischen Bemühungen

genutzt werden kann.


Dabei geht es natürlich um einen Frieden, der die Souveränität der

Ukraine wahrt und nicht Aggressoren wie Putin belohnt, Grenzen mit

Gewalt verschieben zu wollen. Wer von der Ukraine militärische

Wehrlosigkeit fordert, wer von der Ukraine Kompromisse verlangt, ohne

auch von Putin-Russland Kompromisse zu verlangen, der nimmt Partei für

den Aggressor und dient nicht einem gerechten Frieden.


Wer die Suche nach Frieden auf Wegen abseits des Schlachtfeldes

geringschätzt, als Appeasement, angebliche Pro-Putin Haltung oder naiven

Nationalpazifismus verhöhnt und diskreditiert, muss erklären, wie er

diesen Krieg beenden will, ohne das Schlachtfeld mit unabsehbaren Folgen

auszuweiten.


2) Wir verurteilen den terroristischen Überfall unter Führung der

radikal islamistischen Hamas auf Israel am 7.Oktober 2023. Dieser

völkerrechtswidrige grausame Terror kostete etwa 1200 Menschenleben und

239 Unschuldige wurden entführt, von denen einige in Gefangenschaft

ermordet wurden. Viele Israelis, insbesondere die Familien der Geiseln,

sind traumatisiert. Der Angriff ist durch nichts zu rechtfertigen –

durch nichts!


Israel muss sich gegen terroristische Angriffe verteidigen – verteidigen

dürfen und können.


Gerade in Deutschland haben wir allen Grund festzustellen, dass die

Sicherheit Israels gegen Terrorismus nicht verhandelbar ist.

Antisemitismus darf niemals und nirgendwo geduldet werden!


Die Regierung Netanjahu führt seit dem Terrorangriff einen Krieg ohne

jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Menschen

hungern, flüchten in Zeltlager, die anschließend bombardiert werden. Die

Zahl der Todesopfer wird mit ca. 40000 geschätzt und gleichzeitig

eskaliert die Gewalt von radikalen Siedlern gegen die palästinensische

Zivilbevölkerung – und das im Schutz des israelischen Militärs im

Westjordanland. Menschen werden aus ihren Häusern vertrieben und

umgebracht. Im Libanon hat die Verteidigungsstrategie Netanjahus mit den

massenhaften Explosionen terroristische Züge angenommen. Diese Kritik an

der Rechtsregierung darf nicht fälschlicherweise als antisemitisch

diskreditiert werden.


Wir fordern die Hamas auf, alle israelischen Geiseln unverzüglich

freizulassen! Wir unterstützen die Forderungen der israelischen

Opposition, den Krieg zu beenden.


Wer die Suche nach Frieden auf Wegen abseits des Schlachtfeldes

geringschätzt oder dem Primat der militärischen Logik unterordnet, muss

erklären, wie er diesen Krieg beenden will, ohne ihn auszuweiten und das

Pulverfass im Nahen Osten anzuzünden. Terroristische Gewalt muss

verurteilt werden, egal von wem sie ausgeht und egal gegen wen sie sich

richtet und wie sie begründet wird.


Wir sind überzeugt, dass ohne eine gerechte Zwei-Staaten-Lösung weitere

Generationen im Hass gegeneinander aufwachsen werden.


Wir brauchen aber die Sicherheit Israels gegen Terrorismus und

Antisemitismus UND Wohlstand, Selbstbestimmung und Humanität für das

palästinensische Volk.


3) Die Lehre aus unserer deutschen Geschichte gerade des 20.

Jahrhunderts, mit den schrecklichsten Verbrechen und Kriegen der

Menschheitsgeschichte, mit der Wiederaufnahme Deutschlands in die

Völkerfamilie, mit der ersten Generation, die in Frieden und Wohlstand

aufwachsen durfte, ist: Wir treten für ein friedliches Europa ein, in

dem wir unsere Verteidigungs- und Bündnisfähigkeit wahren und zugleich

bei diplomatischen Anstrengungen, humanitärer Hilfe und

friedenspolitischem Engagement mit gutem Beispiel vorangehen müssen!


Wir unterstützen den Vorschlag einer Weltfriedenskonferenz unter

Moderation der Vereinten Nationen, zu der alle Regierungen eingeladen

werden. Wir  fordern die Rückkehr zu einer regelbasierten Weltordnung,

auch wenn wir wissen, dass dies ein langer Weg ist. Wir kritisieren die

einseitige Festlegung einer automatischen Stationierung neuer

konventioneller (aber nuklear aufrüstbarer) bodengestützter

amerikanischer Mittelstreckenraketen mit kürzesten Vorwarnzeiten in

Deutschland.


Dass dies ohne Einbindung der NATO-Partner erfolgte und die

Stationierung nur in Deutschland vorgesehen ist, halten wir für

besonders problematisch! Anders als beim NATO-Doppelbeschluss von 1979

von Helmut Schmidt gab es zudem leider kein Angebot zur Abrüstung an

Russland, das Putin mit einer Abrüstungsdynamik in Zugzwang bringen

könnte. Das wäre angesichts der Bedrohung durch russische Raketen in

Kaliningrad wichtig, die ein Teil der russischen Hochrüstung sind.


Aber: Rüstungskontrollvereinbarungenund Abrüstungsverträge werden nicht

unter Freunden in Harmoniezeiten geschlossen! Das Konzept einer

„gemeinsamen Sicherheit“ hatte immer hohe Hürden zu überwinden. Wer

heute auf Aufrüstung und Wettrüsten setzt, verkennt, dass wir nicht

einen Mangel an Waffen in der Welt haben. Wir brauchen unsere knappen

Ressourcen, um Hunger, Armut, Umweltzerstörung, Kriege und

Fluchtursachen zu bekämpfen und allen Menschen ein Leben in Würde und

eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen.


Genau das bedeuten die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen,

genau das war immer die Politik von Willy Brandt und die Friedenspolitik

der deutschen Sozialdemokratie. Für die Friedenspolitik heute heißt das:

Der Einsatz für Menschenwürde und Frieden verlangt neben Augenmaß und

Besonnenheit in der Außenpolitik deutlich mehr diplomatische Anstrengungen.


Es geht um Humanität! Nicht dem Krieg, sondern dem Frieden muss der Weg

bereitet werden. „Eine Alternative zum Krieg gibt es immer, eine

Alternative zum Frieden nicht!“

(Wolfgang Schneiderhan, ehemaliger General und Generalinspekteur der

Bundeswehr)


/Wir unterstützen diesen Aufruf:

Dr. Ralf Stegner, MdB

Axel Schäfer, MdB

Dr. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a.D.

Anke Brunn, Ministerin a.D.

Axel Fersen

Lothar Binding, Vorsitzender AG SPD 60 plus

Dr. Wolfgang Lieb, Staatssekretär a.D.

Christoph Habermann, Staatssekretär a.D.

Michael Müller, Vorsitzender NaturFreunde

Arno Gottschalk, MdBB, Bremen

Friedhelm Hilgers

Hebert Sahlmann

Dr. Joachim Schuster, ehe. MdEP

Norbert Walter-Borjans, ehe. SPD Vorsitzender

Heike Engelhardt, MdB/

/Burkhard Zimmermann AG SPD 60 plus

Erhard-Eppler-Kreis

… und andere/

/*Mitglieder des Willy-Brandt-Kreises haben bei diesem Aufruf

mitgewirkt. Ebenfalls DL21; sie unterstützt die Demonstration und hat

bereits einen Aufruf beschlossen./


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

25.09.2024

New York: Baerbock attackiert in Rede vor UN-Sicherheitsrat russische Delegation

freedert.online, 25 Sep. 2024 11:34 Uhr

Außenministerin Baerbock attackierte verbal in New York bei ihrer Rede vor dem Sicherheitsrat die russische Delegation. In der "emotional" vorgetragenen Rede baute sie ihre Argumentation zur Unterstützung der Ukraine rein am Beispiel durch Russland "entführter Kinder" auf.


© Screenshot: YT/Reuters


Diplomatisches Feingefühl Fehlanzeige, Außenministerin Annalena Baerbock spricht vor dem UN-Sicherheitsrat in New York, 24.09.24


Zum 79. Mal treffen sich seit Dienstag Staats- und Regierungschefs, Ministerinnen und Minister aus aller Welt zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York. Bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats hielt auch die deutsche Außenministerin eine knapp zehnminütige Rede.

Baerbock begann ihre verbal eher konfrontativ vorgetragene Rede mit dem subjektiven Blick auf die Ereignisse ab dem Februar 2022. Die Außenministerin wörtlich (ab 02.35.00):

"Vor 943 Tagen begann Russland mit einer groß angelegten Aggression gegen die Ukraine. 943 Tage des Leidens. 943 Tage vergewaltigte Frauen in Butscha, gefolterte Menschen in der Ost-Ukraine und von Kindern, die deportiert wurden. Und wie wir es heute hier gehört haben, ist dies unbestreitbar." 

Baerbock bezog sich in diesem Abschnitt auf die Aussage des polnischen Diplomaten in seiner Rede. Die Grünen-Politikerin nannte dann erneut die Zahl von 20.000 "entführten Kindern", die laut Kiewer Angaben im Vorjahr seitens Moskau "aus frontnahen Gebieten auf die Krim und nach Russland gebracht wurden", wie das RND im September 2023 berichtete. Baerbock erklärte weiter in ihrer Rede, in gefürchtetem Duktus:


Gescheiterter Frieden 2022: Nun plaudert auch Erdoğan





Meinung

Gescheiterter Frieden 2022: Nun plaudert auch Erdoğan






"Wir als europäische Nachbarn, wir als Deutsche, mein Land, was wir von unseren polnischen Freunden gehört haben, das für das schlimmste Verbrechen auf dem europäischen Kontinent verantwortlich war, die das Glück haben, wieder in Frieden zu leben, meine Generation, wieder in Frieden zu leben, weil andere für uns da waren, andere europäische Freunde und Partner. Dass mein Land in Frieden leben kann, wiedervereinigt, in der Mitte Europas."

Sie hätte "Bitten" erfahren von Kollegen, die sie aufgefordert hätten, "dies alles" – Geschilderte – zu ignorieren und die Unterstützung der Ukraine zu beenden, dies sei jedoch laut Baerbock nicht möglich, um wörtlich weiter auszuführen:

"Wir können das nicht tun, weil mein Land sich verpflichtet hat, immer für die Grundsätze dieser Vereinigten Nation einzutreten."

Die Ukraine-Unterstützung würde erst enden, "wenn alle Kinder wieder bei ihren Familien sind", so wie sie es im September 2023 einem ukrainischen "befreiten" Mädchen versprochen hätte:

„Erzählt unsere Geschichten - Helft uns, damit Putin diesen Krieg nicht gewinnt“ hat mir heute eine 16-jährige in einer Kiewer Einrichtung gesagt. Tausende Kinder wurden von #Russland verschleppt, isoliert, traumatisiert. Nur ein Bruchteil konnte bisher gefunden werden. 1/2 pic.twitter.com/AntHAOKQm4

— Außenministerin Annalena Baerbock (@ABaerbock) September 11, 2023

Baerbock beendet diesen Abschnitt mit der wörtlichen Erklärung:

"Und ja, die Russische Föderation, der Botschafter, der immer den Raum verlässt, nachdem er hier gesprochen hat, das habe ich schon ein paar Mal erlebt.
Sie können sich selbst täuschen, der stärkste Mann ihres Landes, kann sich hinter jugendlichen Mädchen verstecken, die er entführt hat, aber sie können nicht die Welt täuschen."

Wow. Germany‘s Foreign Minister Annalena Baerbock just attacked the Russian Ambassador + President Putin directly at the UN Security Council. "You can fool yourself: The strongest man of your country can hide behind teenager girls who he kidnapped. But you cannot fool the world" pic.twitter.com/qy9zfOoacx

— Bastian Brauns (@BastianBrauns) September 24, 2024

Wow!
 Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat gerade den russischen
Botschafter + Präsident Putin vor dem UN-Sicherheitsrat direkt angegriffen. „Sie
können sich selbst täuschen: Der stärkste Mann eures Landes kann sich hinter
Teenager-Mädchen verstecken, die er gekidnappt hat. Aber Sie können die Welt nicht täuschen“
  (hier wiederh. mit deepl. übersetzt.)

Dağdelen: "Annalena Baerbock – die Marie Antoinette der deutschen Außenpolitik"



Dağdelen: "Annalena Baerbock – die Marie Antoinette der deutschen Außenpolitik"






Baerbock erklärte final, die russische Seite hätte bereits am 21. September ihr ablehnendes Gesicht gezeigt, als die jüngsten UN-Charta Beschlüsse, laut Baerbock "ein Durchbruch", via X-Posting kritisiert wurden und dabei die Begrifflichkeit "Dschungel" benutzt wurde. So heißt es in dem X-Beitrag:

"Leider gibt es mit der heutigen Annahme des #pactofthefuture durch die UNO nichts zu feiern. Die UNO hat ihre eigenen Prinzipien mit Füßen getreten, um einer Gruppe von Delegationen aus dem 'schönen Garten' zu gefallen, die die Verhandlungen von Anfang an an sich gerissen haben. Und die Mehrheit aus dem 'Dschungel' hatte wie eine Herde einfach nicht den Mut, zu protestieren und für ihre Rechte einzustehen."

Unfortunately there is nothing to celebrate with the adoption of the #pactofthefuture by the UN today. The UN trampled on its own principles to please a group of delegations from the “beautiful garden” that usurped negotiations from the outset. And the majority from the “jungle”… https://t.co/dbX4Z2iX4R

— Dmitry Polyanskiy ???????? (@Dpol_un) September 22, 2024

Baerbock weiterhin nicht an Frieden interessiert






Baerbock weiterhin nicht an Frieden interessiert






Baerbock erläuterte, dass das X-Posting der Welt gezeigt hätte, "die Täuschung der Welt, passierte genau dort, als Russland uns an einem Durchbruch [bei den UN-Gesprächsergebnissen] hindern wollte".


Die russischen Bombardierungen des ukrainischen Energiesektors würden zudem ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" darstellen, so die Außenministerin. Zuletzt behauptete Baerbock vor den Anwesenden, dass der ukrainische Präsident Wladimir Putin im Sommer dieses Jahres zu Gesprächen eingeladen hätte, die dieser jedoch abgelehnt und stattdessen "mit einer neuen Stufe der Aggression" reagiert hätte.


Diese Darstellung bezieht sich auf ein BCC-Interview mit Selenskij im August, in dem dieser erklärte, dass er prinzipiell für Gespräche mit russischen Vertretern auf einem neuen Friedensgipfel offen sei und wörtlich: "Und ob das Putin sein wird oder nicht, macht keinen Unterschied". 

Baerbock erklärte abschließend, dass für sie Frieden bedeute, dass "die Existenz der Ukraine als freies und unabhängiges Land garantiert sei, mit Sicherheitsgarantien". Sie fügte hinzu:

"Wenn wir über Frieden sprechen, bedeutet das für die Ukraine, dass sie sicher sein kann, dass das Ende der Kämpfe nicht eine weitere Runde von Vorbereitungen in Russland bedeutet." Dies betreffe sowohl die Ukraine als auch Moldau oder Polen. Frieden müsse gerecht und dauerhaft sein.


Mehr zum Thema - Krise der UN: Deutschland verstößt gegen den Geist der Gründungsidee


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Info:  https://freedert.online/inland/220377-baerbock-putin-kann-sich-hinter


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25.09.2024

Lang und Nouripour geben auf: Parteispitze der Grünen tritt zurück

freedert.online, 25 Sep. 2024 10:32 Uhr

Auf einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag bestätigte die Grünen-Parteispitze Berichte über den Rücktritt des gesamten Bundesvorstands.


Berlin am 25. September 2024: Die beiden Parteivorsitzenden der Grünen, Omid Nouripour und Ricarda Lang geben ihren Rücktritt bekannt.Quelle: www.globallookpress.com © Fabian Sommer


Die beiden Parteivorsitzenden der Grünen, Omid Nouripour und Ricarda Lang, sind zurückgetreten. Auslöser für die Entscheidung sind offenbar die jüngsten Wahlpleiten in Thüringen, Sachsen und Brandenburg.



Über die Nachfolge ist noch nichts Konkretes bekannt. Als mögliche Nachfolger an der Parteispitze nennt das Portal Table.Media Franziska Brantner, aktuell Staatssekretärin von Wirtschaftsminister Robert Habeck, sowie Felix Banaszak, Bundestagsabgeordneter und Ex-Chef der Grünen Jugend. Der Spiegel nennt zudem Andreas Audretsch, seit Mai 2022 stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, als potenziellen Kandidaten.

Lang und Nouripour waren Ende Januar 2022 zu Co-Vorsitzenden gewählt worden. Auf der einberufenen Pressekonferenz am Mittwochvormittag teilte der Co-Parteichef Omid Nouripour einleitend mit:

"Wir sind zum Ergebnis gekommen: Es braucht einen Neustart."

9,5 Prozent: Grüne jetzt laut Umfrage einstellig – Ampel zusammen nur noch 28,5 Prozent





9,5 Prozent: Grüne jetzt laut Umfrage einstellig – Ampel zusammen nur noch 28,5 Prozent





Nouripour verkündete dann den Rücktritt des gesamten Bundesvorstands.

Laut dem Grünen-Politiker sei das Brandenburger Wahlergebnis "die größte Krise unserer Partei" gewesen.

Die Co-Vorsitzende Ricarda Lang fügte hinzu:

"Es ist nicht Zeit am eigenen Stuhl zu kleben. Wir übernehmen Verantwortung, indem wir einen Neustart ermöglichen (...) Es braucht neue Gesichter."

Es brauche eine neue strategische Aufstellung der Partei, führte Lang aus. Und weiter:

"Der gesamte Bundesvorstand legt mit Wirkung zum Parteitag in Wiesbaden sein Amt nieder, und bis dahin führen wir die Geschäfte."

+++ Der Bundesvorstand der Grünen tritt geschlossen zurück +++ @Tagesspiegelpic.twitter.com/rJHRcVE9Yi

— Felix Hackenbruch (@FHackenbruch) September 25, 2024


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Im Rahmen eines persönlichen X-Postings erklärte Lang zu ihrem Rücktritt:

"Unsere Partei hat uns das Vertrauen ausgesprochen, sie als Vorsitzende zu führen – das ist Ehre, Privileg und Verpflichtung zur Verantwortung zugleich. Die Verantwortung, im besten Sinne der Partei zu handeln, übernehmen wir. Deswegen lege ich zum Parteitag mein Amt nieder."

