10.10.2024

Und der Kriegspreis des Deutschen Buchhandels geht an...

freedert.online, 10. Oktober 2024  ,Von Dagmar Henn

Sie gilt als Osteuropa- und Russlandexpertin, eine Kombination, bei der man mittlerweile ohnehin sofort vorsichtig wird. Anne Applebaum ist nicht der erste Preisträger, bei dem in Frankfurt mächtig daneben gegriffen wurde. Aber so unpassend war der Star der Buchmesse noch nie.

Screenshot_2024_10_10_at_17_53_02_Und_der_Kriegspreis_des_Deutschen_Buchhandels_geht_an..._RT_DE

Audio  Dauer 11:00 min


Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

PodcastsUnd der Kriegspreis des Deutschen Buchhandels geht an...


Info: https://freedert.online/podcast/222042-und-kriegspreis-deutschen-buchhandels-geht


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

10.10.2024

Rheinmetall jetzt abstoßen

aus e-mail von Thomas Nauerth, 10. Oktober 2024,


Liebe VB- Vernetzte,


die Zusammenhänge von Kapitalismus und Krieg sind doch immer wieder in

ihrer Simplizität erstaunlich. Aktuell geht durch die einschlägige

Presse (www.boersen-zeitung.de) folgende Meldung:


/FRANKFURT/ROM (dpa-AFX) - Neue Hoffnungsschimmer für Friedenspläne in

der Ukraine haben am Donnerstag den Papieren von Rüstungsherstellern

zugesetzt. Wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera"

berichtete, soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu einem

Waffenstillstand entlang der aktuellen Gefechtslinie bereit sein. "Der

Krieg kann 2025 enden", zitierte das Blatt Selensky vor seinem Besuch

bei Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Rom. Selenskyj

verfolge dabei das Ziel, Garantien zu erhalten für eine Mitgliedschaft

der Ukraine in der Europäischen Union, hieß es weiter. Unter den

Neuigkeiten litten die Aktien der Rüstungskonzerne, die seit dem Beginn

des Ukraine-Krieges von den Aufrüstungen des Westens erheblich

profitiert hatten. Rheinmetall rutschte im Dax um 3,5 Prozent ab,

Hensoldt sanken im MDax um 2,6 Prozent./


Sollte jemand von uns seine Friedensarbeit mit Aktiengewinnen auch von

Rheinmetall finanzieren, die Zeit scheint gekommen, die Papiere

abzustoßen... Es gibt sicher Firmen, die vom Waffenstillstand

profitieren werden (Wiederaufbau!)


pax et bonum


Thomas


apl. Prof. Dr. theol. Thomas Nauerth


Institut für Katholische Theologie

Universität Osnabrück

tnauerth@uni-osnabrueck.de


www.friedenstheologie.de

www.bibelunddidaktik.uni-osnabrueck.de/


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


unser weiterer Kommentar: eine Rheinmetallaktie verhalf mir vor etlichen Jahren zum Rederecht auf einer Aktionärsversammlung in Essen, damals noch in Präsenz. Wenn ich diese veräußere kann ich den Erlös an den VB spenden. Oder ich nutze sie abermals zum gleichen Zweck. 


MfG Thomas Bauer (Initiative "Kein Militär mehr!")




Weiteres:




aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 10. Oktober 2024, 16:23 Uhr


Liebe VB-Mitglieder,


Thomas hat auf einen wichtigen Artikel verwiesen -

den ich nicht in der Börsenzeitung gefunden habe,

sondern hier:


https://www.onvista.de/news/2024/10-10-ruestungswerte-sinken-waffenstillstandsdebatte-im-fokus-41121301-19-26318501


Selenskyj offenbar zu Waffenstillstand bereit

Rüstungswerte sinken - Waffenstillstandsdebatte im Fokus


onvista <https://www.onvista.de/news/finder?idPublisher=19> · 10.10.2024, 13:13 Uhr (aktualisiert: 10.10.2024, 14:00 Uhr)

 <onvista-Redaktion" rel="noopener">https://www.onvista.de/news/autoren/onvista-redaktion-41121301>onvista-Redaktion <https://www.onvista.de/news/autoren/onvista-redaktion-41121301>

Neue Hoffnungsschimmer für Friedenspläne in der Ukraine haben am Donnerstag den Papieren von Rüstungsherstellern zugesetzt. Wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" berichtete, soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu einem Waffenstillstand entlang der aktuellen Gefechtslinie bereit sein. "Der Krieg kann 2025 enden", zitierte das Blatt Selenskyj vor seinem Besuch bei Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Rom.


Selenskyj verfolge dabei das Ziel, Garantien zu erhalten für eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union, hieß es weiter. Unter den Neuigkeiten litten die Aktien der Rüstungskonzerne, die seit dem Beginn des Ukraine-Krieges von den Aufrüstungen des Westens erheblich profitiert hatten.


Rheinmetall  <rutschten" rel="noopener">https://www.onvista.de/aktien/Rheinmetall-Aktie-DE0007030009>rutschten im Dax um 3,5 Prozent ab, Hensoldt  <sanken" rel="noopener">https://www.onvista.de/aktien/HENSOLDT-AG-Aktie-DE000HAG0005>sanken im MDax um 2,6 Prozent. Im SDax <https://www.onvista.de/index/SDAX-Index-324724> ging es für die zuletzt schon arg gebeutelten Titel von Renk <https://www.onvista.de/aktien/RENK-GROUP-AG-Aktie-DE000RENK730> nochmals um 2,3 Prozent bergab. Europaweit stand der Rüstungssektor unter Druck: BAE  <Systems" rel="noopener">https://www.onvista.de/aktien/BAE-SYSTEMS-PLC-Aktie-GB0002634946>Systems in London etwa verloren 2,6 Prozent, Leonardo <https://www.onvista.de/aktien/LEONARDO-SPA-Aktie-IT0003856405> in Mailand gaben um 2 Prozent nach.  


——



Die Börsenzeitung hat allgemein berichtet:


https://www.boersen-zeitung.de/konjunktur-politik/kieler-institut-warnt-vor-nachlassender-unterstuetzung-der-ukraine



US-Wahlen könnten Kiew schwächen

Kieler Institut warnt vor nachlassender Unterstützung der Ukraine


Die Unterstützung für die von Russland überfallene Ukraine scheint zu schwinden. In den USA droht ein Sieg Donald Trumps. Und auch Berlin bremst. Das IfW Kiel warnt vor "Notlösungen" und den Folgen für Kiew.


Frankfurt, 10. Oktober 2024, 10:14 Uhr


Zwar haben Vertreter von EU-Staaten am Mittwochabend eine Grundsatzeinigung erzielt und neue Milliardenhilfen für die Ukraine auf den Weg gebracht in Form eines Darlehens von bis zu 35 Mrd. Euro, doch insgesamt geht die Ukraine nach Auffassung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) „unsicheren Zeiten“ entgegen. Eine zweite Amtszeit Donald Trumps als US-Präsident oder das Ersetzen europäischer Hilfen durch Zuwendungen der NATO bzw. Kredite aus den Einnahmen eingefrorener russischer Vermögen könnte die Ukraine ernsthaft schwächen, warnen die Ökonomen im jüngsten Update des Ukraine-Trackers, der die Hilfen bis August 2024 erfasst.


Insgesamt erhielt die Ukraine in den Sommermonaten Juli und August Hilfszuweisungen der westlichen Geberländer über rund 14,6 Mrd. Euro. Dabei hielten sich militärische und wirtschaftliche Hilfen in etwa die Waage. Neben militärischen Gütern fehlt es nach Meinung von Pietro Bomprezzi, Projektleiter des Trackers am IfW Kiel, aktuell aber vor allem an Hilfen für die Bevölkerung angesichts des nahenden Winters. Es gehe insbesondere darum, die von Russland zerstörte kritische Infrastruktur und die Energiesysteme wieder in Gang zu bringen.


Deutschland halbiert zukünftig Leistungen


Ab dem nächsten Jahr könnten dann wichtige Hilfen ganz ausbleiben, wenn ein neuer US-Präsident Donald Trump weitere Hilfspakete im Kongress verhindern würde. Auch Deutschland hatte jüngst eine Halbierung der Ukraine-Hilfen im kommenden Haushalt angekündigt. Andere Länder könnten dem Beispiel folgen, sorgen sich die Ökonomen.


Europas Hilfen würden dann möglicherweise durch Zuwendungen der NATO oder Kredite aus den Einkünften eingefrorener russischer Vermögen ersetzt. Vom Volumen her könnten sich die Summen darüber auf 40 Mrd. Euro bzw. 45 Mrd. Euro belaufen. Bomprezzi spricht aber von einer „Notlösung“, weil diese Gelder die „dauerhaften bilateralen Hilfen, die die Ukraine benötigt, nicht vollständig ersetzen können.“


Schätzungen des IfW Kiel auf Basis der bisherigen Hilfen zeigen, dass sich diese bei gleichbleibenden Anstrengungen der westlichen Geber im nächsten Jahr auf etwas über 100 Mrd. Euro belaufen würden – davon fast 59 Mrd. Euro an militärischen und etwa 54 Mrd. Euro an finanziellen Zuweisungen. Ohne neue Hilfspakete der USA würden die militärischen Hilfen auf rund 34 Mrd. Euro und die finanziellen Hilfen auf rund 46 Mrd. Euro sinken.


Liebe Grüße


Clemens

--------------------------------------------------------------


Clemens Ronnefeldt

Referent für Friedensfragen beim deutschen

Zweig des internationalen Versöhnungsbundes

A.-v.-Humboldt-Weg 8a

85354 Freising


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

10.10.2024

Die Watchlist EUropa vom 10. Oktober 2024

lostineu.eu, 10. Oktober 2024

Heute mit News und Analysen zum Streit um den ungarischen Regierungschef Orban, zur Demokratie in Georgien und zur Versammlungsfreiheit in Deutschland.

Weiterlesen hier (Newsletter).

Den Newsletter gibt’s auch im Volltext per Mail, Abo hier (via STEADY)


Info: https://lostineu.eu/die-watchlist-europa-vom-10-oktober-2024


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




Weiteres:




Update: Der Kollaps beschleunigt sich


lostineu.eu, vom 9. Oktober 2024

Die Bundesregierung hat erneut ihre Wachstumsprognose gesenkt. Auch dieses Jahr wird die Wirtschaft wohl schrumpfen. Wirtschaftsminister Habeck rechnet mit einem Minus von 0,2 Prozent. Die Bundesregierung habe sich in eine “sehr schwierige Lage manövriert, sagt der Wirtschaftsweise Achim Truger. Die Lage sei “wirklich dramatisch”… – Mehr hier (“Nach Draghis Warnung: Der Kollaps beschleunigt sich”)

6 Comments

  1. Arthur Dent
    10. Oktober 2024 @ 13:41

    Ich erwarte allenfalls Subventionsorgien für grüne Augenwischereien und Rüstungsausgaben in schwindelerregender Höhe von der Ampel.

Reply

  • european
    10. Oktober 2024 @ 10:24

    Ich bin gern bereit, der Ampel Schuld an der Beschleunigung des Abstiegs zu geben, jedoch wurde der Grundstein dafuer schon lange vorher gelegt, indem Deutschland darauf verzichtet hat, sich ein langfristiges oekonomisches Modell zu geben. Ein wachsender Niedriglohnsektor mit entsprechend sinkendem Absatzmarkt verbunden mit fehlenden Investitionen in Land, Leute, Infrastruktur, Forschung und Bildung, Digitalisierung. Man glaubte den Stein der Weisen gefunden zu haben und lehnte sich zurueck. Immer wenn es knapp wird, senken wir unsere Loehne weiter ab. Und weil wir das so toll fanden, haben wir anderen Laendern empfohlen, es uns gleich zu tun.

    Deutschland erlebt gerade nicht nur die Talfahrt der Wirtschaft, es erlebt die Implosion des Landes in einer Weise, dass man gar nicht weiss, wo man anfangen soll, es wieder aufzubauen. Politiker wie Merz und Lindner versuchen es mit Ratschlaegen von gestern, z.B. massive Sparprogrammem ein bisschen Flickwerk hier, ein bisschen dort und im Zweifelsfall sind die Rentner an allem schuld oder die Bevolkerung an sich, die den Besserverdienenden zu wenig Respekt zollt. Nichts beschreibt den geistigen Verfall besser als diese Haltung. Der physische Verfall des Landes hat aber eine hoehere Geschwindigkeit, was bedeutet, dass man gar nicht so schnell sparen kann, wie die Verrottung fortschreitet.

    Reply

    • KK
      10. Oktober 2024 @ 13:37

      „…was bedeutet, dass man gar nicht so schnell sparen kann, wie die Verrottung fortschreitet.“

      Vor allem hält Sparen die Verrottung nicht auf, im Gegenteil!

      Reply

  • Arthur Dent
    10. Oktober 2024 @ 00:12

    ohne Zugang zu billigen (fossilen) Energieträgern wird sich Deutschland auch nicht mehr erholen. Die Zeiten als Wirtschaftsmacht sind vorbei.

    Reply

  • Michael
    9. Oktober 2024 @ 20:34

    Erst ruiniert Baerbock die Außenpolitik, und jetzt Habeck die Wirtschaft!? Was kommt als Nächstes?

    Reply

    • KK
      9. Oktober 2024 @ 22:28

      Das geschieht durchaus gleichzeitig, nur dass die Folgen zu unterschiedlichen Zeiten jedem ins Auge springen: Nebenbei einen Krieg erklären und ansonsten naiv Doppelmoral in die Welt tragen geht eben schneller als eine der bis dahin erfolgreichsten Volkswirtschaften abzuwirtschaften…


  • Info: https://lostineu.eu/update-der-kollaps-beschleunigt-sich/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Wie die EU ihre “Soft Power” verspielt


    lostineu.eu, vom 9. Oktober 2024

    Zwei Kriege erschüttern die Welt – in der Ukraine und im Nahen Osten. Die EU könnte ihre viel gerühmte “Soft Power” nutzen, um sie zu beenden oder wenigstens Einfluß zu nehmen. Doch sie setzt ihre Trümpfe nicht ein – der politische Wille fehlt.

    Welche Trümpfe? Nun, es geht um den Handel und um die Sanktionen. Das sind – neben der Diplomatie und den Beitrittsverhandlungen – die stärksten Hebel, die gemeinhin zur europäischen “Soft Power” gerechnet werden. Doch die EU setzt sie nicht ein, obwohl sie es könnte.

    Im Falle Russlands hat sie zwar den Handel fast vollständig ausgesetzt und eine rekordverdächtige Zahl an Sanktionen erlassen. Doch die erwünschte Wirkung – ein Ende des Krieges – wurde nicht erzielt. Deshalb wäre es nun an der Zeit, umzudenken und umzulenken.

    Das Handelsembargo und die Sanktionen bilden zusammen eine riesige Verhandlungsmasse, die die EU in Gespräche mit Moskau einbringen könnte. Nach dem Motto: “Wenn ihr dieses tut, werden wir jene Sanktion lockern oder aufheben.” Doch Brüssel versucht es nicht einmal.

    Noch mehr Trümpfe hat die EU gegenüber Israel und den Palästinensern in der Hand. Sie ist der größte Hilfsgeber für die Palästinenser und der wichtigste Handelspartner für Israel, mit dem es seit 2000 ein Assoziierungsabkommen gibt. Deutschland und Frankreich liefern zudem Waffen.

    Gegenüber den Palästinensern hat die EU wiederholt ihre Trümpfe ausgespielt, gegenüber Israel noch nie. Brüssel hat es noch nicht einmal gewagt, das Assoziierungsabkommen auf Eis zu legen, obwohl Israel eindeutig gegen die in Artikel 2 verankerten Prinzipien (Menschenrechte) verstößt.

    Von Sanktionen ist schon gar keine Rede. Dabei wären sie spätestens seit dem Angriff auf den Libanon fällig. Eigentlich aber schon seit dem Urteil des Internationalen Gerichtshofs im Januar, wonach Israel das Risiko eingeht, einen Genozid in Gaza zu begehen.

    Scholz und Orban schützen Netanjahu

    Doch in Israel liefern die EUropäer lieber Waffen, bevor sie Sanktionen verhängen. In Russland setzen sie Sanktionen als Waffe ein. So wird die europäische “Soft Power” verspielt und stattdessen auf eine “Hard Power” gesetzt, über die die EU kaum verfügt.

    Und warum ist das so? Weil der politische Wille fehlt. In der Ukraine- und Russland-Politik folgt man bisher frag- und klaglos den USA, in der Nahost-Politik sind die 27 heillos zerstritten – und Deutschland blockt alle Versuche ab, Israel zu strafen. Übrigens gemeinsam mit Ungarn…

    6 Comments

    1. Michael Conrad
      10. Oktober 2024 @ 11:14

      Wenn die Sanktionen doch gar nicht funktionieren, wie soll denn dann ihre Abschaffung eigentlich einen Hebel in Verhandlungen darstellen ? Russland hat sich ökonomisch ja gerade neue Kunden und Vertriebswege aufgebaut und es wäre ziemlich unklug diese wieder aufzugeben um den amerikanischen Vasallen entgegen zu kommen.

    Reply

    • ebo
      10. Oktober 2024 @ 12:19

      Die Sanktionen funktionieren nicht in dem Sinne, den die EU wollte: Den Krieg beenden, Russland aushungern, die Wirtschaft crashen, Putins “Kriegskasse” leeren etc.
      Aber natürlich hat Russland ein Interesse an ihrem Ende – und sei es nur, um die Flugverbindungen wiederherzustellen, Gas und Öl zu liefern usw.

      Reply

    • Skyjumper
      10. Oktober 2024 @ 15:11

      @Michael Conrad
      Russland hat zwar notgedrungen so gehandelt wie sie es beschreiben. Aber blöd sind die ja nun nicht. Diese recht einseitige Fokussierung auf China ist zwar derzeit nicht zu umgehen, aber sicher nicht das Wunschszenario Russland. Die Sanktionsaufhebungen sind durchaus eine starke Verhandlungsmasse.

      Reply

  • Michael
    9. Oktober 2024 @ 20:32

    “Sanktionen” werden zur soft-power gerechnet? M. E. sind Sanktionen direkt und in ihren Konsequenzen reine Gewalt! Wie sagte doch Albright (sinngemäß) auf die Frage nach 500000 toten Kindern im Irak, als Folge westlicher Sanktionen: “it is a price to pay”!? War Albright evtl. Israelin?

    Reply

    • ebo
      9. Oktober 2024 @ 20:43

      Sanktionen sind normalerweise ein Mittel der Außenpolitik. Damit soll Druck auf ein Land ausgeübt werden, damit es sein Verhalten ändert und/oder in Verhandlungen einsteigt. Mehr Sanktionen bedeuten in diesem Sinne mehr Verhandlungsmasse.
      Im Fall der EU-Sanktionen gegen Russland geht es jedoch nicht um Diplomatie, sondern um einen Wirtschaftskrieg. Das ändert nichts daran, dass man die Sanktionen auch zurückfahren und als Verhandlungsmasse nutzen kann. Man muß es nur wollen!

      Reply

    • KK
      9. Oktober 2024 @ 22:24

      Völlig egal, ob Sanktioonen soft sind oder nicht: Ohne UN-Mandat sind sie völkerrechtswidrig. Also nicht regelbasiert!


  • Info: https://lostineu.eu/wie-die-eu-ihre-soft-power-verspielt/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Fremde Federn  Ungleichheitsvisionen, Wahlchancen, China-Phobie

    Foto: Jojo Bombardo via Flickr (CC BY-ND 2.0)


    makronom.de, vom 9. Oktober 2024,  Makrothek,

    In den „Fremden Federn“ stellen wir einmal pro Woche in Kooperation mit dem Kuratorendienst Forum (früher piqd) eine Auswahl von lesenswerten journalistischen Fundstücken mit wirtschaftspolitischem Bezug zusammen. Formum.eu versteht sich als eine „Programmzeitung für guten Journalismus“ – was relevant ist, bestimmen keine reichweitenoptimierten Algorithmen, sondern ausschließlich ausgewählte Fachjournalisten, Wissenschaftler und andere Experten.



    Auf dem Weg zu optimalen Energieinfrastrukturen – ein Suchprozess


    piqer: Thomas Wahl

    Die Wahl der Kombination der richtigen Energiequellen und Energieinfrastrukturen ist in Volkswirtschaften komplex. Suboptimale oder falsche Entscheidungen haben u.U. tragische Folgen. Ein Faktor ist z.B. der teils erhebliche Materialeinsatz für verschiedene Energiequellen und Speicher.

    Wenn wir eine kohlenstoffarme Wirtschaft aufbauen wollen, müssen wir eine Menge verschiedener Mineralien abbauen bzw. gewinnen. Für den Bau von Solarzellen benötigen wir Silizium, Nickel, Silber und Mangan. Wir brauchen Eisen und Stahl für Windturbinen, Uran für die Kernkraft und Lithium und Graphit für Batterien.

    Wie „Our World in Data“ recherchiert hat, ist dabei die Kernenergie die Energieart, die mit Abstand am wenigsten Abraum etc. erfordert – gemessen in Kilogramm bewegten Materials pro Gigawattstunde (GWh) erzeugtem Strom. Die Grafik zeigt für ein moderneres KKW AP 1000 einen Wert von knapp 10 kg an. Der AP 1000 ist ein von der Westinghouse Electric Company entwickelter und verkaufter modernerer Druckwasserreaktor mit verbesserter passiver nuklearer Sicherheit – konstruiert zur Senkung der Kapitalkosten und zur besseren Wirtschaftlichkeit. Vergleicht man die dabei anfallende Menge des Abbaumaterials mit den Erneuerbaren Energien, so werden bei der Offshore-Windenergie knapp 35 kg bewegt, für Batteriespeicher knapp 40 kg und für Solaranlagen gut 45 kg. Unschlagbar schlecht ist natürlich Kohle mit etwa 1,2 Millionen kg pro erzeugter GWh.

    Wie wir den Übergang zu kohlenstoffarmer Energie gestalten, wird also erheblichen Einfluss auf den Umfang und die Qualität haben, wie wir unsere Erde zukünftig durch den Bergbau verändern, verunstalten. Darüber sollten wir also unbedingt differenzierter diskutieren.

    Ein weiterer Faktor für die Effizienz zukünftiger Energieinfrastrukturen ist der optimale Strommix und die Speicherfrage. Die als Stromquelle inhärent schwankenden Windräder oder Solaranlagen sind und bleiben ein Problem für die preiswerte, schlanke und sichere Energieversorgung. Wichtig ist daher ein Anteil konstant verfügbarer Energie, die aber auch zur Lastfolge fähig sein sollte. Dazu die NZZ:

    Konstant gelieferter Strom für den Grundbedarf wird als Bandenergie bezeichnet. Eine Reihe von Energiesystemanalysen zeige, dass ein extrem hoher Anteil an fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen die Systemkosten enorm anhebe, sagt Pautz. «Dann muss man viel bei der Speicherung und beim Netzausbau machen.» Höhere Systemkosten bedeuten auch einen höheren Strompreis. Der PSI-Wissenschafter vermutet, dass es ein Optimum für die Anteile an Bandenergie und an fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen gibt. Seiner Ansicht nach ist ein Anteil von 20 bis 25 Prozent an Bandenergieerzeugung vernünftig. Der Institutskollege McKenna sieht das genauso. Aus Kostensicht sei es nicht unbedingt optimal, auf 100 Prozent erneuerbare Energiequellen zu setzen.

    Lastfolge heißt, dass die Stromerzeugung von Kraftwerken dem Strombedarf angepasst werden kann. Dafür kann man zum Beispiel Wasserkraft- oder Gaskraftwerke nutzen, aber auch Kernkraftwerke. So ist es technisch möglich, die Leistung von Kernkraftwerken innerhalb von einer Minute um einige Prozent zu senken oder zu steigern. Kernkraft gehört (nicht nur lt. Our World in Data) auch zu den sichersten und saubersten Energiequellen. Die Sterberaten pro erzeugter Energieeinheit (gemessen anhand der Todesfälle durch Unfälle und Luftverschmutzung pro Terawattstunde) liegen mit 0,03 zwischen Wind (0,04) und Solar (0,02). Und auch wenn immer wieder behauptet wird, Kernkraft sei die teuerste Energieform, gibt es ernsthafte Gegenrechnungen (oder hier):

    „Kernkraft erfordert unbestritten sehr hohe Anfangsinvestitionen“, sagt Prasser, „aber ein modernes Kernkraftwerk läuft viele Jahrzehnte“. Weil, anders als bei Gas und Kohle etwa, die Brennstoffkosten kaum ins Gewicht fallen, sei der Atomstrom langfristig eine sehr günstige Energieform, so Prasser. Ein AKW, das von den 8760 Stunden des Jahres 7000 bis 8000 am Netz sei und 40 Jahre lang laufe, liefere über seine Lebensdauer Strom für vier bis fünf Cent die Kilowattstunde im Schnitt. Moderne AKW seien nach 30 Jahren abgeschrieben und danach „Gelddruckmaschinen“, sagt Prasser.“

    Zumal KKW auch den Aufwand für Systemkosten und Netzausbau stark senken. Man sollte sich daher nicht wundern, wenn eine Renaissance der Atomkraft ernsthaft auf der Tagesordnung steht. Aber wie immer in diesen Fragen gibt es einen erbitterten und leidenschaftlichen Kulturkampf darüber, ob und wie gut sich verschiedene Energiequellen kombinieren lassen. Grundsätzlich finden aber viele Wissenschaftler,

    dass die Diversifizierung bei der Stromversorgung eine Stärke sei. Vor zwei Jahren hätten Kollegen vom PSI untersucht, wie es um die Versorgungssicherheit der nationalen Stromsysteme in Europa stehe. Frankreich habe da relativ schlecht abgeschnitten, weil dort die Kernenergie so dominant sei. Eine höhere Punktzahl erreichten Länder mit einer stärkeren Mischung der Stromquellen wie zum Beispiel Dänemark, Island, Schweden und die Schweiz.

    Dazu muss das Stromnetz allerdings intelligenter werden. All das sind Langfristprozesse, von denen wir noch nicht wissen können, wie am Ende ein Optimum aussieht. Wobei wohl, wie die NZZ m.E. richtig bemerkt, die größten Herausforderungen

    bei der Aufgabe, verschiedene Energiequellen miteinander in Einklang zu bringen, …. jedoch nicht technische Hindernisse (sind), sondern solche wie Ideologie, soziale Akzeptanz und finanzielle Risiken.

    our world in dataLow-carbon technologies need far less mining than fossil fuelsAutorin: Hannah Ritchie




    Mit ökonomischen Argumenten gegen den Klimawandel


    piqer: Jürgen Klute

    Der Titel dieses Interviews klingt ernüchternd: „Physiker über Energiewende: ‚Mit Klimawandel keinen überzeugt’“. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so dramatisch, wie es zunächst klingen mag. Die oft moralisch aufgeladene Debatte über die Klimakrise hat ja bisher in der Bundesrepublik nicht zu überzeugenden Erfolgen bei der Bekämpfung der Klimaerwärmung geführt, obgleich die Folgen mittlerweile unübersehbar und für jeden und jede spürbar sind.

    In Uruguay, das ähnlich abhängig vom Import fossiler Energieträger war wie die Bundesrepublik es noch ist, ist die Energiewende mittlerweile fast vollständig vollzogen: Nur noch 2% der Elektrizität bzw. Wärmeversorgung wird durch den fossilen Energieträger Öl erzeugt. Dieser Erfolg ist nicht das Ergebnis einer intensiven klimapolitischen Debatte, sondern einer ökonomischen, so der uruguayische Physiker Ramón Méndez.

    Wie genau die ökonomisch begründetet Energiewende in der Republik östlich des Uruguay (so der offizielle Name des Landes) erfolgte, beschreibt Méndez in einem Interview mit dem Südamerika-Korrespondenten der taz, Jürgen Vogt. „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, war schon Bert Brecht überzeugt. Offensichtlich gilt das auch im Blick auf die Energiewende: Nicht moralische Ansprüche, sondern die Aussicht auf Einsparungen motivieren zum dringend nötigen Handeln.

    taz„Mit Klimawandel keinen überzeugt“Autor: Jürgen Vogt




    Habeck und das süße Gift der Subventionen?


    piqer: Thomas Wahl

    Der Bundesrechnungshof kritisiert die Subventionspraxis des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck. So heißt es dazu in der ZEIT:

    Laut Rechnungshof liefen zuletzt fast drei Viertel der Finanzhilfen des Bundes über den Etat des Wirtschaftsressorts. Für den Zeitraum zwischen 2019 und 2023 entsprach das demnach einem Volumen von insgesamt 33 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr soll das Wirtschaftsministerium über 10,3 Milliarden Euro verfügen können.

    Die Umgehung von regierungsinternen Leitlinien für die Befristung von Subventionen durch das Ministerium schränke „den Gestaltungsspielraum des Haushaltsgesetzgebers ein“, kritisierten die Rechnungsprüfer, und würde zu einer weiteren „Versteinerung“ des Bundeshaushaltes führen. Andere, wie der hier empfohlene Kommentar von Johannes C. Bockenheimer in der NZZ, werten die Subventionspraxis wesentlich härter und grundsätzlicher:

    Der deutsche Wirtschaftsminister bringt einzelne Unternehmen und ganze Branchen in seinen Einflussbereich. Doch am Ende seines Plans steht nicht der klimaneutrale Wohlfahrtsstaat, sondern der Kollaps.

    Es ist nicht so, dass Habeck keine Probleme erkennt, aber offensichtlich tut er dies sehr selektiv. Vor fünf Jahren soll Habeck z.B. Volkswagen gewarnt haben: „Wer im Jahr 2025 kein Elektroauto für unter 20.000 Euro anbiete, werde im Markt scheitern.“ Wie man das in einem Land mit hohen Preisen und Löhnen in so kurzen, politisch vorgegebenen Zeiträumen schaffen kann, dieses Geheimnis verrät er nicht. Und in der Tat scheint es nun so,

    als stünde VW gegenwärtig nah dran am Scheitern. Die Verkaufszahlen sind mau, die Geschäftszahlen sind mies, und das Management denkt über Werkschliessungen und Entlassungen nach. Für das günstigste Strommodell von VW werden derweil rund 40 000 Euro fällig.

    Und das gilt offensichtlich nicht nur für VW, die Produktion in der gesamten deutschen Industrie bleibt rückläufig. Nun ist das noch kein Kollaps und man kann nicht alles dem Wirtschaftsminister und Vizekanzler anlasten. Aber man muss reagieren. Auch auf die sich ausbreitende staatliche Industriepolitik in den USA, China und in Europa. So wirft etwa die EU-Kommission China vor,

    die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos stark zu subventionieren und den Markt so zu verzerren. Deshalb will die Kommission Zusatzzölle einführen, die in manchen Fällen voraussichtlich mehr als 35 Prozent betragen. Nach Angaben der EU-Kommission sind chinesische Elektroautos normalerweise etwa 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle.

    Es stellt sich die Frage: Unter welchen Umständen sind welche Subventionen der richtige Weg aus der Misere? Dazu die NZZ:

    Doch kaum jemand betreibt diesen neuen Interventionismus mit solchem Eifer wie Deutschlands Wirtschaftsminister. Wo andere Pragmatismus walten lassen, sieht Habeck offenbar seine Mission: den Staat zum Dirigenten der Wirtschaft zu machen. Er werde «aktiv dafür sorgen», dass die Schlüsselindustrien im Land blieben, sagte Habeck nach Amtsantritt. Kurz darauf schob er ein langes Strategiepapier nach. En détail diktierte er darin, dass in Deutschland auch weiterhin Glas geblasen, Zement gemischt und Papier geschöpft werden müsse.

    Kann diese enge inhaltliche Steuerung der Transformation einer ganzen Volkswirtschaft hin zur Klimaneutralität, die stark an Planwirtschaft erinnert, funktionieren? Was herauskommt

    wenn der Staat Milliarden verteilt, die an Vorgaben dazu geknüpft sind, was, wie und zu welchem Preis produziert werden soll

    könnten wir aus den Erfahrungen des real existierenden Sozialismus wissen.

    In der Regel kein innovatives Produkt, das von Konsumenten nachgefragt wird – und damit auch keine reale Wertschöpfung.

    Was man, wie Bockenheimer schreibt, nun bei VW wieder klassisch beobachten kann.

    Aus Furcht, bei der nächsten Förderrunde leer auszugehen, hat sich der Konzern lieber dem Druck aus dem auch politisch besetzten Aufsichtsrat gebeugt als sich den Erwartungen der Kunden und dem Wettbewerb der Konkurrenz zu stellen.

    Und es geht weiter. Auf dem letzten Autogipfel versprach Habeck den Autoherstellern weitere Hilfen.

    Was zeigt: Ein Markteingriff kommt selten allein, sondern zieht immer neue Interventionen nach sich.

    Der Versuch sich wie Münchhausen mit staatlichen Geldern an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, setzt einen Kreislauf in Gang. Die Gefahr: Immer mehr Geld bringt immer weniger Wirkung.

    nzzRobert Habeck verabreicht Deutschland das süsse Gift der SubventionenAutor: Johannes C. Bockenheimer




    Endlich Ungleichheit verstehen


    piqer: Jannis Brühl

    Ich mag Branko Milanovic, seit ich sein Buch Kapitalismus Global gelesen habe. Darin analysiert der Ökonom, wie sich das System, das sich durchgesetzt hat, sich im Westen einerseits und in autoritären Staaten wie China andererseits ausdifferenziert hat. In diesem Interview mit meinem SZ-Kollegen Bernd Kramer spricht Milanovic über sein neues Buch Visionen der Ungleichheit. Dabei macht er einige Punkte, die dem gewöhnlichen Verständnis unseres Systems widersprechen und sehr erhellend sind:

    • „Weltweit mag der Gegensatz zwischen Arm und Reich kleiner geworden sein, innerhalb der Industrieländer hat er sich vergrößert.“
    • Karl Marx warf dem Kapitalismus gar nicht wirklich explizit vor, die Ungleichheit zu erhöhen. Ihn interessierte vielmehr, wie sein Gesetz der fallenden Profitrate Kapitalisten und Arbeiter einander wieder – etwas – anglich.
    • Dementsprechend interpretieren Linke wie Rechte/Liberale Marx falsch.
    • Tatsächlich scheinen Technologiesprünge zunächst Ungleichheit zu erhöhen – weil nur eine entsprechende Avantgarde profitiert, ehe dann wachsende Konkurrenz die Verhältnisse wieder angleicht. Diese Phasen wechseln sich in Wechselbewegungen ab.
    • Ungleichheit kann aber so extrem werden, dass sie Wachstum nicht mehr befeuert, sondern lahmlegt. Die Gesellschaft wird dysfunktional.
    • Ganz, ganz oben an der Spitze herrscht nicht Faulheit, sondern „Homoplutie“ (Milanovics Wortschöpfung): Die Top-Elite hat hohe Kapitaleinkommen UND hohe Arbeitseinkommen. Das macht sie doppelt immun gegen einen Absturz in eine tiefere Klasse.

    Wer keine Zeit hat, Milanovics neues Buch zu lesen, sollte sich dieses Interview gönnen, um die Welt ein bisschen besser zu verstehen.

    sueddeutsche„Wir sind an einem kritischen Punkt“Interview: Bernd Kramer




    In Deutschland entnimmt der Wald der Atmosphäre kein CO2 mehr


    piqer: Dominik Lenné

    Im Pick wird ein Ergebnis des neuen Waldberichts der Bundesregierung skizziert, den diese jährlich erstellen lässt. Es ist ernüchternd: die Menge an Biomasse, die die Menge des im Wald gebundenen Kohlenstoffs charakterisiert, stagnierte, oder nahm sogar ab. Die Zunahme an einer Stelle wurde durch Abnahme an anderer, etwa durch das Absterben von Nadelholz-Monokulturen in den letzten Jahren, wieder neutralisiert. Dabei nimmt nicht nur die Holzmasse ab, sondern auch die des im Boden gebundenen Kohlenstoffs.

    Damit wird die Emissionsplanung der Bundesregierung gefährdet, denn statt CO₂ aus der Luft zu entfernen, fügt unser Wald ihr neues hinzu – eine Entwicklung, die übrigens auch im Amazonasgebiet festgestellt wurde. Der jährlich laut Planung von Wald und Mooren aufzunehmende Anteil von 25 Mio. t CO₂ entspricht 3,7 % der Emissionen von 2023. Der Verlust – oder die Verringerung – dieser Senke ist also nicht überwältigend, aber dennoch bedenklich, besonders wenn man die politischen und ökonomischen Schwierigkeiten bedenkt, mit denen die Dekarbonisierung zu kämpfen hat.

    Der Artikel behandelt des Weiteren den geplanten Waldumbau von Nadelholz-Monokulturen in Mischwald oder Laubwald, der nur langsam und gegen offensichtliche ökonomische Interessen der Waldbesitzer verläuft. Sie konnten ein von Landwirtschaftsminister Özdemir geplantes Bundeswaldgesetz bisher verhindern.

    spektrumWarum der Wald als Klimaschützer ausfallen wirdAutor: Thomas Krumenacker




    Die Rolle es Europäischen Parlaments in der EU-Handelspolitik


    piqer: Jürgen Klute

    Am 4. Oktober 2024 hat das Europäische Parlament Strafzöllen gegen E-Autos aus China zugestimmt. Zwar hatte Bundeskanzler Olaf Scholz noch ein Machtwort gegenüber der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock gesprochen, um die geplanten EU-Strafzölle noch im letzten Moment zu verhindern. Gebracht hat das Machtwort jedoch nichts.

    Eric Bonse hat die Entscheidung über die EU-Strafzölle zum Anlass genommen, um den langjährigen Vorsitzenden des Handelsausschusses des Europäischen Parlaments (INTA), Bernd Lange (SPD), zu dieser Entscheidung der EU zu befragen. Veröffentlicht ist das Interview in der taz. Lange verteidigt und begründet einerseits die Entscheidung zugunsten der Strafzölle, kritisiert aber gleichzeitig die zunehmende Abschottung der USA gegenüber chinesischen Importen als chinaphob.

    Das Interview beschränkt sich jedoch nicht auf den Handelskonflikt mit China. Ein weiteres Thema in diesem Interview ist das umstrittene und schon lange verhandelte Mercosur-Handeslabkommen (das Mercosur-Handeslabkommen umfasst die lateinamerikanischen Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, die unter dem Titel Mercosur eine Art Wirtschaftsunion bilden). Lange erläutert, wie sich aus seiner Sicht im Laufe der langjährigen Verhandlungen das Abkommen, das ursprünglich als ein klassisches Freihandelsabkommen konzipiert war, qualitativ verändert hat und woher die Blockaden innerhalb der EU kommen.

    Und schließlich gibt das Interview einen seltenen Einblick in die heutige auf dem Lissabon Vertrag basierende Rolle des Europäischen Parlaments in der EU-Handelspolitik, die mit dem Lissabon Vertrag vollständig auf die EU-Ebene verlagert wurde (es sei denn, soziale Aspekte sind Bestandteil eines Abkommens).

    taz„Die USA haben eine China-Phobie“Autor: Eric Bonse




    Wahlchancen: Frauen haben teils sogar einen Bonus


    piqer: Antje Schrupp

    Der Hype um Kamala Harris nach ihrer Übernahme der US-Präsidentschaftskandidatur hat viele überrascht. Woher kommt die breite Zustimmung, ja fast schon Erleichterung? Ist sie nicht als Frau und als Schwarze sogar strukturell im Nachteil?

    Nicht unbedingt, wie dieses Interview mit der Politikwissenschaftlerin Sanne van Oosten von der Universität Oxford zeigt. Sie hat zu der Frage, welchen Einfluss Geschlecht und Hautfarbe für die Wahrnehmung von Wähler*innen haben, kürzlich eine Meta-Analyse erstellt, für die sie Experimente und Studien seit 2012 analysiert hat (überwiegend aus den USA). Dabei ging es um den ersten Eindruck, den Wähler*innen von einem Politiker oder einer Politikerin mit Migrationshintergrund haben. Ergebnis: Dieser erste Eindruck ist sehr positiv, und Frauen haben im Vergleich zu Männern sogar einen Bonus – die Wahrscheinlichkeit ist signifikant höher, dass Wähler*innen für eine Frau stimmen als für einen Mann.

    Widersprechen diese Ergebnisse dem Eindruck, dass Frauen im politischen Geschäft benachteiligt sind? Nicht unbedingt, denn die Wahrnehmung von Geschlecht oder anderen Identitätskategorien wirkt sich nicht nur über Diskriminierung aus. Mit „Frausein“ oder „Schwarzsein“ kann auch die Hoffnung auf Veränderung verbunden werden – das war sicher bei Obama der Fall, und auch bei Angela Merkels Erfolg spielte ihr Geschlecht eine Rolle.

    Die Rolle, die Faktoren wie Geschlecht, Migrationshintergrund und andere Identitätsmarker bei der Beurteilung von Politiker*innen spielen, ist komplex. Gut, dass diese Verbindungen nun auch wissenschaftlich erforscht werden.

    sueddeutsche„Frauen haben einen Bonus“Interview: Sebastian Herrmann


    Info: https://makronom.de/ungleichheitsvisionen-wahlchancen-china-phobie-47516?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ungleichheitsvisionen-wahlchancen-china-phobie


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Nachrichten von Pressenza: Künstliche Intelligenz: Klimaretter oder versteckter Energiefresser?

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 10. Oktober 2024


    Nachrichten von Pressenza - 10.10.2024


    Künstliche Intelligenz: Klimaretter oder versteckter Energiefresser?


    ChatGPT und Co stehen in der Kritik. Ihre Server-Farmen fressen Energie und verbrauchen große Mengen Wasser. Die Emissionen der großen Tech-Konzerne wachsen durch die milliardenschweren Entwicklungen im KI-Bereich weiter an. Gleichzeitig entwickeln Forscher:innen KI-Anwendungen, die uns beim Klimaschutz unterstützen könnten&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/kuenstliche-intelligenz-klimaretter-oder-versteckter-energiefresser/


     -----------------------


    Ein dringender Appell von Brian Eno und Yanis Varoufakis an die Richter des Internationalen Strafgerichtshofs zur Lage in Israel/Palästina


    In einem offenen Brief wenden sich Brian Eno und Yanis Varoufakis an den Internationalen Strafgerichtshof, um die dringende Notwendigkeit einer rechtlichen Aufarbeitung der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen im israelisch-palästinensischen Konflikt zu betonen. Ein Jahr nach dem Beginn der eskalierenden Gewalt fordern sie&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/ein-dringender-appell-von-brian-eno-und-yanis-varoufakis-an-die-richter-des-internationalen-strafgerichtshofs-zur-lage-in-israel-palaestina/


     -----------------------


    El Salvador empfängt das Basisteam des 3. Weltmarsches für Frieden und Gewaltfreiheit


    Am 3. Oktober öffnete die Andrés Bello Universität in San Miguel, El Salvador, ihre Tore, um das Basisteam des 3. Weltmarsches für Frieden und Gewaltfreiheit herzlich willkommen zu heißen. Die Studierenden begrüßten die internationale Delegation, die Teilnehmende aus Costa Rica,&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/el-salvador-empfaengt-das-basisteam-des-3-weltmarsches-fuer-frieden-und-gewaltfreiheit/


     -----------------------


    Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Gewaltfreiheit in Dhaka, Bangladesch


    Anlässlich des 2. Oktober, dem Internationalen Tag der Gewaltfreiheit, fanden an der Sher-e-Bangla Agriculture University (SAU) in Dhaka, Bangladesch, eine Kundgebung und ein Seminar für Frieden und Gewaltfreiheit statt. Das Seminar wurde im Seminarraum der Fakultät für Landwirtschaft durchgeführt. Bericht:&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/feierlichkeiten-zum-internationalen-tag-der-gewaltfreiheit-in-dhaka-bangladesch/


     -----------------------


    Eine Versammlung der Seelen: Feiern für Frieden und Gewaltfreiheit


    In einer zauberhaften Ecke von La Serena in Chile, wo sich Wüste und Meer in einer ewigen Umarmung vereinen, versammelte sich eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ziel: den Tag des Friedens und der Gewaltfreiheit zu feiern. Wir waren&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/eine-versammlung-der-seelen-feiern-fuer-frieden-und-gewaltfreiheit/


     -----------------------


    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Nur Deutschland entschädigt nicht  Niederländischer NS-Verfolgter fordert Entschädigung für Bahn-Deportationen in die NS-Vernichtungslager. Solche Entschädigungen wurden in Frankreich und in den Niederlanden gezahlt; nur Berlin und die Deutsche Bahn weigern sich.

    german-foreign-policy-com, 10. Oktober 2024

    BERLIN/DEN HAAG (Eigener Bericht) – Der niederländische NS-Verfolgte Salo Muller fordert die Deutsche Bahn AG und die Bundesregierung zur Zahlung von Entschädigung an noch lebende Opfer der NS-Deportationsverbrechen auf. Gegenstand der Forderung sind die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn in die NS-Vernichtungslager, ohne die „der Holocaust nicht durchführbar gewesen“ wäre, wie Muller konstatiert. Der 88-jährige, dessen Eltern mit der Bahn nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden und der sich als Kind nur in niederländischen Verstecken vor dem Mordzugriff der deutschen Besatzer retten konnte, brachte 2019 die niederländische Bahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen dazu, 50 Millionen Euro für Entschädigungen bereitzustellen. Die Deutsche Bahn AG, Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn, verweigert sich bis heute. Auch die Initiative Zug der Erinnerung setzt sich für die Zahlung von Entschädigungen ein – und verweist in einem Gutachten darauf, die Reichsbahn habe zwischen 1938 und 1945 „Fahrteinnahmen für die Deportationen“ im „heutigen Wert von mindestens 445 Millionen Euro“ kassiert. Das Reichsbahn-Vermögen ging an die Rechtsnachfolgerin Deutsche Bahn AG.


    Mit der Bahn deportiertSalo Muller wurde 1936 in Amsterdam geboren. Im Jahr 1942 wurden seine Eltern wegen ihrer jüdischen Herkunft von den NS-Besatzern an ihrem Arbeitsplatz aufgegriffen und in das KZ-Sammellager Westerbork rund 50 Kilometer südlich von Groningen verschleppt. Von dort wurden sie schließlich – wie 102.000 weitere NS-Opfer, fast durchweg Jüdinnen und Juden, aber auch hunderte Sinti und Roma sowie Widerstandskämpfer – in die Vernichtungslager deportiert. Mullers Eltern wurden 1943 in Auschwitz ermordet, ebenso zahlreiche weitere Angehörige seiner Familie. Muller selbst überlebte, seine Kindheit bis 1945 unter desolaten Umständen in insgesamt acht unterschiedlichen Verstecken verbringend; „weder Freunde noch Vertraute“ habe er in jenen Jahren um sich gehabt, heißt es in einem Zeitungsbericht.[1] Nach der Befreiung Europas von der NS-Herrschaft kehrte er schließlich, „an Leib und Seele gezeichnet“, nach Amsterdam zurück. Es dauerte fünf Jahrzehnte, bis er, aufs Schwerste traumatisiert, in der Lage war, über seine Kindheit und über das Schicksal seiner Eltern sowie weiterer Verwandter zu sprechen und zu schreiben.


    Entschädigungen in Frankreich

    Als einen Schlüsselmoment für sein Handeln in den vergangenen Jahren hat Muller den Tag im Dezember 2014 bezeichnet, an dem er von der Entscheidung erfuhr, dass in Frankreich überlebende NS-Oper, die mit der Eisenbahn in die Vernichtungslager deportiert worden waren, eine Entschädigung erhalten sollten. Dies galt auch für Angehörige. Der Hintergrund: Die Eisenbahngesellschaft SNCF (Société nationale des chemins de fer français) hatte rund 76.000 Menschen in NS-Lager und damit in den so gut wie sicheren Tod transportiert; nur 3.000 überlebten. Damit wurde die SNCF direkt in die deutsche Todesmaschinerie integriert. Die Forderung, für den Mordanteil der SNCF solle Paris Entschädigung zahlen, verhallte zunächst; die SNCF gab an, sie habe die Deportationen unter Zwang durchgeführt. Dies ließ sich allerdings nicht mehr durchhalten, als sich die Bahngesellschaft und Unternehmen, an denen sie Anteile hielt, um öffentliche Aufträge in den USA bemühten – und dort beschieden wurden, sie kämen nicht zum Zuge, wenn sie die Ansprüche der Deportationsopfer weiterhin missachteten. Im Dezember 2014 sagte Paris zu, 60 Millionen Euro zu zahlen, um damit Deportationsopfer oder bestimmte Angehörige zu entschädigen.[2]


    Entschädigungen in den Niederlanden

    Muller begann nun, sich dafür einzusetzen, dass Opfer der NS-Deportationen auch in den Niederlanden Entschädigung bekämen. Die Eisenbahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen (NS) hatte rund 102.000 Menschen in NS-Lager deportiert – und dafür hatte sie von den deutschen Besatzern Gebühren kassiert: zunächst fünf Gulden pro deportierter Person, später mehr. Muller, dessen Eltern ebenfalls mit der Bahn nach Westerbork, dann nach Auschwitz verschleppt worden waren, machte sich zunächst auf politischer Ebene dafür stark, Den Haag solle – wie Paris – eine Entschädigung leisten. Dann bereitete er juristische Schritte vor. Letztlich gelang es ihm nach mehrjährigen Auseinandersetzungen im Juni 2019, die Nederlandse Spoorwegen zu veranlassen, eine Summe von bis zu 50 Millionen Euro zu zahlen, um sie den Deportationsopfern, gegebenenfalls auch den Angehörigen zukommen zu lassen.[3] Damals wurde die Zahl von noch rund 500 Überlebenden und ungefähr 5.500 Angehörigen genannt, die nun eine Summe zwischen 5.000 und 15.000 Euro erhalten sollten – im Hinblick auf die Schwere dessen, was die Deportierten erlitten, ein nur symbolischer Betrag; doch es gehe ohnehin allenfalls „um Pflaster auf den Wunden“, wurde Muller zitiert.


    445 Millionen Euro kassiert

    Muller dringt seitdem darauf, dass auch Deutschland den Opfern der Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn Entschädigung zahlt. Auch die Reichsbahn ließ sich im NS-Reich für die Verschleppung von Menschen in die NS-Lager viel Geld erstatten – einen „Fahrpreis“, der für jede deportierte Person berechnet wurde, zudem weitere Gebühren, darunter etwa für das Bereitstellen der Waggons. Die Gelder, die die Reichsbahn damals für ihre Beteiligung an den Deportationsverbrechen bzw. an der Shoah erhielt, sind in einem Gutachten berechnet worden, das die Initiative „Zug der Erinnerung“ im Jahr 2009 erstellen ließ.[4] „Wir gelangen zu dem begründeten Schluss“, heißt es in dem Dokument, „dass die von der ‘Deutschen Reichsbahn‘ zwischen 1938 und 1945 vereinnahmten Fahrteinnahmen für die Deportationen in Zwangs-, Konzentrations- und Vernichtungslager sowie zwischen diesen Lagern einen heutigen Wert von mindestens 445 Millionen Euro erreichen.“[5] Die Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn, die Deutsche Bahn AG, hat trotz jahrelangen Drängens des Zugs der Erinnerung – anders als die Bahngesellschaften in Frankreich und den Niederlanden – nie eine Entschädigung gezahlt; sie verweigert das bis heute.


    Die Haupttäterin

    Am Dienstag hat sich Muller nun mit einem Offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Richard Lutz, und Bundesverkehrsminister Volker Wissing gewandt.[6] Darin hält er fest, dass die Nederlandse Spoorwegen im Jahr 2019 Entschädigungszahlungen zusagten. „Späte und symbolische Gerechtigkeit“ sei „möglich ..., wenn die Bereitschaft zur Verantwortungsannahme und Wiedergutmachung besteht“, erklärt Muller; „diese bestand bei den Niederländischen Eisenbahnen“. „Diese Bereitschaft“ erwarte er jetzt „auch von der Deutschen Bahn AG“, zumal die Deutsche Reichsbahn „die Haupttäterin der Deportationen“ gewesen sei: „Ohne ihr Zutun wäre der Holocaust nicht durchführbar gewesen.“ Die Deutsche Bahn AG habe „das Vermögen der Reichsbahn übernommen“; sie könne also nicht abstreiten, „auch für deren Schulden einstehen zu müssen“. Muller fordert deshalb „eine ernsthafte Entschuldigung und finanzielle Entschädigung für die niederländischen Opfer und ihre Angehörigen“ ein: „Es geht um die Anerkennung des Leids und der historischen Verantwortung.“ Eine Antwort der Bundesregierung auf die Forderung, die bereits seit vielen Jahren gestellt wird und jetzt von Muller wiederholt wurde, steht bis heute aus.

     

    Mehr zum Thema: Hans-Rüdiger Minow: Der Zug der Erinnerung, die Deutsche Bahn und der Kampf gegen das Vergessen.

     

    [1] Tobias Müller: Der niemals lockerlässt. juedische-allgemeine.de 07.05.2019.

    [2] France agrees Holocaust SNCF rail payout with US. bbc.co.uk 05.12.2014.

    [3] Daniel Boffey: Dutch railway to pay out €50m over role in Holocaust. theguardian.com 27.06.2019.

    [4] Gutachten über die unter der NS-Diktatur erzielten Einnahmen der "Deutschen Reichsbahn" aus Transportleistungen zur Verbringung von Personen aus dem Deutschen Reich und dem okkupierten Europa in Konzentrationslager und ähnliche Einrichtungen sowie zwischen diesen Einrichtungen einschließlich ihrer Nebenstellen. Ohne Berücksichtigung der von der "Deutschen Reichsbahn" durchgeführten Transporte von Zwangsarbeitern. Berlin 2009. zug-der-erinnerung.eu.

    [5] S. dazu unsere Rezension: Hans-Rüdiger Minow: Der Zug der Erinnerung, die Deutsche Bahn und der Kampf gegen das Vergessen.

    [6] Offener Brief an den Vorstand der Deutschen Bahn und Bundesverkehrsminister Volker Wissing. auschwitz-komitee.de 08.10.2024.


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9713


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


    unser weiterer Kommentar: Ist der Verkauf der Schenkerlogistiksparte doch noch nicht ganz unter Dach und Fach?

    10.10.2024

    Medien: Top US-General schlägt Cruise-Missiles für Ukraine vor

      freedert.online, vom 9 Okt. 2024 13:08 Uhr

      Der ranghöchste US-amerikanische General in Europa, Christopher Cavoli, hat nach Angaben des Nachrichtensenders "CNN" eine Wunschliste von Waffen für die Ukraine zusammengestellt.


      Medien: Top US-General schlägt Cruise-Missiles für Ukraine vorQuelle: Gettyimages.ru


      S-General Christopher Cavoli am 10. Juli 2024 während eines öffentlichen Forums beim 75. NATO-Gipfel im Walter E. Washington Convention Center in Washington, D.C., USA.


      Der oberste General der US-Streitkräfte in Europa, Christopher Cavoli, hat vorgeschlagen, dass die Bereitstellung von luftgestützten Marschflugkörpern, sogenannten Cruise-Missiles, aus den Beständen des Pentagons der Ukraine im Konflikt mit Russland helfen könnte. Dies berichtete der Nachrichtensender CNN am Dienstag.



      Kamala Harris: Keine Gespräche mit Putin ohne Beteiligung der Ukraine





      Kamala Harris: Keine Gespräche mit Putin ohne Beteiligung der Ukraine






      Cavoli, Chef des US-Europakommandos (EUCOM) und hochrangiger NATO-Befehlshaber, spielt eine Schlüsselrolle bei der Koordinierung der westlichen militärischen Bemühungen zur Unterstützung Kiews.

      Nach Angaben von CNN hat er im Rahmen einer geheimen Strategie, die die Regierung von US-Präsident Joe Biden im September dem Kongress vorgelegt hat, die militärischen Fähigkeiten beschrieben, von denen die Ukraine profitieren würde, wenn sie von den USA geliefert würden.

      Zu diesen Fähigkeiten gehören dem Bericht zufolge AGM-158 Joint Air-to-Surface Standoff Missiles (JASSM). Die von Lockheed Martin entwickelten Waffen haben eine Reichweite von 370 km und können von einer Reihe von in den USA gebauten Plattformen eingesetzt werden, darunter auch F-16-Kampfjets, über die Kiew bereits verfügt.

      Die ukrainische Armee hat indes schon eine ähnliche Fähigkeit mit einer größeren Reichweite von 550 km, und zwar in Form von britischen/französischen Storm-Shadow/SCALP-Raketen, die sie mithilfe von Militärflugzeugen aus der Sowjetzeit abfeuert.

      Eine weitere von Cavoli erwähnte Fähigkeit ist Link 16, ein militärisches taktisches Datenaustauschsystem, das von NATO-Mitgliedern genutzt wird.

      Kiew fordert seit langem JASSMs und Link-16-Systeme, obwohl die USA bisher gezögert haben, diese Fähigkeiten zu teilen, berichtet CNN weiter. Aus namentlich nicht genannten Quellen erfuhr der Sender, die US-Regierung befürchte, Russland könne die geheime US-Militärtechnologie studieren, falls Kiew diese nutzen dürfe.


      Kiew räumt ein: Kein "Friedensgipfel" im November






      Kiew räumt ein: Kein "Friedensgipfel" im November






      Der Bericht kommt im Vorfeld eines Treffens der Ukraine Defense Contact Group in dieser Woche, das der ukrainische Staatschef Waldimir Selenskij als "historisch" bezeichnet hat. Das vom Westen geführte Gremium tritt regelmäßig zusammen, um über Militärhilfe für Kiew zu beraten.

      Im September 2024 reiste Selenskij in die USA, um für seinen "Siegesplan" zu werben, der Berichten zufolge weitere westliche Unterstützung, Angriffe mit westlichen Langstreckenwaffen tief im Inneren Russlands und andere Maßnahmen vorsieht, die nach Ansicht von Kritikern einer "Wunschliste" entsprechen.

      In Rahmen der regelmäßigen Aktualisierung am Montag beschrieb Selenskij seinen Plan als eine laufende Arbeit, die abgeschlossen werde, "sobald wir alle Positionen unserer Partner und die tatsächlichen Möglichkeiten für die Ukraine vollständig verstanden haben." Er forderte seine Unterstützer auf, "zu definieren, wie sie sich das Ende dieses Krieges" und den künftigen Platz der Ukraine in der Welt vorstellten.

      CNN berichtete weiter, dass Bidens Strategie "den Sieg nur in vagen Begriffen der ukrainischen Souveränität und Selbstbestimmung definiert."


      Mehr zum ThemaDurchbruch? Gebiet Dnjepropetrowsk wird auf Ankunft russischer Truppen vorbereitet


      Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/international/221887-medien-top-us-general-schlaegt-cruise-missiles-fuer-ukraine-vor


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


    unser weiterer Kommentar: Vor lauter Eigendynamiken während der Kriegsvorbereitungen im künftigen Aufmarschgebiet geriet die offizielle Kriegserklärung fast schon zur Nebensache, zur Redundanz.