Aus der Partei gab es erste Reaktionen. Britta Hasselmann, Vorsitzende der Bundestagsfraktion, kommentierte die Entscheidung via X-Posting:

"Danke für alles. Für Vertrauen & Teamwork & Eure Arbeit in den letzten Jahren. Wir haben großen Respekt vor Eurer Entscheidung und der des Bundesvorstands, die Partei für kommende Wahlkämpfe neu aufzustellen."

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge bedankte sich ebenfalls bei der bisherigen Parteispitze:

Liebe @Ricarda_Lang, lieber @nouripour Danke für alles. Für Vertrauen & Teamwork & Eure Arbeit in den letzten Jahren. Wir haben großen Respekt vor Eurer Entscheidung und der des Bundesvorstands, die Partei für kommende Wahlkämpfe neu aufzustellen. Herzlich, Britta & Katharina

— Katharina Dröge (@katdro) September 25, 2024

Nouripour veröffentlichte nach der Pressekonferenz ein X-Videostatement:

Aus Verpflichtung zur Verantwortung: pic.twitter.com/sOnsWGQU4b

— Omid Nouripour (@nouripour) September 25, 2024

Kurze Zeit später folgte Ricarda Lang mit einer persönlichen Erklärung:

Warum ich mein Amt als Parteivorsitzende zum Parteitag niederlege: pic.twitter.com/BzAr2Z3rRB

— Ricarda Lang (@Ricarda_Lang) September 25, 2024

Die jüngsten Wahlergebnisse unter Führung des Duos Nouripour und Lang bedeuteten für die Partei enttäuschende 4,1 Prozent in Brandenburg (Minus 6,6 Prozent), zuvor in Sachsen bescheidene 5,1 Prozent und in Thüringen katastrophale 3,2 Prozent.


Mehr zum ThemaWahlnachlese: Grüne Paranoia sieht AfD und BSW als Handlanger des Kreml


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25.09.2024

Selenskyjs militärischer “Siegesplan” spaltet die Alliierten

lostineu.eu, 25. September 2024


Ukraines Präsident Selenskyj lässt die Katze aus dem Sack: Er will Russland militärisch “zum Frieden zwingen”. Doch sein obskurer “Siegesplan” spaltet die Alliierten – nicht nur in EUropa.

“Unser Siegesplan wird dazu beitragen, Russland praktisch zum Frieden zu zwingen”erklärte Selenskyj nach einem Treffen mit einer überparteilichen Delegation des US-Kongresses.

Mit Kremlchef Putin könne man nicht verhandeln, deshalb müsse man jetzt militärisch Fakten schaffen.

Doch sein “Siegesplan”, der auf weitreichende westliche Waffen und Militärschläge tief nach Russland setzt (sowie den schnellen Nato- und EU-Beitritt), spaltet die Alliierten.

Dies schreibt die “Washington Post.” Der Riß gehe quer durch die US-Administration (Weißes Haus vs. State Department), durch Capitol Hill und auch durch die US-Partner in EUropa (Deutschland gegen UK).

Ich teile diese Analyse. Allerdings würde ich den Akzent anders setzen. Das Problem liegt nicht so sehr in den USA, in der EU oder Deutschland – sondern beim unberechenbar gewordenen Selenskyj.

Er steht mit dem Rücken zur Wand. Im Donbass bahnt sich ein militärisches Desaster an, die Energieversorgung ist zusammengebrochen, immer mehr Ukrainer suchen das Weite oder verweigern den Militärdienst.

Nun setzt er alles auf eine Karte und versucht, die USA und die EU noch tiefer in den Krieg zu ziehen – mit einem unausgegorenen Plan, der zur direkten Konfrontation mit Russland führen könnte.

DAS ist es, was die Alliierten spaltet – und kein heimtückischer Putin oder ein zögerlicher Kanzler Scholz…


Info: https://lostineu.eu/selenskyjs-siegesplan-spaltet-die-alliierten/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


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Weiteres:




Bidens außenpolitische Bilanz ist ein Desaster. Die EU will mehr davon


lostineu.eu, vom 24. September 2024

Die Ukraine und der Nahe Osten stehen in Flammen – nicht zuletzt infolge der Außenpolitik von US-Präsident Biden. Doch die EU hat nichts besseres zu tun, als ewige Treue zu schwören.

Fast 500 Tote an einem einzigen Tag im Libanon, wohl mehr als eine Million Opfer im Ukraine-Krieg – und kein Ende in Sicht: Die außenpolitische Bilanz von US-Präsident Biden ist verheerend.

Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit ist die Lage gefährlich wie nie seit dem 2. Weltkrieg. Nun droht auch noch eine direkte Konfrontation mit Russland und Iran – das Worst-Case-Szenario.

Doch was macht die EU? Statt sich von der desaströsen US-Außenpolitik zu distanzieren, fordert sie noch mehr davon. So heute geschehen in New York – beim “Concordia Summit”.

Dort hat EU-Parlamentspräsidentin Metsola sich nicht etwa von Biden und seiner Israel- und Ukraine-Politik distanziert – sondern noch engere transatlantische Beziehungen eingefordert.

“My message at Concordia24: Time to renew and reinforce our transatlantic relationship to address global challenges”, erklärte sie laut X.

Da fällt einem wirklich nichts mehr ein…

P. S. Biden behauptet in seiner letzten Rede vor der Uno allen Ernstes, dass die USA es unter seiner Führung geschafft hätten, die Welt zusammenzubringen. Der Mann weiß wirklich nicht mehr, was er tut…

3 Comments

  1. european
    24. September 2024 @ 19:16

    Da EU Parlament zeigt sich gerade von seiner besten Seite und stellt Parlamentariern, die nicht so mitspielen wollen oder die Marschrichtung in Zweifel ziehen, mal eben zur Rettung “unserer” Demokratie das Mikrofon während ihrer Rede ab.

    Hier dem polnischen MEP Braun:

    https://youtube.com/shorts/mgr5RpVN8sk?feature=shared

    Was man über Braun, den ich bisher nicht kannte, lesen kann, klingt erst einmal nicht so positiv. Das trifft aber auf viele Parlamentarier und Kommissare zu. Aber einem gewählten Abgeordneten mit gewährter Redezeit das Mikro abzustellen, ist mehr als bemerkenswert. ????

    Gerhard Schröder hat dieser Tage wohl gesagt, dass er hofft, dass Trump gewinnt. Wenn man sich dieses Gruselkabinett betrachtet, dann könnte man glatt leise Sympathien für diesen Gedanken bekommen. Und sei es nur, dass diesem politischen Wildwuchs für eine Weile der Boden entzogen würde.

Reply

  • Michael
    24. September 2024 @ 16:33

    “ Da fällt einem wirklich nichts mehr ein … .” Mir auch nicht! Wie heißt es (?): Wenn Washington bellt, wackelt die EU mit dem Schwanz!

    Reply

    • Michael
      24. September 2024 @ 19:59

      Ps. Und jetzt heißt es auch noch Biden besuche im Oktober Berlin!? Und wieder wird es heißen: Ich bin ein Berliner! Bleibt einem dieser Tage denn gar nichts erspart!?


  • Info: https://lostineu.eu/bidens-aussenpolitische-bilanz-ist-ein-desaster-die-eu-will-mehr-davon/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Update Schengen: Grenzkontrollen beschäftigen EU-Gipfel


    lostineu.eu, 24. September 2024

    Wenn Kanzler Scholz und Innenministerin Faeser geglaubt haben sollten, die EU werde die deutschen Grenzkontrollen schlucken, so haben sie sich getäuscht.

    Die Grenzkontrollen an den deutschen Landgrenzen stoßen weiter auf Kritik. Der polnische Europaminister Adam Szlapka sagte in Brüssel, das Thema dürfte den nächsten EU-Gipfel im Oktober beschäftigen.

    Szlapka nannte es “inakzeptabel”, das Prinzip der Reisefreiheit im Schengen-Raum “um der Innenpolitik willen zu untergraben”, wie es die Bundesregierung tue.

    Das Thema werde deshalb höchstwahrscheinlich auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 17. und 18. Oktober in Brüssel zur Sprache kommen.

    Siehe auch “Sorge um Schengen” (Newsletter)

    2 Comments

    1. umbhaki
      24. September 2024 @ 20:55

      Diese Grenzkontrollen sind möglicherweise nicht einmal rechtskonform, denn EU-rechtlich sind sie bei Schengen-Grenzen nur zulässig, wenn es „eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Ordnung und innere Sicherheit eines Landes gibt“. Deutschland begründet genau damit diese Kontrolliererei, aber worin soll denn diese ernsthafte Bedrohung bestehen? Taten wie die von Solingen sind zweifellos furchtbar, aber sie begründen keine „ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Ordnung und innere Sicherheit“ unseres Landes.

      Auf Wikipedia gibt es eine Liste mit der Tötungsrate nach Ländern. Diese Liste enthält 214 Einträge (klingt komisch, aber z. B. für GB gibt es drei Einträge: Schottland, England/Wales und Nordirland) und Deutschland steht da an 35ter Stelle, also im besten Sechstel.

      Bei Statista kann man sich die Zahl der Morde in Deutschland im Zeitablauf anschauen: 2017 war ein Höhepunkt, seitdem ist der Trend rückläufig. Zwischen 2013 und 2023 war 2022 das Jahr mit den wenigsten polizeilich erfassten Morden (211) und im Jahr 2023 waren es drei Morde mehr.

      Deutschland Begründung für die neuen Grenzkontrollen ist an den Haaren herbeigezogen und lächerlich. Die ganze Nummer dient nur dazu, sich den menschenfeindlichen Aktivitäten von AfD und BSW anzunähern. Das ist der politische Trend in diesem unserem Lande, in dem wir mal gut und gerne gelebt haben: Wir haben nur noch ein Sortiment rechter Parteien in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen in unseren Parlamenten.

      Fun Fact am Rande: Diesen Sonntag habe ich den schönen Spätsommer für eine Motorradtour durch die Eifel und Ardennen genutzt. Dabei bin ich auch durch Belgien gefahren – in Losheimergraben hinüber und später in Kalterherberg wieder herüber nach Deutschland. Es war weit und breit nirgends auch nur die Nasenspitze eines Polizisten/Grenzbeamten zu sehen. Später am Abend durfte ich dann im Buntfernsehen die segensreiche Tätigkeit tapferer Polizisten und Polizistinnen am deutsch-belgischen Grenzübergang Lichtenbusch bestaunen. Dort waren sie also, aber es ist schlicht unmöglich, all die vielen kleinen Übergänge zwischen unseren Ländern zu überwachen, das sind einfach zu viele, dafür gibt es gar kein Personal.

      Diese Kontrolliererei ist eine reine Schauveranstaltung, damit Leute wie Weidel, Merz oder Wagenknecht nicht noch lauter schreien. Und es ist eine Einladung zu „racial profiling“, wenn es ganz offiziell heißt, dass man nicht generell kontrolliere, sondern sich nur einzelne Objekte herauspicke. Welche denn?

      Das alles ist ein weiterer wirksamer Angriff auf die mühsam erworbenen Freiheitsrechte in Europa allgemein und besonders in Deutschland. Ein einziges Delikt hat „denen da oben“ wieder einmal genügt, um unsere Rechte ein weiteres Stück abzubauen. Und ein Großteil der deutschen Bevölkerung klatscht Beifall.

    Reply

    • KK
      25. September 2024 @ 01:56

      Ich finde die undifferenzierte Nennung des BSW hier unfair: Die Zielsetzung des BSW unterscheidet sich nach allem, was ich an Äusserungen hierzu mitbekommen habe, durchaus von denen der sog. “AfD” und des rechten Flügels der CDU (und übrigens auch der FDP): Das Asylrecht und das Bleiberecht bereits gut in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integrierter, aber nur geduldeter Migranten (statt des Abschlusses von irgendwelchen Abkommen zur Anwerbung von “Fachkräften”) wird, soweit ich das verstanden habe, gar nicht in Frage gestellt.

      Was kritisiert wird ist die Überforderung der Kapazitäten an Wohnraum, Bildungseinrichtungen und ähnlichem durch schludrige Anwendung bestehender Gesetze und falscher Prioritätensetzung. Es ist völlig blödsinnig, einerseits “Fachkräfte” im Ausland anzuwerben und so den Druck im hiesigen Kessel – Wohnraum und andere knappe Ressourcen – noch weiter zu erhöhen, aber bereits hier lebende ausgebildete oder in Ausbildung befindliche Migranten abzuschieben, nur weil man – im Gegensatz zu anderen Ausreisepflichtigen – weiss, wo man diese abholen muss.
      Wagenknecht sieht das Problem mE im zunehmenden sozialen Konkurrenzdruck, aber nicht in kultureller Unterschiedlichkeit wie die Rechten von AfD und Union.

      Die Gleichsetzung zielt genau in die Richtung, in die die anderen Parteien und viele Medien das BSW schieben wollen, so dass ich mir die Frage stelle, ob der sog. “AfD” so nicht noch mehr Wähler in die Arme getrieben werden, wenn eh beide Parteien “unwählbar”, weil xenophob sein sollen.

      Im übrigen finde ich den Namen “Bündnis Sahra Wagenknecht” und damit Fixierung auf eine Person ungeschickt – eine künftig andere Auflösung des nun einmal in der Welt befindlichen Akronyms fände ich allemal besser (zB “Bündnis für soziale und wirtschaftliche Vernunft” oder sowas in der Art).


    Info: https://lostineu.eu/update-schengen-grenzkontrollen-beschaeftigen-eu-gipfel/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Fremde Federn   Zukunftsklagen, Zölle, Sprind

    Screenshot_2024_09_25_at_08_23_10_Piqd_Makronom_Fremde_Federn_e1537988843833.jpg_JPEG_Grafik_1200_799_Pixel_Skaliert_73_

    Foto: Jojo Bombardo via Flickr (CC BY-ND 2.0)


    makronom.de, 24. September 2024,  Makrothek

    In den „Fremden Federn“ stellen wir einmal pro Woche in Kooperation mit dem Kuratorendienst Forum (früher piqd) eine Auswahl von lesenswerten journalistischen Fundstücken mit wirtschaftspolitischem Bezug zusammen. Formum.eu versteht sich als eine „Programmzeitung für guten Journalismus“ – was relevant ist, bestimmen keine reichweitenoptimierten Algorithmen, sondern ausschließlich ausgewählte Fachjournalisten, Wissenschaftler und andere Experten.




    Der Style-Guy erklärt: Was Zölle bewirken


    piqer: Rico Grimm

    Wer (noch) auf X unterwegs ist, hat vielleicht schon diesen Typen kennengelernt, den der Algorithmus liebt. Er zeigt in Threads, wie guter Stil bei Männermode aussieht, und das so erfolgreich, dass ihm inzwischen knapp eine Million Menschen folgen.

    Was ich nicht wusste: Er ist studierter Ökonom und hat deswegen in diesem schönen Thread seine beide Expertise-Gebiete zusammengebracht: Anzüge und Zölle. Er zeigt sehr konkret mit Beispielzahlen, um wie viel teurer Anzüge in den USA werden, wenn Donald Trump die Zölle erhöht, sobald er die Wahl gewinnt. Laut Trump solle mit den Zoll-Einnahmen der Staat finanziert werden; Trump glaubt, dass so vor allem fremde Unternehmen zahlen werden.

    Das stimmt nicht. Denn die Zölle wirken wie versteckte Steuern – das zeigt der Style-Guy auf X.

    xSome misinformation in today’s US presidential debate …Autor: Derek Guy




    Überleben und Untergang von Zivilisationen – damals wie heute?


    piqer: Thomas Wahl

    Eric H. Cline ist ein amerikanischer Archäologe und Historiker. Er ist ausgewiesener Spezialist für die Bronzezeit in der Levante, also die griechische Halbinsel und die griechischen Inseln in der Ägäis, die mediterranen Küstengebiete der Türkei, Zypern, der Libanon, Palästina, das historische Syrien und Ägypten. Bekannt geworden ist er 2014 mit seinem populärwissenschaftlichen Buch „1177 v. Chr. – Der erste Untergang der Zivilisation“. Das Buch behandelt das östliche Mittelmeer im 12. Jahrhundert vor Christus:

    Städte brennen, Reiche gehen unter, Völkerschaften verschwinden. Fast alle antiken Kulturen zwischen Ägäis und Persischem Golf stecken in der Krise. Die späte Bronzezeit geht zu Ende, und Gewaltkonflikte erschüttern die Region. Eine Zeitenwende, die deutliche Spuren in den Überlieferungen hinterlässt.

    Die Frage: Können wir aus dem Zusammenbruch einer hoch entwickelten Zivilisation vor mehr als 3.000 Jahren für unsere Zeit Schlüsse ziehen? Clines erstes Buch entstand in den Jahren 2008 bis 2013, die durch Klimawandel und Waldbrände, sowie durch die Finanzkrise der Wall Street 2008 geprägt waren. Im Vorwort dieses Buches schreibt Cline direkt:

    Die griechische Wirtschaft ist am Ende. In Libyen, Syrien und Ägypten ist es zu revolutionsartigen Aufständen gekommen, fremde Mächte und ausländische Soldaten gießen Öl ins Feuer. Die Türkei befürchtet, in die Konflikte mit hineingezogen zu werden. Jordanien ist überfüllt mit Flüchtlingen. Der Iran wetzt die Messer und übt sich in Drohgebärden, während es auch im Irak drunter und drüber geht. Sie glauben, dies seien ein paar Schlagzeilen aus den aktuellen Nachrichten? Das stimmt zwar. Aber genauso war die Situation bereits vor mehr als 3000 Jahren, im Jahr 1177 v. Chr., als die Zivilisationen der Bronzezeit rund um das Mittelmeer nacheinander zusammenbrachen und den Lauf der Geschichte für immer veränderten.

    Mir sind solche direkten Parallelen immer etwas suspekt. Das Buch macht allerdings nachdenklich. Gerade weil es zeigt, das nicht eine Ursache allein all diese gut vernetzten Gesellschaften zu Fall brachte. Wie die Rezension in H-Soz-Kult zusammenfasst, war es (wie heute) eine Multikrise:

    Erdbeben, Klimawandel mit Dürre und Hungersnöten, Aufstände, Invasoren, die den lebensnotwendigen Fernhandel zum Erliegen brachten, private Fernhändler, welche die zentralisierten Palastwirtschaften aushebelten, und eben die sogenannten Seevölker. In Bezug auf die wieder verstärkt geführte Diskussion über die Auswirkungen des Klimas auf Gesellschaften hält Cline zu Recht fest, „dass es in dieser Region im Laufe der Geschichte ziemlich oft zu Zeiten der Dürre kam und dass sie meistens nicht zum Zusammenbruch einer ganzen Zivilisation führten“. Hinsichtlich der „Seevölker“ folgt er der momentan populären Forschungsmeinung, dass es sich bei ihnen um mehr oder weniger friedliche Migranten handelte, die als Flüchtlinge selbst Opfer des Kollapses waren, …..