    10.10.2024

    Experte: Selensky hat den „Friedensgipfel“ abgesagt, weil niemand kommen wollte


    anti-spiegel.ru, von 9. Oktober 2024 15:05 Uhr, von Anti-Spiegel

    Der ukrainische Präsident habe deutlich gemacht, dass er unter keinen Umständen mit Moskau verhandeln wird, so Stephen Brien, Senior Fellow am Zentrum für Sicherheitspolitik in Washington

    Der ukrainische Präsident Wladimir Selensky hat den sogenannten „Friedensgipfel“ im November abgesagt, weil niemand kommen wollte. Diese Meinung vertrat Stephen Brien, ein ehemaliger hochrangiger Pentagon-Beamter und Senior Fellow am Zentrum für Sicherheitspolitik (CSP) in Washington.

    „Selensky, der gerade gezwungen war, den bevorstehenden „Friedensgipfel“ abzusagen, der offiziell verschoben wurde, weil niemand kommen wollte, hat deutlich gemacht, dass er unter keinen Umständen mit Moskau verhandeln wird“, schrieb der Experte in seinem Blog auf Substack.

    Am Dienstag erklärte Daria Sarownaja, Beraterin des Chefs des ukrainischen Präsidialamtes, dass die zweite Konferenz zur Beilegung des Konflikts in der Ukraine, die Kiew im November 2024 abhalten wollte, nicht stattfinden werde.

    Die erste Konferenz zur Ukraine fand am 15. und 16. Juni auf dem Bürgenstock statt. Die Schweiz, die sie in Abstimmung mit der Kiewer Regierung organisiert hatte, hatte Russland nicht eingeladen. Delegationen einiger Staaten, darunter China, nahmen nicht an dem Forum teil. Kein BRICS-Land unterstützte das Abschlusskommuniqué.

    Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, erklärte, die Konferenz sei ein komplettes Fiasko gewesen: „Solche Zusammenkünfte können nicht als Grundlage für einen dauerhaften Frieden dienen.“

    Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


    Info: https://anti-spiegel.ru/2024/experte-selensky-hat-den-friedensgipfel-abgesagt-weil-niemand-kommen-wollte


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Kinder ins Casino. Fünf Weise wollen Sechsjährige aufs Börsenparkett schicken

    nachdenkseiten.de, 09. Oktober 2024 um 13:27 Ein Schmähstück von Ralf Wurzbacher

    Der Sachverständigenrat Wirtschaft empfiehlt eine staatliche geförderte „Aktienkultur“ von der Wiege bis zur Bahre. Erste Gehversuche auf dem Kapitalmarkt sollen dafür selbst die Kleinsten der Gesellschaft machen. Damit später auch ja keiner mehr auf dumme Gedanken kommt, etwa den, das irre Geld- und Giersystem infrage zu stellen.


    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

    Podcast: Play in new window | Download


    Früh übt sich, wer ein Börsenspekulant werden will. Und am allerbesten sollten wir das alle sein. Jedenfalls finden das die sogenannten Wirtschaftsweisen, ganz gewiss zu Recht, denn sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen. Oder, noch wahrscheinlicher, schon mit der Muttermilch aufgesogen. So etwas vererbt sich bestimmt. Seinen jüngsten Erguss an Sachverstand hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auf den am Montag veröffentlichten „Policy Brief“ ejakuliert. Die bahnbrechende Idee: „Ein Kinderstartergeld für Deutschland“.

    Auf Staatskosten sollen demnach alle Mädchen und Jungen ab sechs Jahren automatisch und bis zum Erreichen der Volljährigkeit zehn Euro monatlich in Wertpapieren anlegen, in „breit diversifizierte“ Fonds mit „niedrigen Gebühren“ und einem „hohen Anteil an Aktien“.

    Selbstredend führen die Vordenker nur Gutes im Schilde: „Dieser Anlagehorizont ermöglicht am Aktienmarkt eine solide Rendite bei geringem Risiko.“ Durch die schrittweise Einführung steige der „öffentliche Finanzierungsbedarf nur langsam an und bleibt kurzfristig gering“. Nach zwölf Jahren dürften sich die Anleger die Erträge entweder auszahlen lassen oder „weiter besparen“, weshalb eine „unbürokratische Überführung in eine private förderfähige Altersvorsorge (…) von Beginn an mitgedacht werden“ müsse. Damit auch alles mit rechten Dingen zugeht, sollten „nur autorisierte UCITS-Fonds berücksichtigt werden, die regulatorische Anforderungen in Bezug auf Diversifizierung, Liquidität, Risikomanagement und zulässige Vermögensgegenstände erfüllen“. So besteht dann Gewissheit, dass das schöne Geld nicht einfach verbrennt – wie ehedem Ende der 1990er, als die Volksaktie der Telekom Hunderttausenden Menschen Verluste bescherte …

    Toller Vorschlag? Natürlich! Nur will der Plebs das nicht begreifen. Unter einem Beitrag zum Thema bei Zeit-Online haben üble Kommentatoren kübelweise Geistlosigkeit abgeladen. „Ja, möglichst schnell mitmachen beim Aktienkasino. Irreale Wetten, oft losgelöst von der wirtschaftlichen Realität um möglichst leistungslose Gewinne zu erzielen (oder auch alles zu verlieren)“, schreibt da einer. „Und Delphinschwimmen auf den Malediven. Für jedes Kind ab Seepferdchen“, ein anderer. Eigentlich würdigt so gut wie kein Eintrag das Genie der abendländischen Weisen. Statt dessen so etwas: „Die Krankheit Kapitalismus wird langsam zum Gendefekt.“ Und dann noch das: „Das Geld sollte man lieber in gute Bildung, Kita, Tagesmütter stecken und diese besser ausstatten und bezahlen. Unsere Schulen sind teilweise eine Schande für unser Land.“

    Immerhin Letzteres stimmt. An der Bildung hapert es in dieser Republik, an der Erziehung sowieso. Denn „die bisherigen Finanzbildungsprogramme haben, nicht nur in Deutschland, weniger zur Stärkung der Finanzkompetenz in der Bevölkerung beigetragen als erhofft“, weiß die weise Ulrike Malmendier. Deshalb ja auch ihr Vorstoß und der ihrer vier Mitstreiter, schon die Kleinen und Kleinsten auf den Tugendpfad des Kapitalismus zu führen, am besten schon im Uterus. Anders als bisherige Maßnahmen ziele das Kinderstartgeld nämlich darauf ab, „Finanzverhalten durch das Lernen aus Erfahrungen zu stärken – anstatt auf theoretisches Wissen, heißt es in einer Pressemitteilung.

    Richtig! Wozu noch graue Theorie? Zum Beispiel ist die Rüstungslobby in Brüssel gerade drauf und dran, Investitionen in Kriegs- und Mordwerkzeug als „nachhaltige“ Geldanlage anerkennen zu lassen, weil Sicherheit – frei nach George Orwell – die „Mutter aller Nachhaltigkeit“ sei. Wer will so etwas wissen? Und wer ist Orwell? Merkt Euch gefälligst: Machen geht über Studieren – vor allem Geldmachen. Und so gehört auch Rheinmetall sicher bald zu den guten, grünen Fonds, die die kleine Lisa in München guten Gewissens oder bar jeden Wissens zeichnen kann. Der kleine Danylo in Kiew wird es ihr danken – wenn alsbald Bomben auf Moskau regnen.

    Titelbild: GrashAlex / Shutterstock

    Rubriken: Audio-Podcast Banken, Börse, Spekulation Wertedebatte


    Schlagwörter:


    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=122763


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    M. K. Bhadrakumar: Russland verbündet sich mit dem Iran, die Kriegswolken zerstreuen sich

    seniora.org, 09. Oktober 2024

    Israel hat offenbar seinen geplanten Angriff auf den Iran auf Eis gelegt.

    Von M.K. Bhadrakumar 09.10.2024 - übernommen von indianpunchline.com

    Putin.pngDer iranische Oberste Führer Ayatollah Ali Khamenei (L) hat sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am 19. Juli 2022 in Teheran getroffen.


    Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, liebe Freunde, diese wichtige Nachricht sollte nun wirklich von allen Medien   – ob Mainstream oder sozial oder unabhängig   – übernommen werden. Wir denken, dass es hier um einen Friedens-Meilenstein in der aktuellen brandgefährlichen Gefahrensituation zu einem Nuklearkrieg im Nahen Osten handelt. Es scheint, dass der Weg zum Frieden in der Welt vorläufig (noch) nur durch das Gleichgewicht der Kräfte garantiert werden kann. Leider. Ein Weg zu einer friedlichen, mitmenschlichen, sozialen Zusammenarbeit aller Völker mit dem schönen Ziel «Wohlstand für Alle» mittels gesundem Menschenverstand und Diplomatie bleibt der psychologischen Wissenschaft vorbehalten. Daran arbeiten meine Frau und ich mit seniora.org seit Jahren. Herzlich Margot und Willy Wahl

    Israel hat offenbar seinen geplanten Angriff auf den Iran auf Eis gelegt. Dieser Rückzug ist auf eine Kombination von Umständen zurückzuführen, die Israels eigene hochtrabende Rhetorik, man sei bereit zum Losschlagen, Lügen straft.

    Trotz Israels brillantem Medienmanagement sind Berichte aufgetaucht, dass der iranische Raketenangriff am 1. Oktober ein spektakulärer Erfolg war. Es war eine Demonstration der Abschreckungsfähigkeit des Iran, Israel, wenn nötig, zu vernichten. Die Unfähigkeit der USA, iranische Hyperschallraketen abzufangen, hatte seine eigene Botschaft. Der Iran behauptet, dass 90 Prozent seiner Raketen das israelische Luftverteidigungssystem durchdrungen haben.

    Will Schryver, ein technischer Ingenieur und Sicherheitskommentator, schrieb auf X: „Ich verstehe nicht, wie jemand, der die vielen Videoclips der iranischen Raketenangriffe auf Israel gesehen hat, nicht erkennen und anerkennen kann, dass es sich um eine beeindruckende Demonstration der iranischen Fähigkeiten handelte. Die ballistischen Raketen des Iran durchbrachen die US-amerikanische/israelische Luftabwehr und trafen mehrere israelische Militärziele mit großen Sprengköpfen.“

    Offensichtlich gab es in der darauf folgenden Paniksituation in Israel, wie der US-Präsident Joe Biden es ausdrückte, am 4. Oktober noch keine Entscheidung darüber, welche Art von Reaktion Israel gegen den Iran ergreifen sollte. „Wenn ich an ihrer [israelischen] Stelle wäre, würde ich über andere Alternativen nachdenken als den Angriff auf Ölfelder“, sagte Biden bei einem seiner seltenen Auftritte im Briefing-Raum des Weißen Hauses, einen Tag nachdem israelische Beamte erklärt hatten, dass eine „bedeutende Vergeltungsmaßnahme“ unmittelbar bevorstehe.

    Biden fügte hinzu, dass die Israelis „noch nicht entschieden haben, wie sie   – was sie tun werden“ als Vergeltung. Biden sagte Reportern auch, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bei der Entscheidung über die nächsten Schritte an die Unterstützung der USA für Israel denken sollte. Er behauptete, dass er versuche, die Welt zu mobilisieren, um einen umfassenden Krieg in Westasien zu vermeiden.

    In dieser Pantomime ist es sicherer, Biden zu glauben, denn die ehrliche Wahrheit ist, dass Israel ohne die Beiträge und die praktische Hilfe der USA sowie deren Geld und direkte Intervention einfach nicht die Kraft hat, es mit dem Iran aufzunehmen. Israels regionale Dominanz beschränkt sich auf die Durchführung von Mordanschlägen und Angriffe auf unbewaffnete Zivilisten.

    Aber auch hier ist fraglich, wie autark Israel gegenüber dem Iran ist. Berichten zufolge haben die neuen technologischen Erkenntnisse der USA den Aufenthaltsort des Hisbollah-Führers Sayyed Nasrallah lokalisiert, der an Israel weitergegeben wurde, was zu dessen Ermordung führte.

    Interessanterweise trat CIA-Direktor William Burns auf den Plan, um die Gerüchte zu widerlegen, dass der Iran am Samstag einen Atomtest durchgeführt habe. In einer Rede auf einer Sicherheitskonferenz am Montag erklärte Burns, dass die USA die nuklearen Aktivitäten des Iran genau beobachtet hätten, um Anzeichen für eine rasche Entwicklung hin zu einer Atombombe zu erkennen.

    „Wir sehen heute keine Beweise dafür, dass eine solche Entscheidung getroffen wurde. Wir beobachten das sehr genau“, sagte er. Burns machte damit einem weiteren Alibi für einen Angriff auf den Iran einen Strich durch die Rechnung.

    Ein entscheidender Faktor, der Israel/die USA dazu gezwungen hat, einen Angriff auf den Iran aufzuschieben, ist die strenge Warnung Teherans, dass jeder Angriff auf seine Infrastruktur durch Israel mit einer noch härteren Reaktion beantwortet werden würde. „Bei unserer Reaktion zögern wir weder noch überstürzen wir etwas“, um Außenminister Abbas Araghchi zu zitieren, der übrigens am Wochenende eine Reise in den Libanon und nach Syrien unternahm, um Israel eine trotzige „Botschaft“ zu übermitteln   – wie er es ausdrückte   –, dass „der Iran den Widerstand stark unterstützt hat und ihn immer unterstützen wird“.

    Am 4. Oktober hatte der Oberste Führer Ayatollah Ali Khamenei in einer seltenen öffentlichen Predigt den Raketenangriff des Iran auf Israel verteidigt und erklärt, er sei „rechtmäßig und legal“ und Teheran werde ihn „bei Bedarf“ wiederholen. Während der Freitagsgebete in Teheran sprach Khamenei sowohl auf Persisch als auch auf Arabisch und sagte, der Iran und die Achse des Widerstands würden vor Israel nicht zurückweichen. Der Iran werde bei der Konfrontation mit Israel weder „zögern noch hastig handeln“, um seine Pflicht zu erfüllen, erklärte Khamenei.

    Was die Israelis jedoch abschreckt und die Amerikaner beunruhigt, ist etwas anderes   – Russlands immer länger werdende Schatten auf dem westasiatischen Teppich.

    Amerikanische Militäranalysten haben bekannt gegeben, dass in den letzten Wochen bestimmte hochmoderne russische Waffen an den Iran übergeben wurden, unterstützt durch die Entsendung von russischem Militärpersonal zur Bedienung dieser Systeme, darunter S‑400‑Raketen. Es wird spekuliert, dass der Sekretär des russischen Sicherheitsrates (ehemaliger Verteidigungsminister) Sergei Shoigu in jüngster Zeit zwei geheime Besuche im Iran durchgeführt hat.

    Offenbar hat Moskau auch auf die iranische Anfrage nach Satellitendaten für Ziele in Israel für den Raketenangriff am 1. Oktober reagiert. Russland hat den Iran auch mit dem elektronischen Langstrecken-Kriegsführungssystem „Murmansk-BN“ beliefert.

    Das „Murmansk-BN“-System ist ein leistungsstarkes EW-System [EW = Electronic Warfare], das feindliche Funksignale, GPS, Kommunikationssysteme, Satelliten und andere elektronische Systeme in einer Entfernung von bis zu 5.000 km stören und abfangen, „intelligente“ Munition und Drohnensysteme neutralisieren und hochfrequente Satellitenkommunikationssysteme der USA und der NATO stören kann.

    Die russische Beteiligung an der Konfrontation zwischen dem Iran und Israel könnte das Blatt wenden. Aus Sicht der USA wird dadurch das beunruhigende Szenario einer direkten Konfrontation mit Russland heraufbeschworen, die sie nicht wollen.

    In diesem Zusammenhang haben offizielle russische Nachrichtenagenturen am Sonntag den Präsidentenberater Juri Uschakow zitiert, dass Putin plane, sich am 11. Oktober in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat mit seinem iranischen Amtskollegen Masud Pezeshkian zu treffen.

    Uschakow ging nicht näher auf das Treffen ein. Dies kommt in der Tat überraschend, da die beiden Staatsoberhäupter auf dem BRICS-Gipfel in der russischen Stadt Kasan vom 22. bis 24. Oktober erneut zusammentreffen sollen.

    Natürlich geben sich auch die Iraner bedeckt. Sowohl Moskau als auch Teheran gaben bekannt, dass ihre Präsidenten am 11. Oktober Aschgabat besuchen würden, um an einer Zeremonie zum 300. Geburtstag des turkmenischen Dichters und Denkers Magtymguly Pyragy teilzunehmen. Nebelkerzen und Täuschungsmanöver! (hier und hier)

    Es ist durchaus denkbar, dass Moskau und Teheran angesichts der zunehmenden regionalen Spannungen die formelle Unterzeichnung des russisch-iranischen Verteidigungspakts, die ursprünglich in Kasan stattfinden sollte, vorgezogen haben.

    In diesem Fall würde die Veranstaltung am Donnerstag an den außerplanmäßigen Besuch des damaligen sowjetischen Außenministers Andrei Gromyko in Neu-Delhi zur Unterzeichnung des historischen Vertrags über Frieden, Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Indien und der UdSSR am 9. August 1971 erinnern.

    Interessanterweise fügte Uschakow hinzu, dass Putin kein Treffen mit Netanjahu plane. Putin hat noch nicht auf Netanjahus vor fünf Tagen geäußertes Ersuchen um ein Telefongespräch reagiert. Eine Legende, die Netanjahu in den letzten Jahren erfunden hat, um sein heimisches Publikum zu beeindrucken (und die arabische Straße zu verwirren), nämlich dass er eine besondere Beziehung zu Putin habe, löst sich auf.

    Andererseits macht der Kreml Washington und Tel Aviv mit der Ansetzung eines dringenden Treffens in Aschgabat   – tatsächlich war der turkmenische Präsident Serdar Berdimuhamedow erst am Montag/Dienstag zu einem Arbeitsbesuch in Moskau   – deutlich, dass Moskau sich unwiderruflich Teheran angeschlossen hat und letzterem helfen wird, koste es, was es wolle. (Siehe meinen Blog West Asian crisis prompts Biden to break ice with Putin [Westasienkrise veranlasst Biden, das Eis mit Putin zu brechen], Indian Punchline, 5. Oktober 2024)

    Wiederholt sich hier nicht die Geschichte? Der indisch-sowjetische Vertrag von 1971 war der folgenreichste internationale Vertrag, den Indien seit seiner Unabhängigkeit geschlossen hat. Es handelte sich nicht um ein Militärbündnis. Aber die Sowjetunion stärkte die militärischen Fähigkeiten Indiens für einen bevorstehenden Krieg und schuf Raum für Indien, um die Grundlage für seine strategische Autonomie und seine Fähigkeit zu unabhängigem Handeln zu stärken.

    Quelle: https://www.indianpunchline.com/russia-aligns-with-iran-war-clouds-scatter/
    Mit freundlicher Genehmigung von indianpunchline.com
    Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus


    Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6308&mailid=2361


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Neue Habeck-Schlappe: Start der deutsch-dänischen Wasserstoffpipeline nicht vor 2030

    freedert.online, vom 9 Okt. 2024 14:00 Uhr

    Der voraussichtliche Startpunkt einer seitens Habeck im Vorjahr groß verkündeten Wasserstoffpipeline von Dänemark nach Deutschland verschiebt sich auf 2031. Der ursprünglich für 2028 geplante Baustart verzögert sich laut Mitteilung der dänischen Regierung aufgrund von neuen Prüfungsverfahren bei dem Unternehmen Energinet.


    Neue Habeck-Schlappe: Start der deutsch-dänischen Wasserstoffpipeline nicht vor 2030Quelle: Legion-media.ru © Peter

    Kneffel


    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck muss die nächste Hiobsbotschaft seines Masterplans für die deutsche Wirtschaft akzeptieren, hier bei einem Pressetermin für die größte geothermische Anlage Kontinentaleuropas auf dem Freigelände des Michaelibads, 30.09.24


    Im Juni 2023 meldete das Bundeswirtschaftsministerium, dass Robert Habeck und der dänische Minister für Klima, Energie und Versorgung, Lars Aagaard, während des Treffens der europäischen Energieminister in Luxemburg "eine zwischenstaatliche Vereinbarung" unterzeichnet haben. Geplant war die Umsetzung einer Wasserstoff-Pipeline von Dänemark nach Deutschland. Der für 2028 geplante Baustart verzögere sich nun mindestens bis 2031, wenn nicht sogar 2032, wie das Klima- und Energieministerium in Kopenhagen mitteilte. Bereits im September stoppte Norwegen den Bau einer Wasserstoff-Pipeline nach Deutschland.

    Das ursprünglich erhoffte Ziel von Habecks Plänen der gesicherten Energieversorgung zur Stabilisierung der deutschen Industrie lautete, bis 2028 eine Pipeline von West-Dänemark nach Schleswig-Holstein zu bauen, die grünen Wasserstoff, die "Energie der Zukunft", nach Deutschland bringen soll. Dafür zuständig das dänische Unternehmen Energinet. Habeck muss damit den zweiten schweren Rückschlag innerhalb weniger Wochen verkraften, bezogen auf die unsichere Energieversorgung des bröckelnden Industriestandorts Deutschland.


    Schwere Schlappe für Habeck: Norwegen stoppt Bau der Wasserstoffpipeline nach Deutschland




    Schwere Schlappe für Habeck: Norwegen stoppt Bau der Wasserstoffpipeline nach Deutschland






    In der Mitteilung der dänischen Regierung heißt es zu den Gründen der Bauverzögerung:

    "Das bedeutet, dass die Regierung nach wie vor bereit ist, Energinet Zugang zu einer staatlichen Kofinanzierung für ein vollständiges oder reduziertes Wasserstoff-Backbone zu gewähren, wenn Energinet nach dem Kapazitätsverkauf u. a. die Bedingung erfüllen kann, dass ein staatlicher Finanzierungsbeitrag als finanziell verantwortlich angesehen wird und keine Kosten für den Staat mit sich bringt oder darstellt." 

    Weiter heißt es wörtlich, dass das neue anvisierte Ziel damit laute, "den ersten Abschnitt der Wasserstoffpipeline mit Anschluss an Deutschland 2031 in Betrieb zu nehmen", jedoch heißt es im Satz davor:

    "Energinet hat den Zeitplan für den Aufbau der Wasserstoffpipeline aktualisiert und den Start von 2028 auf 2032 verschoben." 

    Der dänische Umweltminister hatte im Vorjahr erklärt, dass die geplante Pipeline, mit dem Ziel grünen Wasserstoff an Deutschland zu liefern, der auf der Basis erneuerbarer Energien aus Wind und Sonne hergestellt wird, eine "Schlüsselrolle spielen soll, beim klimafreundlichen Umbau von Produktionsprozessen in der Industrie" sowie als Unterstützung gilt, für die jeweiligen Umsetzungen beider Länder zum Thema "Klimaziel 2030".


    Neues Habeck-Debakel? ThyssenKrupp könnte Projekt für "grünen Stahl" beenden





    Neues Habeck-Debakel? ThyssenKrupp könnte Projekt für "grünen Stahl" beenden






    Der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau teilte er mit, dass "eine erneute Prüfung des Staatsunternehmens Energinet ergeben habe, dass noch umfangreiche Umwelt- und Sicherheitsstudien nötig sind". Im Habeck-Ministerium hieß es auf Spiegel-Anfrage zum erneuten Planungsdesaster, "die angekündigten Verzögerungen hätten keinen Einfluss auf den angestrebten Hochlauf des Wasserstoffmarktes in Deutschland", so eine Sprecherin, und weiter:

    "Wir stehen hier in ständigem Kontakt mit der dänischen Seite, auch die dänische Regierung will das Projekt so bald wie möglich umsetzen."

    Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks, nannte die Nachricht laut Spiegel-Artikel "einen erneuten Rückschlag für Unternehmen, die dringend auf Wasserstoff für ihre betriebliche Klimaneutralität angewiesen seien". In einer DIHK-Mitteilung aus dem Vorjahr hieß es zum deutsch-dänischen Deal möglicherweise schon vorahnend:

    "Dänemark will wohl ab 2030 so viel grünen Wasserstoff herstellen, dass es auch für den Export reicht."

    Um den künftigen dringend benötigten Wasserstoffbedarf für die deutsche Industrie abzudecken, "will Deutschland aber auch mit anderen Ländern in Europa zusammenarbeiten", so die Hoffnung im April 2023 seitens der DIHK. Gut eineinhalb Jahre später wurde im September 2024 das anvisierte Projekt zur Herstellung von grünem und kohlenstoffarmem Wasserstoff in Norwegen und dessen Export nach Deutschland gestoppt, nachdem sich der norwegische Energiekonzern Equinor aus dem deutsch-norwegischen Projekt einer Offshore-Pipeline für Wasserstoff nach Deutschland verabschiedet hatte.

    Die Beendigung oder Verzögerung solcher wichtigen Projekte "behindere die deutsche Industrie erheblich und gefährde nicht nur das Erreichen der nationalen Klimaziele, sondern auch die Defossilisierung der Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland", so das vorläufige Resümee des DIHK-Hauptgeschäftsführers Dercks. Die Spiegel-Redaktion stellt zum erneuten Habeck-Debakel fest:

    "Die Bundesregierung will Deutschland zum internationalen Leitmarkt für Wasserstoff machen und setzt dafür Milliarden ein. Allerdings holpert das Projekt: Die Produktion kommt nicht in Fahrt."


    Mehr zum Thema - Habecks Scheitern: Hightech-Konzerne sagen ab, Wasserstoff-Strategie geht nicht auf


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/inland/221863-neue-habeck-planungsschlappe-start-deutsch


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Wenn die Grünen untergehen

    aus e-mail von Doris Pumphrey, vom 9. Oktober 2024, 18:50 Uhr


    Berliner Zeitung 9.10.2024

    <https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/die-krise-der-gruenen-wenn-eine-partei-untergeht-li.2258829>


    *Wenn die Grünen untergehen


    *Tiefe Einsicht in die Weltläufe, Sendungsbewusstsein und Glaube an die

    eigene Unentbehrlichkeit qualifizieren die Grünen zum Weltkulturerbe,

    meint unser Autor.


    Von André Mielke


    „Wenn die Grünen untergehen, hat das Land ein großes Problem“, behauptet

    eine ARD-Kommentatorin. Das wirkt mir zu undramatisch. Angesichts der

    Neigung öffentlich-rechtlicher Sender hätte ich etwas erwartet wie: Mit

    den Grünen endet das Land. Die Welt.


    Doch egal, wie groß dieses Elend wäre, im Sorgen-Ranking vieler Bürger

    rangiert es nicht unter den Top 100. Für manche klingt der Satz, als

    drohte man ihnen: „Ihr werdet euch alle noch umgucken, wenn der liebe

    Gott erst mal die Zahnschmerzen abgeschafft hat.“


    Wenn die Grünen untergehen, verliert das Volk seinen Kompass. Ohne

    „führende Orientierungspartei“ (Ricarda Lang) wird niemand mehr es

    „abholen“ und ihm den richtigen Weg „erklären“. Tiefe Einsicht in die

    Weltläufte, Sendungsbewusstsein und Glaube an die eigene

    Unentbehrlichkeit qualifizieren die Grünen zum Weltkulturerbe.

    Politische Differenzen übersetzen sie so routiniert in Gut und Böse,

    dass ihre Ex-Nachwuchskader in einen Abschiedsbrief an die Parteispitze

    meinten schreiben zu müssen: „Es ist uns wichtig zu betonen, dass wir

    Euch nicht für schlechte Menschen halten.“


    Wenn die Grünen untergehen, ist alles zu spät. Da war eine

    Grünen-Konferenz im Juni. Der spirituelle Führer sprach. Ohne ihn und

    die Seinen an der Macht hätte es energieökonomisch „diesem Land den

    Boden unter den Füßen weggerissen“. Vor Robert Habeck saßen die

    Vorständlerinnen und nickten und schmachteten. Diese Blicke. So viel

    Liebe. Dafür verpfändet jeder Guru sein Sakralchakra. Als Frau Baerbock

    die Nation mit der Nachricht schockierte, nicht Bundeskanzlerin werden

    zu wollen, begründete sie das damit, für Wahlkampf keine Zeit zu haben.

    „Partner weltweit“ bauten auf ihr Kriseninterventionstalent. Daraufhin

    flutete der Parteiapparat die Außenministerin mit Statements, die ihr

    Wirken als essenziell fürs Menschheitsglück würdigten. Die Natur kennt

    allerhand skurrile Launen. Wäre schade, wenn es die Grünen nicht mehr gäbe.


    Wenn die Grünen untergehen, hat Putin sein Ziel erreicht. Moskaus

    Propaganda verquirlt den Leuten die Hirne, damit sie die Grünen

    ablehnen. Sagen Grüne. Kann sein. Die Abscheu ist gewiss gegenseitig.

    Eine abweichende Denkschule geht indes davon aus, dass Putin, bei allem

    Widerwillen, durchaus Interesse haben könnte an einer Fortexistenz der

    Grünen, und zwar als Wirtschaftslenker. Dann, so womöglich sein

    eiskaltes Kalkül, müsste er Deutschland nicht mehr erledigen.


    Wenn die Grünen untergehen, gibt es eine Trauerfeier sondergleichen. Das

    Finale von „Winnetou III“ ist Comedy dagegen. Einen Vorgeschmack gab

    Omid Nouripour, als er „unsere geliebte Partei“ neulich bat, sich neue

    Chefs zu wählen. Habeck stimmte ein in den Schwanengesang und

    bescheinigte den von ihm zurückgetretenen Vorsitzenden, der Partei „eine

    Chance geschenkt“, ihr ein „Opfer gebracht“ zu haben, und zwar, so

    ergänzte Geschäftsführerin Büning, „weil das, woran wir glauben, größer

    ist als unser Amt“. Ich schäme mich meiner Tränen nicht. Pathos darf

    nicht sterben.


    Wenn die Grünen untergehen, dann – obwohl, halt, nein, das wird ihnen

    schon nicht geschehen, geschweige denn vor der FDP. Aber falls die

    Grünen doch einmal verschwänden, wäre es mir wichtig zu betonen: Sie

    waren nicht an allem schuld. Außerdem hielt ich, trotz ihres Einflusses

    auf meinen Blutdruck, Katrin Göring-Eckardt nie für einen schlechten

    Menschen.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien  
    (I von III)

    aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, vom 9. Oktober 15:31 Uhr


    Liebe Friedensinteressierte,



    beiliegend einige Informationen zu

    den Kriegen in der Ukraine und in Westasien.


    1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker


    2. LMD: Die Clans der Ukraine


    3. Die Zeit: Ukrainische Sicherheitskonferenz: Wolodymyr Selenskyj hat einen neuen Plan


    4. Newsweek: Exklusiv: Russlands Lawrow warnt vor "gefährlichen Folgen" für die USA in der Ukraine


    5. IPG: Gefragter Mediator



    6. NZZ: Israel und Gaza News

    7. IPG: Thomas Friedmann: Die andere Partei Gottes


    8. Handelsblatt: Das sind Israels wichtigste Waffenlieferanten


    9. DLF: Steht die Nahost-Region vor einem großen Krieg?


    10. Nahost: Hisbollah-Vize rückt laut Bericht von Gazafrieden als Bedingung ab


    11. SZ: Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm:


          "Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster“



    ——


    1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker



    https://www.n-tv.de/politik/12-04-Umfrage-Fuer-Russen-ist-Deutschland-ein-feindliches-Land--article23143824.html


    09.10.2024

    Ukraine-Krieg im Liveticker


    12:04 Umfrage: Für Russen ist Deutschland ein feindliches Land



    Wegen der Unterstützung für die Ukraine sieht eine Mehrheit von Russen

    und Russinnen Deutschland als feindliches Land. Laut einer

    repräsentativen Umfragge des unabhängigen Lewada-Zentrums für

    Meinungsforschung in Moskau haben 62 Prozent der Russen ein schlechtes

    oder eher schlechtes Verhältnis zu Deutschland.


    Noch 2019 war es umgekehrt: 61 Prozent der russischen Bevölkerung

    hatten ein gutes oder eher gutes Bild von Deutschland. Lewada-Chef Lew

    Gudkow leitet aus den Antworten ab, dass eine verstärkte antideutsche

    Propaganda in Russland Wirkung zeige. "Deutschland hat die Ukraine und

    Polen überholt als feindselige Länder", sagte er. Nur in den USA und

    Großbritannien sehe die russische Bevölkerung noch größere Feinde.


    (…)


    11:30 Trubetskoy zu Biden-Absage: "Für die Ukraine ist das keine gute Nachricht“


    Angesichts der Hurrikan-Lage in Florida sagt US-Präsident Biden seine

    Deutschlandreise und damit auch den Ukraine-Gipfel in Ramstein ab. Für

    Kiew "absolut enttäuschend", erklärt der ukrainische Journalist Dennis

    Trubetskoy. Zudem rechnet der Experte in wenigen Wochen mit einem

    Stromproblem in seinem Land.


    (…)


    04:56 Biden kommt nicht zum Ukraine-Gipfel in Ramstein


    US-Präsident Biden wird nicht persönlich am Ukraine-Gipfel am Samstag

    in Ramstein teilnehmen. Das bestätigt Pentagon-Sprecherin Sabrina

    Singh. Es werde noch daran gearbeitet, was das für den Zeitplan von

    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bedeute. US-Außenminister Antony

    Blinken, der Biden bei der Reise begleiten sollte, hat seinen

    Deutschland-Besuch ebenfalls abgesagt.


    Biden hatte wegen des auf den Bundesstaat Florida zusteuernden

    Hurrikans "Milton" seine geplanten Reisen nach Deutschland und Angola

    verschoben. Denkbar wäre nun, dass Biden virtuell an dem Gipfel mit

    rund 50 NATO-Mitgliedstaaten teilnimmt.


    (…)


    23:16 Ukraine: Nächster Friedensgipfel wohl später als geplant


    Die ukrainische Führung richtet sich auf eine mögliche Verschiebung

    des für November erhofften zweiten Friedensgipfels ein. Für die

    Vorbereitung ist in Kiew das Präsidialamt unter Andryj Jermak

    zuständig. Dessen Beraterin Darija Sariwna sagt dem Nachrichtenportal

    "Telegraf", dass ein Novembertermin wohl nicht zu halten sei.


    Trotzdem solle alles für den kommenden Gipfel vorbereitet werden.

    Derzeit liefen Konferenzen über einzelne Themen des Friedensplans von

    Präsident Wolodymyr Selenskyj, erläutert Sariwna auf Telegram. Die

    letzte derartige thematische Konferenz - über humanitäre Fragen wie

    den Austausch von Gefangenen - werde am 30. und 31. Oktober

    stattfinden. "Die Frage eines Datums für den zweiten Friedensgipfel

    wird nach Abschluss der thematischen Konferenzen entschieden",

    schreibt sie.



    ----


    1. LMD: Die Clans der Ukraine


    Anm. von C.Ronnefeldt: Vor ziemlich genau 10 Jahren

    erschien dieser Artikel in der renommierten Le Monde Diplomatique.

    Er kann mithelfen, die Gegenwart besser zu verstehen.



    https://web.archive.org/web/20141017204304/http://www.monde-diplomatique.de/pm/2014/10/10/a0043.text


    10.10.2014

    Die Clans der Ukraine


    Machtverhältnisse in einer Demokratie, die nie existiert hat


    von Klaus Müller


    Klaus Müller ist Professor für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte

    an der AGH University of Science and Technology in Krakau.



    Die ukrainische Politik hat im September erneut eine überraschende Wende

    genommen. Noch vor Kurzem sprach der ukrainische Verteidigungsminister

    von einem großen Krieg, wie ihn Europa seit 1945 nicht gesehen habe.

    Und US-Politiker beschrieben die Ukraine als Schauplatz eines Krieges

    Russlands gegen Europa, der sich jederzeit noch ausweiten könne.


    Doch dann folgte Mitte September eine Vereinbarung, die auf einen

    Kurswechsel hinausläuft, der den Konflikt um die Zukunft der Ukraine

    entschärfen könnte: Zwar soll der wirtschaftliche Teil des

    EU-Assoziierungsabkommen am 1. November 2014 in Kraft treten, doch

    seine volle Implementierung ist auf Ende 2015 verschoben.


    Ebenso wichtig: Den umkämpften Territorien im Osten wird für drei

    Jahre eine weitgehende Autonomie gewährt. Das wäre in der Tat ein

    Ausweg aus der größten innenpolitischen Katastrophe des Landes seit

    dem Zweiten Weltkrieg, die bereits mehr als 3 500 Tote gefordert und

    eine Million Ostukrainer aus zerstörten Städten und Dörfern vertrieben hat.


    Doch in Kiew kritisieren oppositionelle Stimmen, allen voran Julia

    Timoschenko, die relative Waffenruhe im Osten des Landes als Kniefall

    vor Moskau und kündigen eine Verfassungsbeschwerde an. Aktivisten der

    Maidan-Bewegung sehen die Werte verraten, für die sie protestiert

    haben; ihre militantesten Vertreter fragen sich, wofür sie fünf Monate

    lang gekämpft und Opfer gebracht haben.


    Dmytro Jarosch, der Führer des "Rechten Sektors", warnt Präsident

    Poroschenko, es könnte ihm ähnlich ergehen wie seinem Vorgänger

    Janukowitsch. Und unter den rechten Milizen im Osten wächst die Idee

    eines Marschs auf Kiew.


    Kaum jemand stellte die näherliegende Frage, warum man nicht schon

    früher zu einem Kompromiss bereit war, etwa in Form des Fahrplans zu

    einer Verfassungsreform und Neuwahlen, den die Außenminister

    Frankreichs, Deutschlands und Polens im Februar unter Beteiligung der

    ukrainischen Opposition ausgehandelt hatten.


    Die Entzauberung der Maidan-Revolution schreitet schneller voran als

    die der Orangen Revolution von 2005. Beide teilen das eigentümliche

    Schicksal eines Ereignisses von globaler Bedeutung, das gleichwohl an

    den realen Machtverhältnissen und den politischen Institutionen der

    Ukraine genauso wenig geändert hat wie an den wirtschaftlichen Strukturen.


    In ihrem Zerfall, der bereits mit dem Amtsantritt Petro Poroschenkos

    einsetzte, wird die Maidan-Bewegung als das erkenntlich, was sie schon

    bei ihrer Entstehung im Spätherbst 2013 war: eine temporäre Koalition

    höchst unterschiedlich motivierter Protestgruppen.


    Der gemeinsame Gegner führte soziale Protestbewegungen,

    nationalistische Kampftrupps und um die Macht rivalisierende Eliten

    zusammen. Was in der westlichen Öffentlichkeit als Kampf europäischer

    Werte gegen einen wiederauferstandenen russischen Imperialismus

    porträtiert wurde, verdeckte in Wahrheit die höchst unterschiedlichen

    Interessen jeder dieser Gruppierungen.


    Die ursprünglichen Motive für den Protest der ukrainischen Bevölkerung

    gehen aus einer im Dezember 2013 veröffentlichten landesweiten Umfrage

    der International Foundation for Electoral Systems (Ifes) hervor.(1)

    Demnach handelte es sich in erster Linie um einen Überlebenskampf in

    einer heillos defekten Demokratie.


    Als die brennendsten Probleme wurden Inflation, Armut und

    Arbeitslosigkeit genannt, gefolgt von Korruption und einem maroden

    Gesundheitswesen. 74 Prozent der Befragten hatten kein Vertrauen zu

    den politischen Institutionen, am wenigsten zu dem von Korruption

    durchsetzten Parlament und zur Regierung, letztlich also zur gesamten

    politischen Klasse.


    Zwei Drittel misstrauten dem noch amtierenden Präsidenten Wiktor

    Janukowitsch, aber ebenso Oppositionellen wie Julia Timoschenko und

    Arsenij Jazenjuk und vor allem Oleh Tjahnybok, dem Chef der

    nationalistischen Swoboda-Partei.


    Als zentrales Problem sahen die Befragten die Funktionsweise der

    ukrainischen Demokratie als solcher. In diesem Sinne trifft es zu,

    dass die Mehrheit der Maidan-Demonstranten auf einen radikalen Wandel

    aus war und sich nicht mit dem Rücktritt von Janukowitsch begnügte.

    Verstärkt und erweitert wurden diese Motive durch die Eskalation der

    Gewalt auf dem Maidan und die Repression des Regimes.


    Die von USAID finanzierte Studie zeigt aber auch, dass zu den Motiven,

    die die Kiewer Bevölkerung auf die Straße trieben, keinesfalls

    irgendwelche geopolitischen Strategien gehörten. Ende 2013 sahen

    lediglich 14 Prozent im Verhältnis zu Russland und nur 4 Prozent im

    möglichen Beitritt zur Eurasischen Union ein Problem.


    34 Prozent bevorzugten engere Wirtschaftsbeziehungen mit Russland, 35

    Prozent mit der EU, während 17 Prozent hierin keinen Gegensatz erkannten.


    Die Initiative ging allerdings seit Februar auf andere Gruppierungen

    über: auf nationalistische Stoßtrupps, die den Rückzug von

    Janukowitsch erzwangen, und auf Mitglieder des Parlaments, die mit der

    Technik des Machterhalts per Fraktionswechsel seit jeher vertraut waren.


    Die aus dem alten Personal zusammengesetzte Übergangsregierung hielt

    sich an die bewährten Muster opportunistischer Regierungsumbildungen.

    Ein selbst ernannter Maidan-Rat, der sich aus Führern der

    Anti-Janukowitsch-Parteien rekrutierte, entschied über die Verteilung

    der Regierungsämter.


    Die Kontinuität oligarchischer Macht wurde dann im Mai durch die Wahl

    eines neuen Präsidenten gesichert. Petro Poroschenko war der Kandidat

    des westlich orientierten Pintschuk-Clans, der seit einigen Jahren für

    die Aufnahme der Ukraine in EU und Nato plädiert.


    Der Öffentlichkeit hatte sich Poroschenko durch die Liveübertragung

    der Maidan-Proteste in seinem eigenen Sender empfohlen. Mit seinem

    Sieg war der rivalisierende Achmetow-Clan aus Donezk, der hinter der

    Partei der Regionen, also hinter Janukowitsch, stand, in die Defensive

    gedrängt.


    Diese oligarchischen Strukturen sorgen dafür, dass das Verhältnis

    zwischen nationalen Bewegungen, Parteien, Medien und politischer Macht

    von außen kaum zu durchschauen ist. Die dominierenden Clans haben sich

    im Übergang der Ukraine von einer Sowjetrepublik in die Unabhängigkeit

    herausgebildet.


    Die kommunistische Führung hat dabei das Konzept der staatlichen

    Souveränität von den westukrainischen Nationalisten übernommen - mit

    dem Ziel, sich aus der zerfallenden Sowjetunion herauszulösen und

    damit ihre Machtpositionen zu erhalten.


    Der letzte Vorsitzende des Ukrainischen Obersten Sowjets, Leonid

    Krawtschuk, vollbrachte das Kunststück, sich an die Spitze der zuvor

    unterdrückten Nationalbewegungen zu setzen, indem er Ukrainisch zur

    Staatssprache machte und die desaströse Wirtschaftslage dem Moskauer

    Zentrum zuschrieb. Und die Interessen der Fabrikdirektoren und

    Arbeiter in den östlichen Regionen wurden durch die Privatisierung

    ihrer Industrien in ukrainische Hände bedient.


    In den ersten fünf Jahren der Transformation ging die Hälfte der

    Unternehmen in privaten Besitz über. Die drei großen "Clans" der

    1990er Jahre bildeten die territoriale und sektorale Gliederung der

    ukrainischen Wirtschaft ab.


    Der Donezker Clan gruppierte sich um Rinat Achmetow, der die Schwer-

    und Metallindustrie dominierte; wichtige Verbündete waren der

    Industrieverband Donbass um Serhij Taruta, Witali Hajduk und die

    Gebrüder Klujew.


    Die Dnepropetrowsker Gruppe war am engsten mit der politischen

    Maschine von Leonid Kutschma, dem zweiten Präsidenten der Ukraine,

    verwoben. Wiktor Pintschuk, anfangs in der Metallindustrie engagiert,

    ist Kutschma familiär verbunden und stimmte seine Interessen mit der

    Finanzgruppe Privat von Ihor Kolomojskyj ab.


    Dieser Gruppe hatten sich Julia Timoschenko und Serhij Tihipko

    angeschlossen. Der Kiewer Clan als dritte Kraft profitierte von seinen

    direkten Verbindungen zur Präsidialverwaltung Kutschmas, sah jedoch

    seinen Einfluss unter den veränderten politischen Rahmenbedingungen

    zusehends schwinden.


    Klitschkos Wahl wurde vom Pintschuk-Clan organisiert


    Am Ende von Kutschmas Amtszeit im Januar 2005 hatten sich die Clans

    mittels Übernahmen und Zusammenschlüssen von ihren jeweiligen Regionen

    emanzipiert und politische Schlüsselämter in Kiew erobert: die Leitung

    des Außenministeriums, des Energieministeriums, der Zentralbank, des

    Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats sowie der Zollbehörde,

    aber auch den Vorsitz in wichtigen parlamentarischen Ausschüssen.


    Für die Massenloyalität sorgt in diesem oligarchischen System die seit

    Ende der 1990er Jahre zugelassene Konkurrenz von Parteien, über die

    verschiedene Kapitalgruppen ihre Interessen koordinierten. Die

    Öffentlichkeitsarbeit der Clans läuft über Fernsehstationen und

    Zeitungen, die sie über ihre eigenen Mediengruppen kontrollieren.(2)


    Die Veränderungen der ukrainischen Politik seit der Jahrtausendwende

    gehen auf die wechselnden Koalitionen dieser Kapitalgruppen zurück,

    die wiederum Verschiebungen im Parteiensystem bewirken. Die von

    Timoschenko gegründete Vaterlandspartei konnte sich die Unterstützung

    des größten Autoproduzenten Tariel Vasadze sichern; Janukowitschs

    Partei Unsere Ukraine konnte auf Poroschenko, Taruta und Hajduk zählen.


    Angesichts dessen war kaum zu erwarten, dass der Sieg der Orangen

    Koalition von 2005 die Geschäftsgrundlage der Politik verändern würde.

    Stattdessen wurden in der Ära Timoschenko die Rivalitäten bei der

    Verteilung der Gewinne aus russischem Gasimporten in die Regierung

    selbst hineingetragen.


    Von einer proeuropäischen Politik der Orangen Koalition - im Gegensatz

    zu einer prorussischen Orientierung der vorangegangenen wie der

    folgenden Regierung unter Janukowitsch - kann also kaum die Rede sein.

    Denn auch die außenpolitischen Optionen waren stets von den

    Investitionsinteressen der Industriegruppen instruiert.


    Allerdings keineswegs nach dem schlichten Schema "Ost gegen West". Die

    im Osten der Ukraine operierenden Unternehmen sind längst in der

    Schweiz, Österreich oder Luxemburg registriert.


    Achmetow besitzt Stahlwerke in Italien und Großbritannien. In

    geschäftlichen Angelegenheiten vertrauen diese Konzerne

    internationalen Unternehmensberatern und Rechtsanwälten,

    Interessenkonflikte werden vor Gerichten in London oder New York

    ausgetragen.


    Vor allem Pintschuk ist für einen raschen EU-Beitritt und sponsert den

    Ukrainischen Lunch beim Davoser Weltwirtschaftsforum. Umgekehrt

    setzten Poroschenko und Vasadze noch vor wenigen Jahren auf eine

    liberalisierungskritische Linie, um ihre Produkte weiterhin durch

    Einfuhrzölle gegen europäische Konkurrenz abzuschirmen.


    Angesichts des vorherrschenden Opportunismus wäre es also trügerisch,

    die parteipolitische Szenerie der Ukraine in starre innen- und

    geopolitische Lager einzuteilen.


    Der "westliche" Präsident Juschtschenko hatte 2005 kein Problem,

    Janukowitsch den Weg zur Rückkehr an die Macht zu ebnen, auf Kosten

    Timoschenkos. Und Poroschenko war Gründungsmitglied der Partei der

    Regionen und 2001 deren stellvertretender Vorsitzender.


    Als er jetzt im Mai zum Präsidenten gewählt wurde, meinte er, mit der

    neu gebildeten Regierung könne er gut zusammenarbeiten, weil er das

    Personal aus seiner früheren Arbeit bestens kenne. Noch 2012 fungierte

    Poroschenko als Wirtschaftsminister unter Janukowitsch.


    Eine seiner ersten Amtshandlungen als Präsident bestand darin, die

    Unternehmer-Politiker Taruta und Kolomojskij zu Gouverneuren von

    Donezk respektive Dnjepropetrowsk zu ernennen. Aus der

    Clan-Perspektive hat Poroschenkos Wahl den weiteren Vorteil,

    Timoschenko als die große "westorientierte" Rivalin des

    Pintschuk-Clans vorerst von der Macht fernzuhalten.


    In der westlichen Wahrnehmung wurden diese Details der

    innerukrainischen Machtspiele durch die Rhetorik eines neuen Kalten

    Kriegs zugedeckt. Anders in der Ukraine selbst, wo die Ernüchterung

    bald einsetzte.


    Im Sommer 2014 waren auf dem Maidan - als letzte Zeichen des

    politischen Protests - nur noch die Zeltlager übrig, die sich bis zum

    Chreschtschatyk-Boulevard erstreckten. Die Symbole der Militanz -

    Militärausrüstung, Barrikaden, Schutzschilde, Steinhaufen und

    Reifenstapel - sind zu Stadtmöbeln geworden.


    Ähnlich sieht es in den westlicheren Städten aus, wie etwa in Lwiw

    oder Iwano-Frankiwsk: Ukrainische Fähnchen und die schwarz-roten

    Embleme der westukrainischen Nationalisten, Anti-Putin-T-Shirts und

    Bandera-Plaketten werden als Souvenirs feilgeboten, finden allerdings

    mangels Touristen nur geringen Absatz.


    Die gewaltsame Räumung der Kiewer Protestzone Anfang August erfolgte

    nicht, weil die Forderungen des Maidan nach einem Ende der Korruption

    und eines von Oligarchen vereinnahmten Staats erfüllt worden wären.

    Sie sollte vielmehr die Kontinuität des politischen Geschäfts

    demonstrieren und gewährleisten. Niemand weiß dies besser als Witali

    Klitschko, heute Bürgermeister von Kiew.


    Die erfolgreiche Wahlkampagne Klitschkos wurde vom Pintschuk-Clan

    organisiert. Noch im April hatte Klitschko auf die Besonderheiten der

    ukrainischen Demokratie verwiesen: Parteien werden von oben her

    finanziert, ihre Finanziers sichern sich die parlamentarische

    Repräsentation ihrer Interessen durch Vertraute, die sie auf den

    Parteilisten platzieren.


    Sobald die Alimentierung von oben ausbleibt, fällt eine Partei in sich

    zusammen. Die Abgeordneten können auch in Abwesenheit parlamentarisch

    abstimmen, damit politische Verpflichtungen nicht ihre laufenden

    Geschäfte behindern. Achmetow, die Nummer eins der ukrainischen

    Oligarchen, hatte nach seiner Wahl über die Liste der Partei der

    Regionen 2006 das Parlamentsgebäude kaum betreten.


    Die Übersetzung wirtschaftlicher Interessen in parlamentarische

    Stimmen sorgt zugleich für einen gewissen "Pluralismus": Um auf Nummer

    sicher zu gehen, unterstützte Pintschuk Abgeordnete von gleich drei

    Parteien.


    Den Abgeordneten wiederum verschafft dies eine gewisse Autonomie, weil

    sie je nach politischer Wetterlage ihre Positionen - und ihre

    Einkommen - durch Partei- oder Fraktionswechsel sichern können. So

    haben nach der Flucht von Janukowitsch im Februar 2014 nicht weniger

    als 72 Abgeordnete dessen Partei der Regionen verlassen.


    Über die Eigenheiten der ukrainischen Demokratie von oben hatte die

    Bevölkerung spätestens nach dem Verpuffen der Orangen Revolution

    keinerlei Illusionen. Nur wenige Monate nach der Wahl Juschtschenkos

    zum Präsidenten Anfang 2005 glaubte nicht einmal ein Viertel der

    Ukrainer, dass es mehr Demokratie im Lande gebe.( )Und 60 Prozent der

    Befragten sahen das Land auf einem falschen Weg.(3)


    Die folgenreichste Aktion der neuen Regierung war die

    "Anti-Terror-Operation" im Osten, in den Medien "ATO" genannt (wobei

    sich viele einen anderen Anfangsbuchstaben hinzudenken). Es handelt

    sich um eine Art Kriegserklärung, die sich zu sehr an der

    Feindsemantik von US-Beratern orientierte, als dass sie in der

    Bevölkerung große Begeisterung ausgelöst hätte. Und auch die Armee war

    in sich zu gespalten, um in einem internen Krieg voll einsatzfähig zu

    sein.


    Das veranlasste die Regierung, über die Wiedereinführung der

    Wehrpflicht hinaus eine Nationalgarde aufzubauen, die sich auf

    Freiwilligenverbände stützt.(4)


    Die Kämpfe in den östlichen Regionen werden also von Verbänden ohne

    klare Kommandostruktur geführt, deren Vielfalt kaum überschaubar ist.

    Die Tatsache, dass die Kampfgruppen in den Regionen um Mariupol,

    Lugansk oder Donezk von den Oligarchen Kolomoiskij, Taruta und anderen

    finanziert werden, zeigt dabei, wie weit die Usurpation von

    Staatsfunktionen durch oligarchische Gruppen gediehen ist.


    Die nationalistischen Stoßtrupps des Maidan interpretieren ihren

    "Anti-Terror-Einsatz" als "Einladung" zum Kampf gegen einen

    prorussischen Separatismus. Allerdings muss man bezweifeln, dass viele

    Ukrainer von einem aufgeheizten Nationalismus beseelt sind.


    In Kiew sah man im August nur wenige Nationalflaggen. Und selbst in

    der westlichen Ukraine will der nationalistische Funke kaum zünden. In

    den Straßen von Iwano-Frankusk oder Lwiw machen die Bürger einen

    großen Bogen um die Stände von Gruppen, die zum Eintritt in die

    Nationalgarde oder auch nur zu Spenden auffordern.


    Die für die Medien inszenierte Zerstörung von Symbolen aus der

    Sowjetzeit war das Werk kleiner rechtsradikaler Minderheiten. In Kiew

    ist von der Leninstatue an der Mündung des

    Taras-Schewtschenko-Boulevards zwar nur der Sockel geblieben, aber am

    Eingang zur Aula der gleichnamigen Universität prangen nach wie vor

    die Embleme der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften.


    Mit Juschtschenko wurden die Nationalisten salonfähig


    Im Museum zum Großen Vaterländischen Krieg führt man die frisch

    uniformierten Rekruten noch immer durch die gemeinsame Geschichte des

    sowjetischen Siegs über Nazideutschland. Auch in den Museen Lwiws ist

    von einem antirussischen Nationalismus noch nichts zu sehen.


    Das Personal des Lwiwer Stadtmuseums, das unter anderem alte

    französische Landkarten von einer bis in den Kuban hineinreichenden

    Großukraine präsentiert, drückt sich sehr zurückhaltend aus, wenn man

    nach Symon Petljura, dem antisowjetischen Freiheitshelden der frühen

    1920er Jahre, fragt.


    Man scheint sich darüber im Klaren, dass der ukrainische Nationalismus

    selbst in der heroischen Phase nach dem Ersten Weltkrieg ein

    Minderheitenprojekt war. Die Dominanz nationaler Symbole in der

    aktuellen Politik hat andere Gründe.


    Seit der Unabhängigkeit wurden nationalistisch aufbereitete Themen

    immer wieder zur politischen Mobilisierung eingesetzt, stießen

    allerdings im Osten kaum auf Resonanz. In den westlichen Landesteilen

    dagegen waren nationalistische und neofaschistische Kampfgruppen schon

    immer aktiv.


    Aber in der Öffentlichkeit und bei Wahlen spielten sie eine marginale

    Rolle. Die radikale Rechte überzeugte selbst im Kerngebiet des

    westukrainischen Nationalismus nur ein paar Prozent der Wähler und

    verunsicherte die Öffentlichkeit von Lwiw allenfalls durch

    Fackelmärsche. Und die paramilitärische Studentenvereinigung in Lwiw

    wurde wegen rassistischer Umtriebe aus dem Ukrainischen

    Studentenverband ausgeschlossen.


    Der Aufstieg der Neofaschisten in der ukrainischen Politik geschah

    erst, als Juschtschenko den autoritären Führer der Sozial-Nationalen

    Partei Oleh Tjahnybok in seine Wahlallianz Unsere Ukraine aufnahm und

    ihm damit parlamentarische Respektabilität verschaffte.


    Seitdem versuchen Tjahnybok und seine Gefolgschaft, jetzt im weniger

    verdächtigen Rahmen der Swoboda-Partei, die Bevölkerung durch

    Kampagnen gegen Korruption und gegen die Oligarchen anzusprechen -

    ebenfalls ohne Erfolg. Die rechte Swoboda erreichte bei den

    Präsidentschaftswahlen im Mai gerade 1,1 Prozent, der neofaschistische

    Rechte Sektor 0,7 Prozent.


    Dieses schwache Ergebnis darf allerdings nicht über die

    Funktionalisierung der neofaschistischen Subkulturen durch die

    vermeintlich prowestlichen Parteien hinwegtäuschen.(5)


    Schon Juschtschenko würdigte die faschistischen Kampforganisationen

    der 1930er und 1940er Jahre als nationalen Widerstand. Deren

    Kommandeure Roman Schuschkewitsch und Stepan Bandera wurden trotz

    aller Proteste des polnischen, russischen und auch des Europäischen

    Parlaments offiziell zu "Helden der Ukraine'" ernannt. Ein

    gigantisches Porträt Banderas war noch im August dieses Jahres auf dem

    Maidan zu sehen.


    Auch ohne Wahlerfolge haben rechtsradikale Demagogen ihre Position im

    Zentrum des Staats erstaunlich konsolidiert. Der Rechte Sektor des

    Maidan sieht heute seine Stoßtrupps, jetzt in reguläre Einheiten der

    Nationalgarde umgewandelt, zur Aufstandsbekämpfung im Osten eingesetzt.


    Und indem Swoboda-Chef Tjahnybok sich in der Maidan-Koalition

    profilieren konnte, vermochte er sich den Nimbus eines international

    respektablen "Proeuropäers" zuzulegen. Noch vor einigen Jahren konnte

    man die ukrainischen Rechten als relativ ungefährlich einschätzen, da

    sie im Gegensatz zu den Politikern der großen Parteien über keine

    finanziellen Mittel verfügten.


    Das hat sich geändert, weil inzwischen die Oligarchen Kolomojskij und

    Taruta mehrere Bataillone der Nationalgarde finanzieren, die sich

    hauptsächlich aus westukrainischen "Patrioten'" zusammensetzen.


    Doch dieser Patriotismus der rechten Art spricht die meisten Ukrainer

    trotz pausenloser Berichterstattung von den Fronten des Bürgerkriegs

    keineswegs an. Weitaus mehr Beachtung finden die steigenden Preise und

    die drohenden Sparprogramme.


    Die Kosten den Bürgerkriegs bekam die Bevölkerung zunächst nur in Form

    zusätzlicher Steuern zu spüren. Seit Juli wird zusätzlich zu erhöhten

    Verbrauchsabgaben eine explizite Kriegssteuer auf alle Einkommen erhoben.