    Damals (wie heute) handelte es sich also um komplexe, interagierende Gesellschaften und Handelsnetzwerke, die multiplen Störungen und Stressfaktoren ausgesetzt waren. Bis irgendwann die grundlegenden Lieferketten rissen und dadurch die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zum Zusammenbruch der Wirtschaften dieses „goldenen Zeitalters“ führte. Der Prozess dauerte allerdings viele Jahrzehnte, das Jahr 1177 v.Chr. ist daher nur eine Metapher.

    Nun legt Cline mit einem sich thematisch anschließenden Buch nach:  „Nach 1177 v. Chr.: Wie Zivilisationen überleben“. Dem widmet die WELT in dem von mir empfohlenen Artikel (der leider hinter der Bezahlschranke liegt) ein Interview mit dem Autor. Offensichtlich rückt Cline von seinem Untergangsszenario im ersten Buch etwas ab und betont den historischen Prozess des Wandels. Oder auch, wie aus dem Chaos eine neue Ordnung entsteht. Gesellschaften also überleben. Und er hat sicher recht, wenn er sagt:

    Nun zu glauben, dass wir nicht untergehen werden, weil wir „too big to fail“ wären, zu groß, um zu scheitern, könnte sich als zu überheblich erweisen. Tatsächlich sind alle Zivilisationen der Menschheitsgeschichte untergegangen oder haben sich in etwas völlig anderes verwandelt. Das war zum Beispiel beim römischen Reich der Fall, das zwar zusammenbrach, im Orient aber als byzantinisches Reich noch gut tausend Jahre weiterexistierte. Meiner Meinung nach ist die Frage also nicht, ob unsere Zivilisation untergehen wird, sondern wann. Und was wir dagegen tun können.

    Cline zeigt etwa, wie der internationale Handel und die gegenseitigen Verbindungen der Gesellschaften in der Bronzezeit möglicherweise ihren Untergang beschleunigt haben. Was auch bedeutet, dass Netzwerke, die für eine Wohlstandsgesellschaft Voraussetzung sind, wenn sie in Krisenzeiten zerreißen, den Zusammenbruch beschleunigen können.

    In der Bronzezeit haben internationale Beziehungen und der Handel dazu beigetragen, die miteinander verbundenen Gesellschaften – der Assyrer, Babylonier, Mykener und anderen – voranzubringen. Als es dann jedoch zu kriseln begann, gab es Probleme in der Versorgungskette, bei Getreide, Zinn und Kupfer. Die Material-Knappheit trug dann dazu bei, die Situation selbst zu verschlimmern, da die einzelnen Gesellschaften zu sehr davon abhängig waren: Nur die Ägypter hatten Gold, die Zyprer fast ein Monopol auf Kupfer und die Mykener auf Silber.

    Wen das nicht an unsere Gegenwart erinnert, dem ist schwer zu helfen. Und die Geschichte zeigt auch, die Völker reagierten sehr unterschiedlich. Am besten überlebten die Innovativen.

    Die Phönizier und Zyprer gehören tatsächlich zu denjenigen, die sich am besten geschlagen haben. Sie konnten schnell reagieren, weil sie fähig waren, zu erfinden und zu gestalten. So haben die Phönizier ihr Alphabet standardisiert und anschließend im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Sie entwickelten außerdem das Tyros-Purpur, das dann zu einem luxuriösen Farbstoff wurde. Sie haben ihre Produktion standardisiert und dann ebenfalls überall im Mittelmeerraum verbreitet.

    Die Zyprer übernahmen die führende Rolle in der Eisenproduktion und im Handel mit Eisenwaren. Sie bahnten den Weg in das Eisenzeitalter. Der Erfolg der Innovativen hing natürlich auch damit zusammen, dass die anderen und ihre Handelsflotten zusammenbrachen. Es stellt sich die Frage, ob der Westen und seine Demokratien im Fall des Falles, als Ganzes oder in Teilen zu den Innovativen gehören würde?

    Eine anschauliche Videodokumentation zum Thema findet man man in der ZDF-Mediathek. Einen interessanten Einblick in die Peripherie der damaligen Zeit und  die offensichtliche Bedeutung der Lieferketten auch für weit entfernte Regionen wie Nordeuropa zeigt diese Arte-Doku:

    Die Zeit zwischen 3300 und 1200 vor Christus brachte große Fortschritte in Siedlungsbau, Landwirtschaft und Technik. Im Mittelmeerraum entstanden in Mykene, Ägypten und Anatolien mächtige Kulturen, die durch Handel, Diplomatie und Krieg zu Wohlstand gelangten. Im Gegensatz dazu galt Nordeuropa als weniger entwickelt und friedlich. Die Entdeckung, dass hier eine große Schlacht stattfand, sowie die Überreste einer Brücke, die auf eine wichtige Handelsroute hindeuten, könnten ein neues Licht auf die Entwicklung der Region werfen.

    welt„All das, was 1177 v. Chr. zum Zusammenbruch führte, erleben wir heute wieder“Autor: Michel Bernier




    Verfehlte Klimaziele: Ein juristisches Extremwetterereignis


    piqer: René Walter

    In der vergangenen Woche haben fünf Umweltverbände und mehr als 50.000 Privatpersonen erneut eine „Verfassungsbeschwerde für eine klimagerechte Zukunft gegen die unzureichende Klimapolitik der Bundesregierung beim Bundesverfassungsgericht“ eingereicht, die sogenannte „Zukunftsklage„. Die Beschwerde wurde im Juni von Umwelt-Rechtsanwältin Roda Verheyen als „Verfassungsbeschwerde 2.0“ vorgestellt — wir erinnern uns: die erste Verfassungsklage im Jahr 2020 führte ein Jahr später zum historischen Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Klimaschutz erstmals in Verfassungsrang hob.

    Die jüngste Verfassungsklage bezieht sich unter anderem auf eine von den Beschwerdeführern Greenpeace und Germanwatch in Auftrag gegebene Studie des New Climate Institutes (hier als PDF), die Deutschland eine Verschleppung der Einhaltung der Klimaziele bescheinigt, vor allem im Verkehrssektor. „Durch die verspätete Umsetzung zusätzlicher Maßnahmen bei gleichbleibenden Zielen“, so die Pressemitteilung zur Studie, „ergeben sich im Vergleich zu früherem Handeln (…) nach 2030 deutlich höhere Änderungsraten in den Emissionspfaden“ mit einer „deutlich größere(n) Härte“ für die Bevölkerung. Sprich: Fahrverbote und stark steigende Preise für Mobilität und andere Konsumgüter, worunter besonders Menschen mit geringen Einkommen und bereits marginalisierte Gruppen leiden, die in ihrer Freiheit durch diese verschleppungsbedingt harten Maßnahmen besonders beschnitten werden. Genau dagegen richtet sich die erneute Verfassungsbeschwerde.

    Diese Verfassungsbeschwerde ist für Deutschland ein weiterer Meilenstein im international wachsenden Trend, Regierungen und Energiekonzerne juristisch zur Verantwortung zu ziehen und Klimaschutz durch die Gerichte zu erzwingen. Anfang September stellten die Organisationen Oil Change International und Zero Carbon Analytics einen Bericht über „Big Oil in Court“ vor, laut dem sich die Zahl der Klimaklagen alleine gegen Energiekonzerne seit 2015 verdreifacht hat: Derzeit werden 86 Klagen vor Gerichten verhandelt und 40 Verfahren befinden sich in der Schwebe.

    Auch eine internationale Mehrheit unterstützt Klimaklagen. So fand eine Umfrage unter 22.000 Teilnehmern aus 22 Ländern heraus, dass stattliche 72% aller Menschen einer Kriminalisierung von Handlungen zustimmen, die „ernsthafte Schäden an Natur und Klima verursachen“. Eine Umfrage unter Wählern in den USA kommt zu ähnlichen Ergebnissen und ein Ende August veröffentlichter Entwurf eines UN-Berichts zu Klimaschutz und Menschenrechten fordert „strengere Strafen für Unternehmen, die zum Klimawandel beitragen, inklusive rechtlicher Haftbarmachung für ‚Misinformation‘ zum Klimawandel, und ein Werbeverbot für die Fossil Fuel Industrie“. Und die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris könnte im Falle eines Wahlsieges dafür Sorge tragen, dass sich der juristische Druck auf Unternehmen und Regierungen weiter erhöht: Harris hatte als Kaliforniens oberster Staatsanwalt bereits mehrere Klagen gegen Ölkonzerne eingeleitet und Untersuchungen gegen Exxon und Volkswagen geführt.

    All das ist nur Vorrede zur eigentlichen Link-Empfehlung: einem neuen Paper im wissenschaftlichen Fachmagazin Nature, das 211 der Autoren des IPCC-Berichts nach ihrer persönlichen Einschätzung befragte, ob die Ziele des 2015er Abkommens von Paris eingehalten werden können. Die Ergebnisse sind eindeutig: Eine Mehrheit von 86% der IPCC-Autoren erwartet eine Erwärmung von mehr als 2°C zum Ende des Jahrhunderts, dem Minimalziel des Pariser Abkommens. Die durchschnittlich erwartete Temperaturerhöhung der IPCC-Experten beträgt 2,7°C, wobei die Erderwärmung aus 2,1°C begrenzt werden könnte, sollten alle Nationen ihre proklamierten Klimaziele einhalten. 58% der IPCC-Autoren schätzt die Chance, bis zum Jahrhundertende eine Erderwärmung um mehr als 3°C zu erreichen, auf mindestens 50%. Umfragen des Guardian vor wenigen Monaten unter 380 Klimawissenschaftlern kamen zu ganz ähnlichen Resultaten.

    Das Abkommen von Paris ist völkerrechtlich verbindlich und wurde bereits erfolgreich in einer Klage gegen Jair Bolsoneros Regierung in Brasilien juristisch als Menschenrechtsvertrag interpretiert und angewendet. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte in Entscheidungen im April den Klimaschutz zur Menschenrechtsfrage erklärt. Juristen derzeit diskutieren sogar, ob man Energiefirmen und Regierungen wegen „Klima-Totschlags“ juristisch belangen könnte.

    Der wissenschaftliche Konsens deutet also in eine Richtung, nach der die Klimaziele praktisch aller Nationen auf einem internationalen Level verfehlt werden, während eine neue Studie feststellt, dass diese Verfehlung der Klimaziele dazu führen wird, dass nicht weniger als 70% der Erdbevölkerung sich Extremwetterereignissen aller Art ausgesetzt sehen wird, verglichen mit „nur“ 20% bei eingehaltenen Klimazielen. Und zwar nicht 2100, sondern innerhalb der nächsten 20 Jahre mit „strong and rapid changes in extreme temperatures and rainfall“.

    Sollten auch nur ein Bruchteil dieser 70% in den kommenden Jahren und Jahrzehnten juristische Maßnahmen gegen diese Beschränkungen ihrer Freiheit und Verletzungen ihrer Menschenrechte ergreifen und gegen Regierungen und Unternehmen vor Gericht ziehen, werden sich Big Oil und die Klimapopulisten konservativer Regierungen einem Extremwetterereignis ganz anderer, nämlich juristischer Art ausgesetzt sehen. Immerhin ein Aspekt des Klimawandels, auf den man sich freuen kann.

    naturePerceptions of carbon dioxide emission reductions and future warming among climate expertsAutoren: Seth Wynes et al.




    Der Klimawandel erzwingt geordnete Flächenrückzugspläne


    piqer: Ole Wintermann

    In diesem spannenden Long Read bei „FastCompany“ geht es um den geordneten Rückzug von Immobilienbesitzern aus einem vom Klimawandel zunehmend bedrohten Gebiet. Im Zentrum steht eine Region in South Carolina, die immer häufiger von Überschwemmungen betroffen ist, die teils Ergebnis von vorher nicht bekanntem Starkregen oder aber von Stürmen sind.

    Der Autor hat Gespräche mit Maklern, Verwaltungsmitarbeitern, mit Immobilienbesitzern geführt, die ihr Haus angesichts der Überschwemmungen bereits verkauft oder aber nicht verlauft haben. Er zeigt anhand der unterschiedlichen Verkaufsprozesse, dass wir in Ergänzung der formalen Bebauungspläne für den Neubau tatsächlich auch „staatlich verwaltete Rückbaupläne“ benötigen, um geordnete „Buyouts“ und Planbarkeit für die betroffenen Immobilienbesitzer zu garantieren. In den Gegenden, in denen es keine klare Regelung für die Auskunftspflichten der Makler gegenüber Käufern gibt oder in denen auch keine öffentlichen Überschwemmungskarten existieren, gibt es Spekulationsgewinne für die Makler und geschädigte Käufer, die nun in eigentlich nicht mehr bewohnbaren Häusern wohnen.

    Solche Erkenntnisse wären sicher für die Menschen im Ahrtal nach der Katastrophe nützlich gewesen.

    fast companyHow deep-red South Carolina became a model for climate resilienceAutor: Daniel Shailer




    So soll es mit der UNO weitergehen


    piqer: Jürgen Klute

    In den vergangenen Tagen habe ich bereits zwei Mal Artikel zur UNO-Zukunftskonferenz empfohlen: hier und hier. Diese kleine Reihe will ich heute vervollständigen und abschließen mit einem Artikel von Amélie Bottollier-Depois im Tageblatt Lëtzebuerg.

    Am 22. September 2024 haben die UN-Mitgliedsstaaten einen Zukunftspakt beschlossen, der Antworten auf die globalen Herausforderungen vom Klimawandel bis zu militärischen Konflikten geben soll. Bottollier-Depois stellt den Kern des 56 Punkte umfassenden Zukunftspakts vor und ordnet ihn kurz politisch ein.

    TageblattUN-Staaten verabschieden Zukunftspakt zu globalen HerausforderungenAutor: Amélie Bottollier-Depois




    Leak aus Putins Desinformations-Fabrik


    piqer: René Walter

    Facebook/Meta hatte Anfang der Woche mehrere russische Staatsmedien, unter anderem Russia Today (RT), gesperrt aufgrund von „Verschleierungstaktiken zur Ausführung von verdeckten Online-Operationen“. Die Sperre folgte einer Anklageerhebung des amerikanischen Justizministeriums gegen Mitarbeiter von RT, die „versucht haben (sollen), mit Propaganda, Bestechung und Hacking Einfluss auf westliche Demokratien zu nehmen und die öffentliche Meinung zu manipulieren“ (Social Media Watchblog). Unter anderem hatten die RT-Mitarbeiter rechte amerikanische Influencer (u.a. die prominenten Youtuber Tim Pool und David Rubin) verdeckt angeworben und bis zu 400.000 Dollar pro Monat für die Verbreitung russischer Propaganda gezahlt. Insgesamt sollen rund 10 Millionen Dollar geflossen sein.

    Nun zeigt ein Leak von Dokumenten der russischen SDA („Social Design Agency“), offensichtlich der Nachfolger der berühmt-berüchtigten IRA („Internet Research Agency“, besser bekannt als „Putins Troll Armee“), dass diese Episode nur die Spitze des Eisbergs von Russlands Desinformations-Fabrik darstellt. Ein internationales Team aus Reportern, unter anderem von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung, konnten nun interne Dokumente der SDA auswerten.

    Die investigative Nachrichtenseite VSquare, ein internationales Team aus Journalisten und News-Organisationen aus Polen, Ungarn, Tschechien und der Slovakei, die ebenfalls Einblicke in den jüngsten Leak erhielten, berichten über die neue professionalisierte Desinformations-Fabrik:

    The leak reveals how the SDA operates as a center for psychological warfare. Its “army” consists not of soldiers, but of meme creators and internet trolls. According to internal records, the agency employs “ideologists”, eight “commentators,” and a “bot farm operator.”
    The scale of disinformation production is astonishing. A leaked report claims that in the first four months of 2024, the SDA’s bot army, dubbed the “Russian Digital Army,” generated 33.9 million comments. They also claim to have produced 39,899 “content units” on social media, including 4,641 videos and 2,516 memes and graphics.
    Clear quotas are set. For example, in one project targeting Germany and France, the quotas were as follows: “Cartoons – 60 units. Memes – 180 units. Article comments – 400.”
    There are hundreds of examples of memes in the leaked documents, some of which were created by cartoonists employed by the SDA.

    In einem internen Video trägt SDA-Chef Ilya Gambashidze einen Hoodie mit dem Aufdruck „Russian Ideological Troops“. Die Ziele der SDA: „im Westen gezielt Stimmung für Russlands Narrative zu machen – und bestehende gesellschaftliche Konflikte zu verstärken.“

    Genau das waren bereits die erklärten Ziele der ehemaligen IRA, deren Einflussnahme auf die 2016er Wahlen in den USA bekanntermaßen eben nicht nur durch Unterstützung rechter Narrative lief, sondern durch Unterstützung und Verbreitung sämtlicher polarisierender Inhalte. So kaufen russische Firmen politische Anzeigen auf Facebook, die mal Black Lives Matter, dann wieder Trump, dann wieder radikale No Policing-Forderungen unterstützten, mit dem Zweck die Gesellschaft als Ganzes zu destabilisieren. Der Impact der einzelnen Maßnahmen ist von Fachleuten umstritten, gleichzeitig aber nannte der ehemalige NSA-Chef Michael Hayden die russische Desinformations-Kampagne die „erfolgreichste verdeckte Einfluss-Operation der Geschichte“.

    Während die IRA vor wenigen Jahren noch halb-chaotisch mit relativ wenigen Mitarbeitern vorging, deuten die geleakten Dokumente auf eine Professionalisierung hin. So seien etwa Listen mit „rund hundert Namen und Aufgabengebiete fester und freier Mitarbeiter“ ausgewertet worden, die Memes und russische Narrative in Sozialen Medien streuen oder mit der „Doppelgänger“-Methode die Websites bekannter Medienmarken fälschen, um Falschnachrichten zu verbreiten. Correctiv.org beschäftigt sich mit letztgenannter Desinformations-Kampagne schon seit längerem und erst Anfang September hatte das US-Justizministerium „dutzende Internet-Domains der von der russischen Regierung gesteuerten Doppelgänger-Kampagne abgeschaltet„, während das FBI in einem Dossier schrieb, dass das „russische psy-ops (psychological operations) team Deutschland als speziell anfälliges Ziel für russische Einflussnahme ausgemacht habe“. Wir erinnern uns an die AFD-Spionage-Affäre vom April, laut der unter anderem auch Gelder aus Russland flossen. In einer internen Beschreibung der „Doppelgänger“-Kampagne schreiben die russischen Propagandisten: „Wir unterstützen die Partei mit allen Mitteln“ und es solle „das Bild von Märtyrern, die für die Demokratie und Deutschlands nationale Interessen litten“ geschaffen werden. Klappt hervorragend, wie die EU-Wahlen und die Ergebnisse aus Thüringen zeigen.

    Der von mir hier empfohlene Text auf Tagesschau.de bildet eine gute Übersicht zum neusten Leak. Für eine tiefgehendere Lektüre zu aktuellen Entwicklungen von Putins Online-Propaganda-Maschinerie hier noch einige Artikel aus den vergangenen Wochen, die sich mit Details und weiteren, umfassenderen Kontexten beschäftigen:

    tagesschauTiefe Einblicke in Putins LügenmaschineAutoren: Petra Blum, Florian Flade, Palina Milling, Katja Riedel, Luzius Zöller, Manuel Bewarder & Sebastian Pittelkow




    Oberste deutsche Ideenschmiede – die Sprind


    piqer: Jannis Brühl

    Aus der Reihe „wenig bekannte, aber interessant-nerdige Regierungsprojekte“ kommt diese Reportage von Christoph Koch aus dem SZ-Magazin: Er stellt die Sprind vor, die Bundesagentur für Sprunginnovationen. Sie fördert Ideen und Start-ups, aus denen Patente (zum Beispiel für extrem hohe Windräder) und Produkte entstehen sollen, die die Gesellschaft weiterbringen.

    Die Agentur will so etwas wie die deutsche Arpa (bzw. Darpa) sein. Das US-Vorbild entwickelte nicht nur die Urform des Internets, sondern auch „die Computermaus, die Saturn-Raketen der NASA-Mondmission und das Ortungssystem GPS“ (und war am mRNA-Boom beteiligt). So viel hat Sprind der Welt noch lange nicht geschenkt, aber der Artikel zeigt, wie zäh und spannend die Arbeit an solchen Ideen ist – und die Rolle, die der Staat beziehungsweise Steuerzahler dabei spielt. Schließlich gehört zum Rezept des Silicon Valley auch die oft vergessene Rolle staatlicher Förderungen, Entwicklungen und der Militärforschung.

    Es geht nicht einfach nur um irgendeine Behörde, es geht auch um die Fragen: Wie entsteht Innovation? Wie kommen wirklich nützliche Ideen in die Welt? Eine Antwort lautet: Altruismus hilft. Sprind ist bereit, auch Geld zu versenken – ein Vorteil staatlicher Förderstellen im Vergleich zu Risikokapitalgebern.

    Und: Offene Forschung und ein Gemeinschaftsgefühl sind für Erfinder oft Ehrensache. Koch beschreibt das anhand eines Wettbewerbs, in dem Erfinderteams selbstständig navigierende Drohnen gegeneinander antreten lassen. Stürzt eine Drohne ab, gibt es Verbesserungsvorschläge vom Gegner.

    Ich habe gelernt: Gute Ideen sind zum Teilen da.

    sueddeutscheWie der Staat Erfindungen fördertAutor: Christoph Koch


    Info: https://makronom.de/zukunftsklagen-zoelle-sprind-47415?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=zukunftsklagen-zoelle-sprind


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Nachrichten von Pressenza: Oldies for Kids – Ziele und Methoden einer neuen Altenbewegung

    aus e-mail von <newsletter@pressenza.com>, 25. September 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 25.09.2024


    Oldies for Kids &#8211; Ziele und Methoden einer neuen Altenbewegung


    Die Menschen leben heute länger als früher, jedenfalls in den europäischen Ländern des Westens. Und die Lebenserwartung steigt. Viele Ältere bleiben aufgrund von Lust oder Not länger im Erwerbsleben. Viele übernehmen nach der Verrentung neue Aufgaben, die zum Teil mit&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/09/oldies-for-kids-ziele-und-methoden-einer-neuen-altenbewegung/


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    Trostfrauen-Statue „Ari“ soll schon am Samstag abgerissen werden


    Trotz großer Unterstützung und anhaltender Protest gegen den Abriss der „Trostfrauen“-Statue „Ari“ plant der Bezirk Berlin-Mitte den Abriss am kommenden Samstag. Dies geschieht, obwohl sowohl der Antrag der Bezirksverordnetenversammlung als auch ein von 3.100 Bürgern unterstützter Einwohnerantrag den Erhalt der&hellip;

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    Sprachlupe: So kann ChatGPT schreiben, ohne zu denken


    Wo steckt ein kluger Kopf? Gewiss beim Autor eines Buches über KI, aber laut ihm nicht bei dieser, nur bei den Fachleuten dahinter. Daniel Goldstein für die Online-Zeitung INFOsperber «Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.» Dieses Zitat stellt der Wissenschaftsjournalist&hellip;

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    Streiten? Ja, unbedingt!


    Demokratie ist nicht unbedingt Gemeinschaft, sondern vor allem Gesellschaft – das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Interessen, Sichtweisen und Meinungen. Es braucht den Kompromiss und den Konsens. Zuvor aber produktiven Streit, Gegenrede und öffentliche Debatte – das ist der Sauerstoff für die Demokratie.&hellip;

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    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Scheiternde High-Tech-ProjekteDrei strategische High-Tech-Projekte in Deutschland – zwei Chipwerke, eine Batteriefabrik – sind vom Scheitern bedroht; das trifft die Bundesrepublik in einer Wirtschaftskrise und deutet auf weiteren ökonomischen Abstieg hin.

    german-foreign-policy.com, 25. September 2024


    HEIDE/ENSDORF/MAGDEBURG (Eigener Bericht) – Drei strategische Milliardenprojekte zur Ansiedlung zentraler High-Tech-Industrien in Deutschland verzögern sich und sind vom Scheitern bedroht. Schon seit geraumer Zeit ist bekannt, dass sich der milliardenschwere Bau einer Halbleiterfabrik des US-Unternehmens Wolfspeed im saarländischen Ensdorf bis mindestens 2026 verschieben wird. Mittlerweile wird sogar über seine Absage spekuliert. Ähnlich verhält es sich mit dem geplanten Intel-Werk in Magdeburg, das 30 Milliarden Euro kosten soll; sein Bau wird ebenfalls verschoben und könnte, zumal Intel von der Übernahme durch einen Rivalen bedroht ist, ebenfalls aufgegeben werden. Darüber hinaus kann auch der Bau einer riesigen Batteriefabrik des schwedischen Start-ups Northvolt im norddeutschen Heide nicht mehr als gesichert gelten: Northvolt hat sich übernommen, muss gut ein Fünftel seiner Mitarbeiter entlassen und Firmenteile verkaufen. Die Chipwerke sowie die Batteriefabrik sollen es Deutschland erleichtern, sich in der weltweiten Rivalität um zentrale Zukunftstechnologien zu behaupten. Die Aussicht, dazu nicht in der Lage zu sein, trifft die Bundesrepublik mitten in einer harten Wirtschaftskrise.


    Zitat: Von Ostasien dominiertDas schwedische Start-up Northvolt war in den vergangenen Jahren als große europäische Hoffnung in der Batterieherstellung gepriesen worden. Batterien wird strategische Bedeutung zugeschrieben; Experten betonen, neben dem Personenverkehr seien etwa der zukünftige Transportsektor oder auch die Rüstungsbranche ohne sie nicht mehr denkbar.[1] Umso schwerer wiegt es aus Sicht Berlins und Brüssels, dass der globale Batteriemarkt zur Zeit fast ausschließlich von ostasiatischen Konzernen bedient wird; die größten Anteile halten CATL (China, 36,9 Prozent), BYD (China, 15,8 Prozent) und LG Energy Solution (Südkorea, 13,8 Prozent) vor Panasonic (Japan, 6,8 Prozent), SK On (Südkorea, 5,1 Prozent) sowie CALB (China, 4,7 Prozent).[2] Northvolt sollte, gestützt vor allem auf Abnehmer aus Europa, in der Branche einen rasanten Aufstieg hinlegen. Dazu suchte das Unternehmen sich äußerst breit aufzustellen. Hatten die großen ostasiatischen Batteriehersteller sich in ihren ersten Jahren in der Regel ausschließlich auf ihr Kerngeschäft fokussiert, so war Northvolt bemüht, große Teile der Wertschöpfungskette abzudecken, beispielsweise auch Kathoden herzustellen und Recycling einzubeziehen.[3] Damit hat das Unternehmen sich aber wohl übernommen.


    Verzögert

    So erreicht das Unternehmen in seiner Gigafactory im nordschwedischen Skellefteå, in der perspektivisch eine Jahreskapazität von bis zu 16 Gigawatt erreicht werden soll, derzeit nicht einmal ein Gigawatt. Das hat zur Folge, dass Käufer, die Batterien schon bald benötigen, abspringen; BMW etwa hat kürzlich einen Vertrag im Wert von zwei Milliarden US-Dollar gekündigt. Zugleich drohen, weil der Absatz von Elektroautos in Europa stockt, Kunden auf mittlere Sicht mangels Bedarfs wegzubrechen, was den Absatz schwächt. Im vergangenen Jahr ist der Verlust von Northvolt von 285 Millionen US-Dollar auf 1,2 Milliarden US-Dollar in die Höhe geschnellt. In den vergangenen Wochen hat sich die Firmenleitung gezwungen gesehen, Unternehmensteile – etwa die Kathodenherstellung – abzustoßen und zudem 1.600 von 7.100 Mitarbeitern zu entlassen.[4] Für Deutschland hat die Schwächephase der Firma doppelt Folgen. Zum einen trifft sie Volkswagen und BMW, die Anteile von 21 bzw. 2,8 Prozent an Northvolt halten. Zum anderen steht womöglich die Zukunft der geplanten Fabrik im norddeutschen Heide in Frage, die perspektivisch Batterien mit jährlich 60 Gigawatt ausstoßen sollte, subventioniert mit 900 Millionen Euro vom deutschen Staat. Aktuell räumt Northvolt nur mögliche Verzögerungen beim Bau des Werkes ein. Ob es dabei bleibt oder ob der Bau komplett abgesagt werden muss, wird sich zeigen.


    Verschoben

    Schwierigkeiten treten auch bei einem weiteren Vorhaben auf, mit dem die Bundesregierung die Ansiedlung modernster Technologien in Deutschland vorantreiben will: bei der Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid, die der US-Chiphersteller Wolfspeed gemeinsam mit dem Kfz-Zulieferer ZF im saarländischen Ensdorf errichten will. Siliziumkarbid-Chips verlängern die Reichweite von Elektroautos und verkürzen die Ladezeiten. Wolfspeed erhält für die bis zu drei Milliarden Euro teure Fabrik staatliche Subventionen in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Euro.[5] Der Baubeginn verzögert sich aber. War er zunächst für 2023 in Aussicht gestellt, zu Jahresbeginn dann von 2024 auf 2025 verschoben worden, so heißt es jetzt, vor 2026 sei nicht mit dem Start der Arbeiten zu rechnen. Genannt werden verschiedene Gründe. Zum einen läuft das Heimatgeschäft des US-Konzerns nicht rund; Wolfspeed verzeichnete zuletzt steigende Verluste und sah sich infolgedessen gezwungen, die Summen, die für Neuinvestitionen zur Verfügung stehen, erheblich zu reduzieren. Wo die mehr als zwei Milliarden Euro herkommen sollen, die das Unternehmen trotz der deutschen Subventionen für die Fabrik in Ensdorf aufbringen muss, ist unklar.[6] Zum anderen steigt die Nachfrage nach Siliziumchips nicht so rasch wie erhofft. Längst wird über die Absage des Projekts spekuliert.


    Abgestürzt

    Möglicherweise vor dem Scheitern steht auch das mit Abstand teuerste der Vorhaben, mit denen die Bundesregierung die Ansiedlung modernster High-Tech-Branchen in Deutschland vorantreiben wollte: der Bau einer Fabrik des Halbleiterkonzerns Intel in Magdeburg. Intel, bereits 1968 gegründet und einst der wertvollste Chiphersteller weltweit, hat zuletzt stark an Wert verloren. Eine der Hauptursachen ist, dass der Konzern vom aktuellen Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) kaum profitiert; er stellt Halbleiter vor allem für Computer und für Rechenzentren her, nicht aber KI-Chips, die gegenwärtig die mit Abstand größten Gewinne erzielen. Intel hat dabei zuletzt nicht nur an der Börse massiv an Wert verloren – mehr als 50 Prozent –, sondern auch Umsatzrückgänge verzeichnet und harte Verluste hinnehmen müssen. Darüber hinaus will der Konzern rund 15.000 Mitarbeiter entlassen.[7] Laut Berichten könnte er sogar von seinem Rivalen Qualcomm übernommen werden. Die Aussichten des Konzerns werden als düster beschrieben. Ein Branchenexperte wird mit der Einschätzung zitiert, seine Zukunft hänge letzten Endes davon ab, ob eine neue Technologie, die 2025 eingeführt werden solle, sich als erfolgreich erweise. Sei das der Fall, dann könne Intel auf neue Gewinne hoffen. Sei das nicht der Fall, dann könne es „zu spät“ für einen Kurswechsel sein.[8]


    Zur Disposition gestellt

    Ausgerechnet Intel nimmt in den aktuellen Planungen der Bundesregierung einen zentralen Stellenwert ein. Der Konzern wollte in Magdeburg eine hochmoderne Halbleiterfabrik errichten – für insgesamt mehr als 30 Milliarden Euro. Davon sollten etwa zehn Milliarden Euro vom deutschen Staat als Subventionen gezahlt werden. Die Produktion sollte 2027 starten und den Stellenwert der Bundesrepublik als Halbleiterstandort beträchtlich erhöhen. Anfang vergangener Woche teilte Intel-Chef Patrick Gelsinger allerdings mit, aufgrund der aktuellen Schwierigkeiten des Chipherstellers werde der Baubeginn in Magdeburg um mindestens zwei Jahre verschoben. Nicht nur die Krise des Konzerns, auch Äußerungen, die Gelsinger tätigte, wecken freilich Zweifel daran, ob das Werk in Magdeburg überhaupt noch gebaut wird. So erklärte der Intel-Chef in einem Schreiben an die Mitarbeiter des Konzerns, man habe unlängst „unsere Kapazitäten in Europa durch unsere Fabrik in Irland erhöht“; diese werde „auf absehbare Zeit unser wichtigstes europäisches Drehkreuz bleiben“.[9] Der Baubeginn in Magdeburg, betonte Gelsinger, hänge von der künftigen Nachfrage nach Halbleitern ab. Demnach kann der Bau der teuersten der in Deutschland geplanten Fabriken nicht mehr als gesichert gelten.


    Vom weiteren Abstieg bedroht

    Nicht vom Scheitern bedroht sind nach aktuellem Stand die beiden Halbleiterfabriken, die TSMC aus Taiwan und der deutsche Infineon-Konzern in Dresden errichten. Dennoch galten auch die Chipwerke von Wolfspeed und von Intel als erforderlich, um Deutschland in der globalen Konkurrenz um zentrale Zukunftstechnologien nicht noch weiter zurückfallen zu lassen. Dasselbe galt für die Northvolt-Batteriefabrik. Die Aussicht, die drei Werke könnten gravierenden Problemen der Mutterkonzerne zum Opfer fallen, trifft Deutschland mitten in einer rasant eskalierenden Wirtschaftskrise, die seine drei ertragreichsten Branchen – Kfz, Maschinenbau, Chemie – bedroht (german-foreign-policy.com berichtete [10]). Sie verstärkt die Aussicht auf einen fortgesetzten ökonomischen Abstieg der Bundesrepublik.

     

    [1] Richard Milne: Europe’s great battery hope Northvolt fights for survival. ft.com 19.09.2024.

    [2] Marie Mannes: Northvolt to axe 1,600 jobs as Europe’s EV hopes stall. reuters.com 23.09.2024.

    [3] Richard Milne: Europe’s great battery hope Northvolt fights for survival. ft.com 19.09.2024.

    [4] Northvolt bei Heide: Was bedeuten die Entlassungen in Schweden? ndr.de 24.09.2024.

    [5] Bernd Freytag, Benjamin Wagener: Amerikaner wollen mehr Subventionen für saarländische Chipfabrik. faz.net 30.03.2024.

    [6] Martin-W. Buchenau, Joachim Hofer: Der Plan für ein Chipwerk im Saarland wankt. handelsblatt.com 23.08.2024.

    [7] Intel wird Übernahmekandidat. Frankfurter Allgemeine Zeitung 23.09.2024.

    [8] Asa Fitch: How Intel Fell From Global Chip Champion to Takeover Target. wsj.com 21.09.2024.

    [9] Joachim Hofer, Julian Olk: Chipkonzern verschiebt Baustart von Werk in Magdeburg um Jahre. handelsblatt.com 16.09.2024.

    [10] S. dazu Das Ende des deutschen Exportmodells.


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9695


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    24.09.2024

    Schlagzeile




    Info:


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    24.09.2024

    „Die EU ein Komplize beim Zulassen von Völkermord“

    nachdenkseiten.de, 24. September 2024 um 9:00 Ein Artikel von Rolf-Henning Hintze

    Die palästinensische Journalistin Ashira Darwish, die bereits mehrmals wegen ihrer Arbeit inhaftiert wurde, lebt nun aus Gründen der eigenen Sicherheit in den USA. Ashira Darwish hat 15 Jahre als Radio- und Fernsehjournalistin sowie investigativ in Palästina gearbeitet, u.a. für die BBC, Amnesty International und Human Rights Watch. Sie ist Gründerin eines Therapieprojekts für Traumatisierte namens Catharsis Holistic Healing und Hauptfigur im Dokumentarfilm „Where Olive Trees Weep“ (2024), der vom Kampf und der Widerstandskraft der Palästinenser unter israelischer Besatzung erzählt. Rolf-Henning Hintze hat Ashira Darwish für die NachDenkSeiten interviewt.


    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

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    Rolf-Henning Hintze: Das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehprogramm ARD ließ kürzlich erstmals einen palästinensischen Familienvater, den israelische Soldaten in Gaza als menschlichen Schutzschild eingesetzt hatten, über seine Erfahrungen sprechen. Ist diese militärische Praxis, obwohl sie eine schwere Verletzung des Völkerrechts ist, bei der israelischen Armee an der Tagesordnung?

    Ashira Darwish: Menschliche Schutzschilde werden von israelischen Soldaten systematisch eingesetzt, das wird in der Armee nicht bestraft. Seit Langem haben wir gesehen, dass Soldaten Männer, Frauen und manchmal sogar Kinder als Schutzschilde einsetzen. In Gaza ist das eine normale Praxis und wird auch im Westjordanland angewendet. In vielen Fällen setzen sie Gefangene in Handschellen und mit verbundenen Augen ein. Die traurige Realität ist, dass dies noch nicht einmal die schlimmsten Verletzungen des Völkerrechts sind im Vergleich zu den Folterkellern, die Israel betreibt.