    Eine durch IWF-Auflagen erzwungene Steuerreform soll künftig auch

    Monatseinkommen von weniger als 1 700 Dollar stärker belasten.

    Allerdings spielt diese Schwelle zum höchsten Steuersatz bei einem

    offiziellen Durchschnittseinkommen von monatlich 225 Euro für die

    meisten Ukrainer ohnehin keine Rolle.


    Die seit Monaten angekündigten harten Reformen treffen eine

    Bevölkerung, die im täglichen Leben ohnehin improvisieren muss, um die

    dürftigen formellen Einkommen durch alle möglichen informellen

    Aktivitäten aufzubessern. Nach den Erfahrungen mit früheren

    IWF-Programmen wissen die Leute sehr wohl, was in den kommenden

    Monaten zu erwarten ist: steigende Preise ohne Wachstum.


    Die Oligarchen präsentieren sich nun als Realpolitiker


    Das Versprechen Poroscherenkos, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis

    2020 zu verdoppeln, wird sich demnächst an dem vom IWF

    prognostizierten BIP-Einbruch von 10 Prozent messen lassen müssen.

    Genauso unglaubwürdig ist die Ankündigung, die Militärausgaben auf 5

    Prozent des Sozialprodukts zu steigern und die Rüstungsindustrie zum

    Motor eines wirtschaftlichen Aufschwungs zu machen.


    Es ist nicht das erste Mal, dass ukrainische Politiker interne

    Probleme mit Verweis auf den äußeren Gegner in Moskau erklären wollen.


    Die autoritäre Formierung der Politik in den 1990er Jahren wurde damit

    gerechtfertigt, dass die Festigung des ukrainischen Staats wichtiger

    sei als die Demokratie. Die Oligarchisierung der Wirtschaft wurde als

    notwendiger Aufbau einer nationalen Bourgeoisie dargestellt.


    Und wenn sich jetzt die "Anti-Terror-Aktion" - angeblich eine Sache

    von Stunden - über Monate hinzieht, wird das eingesickerten russischen

    Truppen zugeschrieben. Dieser Erklärung liegt freilich die fatale

    Fehleinschätzung zugrunde, dass die regionale Polarisierung des Landes

    auf militärischem Weg zu überwinden sei.


    Dabei wird vergessen, dass die Anläufe zu einer "Ukrainisierung der

    Ukraine", die 1993/94 und nach 2004 unternommen wurden, im Donbass wie

    auf der Krim sezessionistische Reaktionen ausgelöst hatten, die nur

    durch Konzessionen entschärft werden konnten.


    Mit dem Vorschlag einer Föderalisierung der Ukraine scheint sich diese

    Einsicht langsam durchzusetzen. Die Besinnung auf eine politische

    Konfliktlösung geht bezeichnenderweise wiederum von oligarchischen

    Kreisen aus.


    Kurz bevor Poroschenko seinen Friedensplan der ukrainischen

    Öffentlichkeit vorstellte, hatte Pintschuk am 14. September beim

    Davoser Weltwirtschaftsforum in Genf zum Ukrainischen Lunch geladen.


    Das Ergebnis war die gemeinsame Erklärung einer paritätisch besetzten

    Gruppe von Vertretern internationaler Konzerne aus der Ukraine,

    Deutschland, Russland und den USA.


    Darin wird die Dezentralisierung der Ukraine vorgeschlagen, ferner

    Minderheitenschutz und Sprachenrechte für den Osten und eine

    bündnispolitische Neutralität nach Schweizer oder finnischem Muster.


    Dazu die Empfehlung, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen

    Union so zu gestalten, dass es mit Handelsbeziehungen zu Russland und

    später auch zur Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft kompatibel ist.


    Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 26. Oktober können die

    Ukrainer zu Poroschenkos Vorschlägen Stellung nehmen.


    Nach der jüngsten Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für

    Soziologie findet Poroschenkos Initiative mehr Zuspruch als die

    militanteren Positionen der Swoboda, der Radikalen Partei und von

    Julia Timoschenko.


    Ein Vertrauensbeweis für den Präsidenten ist das allerdings nur

    angesichts schlechterer Alternativen. Ein realistisches Bild der Lage

    dürfte die letzte Erhebung des Zentrums für Sozial- und Marktforschung

    (Socis) in Kiew geben: 60 Prozent der Befragten stellten keine

    Verbesserung ihrer Lebenssituation fest, ein Viertel konstatierte eine

    Zunahme der Korruption.(6 )


    Wie die Korruption im Alltag aussieht, konnte ich Ende Juli an der

    Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw erleben.


    Bei ihrer Anmeldung zur Immatrikulation wurden zahlreiche Studenten

    von ihren Eltern begleitet. Manche von ihnen wollten sich vor allem

    vergewissern, dass sie die unter der Hand zu entrichtende

    Aufnahmegebühr in Höhe mehrerer Monatsgehälter gut investiert haben.


    Wenn sie erfahren, dass eine Aufbesserung von Noten am Semesterende

    billiger zu haben ist, werden sie womöglich sogar dankbar sein.


    Auf den Straßen gehört die Korruption, wenn auch in kleinerem Maßstab,

    zum täglichen Leben. Als ein Kiewer Obsthändler nahe der

    Taras-Schewschtschenko-Universität Polizisten sieht, die mit einer

    Kontrolle am Nachbarstand offenbar ihr Gehalt aufbessern, meint er

    nur: "So leben wir.“


    Fußnoten:

    (1) Ifes, Public Opinion in Ukraine 2013, Dezember 2013.

    (2) Slawomir Matuszak, "The Oligarchic Democracy. The Influence of Business Groups on Ukrainian Politics", Warschau (Center for Eastern Studies) 2012.

    (3) Nur 14 Prozent glaubten an einen Rückgang der Korruption. Siehe Paul Kubicek, "The History of Ukraine", Westport (Greenwood) 2008, S. 173-175.

    (4) Siehe Hélène Richard, "Ukrainische Patrioten. Vom Maidan an die Ostfront", "Le Monde diplomatique, September 2014.

    (5) www.kiis.com.ua/?lang=rus&cat=reports&id=391&page=1 <https://web.archive.org/web/20141017204304/http://www.kiis.com.ua/%3Flang%3Drus%26cat%3Dreports%26id%3D391%26page%3D1>.

    (6) socis.kiev.ua/ua/press/zahalnonatsionalne-sotsiolohichne-doslidzhennja-100-dniv-dijalnosti-prezydenta-ukrajiny.html <https://web.archive.org/web/20141017204304/http://socis.kiev.ua/ua/press/zahalnonatsionalne-sotsiolohichne-doslidzhennja-100-dniv-dijalnosti-prezydenta-ukrajiny.html>.



    Klaus Müller ist Professor für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte


    an der AGH University of Science and Technology in Krakau.


    Le Monde diplomatique Nr. 10534 vom 10.10.2014, Seite 8-9, 719 Dokumentation, Klaus Müller



    ——


    3. Die Zeit: Ukrainische Sicherheitskonferenz: Wolodymyr Selenskyj hat einen neuen Plan


    https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-09/ukraine-konferenz-kiew-selenskyj-friedensplan-biden/komplettansicht


    Ukrainische Sicherheitskonferenz: Wolodymyr Selenskyj hat einen neuen Plan


    Wie kann der Krieg enden?


    Auf einer Konferenz in Kiew wird die ukrainische Strategie diskutiert.


    Entscheidend könnte Joe Biden sein: Er will noch etwas erreichen.



    Von  Anna Sauerbrey


    15. September 2024, 2:11 Uhr


    (…)


    Eröffnet wird die Konferenz von Präsident Wolodymyr Selenskyj

    persönlich, sein Stabschef Andrij Jermak spricht ebenso wie der neue

    Außenminister, der Verteidigungsminister, der Chef des

    Militärgeheimdienstes.


    Auch die USA sind gut vertreten, Kongressabgeordnete sind gekommen,

    Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan wird

    zugeschaltet, und Donald Trumps früherer Außenminister Mike Pompeo

    spricht als Trump-Unterstützer, Trump-Erklärer und Verfechter der

    Haltung, dass die Unterstützung der Ukraine sehr wohl im nationalen

    Interesse der USA liegt – eine Haltung, die sein früherer Chef

    bekanntlich nicht teilt. (…)


    Nun soll eine weitere Konferenz folgen. Russland soll eingeladen

    werden, auch wenn es derzeit unwahrscheinlich scheint, dass russische

    Vertreter tatsächlich kommen.


    Noch vor dieser Konferenz will Selenskyj mit Joe Biden einen neuen

    "Friedensplan" besprechen. Die beiden Regierungschefs treffen sich am

    Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, die

    am 24. September beginnt. Selenskyj sagte am Wochenende auf der Yalta

    European Strategy in Kiew, er werde ein Paket vorschlagen, "das den

    Weg zu einem Frieden bereiten wird".


    Spekulationen darüber, was der Plan enthalten könnte, bestimmen gute

    Teile der Kaffee- und Hinterzimmergespräche auf der Konferenz.

    Gesicherte Informationen dringen nicht nach außen.


    Denkbar ist, dass die Ukraine sich bereit erklärt, über ein

    Teilabkommen mit Russland zu sprechen. Beide Seiten könnten darüber

    verhandeln, auf künftige Angriffe auf die Energieinfrastruktur des

    jeweils anderen Landes zu verzichten.


    Die Washington Post hatte im August berichtet, Katar habe als

    Vermittler solche Gespräche bereits angebahnt. Doch als die Ukraine in

    die Region Kursk einmarschierte, verlief sich der Vorstoß im Sande.


    Denkbar ist auch, dass die britisch-amerikanische Erlaubnis,

    weitreichende Waffen tiefer auf russischem Territorium einzusetzen,

    Teil einer Einigung zwischen Biden und Selenskyj sein könnte. Das

    würde den Druck auf Russland erhöhen, Gesprächen zuzustimmen.


    Sorgt sich Biden um sein politisches Erbe?


    Der russische Präsident jedenfalls scheint Angriffe mit Storm Shadow

    auf Russland zu fürchten. Er reagierte auf Spekulationen über ein

    amerikanisch-britisches Ja am Freitag mit verbalen Drohgebärden ("Das

    würde bedeuten, dass Nato-Länder im Krieg mit Russland sind") und ließ

    sechs britische Diplomaten ausweisen.


    Joe Biden, das deutet sein Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan

    auf der Kiewer Konferenz an, will bis zum Ende seiner Amtszeit im

    Januar 2025 noch etwas Entscheidendes erreichen. Biden hat zwar die

    westliche Allianz zusammengebracht, die die Ukraine bis heute stützt,

    und im gespaltenen Kongress immer wieder Milliardenhilfen für das Land

    durchgesetzt.


    Doch er könnte aus dem Amt scheiden, ohne dass der Krieg entschieden

    ist. Macht Biden Druck aus Sorge um sein politisches Erbe? "Der

    Präsident will die verbleibenden vier Monate seiner Amtszeit dazu

    nutzen, der Ukraine in die bestmögliche Lage zu verhelfen", sagt Jake

    Sullivan.


    Doch ob es vor der Wahl in den USA überhaupt einen echten Durchbruch

    geben kann, gehört zu den wabernden Unsicherheiten dieses Spätsommers.

    Sollte Donald Trump noch einmal Präsident werden, würden sich die

    Vorzeichen schließlich aller Wahrscheinlichkeit nach völlig ändern.


    Das Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump bleibt knapp – und

    warum sollte Putin vorher von seinen Maximalforderungen abrücken, dass

    die Ukraine sämtliche von Russland annektierte Gebiete abtritt, auch

    solche, die noch nicht erobert sind, und auf eine Nato-Mitgliedschaft

    verzichtet?


    ———


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien   
     (II von III)


    4. Newsweek: Exklusiv: Russlands Lawrow warnt vor "gefährlichen Folgen" für die USA in der Ukraine



    https://www.newsweek.com/exclusive-russias-lavrov-warns-dangerous-consequences-us-ukraine-1964468


    Newsweek Magazin (in deutscher angebotener Übersetzung)

    Exklusiv: Russlands Lawrow warnt vor "gefährlichen Folgen" für die USA in der Ukraine


    07. Okt, 2024 um 05:00 EDT


    (…)


    Newsweek: Während der Ukraine-Konflikt andauert, wie anders ist die

    Position Russlands als 2022 und wie werden die Kosten des Konflikts

    gegen die Fortschritte in Richtung strategischer Ziele abgewogen?


    Lawrow: Unsere Position ist weithin bekannt und bleibt unverändert.

    Russland steht offen für eine politisch-diplomatische Regelung, die

    die Ursachen der Krise beseitigen soll. Sie sollte darauf abzielen,

    den Konflikt zu beenden, anstatt einen Waffenstillstand zu erreichen.


    Der Westen sollte aufhören, Waffen zu liefern, und Kiew sollte die

    Feindseligkeiten beenden. Die Ukraine sollte zu ihrem neutralen,

    nicht-Block- und nicht-nuklearen Status zurückkehren, die russische

    Sprache schützen und die Rechte und Freiheiten ihrer Bürger

    respektieren.


    Die am 29. März 2022 von der russischen und ukrainischen Delegation

    geplanten Istanbul-Abkommen könnten als Grundlage für die Einigung

    dienen. Sie sorgen für Kiews Weigerung, der NATO beizutreten und

    Sicherheitsgarantien für die Ukraine einzudämmen, während sie die

    Realitäten vor Ort in diesem Moment anerkennen. Unnötig zu sagen, dass

    sich diese Realitäten in mehr als zwei Jahren erheblich verändert

    haben, auch in rechtlicher Hinsicht.


    Am 14. Juni führte Präsident Wladimir Putin die Voraussetzungen für

    die Einigung wie folgt auf: vollständiger Rückzug der AFU (Anm.

    C.Ronnefeldt: Armed Forces of Ukraine, Bewaffnete Streitkräfte der

    Ukraine) aus der DVR [Donezk Volksrepublik], LPR [Luhansker

    Volksrepublik], Zaporozhye und Kherson Oblasten; Anerkennung der

    territorialen Realitäten, wie sie in der russischen Verfassung

    verankert sind; (…)


    Kiew reagierte auf diese Aussage eines bewaffneten Einfallsgriffs in

    die Oblast Kursk am 6. August. Ihre Schirmherren – die USA und andere

    NATO-Länder – versuchen, Russland eine strategische Niederlage

    zuzufügen. Unter diesen Umständen haben wir keine andere Wahl, als

    unsere spezielle Militäroperation fortzusetzen, bis die von der

    Ukraine ausgehenden Bedrohungen beseitigt sind.


    Die Kosten des Konflikts sind für die Ukrainer am größten, die von

    ihren eigenen Behörden rücksichtslos in den Krieg gedrängt werden, um

    dort abgeschlachtet zu werden. Für Russland geht es darum, sein Volk

    und lebenswichtige Sicherheitsinteressen zu verteidigen. (…)



    Wie wahrscheinlich ist es, dass eine militärische oder diplomatische

    Lösung erreicht werden kann, oder sehen Sie ein größeres Risiko, dass

    sich der Konflikt in etwas noch größeres stürzt, wenn ukrainische

    Streitkräfte fortgeschrittenere NATO-Waffen erhalten und russisches

    Territorium betreten?


    Vermutungen zu machen, ist nicht meine Aufgabe. Was ich sagen möchte,

    ist, dass wir seit mehr als einem Jahrzehnt versuchen, diese Krise zu

    löschen, aber jedes Mal, wenn wir Vereinbarungen auf Papier setzen,

    die für alle passen, würden Kiew und seine Herren zurücktreten. Genau

    dies geschah mit der im Februar 2014 erzielten Einigung:


    Sie wurde von der Opposition mit Füßen getreten, die einen Putsch mit

    der US-Unterstützung verübte. Ein Jahr später wird das Minsker

    Abkommen von den Vereinten Nationen gebilligt. Der Sicherheitsrat

    wurde abgeschlossen, der auch sieben Jahre lang sabotiert wurde, und

    die Führer der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs, die das Dokument

    unterzeichnet hatten, prahlten danach, dass sie nie beabsichtigt

    hätten, es zu erfüllen.


    Das Dokument, das Ende März 2022 in Istanbul paraphiert wurde, wurde

    von Zelensky nie auf Drängen seiner westlichen Vorgesetzten

    unterzeichnet, insbesondere des damaligen britischen Premierministers.


    Derzeit ist die Wiederherstellung des Friedens derzeit nicht Teil des

    Plans unseres Gegners. Zelensky hat sein Dekret, das Verhandlungen mit

    Moskau verbietet, nicht widerrufen. Washington und seine

    NATO-Verbündeten bieten Kiew politische, militärische und finanzielle

    Unterstützung, damit der Krieg weitergehen würde.


    Sie diskutieren darüber, die AFU zu ermächtigen, westliche

    Langstreckenraketen einzusetzen, um tief in russisches Territorium

    einzuschlagen. "Mit Feuer spielen" auf diese Weise kann zu

    gefährlichen Folgen führen. Wie Präsident Putin sagte, werden wir

    angemessene Entscheidungen treffen, die auf unserem Verständnis der

    Bedrohungen durch den Westen basieren. Es liegt an Ihnen,

    Schlussfolgerungen zu ziehen.



    Welche konkreten Pläne hat Russland im Einklang mit seinen

    strategischen Partnerschaften mit China und anderen Mächten, um

    Veränderungen in der aktuellen Weltordnung zu erreichen, und wie

    erwarten Sie, dass sich diese Ambitionen in Bereichen des intensiven

    Wettbewerbs und des Konflikts, einschließlich des Nahen Ostens,

    abspielen?


    Was wir im Sinn haben, ist, dass die Weltordnung an die aktuellen

    Realitäten angepasst werden muss. Heute erlebt die Welt den

    "multipolaren Moment". Der Wechsel in Richtung multipolarer

    Weltordnung ist ein natürlicher Teil (…) der objektive Veränderungen

    in der Weltwirtschaft, Finanzen und Geopolitik widerspiegelt. Der

    Westen wartete länger als die anderen, aber er hat auch begonnen zu

    erkennen, dass dieser Prozess unumkehrbar ist.


    Wir sprechen über die Stärkung neuer Macht- und Entscheidungszentren

    im globalen Süden und Osten. Anstatt Hegemonie zu suchen, erkennen

    diese Zentren die Bedeutung der souveränen Gleichheit und

    zivilisatorischen Vielfalt an und unterstützen die für beide Seiten

    vorteilhafte Zusammenarbeit und den Respekt für die Interessen des

    anderen.


    Multipolarität manifestiert sich in der wachsenden Rolle regionaler

    Verbände, wie der EAWU [Eurasische Wirtschaftsunion], SCO [Shanghai

    Cooperation Organization], ASEAN [Verband südostasiatischer Nationen],

    Afrikanische Union, CELAC [Gemeinschaft lateinamerikanischer und

    karibischer Staaten] und anderer. Die BRICS [geführt von Brasilien,

    Russland, Indien, China und Südafrika] sind zu einem Vorbild

    multilateraler Diplomatie geworden. Die Vereinten Nationen sollten ein

    Forum bleiben, um die Interessen aller Länder in Einklang zu bringen.


    Wir glauben, dass alle Staaten, einschließlich der Vereinigten

    Staaten, ihren Verpflichtungen auf Augenhöhe mit anderen nachkommen

    sollten, anstatt ihren rechtlichen Nihilismus mit Mantras ihrer

    außergewöhnlichen zu verschleiern. Hier werden wir von der Mehrheit

    der Länder unterstützt, die sehen, wie das Völkerrecht im Gazastreifen

    und im Libanon völlig ungestraft verletzt wird, genau wie es zuvor im

    Kosovo, im Irak, in Libyen und an vielen anderen Orten verletzt wurde.


    Unsere chinesischen Partner können für sich selbst antworten, aber ich

    denke, und ich weiß, dass sie unseren Hauptpunkt teilen, das

    Verständnis, dass Sicherheit und Entwicklung untrennbar und unteilbar

    sind, und dass solange der Westen weiterhin nach Dominanz strebt, die

    Ideale des Friedens, die in der Charta der Vereinten Nationen

    dargelegt werden, ein toter Buchstabe bleiben werden.



    Welche Auswirkungen erwarten Sie von den US-Präsidentschaftswahlen,

    die sie auf die Beziehungen zwischen Russland und den USA haben, wenn

    Donald Trump gewinnt oder ob Kamala Harris gewinnt und wie bereitet

    sich Russland auf beide Szenarien vor?


    Im Allgemeinen macht das Ergebnis dieser Wahl für uns keinen

    Unterschied, da die beiden Parteien einen Konsens über die Bekämpfung

    unseres Landes erzielt haben. Für den Fall, dass es politische

    Veränderungen in den Vereinigten Staaten und neue Vorschläge für uns

    gibt, werden wir bereit sein, sie zu prüfen und zu entscheiden, ob sie

    unseren Interessen entsprechen. Auf jeden Fall werden wir die

    Interessen Russlands entscheidend fördern, insbesondere was seine

    nationale Sicherheit betrifft.


    Im Großen und Ganzen wäre es für den Bewohner des Weißen Hauses

    natürlich, egal wer sie sind, sich um ihr inländisches Geschäft zu

    kümmern, anstatt nach Abenteuern zu suchen, die Zehntausende Meilen

    von amerikanischen Küsten entfernt sind. Ich bin zuversichtlich, dass

    die US-Wähler dasselbe denken.



    —————



    5. IPG: Gefragter Mediator


    https://www.ipg-journal.de/regionen/global/artikel/gefragter-mediator-7825/?utm_campaign=de_40_20241008&amp;utm_medium=email&amp;utm_source=newsletter



    Global 08.10.2024


    Christoph P. Mohr


    Christoph P. Mohr leitet das Indien-Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung

    in Delhi. Zuvor war er Regionaldirektor der FES in Kasachstan und

    Usbekistan. Er ist Mitherausgeber des Bandes Flucht, Migration und die

    Linke in Europa (Dietz 2017).



    Gefragter Mediator



    Immer wieder wird Indien als Vermittler im Ukrainekrieg ins Spiel

    gebracht. Doch will das Land diese Rolle überhaupt einnehmen?


    Im Juli 2024 sorgte Premierminister Narendra Modis Umarmung mit dem

    russischen Präsidenten Wladimir Putin während seines Moskau-Besuchs

    für ein Bild, das schnell um die Welt zog und im Westen Kritik auslöste.


    Im folgenden August setzte Modi noch einen drauf, als er eine

    herzliche Umarmung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr

    Selenskyjaustauschte und während ihres gemeinsamen Besuchs an einem

    Denkmal für im Krieg getötete Kinder die Hand auf seine Schulter legte.


    In dieser Symbolik wird die pragmatische, strategische Ausrichtung

    Neu-Delhis, die Dialog mit allen Seiten ermöglichen soll, sichtbar.

    Dieser Ansatz scheint Indien für eine Vermittlerrolle im Krieg in der

    Ukraine zu prädestinieren.


    Auch internationale Beobachter und Medien bringen Indien immer wieder

    als möglichen Mediator ins Spiel. Dabei sollten gute indische

    Beziehungen zu allen Konfliktparteien und freundschaftliche Symbolik

    nicht darüber hinwegtäuschen, dass Indien in erster Linie eigene

    Interessen verfolgt und derzeit keine Mediation internationaler

    Konflikte anstrebt.


    (…)


    Indien hat sich konsequent für Dialog und friedliche Lösungen

    eingesetzt. Narendra Modis direkte Gespräche mit Wladimir Putin und

    dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unterstreichen die

    Bereitschaft Indiens, zu einer Lösung beizutragen. Während seines

    Besuchs in Berlin im September 2024 führte der indische Außenminister

    Subrahmanyam Jaishankar in vier Punkten aus, wie das aussehen könnte.


    Erstens: Dies ist nicht das Zeitalter des Krieges. Zweitens: Es gibt

    keine Lösungen auf dem Schlachtfeld. Drittens: Russland muss am

    Verhandlungstisch sitzen. Viertens: Indien ist besorgt und engagiert,

    um eine Lösung für den Konflikt zu finden.


    (…)


    Auch die indische Rolle im Rahmen einer internationalen Kontaktgruppe,

    wie vorgeschlagen vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich, könnte

    in der Zukunft an Bedeutung gewinnen.


    Hier könnte Indien tatsächlich eine wichtige Rolle zukommen, da

    Neu-Delhi in einem solchen Szenario weder alleine politische und

    diplomatische Ressourcen mobilisieren müsste, noch – sofern der

    Zeitraum richtig gewählt ist – Gefahr läuft, Moskau in die Arme Chinas

    zu treiben.



    ---------



    6. NZZ: Israel und Gaza News

    https://www.nzz.ch/international/israel-und-gaza-news-und-entwicklungen-im-nahostkonflikt-ld.1759794



    Mittwoch, 9. 10.


    05.19 Uhr: Bericht: Biden will mit Netanyahu telefonieren


    Nach knapp zweimonatiger Funkstille und angesichts eines möglichen

    Vergeltungsschlags Israels gegen Iran will US-Präsident Joe Biden laut

    einem Bericht an Mittwoch voraussichtlich mit dem israelischen

    Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu telefonieren.


    Das berichtete das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf drei

    US-Beamte. Beide würden auch über die Konflikte in Libanon und im

    Gazastreifen sprechen. Aufgrund der amerikanischen Kritik an der

    israelischen Kriegsführung waren die Beziehungen zwischen Washington

    und Tel Aviv zuletzt angespannt.


    Axios berichtete unter Berufung auf zwei israelische Beamte, Netanyahu

    habe sich am Dienstagabend mit Ministern und den Leitern des

    israelischen Militärs und Geheimdienstes getroffen, um eine

    Entscheidung über den Umfang und den Zeitpunkt der israelischen

    Angriffe zu treffen.


    Demnach sollen Israels Vergeltungsmassnahmen «voraussichtlich

    erheblich sein» und eine Kombination aus Luftangriffen auf

    militärische Ziele in Iran und verborgenen Angriffen - ähnlich wie die

    Tötung des Hamas-Auslandschef Ismail Hanija in Teheran – sein. Israel

    habe auch mögliche Angriffe auf die iranische Ölinfrastruktur in

    Erwägung gezogen.


    Netanyahu wolle Biden informieren, sobald eine Entscheidung getroffen

    sei, hiess es weiter.



    ——



    03.34 Uhr: US-Reise von Israels Verteidigungsminister Galant verschoben



    Die israelische Regierung hat einen Besuch von Verteidigungsminister

    Yoav Gallant in den USA kurzfristig abgesagt. «Wir wurden darüber

    informiert, dass Minister Galant seine Reise nach Washington

    verschiebt», sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina

    Singh.


    Laut einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenportal Axios wollte

    der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Reise seines

    Verteidigungsministers nicht genehmigen, solange das

    Sicherheitskabinett nicht über eine Reaktion auf den iranischen

    Raketenangriff entschieden und der Regierungschef nicht mit Präsident

    Joe Biden gesprochen habe.


    Aufgrund der amerikanischen Kritik an der israelischen Kriegsführung

    waren die Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv zuletzt

    angespannt. Laut Medienberichten haben Biden und Netanyahu seit rund

    50 Tagen nicht mehr miteinander gesprochen.


    Laut einem Bericht des israelischen Fernsehsenders Channel 12 haben

    die USA und mehrere arabische Staaten geheime Gespräche mit Iran über

    einen Waffenstillstand an allen Fronten aufgenommen. Israel sei

    gegenwärtig nicht an den Gesprächen beteiligt, aber darüber informiert

    worden. «Wir befinden uns derzeit in einer Position der Stärke. Ein

    Waffenstillstand müsste zu unseren Bedingungen vereinbart werden»,

    zitierte Channel 12 einen ranghohen israelischen Beamten.



    ——


    7. IPG: Thomas Friedmann: Die andere Partei Gottes



    https://www.ipg-journal.de/regionen/naher-osten/artikel/die-andere-partei-gottes-7827/?utm_campaign=de_40_20241008&utm_medium=email&utm_source=newsletter


    Naher Osten/Nordafrika 08.10.2024


    Thomas L. Friedman

    Thomas L. Friedman ist Kommentator bei der New York Times mit Schwerpunkt Außenpolitik.


    Er arbeitet seit 1981 für die Zeitung und hat dreimal den Pulitzer-Preis erhalten.  (…)



    Die andere Partei Gottes



    Der Schlag gegen die Hisbollah stärkt Netanjahu.


    Für Frieden muss er nun eine weitere Gruppe von Fundamentalisten entmachten.


    (…)


    Netanjahu hielt während seiner Rede zwei Landkarten hoch, von denen

    die eine mit „Der Segen“ und die andere mit „Der Fluch“ überschrieben

    war. Letztere zeigte Syrien, den Irak und Iran als schwarzen Block

    zwischen dem Nahen Osten und Europa.


    Die andere Karte zeigte den Nahen Osten mit Israel, Saudi-Arabien,

    Ägypten und dem Sudan in Grün sowie einen roten, in zwei Richtungen

    zeigenden Pfeil quer über diese Länder als Brücke, die die Welt der

    Einbindung in Asien mit der Welt der Einbindung in Europa verbindet.


    Der genaue Blick auf Netanjahus Landkarte des „Fluchs“ zeigte aber

    Israel, allerdings ohne Grenzen zum Gazastreifen oder dem von Israel

    besetzten Westjordanland, als seien diese bereits annektiert – was das

    Ziel dieser israelischen Regierung ist.



    Genau das ist der Haken. Netanjahu will der Welt die Geschichte

    erzählen, dass der Iran und seine Stellvertreter das Haupthindernis

    dafür seien, dass die Welt der Einbindung sich von Europa über den

    Nahen Osten bis zum asiatisch-pazifischen Raum erstreckt.