    Einige deutsche Gruppen, die Palästina unterstützen, zeigen in Veranstaltungen den Dokumentarfilm „Wo die Olivenbäume weinen“. Dieser Film wird im deutschen Fernsehen wohl kaum gezeigt werden, denn er enthält Einzelheiten über Folter, die auch Sie selbst in der Haft erlitten haben. Könnten Sie kurz etwas über Ihre Erfahrungen in der Haft sagen?

    Ich würde empfehlen, sich den Film anzusehen, dann erfährt man, was die Palästinenser täglich auszuhalten haben. Der Film kann gegen eine Spende oder kostenfrei heruntergeladen werden (es existieren bereits Fassungen mit Untertiteln u.a. in Arabisch, Hebräisch, Chinesisch, Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Indonesisch und Portugiesisch; Anm. d. Red.). Die Folter, die ich zu erleiden hatte, ist nichts im Vergleich zu dem, was Israel jetzt und schon sehr lange macht. Systematische Folter von Gefangenen wird nicht nur akzeptiert, sondern von der israelischen Gesellschaft sogar gutgeheißen. Unlängst gab es nach dem Tod durch Missbrauch von Palästinensern, die ohne Anklage inhaftiert waren, Forderungen, den Missbrauch von Palästinensern zu legalisieren.

    Weshalb sind Sie verhaftet worden?

    Wegen meiner journalistischen Arbeit. Ich war Reporterin eines Radiosenders, wegen meiner Berichte wurde ich festgenommen. Zum ersten Mal wurde ich mit 16 Jahren festgenommen, als wir auf einer Demonstration Protestlieder sangen.

    Sie haben als Journalistin für die BBC und andere Medien aus Palästina und Israel berichtet. Welche zwei oder drei Vorfälle sind Ihnen besonders in Erinnerung?

    Während meiner journalistischen Arbeit habe ich vor allem über Korruption in der Palästinensischen Autonomiebehörde berichtet. Als ich später für eine Menschenrechtsorganisation recherchierte, gingen mir die Augen über die Brutalität und Folter der palästinensischen Behörde auf. Es gab auch außergerichtliche Tötungen palästinensischer Widerstandskämpfer. Es wurde mir klar, dass die Behörde die fortgesetzte Besatzung wegen finanzieller Vorteile unterstützte und, um ihre Macht im Westjordanland zu sichern. Als ich über israelische Brutalität arbeitete, waren das Töten und die Folter palästinensischer Kinder das Schockierendste für mich.

    Aus welchen Gründen haben Sie Ihr Land verlassen, um in die USA zu gehen und dort eine andere Arbeit zu übernehmen?

    Aus Gründen der Vorsicht. Ich wollte verhindern, dass die israelische Armee hinter mir und meiner Familie her ist – als Strafe für meine Beteiligung an dem Film. Menschen werden ja bereits für Meinungsäußerungen auf Facebook festgenommen, also wollte ich sicher sein.

    Die Mehrheit der Menschen in Gaza ist zweifellos schwer traumatisiert. Meinen Sie, dass israelische Soldaten aufgrund der Handlungen, die sie getan haben oder begehen, ebenfalls traumatisiert werden?

    Ich bin sicher, dass israelische Soldaten extrem traumatisiert sind, und wir werden die Effekte dessen, was sie getan haben, sehen. Diejenigen, die gezwungen wurden, Kinder zu töten und Gefangene zu vergewaltigen, werden jeden Tag damit zu tun haben. Für sie ist Brutalität etwas Normales geworden, sie werden auch in ihrer Umgebung und in ihren Häusern so handeln.

    Die große Mehrheit der Länder des globalen Südens unterstützt Palästinas Recht auf einen unabhängigen Staat und kritisiert Israels Politik der illegalen Siedlungen und Unterdrückung. So lange aber die starke Unterstützung der USA für Israel anhält, wird Netanjahu seine Politik wahrscheinlich kaum ändern. In Europa herrscht die Meinung vor, die EU könne wenig tun, um Änderungen in Israel zu bewirken. Es gibt aber auch Stimmen, die sich für starken wirtschaftlichen Druck auf Israel, z.B. durch das Aussetzen des EU-Assoziierungsabkommens, einsetzen. Wie sehen Sie das?

    Mit ihrem Schweigen ist die EU ein Komplize beim Zulassen von Völkermord, und Deutschland unterstützt den Völkermord finanziell und durch große Munitionslieferungen. Dies verstößt nicht gegen das Völkerrecht, das die EU respektiert, wenn es ihr nützt. Respekt für das Völkerrecht gibt es nur, wenn die Betroffenen Weiße sind. Es kann aber eine Menge getan werden, um die EU für ihr Schweigen verantwortlich zu machen. Nötig wären eine Verstärkung des Boykotts und auch juristische Klagen gegen Staaten, die Israel unterstützen. Je mehr Aktionen und Druck auf die EU ausgeübt werden, um den Völkermord zu beenden, desto mehr Hoffnung haben wir.

    Der jüdische Autor Nathan Thrall hat für sein jüngstes Buch den Pulitzerpreis erhalten. In einem Interview der Frankfurter Rundschau sagte er, eine Lösung für Palästina sehe er erst in Jahrzehnten. Sehen Sie das anders?

    Ich habe mit Nathan zusammen an seinem Buch gearbeitet und ich schätze ihn außerordentlich, aber ich habe das Gefühl, dass Palästina der Befreiung nahe ist. Ich denke, dass Israels Völkermord selbstmörderisch ist – damit werden alle Brücken der Koexistenz mit den Palästinensern zerstört. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das zu Bruch geht.

    In sehr ungewöhnlicher Weise hat der jordanische Außenminister Aiman al-Safadi kürzlich die starke deutsche Unterstützung für Israel kritisiert. In einer Pressekonferenz fragte er in Anwesenheit von Außenministerin Annalena Baerbock in Amman, wann Deutschland Sanktionen gegen jene verhängen werde, die das Völkerrecht und das humanitäre Völkerrecht verletzen. Ist diese Haltung in arabischen Ländern verbreitet und würde das Deutschlands Ansehen in der Region beschädigen?

    Deutschlands Ansehen hat in der arabischen Welt bereits gelitten, und auch in Europa. Die Unterstützung für den Völkermord ist offenkundig, und Deutschland, das einen Völkermord an Juden und anderen Minderheiten beging, trägt jetzt wieder zu einer ethnischen Säuberung von Palästinensern bei, anstatt eine klare Haltung gegen Völkermord einzunehmen.


    Titelbild: Pressefoto von „Where Olive Trees Wheep


    Rubriken: Audio-Podcast Interviews Israel Militäreinsätze/Kriege


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    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=121751


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    24.09.2024

    Ein europäischer Putsch? Die aktuelle Entwicklung der EU aus Sicht eines italienischen Linken

    nachdenkseiten.de, 24. September 2024 um 10:00 Ein Artikel von Maike Gosch

    Ein Interview mit dem italienischen Autor und Journalisten Thomas Fazi über die EU als demokratisches oder antidemokratisches Projekt und seine aktuelle Studie „Der stille Putsch – der Griff der Europäischen Kommission nach der Macht“. Das Interview hat Maike Gosch geführt und aus dem Englischen übersetzt.

    Thomas Fazi ist ein vielfach ausgezeichneter italienischer Autor und Journalist, der sich selbst als Sozialist bezeichnet. Seine Artikel sind in zahlreichen Online- und Printpublikationen erschienen, u.a. ist er Kolumnist für das britische Magazin UnHerd und Redakteur des US-amerikanischen Magazins Compact. Kürzlich hat er eine europapolitische Studie mit dem Titel „The silent coup – The European Commission’s power grab“ (
    „Der stille Putsch – der Griff der Europäischen Kommission nach der Macht”) (https://brussels.mcc.hu/uploads/default/0001/01/7666e85398a4a98b88a3095b7de70ff37f740172.pdf) veröffentlicht. Wir sprechen mit ihm im heutigen ersten Teil des Interviews über die Vorgeschichte dieser Entwicklung und darüber, inwieweit die EU demokratisch konstituiert und legitimiert ist oder es je war, was ihre „wahre Geschichte“ ist und wie sie sich aktuell entwickelt. Im zweiten Teil werden wir genauer auf Fazis aktuelle Studie eingehen.


    Ist Kritik an der EU ein Monopol der Rechten?


    Maike Gosch: Lieber Thomas Fazi, könnten Sie uns zum Einstieg und als Hintergrund ein wenig über sich und Ihren Werdegang erzählen?

    Thomas Fazi: Politisch gesehen war meine Feuertaufe Ende der 90er- / Anfang der 2000er-Jahre mit der Antiglobalisierungsbewegung. Das war es eigentlich, was mich in die Politik gebracht hat. Ich gehörte zu dem, was man als radikale Linke oder sozialistische Linke bezeichnen könnte, als die Linke noch nicht völlig durchgedreht war – auch wenn einige frühe Anzeichen dafür bereits vorhanden waren. Das war eine sehr aufregende Zeit, um in der Politik tätig zu sein. Es war die erste Massenbewegung, die im Westen seit mehr als einem Jahrzehnt aufgekommen war. Und ich würde auch sagen, dass es die letzte große linke Massenbewegung war, die wir im Westen hatten und die noch ein paar Jahre anhielt und sich nach dem 11. September und dem Beginn der Kriege nach dem 11. September zu einer Antikriegs- oder Friedensbewegung entwickelte.

    Danach, Mitte der 2000er-Jahre, erlosch die Bewegung aus einer Reihe von Gründen, und viele von uns zogen sich aus der aktiven Politik zurück. Als Folge des Zusammenbruchs der Bewegung zogen wir uns in unser Privatleben zurück. Auch ich habe mich eine Zeit lang aus der Politik zurückgezogen, bis die Finanzkrise kam. Das hat mein Interesse an den Geschehnissen in der Welt wieder geweckt, insbesondere als die Krise Europa erreichte und sich zur sogenannten „Staatsschuldenkrise” entwickelte. Mir wurde klar, dass ich, obwohl ich mich schon sehr lange für Politik interessiere und engagiere, nicht wirklich verstand, worum es bei der Finanzkrise oder der Eurokrise ging, aber ich erkannte, dass die offizielle Darstellung keinen Sinn ergab. Also begab ich mich auf eine intellektuelle Reise und habe mich sehr fundiert mit Wirtschaft beschäftigt, um Politik besser zu verstehen. Das führte dazu, dass ich mein erstes Buch schrieb, „The Battle for Europe”, das 2014 erschien und eine Art Gegengeschichte zur Eurokrise aus einer heterodoxen wirtschaftlichen Perspektive darstellte. Von da an wurde die Wirtschaft zu meiner großen Leidenschaft, und ich begann, mehr darüber zu schreiben. So kam ich zum Schreiben und zum Vollzeitjob als Journalist.

    Nach und nach wurde mir immer klarer, wie das System funktioniert, und vor allem die sehr negative Rolle der Europäischen Union aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht – was dazu führte, dass ich mich von der Linken entfremdete, die sich klar pro EU positioniert hatte. Stattdessen begann ich, die EU als Ursache für viele der Probleme zu sehen, die wir heute in Europa haben. Und dann kam natürlich die Covid-Krise, und das bedeutete meine offizielle Trennung von der Linken, denn ich sah die Geschehnisse aus einer völlig anderen Perspektive als 99 Prozent der Menschen auf der Linken. Ich erkläre meine Sichtweise dieses Ereignisses in dem Buch „The Covid-Consensus: The Global Assault on Democracy and the Poor – A Critique from the Left”, das ich gemeinsam mit dem britischen Historiker Toby Green verfasst habe.



    Gab es denn eine Zeit, in der auch Sie von dem europäischen Projekt oder der EU begeistert waren?

    Ich war nie wirklich begeistert davon. Es war eher so, dass ich vor der Eurokrise nicht wirklich viel darüber nachgedacht habe, wie die meisten Leute im Rahmen der linken Bewegung, die ich kannte. Was an sich schon problematisch ist, weil wir nicht erkannt haben, wie wichtig es ist, politisch auf nationaler Ebene zu arbeiten und welche Rolle die Nationalstaaten bei politischen Veränderungen spielen. Ich glaube, wir waren in dieser Hinsicht sehr naiv. Wir wollten die ganze Welt verändern (der Slogan der Antiglobalisierungsbewegung lautete „Eine andere Welt ist möglich”), ohne zu begreifen, dass man nicht wirklich „die Welt verändern” kann. Bestenfalls kann man vielleicht dazu beitragen, das Land zu verändern, in dem man lebt. Aber aufgrund dieser naiven Sichtweise haben wir auch völlig außer Acht gelassen, was die Europäische Union ist und welche Beschränkungen sie jeder Form von radikalem Wandel auf nationaler Ebene auferlegt.

    Also habe ich lange Zeit nicht viel über die EU nachgedacht. Und dann, als die Euro-Krise ausbrach, schloss ich mich zunächst der linken Sichtweise an, die besagte, dass die Europäische Union nach wie vor ein nobles Projekt sei, das gerettet werden müsse, das aber irgendwie in die Irre gegangen sei und wieder auf den richtigen Kurs gebracht werden müsse, weil es einfach nur aus dem Ruder gelaufen sei. Aber ich war der Meinung, dass das Projekt an sich eine gute Sache ist, die es zu bewahren gilt. Denn wie viele Menschen in der Linken, insbesondere in der radikalen Linken Ende der 90er- / Anfang der 2000er-Jahre, hatte ich eine sehr negative Sicht auf den Nationalstaat und auf das Konzept von nationaler Souveränität, die ich mit etwas Reaktionärem und an sich Schlechtem assoziierte. Aufgrund dieser staatsfeindlichen Einstellung, die in der radikalen Linken weit verbreitet war, nahm ich automatisch an, dass ein Projekt, das die Nationalstaaten überwinden wollte, gut sein musste, weil Nationalstaaten schlecht, reaktionär und faschistisch sind. Auch in dieser Hinsicht war ich sehr naiv.

    Später habe ich meine Meinung geändert, aber es gab einen Moment, in dem ich diese Ansicht voll und ganz teilte. Und das zeigt wieder einmal die Macht der Propaganda. Ich glaube, wir wurden jahrzehntelang mit Propaganda in Bezug auf die Europäische Union überschüttet. Daher ist es nicht überraschend, dass viele von uns diese positiven Ansichten über die EU hatten und dass viele Menschen dies immer noch tun, weil einige sehr gute Erzähltechniken verwendet wurden, um die Idee der Europäischen Union zu bewerben, unter Verwendung der europäischen Geschichte, wie zum Beispiel bei der Darstellung, dass die EU ein großes Friedensprojekt sei – und wer will keinen Frieden? In Europa war es recht einfach, den Menschen die Idee zu verkaufen, dass Nationalstaaten schlecht sind, da es zwei katastrophale Weltkriege zwischen europäischen Staaten gegeben hatte. Es war sehr clever, diese Geschichte zu nutzen, um ein Projekt zu fördern, bei dem es nie wirklich um Frieden oder internationale Zusammenarbeit zwischen den Völkern ging. Meiner Meinung nach ging es immer um etwas ganz anderes. Aber es hat eine Weile gedauert, bis ich selbst das verstanden habe.



    Wie sollte man denn aus Ihrer Sicht die Entwicklung der EU verstehen? Was ist Ihrer Meinung nach die „wahre Geschichte“?

    Ich denke, wenn man sich mit der Geschichte der Europäischen Union und ihrem Wesen auseinandersetzt, stellt man fest, dass sie etwas ganz anderes ist als das, was man uns erzählt hat. Es ist etwas, das sehr wenig mit der offiziellen Geschichte einer „immer engeren Union der Völker Europas” zu tun hat, und man stellt fest, dass es eigentlich immer ein Elitenprojekt war – von Anfang an. Und es war ein Projekt, das sowohl politische als auch wirtschaftliche Ziele verfolgte. Wenn man die rosarote Brille abnimmt, erkennt man, dass die Europäische Union in Wirklichkeit die extremste Ausprägung des größeren neoliberalen Projekts ist. Wenn man sich anschaut, worum es bei dem neoliberalen Projekt ging, war es letztlich eine Reaktion auf den Zusammenbruch des Nachkriegskonsenses, der aus kapitalistischer Sicht sowohl wirtschaftlich als auch politisch unhaltbar geworden war, weil die Gewinnspannen Mitte der 70er-Jahre aus verschiedenen Gründen immer mehr schrumpften. Aber unterm Strich funktionierte das System nicht mehr im Interesse der kapitalistischen Klasse. Eine Menge politischer Spannungen waren auch in Bezug auf die Arbeiterklasse, die arbeitenden Menschen und die organisierte Arbeiterschaft entstanden, die aus Sicht der Kapitalisten zu mächtig wurden. Es war eine Zeit großer politischer Umwälzungen, in der die politischen Massenparteien, einschließlich sozialistischer/kommunistischer, sozialdemokratischer und Arbeiterparteien, immer stärker wurden.

    In einigen elitären Kreisen herrschte die wirkliche Befürchtung, dass die Massen in der Lage sein würden, die kapitalistische Logik durch den demokratischen Prozess langsam zu überwinden. Dies führte zu einer sehr starken Gegenreaktion der Eliten, die als „neoliberale Konterrevolution” bekannt wurde, welche sowohl ein wirtschaftliches als auch ein politisches Projekt war. Es war ein wirtschaftliches Projekt im Sinne der Zurückdrängung der Macht der organisierten Arbeiterschaft und der Wiederherstellung von Gewinnmargen. Es war aber auch ein politisches Projekt, um eine Lösung für dieses „Übermaß“ an demokratischer Mitsprache zu finden. In gewisser Weise war das neoliberale Projekt eine Antwort auf diese beiden Aspekte: An der wirtschaftlichen Front gab es all die Wirtschaftsreformen und die Angriffe auf die Gewerkschaften, die Liberalisierung und Deregulierung der Wirtschaft und all das. Aber es gab auch eine politische Reaktion, bei der die Eliten versuchten, Wege zu finden, die formalen Aspekte der Demokratie aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig die Demokratie von innen heraus aushöhlten. Und ich glaube, eine der Lösungen, die sie fanden, war: Wie können wir den Entscheidungsprozess entpolitisieren? Wie können wir dafür sorgen, dass die Menschen zwar die Möglichkeit haben, an den Wahlen teilzunehmen und für die Partei ihrer Wahl zu stimmen, dass sie aber nicht in der Lage sind, die Politik in den wirklich wichtigen Bereichen zu beeinflussen, insbesondere in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, aber auch in der Außenpolitik?

    Und eine der Lösungen, die sie fanden, war die „Supranationalisierung” der Politik, bei der man den Ort des Entscheidungsprozesses von der nationalen Ebene, wo die Menschen theoretisch ein Mitspracherecht haben, auf die internationalen Organisationen verlagert, wie zum Beispiel die WTO, wenn es um Handel geht, und ähnliche Organisationen, aber auch supranationale Organisationen wie die Europäische Union, die praktisch von demokratischer Rechenschaftspflicht und demokratischer Kontrolle abgeschottet sind. Im Grunde genommen haben die Menschen nur sehr wenig Einfluss auf das, was auf dieser Ebene entschieden wird, denn auf einer supranationalen Ebene gibt es keine wirkliche Demokratie.


    Demokratie hat es nur auf nationaler Ebene gegeben – und kann es meines Erachtens auch nur auf nationaler Ebene geben. Wenn man also beginnt, die Dinge aus dieser breiteren historischen Perspektive zu betrachten, wird einem klar, worum es bei dem Projekt der Europäischen Union ging: Es war wirklich ein Weg, auf diese Krise zu reagieren und den Neoliberalismus in einem noch nie dagewesenen Ausmaß umzusetzen, indem man im Wesentlichen die nationalen Demokratien und die nationalen Souveränitäten aushöhlte, indem man diese supranationale Institution schuf, die sich als weitgehend resistent gegenüber jeder Form von demokratischem Druck erweisen würde.

    Das ist also der politische Aspekt des neoliberalen Projekts, und gleichzeitig würde diese Institution dazu benutzt werden, die Gesellschaften im Einklang mit der neoliberalen Agenda umzugestalten.

    Ich denke, das ist der Kern des Projekts der Europäischen Union. Es ist ein von einer Elite geführtes kapitalistisches Projekt, das darauf abzielt, die Macht des Kapitals auf Kosten der Arbeiter und Bürger nach der Krise der 1970er-Jahre zu stärken. Und ich denke, dass es in dieser Hinsicht – aus Sicht der Eliten – ein großer Erfolg war. Die EU hat es geschafft, die Politik und den Entscheidungsprozess in einem größeren Maße zu entpolitisieren als irgendwo sonst im Westen. Für die Arbeitnehmer war es eine absolute Katastrophe. Sie war ein sehr mächtiges Instrument zur Demontage eines Großteils des „europäischen Sozialmodells”. Die Europäische Union ist also weit davon entfernt, dieses Modell zu fördern, sie ist vielmehr das wichtigste Instrument zur Demontage des europäischen sozialdemokratischen Nachkriegsmodells, auf das wir alle so stolz sind.

    Ich denke, das ist es, was die Europäische Union ausmacht: Sie ist ein grundlegend antidemokratisches Elitenprojekt, das dazu dient, die Macht von Unternehmen und einer Elite in Europa zu festigen. Ich denke, das ist es, was sie schon immer war. Und das ist es heute mehr denn je, außer dass wir heute eine zusätzliche geopolitische Wendung haben, die es vor ein paar Jahren noch nicht gab, nämlich diese praktische Verschmelzung der Europäischen Union mit der NATO, die die Europäische Union noch gefährlicher macht, als sie es vorher war. Denn jetzt haben wir nicht nur eine Institution, die im Wesentlichen darauf ausgerichtet ist, die Demokratie zu untergraben und die sozialen und wirtschaftlichen Rechte der Menschen zu beschneiden. Jetzt haben wir auch eine Institution, die sich voll und ganz der geopolitischen Strategie der USA und der NATO verschrieben hat, die heute im Wesentlichen darin besteht, einen Krieg gegen Russland zu führen – was natürlich etwas ist, worüber alle Europäer sehr besorgt sein sollten.

    Was jetzt geschieht, entlarvt auch die Vorstellung von der Europäischen Union als Friedensprojekt, was vielleicht der letzte Mythos war, der noch übriggeblieben war – obwohl man argumentieren könnte, dass die Rolle der EU bei der Bombardierung Jugoslawiens dies bereits getan hat. Aber heute ist dieser Mythos mehr denn je entlarvt.



    Heutzutage wird die Kritik an der EU meistens als eine rechte, autoritäre, populistische und nationalistische Position dargestellt. Was Sie vortragen, klingt aber wie eine klassisch linke Kritik. Wie würden Sie sie verorten?

    Ja, ich würde meine Kritik als völlig übereinstimmend mit einer linken Analyse betrachten, die natürlich immer die Demokratie in den Vordergrund stellen sollte. Denn nur durch Demokratie – durch substanzielle Demokratie, nicht nur durch formale Demokratie – können die Menschen hoffen, dem Machtblock der Eliten etwas entgegenzusetzen, der zwar eine winzige Minderheit in der Gesellschaft ist, aber eine enorme wirtschaftliche und politische Macht ausübt. Nur durch kollektives Handeln können die Menschen also hoffen, es mit dieser Macht aufzunehmen. Das kann man nur auf demokratischer Ebene tun. Deshalb standen Sozialisten historisch gesehen an vorderster Front im Kampf für demokratische Rechte, weil sie immer verstanden haben, dass Demokratie eine Voraussetzung dafür ist, die Macht des Kapitals herauszufordern.

    Man müsste also eigentlich davon ausgehen, dass jemand auf der Linken jedem Projekt, das dazu tendiert, die Demokratie auszuhöhlen und sie praktisch machtlos zu machen, sofort skeptisch gegenübersteht, denn das ist es, was die Europäische Union tut. Ich glaube, es ist nicht genug Leuten klar, dass die Mitgliedschaft in der Europäischen Union bedeutet, dass man effektiv jede Möglichkeit verliert, sich wirklich in den demokratischen Prozess einzubringen, und zwar aus dem einfachen Grund – und ich denke, wir haben in den letzten Jahren genügend Beispiele dafür gesehen –, dass egal, wen man wählt, diese Regierung letztendlich nicht in der Lage sein wird, ein Programm umzusetzen, das eine Alternative zum Status quo darstellt, insbesondere im wirtschaftlichen Bereich. Denn dazu braucht man eine Reihe von wirtschaftlichen Instrumenten, um die Wirtschaft zu regulieren und in sie einzugreifen, was die Regierungen heute nicht haben, weil wir alle diese Befugnisse an die Europäische Union delegiert haben.

    Ich glaube, die Menschen wissen nicht wirklich, welch große Bedrohung für die Demokratie die Europäische Union darstellt. Man kann für eine Partei stimmen, die ein bestimmtes Programm hat, aber am Ende des Tages fehlen ihnen die Mittel, um einen systemischen Wandel zu bewirken – denn all diese Instrumente befinden sich jetzt in Brüssel und Frankfurt (EZB). Das ist eine enorme Herausforderung für die Demokratie, und zwar so sehr, dass die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und vor allem im Euro jede Vorstellung davon, dass unsere Länder Demokratien im eigentlichen Sinne sind, fast zunichte macht. Man könnte also meinen, dass dies etwas ist, das die Menschen auf der Linken beunruhigt.

    Und lange Zeit war das auch tatsächlich so. Auch wenn die Kritik an der Europäischen Union heute mit der Rechten in Verbindung gebracht wird, kam die meiste Kritik tatsächlich lange Zeit von der Linken. Bis in die 70er- und 80er-Jahre waren so gut wie alle sozialistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien aus genau diesen Gründen entschieden gegen die Europäische Union. Sie sahen darin eine Bedrohung für die Demokratie und damit für die Fähigkeit der Arbeitnehmer, die Politik durch den demokratischen Prozess zu ihrem Vorteil zu beeinflussen.

    Ich meine, das ist keine Raketentechnik. Wenn man sich mein Land, Italien, ansieht, war die Kommunistische Partei Italiens die souveränste Partei, die es je gegeben hat. Sie ist die einzige Partei, die gegen alle europäischen Verträge gestimmt hat, vom Vertrag von Rom 1957 bis zum Vertrag von Maastricht 1992. Aber wenn man sich die Geschichte der sozialistischen und kommunistischen Parteien in Frankreich oder der Labour Party in Großbritannien anschaut, zeigt sich ein sehr ähnliches Muster: Es waren die linken Parteien, die gegen die Europäische Union gestimmt haben, weil sie erkannten, dass es sich um ein elitäres, korporatistisches, antidemokratisches Projekt handelte, während es die konservativen Parteien, die liberalen Parteien waren, die die Europäische Union unterstützt haben. Ein weiteres außergewöhnliches Kunststück der Propaganda ist also, dass sie es geschafft haben, jede Kritik an der EU irgendwie in eine rechte Sache zu verwandeln, obwohl es in Wirklichkeit lange Zeit genau das Gegenteil war.

    Aber natürlich trägt auch die Linke eine große Verantwortung, denn die Linke selbst hat ihre Ansichten über die EU geändert. Und als die Linke die Europäische Union zu ihrer eigenen Sache machte, wurde es für das Establishment natürlich viel einfacher, jeden, der kein großer Fan der EU war, als Rechten zu beschuldigen. Dieser Wandel – fast eine anthropologische Mutation der Linken – hat sich über einen langen Zeitraum vollzogen.

    Der australische Wirtschaftswissenschaftler Bill Mitchell und ich gehen auf diese Geschichte in unserem 2017 veröffentlichten Buch „Reclaiming the State” ein. In diesem Buch sprechen wir unter anderem über den Wandel der Linken und darüber, wie sich die Linke von einem Verständnis der Bedeutung der nationalen Souveränität als einzigem Ort, an dem tatsächlich demokratische Politik stattfinden kann, zu einer zunehmend negativen Sichtweise der nationalen Souveränität entwickelte und diese Ideologie des Supranationalismus übernahm. Letztendlich haben sie damit das neoliberale Projekt massiv unterstützt. Ich bin sicher, dass viele Menschen auf der Linken diese Entwicklung in gutem Glauben unterstützt haben. Sie haben einfach nicht erkannt, was wirklich dahintersteckt. Aber so kommen wir zu der Situation, in der wir uns heute befinden, wo die Linke die Idee der nationalen Souveränität völlig ablehnt. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, erkennt man, dass diese Ablehnung der Idee der nationalen Souveränität absolut keinen Sinn macht.

    Letztlich hat sich die Demokratie historisch gesehen innerhalb der Grenzen des Nationalstaates entwickelt, weil die Demokratie, wie der Name schon sagt, einen Demos erfordert. Sie erfordert also eine Gemeinschaft, die sich selbst als politisches Subjekt betrachtet, deren Mitglieder bis zu einem gewissen Grad eine gemeinsame Identität teilen, die normalerweise durch eine gemeinsame Sprache, Werte, Normen usw. definiert wird. So hat sich die Demokratie historisch entwickelt, und sobald man anfängt, die Idee zu verkaufen, dass man Demokratie auf supranationaler Ebene haben kann, verkauft man eigentlich eine Lüge, denn das Konzept der Nationalstaaten und der nationalen Souveränität ist weit davon entfernt, ein reaktionäres Konzept zu sein; es ist tatsächlich eine Voraussetzung für jede Form von radikalem demokratischen Wandel. Wenn man das einmal verstanden hat, versteht man auch, warum die Europäische Union ein so gefährliches Projekt ist. Es ist fast lustig, wie sie es geschafft haben, nicht nur die wahre Natur der EU zu verschleiern, sondern auch völlig umzudeuten, was es bedeutet, gegen die Europäische Union zu sein.



    Sie haben kürzlich einen Bericht mit dem Titel „Der stille Putsch: Die Machtübernahme durch die Europäische Kommission” veröffentlicht. Wenn ich Ihnen jetzt zuhöre, klingt es, als ob diese Machtübernahme, wenn man so will, schon eine ganze Weile läuft, sich aber vielleicht in letzter Zeit beschleunigt hat. Wie sehen Sie das?

    Nun, ich denke, die Europäische Union als supranationales Projekt ist an sich schon antidemokratisch. Aber es ist natürlich auch sehr wichtig zu verstehen, wie es funktioniert und wie sich diese Bedrohung der Demokratie im Laufe der Zeit verändert hat. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Europäische Union ein Projekt war, das von den nationalen Eliten stark gefördert wurde. Sie hat sich nicht von selbst entwickelt. Es war ein Projekt, das von den nationalen Eliten aktiv gefördert wurde, und das mag paradox erscheinen. Warum sollten die nationalen Eliten bereit sein, ihre eigenen Befugnisse aufzugeben und diese Befugnisse an eine supranationale Institution zu übertragen, auf die sie selbst natürlich auch nur begrenzten Einfluss hätten, ganz zu schweigen von den einfachen Menschen? Dies hängt mit dem zusammen, was ich vorhin über die Art und Weise gesagt habe, wie die Europäische Union, insbesondere seit Maastricht, dazu benutzt wurde, diesen demokratischen Druck zu umgehen, mit dem die nationalen Eliten nicht mehr umzugehen wussten. Und sie sahen in der Europäischen Union eine bequeme Möglichkeit, diesem Druck auszuweichen.

    Sie erkannten, dass sie durch die Übertragung von Zuständigkeiten an eine supranationale Institution in der Lage sein würden, eine Politik umzusetzen, die sie selbst umsetzen wollten – eine neoliberale Politik, die darauf abzielte, die Demokratie zu sabotieren, die Macht der organisierten Arbeiterschaft zu schwächen, den Wohlfahrtsstaat zu demontieren usw. – von der sie aber wussten, dass sie aus gutem Grund sehr unpopulär war. Und so erkannten die nationalen Eliten, dass sie durch die Übertragung der Macht an die Europäische Union in der Lage sein würde, diese Politiken durchzusetzen, indem sie die Europäische Union zum Sündenbock machten, indem sie sagten: „Das ist nicht etwas, das wir tun wollen, sondern etwas, das uns die Europäische Union aufträgt.”


    Ich denke, diese Logik der „Schuldverschiebung” ist sehr wichtig, um zu verstehen, warum die nationalen Eliten die Europäische Union schon früh unterstützt haben. Sie sahen sie als ein Instrument, das sie gegen ihre eigene Bevölkerung, gegen ihre eigenen Wähler einsetzen konnten. Vor allem in meinem Land, Italien, haben wir dieses Narrativ im Laufe der Jahrzehnte immer wieder gehört. Es ist ein sehr starkes Narrativ, und es hat in hohem Maße dazu beigetragen, die Umsetzung vieler dieser politischen Maßnahmen zu erleichtern, weil es bedeutete, dass die Politiker die Urheberschaft für diese Maßnahmen verschleiern konnten und vermeiden konnten, für sie verantwortlich gemacht zu werden, indem sie die Schuld auf die Europäische Union schoben. Und daher ist es für mich ziemlich klar, dass die Europäische Union, vor allem in den ersten Jahren, als eine Art Trojanisches Pferd benutzt wurde, um eine Menge politischer Maßnahmen umzusetzen, die andernfalls viel schwieriger zu realisieren gewesen wären. Man kann sie also letztlich als ein Projekt sehen, bei dem sich nationale Führer aus ganz Europa zusammengetan haben, um sich gegen ihr eigenes Volk zu verschwören – auch wenn natürlich in jedem Land eine andere Logik im Spiel war. Die Gründe, warum Deutschland dem Euro beigetreten ist, waren beispielsweise ganz andere als die Gründe, warum Italien dem Euro beigetreten ist. Aber man kann diese Art von antidemokratischem Vorstoß in allen Ländern beobachten.


    Und in diesem Zusammenhang hat es die Kommission als eine Art „supranationale Regierung” innerhalb der Europäischen Union natürlich immer gegeben, und sie hat immer einen ziemlich großen Einfluss gehabt, vor allem als die einzige Institution, die innerhalb der Europäischen Union Gesetze initiieren kann, und natürlich als eine Institution, die weitgehend von äußerem Druck abgeschirmt ist – nicht nur von demokratischem Druck durch die Bevölkerung, sondern auch von dem Druck der nationalen Regierungen. In dieser Hinsicht hat sie immer einen ziemlich großen Spielraum genossen. So spielte beispielsweise die Delors-Kommission in den 1980er-Jahren eine wichtige Rolle dabei, den Weg zur Währungsunion zu ebnen. Aber man könnte in diesem Zusammenhang argumentieren, dass es immer noch zu einem großen Teil Nationalstaaten waren, die die Institutionen der Europäischen Union nutzten, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Und hierbei hat der Europäische Rat – die Institution, die alle Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union umfasst – neben der Europäischen Kommission eine wichtige Rolle gespielt.

    Das hat die Europäische Union nicht unbedingt demokratischer gemacht, denn die Mitgliedstaaten selbst waren der Demokratie nicht besonders verpflichtet und haben die Europäische Union benutzt, um die Demokratie zu umgehen, wie ich oben erklärt habe. Dennoch spielten die nationalen Regierungen über den Rat eine wichtige Rolle, und ich denke, wir haben das zum Beispiel während der Eurokrise sehr deutlich gesehen, auch wenn die Europäische Kommission auch damals schon ihre Befugnisse ebenfalls erweitert hat. Wir alle erinnern uns daran, wie wichtig die Rolle der nationalen Regierungen in dieser Krise war, z.B. die Deutschlands, natürlich durch Angela Merkel, und die Frankreichs durch Sarkozy. Es ist ziemlich klar, dass die nationalen Regierungen zu dieser Zeit noch stark in den Entscheidungsprozess der EU eingebunden waren. Auch hier handelten sie nicht unbedingt im Einklang mit dem Willen der Menschen in ihren eigenen Ländern. Dennoch könnte man argumentieren, dass ein Prozess, der Verhandlungen zwischen demokratisch gewählten nationalen Regierungen beinhaltet, immer noch demokratischer ist als ein Prozess, der in den Händen einer völlig ungewählten und undemokratischen Institution wie der Europäischen Kommission liegt.

    Vor allem in den letzten zehn bis 15 Jahren, beginnend mit der Euro-Krise, ist nun eine langsame, aber stetige Ausweitung der Befugnisse der Kommission zu beobachten, die ihre Macht langsam auf Zuständigkeitsbereiche und sogar auf die Angelegenheiten der Mitgliedstaaten ausgedehnt hat – auch auf Bereiche, für die sie zuvor keine Zuständigkeit hatte, und sogar auf solche, für die sie auf der Grundlage der europäischen Verträge keine formellen Befugnisse hat.

    Ich sehe dies als einen zweigleisigen Prozess: Den einen könnte man als „Kompetenzausweitung” (im Original: „competence creep“) bezeichnen. Das ist die Art und Weise, in der die Europäische Union durch die Kommission langsam ihren Einfluss und ihre Kontrolle über immer mehr Bereiche der Entscheidungsfindung ausweitet. Und das ist etwas, das immer hinter den Kulissen geschieht. Dies kann durch Urteile des Europäischen Gerichtshofs geschehen, die der Europäischen Union immer mehr Macht verleihen, oder durch kleine Gesetzesänderungen, von denen die meisten Menschen nicht einmal wissen, dass sie stattfinden. Einige Wissenschaftler haben dies auch als „heimliche Integration” oder „verdeckte Integration” bezeichnet. Das ist eine Integration, die nicht durch demokratische Willensbildung oder Vertragsänderungen erfolgt. Es ist etwas, das hinter den Kulissen und vor neugierigen Blicken verborgen geschieht und dessen sich die meisten Menschen nicht einmal bewusst sind. Es handelt sich also um eine sehr hinterhältige Form der Integration, denn ursprünglich wurden der Europäischen Union nur begrenzte Befugnisse übertragen, aber im Laufe der Jahre wurden diese Befugnisse massiv erweitert.