    Dem muss entschieden widersprochen werden. Der wesentliche Punkt für

    diese große Allianz ist eine Normalisierung der saudi-israelischen

    Beziehungen auf der Grundlage einer Versöhnung zwischen Israel und den

    gemäßigten Palästinensern.  (…)


    Dafür müsste Netanjahu aber ein politisches Risiko eingehen, das noch

    größer wäre als das militärische Risiko, das er gerade mit der Tötung

    der Führung der „Partei Gottes“ im Libanon einging. Netanjahu müsste

    mit der israelischen Version einer „Partei Gottes“ brechen.


    Der Koalition der rechtsextremen jüdischen Siedler und Messianisten,

    die eine jüdische Vorherrschaft anstreben und wollen, dass Israel das

    gesamte Gebiet vom Jordan bis zum Mittelmeer ohne jegliche Grenzen

    dazwischen kontrolliert – genau wie auf der von Netanjahu bei den

    Vereinten Nationen gezeigten Landkarte.


    Diese Parteien halten Netanjahu an der Macht, weshalb er sie mit

    israelischen Parteien der Mitte ersetzen müsste, die bei einem solchen

    Schritt wohl mit ihm zusammenarbeiten würden.


    Das ist also die große Herausforderung: Im Kampf zwischen der Welt der

    Einbindung und der Welt des Widerstands kommt es auf viele Dinge an,

    aber – derzeit – auf nichts anderes als Netanjahus Bereitschaft,

    seinem Schlag gegen die „Partei Gottes“ im Libanon einen ähnlichen

    politischen Schlag gegen die israelische Version der „Partei Gottes“

    folgen zu lassen.


    Dieser Artikel erschien ursprünglich in der New York Times.


    Aus dem Englischen von Ina Goertz



    ———


    8. Handelsblatt: Das sind Israels wichtigste Waffenlieferanten



    https://www.handelsblatt.com/politik/international/nahostkrieg-das-sind-israels-wichtigste-waffenlieferanten/100076808.html



    Nahostkrieg

    Das sind Israels wichtigste Waffenlieferanten


    Die Frage, ob man Israel Waffen für seine Angriffe liefern darf, spaltet die Gesellschaften des Westens.

    Die Bundesregierung reagierte jetzt auf Frankreichs Forderung nach einem Embargo



    .Inga Rogg, Gregor Waschinski, Annett Meiritz 07.10.2024 - 19:42 Uhr



    München, Paris, Washington. Vergangene Woche hatte Frankreichs

    Präsident Emmanuel Macron einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel

    gefordert, nun reagierte die Bundesregierung auf den Vorstoß:


    „Es wird in jedem Einzelfall neu entschieden, aber es gibt keine

    Entscheidung für einen generellen Waffenexport-Boykott gegenüber

    Israel“, sagte eine Regierungssprecherin am Montag in Berlin.


    Die jüngste Eskalation des Nahostkriegs setzt den Westen unter Druck,

    Forderungen nach einem Stopp von Waffenlieferungen an Israel werden

    immer lauter.


    (…)


    Macron bemühte sich im vergangenen Jahr mehrfach um eine

    Führungsrolle, seine Initiativen sind jedoch allesamt verpufft.

    Zuletzt hatten mehrere Staaten, angeführt von den USA und Frankreich,

    im Libanon ein solches Moratorium verlangt.


    Laut Medienberichten soll Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah der

    dreiwöchigen Waffenruhe zugestimmt haben. Zwei Tage später wurde er

    jedoch durch einen israelischen Bombenangriff auf das Hauptquartier

    der Hisbollah in einem Vorort von Beirut getötet.


    Bunkerbrechende Bomben aus den USA


    In dem Angriff auf das Hisbollah-Hauptquartier setzte die israelische

    Luftwaffe nach Angaben von Waffenexperten bunkerbrechende Bomben ein,

    die aus den USA stammten – darunter 1000 Kilogramm schwere

    Sprengsätze.


    Die USA sind Israels größter Waffenlieferant, gefolgt von Deutschland

    und Italien. Nach Angaben des „Stockholm International Peace Research

    Institute“ (Sipri) bezog Israel zwischen 2019 und Ende des vergangenen

    Jahres allein 69 Prozent seiner importierten Rüstungsgüter aus den

    USA.


    Darüber hinaus befinden sich unter den zehn wichtigsten Lieferanten

    Großbritannien, Frankreich und Spanien.


    Seit Israels Staatsgründung vor 75 Jahren sind die USA der mächtigste

    Verbündete des jüdischen Staats. Washington unterstützt Israel jedes

    Jahr mit rund 3,8 Milliarden US-Dollar, in Israel unterhalten die USA

    einige ihrer weltweit größten Reservedepots mit Waffen und Munition.


    An Bedingungen geknüpft wurden diese Hilfen nie, auch nicht, als

    Netanjahu im Gazakrieg eine rote Linie nach der anderen überschritt,

    humanitäre Hilfe blockierte und ausländische Helfer ums Leben kamen.


    Schwieriger Balanceakt von Biden und Harris


    Präsident Joe Biden setzte im Mai eine Bombenlieferung an Israel

    temporär aus, genehmigte aber jüngst zusätzliche Waffenverkäufe im

    Wert von 20 Milliarden US-Dollar. Um den Iran abzuschrecken,

    bombardieren die USA proiranische Milizen in Syrien und im Irak.

    Außerdem fliegt eine US-geführte Koalition Luftangriffe gegen die

    Huthis im Roten Meer, die vom Iran mit Drohnen und Raketen beliefert

    werden.


    Amerikas Gesellschaft ist gespalten, vielen ist unwohl bei der

    Vorstellung, immer tiefer in den Krieg hineingezogen zu werden: Am

    Jahrestag des Kriegsausbruchs kommt es an US-Universitäten zu

    zahlreichen Protesten.


    Auch könnte die US-Unterstützung für Israel in einigen Swing States

    den Ausgang der Präsidentschaftswahlen beeinflussen. Dass das

    Nachbarland Kanada seit Sommer keine neuen Waffentransfers mehr für

    Israel bewilligt, hat die US-Regierung zusätzlich unter Druck gesetzt.


    (…)


    Vor dem ultimativen Druckmittel, einem Stopp der Militärhilfen,

    schrecken Biden und Harris aber zurück, um Israels Recht auf

    Selbstverteidigung nicht infrage zu stellen. Im Pentagon wurde diese

    Option laut einem hochrangigen Regierungsbeamten diskutiert, aber

    vorerst verworfen. Die US-Regierung will nicht auf Konfrontationskurs

    zu Netanjahu gehen, um die Chance auf eine Feuerpause zu wahren.


    Großbritannien suspendiert Exportlizenzen


    Biden bezeichnete die Verteidigung Israels als „elementar“. Er werde

    auf keinen Fall die US-Lieferungen für defensive Waffen, etwa für den

    Schutzschirm Iron Dome, einstellen. Denn das würde am Ende nur Feinde

    wie den Iran und die Hamas stärken. Aus dem US-Kongress kommen aber

    immer wieder Forderungen, die umfangreichen US-Waffenlieferungen

    infrage zu stellen, um politische Ziele Washingtons durchzusetzen.


    Die westlichen Länder riskieren indes, dass sie mit ihren

    Waffenlieferungen zu möglichen Verletzungen des internationalen

    humanitären Völkerrechts durch Israel beitragen. Die britische

    Labour-Regierung reagierte darauf im September und suspendierte 30

    ihrer rund 350 Exportlizenzen.


    Wie die USA, Frankreich oder Deutschland lässt auch Großbritannien

    keinen Zweifel daran, dass Israel ein Recht auf Selbstverteidigung

    hat. Dies müsse jedoch in Einklang mit dem humanitären Völkerrecht

    geschehen, erklärte Handelsminister Jonathan Reynolds


     . Die britische Regierung sei zu dem Schluss gekommen, dass ein

     „eindeutiges Risiko“ bestehe, dass einige Waffenexporte zu schweren

     Verletzungen des humanitären Völkerrechts im Gazastreifen beitragen

     könnten.


    Bei den suspendierten Lieferungen handelt es sich vor allem um

    Komponenten für Kampfjets vom Typ F-16, Drohnen, Marinesysteme und

    Zielgeräte. Laut Sipri hatte Großbritannien zwischen dem

    Hamas-Überfall und Juni 2024 insgesamt 108 Waffenexporte genehmigt,

    darunter Komponenten für Helikopter und Kampfflugzeuge.


    Italien hat an Israel vor allem leichte Helikopter und Geschosse für

    die von Deutschland gelieferten Fregatten geliefert. Zudem produziert

    Italien Komponenten für die F-35-Kampfjets. Die Regierung genehmigt

    nach eigenen Angaben nur noch Exporte, die vor dem Oktober 2023

    vertraglich besiegelt wurden. Und diese auch nur, wenn sichergestellt

    werden kann, dass die Waffen nicht gegen Zivilisten in Gaza eingesetzt

    werden können.


    Deutschland hatte im vergangenen Jahr Rüstungsexporte an Israel in

    Höhe von 326,5 Millionen Euro bewilligt. Den größten Teil machten

    dabei Korvetten und Torpedos aus, laut Sipri kamen Korvetten vom Typ

    Sa’ar-6 auch im Gazakrieg zum Einsatz. Forderungen nach einem

    Exportstopp wies die Bundesregierung zurück.


    Im September dementierte sie Medienberichte, wonach die Exporte

    zurückgegangen seien. Rüstungsexporte unterliegen in Deutschland

    grundsätzlich dem Kriegswaffenkontrollgesetz.


    Serbien wird zu einem wichtigen Waffenlieferanten


    Während westliche Regierungen aufgrund der vielen zivilen Opfer unter

    Druck geraten, hat sich Serbien in den vergangenen Monaten zu einem

    wichtigen Waffenlieferanten Israels entwickelt. Eine gemeinsame

    Recherche des Onlineportals „Balkan Insight“ und der israelischen

    Tageszeitung „Haaretz“ zeigt, dass Serbien in diesem Jahr

    Rüstungsgüter für mehr als 23 Millionen Euro an Israel geliefert hat.

    Das ist mehr, als Großbritannien im vergangenen Jahr bewilligt hat.


    Haaretz registrierte seit Beginn des Kriegs in Gaza mindestens 15

    Flüge aus Serbien zum israelischen Luftwaffenstützpunkt Nevatim.

    Serbien sei damit eines der wichtigsten Ursprungsländer für

    Waffenflüge. Im Februar nannte Netanjahu den serbischen Präsidenten


     Aleksandar Vucic einen „wahren Freund Israels“.


    Experten gehen davon aus, dass Serbien vor allem Artilleriegeschosse,

    Munition und Sprengstoff an Israel liefert. Welche Rüstungsgüter das

    Land aber genau liefert, ist unbekannt. Vucic hat die Exporte zur

    Verschlusssache erklärt. Serbien hat sich allerdings ebenfalls für

    einen Waffenstillstand in Gaza und im Libanon ausgesprochen.



    -----------


    9. DLF: Steht die Nahost-Region vor einem großen Krieg?


    https://www.deutschlandfunkkultur.de/eskalationsspirale-nahost-steht-die-region-vor-einem-grossen-krieg-dlf-kultur-ab878442-100.html


    Eskalationsspirale

    Steht die Nahost-Region vor einem großen Krieg?


    Kolkmann, Birgit | 04. Oktober 2024, 18:05 Uhr


    Angriff, Verteidigung, Vergeltung im Wechsel: Ein Jahr nach dem

    Hamas-Überfall auf Israel eskaliert der Nahostkonflikt. Die Tötung von

    Hamas- und Hisbollah-Anführern und Angriffe des Iran auf Israel

    verschärfen die Lage. Ist Frieden noch eine Option?


    (…)



    ———


    siehe auch:


    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185768.ziele-der-hamas-rashid-khalidi-hier-hilft-ein-blick-in-die-geschichte.html


    4.10.2024


    Rashid Khalidi: »Hier hilft ein Blick in die Geschichte«


    Der Historiker Rashid Khalidi über die Hamas, ihre Ziele und Formen der Gewalt


    ———


    10. Nahost: Hisbollah-Vize rückt laut Bericht von Gazafrieden als Bedingung ab



    https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-10/nahost-libanon-israel-gaza-hisbollah-naim-kassem-waffenruhe


    Nahost: Hisbollah-Vize rückt laut Bericht von Gazafrieden als Bedingung ab


    Hisbollah-Führer Naim Kassim ist jetzt offenbar für Diplomatie und

    Waffenstillstandsgespräche mit Israel. Das Ende des Gazakrieges nennt

    er erstmals nicht als Bedingung.


    9. Oktober 2024, 2:53 Uhr


    Nach mehreren Hinweisen, die Hisbollah sei bereit, über eine

    Waffenruhe mit Israel zu sprechen, haben hochrangige Mitglieder der

    Hisbollah im Libanon ihre Bedingungen dafür möglicherweise geändert.


    Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters macht die Miliz

    einen Waffenstillstand mit Israel nicht mehr von einem Ende der Kämpfe

    im Gazastreifen abhängig. Zwei niederrangige Vertreter der Islamisten

    hatten bereits in den vergangenen Tagen diese Bedingung

    fallengelassen.


    Jetzt sagte auch der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassim, man

    unterstütze politische Bemühungen. Eine formelle Erklärung zu den

    Bedingungen für eine Waffenruhe gab die vom Iran unterstützte Gruppe

    jedoch nicht heraus.


    "Wir unterstützen die politischen Bemühungen unter der Leitung von

    (Parlamentspräsident Nabih) Berri, die auf einen Waffenstillstand

    abzielen. Sobald der Waffenstillstand fest etabliert ist und die

    Diplomatie ihn erreichen kann, werden alle anderen Details diskutiert

    und Entscheidungen gemeinsam getroffen", zitierte CNN Kassim. Berri

    ist selbst Unterstützer der Hisbollah.


    USA werten Aufruf als Schwäche


    Das US-Außenministerium hatte den Aufruf der Hisbollah-Miliz zu einem

    Waffenstillstand als Schwäche gewertet. Während eines Briefings sagte

    Ministeriumssprecher Matthew Miller, die Aussage sei ein Zeichen

    dafür, dass die Terrorgruppe auf dem Rückzug und "angeschlagen" sei.


    "Ein Jahr lang rief die Welt zu einem Waffenstillstand auf, die

    Hisbollah weigerte sich, einem solchen zuzustimmen", sagte Miller.

    "Und jetzt, da die Hisbollah in die Defensive gerät und geschlagen

    wird, ändert sie plötzlich ihre Meinung und will einen

    Waffenstillstand." Die USA setzten weiterhin auf eine diplomatische

    Lösung für den Konflikt.


    Die englische Ausgabe der Jerusalem Post äußerte sich vorsichtiger und

    schrieb, es sei "nicht klar, ob dies eine Änderung der Haltung

    signalisierte", nachdem die Gruppe ein Jahr lang erklärt hatte, "sie

    kämpfe, um sowohl die Hamas als auch das palästinensische Volk in

    ihrem Krieg mit Israel zu unterstützen, und würde ohne einen

    Waffenstillstand in Gaza nicht aufhören".


    Druck auf Hisbollah wächst


    Aus libanesischen Regierungskreisen erfuhr die Nachrichtenagentur

    Reuters jedoch nach eigenen Angaben, die Hisbollah habe ihre Haltung

    angesichts des Drucks geändert, der inzwischen in vielen Formen auf

    ihr laste. Dazu gehöre auch die Massenflucht von Unterstützern aus dem

    südlichen Libanon angesichts der israelischen Vorstöße dort.


    Nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissars Filippo Grandi waren bereits

    Ende September mindestens 100.000 Menschen ins benachbarte Syrien

    geflohen. Inzwischen hat Israel die Bodenoffensive auf den Südwesten

    des Libanon ausgeweitet.


    Auch hochrangige libanesische Politiker anderer Bevölkerungsgruppen

    lehnen es ab, eine Feuerpause mit dem Verlauf des Krieges zwischen

    Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen zu

    verknüpfen. "Wir werden unser Schicksal nicht an das Schicksal von

    Gaza binden", sagte am Montag der Drusen-Vertreter Walid Dschumblat.


    Der Hamas-Vertreter Sami Abu Suhri sagte zu Reuters jedoch, seine

    Gruppe vertraue weiter darauf, dass die Hisbollah ihren Kampf bis zu

    einem Stopp der Kämpfe im Gazastreifen weiterführen werde.


    Aus Diplomatenkreisen verlautete, die Hisbollah habe möglicherweise zu

    lange gewartet. Die "vorherrschende Logik" auf israelischer Seite sei

    inzwischen militärischer, nicht diplomatischer Natur, sagte ein

    Diplomat mit Sitz im Libanon.


    ———


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien   
    (III von III)


    11. SZ: Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm:


          "Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster"



    https://www.sueddeutsche.de/kultur/rula-hardal-omri-boehm-israel-palaestina-interview-zwei-staaten-loesung-lux.A6na8UmWiAK8YcTpdEoydm?reduced=true



    Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm:


    "Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster"


    6. Oktober 2024, 15:38 Uhr


    (…)




    In der Printausgabe der SZ  vom 7.10. ist das Interview ebenfalls zu lesen:


    Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm


    "Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster"


    Der jüdisch-israelische Philosoph Omri Boehm und die

    palästinensisch-israelische Politikwissenschaftlerin Rula Hardal

    über die Folgen des 7. Oktobers, die Missverständnisse des Westens –

    und ihre ganz konkrete Idee für die Zukunft.


    Von Jens-Christian Rabe, Sonja Zekri


    (…)


    Von einer Lösung scheint der Nahost-Konflikt derzeit so weit entfernt

    wie noch nie. Oder doch nicht? Der jüdisch-israelische Philosoph Omri

    Boehm und die palästinensisch-israelische Politikwissenschaftlerin

    Rula Hardal zeichnen ein düsteres Bild der Lage – aber sie pochen

    darauf, dass es Hoffnung auf eine partnerschaftliche, humane Zukunft

    von Juden und Palästinensern gibt. Und sie machen konkrete

    Vorschläge.

    (…)



    Als Mittel der Wahl, um die Region zu befrieden, wird von der

    deutschen Außenpolitik, von den USA, von vielen anderen die

    Zwei-Staaten-Lösung als aussichtsreichste Option beworben.


    Boehm: Das halte ich für gefährlich. Die Zwei-Staaten-Lösung wäre

    ein Desaster. Die Politik im Geist von Oslo sollte einen unbegrenzten

    Krieg zwischen den Völkern verhindern, was jedoch nicht gelang. Jetzt

    noch darauf zu beharren, heißt deshalb, auf einem faulen Kom- promiss

    zu beharren – und die Palästinenser weiter nicht als politische

    Subjekte anzuerkennen, die das Recht haben, Rechte zu haben: also in

    der Region zu bleiben und durch das Recht, geschützt zu werden.


    Viele im sogenannten propalästinensischen Lager gestehen das

    allerdings ihrerseits den Juden auch nicht zu. Es muss endlich ein

    alternativer Rahmen entworfen werden, in dem beide Seiten

    gleichberechtigte politische Subjekte sind, statt so zu tun, als sei

    es „realistischer“, auf die Illusionen zurückzugreifen, die uns erst

    in die gegenwärtige Situation geführt haben.


    Dennoch: Außenministerin Baerbock betont oft, dass es ohne

    Zwei-Staaten-Lösung „keinen Frieden geben wird“. Was kann daran

    falsch sein?


    Hardal: Das Oslo-Abkommen beruht auf dem Konzept der Trennung beider

    Völker. Aber das ist nicht nur unmoralisch, sondern auch nicht

    realistisch. Zwischen Jordan und Mittelmeer ist das Leben von Juden

    und Palästinensern längst so eng verflochten, dass ein solches

    Vorhaben völlig praxisfern ist. Deshalb basiert unsere politische

    Vision auf einer Idee des Teilens, nicht des Aufteilens. Wir stellen

    uns eine Art Föderation vor.


    Eine Bundesrepublik Israel-Palästina?


    Boehm: Eher eine Vereinigung nach dem Vorbild der Europäischen Union.



    Hardal: Die meisten Israelis und Palästinenser legen weiterhin Wert

    auf eigene souveräne Staaten, aber wir schlagen eine gemeinsame

    übergeordnete Ebene vor, eine Art Konföderation. Sie würde Fragen

    des täglichen Lebens regeln, Wirtschaft, Menschenrechte, Justiz.


    Boehm: Es soll kein Trick sein, bei dem am Ende angeblich doch wieder

    zwei Staaten entstehen sollen, nur heißt das Ganze diesmal anders.

    Denn wenn zwei Völker oder zwei Staaten sich diese Region unter dem

    Dach einer Konföderation oder Föderation teilen wollen, dann stellt

    sich auch die Frage staatlicher Souveränität.


    Beide Einheiten, die israelische und die palästinensische, würden

    einen Teil ihrer Souveränität abgeben, denn sie wären über eine

    gemeinsame Verfassung verbunden. Diese Verfassung muss für das

    gesamte Gebiet regeln, welche Gesetze legal sind und welche

    beispielsweise den Menschenrechten widersprechen oder dem Recht auf

    Bewegungsfreiheit.


    Siedlerstraßen, die Palästinenser nicht befahren dürfen, gäbe es

    dann nicht?


    Boehm: Natürlich nicht.



    Rula Hardal, Sie sprechen mit deutschen EU-Politikern und mit

    deutschen Diplomatinnen in Israel und in den palästinensischen

    Gebieten. Haben Sie den Eindruck, dass in Deutschland das ganze Ausmaß

    des Problems begriffen wird?


    Hardal: Weniger gut als anderswo. Ich bin mir bewusst, wie ungeheuer

    komplex das deutsch-jüdische Verhältnis angesichts der deutschen

    Geschichte ist. Aber eine Mehrheit der Deutschen hat oder möchte

    vergessen, dass die Gründung des Staates Israel als Zuflucht der

    Juden nach dem Holocaust die Probleme der Palästinenser in dieser

    Dimension erst ausgelöst hat.


    Deshalb ist Deutschland für beide gleichermaßen verantwortlich.

    Natürlich kann Deutschland die Existenz des Staates Israel

    unterstützen. Der zweite Teil fehlt aber im deutschen Diskurs.


    Boehm: Ich spreche auch ab und zu mit deutschen Beamten und Politikern

    und habe den Eindruck, dass einige – nicht alle – sehr vernünftig

    sind. Sie sind vorsichtig, verstehen aber hinter verschlossenen Türen

    langsam, dass die Trennungslogik von Oslo ein Ende haben muss.


    Was kann Deutschland ausrichten? Nicht mal die USA scheinen

    erkennbaren Einfluss auf die Regierung Netanjahu zu haben.


    Hardal: Die Situation kann, wenn überhaupt, nur von außen geändert

    werden. Historisch betrachtet besaß die internationale Gemeinschaft

    immer Instrumente, um Einfluss nehmen zu können, wenn sie es wollte.

    Europa, die USA und andere Staaten haben sie meiner Ansicht nach

    bislang nicht genutzt.


    Mit Ihrer israelisch-palästinensischen Organisation „A Land for All“

    haben Sie fünf Prinzipien für das Zusammenleben entwickelt, darunter

    das Recht beider Völker, auf diesem Land zu leben, Selbstbestimmung

    und Versöhnung. Wie groß ist die Zustimmung zu solchen Ideen bei den

    Palästinensern?


    Hardal: Die meisten von uns wünschen sich eine demokratische,

    säkulare, liberale Gesellschaft, das werden Sie merken, wenn Sie

    Ramallah oder einen anderen Ort im Westjordanland besuchen. Und wenn

    ich mit palästinensischen Politikern rede, können sie sich alle

    diese Variante gut vorstellen. Die Fatah hält unsere Version für

    deutlich entwickelter und attraktiver als die Zwei-Staaten-Lösung.

    Unsere Variante wäre etwas zwischen der Zwei-Staaten-Lösung und

    einer Ein-Staaten-Lösung. Sie wäre integrativ.


    Und die Hamas?


    Hardal: Über die Hamas kann ich nichts sagen, ich rede nicht mit

    ihnen. Erst wenn der Krieg vorbei ist, kann sich das ändern, dann

    werden wir vermutlich auch eine andere Hamas sehen.


    In Deutschland und anderen Ländern ist die Hamas als

    Terrororganisation verboten. Tatsächlich ist sie mehr als ihr

    militanter Zweig, aber würde der die Waffen niederlegen?


    Hardal: Wir haben schon früher Umwandlungen von Terrorgruppen zu

    politischen Organisationen erlebt, denken Sie nur an die Fatah und die

    PLO. Beide galten als terroristische Organisationen bis zu den

    Oslo-Verträgen von 1993. Eine solche Wandlung ist machbar. Im Falle

    der Hamas halte ich sie für wahrscheinlich.


    Woher wollen Sie das wissen?


    Hardal: Jenseits der Propaganda deutet die Hamas inzwischen an, dass

    sie Gaza nach dem Krieg nicht mehr beherrschen wird. Sie sieht sich

    lediglich als Teil des politischen Systems, das Gaza und das

    Westjordanland kontrolliert.


    Damit wäre Ihr Plan aber noch nicht umgesetzt.


    Boehm: Historisch ist unsere Idee nicht neu. Der sogenannte

    UN-Teilungsplan von 1947 sah zwei Staaten vor.


    Das lehnten die arabischen Staaten aber ab. Als Folge entstand der

    Staat Israel, aber kein palästinensischer Staat.


    Boehm: Ja, die Geschichte ist jedoch komplizierter. Die

    UN-Teilungsresolution gilt heute zwar als paradigmatisches Modell für

    zwei getrennte Staaten, aber sie bedeutete etwas ganz anderes. Rula

    und ich scheinen von der Idee der Trennung, die damals zugrunde lag,

    abzuweichen. Aber die verdrängte Wahrheit ist: Die Resolution wollte

    nicht einfach eine Teilung, sondern eine „Teilung mit

    Wirtschaftsunion“.


    Sie schloss mit der Wirtschaftsunion auch die Freizügigkeit ein,

    gemeinsame Behörden für Verkehr, Zoll und Telekommunikation, eine

    gemeinsame Währung, gemeinsame Häfen, einen gemeinsamen Flughafen.

    Sogar so etwas wie ein gemeinsames Gericht. Schon damals hatte man

    begriffen, dass sich – wenn man wirklich Frieden will – beide Völker

    das Gebiet sinnvoll teilen müssen, weil man es nicht in Stücke

    trennen kann. Anders gesagt: Projekte wie das von Rula und mir

    versuchen, etwas wiederherzustellen, was die UN ursprünglich wollte.


    Viele haben die Hoffnung auf eine Lösung oder auch nur eine Besserung

    aufgegeben. Der Konflikt, so heißt es oft, ist unlösbar. Bauen Sie

    nicht ein schön eingerichtetes Luftschloss?


    Hardal: Wir stecken seit 30 Jahren in einer Sackgasse. Die einzige

    politische Vision, die derzeit kursiert, ist der „Unterwerfungsplan“

    von Israels rechtsextremem Finanzminister Bezalel Smotrich.


    Es gelte, „jegliche nationale Hoffnung der Palästinenser

    auszulöschen“, hat Smotrich vor einigen Jahren gesagt. Er bestreitet

    die Existenz eines palästinensischen Volkes und ist zuständig für

    den Siedlungsbau im Westjordanland.


    Boehm: Sein Plan sieht drei oder vier verschiedene Stadien vor, alle

    laufen auf die Vertreibung hinaus. Palästinenser, die die israelische

    Dominanz akzeptieren, dürfen bleiben, jene, die friedlich ausreisen,

    werden irgendeine Art von finanzieller Belohnung dafür bekommen oder

    die Staatsbürgerschaft in anderen Ländern. Und diejenigen, die sich

    weigern, werden bekämpft. Weder die Palästinenser noch die Israelis

    würden das überleben.


    Angesichts solcher Aggressivität – was können Sie beide ausrichten?


    Boehm: Nur kleine Gesten. Rula wird zusammen mit anderen israelischen

    Juden und Palästinensern an einer Konferenz teilnehmen, die ich

    zusammen mit Andreas Føllesdal am Friedensnobelinstitut in Oslo

    organisiere. Es wird da um konföderative Ideen für die Zukunft

    Israels gehen.


    Hardal: Als indigene Palästinenserin fühle ich mich in meiner Heimat

    tief verwurzelt. Gerade deshalb mache ich mich für eine bessere

    Zukunft nicht nur für mein Volk stark, sondern auch für die

    israelischen Juden. Aus dieser souveränen Position können und

    sollten alle Palästinenser dem „Feind“ eine Versöhnung anbieten.


    Boehm: Es ist jetzt wichtig, auf den Maßstäben zu bestehen. Wir

    müssen diejenigen sein, die zeigen, was es bedeutet, einander als

    gleichberechtigte Subjekte zu betrachten. Am 7. Oktober hat die Hamas

    auch einen Anschlag auf die Idee des Zusammenlebens verübt.


    Für die Palästinenser bedeutet dies, in aller Deutlichkeit

    auszudrücken, dass diese Verbrechen gegen ihre künftigen Mitbürger

    nicht zulässig sind. Und ich als jüdischer Israeli muss klar sagen,

    dass wir nur zusammenleben können, wenn unsere eigenen

    Kriegsverbrechen geahndet werden.


    Wir müssen lernen, die aktuellen Verbrechen als Verbrechen zu sehen,

    die gegen unsere eigenen zukünftigen Bürger gerichtet sind. Eines

    Tages werden sie so gesehen werden. Es ist die einzige Hoffnung, die

    wir haben.


    Rula Hardal wurde 1974 in Peqi'in in der israelischen Provinz Galiläa

    geboren, Omri Boehm 1979 in Gilon, ebenfalls Galiläa. Beide haben die

    israelische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Hardal forscht am

    Shalom Hartman Institut in Jerusalem und ist seit 2023 Co- Direktorin

    der israelisch-palästinensischen Organisation „A Land for All – Two

    States, One Homeland“.