    Aber es gibt noch eine andere Art und Weise, wie die Kommission ihre Befugnisse ausgeweitet hat, und zwar durch das, was ich in meinem Bericht „Integration durch Putsch” (oder Putsche) nenne. In Krisenzeiten, wenn die Menschen verängstigt, desorientiert oder verwirrt sind, ist es viel einfacher, schnelle und sogar radikale institutionelle Veränderungen durchzusetzen. Es wird viel einfacher, Institutionen und sogar Gesellschaften umzugestalten. (bes. in der Coronakrise)

    Im Gegensatz zu diesem langsamen, schleichenden Kompetenzzuwachs, der immer stattfindet, kommt es in Krisenzeiten fast zu Quantensprüngen, bei denen die Kommission die Gelegenheit nutzt, um ihre Befugnisse plötzlich zu erweitern – fast so, wie man es bei einem Staatsstreich erwarten würde, ein Begriff, den ich in diesem Papier häufig verwende, weil er meiner Meinung nach die Art dieser Machtergreifung recht gut beschreibt. Es handelt sich nicht um einen gewaltsamen Staatsstreich, an ihm ist weder das Militär noch die Polizei beteiligt sind. Aber dennoch ist es etwas, das insofern ein Staatsstreich ist, als Momente der öffentlichen Desorientierung genutzt werden, um plötzlich die Macht zu ergreifen – oft auf eine Art und Weise, die sogar gegen die europäischen Verträge und das europäische Recht selbst verstößt, ohne jegliche demokratische Verhandlungen. Unter Ursula von der Leyen hat dieser Prozess eine massive Beschleunigung erfahren.


    Titelbild: Thomas Fazi


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    Rubriken: Erosion der Demokratie Europäische Union Interviews Neoliberalismus und Monetarismus

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    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




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    Der Covid-Konsens
    Der globale Angriff auf die Demokratie und die arme Kritik der Linken
    Toby Green

    Seit 1969 unabhängiger Verlag, Thomas Fazi

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    Die bisher umfassendste Kritik des verheerenden „Kriegs gegen Covid“ zeigt, wie man sicherstellt, dass es nie wieder passiert.

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    Januar 2023 9781787388413 496pp

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    Beschreibung Klicken Sie hier für Notizen & Referenzen


    In den ersten Jahren der Pandemie stimmte der politische Mainstream darin überein, dass „der Wissenschaft mit harten Lockdowns und Impfstoffmandaten“ der beste Weg sei, um das Leben zu erhalten. Aber die Sozialwissenschaft zeigt die wahren menschlichen Kosten dieser Politik.

    Der Covid-Konsens bietet eine internationalistische linke Perspektive auf die Covid-19-Reaktion der Welt, die verheerende Folgen für demokratische Rechte und die Armen weltweit hatte. Als die Geschicke der Reichsten in die Höhe schoss, verwüsteten landesweite Schließungen kleine Unternehmen, die Arbeiterklassen und die informellen Volkswirtschaften des Globalen Südens. Die geschlechtsspezifische Gewalt stieg, und die psychische Gesundheit junger Menschen wurde stark beeinträchtigt. Unterdessen verhinderten beispiellose Gesundheitsbeschränkungen die Teilnahme am täglichen Leben ohne Impfnachweis.

    Toby Green und Thomas Fazi argumentieren, dass diese Politik die bestehenden Trends der Ungleichheit, der Mediatisierung und der Überwachung mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Zukunft stark verschärft habe. Der Covid-Konsens ist reich an menschlichen Details und geht die Weigerung der globalen politischen Klasse und der Mainstream-Medien an, über das wahre Ausmaß der Erosion demokratischer Prozesse und des sozioökonomischen Angriffs auf die Armen zu berichten. Während die Welt aus der Pandemie hervorgeht, um neue Arten der Überwachung und Kontrolle zu bekämpfen, deckt diese linke Neubewertung der globalen Covid-Politik die Ungerechtigkeiten und politischen Versäumnisse auf, die die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg verursacht haben.

    Inhaltsverzeichnis

    Bewertungen

    "Wie Toby Green und Thomas Fazi in ihrem Buch The Covid Consensus bemerken, war die Idee, dass ganze Länder in den Lockdown gebracht werden, etwas völlig Neues... Wie sie bemerken, führte eine aggressive Form des autoritären Kapitalismus dazu, dass arme Menschen überall enorme Verluste erlitten, während reiche Menschen überall unermesslich reicher wurden.“ Larry Elliott, The Guardian

    „Verzweifelt brauchte es.“ Die Vorfront-Veranda

    "[Eine] herausragende Geschichte der Gegenwart, die bis heute kein anderer Historiker oder Journalist geschrieben hat." "Afrikanische Argumente"

    „Ein wichtiges Buch.“ "Die Kritiker

    "Grüne und Fazi stellen das Gewissen der progressiven Laptop-Klassen in Frage... Der Covid-Konsens ist keine trockene Analyse der Daten, es ist auch eine Kritik an unserer kollektiven gesellschaftlichen Reaktion auf Gefahren." - Perspektive

    „[A] bahnbrechendes Buch.“ Der Elefant

    "[A] akribisch unterstützt und stichhaltig argumentiert, dass die Pandemie muss lesen muss... bei weitem die kohärenteste und gründlich unterstützte Darstellung dessen, was die globale Pandemie-Reaktion war, zusätzlich zu einer einschneidenden Analyse ihrer Auswirkungen auf verschiedene Bevölkerungen." - Brownstone Institut

    "[verniert] einen Weg durch die wissenschaftlichen Dickichten, um die sozioökonomischen und kulturellen Faktoren zu enthüllen, die die Pandemie-Reaktion geprägt haben." - Cassandra-Stimme

    PRAISE FÜR DIE ERSTE EDITION

    "Ob der Leser von [diesem Buch] Argumenten gegen den Lockdown überzeugt ist oder nicht, es ist unbestreitbar, dass solche Einschränkungen die Jungen und Armen überproportional betroffen haben. [Dieses] Alleinstellung untersucht, wie diese Gruppen, denen oft die Einrichtung für Remote-Arbeit und ihre Ausbildung stark eingeschränkt fehlen, wahrscheinlich auf Jahre hinaus erstaunliche Ungleichheiten erfahren werden." "New Statesman", „Die besten Bücher über die Covid-19-Pandemie“

    „Brave, gemessen, essentiell.“ El Pa's

    „Eine verspannte Anti-Lockdown-Polemik.“ - London Review of Books

    "Ein akribisch verwiesverderter, schockierender Katalog der westlichen Heuchelei und die Zerstörung, die durch globale Lockdowns gegen die ärmsten Nationen verursacht wurde ... [Eine deprimierende Geschichte von Hybris, geistlosem Gruppendenken und zynischer Machtergreifung durch Bürokraten und Regierungen, die eine „Gesundheitskrise“ ausnutzen – Der Australier

    "Eine erfrischende und augenöffnende Lektüre der Auswirkungen der Reaktion auf das Virus, die sorgfältig von der täglichen Berichterstattung in den Medien ausgelassen wurden." - Keele Law Review

    „Eine durchdachte Analyse der Kräfte und Einstellungen, die Lockdowns an den globalen Armen auslösten, mit erschütternden Beschreibungen der Folgen.“ Sunetra Gupta, Professor für Theoretische Epidemiologie an der Universität Oxford und Mitautor der Great Barrington Declaration

    "Ein ausgezeichnetes Buch zu einem kritischen Zeitpunkt. Pandemien brüten Hysterie, für die das einzige Heilmittel der Grund ist. Dieses Buch ist eine meisterhafte Portion Vernunft, herausfordernd, fragend und skeptisch im besten Sinne des Wortes. Simon Jenkins, Autor und Kolumnist

    "Nuanced und rigoros. Dies ist keine gedankenlose Polemik, sondern ein begründetes Plädoyer für Progressive, um soziale Ungleichheit in den Mittelpunkt der Pandemie-Reaktionen zu stellen.“ - Arbeitsdrehscheibe

    "Dieses streng recherchierte Buch hebt den Schleier über die katastrophalen Auswirkungen von Lockdowns weltweit und wirft mehr Fragen auf, als es angesichts der anhaltenden globalen Krise beantworten kann. Es ist eine dringend benötigte linke kritische Intervention in den vorherrschenden politischen Konsens, der durch eine totalitäre Verschmelzung von Big Tech, Big Pharma, Medienunternehmen und Regierung gekennzeichnet ist. Lesen Sie es, weinen Sie (es ist teilweise erschütternd), dann lesen Sie es wieder. - Linke Lockdown-Skeptiker

    "[Der Covid-Konsens] ist die bisher beste Hoffnung für ein Gegenmittel gegen die Covid-Lobotomie, die die fast unmögliche Aufgabe erfüllen, detailliert zu beschreiben ... die großen Schrecken, die Regierungs-Lockdowns auf die Bevölkerungen im globalen Norden und Süden gebracht haben, ohne einmal die Art von Empörung zu verraten, die diejenigen, die an die Covid-Erzählung glauben, dazu bringen, die Augen zu schließen. - Lockdown Skeptiker

    "Wie [dieses Buch zeigt], ist die Strategie, die als die beste für den Umgang mit Covid-19 im Rest der Welt gilt, schlecht angepasst und in der Tat kontraproduktiv auf dem afrikanischen Kontinent." Le Monde

    "Auch angesichts von Viren und Tod sind einige Menschen immer noch „gleicher“ als andere. Dieses Buch zeigt es reichlich, während es die herkömmliche Weisheit über die Pandemie herausfordert und wie man damit konfrontiert werden kann.“ Gilbert Achcar, Professor für Entwicklungsforschung und internationale Beziehungen, SOAS University of London

    "Was ist das akzeptable Sterblichkeitsrisiko in Bezug auf den Schaden für Gesellschaft, Wirtschaft und arme Länder aus Lockdowns? [Diese] Suche nach einer Überprüfung und ängstlichen Analyse dieses Dilemmas ist ein dringend benötigtes Korrektiv für vereinfachende Slogans.“ Ramesh Thakur, stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Nationen

    "Ein intellektueller Leckerbissen für kritische Denker, die den Sonnenuntergang der Vernunft beobachten und das Gefühl haben, dass alles Wesentliche für die Augen vieler unsichtbar ist. Dieses Buch wirhellt die Vernunft und macht das Unsichtbare sichtbar. Yossi Nehushtan, Professor für Recht und Philosophie, Keele University

    "[Der Covid-Konsens] greift die zugrunde liegenden Unstimmigkeiten brillant auseinander, die es Covid-19 ermöglichten, demokratische, wissenschaftliche und internationale Normen auf den Kopf zu stellen. Vom Verlust tausendjähriger Traditionen bis zur effektiven Wiederkolonisierung Afrikas südlich der Sahara sollten diese Veränderungen uns alle betreffen.“ David Bell, unabhängiger Berater, und ehemaliger medizinischer Offizier der Weltgesundheitsorganisation

    "Eine bewundernswert gemessene Beschreibung der unermesslichen Zerstörung 2020, die die schockierenden Auswirkungen der Virus-Unterdrückungspolitik der Regierungen im globalen Norden und Süden aufzeichnet. Der Covid-Konsens sollte von allen gelesen werden, die immer noch glauben, dass Lockdowns Leben retten.“ Sinead Murphy, Dozent für Philosophie, Universität Newcastle


    Autor(en)


    Toby Green ist Professor für afrikanische Geschichte am King’s College London und Autor von A Fistful of Shells.

    Thomas Fazi ist der Autor und Mitautor mehrerer Bücher über wirtschaftliche und politische Themen, einschließlich der Rückeroberung des Staates. Sein Artikel mit Toby Green für UnHerd, "The Left’s Covid Failure", wurde in zehn Sprachen übersetzt. Antrag auf eine akademische Inspektionskopie Anfrage eine Presseschau


    Info:https://www.hurstpublishers.com/book/the-covid-consensus


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    24.09.2024

    Hilferuf für den Libanon

    aus e-mail von Ingrid Rumpf, 24. September 2024, 13:06 Uhr


    *Aufruf an alle, die an den furchtbaren Entwicklungen im Nahen Osten

    Anteil nehmen!*


    Wie gerne würden wir in einer friedlichen Welt auf Notfall- und

    Hilfeaufrufe verzichten und uns stattdessen darauf konzentrieren, zum

    Aufbau einer zukunftsweisenden Zivilgesellschaft beizutragen! Aber

    leider sieht die Wirklichkeit anders aus!


    Schon vor mehr als einem Monat erreichte uns der angehängte Hilferuf von

    Kassem Aina, dem Geschäftsführer unserer Partnerorganisation NISCVT, der

    auf die drohende Kriegsgefahr verwies, aber auch schon die bereits

    länger bestehenden Folgen der militärischen Auseinandersetzungen

    zwischen Israel und der Hisbollah deutlich macht: so konnten z.B. die im

    Süden des Libanon lebenden palästinensischen Flüchtlinge nicht mehr

    ihrer Arbeit als Saisonarbeiter bei der Oliven- und Zitrusernte

    nachgehen. Damit sind unzählige Familien mittellos und auf Unterstützung

    angewiesen. Ähnliches gilt für Beirut und die Bekaa-Ebene, wo die

    Menschen aus Angst vor Angriffen nicht mehr einem geregelten Alltag

    nachgehen können. Das spielt sich vor dem Hintergrund der seit fünf

    Jahren andauernden katastrophalen Wirtschaftskrise im Libanon ab, die

    die einheimische Lira entwertet und Inflation und Arbeitslosigkeit in

    die Höhe getrieben hat.


    Unsere Partnerorganisation bittet deshalb dringend um Hilfe, um die

    bedürftigsten Familien mit Lebensmittel- und Hygiene-Pak(e)ten

    auszustatten. Um den in der hochgelegenen Bekaa-Ebene lebenden

    palästinensischen Familien im bevorstehenden Winter das Heizen und

    Kochen zu ermöglichen, wollen unsere PartnerInnen auch wieder Dieselöl

    an die Familien verteilen. Welche weiteren medizinischen und anderen

    Hilfsprogramme nötig sein werden, falls der Krieg im Libanon nicht

    umgehend beendet wird, ist bisher nicht abzusehen.


    Wir wissen um das Elend in allen palästinenischen Gebieten und es

    schmerzt, immer weitere zusätzliche Hilfen von unseren SpenderInnen zu

    erbeten, aber die Lage zwingt uns dazu, erneut an Ihre Bereitschaft zur

    Unterstützung zu appelieren. Sollte es Ihnen möglich sein, dann spenden

    Sie bitte unter dem Stichwort "Notfallhilfe 2024" auf unser unten

    stehendes Konto. Spenden sind auch über unsere Website möglich:

    https://www.lib-hilfe.de/helfen_spenden.html, bitte bei Anmerkung

    ebenfalls das Stichwort eingeben.


    Mit herzlichen, aber auch sehr bedrückten Grüßen und großem Dank im Voraus!


    Ingrid Rumpf, für den Vorstand


    Flüchtlingskinder im Libanon e.V.

    www.lib-hilfe.de



    Liebe Freunde und Partner;
    in einem Umfeld, das von anhaltenden sozioökonomischen Krisen, nicht enden wollenden politischen Auseinandersetzungen und einem verheerenden Krieg bedroht ist, werden Nichtregierungsorganisationen zur lebensrettenden Zuflucht für die Menschen. Beit Atfal Assumoud
    konnte durch Ihre engagierte Unterstützung immer wieder seine Hände ausstrecken, um die
    Grundbedürfnisse der bedürftigsten Familien für ein würdiges Leben abzudecken und damit ihre Widerstandsfähigkeit zu unterstützen.
    Wir von Beit Atfal Assumoud haben uns verpflichtet, in den palästinensischen Flüchtlingslagern,
    einschließlich des Lagers in Baalbek und dem Beqaa-Gebiet, lebenswichtige Hilfe zu leisten. Zu
    unseren aktuellen Hilfsaktionen gehört die Verteilung von Lebensmittelpaketen und Hygienesets.
    Wenn die Winterzeit naht, versorgen wir die Familien in der Beqaa-Ebene mit Dieselkraftstoff zum Heizen und Kochen. Das Ausmaß der Krise erfordert jedoch zusätzliche Mittel und Unterstützung, um unsere Bemühungen fortzusetzen.
    Liebe Freunde und Partner, wir bitten Sie um Ihren großzügigen Beitrag zur Deckung der
    grundlegendsten Bedürfnisse der palästinensischen Flüchtlinge (PRL und PRS) in den Lagern. Der drastische Anstieg der Preise für Lebensmittel und lebensnotwendige Güter sowie die steigende Arbeitslosigkeit verschlimmern die Notlage dieser Menschen.
    Wir brauchen dringend Ihre Unterstützung, um diese wichtigen Initiativen fortsetzen zu können. Beit Atfal Assumoud, dessen Dienste Zehntausende von palästinensischen Flüchtlingen und andere benachteiligte Gemeinschaften in den libanesischen Gebieten erreichen, betreut 1.500 Familien in der Beqaa-Region. Ihre Unterstützung Beiträge macht den entscheidenden Unterschied im Leben derjenigen aus, die darum kämpfen, mit den Mindeststandards eines menschlichen Lebens auf diesem Planeten zu leben.
    Da Sie um die Integrität von Beit Atfal Assumoud wissen, wissen Sie auch, dass Ihre Hilfe direkt bei den Familien ankommen wird, die sich in einer schwierigen Lage befinden. Wir möchten wieder Lebensmittel- und Hygienepakete (Einzelheiten s.u.) an die Familien zu verteilen. Außerdem
    bemühen wir uns um die Beschaffung von Dieselkraftstoff, bevor der strenge Winter die Beqaa-
    Region heimsucht.
    Helfen Sie uns, eine spürbare Wirkung zu erzielen. Unterstützen Sie die Dringlichkeit dieser
    Hilfsaktion. Geben Sie Hoffnung und Vertrauen in die Menschheit in diesen dunklen Tagen des
    Völkermords und der Abwesenheit von humanitären Gesetzen.


    #Kassem Aina Direktor; Beit Atfal Assumoud
    Der Krieg gegen Gaza: Auswirkungen auf die Bevölkerung des Libanon und insbesondere auf die
    palästinensischen Flüchtlinge
    Die unzähligen Krisen im Libanon haben sich 2024 weiter verschärft. Die wirtschaftlichen und
    finanziellen Turbulenzen, die den Libanon seit 2019 erschüttern, betreffen nach wie vor einen großen Teil der Bevölkerung und stürzen einen Großteil der Bevölkerung in Armut. Die Abwertung der Libanesischen Lira (LBP) hat zu einem sprunghaften Anstieg der Kosten für lebenswichtige Güter und Wohnungsmieten geführt. Die Dollarisierung des Marktes hat die finanzielle Belastung für Familien mit geringem Einkommen, insbesondere für diejenigen, die ihren Lohn in einheimischer Lira verdienen, verschärft, so dass es für sie immer schwieriger wird, über die Runden zu kommen. Die Verschärfung der Finanzkrise und das Fehlen einer verantwortungsvollen Staatsführung, grundlegender Dienstleistungen und Schutzmaßnahmen haben die Armut verschärft und die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten verstärkt, was zu einem erhöhten Bedarf an humanitärer Hilfe für die schwächsten Bevölkerungsgruppen führt. Nach Schätzungen der UN benötigen etwa 3,9 Millionen Menschen im Libanon humanitäre Hilfe. Diese Zahl umfasst 2,1 Millionen gefährdete libanesische Bürger, 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge (SR), 81 500 im Libanon lebende Migranten und 211 400 palästinensische Flüchtlinge im Libanon und aus Syrien (PRL und PRS).
    Nachdem sich die Lage bereits seit mehr als einem halben Jahrzehnt verschlechtert hat, hat das
    Ereignis vom 7. Oktober die Krise noch verschärft. Nach der israelischen Kriegserklärung gegen den Gazastreifen ist die Sorge im Libanon groß. Israel hat deutlich gemacht, dass ein Krieg mit der Hisbollah im Libanon verheerende Folgen für den gesamten Libanon haben wird. Seit Monaten beherrscht die Frage, ob der Libanon in einen weiteren Krieg hineingezogen wird, das Leben in diesem Land.
    In der Zwischenzeit sind die Auswirkungen des Krieges auf den Libanon übergeschwappt und haben dazu geführt, dass über 110.000 Menschen vertrieben wurden. Nach Angaben des
    Gesundheitsministeriums vom 22. August sind 2.412 Menschen den israelischen Angriffen auf den Libanon zum Opfer gefallen, darunter 564 Zivilisten, darunter auch Kinder.[1] Nach Angaben von Amnesty International hat Israel im Südlibanon nachweislich völkerrechtswidrigen weißen Phosphor eingesetzt, der auf zivile Gebiete abgeworfen wurde. Der Phosphor hat die Umwelt und das Ackerland geschädigt und damit die Lebensgrundlagen der Bewohner zerstört. Die im Südlibanon lebenden Menschen, darunter auch palästinensische Flüchtlinge, mussten aufgrund der israelischen Luftangriffe während der Oliven- und Zitronenernte ihre Arbeit einstellen. Bewohner, die aus den Konfliktgebieten fliehen, sehen sich in sichereren Regionen mit steigenden Mietpreisen konfrontiert, die durch den Zustrom von Flüchtlingen verursacht und von Vermietern inmitten der humanitären Krise ausgenutzt werden. Insgesamt 678 Verletzte mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
    In einem im April veröffentlichten Bericht erklärten UN-Kinderexperten, dass „Kinder im Alter von vier Jahren gezwungen sind, im Libanon zu arbeiten, da die Mittel für humanitäre Hilfe ‚massiv zusammengebrochen‘ sind. Die eskalierenden Feindseligkeiten an der Südgrenze des Landes, die sich zu einem „ausgewachsenen Krieg“ auszuweiten drohen, werden für mehr als 1,3 Millionen Kinder im Libanon verheerende Folgen haben.
    Ettie Higgins, stellvertretende Leiterin des UNICEF-Büros im Libanon, erklärte: „Wir sehen, dass die Spannungen wirklich zunehmen und sich täglich auf die Kinder auswirken.“ Higgins fuhr fort und verwies auf das hohe Maß an Traumata bei palästinensischen Flüchtlingen, die unter „schrecklichen Bedingungen in den Lagern hier“ leben und gleichzeitig das „sekundäre Trauma“ erleiden, weil sie sehen, was mit ihren palästinensischen Mitbürgern in Gaza geschieht.[2]
    Anderen Berichten von UNICEF zufolge haben die Anzeichen von Angst und Depression bei Kindern im gesamten Libanon deutlich zugenommen, wobei die emotionale Belastung im konfliktgeplagten Südlibanon und unter den Palästinensern besonders groß ist. Palästinensische Kinder sind mit Herausforderungen konfrontiert, die sich aus unzureichenden Lebensbedingungen, Unsicherheiten in den Lagern und Ungewissheit über ihre Zukunft ergeben. Darüber hinaus wurde das vergangene Jahr von unvorhergesehenen Krisen überschattet, die durch den Krieg im Gazastreifen ausgelöst wurden und die palästinensische Gemeinschaft im Libanon, einschließlich ihrer Kinder und Jugendlichen, tiefgreifend beeinträchtigen.
    Darüber hinaus wurde die Finanzierung des UNRWA im Januar 2024 ausgesetzt, weil Israel die
    Mitarbeiter des Hilfswerks beschuldigt, an dem Anschlag vom 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein.
    Diese grausame Entscheidung hat dazu geführt, dass die einzige Lebensader für die belagerte
    Bevölkerung im Gazastreifen abgeschnitten und die lebensrettende Hilfe für die palästinensischen Flüchtlinge in der Region, insbesondere im Libanon, stark beeinträchtigt wurde.
    Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten wurde 1949
    gegründet, um den Zustrom palästinensischer Flüchtlinge zu unterstützen, die 1948 gezwungen
    waren, ihr Land zu verlassen. Im Libanon sind die Leistungen des UNRWA seit 2018 rückläufig,
    nachdem US-Präsident Trump den Anteil der USA an den UNRWA-Mitteln gestoppt hat. Das UNRWA kämpft seither um ausreichende Mittel und Spenden, um die steigenden Bedürfnisse der Palästinenser, insbesondere im Libanon, zu decken.
    Die palästinensische Bevölkerung in den Lagern im Libanon lebt aufgrund der Krisen bereits in
    extremer Armut. Sie sind kaum in der Lage, ihre Familien zu ernähren. Sie leiden bereits unter dem Mangel an Arbeitsplätzen und Möglichkeiten, da die örtlichen Behörden ihnen die Ausübung vieler Berufe untersagen. Sie sind nicht in der Lage, ihre Häuser zu renovieren, da die Behörden die Einfuhr von Baumaterialien in die Lager verbieten.
    Beschreibung von Hilfsgütern:
    Nachstehend finden Sie eine Beschreibung der Bestandteile eines Lebensmittelpakets und eines
    Hygienekits, die kürzlich an unsere Zielfamilien verteilt wurden.
    Lebensmittelpakete Die Lebensmittelpakete enthalten den Mindestbedarf an wichtigen Nahrungsmitteln. Die in dieser Liste aufgeführten Mengen reichen für eine durchschnittliche Familie mit 5 bis 6 Mitgliedern, einschließlich Kindern. Auf der Grundlage einer Bedarfsermittlung in der Gemeinde reicht dieses Paket für etwa 15 Tage oder maximal 20 Tage.
    Nach den derzeitigen Marktpreisen beträgt der Preis dieses Lebensmittelpakets 40 USD.
    # Item Quantity
    1 Rice 1 pack– 5kg
    2 Oil 2 gallons – 2L
    3 Sugar 1 pack– 5kg
    4 White lentils 2 packs – 1kg each
    5 Red lentils 2 packs– 1kg each
    6 Haricots 1 pack– 1kg
    8 Mortadella (processed meat) 2 cans – 2kg each
    9 Pasta 8 pack– 250 gr
    10 Tea 1 pack– 1kg
    11 Tomato paste 2 packs – 300 gr
    12 Thyme 1 pack– 1kg
    13 Apricot jam 2 pots – 1 kg each
    14 Halawa 2 pots – 400gr each
    15 Tuna 4 packs
    16 Cardboard box 1 (each portion)


    Hygiene-Kits
    Die unten aufgeführten Hygieneartikel, wie sie vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) gespendet werden, bilden die Grundausstattung für jeden Haushalt. Je nach Fonds kann ein Hygieneset auch Servietten, Feuchttücher und antiseptische Flüssigwaschmittel für Frauen zur Körperpflege enthalten.
    Der Preis für ein solches Hygieneset beträgt laut Markt 20 USD. Bei den ausgewählten Artikeln
    handelt es sich um lokale, im Libanon hergestellte Marken.
    # Items
    1 Hair Shampoo
    2 Toothpaste tubes
    3 Hand Soap (Anti-septic liquid)
    4 Washing machine soap
    5 Dishwashing soap
    6 Disinfectant detergents (chlorox)
    7 Germicidal bowl disinfectant (Flash)
    Für den Kauf der Artikel holt NISCVT Angebote von lokalen Anbietern ein; der Auswahlprozess
    berücksichtigt folgende Kriterien:
    1. Gute Qualität der Artikel zu akzeptablen Preisen;
    2. Verfügbarkeit aller ausgewählten Artikel in den Geschäften der Lieferanten;
    3. Vorzeigbare Verpackung und Lieferung an die NISCVT-Zentren;
    4. Die Produkte sind nicht in den antinationalen Boykottlisten aufgeführt.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    24.09.2024

    Ukraine...in Kürze

    aus e-mail von Doris Pumphrey, 24. September 2024, 16:19 Uhr


    *

    Aus dem "Arsenal der Demokratie" –

    US-Gouverneur signiert Artilleriegranaten für Selenskij

    *In den sozialen Medien kursieren Bilder, die den Gouverneur des

    US-Bundesstaates Pennsylvania, Josh Shapiro, im Beisein des ukrainischen

    Präsidenten Wladimir Selenskij in einer von zwei großen

    Munitionsfabriken im Nordosten Pennsylvanias zeigen. Auf den über seinen

    eigenen X-Kanal veröffentlichten Aufnahmen signiert Shapiro

    Artilleriegranaten, die gegen Russland eingesetzt werden sollen. Im

    Kommentar zum Video lobt der US-Gouverneur die Fabrik als "Arsenal der

    Demokratie im Kampf für die Freiheit"

    /Siehe Video:/

    https://odysee.com/@RTDE:e/Aus-dem--Arsenal-der-Demokratie--%E2%80%93-US-Gouverneur-signiert-Artilleriegranaten-f%C3%BCr-Selenskij:f



    _RT DE Liveticker Ukraine-Krieg 24.9.2024


    _*Alaudinow: Kiew errichtet Konzentrationslager in Kursk

    *Generalmajor Apti Alaudinow erklärt in einem Beitrag für /Solowjow

    Live/, dass russische Behörden über Videoaufnahmen verfügen, die

    terroristische Verbrechen der ukrainischen Armee belegen, einschließlich

    der Errichtung von Konzentrationslagern im Kursker Gebiet. Der

    hochrangige Offizier berichtet von grausamen Taten: /"Wir haben sowohl

    Videoberichte als auch Beweise dafür, wie sie Menschen erschießen, und

    von Konzentrationslagern, die sie dort haben, in die sie die gesamte

    Bevölkerung bringen." "Es gibt mehrere Einzelfälle, die wir

    dokumentieren. In anderen Fällen geht es um Vergewaltigung und Mord.

    Solche grausamen Dinge passieren." /Dem Achmat-Kommandeur zufolge werden

    ältere Zivilisten von den ukrainischen Streitkräften oft zurückgelassen.

    Ukrainische Kämpfer stellen das entsprechende Material oft selbst ins

    Internet.



    https://t.me/RusBotschaft/11339

    *Ukrainische Kampfdrohnen gegen Zivilisten


    *Aus der Rede von Oleg Buschujew, Mitglied der Delegation der Russischen

    Föderation bei den Wiener Verhandlungen über militärische Sicherheit und

    Rüstungskontrolle, auf der 1087. Plenarsitzung des OSZE-Forums für

    Sicherheitskooperation, 18. September 2024


    • Der Einsatz ukrainischer Kampfdrohnen gegen russische Zivilisten und

    zivile Objekte ist seit langem besorgniserregend. Das Regime in Kiew hat

    begonnen, unbemannte Systeme für vorsätzliche und zynische Verbrechen

    gegen Zivilisten einzusetzen. Unbemannte Luftfahrzeuge sind inzwischen

    nach der Artillerie die zweithäufigste Waffe, die von der Kiewer Führung

    eingesetzt wird, um einfache Menschen in den Grenzgebieten der

    russischen Regionen zu töten und zu verletzen.


    • Seit Jahresbeginn wurden mindestens 723 Zivilisten durch ukrainische

    Drohnenangriffe verletzt. Nach unseren Informationen wurden 124 Menschen

    getötet. Allein im Juli 2024 haben die ukrainischen Drohnenbetreiber

    mindestens 186 zivile Opfer, 170 Verletzte und 16 Tote zu beklagen. Im

    August 2024 wurden 73 Personen verletzt und 10 Zivilisten getötet.


    • Die Oblast Belgorod war mit 79 Opfern, darunter sechs Todesopfern

    (Stand 1. August 2024), die am stärksten von Drohnenangriffen betroffene

    Region. In der Volksrepublik Donezk fielen etwa 48 Zivilisten den

    Drohnen der ukrainischen Streitkräfte zum Opfer, fünf von ihnen starben.

    In der Region Kursk wurden durch ähnliche Angriffe Kiews mindestens vier

    Zivilisten getötet und mindestens 29 verletzt.


    • Die Betreiber der ukrainischen Kampfdrohnen machen auch vor Kindern

    nicht halt. In 11 Frontregionen sind seit dem 1. Januar mindestens 43

    Minderjährige betroffen - 34 Kinder wurden verletzt und neun getötet. Zu

    den zynischsten Verbrechen des Kiews gehört der gezielte Abwurf von

    Munition auf einen Kinderspielplatz in der Stadt Sсhebekino im Gebiet

    Belgorod am 11. Juli 2024. Fünf Kinder wurden daraufhin mit mehr oder

    weniger schweren Verletzungen durch explodierende Minen ins Krankenhaus

    eingeliefert. Das jüngste von ihnen musste sich einer schweren Operation

    an der Wirbelsäule unterziehen. Die Ärzte kämpften über eine Woche lang

    um das Leben des ältesten dieser Kinder, eines 16-Jährigen, aber er

    konnte nicht gerettet werden. Er erlag seinen Verletzungen.


    • In den letzten Monaten hat die Jagd von Nazi-Drohnen auf zivile und

    öffentliche Verkehrsmittel exponentiell zugenommen. Sie verfolgen zivile

    Autos, Busse und öffentliche Verkehrsmittel auf der Straße und greifen

    sie tödlich an. Ganze Familien mit Kindern, Arbeitskolonnen, Rettungs-

    und Reparaturteams werden gezielt angegriffen.


    • Darüber hinaus werden Drohnen von den ukrainischen Nazis eingesetzt,

    um Landmaschinen auf den Feldern in den landwirtschaftlichen Gebieten

    sowie Baufahrzeuge anzugreifen, die die Infrastruktur nach den

    Bombardierungen wieder aufbauen sollen.


    • Vor kurzem haben die ukrainischen Streitkräfte den Einsatz von Drohnen

    angekündigt, die mit einer 2.200 Grad Celsius heißen Mischung aus

    Aluminiumpulver und Eisenoxid bestückt sind. Ich möchte daran erinnern,

    dass diese Technologie Ende des 19. Jahrhunderts von Deutschland

    entwickelt und im Ersten und Zweiten Weltkrieg aktiv eingesetzt wurde.

    Zur Bestätigung haben ukrainische Aktivisten ein Video veröffentlicht,

    das zeigt, wie Drohnen die brennbare Substanz abwerfen.


    •Bei den Angriffen auf Zivilisten mit Drohnen verschiedener Art handelt

    es sich um Verbrechen, die von den ukrainischen Streitkräften

    absichtlich, zynisch und im vollen Bewusstsein der Folgen ihrer Tat

    begangen werden. Mit Hilfe der Optik der von westlichen Sponsoren

    gelieferten Drohnen können die Drohnenbetreiber das Opfer perfekt

    identifizieren. Sie können sehen, dass ein Kind, ein alter Mann oder

    eine Frau vor ihnen steht.


    •Die ukrainischen Nazis werden mit der ganzen Härte des Gesetzes für

    ihre Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    24.09.2024

    Israels Pager-Attacke war «fraglos eine Form von Terrorismus»

    transition-news.org, vom 24. September 2024 von TE.

    Das sagt der ehemalige CIA-Direktor und Ex-Verteidigungsminister Leon Panetta. Vergangene Woche explodierten im Libanon von der Hisbollah benutzte Pager und Funkgeräte. Dabei wurden Dutzende von Menschen getötet und Tausende verletzt. Der israelische Geheimdienst Mossad wird dafür verantwortlich gemacht.


    Über den perfiden Angriff in der vergangenen Woche, bei dem im Libanon von der Hisbollah benutzte Pager und Funkgeräte reihenweise explodierten und der Dutzende Tote und Tausende Verletzte zur Folge hatte, hat Transition News bereits berichtet. Darin wird erklärt, dass Israel laut einer Quelle an der Herstellung der Pager beteiligt war.

    Nun hat sich kein Geringerer als der ehemalige CIA-Direktor und Ex-Verteidigungsminister Leon Panetta dazu geäußert und allerschärfste Kritik geübt, wie etwa The Hill schreibt. So bezeichnete der 86-Jährige die tödlichen Pager-Explosionen als eine Form von «Terrorismus».

    «Ich denke, es steht außer Frage, dass es sich um eine Form des Terrorismus handelt», sagte Panetta in der CBS News-Sendung «Sunday Morning». Und weiter:

    «Das geht direkt in die Versorgungskette. Und wenn der Terror in die Versorgungskette vordringt, stellen sich die Leute die Frage: ‹Was kommt als Nächstes?› Dies ist eine Taktik, die Auswirkungen hat. Und wir wissen wirklich nicht, welche Auswirkungen das haben wird»

    Auch die US-Demokratin und Abgeordnete des Repräsentantenhauses Alexandria Ocasio-Cortez verurteilte Israel wegen der Pager-Explosionen. Sie sagte, der Vorfall verletze «eindeutig das humanitäre Völkerrecht und untergräbt die Bemühungen der USA, einen größeren Konflikt zu verhindern».


    Quelle:

    The Hill: - 24. September 2024


    Info: https://transition-news.org/israels-pager-attacke-war-fraglos-eine-form-von-terrorismus


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

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