    Zehn Jahre verbrachte sie in Deutschland, wo sie an der Universität

    Hannover promoviert wurde. Omri Boehm ist Professor für Philosophie

    an der New Yorker New School for Social Research.

    ——



    Mit freundlichen Grüßen



    Clemens Ronnefeldt

    Referent für Friedensfragen beim deutschen

    Zweig des internationalen Versöhnungsbundes



    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Thierry Meyssan: Iran und Israel

    seniora.org, 08. Oktober 2024, Von Thierry Meyssan, 8. Oktober 2024 - Voltaire Netzwerk | Paris (Frankreich) übernommen von voltairenet.org

    Wir begehen einen schweren Fehler, wenn wir glauben, dass der gesamte Iran gegen die israelische Kolonisierung Palästinas ist. Eine Gruppe von Iranern, obwohl natürlich eine Minderheit, hofft immer noch den Handel mit dem Westen wiederbeleben zu können, und sei es auf Kosten eines Abkommens mit dem völkermörderischen Regime von Benjamin Netanjahu.

    Bild1.jpg
    Der amerikafreundliche Präsident Hashemi Rafsandschani ist durch den Waffenschmuggel mit Elliott Abrams zum reichsten Mann seines Landes geworden. Anschließend entsandte er iranische Soldaten, um unter dem Kommando der NATO in Bosnien und Herzegowina zu kämpfen. Schließlich beteiligte er sich an der Farbrevolution, die versuchte, seinen Nachfolger, Präsident Mahmud Ahmadinedschad, zu stürzen.

    Die meisten von uns glauben, dass die Islamische Republik Iran in erster Linie gegen Israel gerichtet ist. Das bedeutet, die Lehre von Imam Khomeini nicht zu verstehen und die vielen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu ignorieren.

    Ruhollah Chomeini war ein Antiimperialist in einem Land, das zuerst unter dem Vereinigten Königreich und dann unter den Vereinigten Staaten gelitten hat.
    Im Westen ist das unbekannt, aber während des Ersten Weltkriegs erlitt der Iran eine schreckliche Hungersnot, die ein Drittel, wenn nicht die Hälfte seiner Bevölkerung dezimierte, was den Iran zu einem der Hauptopfer dieses Konflikts machte [1]. Diese Katastrophe ist im Westen kaum erforscht worden und wird in den Werken über den Ersten Weltkrieg im Allgemeinen nicht erwähnt. Auf jeden Fall sind die Iraner davon überzeugt, dass dieser Völkermord durch die Beschlagnahmung von Getreide verursacht wurde, um die britische Armee, zuerst im Krieg gegen die Osmanen und später gegen die junge Rote Armee, im Iran zu ernähren.
    Im Jahr 1953, schloss sich das Vereinigte Königreich mit den Vereinigten Staaten zusammen, um den iranischen Premierminister Mohammad Mossadegh, der das Öl auf Kosten der Anglo-Persian Oil Company verstaatlicht hatte, zu stürzen und dann den Nazi Fazlollah Zahedi als seinen Nachfolger einzusetzen [2].
    Letzterer richtete daraufhin mit Hilfe einer Gruppe revisionistischer Zionisten, die von Yitzhak Shamir, der damals einen Zweig des israelischen Mossad leitete, eine sadistische politische Polizei ein, die SAVAK [3].

    Die politische Polizei des Schah von Persien, die SAVAK, wurde von Teymour Bakhtiar angeführt, aber ihre Offiziere waren ehemalige Mitglieder der deutschen Gestapo und israelische revisionistische Zionisten.

    Deshalb richten sich die Schriften von Ayatollah Chomeini immer in erster Linie gegen die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich ("den großen und den kleinen Satan"), wobei Israel nur als Ausdruck der Angelsachsen und nicht als eigenständige Macht dargestellt wird.

    Die engen Beziehungen des Persischen Reiches zu Israel haben jedoch nie aufgehört. Auch heute noch wird die Ölpipeline Eilat-Aschkelon, die 1968 mit dem Schah gebaut wurde, von einem Unternehmen betrieben, das zur Hälfte Israel und zur Hälfte dem Iran gehört. Jede öffentliche Bemerkung über die Eigentümer dieser Pipeline wird in Israel mit 15 Jahren Gefängnis bestraft [4].

    Nachdem wir diese Punkte geklärt haben, lohnt es sich, an die Bedeutung der Iran-Contra-Affäre in der Geschichte der Islamischen Republik zu erinnern.

    Konzipiert wurde diese Operation des US-Geheimdienstes durch den ehemaligen SS-Obersturmführer Klaus Barbie, der die Diktatur von Hugo Banzer in Bolivien und das Medellín-Kartell organisiert hatte. Es ging darum, die pro-amerikanischen Söldner im Kampf gegen die Revolution der sich auf Augusto Sandino berufenden "Sandinisten" mit Waffen zu versorgen. Barbie wurde jedoch verhaftet und nach Frankreich ausgeliefert. Colonel Oliver North, der ein geheimes Team von Attentätern innerhalb des Nationalen Sicherheitsrats leitete, übernahm den Fall. Er entwarf eine viel komplexere Operation: die Befreiung von US-Zivilisten, die während des libanesischen Bürgerkriegs als Geiseln genommen worden waren, im Austausch für Waffen an die Islamische Republik Iran, damit sie sich während des vom Irak aufgezwungenen Krieges verteidigt und Präsident Saddam Hussein stürzt. Diese Waffen sollen von Israel aus dem Kontingent der von den Vereinigten Staaten gelieferten Waffen abgezweigt und in den Iran gebracht worden sein. Aber ein Teil davon habe die nicaraguanischen Contras erreicht. Dieses Projekt gewann die Unterstützung des stellvertretenden Außenministers, des revisionistischen Zionisten Elliott Abrams.

    Deshalb wurde ein Kontakt zu einem iranischen Abgeordneten, Hassan Rohani, aufgenommen, den die US-Dienste aus der Zeit des Schahs kannten. Er stellte die US-Vertreter dem Präsidenten des Majlis (Parlaments), Hashemi Rafsandschani, vor. Die Operation war so wichtig, dass die Provisionen, die an ihn gezahlt wurden, es ihm ermöglichten, der reichste Mann seines Landes zu werden.

    Trotz aller offiziellen Ermittlungen, die zu dieser dunklen Affäre durchgeführt wurden, bleiben die wichtigsten Dinge geheim. Auf jeden Fall ist klar, dass Hassan Rohani (der von 2013 bis 2021 Präsident war) und Hashemi Rafsandschani (der von 1989 bis 1997 Präsident war) Mitarbeiter des Teams von Oliver North und Elliott Abrams waren.

    In den Jahren 2006 und 2007 leitete Elliott Abrams   – schon wieder er   – gemeinsam mit Liz Cheney (Tochter von Vizepräsident Dick Cheney) die Syria Policy and Operations Group; eine bereichsübergreifende Institution der Bush-Jr.-Regierung mit einem streng geheimen Budget. Sie beaufsichtigte die Hilfe für die iranische Opposition und für alle, die gegen das "Mullah-Regime" kämpften, wo immer sie sich befanden.


    Der revisionistische Zionist Elliott Abrams hat nicht nur Terror in Lateinamerika verübt, er hat auch die iranische Politik beeinflusst, die jetzige Koalition von Benjamin Netanjahu an die Macht gebracht und den jetzigen französischen Europaminister Benjamin Haddad jahrelang beschäftigt.

    Oliver North ist nicht mehr aktiv, aber Elliott Abrams organisierte Benjamin Netanjahus letzten Wahlkampf, sein Bündnis mit den Kahane-Anhängern (Itamar Ben-Gvirs Jüdische Kraft und Bezalel Smotrichs Jüdisches Heim), um die Strömung der revisionistischen Zionisten (des Faschisten Zeev Jabotinsky [5]) und seine Transformation der Verfassungsgesetze (was die Opposition und viele Kommentatoren als "Staatsstreich" bezeichnet haben) zu reformieren.

    Die Iraner wollen ihre Rivalen nicht vernichten. Sie haben sich daher daran gewöhnt, wenn zwei Gruppen in Konflikt geraten, eine Kommission zu bilden, die sie versöhnen soll. Da ihr das in der Regel nicht gelingt und sie stattdessen mit einer anderen Institution in Konflikt gerät, schaffen sie eine vierte Institution und so weiter. Am Ende erhalten sie ein sehr komplexes Organigramm, in dem für die kleinste Entscheidung ein Dutzend Unterschriften erforderlich sind, die niemand jemals zusammentragen kann. Das System blockiert sich somit selbst.

    In den Jahren 1993 und 1994 entsandten die Revolutionsgarden Soldaten, um an der Seite der NATO in Bosnien und Herzegowina zu kämpfen. Sie kamen Präsident Alija Izetbegović zu Hilfe. Zu dieser Zeit gab es keine Opposition zwischen der Islamischen Republik von Präsident Hashemi Rafsandschani und den Angelsachsen. Saudi-Arabien und Osama Bin Laden‘s Arabische Liga nahmen an dieser gemeinsamen Operation teil.

    Im Jahr 2005 wurde gegen den neuen iranischen Präsidenten, den Antiimperialisten Mahmud Ahmadinedschad, eine groß angelegte Pressekampagne gestartet. Die Nachrichtenagentur Reuters fabrizierte anlässlich der Übersetzung eine Aussage von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, um den Anschein zu erwecken, als wolle er Israel von der Landkarte tilgen. Dieses falsche Zitat provozierte eine Verurteilung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, bevor der Schwindel erkannt wurde, und Reuters ein Dementi abgab [6]. Präsident Ahmadinedschad hatte einfach gesagt, dass der Staat Israel, wie die Sowjetunion, von der Zeit mitgerissen werden würde, und nicht, dass seine Bevölkerung ins Meer geworfen werden sollte. Egal: Das falsche Zitat steht mittlerweile in vielen Büchern als etablierte Tatsache.
    Zu dieser Zeit begannen die Angelsachsen auch eine Kampagne, um die Menschen glauben zu machen, der Iran wolle sich Atomwaffen beschaffen, um Israel zu vernichten. Sie hofften, einen Angriff des Iran nach denen in Afghanistan und im Irak rechtfertigen zu können [7]. Es war jedoch der Schah, der sich mit einer Atombombe ausrüsten wollte; ein Projekt, das 1988 von Imam Ruhollah Chomeini feierlich aufgegeben und seitdem nicht mehr wiederbelebt wurde.

    Im Jahr 2009 versuchten die Vereinigten Staaten während der Wiederwahl des nationalistischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad eine Farbrevolution zu lancieren. Washington stützte sich damals eindeutig auf den ehemaligen Präsidenten Hashemi Rafsandschani. Im Jahr 2013 gelang es ihnen schließlich, mit den Gesandten des Obersten Führers, Ayatollah Ali Khamenei, über den Ausschluss von Ahmadinedschads Gruppe von den Präsidentschaftswahlen und die Ernennung von Hassan Rohani zu verhandeln.

    Im Jahr 2011 wurde ein iranischer, für die Bekämpfung der Mossad-Infiltration zuständiger Spionageabwehrbeamte ernannt, der... ein israelischer Agent war. Er blieb bis 2021 im Amt und lebt nun in Israel. Er hatte sich mit einem Team von etwa zwanzig Personen umgeben, die mit ihm nach Israel geflohen waren. Sie sind diejenigen, die die Ermordung von Atomwissenschaftlern und den Diebstahl der dann von Benjamin Netanjahu ausgestellten Archive organisiert haben.


    Die Familie des neuen iranischen Außenministers Abbas Araghchi wartet sehnsüchtig darauf, dass Teheran ein Abkommen mit den USA schließt und das Handelsembargo aufhebt. Sie besitzt die größte internationale Vertriebsgesellschaft für iranische Teppiche.

    Unter diesen Bedingungen sollte es nicht überraschen, dass eine iranische Quelle Israel über die Orte und Zeiten informierte, an denen es die Führer der Hisbollah einen nach dem anderen ermorden konnte. Zumal der Oberste Führer derzeit mit der Biden-Regierung verhandelt, um vor dem 5. November, dem Datum der US-Präsidentschaftswahlen, eine Einigung zu erzielen. Das heißt, die Pro-US-Kräfte sind heute in Teheran mächtiger denn je.

    Das Hauptproblem des Iran ist nicht der Gegensatz zwischen Konservativen und Erneuerern, wie es die westliche Presse behauptet (der Konservative Mahmoud Ahmadinejad war für die Freiheit, Schleier und Bart zu tragen, während der Renovierer Mir Hossein Musawi gegen die Freiheit der Homosexuellen war), sondern in der Lähmung der Institutionen. Es gibt sicherlich eine antijüdische Strömung im Iran, wie es eine Nazi-Partei gab, aber die jüdische Gemeinschaft ist im Majlis (Parlament) vertreten. Das politische Leben im Iran lässt sich soziologisch erklären: Die Bourgeoisie von Teheran und Isfahan [der Bazar] bezieht ihren Reichtum aus dem internationalen Handel und strebt daher die Abschaffung der Handelsbeschränkungen an, während sich die einfache Bevölkerung auf dem Land an die Hungersnot erinnert, die ihre Familien unter dem unbeugsamen Blick der Angelsachsen dezimierte.


    Was Sie sich merken müssen:
    • Eine kleine iranische Minderheit sympathisiert mit dem Westen und Israel. Präsident Rafsandschani hatte Soldaten unter NATO-Kommando nach Bosnien und Herzegowina geschickt, um dort zu kämpfen.
    • Es ist nicht unmöglich, einen antiisraelischen Diskurs zu führen, während mit Tel Aviv Geschäfte gemacht werden. Auch heute noch betreiben beide Staaten eine gemeinsame Ölpipeline, die für die israelische Wirtschaft unerlässlich ist.
    • Pro-israelische Iraner haben wichtige Positionen in der Islamischen Republik inne. Es ist nicht verwunderlich, dass es iranische Beamte waren, die Hassan Nasrallah verraten haben.



    Thierry Meyssan - Politischer Berater, Gründer und Präsident vom Voltaire Netzwerk - Réseau Voltaire. Letztes französisches Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à Donald Trump

    Quelle: https://www.voltairenet.org/article221339.html
    Mit freundlicher Genehmigung von voltairenet.org
    ___

    [1The Great Famine and Genocide in Iran: 1917-1919, Mohammad Gholi Majd, University Press of America (2013).

    [2] «CIA declassifies more of "Zendebad, Shah!"   – internal study of 1953 Iran coup», National Security Archives, February 12, 2018.

    [3] «SAVAK: A Feared and Pervasive Force», Richard T. Sale, Washington Post, May 9, 1977. Debacle: The American Failure in Iran. Michael Ledeen, Vintage (1982).

    [4] „Israel und Iran beuten gemeinsam die Eilat-Aschkelon Rohrleitung aus“, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 3. Januar 2018.

    [5] Zeev Jabotinsky ist ein Faschist im wahrsten Sinne des Wortes. Er war ein Verbündeter von Benito Mussolini und stellte seine Miliz, die Betar, in den Vororten Roms unter dessen Schutz. Bis zu seinem Tod unterstützte er die Achsenmächte gegen die Alliierten.

    [6] „Wie Reuters an einer Propagandakampagne gegen den Iran teilgenommen hat“, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 14. November 2005.

    [7] „Wer hat Angst vor der zivilen Atomkraft von Iran?“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 5. Dezember 2013.


    Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6305&mailid=2360


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    10.10.2024

    Noch mehr Zensur: Vorsicht vor den „vertrauenswürdigen Hinweisgebern“

    nachdenkseiten.de, vom 09. Oktober 2024 um 10:35 Ein Kommentar von: Tobias Riegel

    Die Bundesnetzagentur hat den ersten sogenannten „Trusted Flagger“ („vertrauenswürdiger Hinweisgeber“) benannt. Mithilfe dieser Initiativen sollen „illegale Inhalte, Hass und Fake News“ künftig “sehr schnell und ohne bürokratische Hürde entfernt werden“, so die Behörde stolz. Es sollen also nicht nur illegale Inhalte „sehr schnell“ gelöscht werden – das ist skandalös.


    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

    Podcast: Play in new window | Download


    Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat vor einigen Tagen in einer Pressemitteilung geschrieben, dass sie „den ersten Trusted Flagger, einen vertrauenswürdigen Hinweisgeber, gemäß dem Digital Services Act (DSA) zugelassen“ habe. Die Meldestelle REspect! der Stiftung zur Förderung der Jugend in Baden-Württemberg mit Sitz in Sersheim habe diese Zulassung erhalten (Webseite hier). Die Meldestelle sei die erste Organisation gewesen, die einen Zulassungsantrag bei dem Digital Services Coordinator (DSC) in der Bundesnetzagentur eingereicht habe. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur und kommissarischer Leiter des DSC sagt:

    Plattformen sind verpflichtet, auf Meldungen von Trusted Flaggern sofort zu reagieren. Illegale Inhalte, Hass und Fake News können sehr schnell und ohne bürokratische Hürde entfernt werden. Das hilft, das Internet sicherer zu machen.“

    REspect! konzentriere seine Arbeit als Trusted Flagger vor allem auf soziale Netzwerke und Video-Plattformen wie Facebook, X, Instagram, TikTok, YouTube und Telegram, so die Behörde. Der Fokus liege auf „Identifizierung von Hassrede, terroristischer Propaganda und anderen gewalttätigen Inhalten“.

    Im Zulassungsverfahren prüfe der DSC die gesetzlichen Voraussetzungen der Zulassung anhand zahlreicher eingereichter Unterlagen. Die Meldestelle REspect! habe dabei laut Bundesnetzagentur ihre besondere Expertise, ihre Unabhängigkeit von Online-Plattformen sowie die präzise und objektive Weitergabe von Meldungen an die Online-Plattformen nachweisen können.

    „…unverzüglich Maßnahmen wie beispielsweise die Löschung der Inhalte zu ergreifen…“

    Laut Bundesnetzagentur spielen Trusted Flaggers eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Digital Services Act, „um illegale Inhalte im Netz wirksam zu bekämpfen“. Diese Organisationen würden über besondere Erfahrung bei der Identifizierung und Meldung rechtswidriger Inhalte verfügen. Wörtlich heißt es von der Behörde:

    Plattformen sind gesetzlich verpflichtet, Meldungen von Trusted Flaggern prioritär zu behandeln und unverzüglich Maßnahmen wie beispielsweise die Löschung der Inhalte zu ergreifen.“

    Das ist starker Tobak, das ist skandalös. Die Welt schreibt dazu:

    Nun darf also eine aktivistische NGO aus der schwäbischen Provinz im Auftrag eines grünen Cheftechnokraten über ‚Hetze, Verschwörungserzählungen und Fake News‘ entscheiden.

    Und ‚REspect!‘ soll keineswegs bloß Empfehlungen abgeben, der ‚Trusted Flagger’ ist mit weitreichenden Vollzugsgewalten ausgestattet: ‚Plattformen sind gesetzlich verpflichtet‘, vermeldet die Bundesnetzagentur stolz, ‚Meldungen von Trusted Flaggern prioritär zu behandeln und unverzüglich Maßnahmen wie beispielsweise die Löschung der Inhalte zu ergreifen‘.

    Welcher Konzern riskiert schon Millionenstrafen für die Meinungsfreiheit?

    Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat in diesem Tweet auf X reagiert:

    Aus gegebenen Anlass: Die @BNetzA entfernt nach dem #DSA keine Inhalte. #Plattformen und Dienste behandeln gemeldete Inhalte auf Grundlage der geltenden #Gesetze und ihrer #Nutzungsbedingungen. Finale Entscheidung liegt wie eh und je bei den #Gerichten.

    Das ist nach Ansicht vieler Beobachter aber eine Schutzbehauptung, die der Praxis in der Realität nicht standhalten wird – dazu noch einmal die Welt:

    Dass eine solche Regelung dazu führt, dass ‚Meldungen‘ ohne große Überprüfungen von den Plattformen umgesetzt werden, versteht sich von selbst – welcher Konzern riskiert schon Millionenstrafen, um im Zweifel auch die Meinungsfreiheit einzelner Nutzer zu verteidigen?“

    Eine rechtsstaatliche und verfassungsrechtliche Perversion“

    Zu dem Vorgang gibt es Kritik überwiegend von konservativer Seite – dabei wird mit der Ablehnung des Zensur-Vorhabens kein politischer Inhalt verteidigt, sondern das Prinzip der Meinungsfreiheit. Eine Beschädigung dieses Prinzips wird irgendwann Bürger aller politischer Couleur treffen.

    Das Medium Nius hat zum Thema mit einigen Rechtsexperten gesprochen. Demnach sagte Joachim Steinhöfel zu den Trusted Flaggern: „Die steuergeldfinanzierte Einrichtung von ‚vertrauenswürdigen Hinweisgebern‘ ist eine rechtsstaatliche und verfassungsrechtliche Perversion.“ Denn: „Für Straftaten sind Polizei und Staatsanwaltschaften zuständig, beide notorisch unterfinanziert. Statt das Geld in rechtsstaatliche Institutionen zu investieren, landet es bei fragwürdigen staatlichen Vorfeldorganisationen.“ Der Staatsrechtler Volker Boehme-Neßler sagte gegenüber Nius: „Wir schaffen uns mit dem DSA-Meldesystem eine Denunziations-Gesellschaft.“

    Der Strafrechtler Udo Vetter sieht laut dem Artikel verfassungsrechtliche Bedenken: „Es ist im Prinzip eine Zensur durch die Zensurbehörde – nicht mehr durch die Hintertür, sondern man marschiert durch den Vordereingang.“ Alles, was bisher an problematischer Meldestruktur existiert, drohe institutionalisiert zu werden. „Die Meldestruktur ist damit staatlich legitimiert.“ Vetter erklärt weiter: „Wir haben es mit einem geschaffenen Meinungs-TÜV zu tun. Wenn der TÜV gerufen wird und keine Plakette vergibt, wird der Meinungsbeitrag gelöscht. Das Portal muss schnell reagieren. Schon im benutzten Wort müssen von Netzagentur-Chef Klaus Müller steckt der staatliche Zwang.“ Auch das verwendete Wort „schnell“ von Müller bedeute eine „faktische Ausschaltung des Rechtsweges“, meint der Jurist.

    Im MDR hat auch der Verfassungsrechtler Arnd Diringer dargelegt, dass er das Prinzip der Hinweisgeber für rechtlich problematisch hält.

    Meinungsäußerungen, die nicht verboten sind, sind erlaubt

    Ich schließe mich der hier zitierten Kritik an. Dazu kommt noch: Die Begriffe werden immer weiter verunklart, die Grenze zwischen „illegal“ und „legal, aber dennoch zu löschen“ wird weiter verwischt. Diese vorsätzlich hergestellte Grauzone kennt man auf anderer Ebene von Begriffen wie „Delegitimierung des Staates“. Wer definiert „Hass“ und „Fake News“? Bei der Bundesnetzagentur werden „illegale Inhalte“ in einem Atemzug mit „Desinformation“ genannt, obwohl die Begriffe völlig unterschiedlich behandelt und streng getrennt werden müssten:

    Der DSA verpflichtet digitale Dienste und Online-Plattformen zu mehr Sorgfalt und Transparenz und ermöglicht, einfacher gegen illegale Inhalte und Produkte, Hass und Hetze sowie Desinformationen vorzugehen.“

    Es gibt zweifellos schlimme Volksverhetzung und schwere Beleidigungen im Netz – dagegen kann und sollte juristisch vorgegangen werden, bei einem Urteil eines ordentlichen Gerichts müssen dann natürlich auch Beiträge gelöscht werden. Darum sind Investitionen in den Justiz-Apparat wichtig und überfällig. Aber „Desinformation“ ist Definitionssache, „Trusted Flagger“ sind keine Gerichte und: Meinungsäußerungen, die nicht verboten sind, sind erlaubt. Punkt.

    Titelbild: Anelo / Shutterstock

    Mehr zum Thema: Die drohende „Herrschaft des Verdachts“: Der Digital Services Act der EU

    Verfassungsgericht: „Der Staat hat grundsätzlich auch scharfe und polemische Kritik auszuhalten“


    Rubriken: Audio-Podcast Erosion der Demokratie Medienkonzentration, Vermachtung der Medien


    Schlagwörter:


    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=122750


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    09.10.2024

    Nächster Maulkorb geplant: Ampel will Kritiker als "potenzielle Gemeinwohlgefährder" verfolgen

    freedert.online, 9 Okt. 2024 14:30 Uhr, Von Susan Bonath

    Die Bundesregierung plant eine neue Gesetzesverschärfung. Danach sollen öffentliche Äußerungen oder "unerwünschte Kontaktaufnahmen", die politische oder staatliche "Funktionsträger psychisch belasten könnten", als "Gemeinwohlgefährdung" gelten und hart bestraft werden können.


    Nächster Maulkorb geplant: Ampel will Kritiker als "potenzielle Gemeinwohlgefährder" verfolgenQuelle: www.globallookpress.com © Bernd von Jutrczenka


    Marco Buschmann (r.)


    Die Ampel-Regierung verfolgt zunehmend ihre Kritiker. Der Inlandsgeheimdienst, das Bundesamt für Verfassungsschutz, hat für sie bereits die neue Kategorie "Delegitimierung des Staats" erfunden. Der Staat entscheidet inzwischen, was als wahr oder "Desinformation" und wer als gut oder böse gilt. Wer sich bei einem Krieg auf die "falsche Seite" stellt, dem droht seit 2022 ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung. Nun steht eine weitere Gesetzesverschärfung an: Jede öffentliche Äußerung, von der sich ein politischer oder staatlicher Funktionsträger "psychisch beeinträchtigt" fühlt oder nur fühlen könnte, soll hart bestraft werden.


    Potenzielle "Gemeinwohlgefährder"

    Zur Debatte steht eine eilig von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) eingebrachte Novelle unter dem Titel "Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften sowie von dem Gemeinwohl dienenden Tätigkeiten". Mit letzteren sind Funktionsträger aller Art gemeint, etwa Stadträte in kommunalen Parlamenten, Angestellte in Behörden oder Politiker in EU-Gremien.


    "Trusted Flagger" – Bundesregierung stellt "vertrauenswürdigen Hinweisgeber" zur Medienzensur vor




    Analyse

    "Trusted Flagger" – Bundesregierung stellt "vertrauenswürdigen Hinweisgeber" zur Medienzensur vor





    Das Vorhaben hatte das Bundeskabinett Anfang September als Teil eines neuen "Sicherheitspaketes" – angeblich in hastiger Reaktion auf den Messerangriff in Solingen Ende August – beschlossen.  Der Bundestag soll darüber am Donnerstagabend, 10. Oktober, in erster Lesung beraten. Zuerst berichtete die DKP-Zeitung UZ über die Tücken dieses Entwurfs.

    Mit ihrem 20-seitigen Pamphlet will die Ampel-Regierung die Paragrafen 105 (Nötigung von Verfassungsorganen) und 106 (Nötigung des Bundespräsidenten) im Strafgesetzbuch ändern. Das dort je nach Schwere festgelegte Strafmaß von drei Monaten bis zu zehn Jahren Gefängnis soll künftig auch jene treffen, die "gemeinwohlgefährdend Entscheidungsprozesse der Funktionsträger beeinträchtigen". Auf den "Staatsdelegitimierer" im Verfassungsschutzbericht folgt nun also der "potenzielle Gemeinwohlgefährder".

    Theoretisch psychisch belastend

    Wie inzwischen üblich im deutschen Gesetzesdschungel findet man in der Novelle statt konkreter Tatbestände nur mehr schwammige Floskeln. Angeblich "deuten" etwa aktuelle "Statistiken und Berichte" auf "eine Tendenz der zunehmenden Verrohung des gesellschaftlichen Miteinanders" hin.

    Sinniert wird über "Hass, Hetze und Gewalt", "Hasspostings" und "verbale oder schriftliche Anfeindungen" welche – freilich präventiv – lediglich "dazu geeignet" sein könnten, zu einer ominösen "psychischen Belastung" betroffener "Funktionsträger" zu führen.


    Strafanzeige per Knopfdruck: Markus Ganserer fordert verpflichtende Anzeige-Buttons



    Strafanzeige per Knopfdruck: Markus Ganserer fordert verpflichtende Anzeige-Buttons






    An einer Stelle drückt der Gesetzentwurf das beispielsweise so aus: Strafrechtlich relevant werde eine solche "Tat" dann, "wenn das Verhalten des Täters einen objektivierbaren Anlass für eine Verhaltensänderung" bieten könne. Mandatsträger in Bund, Ländern, Kommunen und der Europäischen Union sollen offenbar nicht länger von kritischen Bürgern gestört werden.

    Damit könnten künftig politische Unmutsäußerungen aller Art in sozialen Netzwerken, in Stadtrats- oder Gemeindesitzungen oder auf öffentlichen Protestaktionen, die von Abgeordneten oder behördlichen Funktionären auch nur potenziell als "diskreditierend" oder eben "psychisch belastend" empfunden werden könnten, schnell vor den Kadi führen – und sogar zu einer Eintrittskarte ins Gefängnis werden.


    "Unerwünschte Kontaktaufnahme"

    FDP-Justizminister Buschmann knüpft damit direkt an die jüngsten Verbots- und Repressionsorgien von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an, von der bereits Medien und Vereine, Corona-, Friedens- und Palästina-Demonstranten, NATO-Kritiker, vermeintliche "Putin-Versteher" und andere betroffen waren.

    Doch damit nicht genug: Dem Bundesrat, der die Länder auf Bundesebene vertritt, genügt diese Verschärfung nicht. In einer Stellungnahme kritisierte dieses Gremium Ende September, dass der Wortlaut des Gesetzes diverse Vertreter von "Verwaltungseinheiten in Teilgebieten der Länder" und der "Exekutivorgane" nicht einbeziehe und forderte, dies entsprechend zu ändern.


    Iran und Israel: Wie sich Faeser ganz viele Terroristen erfindet




    Meinung

    Iran und Israel: Wie sich Faeser ganz viele Terroristen erfindet







    Der Bundesrat schlug darüber hinaus sogar vor, jede unerwünschte "räumliche Annäherung" oder nicht erbetene "Kontaktaufnahme" beispielsweise über "digitale Kommunikationsmittel" mit politischen und institutionellen Funktionsträgern unter Strafe zu stellen. Die sogenannten "Volksvertreter" sollen offensichtlich nicht länger gestört werden, egal, was sie tun.

    Präventivstrafen für "hypothetische Kausalverläufe"

    Die "Neue Richtervereinigung" (NRV), ein Zusammenschluss aus deutschen Richtern und Staatsanwälten, rügte bereits Anfang August den ersten Referentenentwurf. Dies belegt, dass das Gesetz, anders als behauptet, schon vor der Tat in Solingen (am 23. August) in Planung war.

    Durch die Novelle entstünde "eine inkonsistente Gesetzeslage", so der Juristenverband. Die Formulierung darin sei "so weit geraten, dass sie eine verschuldensunabhängige Haftung für hypothetische Kausalverläufe umfassen würde". Das Gesetz sei unbestimmt und schwäche die Rechtssicherheit massiv. Niemand könne dann mehr abschätzen, welche Handlung oder bloße Meinungsäußerung zu einer harten Strafe führen kann.

    Dadurch werde "der Anwendungsbereich des Gesetzes unvorhersehbar".

    Ein so "verwirrender" Gesetzesentwurf sei überdies völlig unnötig, merkte die NRV dann weiter an. Schließlich könnten tatsächliche Straftaten gegen "Funktionsträger" bereits jetzt juristisch verfolgt werden.

    Maulkorb für eine kritische Bevölkerung

    Man kann also mit Fug und Recht befürchten, dass das eigentliche Ziel eines solchen Gesetzentwurfs ein ganz anderes ist, als angeblich, wie behauptet, "mehr Sicherheit für Funktionsträger". Denn vor allem dürfte es als Maulkorb für die politisch interessierte und kritische Bevölkerung wirken.


    Gerichtsbeschluss: Klagewütige Strack-Zimmermann darf "Flintenweib" genannt werden




    Gerichtsbeschluss: Klagewütige Strack-Zimmermann darf "Flintenweib" genannt werden







    Denn wer weiß schon vorher so genau, welcher Politiker welche Rüge als "psychisch belastend" empfinden könnte? Oder welcher Staatsanwalt auch nur ein entsprechendes Potenzial dazu erkennen wird. Jeder Protest gegen Kriegstreiberei, Rüstungsprojekte, Sozialabbau oder was auch immer könnte dann in die neue Kategorie "Gemeinwohlgefährdung" fallen und hart von der Justiz verfolgt werden.

    So bringt man höchstens eine Bevölkerung zum Schweigen und hebelt auch den letzten Rest von Demokratie vollständig aus. Aber wer weiß: Vielleicht ist ja gerade das der Plan.


    Mehr zum Thema - Landgericht verurteilt Videoblogger Tim Kellner wegen Beleidigung von Politikerinnen


    Screenshot_2024_10_10_at_16_01_50_N_chster_Maulkorb_geplant_Ampel_will_Kritiker_als_potenzielle_Gemeinwohlgef_hrder_verfolgen_RT_DE

    Video  Dauer 2:30 min veröffentlicht 17. Sept. 2024


    RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/meinung/221791-naechster-maulkorb-geplant-ampel-will


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    09.10.2024

    Rashid Khalidi: »Hier hilft ein Blick in die Geschichte«

    nd-aktuell.de, vom 04.10.2024, 18:28 Uhr,  Politik, Ziele der Hamas, Interview: Cyrus Salimi-Asl

    Der Historiker Rashid Khalidi über die Hamas, ihre Ziele und Formen der Gewalt






    Jahja Sinwar, Chef der Hamas im Gazastreifen. Zuletzt gab es Spekulationen, ob er noch am Leben ist.


    Foto: afp/MOHAMMED ABE


    Die Hamas hat am 7. Oktober ein Massaker an Israelis angerichtet. Was wollte sie damit erreichen?


    Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Einige der Ziele wurden von Mohammad Deif und anderen Hamas-Führern genannt. Eines davon war, die Dynamik zur Normalisierung der Beziehungen mit Israel in der arabischen Welt zu stoppen. Ein anderes, die Menschen davon abzuhalten, die israelische Politik gegenüber den Palästinensern, wie zum Beispiel die Abriegelung des Gazastreifens, zu ignorieren. Ein weiteres Ziel für Hamas war sicher, die führende Position in der palästinensischen Politik einzunehmen. Ob es darüber hinausgehende Ziele gab, kann ich nicht sagen.


    Mit der Normalisierung spielen Sie wohl auch auf die Abraham-Abkommen an. Glauben Sie, die Hamas hat die von Ihnen genannten Ziele erreicht?

    Es ist noch zu früh, das abschließend zu sagen. Sicher ist, dass die Tendenz zur Normalisierung und zur Aufnahme von Beziehungen zu Israel nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt wurde. Saudi-Arabien hat seine Position geändert. Der saudische Kronprinz Mohammad Bin Salman hat vor anderthalb Jahren noch nicht von einem palästinensischen Staat gesprochen. Viele arabische Länder waren gezwungen, ihre Haltung zu ändern, weil die arabische Öffentlichkeit so wütend ist über das, was Israel nach dem 7. Oktober in Gaza getan hat. Was die führende Position in der palästinensischen Politik angeht, sieht es so aus, als hätte die Hamas dieses Ziel erreicht. Wird das in einem oder zwei Jahren noch der Fall sein, wenn die Menschen die Kosten all dessen abschätzen? Ich weiß es nicht.


    Interview

    Alex Levac

    Rashid Khalidi ist emeritierter Professor für Moderne Arabische Studien an der Columbia University. Er hat an der Libanesischen Universität, der Amerikanischen Universität Beirut und der Universität Chicago gelehrt, war Mitherausgeber des Journal of Palestine Studies und Präsident der Middle East Studies Association. Er ist der Autor von acht Büchern, ...

    Komplett anzeigen

    Ähnliche Artikel

    Warum wurden so viele Geiseln genommen?

    Die Hamas ging davon aus, dass sie durch die Gefangennahme vieler Geiseln die Freilassung von vielen Gefangenen erreichen kann. Es hat sich herausgestellt, dass sie sich geirrt hat. Die Hamas hat es mit einer israelischen Regierung zu tun, die sich anders als frühere Regierungen nicht um die Geiseln zu kümmern scheint. Sie will offenbar lieber den Krieg fortsetzen und die Besetzung des Gazastreifens aufrechterhalten, als Geiseln freizubekommen.

    Wie beurteilen Sie die Beziehungen zwischen der Hamas und der Bevölkerung in Gaza?

    Es gibt einige Umfragen von seriösen palästinensischen Meinungsforschungsinstituten, auf die wir uns beziehen können. Einige davon arbeiten auch mit Dahlia Scheindlin zusammen, die für die israelische Tageszeitung »Haaretz« schreibt. Es ist ganz klar, dass die Hamas im Gazastreifen vor dem Krieg weniger populär war als im Westjordanland. Sie ist eine autoritäre Bewegung, die 2006 eine Wahl gewonnen hat. Seitdem, also seit 18 Jahren, hat es keine Wahlen mehr gegeben, sie hat also keine demokratische Legitimation und regiert mit eiserner Hand in Gaza.

    Hat sich das im Kriegsverlauf verändert?

    Das ist schwer zu sagen, es gibt keine wirklich verlässlichen Informationen. Wenn man von den sehr begrenzten Umfragen ausgeht, die wir haben, scheint es so, dass die Hamas heute im Gazastreifen weiterhin weniger beliebt ist als im Westjordanland, vor allem bei älteren Menschen. Die Umfragen deuten darauf hin, dass sie bei jüngeren Menschen beliebter ist.

    Wie beurteilen Sie die Reaktion der Palästinensischen Autonomiebehörde bzw. der Fatah auf die Vorgänge im Gazastreifen und den Angriff der Hamas? Fatah und Hamas sind im Grunde politische Gegner.

    Die Palästinensische Autonomiebehörde ist absolut unbeliebt. Sie hat so gut wie keine Legitimität bei der Bevölkerung, wobei sie in Gaza ironischerweise wohl etwas beliebter ist als im Westjordanland. Die Wahl von Mahmud Abbas zum Präsidenten war 2005, seine Amtszeit endete vor vielen Jahren. Durch die Sicherheitskooperation mit Israel ist die Palästinensische Autonomiebehörde zu einer Art Subunternehmer für die Besatzung geworden, was bedeutet, dass sie nicht in der Lage ist, die Palästinenser zu vertreten, die, ob sie nun den bewaffneten Kampf oder die Diplomatie unterstützen, sich energisch gegen Israels Kriegsverbrechen auflehnen.

    Manche bezeichnen die Hamas schlicht als Mörderbande…

    Ich denke, hier hilft ein Blick in die Geschichte, in der auch andere Gruppen so bezeichnet wurden. Zunächst zur Hamas: Man muss den Kontext verstehen, um sie zu verstehen. Man muss sie in den Kontext des Krieges gegen Palästina stellen, in dem Widerstand stattfindet. Hamas ist Teil einer Widerstandsbewegung und Widerstand nimmt verschiedene Formen an. Einige davon beinhalten Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. Das war schon so, bevor es das humanitäre Völkerrecht gab. Die Nationale Befreiungsfront (FLN) in Algerien, die Irisch-Republikanische Armee (IRA) oder die Amerikaner, die die britische Kolonialherrschaft stürzten, haben Aktionen gemacht, die Verstöße sind gegen das, was heute als humanitäres Völkerrecht bezeichnet wird. Waren sie eine Bande mörderischer Verbrecher? Nun, so haben die Franzosen die FLN genannt und die Briten die IRA. So nennen die Israelis die Hamas. So nennen die amerikanischen Massenmedien die Hamas. Einige ihrer Aktionen beinhalten schreckliche Taten, die unbestreitbar gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen. Bedeutet das, dass diese Charakterisierung das Wesen von Hamas auf den Punkt bringt? Nein. Die Hamas hat schreckliche Taten begangen und ist gleichzeitig Teil einer Widerstandsbewegung. Ich persönlich halte im Übrigen den Begriff Terrorismus für einen stark ideologisch belasteten Begriff, der für bestimmte politische Zwecke verwendet wird.

    nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

    Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

    Was meinen Sie damit?

    Was Israel tut, wird nie als Terrorismus oder als mörderisch bezeichnet. Die israelischen Generäle werden nie als Kriegsverbrecher bezeichnet. Vielleicht zwei Drittel der 42 000 in Gaza getöteten Menschen waren Zivilisten, wahrscheinlich mehr, wir kennen die genauen Zahlen nicht. Nennen wir diese Generäle mörderische Verbrecher? Das ist sicherlich nicht die Art und Weise, wie die Vereinigten Staaten, Westeuropa und große Medien, die im Besitz von Konzernen sind, sie beschrieben haben. Was eine Widerstandsbewegung oder Befreiungsbewegung oder Untergrundbewegung, wie auch immer man sie nennen will, tut, wird hingegen als Terrorismus bezeichnet und sie werden als Mörder bezeichnet.

    Würden Sie sagen, dass die terroristischen Methoden, die von Widerstandsgruppen angewandt wurden und werden, wie auch von der Hamas, notwendig sind im Widerstandskampf?

    Nein. Angriffe auf Zivilisten sind meines Erachtens schädlich für jede politische Bewegung. Ich glaube nicht, dass es für die IRA von Vorteil war, Menschen in Birmingham oder London zu töten. Ich denke nicht, dass das politisch korrekt war. Es war unmoralisch, ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht. Zudem glaube ich nicht, dass es politisch klug war. Das Gleiche gilt für das Töten von israelischen Zivilisten durch die Hamas und auch für das Töten palästinensischer Zivilisten durch Israel. Es ist unmoralisch, es ist ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht, und es ist politisch dumm. Was Israel heute in Gaza tut, führt dazu, dass die Kinder von heute eines Tages, wenn sie 20 oder 21 Jahre alt sind, Israel bekämpfen werden.

    Die Weltöffentlichkeit war schockiert über die Art und Weise, wie am 7. Oktober die Menschen massakriert wurden, auch von Tätern, die sich dem Morden von Hamas und Islamischer Dschihad spontan angeschlossen haben. Wie lässt sich diese rohe Gewalt erklären?

    Die Abraham-Verträge

    Die Abraham-Verträge leiteten im Jahr 2020 eine Wende im politischen Gefüge des Nahen Ostens ein. Einem Abkommen zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein und den USA folgten Abkommen mit dem Sudan und Marokko. Ihr Ziel war insbesondere eine engere ökonomische Kooperation in der Region auf den Feldern Finanzen und Investitionen, Wissenschaft und Technologie, Tourismus, Kultur und Bildung, Energie und Umwelt sowie Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Von politischer ...

    Komplett anzeigen

    In den Köpfen vieler Menschen gibt es einen Unterschied zwischen Hightech-Tötung und dem Töten von Angesicht zu Angesicht. Ich denke, dass ein Teil des Schreckens von dem, was am 7. Oktober geschah, darin besteht, dass es ein Töten von Angesicht zu Angesicht war. Das Töten von Menschen mit einem Apache-Hubschrauber oder das Töten von Menschen durch Verhungern hat nicht die gleiche Wirkung. Hinzu kommt noch etwas: Offenbar sind weiße Leben, das Leben von Israelis für manche mehr wert als das Leben von Braunen und Palästinensern. Das ist für mich schwer zu verstehen, und ich finde es, offen gesagt, unmoralisch. Der Tod von Zivilisten in Israel ist tragisch, und der Tod von Zivilisten im Gazastreifen oder im Libanon ist tragisch. Aber die eine Tragödie wiegt die andere in keiner Weise auf oder rechtfertigt die andere. Ich verstehe, dass es für die Israelis ein psychologischer Schock war. Ich kann das Trauma und den Schmerz verstehen. Ich verstehe aber nicht, warum ein Leben mehr wiegt und mehr zählt als ein anderes. Ich kann diese Logik nicht verstehen, sie ist rassistisch.

    Welche Lösung sehen Sie für diesen Konflikt? Eine internationale Konferenz, um die sogenannte Zweistaatenlösung umzusetzen?

    Dazu müsste ich in eine Kristallkugel schauen, die ich nicht habe. Ich denke, eine Zweistaatenlösung ist unrealistisch. Denn Israel hat mit Unterstützung der Vereinigten Staaten alles getan, um eine Zweistaatenlösung unmöglich zu machen. Durch die Ansiedlung von 700 000 israelischen Staatsbürgern in den besetzten Gebieten und durch die Übernahme von 60 bis 65 Prozent der besetzten Gebiete ist ein palästinensischer Staat nicht möglich. Von einer Zweistaatenlösung zu sprechen, ist also ein Hirngespinst, dem amerikanische und westliche Politiker und viele andere anhängen, weil es sie davor bewahrt, über die harten Realitäten nachzudenken, die Israel – in vielen Fällen mit ihrer Unterstützung – geschaffen hat. Man könnte über eine Zweistaatenlösung sprechen, aber dann müsste man die Idee der palästinensischen Souveränität akzeptieren, was keine israelische Regierung bisher getan hat.

    Ist eine Einstaatenlösung denkbar?

    Das setzt voraus, dass zuallererst die Wut und Bitterkeit überwunden werden, die durch diesen Krieg entstanden sind. Und es wird eine völlig andere Art von Vermittlern erfordern. Die Vereinigten Staaten sind als Vermittler in diesem Konflikt ungeeignet. Sie sind der Verbündete Israels und selbst Kriegspartei.

    Der Westen, die USA, Europa haben die Hamas auf die Liste der terroristischen Gruppen gesetzt. Ist das ein Fehler und sollten sie mit der Hamas verhandeln?

    Derzeit wird argumentiert: Mit Terroristen kann man nicht verhandeln. Wäre diese Haltung in Irland befolgt worden, hätte es das Karfreitagsabkommen nicht gegeben. Wäre das in Südafrika befolgt worden, hätte es das Ende der Apartheid nicht gegeben. Man verhandelt mit Leuten, gegen die man kämpft. Du lehnst ihre Methoden ab? Die Briten haben sich mit Leuten zusammengesetzt, die britische Zivilisten in England getötet haben. Die Südafrikaner setzten sich mit Leuten zusammen, die weiße Südafrikaner getötet hatten. Welchen Sinn hat es, mit Leuten zu verhandeln, die nicht mit dir im Konflikt sind? Israel will nicht verhandeln, und die Amerikaner und die Europäer haben diese Position übernommen. Das ist tragisch, denn was auch immer man von der Hamas halten mag und was auch immer die Hamas getan haben mag, sie haben gesagt, sie seien zu einem Waffenstillstand bereit. Ich würde sagen, dass ein Waffenstillstand, trotz aller Probleme, besser ist als Krieg.


    Info: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185768.ziele-der-hamas-rashid-khalidi-hier-hilft-ein-blick-in-die-geschichte.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    09.10.2024

    Foreign Policy: USA müssen Entspannungspolitik und Handel zwischen Berlin und Moskau verhindern

    freedert.online, 9 Okt. 2024 06:15 Uhr,Von Mirko Lehmann

    Einmal mehr gibt das US-Establishment schwarz auf weiß zu Protokoll: Jede Kooperation zwischen Berlin und Moskau soll verhindert werden. Eine neue Entspannungspolitik in Europa darf es aus Washingtoner Sicht nicht geben, auch keine wirtschaftliche Zusammenarbeit, schon gar nicht im Energiesektor.


    Quelle: Gettyimages.ru © Pool/Getty Images


    Präsident Wladimir Putin begrüßt Gerhard Schröder während der Eröffnungszeremonie der Fussball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland im Luschniki-Stadion in Moskau, 14. Juni 2018


    Angesichts des Scheiterns des Westens in der Ukraine kommen aus den USA eindeutige Signale an die Europäer, besonders die Deutschen, auf keinen Fall daran zu denken, ihre Beziehungen zu Russland zu verbessern. Selbst die vorwiegend innenpolitisch motivierte Absicht von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), in der nächsten Zeit ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu suchen, stößt auf äußerstes Misstrauen in Washington.


    Der Westen manipuliert die Ölpreise zu seinem eigenen Vorteil




    Analyse

    Der Westen manipuliert die Ölpreise zu seinem eigenen Vorteil






    Nord Stream und kein Ende

    Ein Artikel, der pünktlich zum zweiten Jahrestag der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines in Foreign Policy (FP), einer führenden außenpolitischen Zeitschriften der USA, erschienen ist, fordert unmissverständlich, Deutschland nicht zu erlauben, zu, wie es heißt, "seinen alten Russland-Tricks" zurückzukehren. Worum es geht, macht die Unterzeile deutlich: "Wie Washington dafür sorgen kann, dass die Ära Gazprom in Berlin vorbei ist." Verfasser des Beitrags sind der frühere US-Botschafter in der Ukraine, John E. Herbst, derzeit Senior Director am "Eurasia Center" des Atlantic Council, und Benjamin L. Schmitt, Senior Fellow am "Kleinman Center for Energy Policy" der Universität von Pennsylvania.

    Der programmatische Text wiederholt die Behauptung, Moskau habe "jahrzehntelang" die Lieferungen von Energieträgern nach Europa als "Waffe" eingesetzt. Was als "unumstößliche Tatsache" 2021/22 zu beobachten gewesen sei, als Moskau die für Europa bestimmten Erdgasmengen angeblich gedrosselt habe, um Deutschland und andere europäische Länder von der "Hilfe" für die Ukraine abzuhalten. (Tatsächlich hatten die reduzierten Lieferungen aus Russland damit zu tun, dass die Europäer zunächst weniger Gas bestellt und dann Sanktionen gegen Russland verhängt hatten, was unter anderem die ordnungsgemäße Wartung der Turbinen für Nord Stream 1 verhinderte; RT DE berichtete fortlaufend.) Ungeachtet der Tatsache, dass drei Stränge der Nord-Stream-Pipelines zerstört sind, fordern die beiden US-Strategen, Sanktionen gegen die noch verbliebenen russischen Gaspipelines nach Europa zu verhängen, darunter auch Nord Stream 2. Denn die 2019 vom US-Kongress verhängten Sanktionen gegen diese jüngste Leitung laufen Ende des Jahres aus, falls sie nicht verlängert werden.


    "Die Chronik eines Jahrhundertskandals" – Wagenknecht über Nord-Stream-Enthüllungen


    "Die Chronik eines Jahrhundertskandals" – Wagenknecht über Nord-Stream-Enthüllungen






    Erhobener Zeigefinger aus Washington

    Mit scharfer Missbilligung wenden sich Herbst und Schmitt gegen die Politik des Ausgleichs mit Moskau, wie sie Gerhard Schröder und auch Angela Merkel betrieben. Selbst Olaf Scholz attestieren die FP-Autoren eine solche Haltung. Sie rechnen dabei mit der "Neuen Ostpolitik" ab, die Willy Brandt und andere eingeleitet hatten. Die beiden US-Experten denunzieren das Konzept "Handel und Wandel" – eigentlich "Wandel durch Annäherung" – als naiv gegenüber Moskau, sofern es nicht von "starker westlicher Abschreckung" begleitet werde. Inkriminiert werden von ihnen auch die Interessen der deutschen Wirtschaft, die "seit langem einen übergroßen Einfluss" auf die Berliner Politik ausübe. Wobei sie unterschlagen, dass es kaum Widerstand vonseiten deutscher Unternehmen gegen die seit 2013 immer zahlreicher gegen Russland verhängten Sanktionen gegeben hat. Herbst und Schmitt tadeln, ungeachtet der Befolgung der Washingtoner Sanktionswünsche, Berlin dafür, dass es sich zu selten von "Geschäften mit autoritären Staaten" durch "lästige Ablenkungen wie die nationale Sicherheit oder die Menschenrechte abhalten" lasse.

    Bloß keine Entspannungspolitik

    Ihre Abrechnung beziehen die US-Autoren nicht nur auf die Entspannungspolitik früherer Jahrzehnte ("Torheit"), die lediglich dazu gedient habe, mit "abgedroschenen Patentrezepten für Russland" die deutschen, "zunehmend schmutzigen Handels- und Energiebeziehungen" zu Moskau zu "verschleiern". Schröder wird einmal mehr vorgehalten, Nord Stream 1 auf den Weg gebracht zu haben und später für Gazprom und andere russische Energieunternehmen tätig gewesen zu sein.


    "Hollywood-Blockbuster": Nebensja spottet über Theorie zu Nord Stream-Sprengung



    "Hollywood-Blockbuster": Nebensja spottet über Theorie zu Nord Stream-Sprengung






    Merkel habe obendrein Nord Stream 2 durchgesetzt, obwohl das Sündenregister Russlands seinerzeit bereits angebliche Cyberangriffe auf den Bundestag, eine Serie von Morden in Europa und die Reaktion auf den Putsch von 2014 in der Ukraine umfasst habe. Zur Entschuldigung Merkels räumen sie ein, dass die Kanzlerin zwölf Jahre ihrer 16-jährigen Amtszeit in Koalitionen mit den "traditionell russlandfreundlichen Sozialdemokraten" verbringen musste, die – unter dem damaligen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (sei 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke) – den Verkauf der deutschen Gasspeicherinfrastruktur an Gazprom genehmigt hatten. Von Bundespräsident Steinmeier, dem früheren Außenminister, sagen sie rundheraus, er habe im Februar 2022 die Gelegenheit verpasst, wegen der vermeintlich "gescheiterten Russlandpolitik Berlins" zurückzutreten.

    Und Scholz habe, angeblich ohne Rücksicht auf die Ukraine-Krise, weiter an Nord Stream 2 festgehalten. Erst kurz vor Beginn der russischen Sonderoperation in der Ukraine habe Scholz die Betriebsgenehmigung der Leitung widerrufen – behaupten Herbst und Schmitt. Tatsächlich wurde die Inbetriebnahme der Pipeline von der neu ins Amt kommenden "Ampel"-Koalition seit dem Herbst 2021 kräftig ausgebremst, wobei sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) besonders hervortat. Eine Betriebsgenehmigung lag insofern nicht vor, weil Scholz und Habeck die Zertifizierung der Pipeline noch vor Beginn der russischen Militäroperation abgebrochen hatten.


    Ehemalige DDR drängt Scholz zur Aussöhnung mit Moskau





    Analyse

    Ehemalige DDR drängt Scholz zur Aussöhnung mit Moskau

    Unzuverlässiger Scholz





    Auch wenn der Kanzler im Februar 2022 doch noch die "Zeitenwende" verkündet habe, um der "russischen Bedrohung endlich die Stirn zu bieten", und Deutschland seither an zweiter Stelle hinter den USA bei den Waffenlieferungen, finanzieller und humanitärer Unterstützung für die Ukraine stehe, sei heutzutage nur noch wenig von den Versprechungen übrig. Zwar sei das Zwei-Prozent-Ziel der NATO erreicht, doch Berlin habe seine Militärhilfe für die Ukraine im Vergleich zum Vorjahr etwa auf die Hälfte reduziert. Scholz versuche bereits ein Jahr vor den nächsten Bundestagswahlen und aus Sorge vor dem Erstarken "kremlfreundlicher Parteien" bei den jüngsten Landtagswahlen im Osten, sich als "Friedenskanzler" zu inszenieren.

    Nicht nur die zurückgehende militärische Unterstützung für die Ukraine bereitet den US-Autoren Kopfzerbrechen. Sie wollen auch sicherstellen, dass Berlin künftig, obwohl es "in erstaunlich kurzer Zeit" Ersatz für die russischen Gaslieferungen habe beschaffen können, seine früher engen Wirtschaftsbeziehungen mit Moskau nicht wieder aufnehmen kann. Gerade im Energiesektor werde der Druck von Unternehmen in Deutschland auf Berlin zunehmen, sich wieder um günstiges Pipelinegas aus Russland zu bemühen.

    Interessen der USA

    Daher liege es im Interesse der Vereinigten Staaten und "aller Befürworter eines freien und friedlichen Europas", dass Deutschland nicht "zu seinen alten Russland-Tricks" zurückkehre. Und "glücklicherweise" seien die USA in der Lage, dies zu verhindern. So haben im US-Senat Mitglieder des Ausschusses für auswärtige Beziehungen vor kurzem einen Gesetzentwurf eingebracht, der die Sanktionen gegen Nord Stream 2 verlängern soll. Herbst und Schmitt gehen davon aus, dass die Verabschiedung des Gesetzes eher eine Formsache und bald vollzogen sein wird.

    Eine Wiederholung von Abmachungen mit den USA, wie sie die Regierung Merkel in ihrer Endphase zur Absicherung des Betriebs von Nord Stream 2 angestrebt hatte, dürfe es nicht geben. Die beiden Autoren diktieren Berlin via Foreign Policy ins Heft:

    "Die Ära der Vorherrschaft von Gazprom in Europa muss endlich vorbei sein, und weder die deutsche Wirtschaft noch die kremlnahen politischen Gruppierungen des Landes sollten dazu beitragen, den europäischen Frieden und die Stabilität erneut zu untergraben."

    Konzession gegenüber Berlin – welche sollten das gewesen sein? – dürfe die Regierung Biden nicht wieder beschließen. Denn es gebe keinen Grund zuzulassen, dass sich "bösartige russische Energieinteressen", vermittelt "über ihre Freunde in Deutschland", wieder in Europa "einschleichen". Und die Autoren fügen eine weitere Forderung an den künftigen US-Präsidenten an: Die amerikanische Europapolitik dürfe "nicht mehr so einseitig auf die Meinung Berlins hören". Wobei sie abermals die Belege schuldig bleiben, wann dies in den letzten Jahren der Fall gewesen sein soll.


    Medien: US-Marine war kurz vor Nord-Stream-Zerstörung mit abgeschaltetem Transponder am Tatort





    Medien: US-Marine war kurz vor Nord-Stream-Zerstörung mit abgeschaltetem Transponder am Tatort





    Ihre Befürchtung, Biden könne "jedoch einmal mehr Scholz' schlechtesten Instinkten entgegenkommen", indem er die Verlängerung der Nord-Stream-2-Sanktionen blockiere, falls der US-Kongress seinerseits die Sanktionen nicht fortschreiben würde, erscheint einigermaßen konstruiert. So fordern Schmitt und Herbst von Biden und Ben Cardin, dem Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des US-Senats, in den nächsten fünf Monaten, die "langfristige Sicherheit Europas" zu "stärken", "indem sie die Verlängerung der Sanktionen zulassen". Als ob daran der geringste Zweifel bestünde.

    Im Zuge der Fortschreibung der Sanktionen verlangen die beiden FP-Autoren zudem ein neues Gesetz, das es ehemaligen Politikern und Staatsbediensteten "ein für alle Mal" untersagt, "für russische Staatsunternehmen oder deren Tochtergesellschaften zu arbeiten". Washington solle "Druck auf Berlin ausüben, das Gleiche zu tun". Geschehe dies nicht, würden russische Interessen dafür sorgen, dass man "eine ganze Menge Handel ohne große Veränderungen in der Pipeline" habe.


    Mehr zum Thema - Alle hundert Jahre, wie ein Uhrwerk: "Operation Barbarossa 2.0"


    RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/nordamerika/221815-foreign-policy-usa-muessen-neue


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    Seite 173 von 809

    < 1 2 3 4 .. 10 .. 20 .. 30 .. 100 .. 140 .. 150 .. 160 .. 170 171 172 173 174 175 176 .. 180 .. 190 .. 200 .. 300 .. 400 .. 500 .. 600 .. 700 .. 780 .. 790 .. 800 .. 806 807 808 809 >